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|r.l87. 39. IahrMS. 2. KeilU Ks Jormürts" Iftlintt WsdIM Aieilstag. 13. Aagust l9l3 Partei- Angelegenheiten. Das Ergebnis der Urwahl im 4. Wahlkreis. An der Wahl beteiligten sich 4640 Mitglieder. In den Vorstand wurden gewählt: P. Hoffmann(4245 Stimmen) 1. Vorsitzen­der: E. Brückner(4423) 2. Vorsitzender; Barenthin(2738) 1. Kassierer: Jöchel(2301) 2. Kassierer: Poetzsch(2419) 1. Schriftführer: Else Bongartz(2663) 2. Schriftführerin: Agnes Fahrenwald(3374) Beisitzerin. Zu Revisoren wurden gewählt: Beier(2993). Fischer(3185), Gerndt(3062), Jacob- söhn(3340). Siegle(3039). Teschke(2822). In den Zentral- vorstand wurden gewählt: Davidsohn(2015), Beiersdorf  (2558), Burghardt(4292), Fahrenwald(4253), Barenthin (3749), G. Müller(4022), C. Walter(4054). Erster Wahlkreis. Am Donnerstag, den 15. August, Fortsetzung der Generalversammlung in den Coronasälen. Näheres am Donners- tag im Inserat. Der Vorstand. Dritter Wahlkreis. Fünfte Abteilung. Für die Bezirke 226 228a findet ein gemeinschaftlicher Zahlabend mit einem Vor- trag des Genofien Fritz Zubeil   bei Persicke, Ritterstr. 123, statt. Zweite Abteilung. Für die Bezirke 141a, 142, 143, 144 und 234 findet der gemeinschaftliche Zahlabend im GewerkschaftshauS, Saal I, statt. Dritte Abteilung. Der Bezirk 220 hält seinen Zahlabend bei Bartsch, Alte Jakobstr. 13, ab. Johannisthal  . Mittwoch, den 14. August, abends 8 Uhr: Mit- gliederversammlung des Wahlvereins im Restaurant Lindenhof (Jugendheim), Friedrichstr. 61. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Vortrag:Die Organisation der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  ". Referent: Parteisekretär Max Grog er. 8. Diskussion. 4. Wahl der Delegierten zur Verbandsgeneralver- sammlung. einer Beisitzerin und Leseabendleiterin. 5. Vereins- angelegenheiten und Verschiedenes. Alt-Glicnickc. Mittwoch, den 14. August, findet Zahlabend für den ersten Bezirk beim Genossen Henschel. Grünauer Stratze, für den 2. Bezirk bei Genossin Joch, Köpenicker Straste, statt. Für den 3. Be- zirk(Ortsteil Falkenberg) findet der Zahlabend Sonnabend, den 17. August beim Genossen Schäfer statt. Der Vorstand. Erkner  . Die Mitgliedervertammlung findet Mittwoch. den 14. August, im Lokal Degebrodt statt. Die Bezirksleitung. Rosenthal.(Wilhelmsruh  .) Wegen Erledigung wichtiger Partei- angelegenheiten wird diesmal der Zahlabend für alle Bezirke ge- meinschaftlich bei Milbrodt, Kronprinzenstr. 15, abgehalten. Die Bezirksleitung. Nowawcs. Mittwoch, den 14. August, abends 8'/z Uhr. findet im Sckmidtschen Lokal, Wilhelmstr. 4143, die Versammlung des Wahlvereins mit folgender Tagesordnung statt: 1. Vor- trag überDer Parteitag in Chemnitz  ". 2. Geschäftliches. 