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6e werfe fchaftlicbee. Sine Gefcbicbte der deutfeben öcbrmedebewegung. Dem Beispiel anderer Gewerkschaften folgend, hat jetzt auch der Zentralverband der Schmiede eine Geschichte der ge- werkschaftlichen Bewegung der Schmiede Deutschlands heraus- gegeben.- Das Werk, dessen erster Band kürzlich der Oeffent- lichkeit übergeben wurde, ist von dem den Berlinern wohl- bekannten alten Parteigenossen Emil Basner bearbeitet. Er macht seine Leser zunächst mit der alten Zunftverfassung und den Zunftbräuchen des Schmiedegewerbes bekannt, von denen sich manche Reste bis in die neueste Zeit erhalten hatten. Eine reichhaltige Sammlung jahrhundertealter Dokumente gewährt interessante Einblicke in das verflossene Zunftwesen. Die neuzeitliche gewerkschaftliche Bewegung der Schmiede- gesellen, die der Verfasser des Werkes von Anfang an mit- erlebt und mitgeschaffen hat, geht Hand in Hand mit� der modernen Arbeiterbewegung und ist mit ihr zugleich entstan- den. Als die Gewerbeordnung von 1869 den Arbeitern das Koalitionsrecht und damit die gesetzliche Grundlage für die Entfaltung der modernen Gewerkschaftsbewegung gab, regte sich auch unter den Schmieden das Verlangen, ihre Lage im Kampfe'gegen das Unternehniertum Zll verbessern. Bevor es zu einer Organisation der Berufsangehörigen gekommen war, wurden in verschiedenen Großstädten Streiks teils mit größerem, teils mit geringerem Erfolge geführt. In der Hauptsache drehten sich diese Kämpfe um die Verkürzung der Arbeitszeit, die damals bei den Schmieden noch 12 bis 14 Stunden täglich betrug. Die Herabsetzung der Arbeitszeit auf 10 bis 11 Stunden sowie die Abschaffung der allgemein üblichen Sonntagsarbeit erforderte hartnäckige und lang- wierige Kämpfe, ebenso die Erhöhung der ungewöhnlich niedrigen Löhne. Mangels einer festen Organisation konn- ten die durch Streiks errungenen Erfolge auf die Dauer nicht aufrechterhalten werden. Deshalb kamen die aufgeklär- ten Berufsgenossen bald zu der Einsicht, daß eine starke, ge- schlossene Gewerkschaftsorganisation die notwendige Voraus- setzung dauernder Erfolge ist. Doch es war in jener Zeit schwer, die große Masse der Schmiedegesellen um das Banner einer zielbewußten Gewerkschaft zu scharen. Die Agitation von Hirsch-Dunckerscher Seite hat, wie es scheint, unter den Schmiedegesellen nie einen starken Anklang gefunden. Was Anfang der 70er Jahre das Gedeihen der gewerkschaftlichen Organisationen sehr erschwerte, das waren die Gegensätze unter den klassenbewußten Arbeitern selbst. Auf politischem Gebiete standen sich die Sozialdemokraten Lassallescher und Eisenacher Richtung gegenüber. Diese Gegensätze machten sich auch in der gewerkschaftlichen Agitation geltend. Dazu kamen dann noch auf dem eigentlich gewerkschaftlichen Ge- biete die Streitfragen: Lokal- oder Zentralorganijation, Branchenorganisation oder Industrieverband. Unter Siefen Umständen ist es erklärlich, daß die« gewerkschaftliche Organi- sation nur langsam fortschreiten konnte. Die ersten Anfänge der Schmiedeorganisation sehen wir im Jahre 1875 entstehen. Eine Branchenorganisation der Schmiede war es, die im genannten Jahre in Berlin ge- gründet wurde. Sie war als eine Zentralorganisation ge- dacht, konnte aber zunächst keinen Anschluß anderer Städte finden. Auf Betreiben der Berliner Organisation wurde 1876 das erste Gewerkschaftsblatt der Schmiede,Der Ambos " herausgegeben. Das Blatt sollte ein Bindeglied zwischen den Berufsgenossen des Reiches darstellen. Der gewünschte Er- folg war gering. Nur unter großen Opfern einzelner Per- sonen konnte das Blatt am Leben erhalten werden. Nach mühevoller Agitationsarbeit gelang es im Jahre 1877 Zentralorganisation unter dem