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angenommenen Arbeiter unter Kontrattbruch die Arbeit niedergelegt hätten und deshalb von ihm nicht beschäftigt werden können. Auch dies Borgehen fand der L a n d r a t ganz ordnungsgemäß. Zwar war dieser zunächst der Meinung, daß die bescheidenen Forderungen der Arbeiter durchaus berechtigt waren. Als ihm aber der Bürgermeister schrieb, daß deren Forderungen ohne Schaden für den Unternehmerprofit nicht erfüllt werden könnten und auch die Stettiner Gewerbeinspektion die famose Auskunft gab, daß die Fiddichower Rohrweberindustrie bei ihrem jeweiligen Stand 37'/e Pf- Stundenlohn ihren Arbeitern nicht geben können, da billigle auch dersoziale" Landrat das scharf« macherische Kesseltreiben, das der Bürgermeister gegen die Arbeiter leitete. Die Arbeiter sind eben nur Mittel zur Profiterzeugung, sie «lögen darben, damit es ihren Ausbeutern wohl ergehe. Das Landgericht verurteilte den Angeklagten wieder zu einem Monat Gefängnis. Es nahm diesmal an. der formale Wortlaut der Depesche erweise die Absicht der Beleidigung. die bei dem ersten Urteil durch die Wahl des Adressaten dargetan fein sollte. Das Opfer des Angettagten scheint nicht ganz umsonst gebracht zu sein, denn schon konnte ein Zeuge, ein alter Fiddichower Bürger. bekunden, daß in des Bürgermeisters Berhalten nach der ersten Ver- Handlung eine merkliche Besserung eingetreten sei. Was allen Klagen und Beschwerden zum Trotz nicht geschah, habe die öffentliche Be- leuchtung der Bürgermeistertaten bewirkt. Wertvoller als diese kleine Besserung dürfte für den Angeklagten die durch die Urteile wohl be» wirkte Befreiung von der Ansicht sein, der Kaiser sei in Deutschland zur Abhilfe schreiender Mißstände berufen, an ihn dürfe man sich vertrauensvoll wenden. ver Krieg. DeMlssiön des türkischen Kriegsministers. Konstantinopel , 10. Juli. Der Kriegsminister Mah- mud Schewket Pascha ist zurückgetreten und zum Senator ernannt worden. Der Marineminister ist mit der Führung der Geschäfte de» Kriegsministers beauftragt worden. In seinem Rücktrittsschreiben erklärt der Kriegsminister, Kammer und Senat hätten das Gesetz, durch daS Offizieren die Beschäftigung mit der Politik verboten wird, angenommen. Er halte es für mehr angebracht, daß daS Gesetz unter einem neuen Minister Anwendung finde. Außerdem fühle er sich infolge der an- strengenden Arbeiten der letzten Tage ermüdet. Verlustreiche Kämpfe in Albanien . Konstantinopel , 10. Juli. DaS bereits durch die Pforte offi- ziell gemeldete Einrücken der türkischen Truppen in Kruja (Wilajet Ckutari) erfolgte nach einem heftigen Kampf« mit den awanesischen Rebellen, wobei die türkischen Truppen große Verluste haften. An- gehlich wurde eine ganze Kompagnie aufgerieben. politilcbe deberficbt, Berlin , den 10. Juli 1912. Kölnisches Wasser her! Die Zentrumspresse ist wieder einmal mit allem Eifer bemüht. das Reich der christlichen Liebe auf Erden zu verwirklichen und zugleich denrohen Materialisten" zu beweisen, wie veredelnd die kirchliche Ethik auf gläubige Gemüter wirkt. Weil die fromme ultramontaneGermania " mit den Bestrebungen des Grafen OpperSdorff und der Leiter der Berliner katholischen Arbeiter- vereine sympathisiert, hatte jüngst die nicht minder fromme, aber im Kölner Fahrwasser segelndeEssener Volkszeitung" verlangt. dieGermanw" müsse sich entwederglattweg auf den Boden des Zentrums" stellen, oder sie müsse durch einen scharfen Schnitt von der Zentrumspartei