Das Gesez, betreffend Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher, hat zu langen Berathungen sowohl im Plenum als auch in der Kommission des Reichstages geführt. Die sozialdemokratische Fraktion erkennt in dem Kredit- und Sachwucher nur eine in den bestehenden Rechts- und Erwerbszuständen begründete Erscheinung. Das herrschende System vollzieht durch die Besteuerung nothwendiger Lebensmittel Tag für Tag die Auswucherung der Volksmassen. Die auf der privatfapitalistischen Ausbeutung begründete Produktionsweise äußert sich als eine Bewucherung der menschlichen Arbeitskraft und ist genau ebenso unfittlich und verwerflich, als der gewöhnliche Geldwucher.
Unser Standpunkt dem Gesetz gegenüber ist in der Kommissions: und Plenarberathung sehr eingehend begründet worden. Wir haben dem Gesetz zugestimmt, obschon wir die Hoffnung auf eine Gesundung der einschlägigen Verhältniffe innerhalb der heutigen Gesellschaft nicht theilen. Die vorgenommene Ergänzung bedeutet jedoch unstreitig eine Verbesserung des bestehenden Rechtszustandes, und aus diesem Grunde fonnten wir dem Gesetze unsere Zustimmung nicht versagen.-
betragen.
842 Millionen Mark
unmoralisch und bildet eine Ausnugung der wirthschaftlichen Ausnahme der Sozialdemokratie bei allen Parteien sehr start, I wurde im Gegensatz hierzu verlangt, die Militärkosten durch ZuMothlage des einen Theils der Vertragschließenden.- deshalb wurden die Verhandlungen hinter den Koulissen in schläge zur Einkommensteuer aufzubringen. fieberhafter Erregung weiter geführt, aber Alles vergeblich, für Neben der Erledigung der Militärvorlage war der lette den Antrag Huene fand sich keine Majorität. Bei Annahme Reichstag noch mit der Berathung von zwei Interpellationen des Huene'schen Vorschlages hätte eine Vermehrung der beschäftigt, von denen die erste den Ausfall der diesjährigen Friedenspräsenzstärke um rund 70 000 Mann stattgefunden. Die Manöver wegen der Noth an Streu und Futtermitteln verlangte. regelmäßigen jährlichen Ausgaben hierfür würden 55 Millionen Tem preußischen Kriegsminister galt in dieser Frage nur das Mark und die einmaligen Ausgaben 60 Millionen Mark betragen militärische Intereffe, welches nach seiner Ansicht durch den Aushaben. fall der Manöver geschädigt wird. Die Militärverwaltung Mit der Bewilligung des Huene'schen Anerbietens hätte wolle nach Möglichkeit den Bauern die Manöverlast erleichtern, das Militär- und Marine- Budget des Deutschen Reiches, nach fönne aber nicht auf die Manöver verzichten. Etwas entgegendem Etat 1893/94 berechnet, einschließlich der Penfionen und kommender maren die Ausführungen der bayrischen und der einmaligen Ausgaben des laufenden und des neuen Etats württembergischen Kriegsminister, während von allen Seiten des jährlich etwa Reichstages in Rücksicht auf die thatsächlich vorhandene Futternoth sehr energisch der Ausfall der Herbstmanöver gefordert wurde. Die zweite, von sozialdemokratischer Seite ausgehende Hierzu konnte sich das Zentrum nicht entschließen und wenn Interpellation, betraf das Verhalten des Polizeipräsidenten in seinen Reihen auch einige adlige Mitglieder gegen die ab- Feichter in Straßburg , der sich, nach Zeitungsmittheilungen, lehnende Haltung ihrer Fraktion rebellirten, die überwiegende Bürgern gegenüber Ausdrücke erlaubt hat, die, wenn der Bericht Mehrheit blieb fest und damit war das Schicksal der Militär- der Wahrheit entspricht, ebenso brutal als schamlos find. Bei vorlage entschieden. Am 6. Mai d. J. fand, nachdem zunächst