Namen:Verband deutscher Schmiede" ins Leben zu rufen. Die Fachvereine in Leipzig , Hamburg , München und Berlin traten dem Verbände bei, der in der Folgezeit noch weitere erfreuliche Fartschritte machte, �ie zu den besten Hoffnungen berechtigten. Doch alle diese Hoffnungen wurden jäh vernichtet durch das Sozialisten- gesetz, welches mit brutaler Gewalt jede Regung der klaffen- bewußten Arbeiterschaft unterdrückte. Am 21. Oktober 1878 trat das Sozialistengesetz in Kraft und schon am 23. Oktober wurde der Verband der Schmiede polizeilich aufgelöst.Der' Ambos" wartete die polizeiliche Strangulierung nicht erst ab, er stellte sein Erscheinen ein. Ein Jahr später fiel auch die Zentralkrankenkasse der Schmiede, die noch einen gewissen Zusammenhalt der Kollegen ermöglicht haben würde, dem Sozialistengesetz zum Opfer. Gleich der gesamten politischen und gewerkschaftlichen Organisation war auch die Organisa- tion der Schmiede vernichtet. Als� nach einigen Jahren, soweit es unter der drückenden Fessel des Sozialistengssetzes möglich war, die gewerkschaft- liche Bewegung sich wieder zu regen begann, gründeten die Schmiede in Hamburg am 16. Januar 1883 wieder einen Fachverein, der als der Anfang der heutigen Schmiedeorgani- sation bezeichnet wird. Dem Vorgehen Hamburgs schloffen sich nach und nach auch die Schmiede in anderen Städten an. Berlin folgte am 7. Juli 1884 mit der Gründung eines Fach- Vereins. Den Versuchen, die Metallarbeiter aller Berufe in einer gemeinsamen Organisation zu vereinigen, widerstrebten die Schmiede. Sie hielten die zentrale Branchenorganisation für die beste Form der Gewerkschaft. Sie waren deshalb nicht für die Ende 1884 gegründeteVereinigung der Metall- arbeiter Deutschlands ", lehnten auch die beabsichtigte Grün- dung einer gemeinsamen Organisation für alle im Wagenbau beschäftigten Arbeiter ab und beschlossen 1885 die Gründung einerVereinigung der deutschen Schmiede", welcher eine Reihe der damaligen örtlichen Schmiedefachvereine nach und nach beitraten. In jenen Jahren kam es in verschiedenen Großstädten wieder zu heftigen, meist erfolgreichen Lohn- kämpfen, bei denen immer noch die Erringung des Zehn- bezw. Elfstundentages die Hauptrolle spielte. Unter den kleinlichsten polizeilichen Schikanierungen auf der einen Seite, Lohnkämpfen mit den Unternehmern auf der anderen Seite, außerdem noch lebhaften Debatte� und Reibe- reien mit der Metallarbeitervereinigung wegen der Organisa- tionsform, kam das Jahr 1890 heran, welches die Arbeiter- schaft Deutschlands von dem schweren Druck des Sozialisten- gesetzes befreite. Wie in der politischen, so erwachte auch in der gewerkschaftlichen Bewegung neues, kraftvolles Leben. an dem die Schmiedeorganisation tätigen Anteil nahm. Soweit führt uns der erste Band. Der noch nicht er- �chienene zweite Band soll die Schmiedebewcgung bis zur Gegenwart beha.ndeln._ ßcrlin und Qmq-egcnd. jiellnerstreik im Ausschank der Löwcnbrauerei, Badstraße 67, Ecke der Hochstraße. Im aenannten Betriebe legten die Kellner die «eräntw� Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Inseratenteil verantw.j Arbeit nieder, tveil der Unternehmer Donath sich weigerte, anstatt der ungenügenden Beköstigung eine monatliche Kostentschädigung von 46 M. zu zahlen. Es ist dies ein« Forderung, die in der- artigen Betrieben im allgemeinen anerkannt worden ist. Auch die Zapfer und Hausdiener legten die Arbeit nieder, da ihre Forde- rung ebenfalls nicht bewilligt wurde. Die Brauereidirektion lehnt jede Einmischung ab. Dies dem Publikum zur gefl. Kenntnisnahme. Verband der Gastwirtsgehilfen, Ortsberwaltung Berlin 1. Die Tarifbewegung im Dachdeckergewerbe. Die Dachdecker und Berufsgenossen sind im Ausstand bei den Firmen