Fleischteuerung sein. Die hohe-> Rentabilität de» Getreidebaues hat überdies-schon einen ganz erheblichen Teil der Landwirte veranlaßt, das Hauptgewicht auf den Ackerbau zu legen und fast gänzlich viehlosen Wirt schaft überzugehen. In wie hohem Grade die fortschreitende Verteuerung aller wichtigeren Lebens- und Genußmittel auf die gesamte Lebenshaltung des M i t t e l st a n d e s und der Arbeiterklasse einwirkt, ergibt sich aus der Bewegung der Haushaltskosten, die in auffallendem Gegensatz steht zur Entwickelung der Einkommens- Verhältnisse. Berechnet man die Kosten des w ö ch e n t l i ch e n Nahrungsmittelaufwandes einer vierköpfigen Familie, Eltern und zwei Kinder, in der Weise, daß man die dreifache Verpfkegungsration des deutschen Marine soldaten zugrunde legt, so erhält man nach den Angaben von l92 deutschen Siädten für die ersten sieben Monate 1911 und 1912 folgende Ziffern in Mark: 1911 Januar. Februar März. April. Mai-.. Juni. Juli.. � 1912:■ Januar. 21,69 M. pro Woche Februar 24.33„.„ März. 25,13. April. 25,74„,„ Mai.. 25,52,„„ Juni. 25,85„„ Juli.. 20,10„, sich eine Erhöhung der Haus- Seit Januar 1911 hat sich aber der einer vierköpfigen Familie bereits Pro Woche. verteuert. Es kommt hinzu, daß gleichzeitig auch die Brennmaterialien, Textilrohstoffe und Mietpreise für Kleinwohnungen fast durchweg gestiegen sind. Soweit für den Monat August schon statistische Angaben vor- liegen, zeigt sich, daß die Preise für Rindfleisch(vom Bauch) fast überall die Grenze von 2 M. pro Kilo erreicht haben. Schweinefleisch(von Bug, Schulter, Vorderschinken) wird mit 2 bis 2,40 M. bezahlt, und Schweinespeck kostet berests 2 bis 2.20 M. pro Kilo. Und das im Hochsommer! Wie soll das im Winter werden? Wir gehen einer furchtbaren Hungersnot entgegen, die Regierung aber sieht untätig zu. 23,50 M. pro Woche 23.61„„ 28-60„„ 23,80„„ 28,72„,„ 23.97,.„ 24,87... Gegen Juli 1911 ergibt Haltskosten um 1,73 M, Nahrungsmittelauswand u m 2,60 M. pro W o l Zur Frage der Vieh- und FleischteuermiK haben die Vereinigten Breslauer Fleischerinnungen folgende Erklärung beschlossen: Die Preise für SÄlachtdieh haben eine Höhe erreicht, daß sie alle bisher geforderten und bezahlten bedeutend übertreffen. Die unausbleibliche Folge der außerordentlichen Viehpreise ist, daß auch die Flcischpreise entsprechend anziehen. Wir machen unsere Kunden darauf ausmerksam, daß demnach unserem Gewerbe keine Schuld an der herrschenden ünd auch weiter fortschreitenden Teuerung des * Fleisches beizumessen ist. Die Schuld liegt einzig an der Ohn- ' macht der deutschen Landwirtschaft, die Viehzucht ' und Mast in gleichem Matze zu fördern, als die deutsche Be- völkerung zunimmt. Einen großen Teil der Schuld trägt aber auch die R e i ch S r e g i e r n n g. die trotz der herrschenden Not- ' läge die Grenze zur Einfuhr von Schlachwieh nicht öffnet, bezw. die Einfuhr von Schlachtvieh so erschwert, daß dies eüiem Einfuhrverbote gleichkommt. «br; Zehn Jachre ZuchthtwS für Oevtell-- L5-1 . DK Kogttäkpoliiik der.Denffchen Tageszeitung', die auf der i�?en Seite in Moral mächt' und' auf der letzten Mittel zlw, M« treiben anpreist, haben wir soeben' erst konstatiert. Festgestellt muß aber immer und immer wieder werden, daß solch unsaubere Reklame- geschäfte bei der ganzen