8. Wahl von Delegierten zur Kreis- und Verbandsversammlung. _ Der Vorstand. Berliner   JVacbricbten. Schulpremiere. Heute morgen steht Berlin   nach langer Pause wieder im Zeichen des Schultornisters. Von allen Seiten drängt das neue Geschlecht den Schulpalästen zu. Vor den Portalen und auf den Schulhösen herrscht ein sonst zur Schulzeit unge- wohntes Getriebe. An den Kindern zeigt es sich, was fünf gut ausgenutzte Ferienwochen bewirkt haben. Was im Hause und auf der Straße, in Feld und Wald sich verkrümelte und nicht so sehr auffiel hier wie in einem Bienenschwarm sieht man es gehäuft: braungebrannte Gesichter. Nacken und Arme, hellere Augen, fröhlichere Mienen, straffere, elastischere Haltung. Wohl klingt ini volkszugehörigen Jungdeutschland noch überall so eine leise Saite des Unbehagens an, daß nun die schönen Tage von Aranjuez   vorüber sind, aber allen, denen es ver- gönnt war. wirkliche Ferien zu genießen, leuchtet doch die lachende Freude aus dem Antlitz. Und desSchwabbelns", ehe des Schuldienstes gleichgestellte Uhr schlägt, ist kein Ende. Nach allen Windrichtungen hin war ja die jugendliche Schar wochenlang auseinandergesprengt. Die Glücklichen entführte der Ferienzauber nach der rauschenden, brausenden Nord- und Ostsee  , nach den himmelstrebenden deutschen   Mittelgebirgen oder in köstliches. Wald- und seenreiches Flachland. Zehn- tausende erzählen begeistert von den Herrlichkeiten indianer- artigen Lagerlebens auf den Ferienspielplätzen. und abseits, stumm und still,, mit tapfer niedergekämpftem Weh im kleinen Herzen, stehen andere Tausende, denen selbst die Freude des ungebundenen täglichen Naturgenusses in der Umgebung des Steinkolosses an der Spree durch die Ungunst sozialer Elends- Verhältnisse versagt blieb. Greift nur hinein mit forschender, sortierender Hand in dieses volle junge Menschenleben, und ihr könnt mit Leichtigkeit herausfinden, wie unendlich viel noch zu tun bleibt auf dem dankbaren Felde der Kindes- Wohlfahrt während der Sommerferien! Hastig, wie aus dem Sommernachtstraum erwacht, schrillt zum ersten Male wieder die Schulglocke. Eilends stieben die plaudernden Gruppen aus- einander, trippeln und springen die Stufen zum modernen Nürnberger Trichter  " hinauf. Der Herr Lehrer und das Fräulein, selbst noch schwärmend von der Sommerreise, drücken heute alle beide Augen zu. Der Ferienspuk wirkt nach. Die kleinen Brauseköpfe wollen sich erst langsam wieder gewöhnen an die Zucht der Schulstube, an das große und kleine Ein- maleins, an den gefürchtekengelben Onkel", der immer noch das Hilssreguisit von PseudoPädagogen ist. Wieder ein Rechtsanwalt verschwunden. Seit einigen Tagen ist der Rechtsanwalt Paul Bredereck  , der sein Bureau und seine Wohnung im Hause Friedrichstr. lSS hatte, aus Berlin   verschwunden. Es wird hierüber berichtet: Bredereck war wiederholt Verteidiger in interessanten Kriminalprozessen. Seit vorigen Donnerstag ist Bredereck verschwunden, ohne daß über sein Verbleiben etwaS be- kannt geworden wäre. Er erklärte, daß er verreisen müsse, aber spätestens am Sonnabend wieder zurück sein werde. Ueber den Grund der Reise schwieg er sich aus. Ueberhaupt war er in der letzten Zeit seinen Kollegen, insbesondere seinem Sozius Rechts- anwalt Dr. Lips gegenüber, gegen seine sonstige Gewöhn« heit verchlossen. Gestern vormittag erschien im Bureau Brederecks ein Gerichtsvollzieher und pfändete die vorhandenen Möbel im Anftrage eines der zahlreichen Gläubiger, der einen Wechsel Brederecks in Höhe von S000 M. vergeblich einzutreiben versucht hatte. Wie sein älterer Kollege, der verstorbene Justizrat Paul Michaelis, hatte auch Bredereck eine verhängnisvolle Spiel- idenschaft, der er insbesondere auf