Wachholz, Barenthin, Ventz, Christoph und Kopp u. Cie. Die Arbeitgeber sind bemüht, Arbeitswillige zur Fertigstellung der notwendigen Arbeiten zu erhalten. Diese Werk- stellen sind selbstverständlich zu meiden. In einem ganz eigen- artigen Lichre erscheint jetzt das Verhalten des Arbeitgeberver- bandes. Während der Verhandlungen mit den Arbeitern konnten die Mitglieder des Arbeitgeberverbandes den Mund nicht voll genug nehmen. Nach ihren damaligen Ausführungen hatte es den An- schein, als ob die Unternehmer die Arbeiter sofort über den Haufen rennen wollten, wenn sie auch nur den geringsten Versuch machen würden, gegen einen Arbeitgeber vorzugehen. Recht deutlich tritt dies durch folgende Resolution zutage, welche die Unternehmer in ihrer außerordentlichen Generalversammlung am 18. Juni nach dem Versammlungsbericht einstimmig angenommen haben. Die Re- solution lautet: Die heute in der außerordentlichen Versammlung des Ar- beitgeberverbandes zu Berlin und Umgegend erschienenen Arbeit- geber sprechen der Tarifkommission für ihre Mühewaltung in den Tarifverhandlungen ihren Dank aus. Die heutige Versammlung erklärt einstimmig, den Arbeitnehmern weitere Zugeständnisse als die Verlängerung des alten Tarifes bis 31. März 1313 nicht machen zu können. Einem eventuellen Streik werden die Ar- beitgeber gewappnet zu begegnen wissen. Sollte über eine Firma die Sperre verhängt werden, so er- klärt sich der Arbeitgeberverband für solidarisch und beschließt hiermit, daß dann sofort sämtliche organisierten Arbeitnehmer ausgesperrt werden. Obiges gilt auch für die organisierten Dach- deckerhilfsarbciter und dürfen auch für diese keine Sonderver- träge abgeschlossen werden." Auch in der Jnnungsversammlung der freien Innung des Dach-, Schiefer- und Ziegeldeckerhandwerks zu Berlin wurde am 8. Juli dem Inhalte nach die gleiche Resolution angenommen. Und gestern beschloß der Vorstand des Arbeitgeberverbandes nach den Mitteilungen bürgerlicher Blätter: Infolge der von den Berliner Gesellen und Hilfsarbeitern über fünf Firmen verhängten Sperre wird in der heutigen außerordentlichen Vorstands- und Kommissionssitzung auf Grund der erteilten Vollmacht beschlossen, am Donnerstag, den 25. Juli, nach Schluß der Arbeitszeit sämtliche organisierten Dachdecker und Hilfsarbeiter auszusperren. Wir ersuchen die Herren Kollegen, diesen Beschluß auf das strengste durdjguführen." Mit der Mitgliedschaft des Arbeitgeberverbandes ist es nur sehr schwach bestellt. Ein ziemlich hoher Prozentsatz von Unter- nehmern gehört dem Arbeitgebervervand überhaupt nicht an. Selbst von den Mitgliedern des Arbeitgeberverbandes aber ist ein beträcht- licher Teil mit der Taktik und der Politik des Vorstandes und der Tarifkommission nicht einverstanden. Ganz offen erklären diese Herren sich gegen die Maßnahmen des Vorstandes, und ganz offen sagen sie: Beschließt der Skrbeitgeberverband die Aussperrung, dann machen wir eben nicht mit. Bei dieser Sachlage ist es wohl zu verstehen, daß der Arbeit- geberverband mit Sehnsucht darauf wartete, die Arbeiter möchten den allgemeinen Streik beschließen, um dem Arbeitgeberverband in die Hände zu arbeiten und um feine Position zu befestigen. Hoffentlich werden die Arbeiter diese Pläne aber durchkreuzen und werden sich nicht zu Taten hinreißen lassen, welche eine unbe- dingte Niederlage für die Arbeiter herbeiführen müßten. Bis jetzt stehen die Dinge für die Arbeiter äußerst günstig. Auf der einen Seite der beinahe aus den Angeln gehobene Arbeitgeberverband. Auf der anderen-Scite der Zentralverband der Dachdecker gemein- sam mit dem christlichen Bauarbeiterverband. Sonderverträge mit den Arbeitern dürfen nicht«Abgeschlossen werden," so diktierten die Herren am 18. Juni in ihrer