Besprechung dieser Interpellation wurde die Reichsregierung, die Regierungsvorlage abgelehnt war, die namentliche Abstim welche den Verlauf der gerichtlichen Untersuchung des Vorfalles Dem Gesetz gegen den Verrath militärischer Geheimnisse hat mung über den Antrag Huene statt und ergab auch dessen Ab- abzuwarten gewillt ist, von verschiedenen Seiten dringend aufdie sozialdemokratische Fraktion nicht zugestimmt. Obschon in lehnung mit 210 gegen 162 Stimmen. Unmittelbar nach diesem gefordert, der Mißwirthschaft in Elsaß- Lothringen ein Ende der Kommissionsberathung eine nicht unbedeutende Milderung Beschluß wurde der Reichstag aufgelöst. zu machen und die neuen Reichsbürger von dem sogenannten der von der Regierung vorgeschlagenen Bestimmungen des Ge- Am 15. Juni fanden die Neuwahlen statt. Es ist hier nicht Dittaturparagraphen und den sonstigen Knebelungsgesetzen zu fetes erfolgt ist, lag für die Fraktion fein Grund vor, von der Ort, über die Art, in der seitens der gegnerischen Parteien befreien. ihrer ablehnenden Haltung Abstand zu nehmen. Der Verdacht der Wahlkampf geführt worden ist, weitläufig zu sprechen. Die Dem neugewählten Reichstag fällt die Aufgabe zu, für liegt nahe, daß späterhin als militärische Geheimnisse" alle zahlreich eingegangenen Proteste legen Zeugniß davon ab, in Deckung der durch die Heeresverstärkung bedingten Kosten zu Verfügungen und Erlasse bezeichnet werden, die zwar nicht für welch brutaler und nichtswürdiger Weise auch bei den letzten sorgen. Die nächste Session wird nach dieser Richtung hin leb die Deffentlichkeit bestimmt, dieselbe jedoch auf das Allerleb- Wahlen das industrielle und agrarische Unternehmerthum seine hafte Kämpfe bringen, deren Ausgang uns jedoch nicht zweifelhafteste intereffiren, wirthschaftliche Uebermacht mißbraucht hat, um den Volkswillen haft ist, und die mit einer vermehrten Belastung der Arbeiter Wir erinnern nur an die entsetzlichen Soldatenmißhandlungen, zu fälschen. Die Wahlfreiheit und das Wahlgeheimniß ist an flasse endigen werden. Der sozialdemokratischen Fraktion ist an die geradezu ungeheuerlichen Strafurtheile von Militärge vielen Orten durch Vergewaltigung der Wähler aufgehoben wor- ihre Aufgabe im Reichstage durch unser Programm gewiesen. richten, um den Beweis zu liefern, wie gefährlich es ist, den den und in brüderlicher Eintracht haben Junker, Pfaffen und Zielbewußt auf dem Boden des Klassenkampfes verharrend, Veröffentlichungen solcher Vorkommnisse Schranken zu ziehen. Fabrikanten alles aufgeboten, um im Interesse der besitzenden führt die Sozialdemokratie auch im Parlament den Kampf gegen Für die Verfolgung von Hoch- und Landesverrath, Verrath Klassen die Sozialdemokratie zurückzudrängen. die heutige Gesellschaft unter der Parole: Nieder mit dem von Festungsplänen u. 1. w. bietet das, Strafgesetzbuch wahrlich Was in Flugblättern und in den Tagespressen an Gemein- Militarismus. Nieder mit dem Kapitalismus . Wie wir die Handhaben genug und bedarf keiner Ergänzung. Die Gesetz heiten gegen unsere Partei geleistet worden ist, spottet jeder Be- Wahlbewegung einzig in den Dienst unserer prinzipiellen gewordenen neuen Bestimmungen sind nach unserer Ansicht schreibung. Nicht mit sachlichen Ginwendungen gegen unsere Agitation stellen, so auch die parlamentarische Thätigkeit der außerordentlich schädlich, kennzeichnen sich als ein Attentat auf Prinzipien ist der Kampf gegen uns geführt worden, ebensowenig Fraktion. Die Sozialdemokratie ist und bleibt die unversöhndas