agrarischen Presse zur Selbst- Verständlichkeit gehören. Aus dem Grunds lohnt es sich auch zu lesen, was einer, der sicher zu den enragiertesten Konservativen gehört, in der Nr. 33 des»Bundes der Landwirte fürOstpreutzen�, dem amtlichen Blatt derProvinzialabteilung, die so- eben erschienen ist, über die doppelte Buchführung OertelS und seiner �Deutschen Tageszeitung' sagt. Er schlägt nichts mehr und nichts weniger als zehnjährige Zuchthausstrafe für alle die vor, welche sich mit der Anpreisung von KonzeptionSmitteln beschäftigen— aber lassen wir dem konservativen,„christlich gesinnten, patriotischen' Arzt, wie die Redaktion des oftpreußischen„Bundes der Landwirte' sagt, selbst sprechen. Er hebt also an:„DaS Sinken der Zahl der Ge- burten in Deutschland ist eine entsetzliche Tatsache, die auf viel geheime Frevel himmelschreiender Rassenschande schließen läßt. Sogar die Regierung ist aufgewacht, und hat die Obcrpräsidcnten gefragt, wie diese Talsache zu erklären sei. Ra türl i ch(!) können diese Herren daS auch nicht wissen, sonst hätten sie die Regierung ja bereits darauf aufmerksam machen müssen, allenfalls werden sie etwas von wirtschaftlicher Not usw. berichten, ohne die wahren Gründe zu treffen..Einen Mann wollen sie(die Frauen) alle haben, aber Kinder nicht mehr, und wenn sie. die nötigen diabolischen Kniffe und Pfiffe loS haben, dann ist es mif dem Kindcrlriegcn vorbei. Es muß bei zehnjähriger Zuchthausstrafe die Fabrikation, der Vertrieb und die Anpreisung von Mittel», welche geeignet sind/ die Konzeption zu verhindern, reichsgesetzlich verboten werden. Die ganze schäm- und ruchlose Literatur über diese Dinge muß verboten. und womöglich von Henker Hand verbrannt werden. Leider übt der protestantische Pfarrstand in diesen Punkten nicht den Einfluß auS, den er sollte. Wenn die Ehen der katholischen Deutschen und Polen stuchtbarer und kinderreicher sind als die Ehen der protestantischen Deutschen , so ist daS nicht zum wenigstens V e r- dienst der katholischen Geistlichen. Ich weiß von manchen dieser Heiren. daß sie mit allen Mitteln des Beicht st uhleS und allen Schrecken der Kirche das Eindringen gewisser Gummiwaren usw. in ihre Gemeinden ver- hindern, und streng darüber wachen, daß die Frauen rechtzeitig konzipieren und durch reichliche« Kinderkriegen dem Protestantismus das Wasser abgraben. Darum ist Gefahr im Verzuge. Wird der Bewegung. die unter den Frauen- eingesetzt hat, nicht mit Gewalt ein Damm entgegengesetzt» dann ist kein Halt mehr und in einem Menschenalter verfällt Dentschland dem Fluche des alten Roms, das an dem Widerwillen der Frauen. Kinder zu bekommen, zugrunde ging. Die konservative Partei sollte in dieser Sache den ersten Schritt tun. bevor es zu spät ist.' « Diese Beußerungen in einem reinagrarischen. Organ, daS zugleich amtliches Blatt der Provinzialabteilung ist. sind in mehr als einer Hinsicht interessant. Einmal wegen deS UrteileS, das da ein Gefin- nungsgenoffe deS Oertel über diesen ausspricht; zum anderen wegen der hochinteressanten Einblicke in die„seelsorgerische' Tätigkeit der katholischen, bekanntlich im Zölibat lebenden Geistlichkeit. Wenn daS wahr ist, was der konservative Zentrums- freund hier schreibt, dann spotten die Tatsachen ja aller bis jetzt be- kanntgewordenen Erzählungen. Wenn die katholischen Geistlichen darauf achten, daß die Frauen zur rechten Zeit konzipieren, wenn sie daS mit allen Mitteln deS Beichtstuhles und. allen Schrecken der Kirche durchsetzen, zum anderen Oertel und seinen GesinnungS» gsnossen bei zehnjähriger Zuchthausstrafe verboten ist, VerhütungS- mittel anpreisen zu lassen— dann muß doch endlich der deutsche Staat vom.römischen' Untergange zu retten sein I? Ob die Kinder satt werden/darum braucht man sich nicht zu kümmern, die patrio- tische Hauptsache ist, daß Kinder in die Welt gesetzt werden. Also aus. Ihr.Vaterlandsfreunde', an Eure, durch die Pfarrer kon trollierte Pflicht l>_ Wider die Nahrungsmitteltvncherer. Ein amtliches Kreisblatt für die Abschaffung der Futtermittelzölle. - Die„Dortmunder Zeitung", zugleich amtliches Kreisblatt für den Stadt- und Landkreis Dortmund, veröffentlicht an der Spitze ihrer Abendausgabe vom 21. August eine Zuschrift zur Fleischteuerung:„Woher kann frisches Fleisch kommen?•" Die Redaktton des Blattes macht dazu eine Nachschrift, die deshalb von Bedeutung ist, weil sie in einem amtlichen KreiZ blatt steht. Die„Dortmunder Zeitung" bemerkte zu dem ein gesandten Artikel: „Wenn wir der beispiellosen Fleischnot, die nach der Er innerung alter Leute nie in diesem Maße erlebt wurde, wirksam steuern wollen, dann müssen die Futtermittel zölle abgeschafft werden. Gerade die Schweinemast wird in der Hauptsache von kleinen Leuten betrieben, die diese Futtermittel kaufen müssen, die aber in der Mehrzahl gar nicht in der Lage sind. solche Summen, die heute die Mästung mehrerer Schweine verschlingt, auf Monate hinaus vorzulegen. Muß schon diese Futtermittelteuerung in bedeutendem Maße hemmend auf das Mastgcschäft wirken, so kommt als weiteres hemmendes Moment d i e steigende Preistendenz auf dem Ferkelmarkt in Frage, die es schon � vielen dieser Kleinzüchter unmöglich macht, über den eigenen Bedarf hinaus zu mästen. Man braucht nur einmal über Land' zu gehen und da oder dort eine Frage als Stichprobe an die Bevölkerung zu richten, dann kann man lehrreiche Erfahrungen machen, besonders auch darüber, woher die sozialdemokrattsche Verseuchung der Landbevölkerung kommt. Man soll sich nur nicht vortäuschen, daß diese angesessenen Leute, die mit ihrem eigenen SLickchen Erde auf Gedeih und Verderb verwachsen sind, von sozial demskratischen Agitatoren zum Sozialismus bekehrt werden können. Nein, wenn sie sozialdcmvkrattsch wählen, dann ist das der laute Protest gegen die Bevorzugung einiger weniger Leute im Staate, die vermöge ihres enormen Besitzes an Grund und Boden die Früchte einer überspannten Agrarpolitik auf Kosten der ganzen Bevölkerung allein einstecken. Aber nicht nur die Großgrundbesitzer nutzen diese künstlich geschaffene Notlage aus, auch der Zwischenhandel macht sich diese Agrar- polittk zunutze und beutet die Gelegenheit nach allen Regeln der Schacherkunst aus. Futtermittel in kaum da- gewesener Fülle und schreiende Fleischnot, welche Ironie des Schicksals." Es muß wirklich schon sehr schlimm aussehen, wenn je sogar die amtlichen Kreisblätter aufsässig werden. Die Sozi demokraten werden ja allgemein, nicht nur auf dem Land durch die ungerechte Bevorzugung„einiger weniger Leute im Staate" gemacht, die Sozialdemokratie spricht da nur aus, �vas ist, sie formuliert klar, was die Benachteiligten selbst -fühlen. Da gehört das Großkapital auch zu den> Verdammten, nicht zum letzten darüM mit, weil ohne feine Zustimmung die ■agrarische■Bmrkcpoltttf gar nicht möglich gewesen wäre.--- Das wird das Volk in Stadt und Land auch nicht vergessen. % d? erbringen, die Sozialdemokratte treibe KasernenagstgtiM, blieb der Zentrucksführer die Antwort schuldig. Wir marschiere»!_—.•_ Bei den heute vollzogenen Landtagswahlen in Schwarz» burg-Sondershausen wurde im Wahlbezirke Gehren unser Genosse Arbeitersekretär Bärwinkel zum Abgeord- neten gewählt. Mit dem Einzüge Bärwinkels in das Landesparlament verschwindet wieder einer der nur noch lvenigen Landtage, die dank eines Privilegierten-Wahlsystems bisher sozialistenrein geblieben sind.- Der Sieg unserer Ge- nossen ist um so erfreulicher, da der Bezirk überwiegend länd- lichen Charakters ist._ Militaristische Gesinnungsschnüffelei. Folgende Schriftstücke, die uns aus den Rebaktionstisch flogen, seien hier wiedergegeben: Bezirkskommando I Berlin. Berlin -Schöneverg, den i l 1912. dem Polizei-Präsidium Der Gestelle........ geboren � I �..... zu. �. wohnhaft....... wird demnächst zur Uebung eingezogen, wobei seine Beförderung zum Unteroffizier m Frage kommt. Es wird um Auskunft gebelen. ob der Betreffende bestrast oder sonst Nachteiliges über ihn bekannt ist, und ob er etwa der sozialdemokratischen oder anarchi st i scheu Partei angehört oder sich an der national-pol nischen Pro- paganda beteiligt. Bemerkt wird noch, daß die Auskunft hierüber als Grund« läge zur Beurteilung der außerdienstliche» Würdigkeit des Genannten zur Beförderung dienen soll. Konservativer Wahlrechtsvorschlag. Der mecklenburgische Domänenrat Rettich, einstmals konser- vativer ReichZtagsabgeordneter, macht im»Tag' einen Vorschlag zur Beseitigung der. Stichwahlen, Ueber daS System der Stichwahlen führt er zunächst aus: »Die widerlichsten Umtriebe, unnatürlichsten Kompromiffe und Wahlbündniffe sind dabei zutage getteten. Männer, denen im ersten Wahlgange nicht allzuviel an der absoluten Majorität fehlte, fielen bei der Stichwahl glatt durch. DaS war dann kein Ergebnis. durch welches die eigentliche Meinung und Stimmung deS Wahlkreises zur Geltung kam, der Gewählte repräsentierte eine verhältnismäßige Minorität." Dann folgt sein Vorschlag, der das geltende Wahlsystem dahin geändert wissen will: »Wer im ersten Wahlgang 40 Proz. der abgegebenen Stimmen erhält, ist gewählt; erreicht keiner der Kandidaten diese Zahl, dann findet eine zweite, ganz neue Wahl statt, auch mit ganz beliebig neuen Kandidaten� bei dieser Wahl entscheidet die relative Majorität.' Ein ähnliches System besteht bereits in Bayern für die Land- tagswahlen. � Dort entscheidet die einfache Mehrheit mit der Maß- gäbe, daß der Gewählte mindestens ein Drittel der Wählerstimmen erhalten haben muß. Aber auch dieses Wahlsystem kann zu Kom- promiffen führen, die vor den Sttchwahlbündniffen eigentlich nichts voraus haben. Soll eine gerechte Lösung gefunden werden, die jeder Partei eine Vertretung nach ihrer Stärke einräumt, dann muß nlan sich für den Proporz entscheiden. Dann freilich wollen die reaktionären Parteien absolut nichts wissen. im Das bayerische Zentrum in der Klemme. Ueber den Konflikt zwischen Zentrum und Kriegsminister bayerischen Landtage wird uns aus München gemeldet: Die gestrigen Vorgänge in der Abgeordnetenkammer hatten heute (Freitag) einen Massenbesuch auf die Tribünen gezogen. Während die ZentrumSpresse, die übrigens alle Enthüllungen über die Einzel- heilen des klerikal-sozialdemokratischen Wahlbündnisses in ihrem Parlamentsbericht unterschlägt, in ihrem jetzigen StimmungS- berichte die Angriffe. des BaronS v. Franckenstein gegen den Kriegsminister nicht nur gebilligt, sondern noch unterstrichen und verschärft hatte, fanden inzwischen langwierige Verhandlungen zwischen Zentrum und Kriegsminister statt mit dem Erfolge, daß das Zentrum ebenso demütig zu Kreuze kroch, wie seinerzeit bei dem Konflikt mit dem preußischen Kriegsminister in der Duellfrage, als ihm damals gewisse allerhöchste Drohungen mitgeteilt wurden. Franckenstein verlas eine Erklärung, indem er alles auf Mißverständnisse zurück- führte. Die ganze Tendenz seiner Ausführungen sei dahin gegangen. die Kriegsverwaltung vor der Gefahr des Eindringens jeden Sim- plizissimuSgcistes zu warnen. Diese zersetzende Gesinnung sei in zu- nehmender Verbreitung begriffen, so daß die Gefahr, daß, wie andere Kreise, auch«in Teil deS Offizierkorps im erwähnten Sinne beeinflußt werden könnte, keineswegs ausgeschlossen sei. Der Kriegsminister be- gnügie sich damit, den formal-beleidigenden Ausdruck.Verdächttgung' zurückzunehmen, sonst ironisierte er den Rückzug des Zentrumsführers Franckenstein. DaS Zentrum erlitt mit seinem Vorstoß gegen da« Kriegsministerium eine schwere und lächerliche Niederlage, und in der am Freitag folgenden Debatte wurde die Mehrheit und ihre Führer von Liberalen und Sozialdemokraten mit Spott und Hohn überschüttet.— Auf die bestimmte Frage des Genoffen Rollwagen. Franckenstcm solle Beweise für seine Behauptung Major. Die auf der Anlage näher bezeichnete Person ist hier weder als Führer der Sozialdemokratte, noch als eifriger und zielbewußter Vertreter ihrer Lehren, auch nicht als Anarchist bekaimt. Einem polnisch-politijchen Vereine im Sinne deS Ministerial- Erlasses vom 13. 7. 09 gehört die Person ebenfalls nicht an. Charlottenburg , den, Kriminal-Kommissar. . Der. I i am. geboren, ist hier... ohne Strafzeichen gemeldet. Nachteilige« ist über denselben, auch in polittscher Hin- ficht, nicht bekannt geworden. Charlottenburg , den... 1912. Unterschrift: Königliches Polizeipräsidium. Urschristlich mit Anlage ergebenst zurückgesandt. fache I— Charlottenburg, den... 1912. Der Polizeipräfident. I. A:......� Regierungsassessor. Bei solcher Gesinnungskontrolle läuft der„OrdnmtgS". taat sicherlich keine Gefahr, Sozis. Anarchisten oder Polen zu „befördern". Lieb' Vaterland magst ruhig sein! -*■ HeereS- Agrarischcr Boykott. --- Der konservative LandtagSabgcordnew, Rittergutsbesitzer Queh!-■- Mogao, hat an die Gutsbesitzer seine? Kreise» das folgende ver» lrauliche Rundschrriben gerichtet:- .Vertraulich. Gustau b. Ouaritz, Juli 1912.' Kurz nach der ReichStagSwahl(!) wurde der Wunsch in der „Neuen Niederschlefischen Zeitung' nach einem Getreide- und Futtermittelgeschäft in Glogau ausgesprochen, dessen Inhaber aus lonservativ-chrrstlicher Grundlage stände. Es ist serner vielfach bedauert worden, daß die„Ge- treide-LagerhauS-Genossenschast Neusalz', eine den Händlern sehr unbequeme Konkurrenz, aufgehört hat zu existieren. Die Landwittschastliche Ein- und Verkaufsgenossenschaft für Schlesien , zu deren AufsichtSrat der Unterzeichnete gehört, hat sich nun entschlossen, zunächst in bescheidenen Grenzen eine Niederlage in Glogau zu errichten. Ich gestatte mir. Euer Hochwohlgeboren zu bitten, dem Unter- nehmen Ihre Unterstützung airgedeihen zu lassen und damit auch zum Besten des heimatlichen Kreises zu wirken. Der Leiter der Niederlage, Herr Langer, wird sich die Ehre geben, sich Euer Hochwohlgeboren in den nächsten Wochen vor- zustellen. Mit vorzüglicher Hochachtung sehr ergebenst gez.: F. Ouehl." DaS agrarische Unternehmen läuft auf einen Boykott der nicht konservativen Getreidehändler hinaus. Vielleicht haben die Agrarier nit der„bescheidenen Niederlage in Glogau ' mehr Glück als mit der ZagerhauS-Genossenschast Reusalz, die infolge der agrarischen Uu- sähigleit verkracht ist._ Vergebliche Reklame. Der neueste Marxüberwinder Herr vr. meck. ot pMl. Franz Oppenheimer . Privatdozent der Berliner Universität. fordert .n einem neuesten Sammelbüchlein alter Aussätze.»Die soziale Frage mi der Sozialismus' das öffentliche Mitleid für sich heraus, da er oon den Marxisten totgeschwiegen werde. Herr Anton Erkelenz ! Arbeitervertreter der Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaften, beeilt sich im„Berliner Tageblatt' tiefgefühlleS Mitleid wunschgemäß zu attestieren. Leider ohne eigene Kenntnis deS Sachverhalts. Denn wenn Erkelenz unsere Presse verfolgt hätte und trotzdem seine Be- hauptmrg ausstellte, müßten wir sie als Verleumdung bezeichnen. Zu der„Neuen Zeit' und in dem»Vorwärts' sind die Schriften von Oppenheimer mehrfach und ausführlich besprochen norden. Allerdings nicht jede einzelne, denn Oppenheimer liebt es, sich zu wiederholen. Konrad Schmidt hat sich dagegen der Mühe unterzogen, in den»Sozialistischen Monatsheften'— und an diesem Organ liegt doch Oppenheimer und Erkelenz sicherlich viel mehr— wenn wir nicht irren, so ziemlich sämtliche Bücher kritisch zu be- leuchten. Höchstens könnte Erkelenz sich beschweren, daß die bürgerliche wiffenschaftliche Presse Oppenheimer bis heute meist übersehen hat. So weit es aber geschehen, weicht das Urteil bürgerlicher Oekonomen(z. B. DiehlS), wenn auch von ganz anderer Seite kommend und mit anderen Argumenten. be- weisend, nicht sehr von dem marxistischen über die Leistungen Oppenheimers ab. Daß Oppenheimer dadurch den Sozialismus überwinden und die soziale Frage lösen will, daß er die Vernichtung des Großgrundeigentums durch innere Kolonisation empfiehlt, bringt ihn höchstens den sozialistischen Utopisten nahe, die seit mehr als 50 Jahren endgültig überwunden sind. Herr Erkelenz hält Oppen- heimerS»Sozialismus' für geeignet, dem Liberalismus einen populären, politischen und sozialpolitischen Leitfaden zu liefern. DaS mag vielleicht stimmen und wir wünschen viel Glück. Denn dort ist schon eher Oppenheimers Reich, dort mag er die Leser seine« „billigen" Büchleins finden. Junkerliche Hetzepistel. Auf dem Rittertag der sächsischen Provinzialgenossenschaft deS FohanniterordenS hielt der Graf v. Wartensleben-Carow-' folgende Rede:
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