Verfamm- lung. Kaum hat die Tarifbewegung ihren Anfang genommen, so sind schon 5 Verträge mit den Arbeitgebern abgeschlossen, lautend bis 36, Juni 1314._ Deutkebes Reich. Die Lohnbewegung der Kellner in Dortmund hat bei dem ab- lehnenden Verhalten der Wirte zum Streik geführt; einige Be- triebe haben zwar bewilligt, in einem der größten streikten jedoch am Sonntag 7 feste und 36 Aushilfskellner. Die Bewegung dauert fort, Zuzug ist unter allen Umständen fernzuhalten! Der Werkmeisterverbandbessert" sich. Die Scharfmacher betrachten seit geraumer Zeit den Werk- meisterverband mit Mißtrauen, besonders seit im Organ des Ver- bandes Mitarbeiter sich scharf gegen die Gelben wandten. Der Düsseldorfer Bezirksverein des Werkmeisterverbandes hat sich nun kürzlich an eine Reihe von Firmen gewandt, um f i n a n- zielle Unter st ützung zu bekommen. Die nordwestliche Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller hat darauf besondere Erhebungen über dieZuverlässigkeit" des Werk- meisterverbandes angestellt und dabei erhoben, daß die Opposition im Verband, die denselben in das Fahrwasser des Bundes der tech- nisch-industriellen Beamten lenken wolle, besonders von Berlin aus- gehe und nur ein Fünftel der Mitglieder umfasse. Da aber an dem guten Willen der Leitung des Werkmeisterverbandes, gute Be- Ziehungen zu den Arbeitgebern zu unterhalten, nicht zu zweifeln sei, empfiehlt der Scharfmacherverband, eine Aenderung in dem wohlwollenden Verhalten dem Verband gegenüber nicht eintreten zu lassen. Es scheint danach, als ob die Leitung des Werkmeisterverbandes bestimmte Versprechungen abgegeben habe, und so dürfte sie sich denn nächstens wohl anschicken, den kenntnisreichsten und energisch- sten Mitgliedern den Stuhl vor die Tür zu setzen. ZZuslanck. Die belgische GewerkschaftSpresie. An den deutschen Gewerkschaften gemessen, sind die belgischen Gewerkschaftsorganisationen noch recht klein, ihre Einrichtungen unvollkommen, ungenügend. Das gleiche gilt natürlich von der Gewerkschaftspresse. Immerhin macht sich in den letzten Jahren eine erfreuliche EntWickelung nach vorwärts bemerkbar. Die der belgischen Gewerkschaftskommission fGeneralkom- Mission) angeschlossenen Zentralverbände, Federationen, Fachvereine geben zusammen 25 Fachblätter heraus. Davon erscheinen 21 nür einmal, 3 zweimal monatlich, ein einziges allwöchentlich. Von diesen Organen sind 8 in französischer Sprache gehalten; sie haben zusammen eine Auflage von öl 746 Exemplaren. Acht andere, die nur in vlämischer Sprache redigiert sind, haben eine Auflage von zusammen 36 166 Exemplaren. Zehn Blätter erscheinen in Fran- zösisch und Vlämisch; ihre Auflage beträgt 24 166. Dazu kommt noch das Organ der belgischen SeeleuteDe Zeeman", der in einex Auflage von 2666 Exemplaren herausgegeben wird, und der neben vlämischem Text auch solchen in englischer und deutscher Sprache enthält. Danach erreicht die belgische Gewerkschaftspresse eine Auf- lag« von insgesamt 114 346 Exemplaren. Die höchste Auflage hat das Organ der Metallarbeiter mit 26 666 in französischer. 16 666 in vlämischer Sprache. Diesem folgt der Bergarbeiter(fran- zösisch) mit 14 666, sodann der Steinarbciter(französisch) mit 16 Z66, der Textilarbeiter(vlämisch) mit 16 666 Exemplaren. Dazu ist zu bemerken, daß die Gesamtauflage höher ist, als die Gesamtmit- gliederzahl der betreffenden Organisationen. Es kann nicht überraschen, daß bei den beschränkten Mitteln, die den meisten der belgischen Gewerkschaften zur Ausgestaltung ihrer Organe zur Verfügung stehen, auch der Inhalt off recht zu wünschen übrig läßt. Der Genosse M a h l m a n, der im Korrc- spondenzblatt der belgischen Gcwcrkschaftskommission über diesen Gegenstand schreibt, erhebt recht bittere Klage über die lieber- bllrdung der angestellten Sekretäre der Gewerkschaften, die neben- bei auch die Redaktion des Organs zu besorgen haben. Es fehlt an Zeit, aber auch an jeglichen Bildungsmitteln, an Zeitschriften und Büchern zur Information. Der Beamte soll Organisator, Agitator ebensogut wie Redner und Redakteur alles in einer Person sein. Um eine Besserung dieser Verhältnisse herbeizuführen, macht der Genannte folgende Vorschläge: Die größeren Blätter mit 16 666 Exemplaren und mehr sollten einen besonderen Redakteur anstellen. Außerdem sollte bei der Gewerkschastskommission ein Preßausschuß errichtet werden, dem die Aufgabe zufällt, einige Redakteure bezw. feste Mitarbeiter für einzelne Spezialfächer zu gewinnen, deren Arbeiten für die gesamte französische und vlämische Gewertschafts- presse nutzbar zu machen sind. Geschieht dies auf dem Gebiete der Sozialpolitik, Volkswirtschaft, Gesetzgebung usw., so verbleibe(nach Mahlman) für die Sekretäre nur noch das speziell Berufliche zu bearbeiten. Noch immer haben die belgischen Gewerkschaften> die französischen bekanntlich in nach höherem Maße mit dem Widerstande der dortigen Arbeiterschaft gegen hohe Vereinsbeiträge zu rechnen. Hoffentlich gelingt es ihnen, diesen bald zu über- winden und damit auch manches Hemmnis, das sich jetzt der Weiter- cntwickelung der Organisationen noch entgegenstellt. Arbeitswillige" Revolverhelden. ' Paris , 22. Juli. (Eig. Ber.) Da der Ausstand der Seeleute, allen Berichten der Unternehmerpresse zum Trotz, nicht abnehmen will, haben die Reeder an die Elemente appelliert, die als professio» nelleArbeitswillige" überall bei den Ilusbcutern ebenso beliebt wie von den anständigen Leuten gemieden sind. Die zusammen- gewürfelten Mannschaften, die unter Polizeischutz auf die Schisse verladen wurden, sind für die Passagiere, deren Leben ihrer Tüch- tigkeit und Gewissenhaftigkeit anvertraut ist, ebenso eine Gefahr, wie für die ehrenhaften Seeleute, mit denen sie Händel suchen. In Paris gibt es jetzt unter dem TitelFreiheit der Arbeit" ein Werbe- bureau für dieses Gesindel.- Dieses Bureau hat einen Trupp Streikbrecher nach Dünkirchen geliefert, wo sie alsSeeleute" und Docker" eingestellt wurden. Einer der Kerle, ein gewisser Weber. hat am Sonntag ohne jeden Anlaß auf streikende Hafenarbeiter geschossen und einen Docker wie einen gerade vorbeikommenden Weber verwundet. Er wurde verhaftet, ebenso sein Spießgeselle Brunei . Zu ihrer Entlastung wird Volltrunkenheit angeführt. Die beiden hatten in der Tat die ganze Nacht im Bordellviertel durch» zecht. Die Ausbeuter sind ja sehr freigebig gegen solche Vorkämpfer derArbeitsfreiheit". Wehe aber den Streikenden, die im Kampfe um etwas mehr Brot mit diesen etwas unsanft verfahren. Sie sind dannTerroristen", und die ganze Unternehmcrpresse brüllt nach Staatsanwalt und Gendarm. Hub Indurtm und Handel. Patriotische " Unternehmer. Die Unternehmer sind im allgemeinen Gegner des kommunalen oder staatlichen Regiebaues. Wenns ihnen aber gerade paßt, machen sie auch Ausnahmen und ein Beispiel hierfür liefern jetzt die schweizerischen Unternehmer. Letztes Jahr wurden von der Ver» waltung der schweizerischen Staatsbahnen die Arbeiten für die Er» stellung eines Hauensteintunnels im Betrage von 21 Millionen Frank an eine Berliner Firma vergeben, weil die Offerten der ein« heimischen Unternehmer große Ueberforderungen enthielten. Die gleiche Praxis wollte die Generaldireftion der Bundes« bahnen beim Bau des zweiten Simplontunnels einschlagen. Zwar lag bereits ein Vertrag mit der Erstellerin des ersten Simplontunnels vor, aber die Firma weigerte sich, die übernommenen Verpstichtungen zu erfüllen, da sie angeblich nicht auf ihre Rechnung komme. Eine zweite Ausschreibung der Arbeite» zeitigte wieder das gleiche Resultat, wie heim Bau des Hauenstein » tunnels. Die einheimischen Unternehmer hatten sich verständigt und nützten diese Monopolstellung aus. Nun sollte der Zuschlag an eine Mannheimer Firma �erfolgen, aber die Unternehmer erhoben Ein« spräche. Ihre Verbände beriefen Protestversammlungen ein, man kehrte den Schutz dernationalen Volkswirtschaft" heraus, machte Eingaben an die Verwaltung und setzte es durch, daß der Verwaltungsrat der Staatsbahnen als entscheidende Instanz die Anträge der Generaldirektion ablehnte, Statt der Vergebung ins Ausland ist nun die Ausführung des zweiten Simplontunnels in Regie beschlossen worden. Das ist grundsätzlich entschieden zu begrüßen, im konfteten Fall indes handelt es sich für die Unter« nehmer nur darum, der Erstellerin des ersten Tunnels entgegen- zukommen und zwar in der Weise, daß ihr die Staatsbahnen die Baueinrickitungen, Maschinen, Werkzeuge usw. um teures Geld ab- kaufen. Ohne diesen Hintergedanken wären die Unternehmerverbände niemals auf den Regiebau verfallen, den sie sonst konsequent be» kämpfen._ letzte ftachiichtcn. Der Streik im Londoner Hafen. London , 24. Juli. (W. T. B.) Der Arbeiterführer Havelock Wilson, der am Montag von einer Auslandsreise zurückgekehrt ist, droht einen allgemeinen Ausstand der Transportarbeiter an und hat ein Manifest an die Transportarbeiter aller englischen Häfen der vereinigten Königreiche veröffentlicht, in welchem erklärt wird, daß, solange die Arbeitgeber des Londoner Hafens ihre gegen- wärtigen Forderungen aufrechterhalten, die Traie-Unions-Bcwegung nicht allein den Londoner Hafen, sondern alle Häfen Großbritan- niens bedrohen werde. Wilson fordert die Arbeiter zur sofortigen Unterstützung der notleidenden Dockarbeiter auf und kündigt die Absicht an, alle Hafenorte zu besuchen. Er verlangt dringend von ihnen, falls der Londoner Streit nicht in einer die Arbeiter zu- friedenstellenden Weise beigelegt werde, zur Tat bereit zu sein. Heute nachmittag durchzogen etwa 36 666 bis 56 666 Mann mit den Arbeiterführern an der Spitze die Cith und versammelten sich darauf in T o w e r h i l l, wo der Arbeiterführer Ben T i l l e t t eine An- spräche hielt._ Mordbrennereien in Mexiko . Mexiko , 24. Juli. (P.-C.) Nach hier vorliegenden telegraphi» schen Nachrichten aus verschiedenen Teilen des Landes ist der Aus« stand keineswegs, wie es bereits den Anschein hatte, unterdrückt; die Rebellen'ziehen vielmehr brennend und plündernd umher und verwüsten das Land. Vor allem sind ihre Bestrebungen jetzt darauf gerichtet, den Truppentransport durch die Zerstörung der Eisen- bahnen zu verhindern. So besagt eine hier eingelaufene Meldung, daß die Bahnverbindung Aston Torreon unterbrochen ist und alle Brücken zwischen Gomez, Palacio und Hipolito von den Aufständi- schen verbrannt worden sind. Die Anhänger des General? Zapata überfielen bei Jxtapalapa den Rest der Anhängerschaft des Generals Orozco und zerstörten ein Bergwerk in Dolores.. Zugentgleisung. Wien , 24. Juli. (P.-T.) Bei der Station Uniereich ist ein Eisenbahnunglück passiert. Der Güterzug Bruck Fiume ent» g I e i st e. Es erfolgte eine Kcsselcxplosion. Zahlreiche An- gestellte wurden verletzt. 12 Waggons sind zertrümmert worden. Vier Arbeiter verschüttet. Prag , 24. Juli. (W. T. B-) In I t n o n i tz bei Prag ist in einer Sandgrube durch unvorsichtiges Abgraben eine Steinwand e i n g e st ü r z t. Vier Personen und ein Pferdegespann wurden verschüttet. Eine Person wurde schwer verletzt geborgen, d i e übrigen d rei si n d tot. Auch die Pferde sind tot._ Ih. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstass Paul Singer 4 Co., Berlin SW. Hierzu 2 Beilagen u.Unterhaltungsbl.