Restchen Preßfreiheit , das wir besitzen, und erschweren die war unfer Programm und dessen Forderungen Gegenstand der liche Feindin der bürgerlichen Gesellschaft, sie hört nicht eher öffentliche Besprechung der wichtigsten Volksintereffen. Aus feindlichen Angriffe, nein, mit frechen Lügen, niederträchtigen auf zu kämpfen, bis der Arbeiterklasse die politische Macht diesen Gründen haben wir gegen das Gesetz gestimmt. Verleumdungen und persönlichen Beschimpfungen haben die erobert, bis die Klassenherrschaft gestürzt, die kapitalistische Die Forderungen für die Weltausstellung in Chicago haben bürgerlichen Parteien den Wahlkampf geführt und zum Theil ihre Wirthschaftsordnung beseitigt ist.- wir bewilligt und auch den übrigen für Kunst und Wissenschaft Siege gegen die Sozialdemokratie erfochten. sowie für sonstige Kulturzwecke bestimmten Ausgaben unsere Bu ftimmung nicht versagt. Dem Gefeße, betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung haben wir zugestimmt, weil dasselbe im Verkehrsinteresse nothwendig war und sich für das Bublifum als nüglich erweisen wird.
Auch dem Gesetz, betreffend Abänderungen der Militärpenfionsgesetze, des Reichsbeamtengesetzes und des Gesetzes über den Reichsinvalidenfonds haben wir feinen Widerspruch entgegengefeßt, weil durch dieses Gesetz die Pensionsverhältnisse der Militärinvaliden in einer den jezigen Lebensbedürfnissen etwas beffer entsprechenden Weise geregelt werden.
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Die Hauptwahlen brachten uns einen Stimmenzuwachs von ungefähr 350 000 Stimmen gegen die Wahl vom Jahre 1890, und gingen wir mit etwa 1 800 000 Stimmen als die weitaus stärkste Partei in Deutschland aus dem Wahlkampfe hervor. Die im ersten Ansturm errungenen 24 Mandate vermehrten sich durch die Stichwahlen, bei denen der gesammte„ Ordnungsbrei" in geschlossener Phalang gegen die Sozialdemokratie stand, auf 44 Mandate. Die sozialdemokratische Partei hat, entsprechend ihrer prinzipiellen Stellung, in der Wahlbewegung nicht nur für die wiederholte Verwerfung der Militärvorlage agitirt, sondern die sozialdemokratischen Stimmzettel sind zugleich der lebendige Die zur Deckung der Kosten für die Militärvorlage in Aus: Protest der deutschen Arbeiterklasse gegen die bestehende Gesellficht genommenen Steuervorlagen find nur in erster Lesung beschaftsordnung, die unzweideutige und bestimmte Forderung auf rathen worden. Die Fraktion hat in scharfer Kritik der vor- Beseitigung des kapitalistischen Wirthschaftssystems.- geschlagenen Belastung der Besitlosen durch die Brau- und Brannt- Ueber den zur Regierungs- Wahlparole gemachten Huene'schen weinsteuer gegen die Vorlagen Stellung genommen. Der Prozent Militärvorschlag haben die deutschen Wähler ein vernichtendes und Profitpatriotismus der besigenden Klassen ist auch gelegent- Verdikt abgegeben. lich der Diskussion dieser Vorlagen an den Pranger gestellt worden. Die nimmersatten Großgrundbefizer, welche neben der Reichstasse jährlich Millionen durch die Agrarzölle aus der Arbeiterklasse berauspressen, wurden aufgefordert, die Kosten der Militärvorlage, die ihren Söhnen die Offiziere stellen schafft, durch Verzicht auf die 42 Millionen Mark der Branntweinliebesgabe, aufzubringen Die Börsensteuer gegen welche die Sozialdemokratie als Steuerobjekt gar keine Einwendungen macht fand bei uns des Zweckes der Verwendung wegen feine Zustimmung. Alle drei Gesetze blieben in der Kommission stecken und werden ihre Auferstehung erst im Herbst feiern.