abgetrennt werden. DaS hat die altjüngferlicheGermania ", die Ablagerungsstätte der Koppfchen SpezialPolitik, in blinde Wut versetzt; giftig ant- wortet sie: Das muß man zweimal lesen, um die geradezu un» glaubliche Ueberhebung, die aus den Schlußsätzen dieser Auslassung spricht, für möglich zu halten: DieEssener Volkszeitung" nimmt sich heraus, derGernmnia", dem Organ der ZontrumSfraktionen der beiden Parlamente, mit denen sie in allen prinzipiellen Fragen sich einig weiß, die infame Verleumdung ins Gesicht zu schleudern: sie habe den Boden des Zentrums verlassen, und stellt ihr die Alternative: entwedersich glattweg auf den Boden des Zentrums" zu stellen undsich zielbewußt gegen die Quertreibereien" zu wenden, oder es müssevon Partei wegen der absolut not- wendige scharfe Schnitt gemacht" werden! Der �ier derGermania" gemachte Vorwurf ist so wahnwitzig lächerlich, daß cS eine Selbstherabseyuna wäre, auch nur ein Wort der Verteidigung daran zu verschlvenoen. Die gegen uns erhobene nichtsnutzig« Verleumdung weisen wir auf das entschiedenste zurück. Wer hat denn dieEssener Volks- zeitung" zum Oberzensor bestellt, der über die Haltung der Germania " zu wachen und die Parteiinstanzen anzuweisen hätte, wann und wovon Partei wegen" Men dieGermania " einzuschreiten sei? Diese dreiste Anmaßung weisen wir ebenfalls auf das schärfste zurück. Wer ist es denn, der sich zu djeser ehrabschneiderischen Rolle hergibt? DieEssener Volks- zeitung", die wiederholt politische Leitartikel derGermania" unberechtigt nachgedruckt hat. ohne auch nur dieGermania " zu zitieren, ja sogar diese Artikel mit eigenen Korrespo wo«nzz eichen versah. als ob sie Originalartikel derEssener Volkszeitung" seien, und die das auch nach er- folgter Verwarnung noch getan hat. Wahrlich. einem solchen Blatte steht die Rolle eines OberzensorS besonders gut anl Ob die Haltung derGermania" den Grundsätzen des Zentrums entspricht, haben die berufenen Faktoren: der Auf- sichtSrat und die Vor st än de der beiden Jen- trumSfraktiowen. zu entscheiden, deren Urteil die Re- daktion sich stets unterwirft, und mit denen sie sich in vollster Uebereinstimmung weiß. Alle Versuche Unberufener, sich hier einzumischen, werden stets schon an der Grenze zurückgewiesen werden." Eine schöne Ohrfeige für das von Herrn GieSberts in- fpirierte Essener Blatt. Doch noch andere liebliche Düfte entströmen dem stinkenden Abfallhaufen dcS Zentrums. Der sichJulius" nennende Mit- arbeiter der OpperSdorffschen WochenschriftWahrheit und Klarheit" antwortet auf die Verdächtigungen des klerikalen Bayer. Couriers" mit folgender Racheepistel: Was müßte der Brave erst sagen, wenn ich von ihm daS Urteil über einen Abgeordneten erbäte, der im Herbst 1911, als der hitzigsten einer, über die Engländer schimpft, nachher, als ' er englische Aktionäre für ein Unternehmen haben möchte und sein Name als Hinderungsgrund genannt wird, erklären läßt, daß cr der größte Englandfreund sei und, nachdem das Geschäft sich trotzdem zerschlagen, wieder schimpft(post hoc, no» propter hoc)? Was zu einem Chefredakteur eines ZentrumSblqties, der die von ihm widerwillig aufgenommenen Artikel seines jüngeren Kollegen bestöhnt? Einem anderen, der fremdes Geld mit seinem verwechselte, einem dritten, der für geheime Sünden öffentlich Reue bekannte ugd die beide jetzt das große Wort führen weit und breit in der deutsch -katholischen Christenheit? Was würde er von einem vierten sagen, der Mitglieder, angesehene