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Nl. 151. 29. Zahrgasg. L KeilU des jMmätts" Dl« DcksdlM DIMlijl, 2. Inli 1912. Zur Hendtrung des örganilatlons- Statutes. In Lier Artikeln behandelt in derBremer Bürgerzeitung" Konrad Hönisch den Entwurf des neuen Organisationsstatutes der Gesamtpartei. Genosse Hönisch kommt in seiner des reichhal- tigen historischen Materials wegen sehr lesenswerten Artikelserie zu einer Ablehnung der entscheidenden Punkte des Entwurfs. Einzig der Erhöhung des Monatsbeitrages steht er nicht ablehnend gegenüber, wenn ihm auch die Einführung eines einheitlichen Wochenbeitrages von 10 resp. S Pf. sympathischer erscheint. Ueber die Beschrönkung des Rechtes unserer Reichstagsabgeord- neten, mit Sitz und Stimme an den Beratungen des Parteitages teilzunehmen, schreibt Hönisch: .... Es muß der Gefahr vorgebeugt werden, daß der eine oder der andere unserer Parlamentarier sich ganz in das Getriebe des bürgerlichen Parlamentarismus einkapselt. Er muß mit dem geistigen Leben der Partei und den in ihr herrschenden Stimmungen, wie sie sich gerade auf den Parteitagen dokumentieren, stets in engster Fühlung bleiben. Durch eine bloße Delegation der Fraktion würde das aber durchaus nicht erreicht. Setzen wir doch nur einmal den ja sehr nahe liegenden Fall, der Parteitag dieses Jahres in Chemnitz empfinde das lebhafte Bedürfnis, sich etwa mit den Ge- nassen N o s k e und S ü d e k u m wegen ihrer Haltung in der Budgetkommission zur Frage der Chinakredite recht gründlich zu unterhalten oder er fühlte etwa das Bedürfnis, den Genossen Dr. L a n d s b e r g zur Rechenschaft zu ziehen wegen seiner diszi- plinwidrigen und auch sonst völlig ungehörigen monarchistischen De- monstration am Schlüsse der jüngsten Reichstagstagung. Wer garantiert nun aber dafür, daß gerade diese Genossen zur Fraktionsdelegation gehören würden, falls solche Bestimmung heute schon in Kraft wäre? Und derartige Fälle würden sich jedes Jahr ereignen! Daß der Parteitag solche Abgeordnete, die er vor sein Forum zu ziehen wünscht, etwa selbst im letzten Augenblicke durch besonderen Beschlutz telegraphisch ladet, ist natürlich kein brauch. barer Ausweg und ließe sich auch keineswegs immer praktisch er- möglichen. Also: mit der Delegation ist es nichts! Run aber die Kehrseite der Medaille! Daß bei der heutigen Stärke der Fraktion mit der Gefahr einer Ueberschwemmung des Parteitages durch Reichstagsabgeordnete gerechnet werden mutz, ist gar nicht zu bestreiten." Genosse Hönisch erörtert nun das Stärkeverhältnis der Reichstagsfraktion auf den verschiedenen Parteitagen und fährt dann fort: Eine ideale Lösung aller hier vorliegenden Schwierigkeiten ist schlechterdings nicht zu sinden. Und so bleibt uns denn nichts anderes übrig, als unseren schon 1905 gemachten Vorschlag, der da- mals allerdings keine Gegenliebe fand, zu wiederholen: man ge- währe der Fraktion nach wie vor auf den Partei- tagen das Sitzrecht, nehme ihr aber das Stimm- recht auch in allen nichtparlamentarischen Fragen. Dadurch würde das eine erzielt werden, daß wenigstens in den Abstimmungen nicht die große Stimmenzahl der Fraktion?- Mitglieder den Ausschlag nach der einen oder nach der anderen Seite hin geben könnte. Wie gesagt: wir wissen selbst, daß dieser Vorschlag, in dem na- türlich keinerlei Mißtrauensvotum gegen die Fraktion liegen soll, keine ideale Lösung der höchst komplizierten Frage darstellt. Nach Abwägung alles Für und Wider erscheint er uns aber doch als der zurzeit geeignetste Ausweg." Ueber den die Neuregelung der Kontrollkommission behandelnden Z 23 heißt es: Wenn die Kontrollkommission auch Beschwerdeinstanz bleiben soll für Beschwerden gegen den Parteivorstand, die auch aus seinem Aufsichtsrecht über die Haltung der Parteipresse erwachsen, so läßt doch die neugewählte Fassung, daß die Kontrollkommission künftig nur nochdie Verwaltung des Parteivorstandes" kontrollieren soll(während es früher hieß, daß ihre Aufgabedie Kontroi- lierung des P a rteivorstandes" sei) so läßt, sagen wir, diese neue Fassung doch keinen anderen Eindruck aufkommen als den, daß es auf eine Äeschneidung der bisherigen kleines feuilleton- Hermann Cohen . Am 4. Juli feiert H. Cohen , Professor der Philosophie an der Universität Marburg , seinen 79. Geburtstag. Was uns an Cohen sympathisch berührt, ist vor allem die Menschen- liebe, die sein System wie seine Persönlichkeit durchglüht. Mutz die Humanität nicht notwendig zum Sozialismus führen? Ist es nicht auch die Liebe zur Menschheit gewesen, die Marx begeistert hat, den Kampf gegen die Gebrechen der Zeit aufzunehmen? Es ist das Problem des Arbeiters, dem sowohl in der Ethik wi« in der Aesthetik Cohens eine zentrale Bedeutung zukommt. In seiner Ethik des reinen Willens hat er die Grundbegriffe der Rechts-, Staats- und Wirtschaftslehre einer tiefgründigen Kritik unterzogen. Die Probleme des Eigentums, des Kapitals, des Warenverkehrs: sie alle komplizieren sich bei ihm im Problem des Lohnarbeiters. Im Problem des Arbeiters ist die Menschen- würde in Frage gestellt. Nur hier kann die Zerrissenheit unserer Kultur zur Gesundung gebracht werden. Cohen stellt die Theorie Savignys, die heute noch allgemein anerkannt wird, vonder Ob- ligation als einem Verhältnis der Herrschaft über eine einzelne Handlung der fremden Person" in ihrer ganzen unsittlichen Kultur- und Menschenfeindlichkeit bloß. Der Eigentümer erlangt die Herrschaft über eine isolierte Handlung und wird damit tat- sächlich zum Eigentümer der Persoy. Das ist der Verlauf in der Geschichte der Obligation, der Herrschaft über eineeinzelne Hand- lung der fremden Person von dem Stande de? Sklaven ab durch alle Stufen und Formen der Leibeigenschaft hindurch bis zum modernen absoluten Arbeiter". Diese Herrschaft, die auch heute noch den Sinn des Arbeitsvertrages bildet, wie er von feiten der Arbeitgeber aufgefaßt wird, hat ihren Grund eben in dem Faktum des Eigentums. Die Rettung und die Befreiung des Arbeiters zu freiem Menschentum und die Zügelung des Eigentums kann nur durch die Genossenschaft, durch die Sozialisierung der Wirtschaft geschehen. Die Genossenschaft ist der Grundstein der Cohenschen Ethik und Rechtsphilosophie. Nur sie kann vor den falschen Gemeinschaften, wie sie in Rasse, Volk oder Nation existieren, schützen und das Eigentum den Anforderungen der Oekonomie gemäß behandeln. Bon diesem Geiste echter Menschenliebe ist auch die Aesthetik Cohens getragen. Durch das Mittel der Kunst soll für die Huma- nität ein allgemeiner Ausdruck gefunden werden. Diese Forde- rung wird besonders brennend in der Baukunst. Nicht nur die Trennung zwischen dem Sakral- und dem Profanbau muß hin- fällig werden; anstößig und ein Hohn auf diese Forderung der Humanität, die von der Aesthetik gefördert wird, ist die moderne A r b e i te r Wohnung, die Wohnung, die für den Arbeiter gerade gut genung ist.Mag selbst eine dem Prunk entsagende Einfach- heit zur allgemeinen Regel des Wohnbaus werden, so wird um so homogener der Bau aller öffentlichen Anstalten, der Verwaltung, wie der Lehrpflege, dem Sakralbau zur Seite treten. In dem allgemeinen Wohnhaus für die Allheit der Menschen wird die Allheit des Raumes eine neue Bewährung erlangen. Und damit erst wird die wahrhafte Hygiene in Kraft treten, die wahrhaftigste Sorge und Liebe für die leibliche Wohlfahrt des Menschen in ihrer Einheit Mit seiner Seese, für dir einheitliche Natur des politischen Aufsichtsrechte der Kontrollkommission über den Parteivorstand abgesehen ist." In seinem vierten Artikel kommt Genosse Hänisch nach einer Darstellung der verschiedenen Ursachen, die zur Forderung des Parteiausschusses geführt haben, über den Ausschuß zu folgendem Urteil: Schwierigkeiten könnten sich ergeben aus der in dem neuen Statutenentwurf enthaltenen Unklarheit über die politischen Kompetenzen des Parteiausschusses; diese sind in dem Eni- Wurfe keineswegs scharf abgegrenzt uiid die Gefahr ist deshalb nicht von der Hand zu weisen, daß der neue Parteiausschuß gelegentlich in die bisher den Parteitagen vorbehaltene Entscheidungs- sphäre hinübergriffe; daraus könnten sich dann allerlei unliebsame Friktionen" entwickeln. Einkleiner Parteitag" wäre ja, wenn er, wie vorgesehen, mit dem Parteivorstande zusammen tagt, der neue Parteiausschutz ja sowieso: die Körperschaft würde, schon bei der heutigen Besetzung des Parteivorstandes zusammen aus dreiundvierzigPersonen bestehen eine Zahl, die jeden- falls der Beweglichkeit und schnellen Entschluß- kraft der obersten Parteibehörde nicht gerade zuträglich wäre. Ganz davon abgesehen, daß statutengemäß, wie gesagt, der Partei- ausschuß nur alle Vierteljahre zusammentreten soll, daß also die Gefahr vorliegt, daß wichtige politische Entscheidungen vom Partei- vorstände bis zum nächsten Zusammentreten des Parteiausschusses hinausgeschoben werden. Häufige außerordentliche Sitzungen des Ausschusses verbieten sich bei den meist sehr großen Entfernungen von Berlin schon der hohen Kosten wegen.... Jedenfalls: das, worauf es im vorigen Jahre vor und bei den Jenenser Debatten ankam, die politische Beweglichkeit des Parteivorstandes zu erhöhen, das erfüllt der Re- organisationsentwurf durchaus nicht seine Verwirklichung könnte praktisch viel eher das gerade Gegenteil mit sich bringen. Unter diesen Umständen hielten wir es für geboten, auf einen dritten im vorigen Jahre laut gewordenen Vorschlag zurückzugreifen, auf jene Anregung, die unmittelbar vor dem Jenaer Parteitage der Genosse Ledebour imHalleschen Volks blatt" gab. Dieser Vorschlag, dessen von Ledebour damals beabsichtigte sofortige, wenn auch nur provisorische Verwirklichung im vorigen Jahre aus Mangel an Zeit zur Vorberatung und an anderen äußeren Um- ständen scheiterte, ging dahin, dem Parteivorstand eine Art poli- tischen Beirat an die Seite zu stellen, den der Parteitag aus der Reihe der in Berlin und seiner näheren Umgebung ansässigen bekannten Genossen(Parlamentariern, Redakteuren, Schrift- stellern usw.) zu wählen hätte. Dieser politische Beirat dürfte na- türlich nicht, wie der jetzt vorgeschlagene Ausschuß, nur alle Viertel- jähre einmal zusammentreten, er müßte vielmehr an allen nicht rein geschäftlichen Sitzungen des Parteivorstandes teilnehmen und er müßte weiter selbstverständlich auch Beschlußrecht haben. Es wäre unseres Erachtens sonst durchaus am Platze und läge jedenfalls auch im Sinne des damaligen Ledebourschen Vorschlages, wenn der Parteitag etwa sonst einen hervorragenden Gewerkschafts- Vertreter in diesen Ausschutz hineinwählte, da in den kommenden großen politischen Kämpfen der Arbeiterklasse zweifellos auch gerade den Gewerkschaften eine hervorragende Rolle zufallen wird.... Neben dem politischen Beirat lasse man, um die durchaus not- wendige Verbindung des Parteivorstandes mit den Personen im Lande aufrecht zu erhalten, ruhig die bisherigen informatorischen Sekretäre, Redakteur- und Geschäftsführerkonferenzen fortbestehen, berufe sie auch bei ähnlichen Anlässen, wie eS etwa das Stichwahl- abkommen vom letzten Januar war. nach Möglichkeit zusammen und baue die ganze Einrichtung noch weiter statutarisch aus." Die Gegensätze In der Ichmdllchen Partei. Vom Zentralvor stände des schwedischenSozial- demokratischen JugendverbandeS" ist uns eine sehr umfangreiche Zuschrift zugegangen, die sich mit den ArtikelnDie politische Lage in Schweden " in den Nunrmern 135 und 136 des Vorwärts" beschäftigt. Wir müssen uns aus Raumrücksichten darauf Menschen."Dann wird es als eine beleidigende Phrase der Selbstbespiegelung erkannt werden, daß im Gotteshause alle Men- schen gleich seien." Freilich, bevor dies« Stufe der Kultur erreicht werden kann, mutz die Sozialisierung schon wesentliche Fortschritte gemacht haben. Cohen hat so dem jüdischen Monotheismus und MessianismuS eine ethische Vertiefung, eine soziale Ausdeutung gegeben. Cohen verläßt Ende dieses Semesters Marburg , wo er mit außergewöhnlichem Erfolg als akademischer Lehrer tätig war. Die Arbeiten zur Vollendung seines Systems machen diesen Schritt erforderlich. Er mag erleichtert werden durch die verletzende Be- Handlung, der Cohen von feiten der Fakultätslollcgen stets aus- gesetzt war. Nationalheiligtum und Eintrittskasse. Da? erste Julihest des KunstwartS", nach alljährlicher Gepflogenheit als Reiseheft gestaltet, enthält u. a. auch eine kritische Glosse über daS Eintrittsgelder- und Fllhrerwesen, das dem Besucher landschaftlich oder histonsch hervor- ragender Stätten so oft und so leicht die Stimmung verdirbt. An dem Beispiel der Wartburg zeigt der.Verfasser die ärgerliche Schädigung, die der Geschäftswert solcher Pietätsorte durch ihre ge- schäflliche Ausschlachtung erleidet.Der Fall", meint er,ist typisch für alle Denkmäler deutscher Kultur, zu denen wir doch wohl in erster Reihe nicht Niederwalddenkinal, Kyffhäuscrdenkmal usw. rechnen, sondern Wartburg , Kaiserhaus zu Goslar , Marienburg usw. Kein anderes Volk erlaubt, daß seine Nationalheiligtümer in ähnlicher Weise als Gegenstände der kleinlichen Geldmacherei mißbraucht werden." Nicht bloß dies. Sie dienen dem Staat in erster Lime dazu, invalide höhere Militärs noch extra mit einträglichen Berwal- tungspöstchcn zu betrauen sowie Leute deS Unteroffizierstandes als Diener usw. unterzubringen. Wäre» daS wenigstens noch halbwegs intelligente oder vorgebildete Geister. Aber daS Skandalöseste ist, daß solcheFührer" meist von der Sache nicht mehr wissen, als was zu bestimmtem Zweck auswendig gelernt wurde, und daß sie dies wenige mechanitch herunterleiern, ohne dabei an mehr wie ein zu erwartendes Trinkgeld zu denken. Welcher Besucher deS Frank- furter Goethehauses, der Schillerstätten in Marbach und Weimar . des Richard-Wagner-MuseumS in Eisenach , des Mozarteums in Salzburg und anderer Erinnerungsstätten stieß nicht auf jene Trottelhaftigkeit und Geldschneiderei...?! Hellerauer Festspiele. Die rhythmischen Uebungen haben jetzt wieder eine» großen, ungeteilten Erfolg gehabt; die theatralischen Versuche versagten völlig. Daß Dalcroze ein wundervoller Pädagoge des Leibes wie der Seele ist, kann auch nach den letzten Vorsührungen niemand'bezweifeln. Aber ein jeder wird jetzt wissen: daß Dalcroze das Dichten und das Antreiben von Mysterien und Religionen bleiben lassen sollte. Uebungen; aber keine Festspiele. Elemente; aber keine embryonalen, tastenden, gezähmten, magisterhaften Ver- suche, die letzten Leidenschaften der Menschheit zu gestalten. Auch solche Uebungen, auch solche Elemente sind Ursache genug, daß von Osten und Westen die Pilger kommen können. Nnr eines zum Beiveis gegen das mystische Theater. Es gab einenSarg zur Grust". Nach dem bekannten dloaumout aus morts schritten die Sterbenden, die Gestorbenen vorüber. Schauernd sich abkehrend, sehnsüchtig sich wendend, endlich erlöst. Das könnte-- etwas Großes sein, etwas Gewaltiges wirken. Wenn unsere Opposition einen an« Verbandsorgan Waffen aus In Schweden wurde uns marxistische Sektierer" sind l Jugend gebrochen, und demokratischen i Gründung bis heute blieb und das allen wichtigen m deutschen Partei und beschränken. auS dieser Zuschrift nur das wiederzugeben, waS mit dem in den Artikeln Gesagten in Zusammenhang steht. Der Obmann deS Jugendverbandes schreibt u. a.: Der Artikel versucht den Eindruck zu erwecken, als ob der Jugendverband eine Souderorganisation wäre, die nicht eine» Teil der Partei repräsentiere. Wir stellen fest, daß fast sämtliche Jugendverbändler auch in der Partei und in den Gewerkschaften or- ganistert sind; wir stellen fest, daß die führenden Kräfte des Jugend« Verbandes fast durchweg Vertrauensstellungen in Organisationen be- sitzen. Die Artikel behaupten nun, daß archistischen Unterton hat, daß unser dem anarchistischen Arsenal benutzt. bis jetzt immer vorgeworfen, daß wir,., Wie lächerlich der Vorwurf des Anarchistelns ist, beweist die Tat« fache, daß unser Verband von einer Minorität gebildet wurde, die im Jahre 1903 auS der in das anarchosozialistische Fahrwasser ge« ratenen Jugendorganisation, denJungsozialisten", austrat. Diese war damals so mächtig, daß der Parteivorstand nicht gewagt hat, gegen dieJungsozialisten" vorzugehen, ja nicht einmal gewagt hat, unsere sozialdemokratische Jugendorganisation anzuerkennen. W i r waren es, die die anarchistischen Bestrebungen bekämpft haben und bekämpfen, wir haben die Allmacht der Jungsozialisten in der zwar auf Grund eines klaren sozial« r o g r a ni m s, das vom Tage der in allem Prinzipiellen unverändert mit Ausnahme der Militärfrage Fragen mit dem Programm der dem Erfurter Programme identisch ist. Wenn man uns als Schädiger des Parteilebens hinstellen will, so konstatieren wir die Tatsache, daß unser Verband es ist, der das gesamte agitatorische Leben der Partei aufrecht hält. Die Partei« leitung hat nur einen einzigen Agitator im ganzen Lande tätig, wir haben das ganze Jahr hindurch ununterbrochen in allen Teilen des Landes mindestens sechs Agitatoren auf Tournees. Die Partei hat in den letzten zwei Jahren(von Wahlliteratur ab- gesehen) fast gar keine aufklärende sozialistische Literatur heransgegebeli, unser VerbandsverlagFram" veröffentlicht ununterbrochen soziak- demokratische Propagandaliteratur, jetzt z. B. die ganze Parvussche BroschürenserieDer Klassenkampf des Proletariats" und Marx'Der Bürgerkrieg in Frankrei ch". Wie wir unseren Verband aber direkt in die Dienste der Partei stellen, das hat die vorjährige Wahlkampagne bewiesen. Der Jugendverband hat zwei Automobile angekauft und sie bis in die entlegensten Orte LapplandS auf Wahlagitation geschickt. Wir haben in den vier Monaten der Wahlbewegung über 509 Wahlversammlungen ab- gehalten und über 100 000 Exemplare Wahlschriften unseres eigenen Verbandsverlages verbreitet I An der Militärfrage wollen wir beweisen, daß unsere Kritik an der Fraktion berechtigt ist. Der Parteitag von 1903 hat den alten Programmpunkt, der die Miliz forderte, radikalisiert und die Fassung beschlossen: Kampf gegen den Militarismus, sukzessive Verminderuug der Militärlasten bis zur Abrüstung." Da die Parteifraktion in ihrer Taktik die Ansicht vertrat, daß nach dieser Formulierung die Abrüstung eine Zukunftsforderung, die Herabsetzung der Militärlasten aber das Wesentliche sei, wurde diese Frage aus dem Parteitage von'lvll wieder behandelt und unser Berbandsmitglied V e n n e n st r ö m legte eine Resolution vor, die das geltende Militärprogramm erläutert und folgende entscheidende Stelle enthält: Die Abrüstung ist das Prinzipiell-Wesentl ich e. das mit aller Kraft erstrebt werden muß, während die sukzessive Verminderung der Militärlasten. indem sie eine Erleichterung deS auf dem Volke hart lastenden ökonomischen Druckes bewirkt, nur den zur Erreichung des Zieles gegenwärtig zweckmäßig st en Weg be« zeichnet." Entgegen der Behauptung des Artikelverfassers sprach sich also der Parteitag dafür auS, daß die Abrüstung als eine mit aller Kraft anzustrebende Gegenwartsforderung anzusehen sei. Was tat aber die Fraktionsmehrheit? Sie bewilligte nicht nur das un­gekürzte ordinäre Militärbudget, sondern bewilligte auch ll'/s Millionen Kronen für den Ausbau der Flotte, also eine Erhöhung der Rüstungen I ein Dichter darüber käme, einer, der mit Feuer getauft und vom Sturm gesegnet wurde. Wenn man sich aber von vornherein auf Bartholoms festlegt, kann wahrhaftig nicht mehr herauskommen als ein verkleinertes Grabdenkmal, gar noch eins, von dem zu sagen ist, daß es kaum mehr als sentimentale Akademie bedeutet. Im übrigen: welche Armut, eine Plastik wieder bewegt werden zu lassen. DaS grenzt an Varietö. Dalcroze, Du bist im Eigenen so reich. Wahre, waS Du bist: ein Erzieher zum Rhythmus, ein Beleber der Jugend, ein Musikant deS Fleisches. R. Br. DaS Rousseau - Jubiläum in Genf . Der 200. Geburtstag des größtenCitoz'oa de Geneve" wurde von der Genfer Bürgerschaft in dreitägigem Fest gefeiert. Behörden und die Rousseau -Gesellschaft hatten sich mit Erfolg bemüht, die Rousscaubegeisterung in die breitesten Volksschichten zu tragen. An den beiden ersten Tagen wurden Gedenkfeiern, Vorträge und Konzert veranstaltet und in einem extra dazu hergerichteten Naturtheater RousseauSDorfwahr« sager" und seinPygmalion" aufgeführt. Als hoher Staatsfeiertag, als eigentliches Volksfest war der 29. erklärt worden. Artilleriesalven und Glockenklang kündigten ihn an. Vormittags fand der offizielle Festaktus auf der Rousseau-Jnsel statt, die im Geschmack des acht« zehnten Jahrhunderts dekoriert war. Reges Festcstrciben herrschte in den Straßen der Stadt, die mit Girlanden, Kränzen. Wappen mit Inschriften aus RousseauS Schriften, mit Fahnen und Wimpeln ge« schmückt einen reizvollen Anblick bot. Auf besonders ausgezeichneten Plätzen, zum Teil unter Zeltdächern, fanden mittags Banketts statt. Den Glanzpunkt des Tages bildete der großartige Festzug, der zur Ebene im Plain- Palais marschierte. Dort sollten allerlei Vor« führungen stattfinden. Aber plötzliches Gewitter vernichtete alle Hoff- nungen und bereitete dem Fest ein jähes Ende. Humor und Satire. AuS der Art geschl.'agen.WaS, a Künstler möchst werd'n? Moanst, döS is nacha koa Kunst, aus Wasser und Pcterstl' kalberne G'schwollne z' macha?" Ein etwas aufgeblasener und seiner juristischen Fähigkeiten sich über die Maßen bewußter Referendar schrieb in sein Geschäfts« Verzeichnis über die Zeit seiner Beschäftigung bei einem älteren Amtsrichter:Ich wurde mit Schreiben nach Diktat beschäftigt." Daneben befand sich folgender Vermerk des Amisrichters:Der Referendar ist seinen Fähigkeiten entsprechend beschäftigt worden." Ein kleines Berliner Fabrikmädel ist zufällig Zeuge, wie auf dem Hofe eines photographischen Ateliers eine kinematographische Aufnahme für das DramaUntergang der Titanic" gemacht wird. Ganz in den Anblick versunken, wie die Meeresleinewand hin und her wogt und die Schiffskulissen auseinanderberste», ruft sie auS: Nu heult man in'n Kientopp Blasen und Rotz, und dabei is allenS Pappe!"_(SimplicissimuS.")! Notizen. Max Reinhardt will die Pariser im nächsten Jahre mit einer Aufführung deS König OedipuS bor 5000 Hörern beglücken. Gabriele d'Annunzio liefert die Uebertragung. Heinrich Heine und Richard Wagner sollen Denkmäler erhalten; isner in Frankfurt o. M., dieser in München .