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Parteinachrichten.
Die Stimmen, welche für die der Heeresverstärkung gegnerischen Parteien am 15. Juni abgegeben worden sind, überwiegen bei weitem die Zahl derjenigen Stimmen, welche den militärwüthigen als im Befürwortern der Vorlage zufielen.
Die durch die Hauptwahlen deutlich zum Ausdruck gekommene Entscheidung der Wähler ging dahin, das Volk vor neuen Blutund Gutsteuern zu schüßen, dem Militärmoloch keine weiteren Opfer zu bringen.
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Zur Naturgeschichte der Polizei in Frankfurt a. M. bringt die„ Boltsstimme" einen drastischen Beitrag. Seit drei Jahren, schreibt unser Frankfurter Parteiblatt, fonnten die Arbeiter in Rödelheim fein Versammlungslotal mehr erhalten; sämmtliche Wirthe erklärten, sie würden gemaß regelt, wenn sie ihre Räume zu diesem Zweck hergäben. Auch der Gesangverein" Immergrün" kann in Rödelheim fein Lokal mehr bekommen, weil alle Wirthe Maßregelungen befürchten. Der Verein muß seine Gesangstunden in Bockenheim abhalten. Ebenso ergeht es den Mitgliedschaften der Gewerisorganisationen. Im Februar laufenden Jahres gelang es den Arbeitern in Rödel heim , ein Privatlokal zu miethen, den Saal Bum Hessischen Hof". In dem Anwesen befand sich früher eine Wirthschaft; unbenutzt leer, der Saal stand aber seit Jahren unbenutzt bas vergangenen Jahre ein Bürger Haus zum Wirthschaftsbetrieb miethen wollte, wurde die Konsession verweigert mit der Motivirung, es sei tein Bedürfniß vorhanden. Das betreffende Haus gehört mehreren Erben, die den Miterben Herrn Azert, gegenwärtig EisenbahnStationsverwalter in Nordhausen , zum Verwalter bestimmt haben. Des Volkes Wille fand im Reichstage teine Beachtung, und Diefer vermiethete den Saal an Herrn A. Wolf, welcher nun wiederum wurden die Interessen der Steuerzahler dem Militarismus seit Anfang März d. J. Versammlungen daselbst abhalten ließ. geopfert. Am 4. Juli trat der neue Reichstag zusammen, um durch Die Polizei verlangte sofort verschiedene Aenderungen, die Während des Verlaufs der Session betheiligten sich die die Thronrede zu erfahren, daß er nichts anderes zu thun habe, als theilweise auch den Sicherheitsvorschriften entsprechend ausgeführt jozialdemokratischen Abgeordneten rege an den Beratbungen über die Militärforderung der Regierung zu bewilligen. In wenigen werden mußten, während andere Anforderungen durchaus zwecklos die Berichte der Wahlprüfungskommission. Die in früheren Sigungen entledigte sich der Reichstag dieser Aufgabe, und schon erschienen. Alle diesbezüglichen Aufforderungen richtete das Sessionen beschlossenen Erhebungen über die Wahlprotefte tamen am 15. Juli fonnten die Voltsvertreter einige davon für ihre Frankfurter Polizeipräsidium aber nicht an den derzeitigen zur Erledigung und es wurde hierbei ein solches Maß von hervorragende Leistungen für die Bewilligung der nach dem Bächter, obgleich dieser verschiedene Mal darum ersuchte, sondern Niederträchtigkeit und Gemeinheit, welches das seine ökonomische früheren Huene'schen Antrag umgearbeiteten Vorlage mit hohen an den Verwalter Herrn Ayzert in Nordhausen und Uebermacht ausnutzende Unternehmerthum bei den Wahlbeein- Orden geschmückt wieder nach Hause