Mit- glieder der Fraktion, in der er sitzt, alscharakterlos" (und sehr viel schärfer noch), Herrn Julius Bachem als falsch" und d o p p e l z ü n g i g", Herrn Eisele alsper- sönlicher Rachsucht" zugänglichen Mann, Herrn Pro- fessor Spahn alsL ü g n e r" hinstellt und sich auch über Herrn Porsch recht viel scharfer aussprach als ich, der letzte der Sterb- lichen, der für seine Offenheit in den Orkus soll? Der über Minister und Geheimräte, mit denen er nachher friedlich paktiert, nicht günstiger denkt? Und der, ehe noch der Mond sein Antlitz einmal zu erneuern vermochte, zweimal über eine der vitalsten Fragen der Reichspolitik genau entgegengesetzte Meinungen vortrug." Ein netter Haufen schmutziger Zentrumswäsche I Vielleicht spendet zur Verdeckung des Gestanks Herr Julius Bachem ein Quantum Kölnisches Wasser; aber einige Kübel voll müssen-es schon sein! Versicherungsoffiziere./. Bekanntlich plant die preußische Regierung, die besteren Beamten- stellen bei den Versicherungsämtern mit verabschiedeten Ossizieren zu besetzen, um diesestandesgemäß" unterzubringen. Stach einer Meldung derRhein.-Westf. Ztg." hat deshalb der preußische Kriegsminister an die Generalkommandos einen Erlaß gerichtet, in dem es heißt: »Es ist in Aussicht genommen, einige mittlere Beamtenstellen mit geeigneten verabschiedeten Offizieren zu besetzen. Voraus- sichtlich wird eS sich hierbei um Stellen handeln, ntzit denen die Vertretung des Vorsitzenden des VersicherungSaintes verbunden ist. Nach Z 39 der ReichSversicherungSordnung kann jedoch zum Stellvertreter des Vorsitzenden nur bestellt werden, wer hierzu durch Vorbildung und Erfahrung auf dem Gebiete der Arbeiter- Versicherung geeignet ist. Offiziere, die sich um Anstellung bei einem Versicherungsanit bewerben wollen. müssen deshalb den Nachweis führen können, daß sie diese Borbedingung in vollem Umfange erfüllen. Hierzu ist nach den bisher getroffenen vor- läufigen Festsetzungen eine VorbereitungSzeil von etwa zwei Jahren Und die Ablegung einer Abschlußprüfung erforderlich. Dw BorbereitungSzeit würde zu gleichen Teilen bei den drei Versicherungsträgern lLandeSverstcherungsanstalt, Berufs- genossenschaft, Krankenkasse) und bei einer VersicherungSbebörde (VersicherungSamt, Oberversicherungsamt) zugebracht werden. Zur- zeit empfiehlt es sich, die Vorbereitung zunächst bei einer Ver- sicherungsanstalt oder einer Berufsgenossenschaft zu beginnen, weil der Zeitpunkt für daS Inkrafttreten der neuen Kronkenkassen- bestimmungen noch nicht feststeht. Da hiernach Offiziere vor Ablauf von mehreren Jahren als geeignete Bewerber nicht in Betracht kommen, werden die ihnen vorbehaltenen Stellen zunächst anderweit besetzt werden müssen. Unsere liebe Polizei. DieNational-Zeitung" erzählt mit der staunenden Bewunde- rung, die sich immer bei den liberalen Heldenseelen einstellt, wenn sie vonhohen Herrschaften" reden: DaS Kronprinzen-Auto ohne Krone. In Berliner Gesellschaftskreisen erzählt man fich folgendes Histörchen: Der Kronprinz und seine Gemahlin, die er in seinem jüngst erschienenen Jagdbnch immerCöcile" nennt, sind ganz froh, wenn sie in ihrem schnellen Automobil dohinfahren können, ohne daß gleich jedes Kind darauf ausmerksam wird, daß hier«in prinzlicher Wagen vorbeisau st I Die Kronprinzessin kam daher auf den Gedanken, van einigen ihrer Wagen die könia- liche Krone entfernen zu lassen und erhielt dazu, wie sie in einen, kleinen Kreise selbst erzählte, die Erlaubnis ihreS kaiser - lichen Schwiegervater«. Ja, aber, Kaiserliche Hoheit, warum ist denn jetzt wieder überall die Krone angebracht worden?"E S ging doch n i ch t" soll die freimütige Antwort gelautet haben--wir wurden zu oft aufgeschrieben!" DaS nationalliberale Blatt merkt gar nicht, wie beleidigend für die preußische Polizei die der Kronprinzessin in den Mund ge« legte Aeußerung ist: Ist keine Krone am Auto, wird aufgeschrieben-- ist aber eine Krone dran, dann schlägt der Gesetzeswächter die Hacken zusammen I_ Bekennermut. Der Zentrumsabgeordnete Domprobst Dittrich legte sich am ü. Mai im preußischen Abgeordnetenhause mit einer fulminanten Rede für die Jesuiten ins Zeug, die er als die besten und ge- lehrtesten Priester der katholischen Kirche pries. DaS Frankfurter Freie Wort" erinnert daran, daß der jetzige Domprobst, als er noch außerordentlicher Professor in BraunSberg war. mit manchem seiner Kollegen auf das schärfste die Jesuitendogmen und deren Krönung, daS Unfehlbarkeitsdogma, bekämpft habe. Am IS. Jul, 1370 wurde dies Dogma proklamiert. Wer ihm zu wider- sprechen wagte, verfiel dem großen Bann. Trotzdem unterschrieb nachdem Dittrich die Nürnberger Erklärung deutscher katholischer Theologen gegen das Dogma, ebenso wie seine Kobegen. die Profefforen Michaiis, Wenzel und Thiel. Der letztere unterwarf sich bald und wurde später Bischof von Ermland . Als der damalige Bischof voO Ermland, Krementz, seine Unterwerfung in faden- scheiniger Weise durch seinen Beirat Dr. Hipler begründen ließ. vollzog im Januar 1871 Dittrich an diesen beiden im altkatholischen Rheinischen Merlur"«ine moralische Stäupung. Dittrichs Kollege, Professor Wenzel, mußte um diese Zeit seine Borlesungen aus Mangel an Zuhörern-- infolge der bischöflichen Suspensation einstellen und wurde nach Bonn versetzt. Nun handelte eS fich darum, ob Dittrich ordentlicher Professor werden sollte oder nicht. Dittrich widerrief und wurde Professor. Agrarischer Güterwucher. Der Gutsbesitzer Neumann in Nelep bei Echivelbein iu Pommern Verkaufte seine 400 Morgen große Wirtschaft für 87 200 M. Bor acht Jahren bat er sie für 40 700 erworben. Der Segen der Wncherzölle offenbart sich in einer 114prozentigen Wertstcigerung des Gnies._ Für Sozialdemokraten wird nicht gespielt! Man schreibt uns: In der guten Stadt Hagen i. W., allwo der ehemalige ftei- sinnige Reichslagsabg. Cun o als Oberbürgermeister daS kommunale Zepter schwingt, besteht ein st ä d t i s ch e ö O r ch e st e r, zu dem aus öffentlichen Mitteln alljährlich LS 000 M. beigesteuert werden, weil die wohlhabende Bourgeoisie, zu deren Unterhaltung das Orchester fast ausschließlich da ist. für die Kunst nicht so viel Geld übrig hat. Nun findet in Hagen im Herbst d. I. der s o z i a l d e m o k r a t i sch e Parteitag des niederrheinische» Agitationsbezirks statt. AuS diesem Anlaß wollten unsere Genossen abends ein gutes Konzert veranstalten, zu den, jedermann Zutritt haben sollte. Man setzte sich also mit dem städt. Orchester in Verbindung. Das Konzert sollte im städtischen Parkhause stattfinden. Geschäftsführer des Orchesters. Dirigent und Oekonom des städtischen Lokals waren mit allem einverstanden. Aber dem Hagener Kommunalliberalismus steckt die Niederlage von der letzten ReichstagSwahl denn doch noch gar zu sehr in den Gliedern. Um die Roten zu schädigen, muß alles herhalten. Das aus den Milleln der Steuerzahler der Srbeiterstadt Hagen erbaute Parkhaus wurde uns verweigert und am 4. Juli erklärte der Vor- sitzende der städtischen Musikkommission: DaS Orchester sei zwar für alle künstlerischen und Unterhaltungsveranstaltungen da. aber für Sozialdemokraten wird nicht gespielt! Am Montag kam diese Sache nun in der Hagener Stadt- verordnetenversammlung zur Sprache. Nachdem Genosse Ludwig dieses sonderbare Verhalten der Hagener Stadtverwaltung kritisiert hatte, begründete der oben erwähnte Vorsitzende der städtischen Musikkommission, Stadttat Perkes, die Ablehnung da- mit, daß die Sozialdemokraten zu einem Volkskonzert, auf dem ein bürgerlicher Gesangverein(dem Christliche und Gelbe angehören) mitwirkte, abgelehnt hätten, hierzu Karten zu vertreiben. Fest steht, daß gerade der Arbeiter-BildungsauSschuß� zu diesen Volkskonzerten die meisten Karten vertrieben hat. Oberbürgermeister C u n o verschanzte sich hinter die Regierungsverordnung, wonach städtische Einrichtungen der Sozialdemokratie nicht zur Verfügung gestellt werden dürfen. Bisher verstand man unter diesen städtischen Einrichtungen die Stadthallen und andere städttschen Räumlichkeiten. Die Entdeckung, daß ein aus öffentlichen Mitteln subventioniertes Orchester eine städtische Einrichtung ist. welche Sozial- demokraten nicht benutzen dürfen, hat erst der FortschrittSkämpe Cuno in Hagen gemacht._ Für die Ersatzwahl im Landtagswahlkreise Homberg- Ziegenhain wurde nach einer Meldung desBerliner Lokal-Anzeiger" als konservativer Kandidat der Landrat von Gehren in Homberg auf- gestellt. Bisher war der Wahltreis durch den kürzlich verstorbenen freilouiervativen Guisbesitzer von Bamnbach vertreten. Eine neue koloniale Strafexpedition! AuS Deutsch- Neu- Guinea meldet ein Telegramm deS Gou­verneurs, daß in Kaiser Wilhelmsland der Paradies« vogeljäger Petersen mit drei farbigen Arbeitern von Ein- geborenen der oberen Gogolebene ermordet worden ist. Eine Strafexpeditton ist bereits unterwegs. Die Tat hat sich in einem unerschlosienen, dem Einfluß der Verwaltung bis jetzt noch nicht zu- gänglichen Gebiet im Innern des sogenannten Festlandes von Neu- Guinea zugetragen. Welche Ursachen die Eingeborenen zu ihrem Ueberfall hatten, wird auch in diesem Falle ebenso wenig festgestellt werden, wie bei den meisten Ursachen zu Slrafexpeditionen dieser Art überhaupt. Man nimmt einfach die Schuld der Eingeborenen als etwas von vornherein Gegebenes an und straft mit Schießen und Brennen, gleichviel, wieviel gänzlich Unbeteiligte dadurch betroffen werden I_ Oertemicb-Qngam. Ungarn gegen weitere Heeresforderungen. Wien , 9. Juli. Wie dieNeue Freie Presse" erfährt, hat der heutige gemeinsame Mini st errat nach Genehmigung der ord- nungsgemäßen Forderungen der einzelnen Ministerien die For- derungen der Heeresverwaltung und die Neubewaff- nung der Artillerie für da« Jahr 1913 abgelehnt. Die Forde- rungen scheiterten an dem Widerspruch der Vertreter Ungarns. frankmcb. Ein«euer Wahlsieg i« Brest . Paris , 8. Juli. (Eig. Ber.) Bei der Generalratswahl in Brest haben die Sozialisten gestern im zweiten Wahlgang auch den zweiten Kanton erobert, nachdem ihnen der erste und dritte schon früher zu­gefallen war. Gewählt wurde der erste Ldjuntt des Bürgermeisters Genosse P h i l i p o t. Somit ist jetzt die ganze Stadt im General« rat von Sozialisten vertreteu, dasselbe Brest , wo nach der inter « nationalen Lügenpresse die sozialistische Partei so schrecklich ab- gewirtschaftet haben sollte. Einen schönen Fortschritt haben unsere Genossen auch in Mar- seille erzielt, wo gestern bei der Ersatzwahl für den verstorbenen Kammerpräsidenten Bri ss on die sozialistischen Stimmen von 1707 auf 2857 hinaufgingen. Der Kandidat der Partei bleipt nur um tbv Stimmen hinter dem Radikalen zurück. Die Zahl der radikalen Stimmen ist seit 1910 um 1S00 gefallen und unter die der Pro« gresststen gesunken. Velglen. Die Jugeud ist besser. Man schreibt uns auS Brüssel : Am 2. Juni hat sich ein Teil der liberalen Bourgeoisie aus Angst vor einem drohenden radikalen Regime, daS ihre Geldsacksinteressen gefährden könnte, nach rechts verzogen. Jene Liberalen, denen der ganze demokratische Rummel der Wahlzeit ohnehin gegen den Strich ging, predigen jetzt als Heil eine Taktik der Mäßigung, die darauf hinausläuft, den ganzen gefährlichen radikalen Plunder über Bord zu werfen. Ruferin im Streit ist dieEtoile Belge", die von Anfang an nur widerwillig die linksliberale Politik gestützt hat und sich jetzt für ihre Zurückhaltung entschädigt, indem sie die radikaleren Elemente des Liberalismus mit beißendem Spott heimsucht, wenn sie sie nicht schulmeisterlich heruntermacht. Bezeichnender noch aber ist ihre Sprache in der Wahlrechts- frage. Während sich das belgische Proletariat in einem wunder- baren Aufschwung des Geistes anschickt, eventuell mit dem Generalstreik gegen die Pluralschande loszustürmen, sekundiert dieses liberale Organ den Kampf um daS gleiche Recht, für das energisch einzutreten auch die liberale Partei verspricht. mit allerlei sophistischen und skeptischen Geistteicheleien über den relativen Wert deS Wahlrechtes. Sie warnt auch das Bürgertum, den Arbeitern ja nicht ihre Mithilfe im General­streik zuzusagen und kanzelt diejungen Leute" herunter, die sich dergleichen freventliche Unbesonnenheiten zu predigen herausnehmen. Aber die hiesigenjungen Leute" find meiner Treu I noch nicht vom politischen Rationalismus aufgefressen, und frech wie die Jugend mal ist. nimmt sie sich sogar heraus. derEtoile Belge" ein regelrechtes Tadelsvotum auszusprechen. DieEtoile Belge" hatte nämlich den Brüsseler Deputierten und früheren Präsidenten der liberalen Studentenvereinigung D e v ö z e heruntergemacht, weil dieser in einer Berawng der liberalen Partei dafür eingetreten war. daß die liberale Bourgeoisie den Generalstreik der Arbeiter unter- stützen und an ihren Str a ß e n d e m o n st r a ti o n e n teilnehmen soll. Die liberale Universitätsjugend bezeichnete daraufhin in einer Tagesordnung ihres Kongresses die Haltung des Blattes als eineBeleidigung der demokratischen Gefühle deS Bürgertums ". Auch sonst zeigte dieser Studentenkonareß durch seine Be­schlüsse eine ansprechende akademische Auffassung von der Jugend edelndcm Beruf".... In ihrer Resolutton er- klären die liberalen Studenten, am Kampf für das gleiche politische Recht teilzunehmen. Den studentischen Vereint- gungen obliegt die Pflicht, dafür einzutreten, daß im Falle eines Generalstreiks das Bürgertum die Kinder der für das Wahlrecht Kämpfenden versorgt. Die bejahrteren Führer deS Liberalismus nicht zu reden von dem erwähnten liberalen Blatt, das solches Ansinnen als schrecklich gefährlich, ja als wahnsinnig be- zeichnet haben sich kürzlich sehr entschieden dagegen aus- gesprochen, durch solcheVersprechungen" zum Generalstreik. zur Ungesetzlichkeit aufzumuntern I So war denn halt die Jugend wieder einmal besser, jene Jugend aus der alten Baccalaureusrasse, die sich als Most, im bürgerlichen Enn wenigstensabsurd geberdet"...