Rennplätzen huldigte. Oft setzte Bredereck auf ein einzelnes Pferd mehr als 16(XXI M. Zu seinen zahlreichen Gläubigern gehören neben vielen Buchmachern Inhaber von Weinstuben und Bars. Aufsehen erregte eS kürzlich, daß Bredereck I sich die Belohnung von 4666 M., die von der American Expreß Company   auf die Ergreifung ihres Kassenboten Haase und die Wiederherbeischaffung der von ihm unterschlagenen Gelder ausgesetzt waren, auszahlen ließ und von dieser Summe 2666 M. der Mutier Haases zur Verfügung stellte, während er die anderen 2666 M. als Honorar für seine Anwaltstätigkeit beanspruchte. Vor der Auszahlung an die Mutter spielte sich ein Vorgang ab, der erst jetzt bekannt wird. Der Anwalt sandte nämlich einen Vertrauensmann zur American Expreß Company   mit der Erklärung, es seien ihm Bedenken darüber aufgestiegen, ob es angebracht sei, der Mutter des Defraudanten die Belohnung auszuzahlen: die Bank möchte ihm doch einen Brief schreiben, worin sie sich dahin aus- spreche, daß sie die Zahlung an Frau Haase beanstande und für un- moralisch erkläre. Die Bank antwortete jedoch, sie könne diesen Standpunkt nicht einnehmen, empfehle aber Herrn Bredereck in Rück- ficht auf seine moralischen Bedenken entiveder ihr, der Bank, das Geld wiederzugeben oder es einstweilig zu deponieren. Auf diese Antwort war der Anwalt nicht gefaßt gewesen. Wie hoch sich die Schuldenlast Brederecks beläuft, ist noch nicht festgestellt; man spricht Von fast einer halben Million. Im übrigen soll noch geprüft werden, ob die Bredereck übergebenen Depots noch intakt sind. Neben den zahlreichen Gläubigern des verschwundenen Rechts- anwalts trauern auch die Berliner   Antisemiten um ihren politischen Führer. Nachdem Bredereck bei den ReichStagswahlen im Jahre 1967 als konservativ-antisemitischer Kandidat ini dritten Berliner   Kreise debütiert hatte, wollte er bei den letzten Wahlen als konservativer Kandidat den Kreis Ober-Barnim für seine Gesinnungsgenossen erobern. In den antisemitischen Versammlungen war Vredereck eine Leuchte der rüpelhaften Agitationsweise.f Durch Verleumdung und per- sönliche Beschimpfung der politischen Gegner, vor allem der Sozial- demokraten, errang er sich den Beifall seiner gleichgestimmten Zu- Hörer. Ein deutscher Prinz ist zu verlaufen. In derVossischen Ztg." lesen wir folgende Annonce:Für deutschen Prinzen, Ende zwanzig, suche ich Dame sofortiger Heirat. Damen, auch bürgerlich, event. Jüdin, wollen sich unter genauer Angabe der Vermögensverhältnisse melden. Photographie erwünscht." Das wird mal ein nettes bürger- liches Wettrennen um die Gunst Durchläuchtings werden. Ueber die Dauer der Ferngespräche sind neue Bestimmungen in die Anweisung für die Fernsprechämter aufgenommen worden. Die Urzeitung" teilt daraus das Wichtigste mit. Die Einheitsdauer einer Verbindung im Fernverkehr sowie einer Verbindung gegen Gesprächsgebühr im Bezirks- und Vorortverkehr beträgt bekanntlich 3 Minuten. Die Ausdehnung auf 6 Minuten ist stets zulässig, aber nicht aus Zeiträume, die durch Nacht-Abonnementsgespräche besetzt sind. Ueber 6 Minuten darf ein Gespräch dann ausgedehnt werden, wenn keine andere Gesprächsanmeldung vorliegt. Wenn gewöhn- liche, nicht dringende Jnlandsgespräche bei den Anstalten der Orte, zwischen denen ein Gespräch im Gang ist, oder bei Durchgangs- anstalten angemeldet find, so darf das im Gange befindliche Gespräch über 6 Minuten an Werktagen in den Stunden von 9 Uhr vor- mittags bis 7 Uhr nachmittags gegen die Gebühr für dringende Ge- spräche ausgedehnt werden. Die Zwischen- und die Durchgangs- anstalten dürfen aber die Benutzung der Leitung ihrerseits be- anspruchen, wenn ihre Gespräche eine halbe Stunde früher angemeldet sind. An Werktagen vor 9 Uhr vormittags und nach 7 Uhr nach- mittags sowie an Sonn- und Feiertagen außer von 11 Uhr vor- mittags bis 1 Uhr nachmittags können sie bis zu 36 Minuten aus- gedehnt werden. Sonn- und Feiertags von 11 bis 1 Uhr kann kein Gespräch über S Minuten ausgedehnt werden, auch nicht gegen die Gebühr für dringende Gespräche. Bon einem aufregenden Borgang, der sich am Donnerstag bori- ger Woche im Krankenhause der jüdischen Gemeinde, Auguststr. 14/16, zugetragen haben soll, wird uns folgendes mit- geteilt. Der Kaufmann Jovel Margolis aus Bialostok in Rußland   war vor etwa drei Monaten nach Berlin   gekommen und hatte sich zur Heilung einer schon bösartig gewordenen Zuckerkrank- heit in das Jüdische Krankenhaus begeben. Die eine Zehe des linken Fußes war vom Brand befallen, die Aerzte glaubten aber, ohne operativen Eingriff die Heilung herbeiführen zu können. Diese dem Kranken gemachte Hoffnung wurde nach achtwöchiger Kur jäh vernichtet. Es genügte jetzt nicht mehr, daß die Zehe entfernt wurde, sondern es mußte der ganze Fuß amputiert werden, sollte der Patient am Leben bleiben. Der Unglückliche unterwarf sich der Operation. Fünf Wochen verblieb er dann noch zur Heilung der Wunde im Krankenhaus und sollte nun am vergangenen Donners- tag entlasten werden. Am Vormittag desselben Tages bemerkte aber der stellvertretende Chefarzt. Professor Karewsky, daß das dem Patienten verordnete künstliche Bein nicht paßte und ihm Schmerzen verursachte. Er ordnete deshalb an, daß ein anderes Bein angefertigt werden solle. Nachmittags um 4 Uhr erschien jedoch an dem Bett des Kranken der Inspektor Meyer und verkün- dete jenem, daß er entlassen sei. Der Kranke verwies darauf, daß er sich doch ohne das künstliche Bein nicht fortbewegen könne, und da er auch annahm, daß ihm ein weiteres Verbleiben nicht mehr ge- stattet werde, weil er für die letzten zehn Tage noch die Kurkosten schuldete, bat er, ihn doch wenigstens noch bis zum Sonnabend dort zu lassen, da er bis dahin Geld erhalten würde. Der Inspektor ließ sich aber auf nichts ein, sondern sagte:Wenn Sie bis Uhr nicht angezogen sind, werden Sie durch die Polizei hinausgebracht." Nach einiger Zeit kehrte er mit zwei Pflegern zurück und wollte den Kranken gewaltsam ankleiden lassen. Dieser setzte sich aber zur Wehr und fing an zu schreien. Die übrigen Patienten, worun- ter sich auch zwei Kinder befanden, liefen schreiend aus dem Zim- mer und stießen empörte Rufe aus. Einer von ihnen erbot sich, die Kosten bis zum Sonnabend auszulegen, doch erwiderte ihm In- spektor Meyer, die Sache gehe ihn nichts an. Da die drei Mann mit dem Krüppel nichts anzufangen wußten, gingen sie weg. Nach einer Viertelstunde kamen sie zurück in Begleitung des Assistenz- arztes Dr. Cobliner und des Inspektors Lindermann. Diese pack- ten nun den Patienten je an einen Arm, während Inspektor Meyer ihn am Hals ergriff. So wurde der Wehrlose aufs Bett geworfen und dann von den Pflegern angekleidet. Mittels Krankenstuhls wurde er nun auf den Hof hinaus befördert und von dort in eine herbeigeholte Droschke. Diese brachte ihn nach dem Pensionat, wo die Frau des Unglücklichen wohnt; letztere war über die plötzliche Ankunft ihres Gatten sehr erschrocken. Durch die ausgestandene Aufregung des Kranken hat sich die Wunde wieder verschlimmert. Welcher Grund die in Frage kommenden Personen leitete, mit dem Patienten so zu verfahren, darüber wird die Verwaltung des Jüdischen Krankenhauses Aufklärung geben müssen. Sollte aber, wie aus einer Aeußerung des Inspektors Meyer zu entnehmen ist, die Tatsache ausschlaggebend gewesen sein, daß für die letzte Zeit nicht die Kurkostcn eingezahlt worden sind, so mutz man die un- humane Stellungnahme der Krankenhausverwaltung um so mehr bedauern, als diese gar keinen Anlaß hatte, eine Gcldeinbuße zu erleiden. Der Kranke ist zwar infolge geschäftlicher Verluste zur- zeit fast gänzlich mittellos, er besitzt aber in Berlin   mehrere Ge- jchäftsfreunde, die im Notfall wohl für ihn eingesprungen wären. Bon dem Ehemann seiner Geliebten erstochen wurde am Sonn- tag vormittag der 37 Jahre alte Arbeiter Dieckmann aus der Elde- naer Straße 1. D. stand in Beziehungen zu der Schlächtcrfrau Dreßler, die. von ihrem Manne getrennt, seit zwei Monaten mit zwei Kindern im Alter von 4 und 5 Jahren in der Tanziger Straße 37 im vierten Stock des Seitenflügels wohnt. Dreßler, ein Mann von 37 Jahren» der in der Stargacher Str. 6 in Schlafstelle wohnt, kam um 16 Uhr nach der Behausung feiner Frau und fand Dieckmann bei ihr. Bor Wut zog er sofort sein Messer und stach auf den Nebenbuhler ein. Dieser floh, nur mit dem Hemd be- kleidet, die Treppe hinunter nach der Prenzlauer Allee zu. Dort aber brach er bewußtlos zusammen. Man brachte ihn nach dem Krankenhaus am Friedrichshain  , wo der Arzt eine Verletzung der Schlagader konstatierte. Bald nach der Einlicferimg starb D. Dreßler ergriff nach der Tat die Flucht, er wurde jedoch bald fest- genommen... Nach einer anderen Meldung lebte Frau D. feit z!wm Monaten von ihrem Manne getrennt. Dreßler, der die Scheidungsklage ein- reichen wollte, begab sich nun nach ihrer Wohnung, um sich Papiere, die sie au sich genommen hatte, zu holen. Auf sein Klingeln öffnete ihm seine Frau selbst. Kaum hatte er die Wohnung betreten, da sprang ihm Dieckmann, der eben erst das Bett verlassen hatte, im Hemde mit gezücktem Messer entgegen. Dreßler erwehrte sich des Angriffs, und versuchte ihm das Messer zu entreißen. In dem Handgemenge traf nun Dreßler mit dem Messer, das er ihm ent- wunden hatte, seinen Gegner so unglücklich am Halse, daß die Pulsader durchgeschlagen wurde. Der Verhaftete bestreitet, ein Messer bei sich gehabt zu haben, weil er lediglich die Absicht gehabt habe, seine Papiere zu holen. Die Verletzung, die den Tod Dieck- manns zur Folge hatte, sei lediglich auf einen unglücklichen Zufall bei dem Ringkampf zurückzuführen. Dieckmann tonnte nicht mehr vernommen werden. Drejster wurde in Haft behalten. Ein Mann, der sich zu helfen weiß, scheint der Eigentümer des Hauses Nr. 12 in der Höchste Straße zu sein. Der betreffende Herr hat in seinem Hause auch Kellerwohnungen, die er für gutes Geld au arme Leute vermietet, dieweil reiche es vorziehen, in besseren Wohnungen zu leben. Ein solchesHeim" imkühlen Grunde", das seiner Verfassung nach eher einer Tropfsteinhöhle, denn einer mensch- lichen Behausung gleicht und in der deshalb nachträglich von der Polizei das Wohnen untersagt worden ist, hatte vom 1. April dieses Jahres ab der Schneider P. besessen. P. hat eine Frau und acht Kinder, von denen das letzte fünf Wochen alt ist. Die Frau trägt ebenfalls durch Nähen zum Brot- erwerb mit bei. Durch das Wochenbett der Frau waren die Leute nun in ihrem Verdienst etwas zurückgekommen, außerdem hat das Familienereignis auch Geld gekostet, und da die Frau keinerlei Unterstützung und Pflege erhalten hatte, mußte sie am dritten Tage schon wieder an ihre Arbeit. Am 1. August konnten sie nun die Miete für einen Monat nicht zahlen, sie erboten sich aber, das Geld bis zum 15. August zu beschaffen. Wie die Frau ver- sichert, habe der Wirt auf das Anerbieten hin geäußert, daß er nicht warten wolle, und überhaupt möchte er sie raushabeu, es wären ihm schon zu viel Kinder. Außerdem soll der Herr noch geäußert haben, daß die Stadt für die Kinder der Armen nur immer berappen müsse. Hunde seien viel besser wie Kinder, die brächten wenig st ens Steuern ein,(!) Die Frau habe hierauf erklärt, daß sie für ihre Kinder noch nie Unterstützung, weder von der Stadt, noch von sonst jemandem er- halten habe. Die Hauptsache kommt nun aber erst. Um die Faniilie mit den acht Kindern, die nach der angeblichen Aeußerung dem t auswirt weniger wert zu sein scheinten als acht Hunde, aus der cllerwohnung zu bringen, ließ der Hauswirt in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch Fenster und Türen aushängen, so daß die ganze Nacht über die kühle Luft überall Zutritt hatte. Die Leute suchten sich durch Decken und Tücher, die sie vor die Oeffnung hingen, gegen die schädliche Zugluft zu schützen, konnten aber doch nicht verhindern, daß unausgesetzt der Wind durch die Räume jagte. Die Kinder weinten vor Kälte, und der Säugling hat eine starke Erkältung davongetragen. Anderen Tags ging die Frau zur Polizei, die den Hauswirt veranlaßle, die Wohnung wieder ordnungsgemäß herzurichten. Mit dem Aushängen der Fenster und Türen hatte sich der Eigentümer aber noch i'.icht begnügt, sondern hatte obendrein auch noch das Wasser abgestellt. Die Leute sind denn auch ausgezogen und haben eine neue Wohmmg gefunden. Aehnliche Fälle sind ja schon öfter vorgekommen, der geschilderte aber ist in seiner Härte und Kraßheit wie geschaffen, die Wohnungs- misere der armen Leute in der Reichshauptstadt blitzhell zu be- leuchten. Der Fall ist des weiteren auch besonders den bürgerlichen Zeitungen. Sozialpolitikern und Vaterlandsfreunden zur besonderen Beachtung zu empfehlen, die gerade in den letzten Tagen ein ge- wattiges Lamento angestimmt haben, über den Geburtenrückgang in Deutschland   und seine Ursachen und die schärfsten Strafen fordern für diejenigen, die der Konzeption vorbeugen. Beim Rangieren eines Zuges wurde am Sonntag vormittag gegen 8 Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof der Lokomotivführer Paul Ringk aus der Geßlerstr. 3 zu Schöneberg   von einer Lokomo- tive erfaßt und überfahren. Der Bedauernswerte kam so unglücklich zu liegen, daß ihm ein Bein vollständig zermalmt wurde. In be- wutztlosem Zustande wurde er mit einem Kraukenwagen nach dem Elisabethkrankcnhaus geschafft, wo das zerschmetterte Bein ampu- tiert werden mußte. Ringk ist verheiratet und Familienvater. Ein schweres Brandunglück ereignete sich in der Nacht zum Sonntag am Lausitzer Platz 11. Im Erdgeschoß des Hinterhauses wohnt dort der 45 Jahre alte Arbeiter Paul Hell wich, der in der Mitternachtsstunde etwas angeheitert heimkehrte. Als er mit einer brennenden Tischlampe hantierte, kam er der Flamme zu nahe, so daß seine Kleider in Brand gerieten. Im nächsten Augen- blick-brannte er schon lichterloh, und laut um Hilfe schreiend lief er auf den Hof hinaus. Hausbewohner eilten sofort hinzu und erstickten das Feuer an dem Körper des Mannes. Der Unglückliche hatte aber schon sehr gefährliche Brandwunden davongetragen. Er wurde von Samaritern der inzwischen alarmierten Feuerwehr not- dürftig verbunden und dann mit einem Tender der Feuerwehr nach dem Krankenhaus Bethanien gebracht. Der Storch auf dem Bahnsteig. Eine Ueberraschung eigener Art gab es am Somitagnachmittag auf dem Bahnhof Gesuiidvruimen. Die in Waidmannslust   wohnhafte Ehefrau Anna S. wollte soeben einen Porortzug besteige», als sich plötzlich der Storch bei ihr ein- stellte. Auf dem Bahnsteig erblickte ein kräftiger Knabe das Licht der Welt. Andere Frauen nahmen sich der jungen Mutter und ihres Kindes an und sorgten dafür, daß beide nach einem Krankenhause gebracht wurden. Ein großer Dachstuhlbrand kam gestern früh in dem Eckhause Greife»Hagener Str. 5 2 Kugle r st r. 3 4 im Norden Berlins   zum Ausbruch. Die Gefahr wurde erst bemerkt, als kurz »ach 5'/? Uhr schon aus mehreren Stellen des Daches Flammen hervorichtngen. Bei Ankunft der Feuerwehr brannte dann der Eck- dachstuhl des Vorderhauses schon lichterloh. Erst nach zweistündiger Tätigkeit gelang es der Wehr, die Gewalt des Brandes zu brechen. Der Eckdachst,, hl ist vollständig ein Raub der Flammen geworden und an einer Stelle ist auch die Decke nach dem vierten Stock durch- gebrannt, so daß in dieser Wohnung großer Schade», entstanden ist. Die vollständige Ablöschung der Brandstelle und die AufräumungS» arbeiten hielten die Feuerwehr noch bis gegen Mittag fest. Eine falsche Sclbstbezichtiguug. Ein fremdes Kind sollte, wie berichtet, die 23jäbrige Frau Berlct aus der Löwestr. 12 ertränkt haben. Statt des eigenen habe die geisteskranke Frau ein ihr völlig fremdes Kind in Ober-Schöneweide aufgegriffen und sei mit diesem bei Hirschgnrten ins Wasser gegangen. Auf Grund der Selvst- bezichtigung wurde die Frau als Gefangene einem Krankenhause zu- geführt. Wie nunmehr gemeldet wird, ist die Frau wieder auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem die behördliche» Nachforschungen ergeben haben, daß sich Frau B. zu Unrecht eines Kindesinordes be- schuldigt hatte. Ihr eigenes Kind, das sie ertränkt haben wollte, befindet sich noch ivohlauf bei einer Familie in Neukölln in Pflege.