gehen. Die, das forderte ihn dabei auf, zu verbieten, daß sozialdemokratische flussungen verübt hatte, enthüllt, daß es selbst der Bourgeois- stehende Heer im Frieden um 70 000 Mann verstärkende Militär- Versammlungen in seinem Saal abgehalten werden. Es mußte Majorität zu viel wurde und dieselbe zur Kassirung einiger vorlage, bei deren Besprechung von Berathung war feine eine Thürversetzung und einige andere Schreinerarbeiten Wahlen gelangte. So wurde z. B. das Mandat des Abgeordneten Rede. mehr unsere Redner noch einmal alle für unsere prin- gemacht werden, deren nicht unerhebliche Kosten von Herrn Wolf Möller, welcher zur Verschlechterung der Gewerbeordnungsnovelle zipielle gegnerische Stellung maßgebenden Gesichtspunkte hervor resp. den Rödelheimer Genossen gedeckt wurden. Im Hochsein redlich Theil beigetragen und drei Jahre lang ungestört hoben, wurde in der entscheidenden Gesammtabstimmung mit sommer dieses Jahres wurde von ihm verlangt, daß ein Schorn Der die Bänke des Reichstages geziert hat, von der Wahlprüfungs- 201 gegen 185, also mit einer winzigen Majorität von 16 Stimmen, itein aufgeführt und ein Sicherheitsofen gesetzt werde. Tommission wegen unerhörter Beeinflussungen für ungiltig erklärt. angenommen. Wie viele von diesen 16 Mandaten im Laufe der Schornstein wurde gebaut. Im August wurde dem Verwalter Tem Verdikt des Reichstages entzog sich dieser Vertreter der Legislaturperiode noch für ungiltig erklärt werden müssen, bleibt in Nordhausen von dem Polizei- Präsidenten mitgetheilt, daß er Großindustrie dadurch, daß er unmittelbar vor dem Beschlusse abzuwarten. Thatsache ist, daß die meisten Wahlproteste fich eine Geldstrafe von 100 M. zu zahlen habe, wenn binnen des Reichstages sein Mandat niederlegte. Das Mandat des gegen die Wahl von Abgeordneten richten, welche am 15. Juli einigen Tagen der Ofen nicht gesetzt werde. Das im Abg. von Reden, bei dessen Wahl ein Oberbergrath ungefeßlichen für die Militärvorlage gestimmt haben. Hochsommer so unentbehrliche Möbel wurde beschafft. Herr Einfluß auf Bergleute ausgeübt hatte, wurde noch in der letzten Inzwischen war dem Reichstage auch die Rechnung für die gert schickte damals wegen dieser dringenden Angelegenheit Reichstagsfißung für ungiltig erklärt. Die Initiativanträge auf neue Boltsbelastung präsentirt worden. Dieselbe bestand in sogar ein Telegramm aus Nordhausen ! Sicherung des Wahlgeheimnisses, sowie auf Entschädigung für einem Nachtragsetat für das Etatsjahr 1893/94, in welchem zur unschuldig erlittene Untersuchungs- und Strafhaft unterstützten Deckung der durch die Heeresverstärkung verursachten Kosten die wir und begründeten diefelben mit den bereits im vorjährigen Summe von Bericht dargelegten Erwägungen. Das Antragsbündel, welches
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71 282 547 Mark
Unsere Genossen wollten nun noch einiges Weitere zur Her stellung des Saales im Innern anwenden. Das Gebäude be= durfte aber auch von Außen einiger Ausbesserungen, was sich besonders bei Regenwetter sehr bemerklich machte, und die Kosten hierzu sollte der Eigenthümer übernehmen. Auf ein dies bezügliches Schreiben an Herrn Agert gab dieser nachstehende Antwort:
die ultramontan konservativen Sozialpolitiker dem Reichstage gefordert werden. Dorlegten, fand bei uns feine Gegenliebe. Befähigungsnachweis, piervon sind als dauernde Ausgaben, für die Zeit vom Regelung des Hausirgewerbes, Organisation des Handwerker- 1. Oktober d. s. bis 31. Wurz 1894 berechnet, 28 221 848 M. standes, Regelung des Lehrlingswesens, sowie den Ausbau der auf die Matritularbeiträge der Einzelstaaten verwiesen, während Nordhausen , den 10. September 1893. Innungen können den in wirthschaftlicher Noth befindlichen Hand zur Deckung der mit der Armeevermehrung verbundenen einSerrn A. Wolf, Rödelheim. wertern und Kleingewerbetreibenden nichts nugen. maligen Ausgaben 48 060 699. durch eine Anleihe beschafft Das königliche Polizei- Präsidium hat bei meiner Diefe in unaufhaltsamem Niedergang begriffenen Mittel- werden sollen. Bon der Art der Aufbringung der Kosten vorgefeßten Behörde Klage darüber geführt, daß ich die schichten der Bevölkerung sind gleich der Arbeiterklasse das Opfer war im legten Reichstage nur andeutungsweise die Rede. Abhaltung sozialdemokratischer Versammlungen des Kapitalismus und werden von dem Großbetrieb verschlungen. Diejenigen Abgeordneten, welche sich ihr Mandat unter der Ver- in dem Sale( Rödelheim , Alexanderstr. 16) gestatte. Dagegen helfen feine mittelalterlich- reaktionären Quacksalbereien, sicherung, die Militärvorlage erst nach Feststellung der Deckungs- Ich kann als föniglicher Beamter Versammlungen dieser sondern nur die flare Erkenntniß, daß bei der rapiden Ent- mittel zu bewilligen, erobert hatten, ließen sich bereitwillig von Art nicht zugeben, und untersage hiermit von heute an jede wicklung der bürgerlichen Gesellschaft das Handwerkerthum und der Regierung auf den Herbst vertrösten. Der Reichskanzler, der weitere Benuzung des Saales in dieser Weise, da ich sonst die Kleingewerbe immer schneller profetarifirt werden muß, und daß sich in allgemeinen Redewendungen über die zur Deckung noth- schlimmsten Folgen für meine Person zu tragen seine Rettung nicht in der Galvanisirung veralteter Formen, wendigen Steuern äußerte, sicherte sich die Stimmen der Kon- haben würde. sondern in der Beseitigung der Ursachen seines Niedergangs fervativen und Antisemiten damit, daß er versprach, das land- Das Miethverhältniß betrachte ich somit als aufgehoben liegt. wirthschaftliche Gewerbe von jeder neuen Steuer frei zu lassen. umsomehr, da ich außer Stande bin, die weiter erforderlichen Wenn die sozialistische Organisation unsere heutigen Hand- Herr Dr. Miquel, dessen Biographie sich mit der Ueberschrift: baulichen Aenderungen vorzunehmen, wozu u. a. auch die Herwerker und Kleingewerbetreibende auch nicht als Stand aufrecht Vom Kommunisten bis zum Agrarier" schmücken läßt, ist zum stellung eines Noth- Ausganges gehört, der auf keinen Fall durch erhalten wird, die volle Befriedigung ihrer Lebensbedürfnisse ist Reichsfinanzdoktor auserforen. Er wird dem Reichstage in der den tiefer gelegenen Hof geführt werden darf. Ihre für Aufihnen gleich allen für das Gesammtwohl thätigen Gesellschafts- tommenden Seffion ein Steuerbouket überreichen, welches die führung des Schornsteins 2c. gehabten Auslagen wollen Sie mir gliedern gesichert. Soweit die Anträge des Zentrums und der Konser Wünsche des Reichskanzlers und der Konservativen vollkommen baldgeft. mittheilen.- Das Haus tommt in kürze zum Verkauf. vativen Partei zur Beschlußfaffung gelangten, haben wir gegen die befriedigt. Daß der preußische Finanzminister es versteht, die„ nothAchtungsvoll felben gestimmt, weil wir nicht gewillt find, Bauernfang zu treiben leidende Landwirthschaft" d. h. den Großgrundbesiz zufrieden zu und den Leuten Sand in die Augen zu streuen, sondern viel- machen, hat er durch die preußische Steuerreform bewiesen, welche mehr unsere Aufgabe darin erblicken, durch Aufklärung und mit der Ueberweisung der Grund- und Gebäudesteuer den" armen" Belehrung das Handwerkerthum zur Erkenntniß seiner Lage Großgrundbefißern eine neue Liebesgabe zuwendet. zu bringen und damit zu bewirken, daß die verfinfenden Mittel- Herr Miquel ist viel zu flug, um nicht zu wissen, daß aus schichten in dem Kampfe um ihre Befreiung aus dem Joche des Luxussteuern" nicht viel berauszuschlagen ist, und daß auch die Rapitalismus ihren Platz in den Reihen der Sozialdemokratie Börsensteuer" nicht im stande ist, den Geldbedarf des MilitärEine andere Nachricht kann ich Ihnen nach Lage der Vereinnehmen. molochs zu decken. Er wird also Steuern schaffen, welche da hältnisse unmöglich zufommen lassen. Sobald die mit den Grben Währenddem das Plenum des Reichstages mit den vor er seine neuen Freunde, die Agrarier, schonen muß haupt schwebenden Verhandlungen wegen Tilgung einer auf dem stehend bezeichneten Berhandlungen beschäftigt war, hatte die fächlich die breiten Boltsmassen belasten und bei denen ent- Haufe ruhenden Schuld geordnet sind, geht dasselbe spätestens Militärtommiffion monatelang getagt, ohne zu einer Ber - sprechend dem Steuerprinzip der herrschenden Klassen, die Riemen am 1. November d. J. in den Besitz des Gläubigers über. ständigung zu gelangen. Nachdem es sich herausgestellt hatte, für die Steuertasse aus der Haut der arbeitenden Bevölkerung Ich ersuche Sie daher wiederholt und dringend, keine Verdaß für die Regierungsvorlage eine Majorität nicht zu er geschnitten werden. fammlungen mehr in dem Saale abzuhalten, da nicht die Erben, zielen war, erklärte der Reichsfanzler, die Regierung würde sich Charakteristisch für die Auffassung, welche die konservative sondern ich die größten Unannehmlichkeiten in diesem auch mit einer Heeresverstärkung, wie sie der Antrag Partei von einer gesunden Finanzwirthschaft" hat, war das Ver- Falle zu gewärtigen hätte. Don Huene in Aussicht stellte, begnügen. Ja der Reichskanzler langen, die gesammten Kosten der neuen Militärvorlage, auch die Das Miethsverhältniß würde ja ohnedies auch durch den ging fogar soweit, den Antrag Huene zur Wahlparole der regelmäßig wiederkehrenden Ausgaben, zunächst für das laufende Besizwechsel am 1. November d. 3. gelöst sein. Achtungsvoll Regierung zu machen. Die Furcht vor der Auflösung war mit Steuerjahr durch eine Anleihe aufzubringen. Von unserer Seite Azert.
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Abert, Kgl. Eisenb. Mat.- Verwalter. Da nun Herr Wolf den Saal auf 3 Jahre gemiethet hatte, so erklärte er Herrn Ayert, daß er auf dem Miethsvertrag bestände; da der Saal ja eben nur als Versammlungslokal einen Zweck für uns haben konnte. Herr Azert schrieb hierauf unter dem 18. September: