Nr. 225.
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Ericheint täglich außer Montags.
29. Jahrg.
Die Infertions- Gebühr
beträgt für die sechsgespaltene Kolonelzeile oder deren Raum 60 Bfg., für politische und gewerkschaftliche Bereinsund Versammlungs- Anzeigen 30 Pfg. ,, Kleine Hnzeigen", das fettgebrudte Wort 20 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.
Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin"
Sammlung und Arbeit!
Zu neuer intensiver Agitation für die Ziele des völkerbefreienden Sozialismus hat der Parteitag in Chemnitz die Genossen in Stadt und Land aufgerufen. Der
Parteitag der Sammlung und Arbeit,
wie er in der Presse getauft wurde! Den breiten Massen der Genossen ist es vorbehalten, die auf dem Parteitage gegebenen Anregungen in die Braris umzusetzen, aus dem Parteitage der Samm lung und Arbeit neue Kraft für die Agitation zu schöpfen.
Und besonders an unsere Genossen in Groß- Berlin geht die dringende Mahnung, durch unermüdliche und zielflare Werbearbeit die weiten in der Großstadt noch brachliegenden. Gebiete zu beackern, den Samen des Sozialismus auszustreuen, damit unser Agitationsgebiet endlich einmal den ihm gebührenden Plag unter den Kampfgenossen einnehme.
Parteigenossen! Neben der mündlichen Werbearbeit für die Gedanken und Ziele des Sozialismus ist auch in der Zukunft das Hauptagitationsmittel das gedruckte Wort: die Parteipresse.
Der Vorwärts"
Donnerstag, den 26. September 1912.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 1984.
Massen heraus!
Sonntag, den 29. September, mittags 12 Uhr,
finden in folgenden Lokalen
Massenversammlungen
statt:
Neue Welt, Hasenheide 108-114. Concordia- Festsäle, Andreasstraße 64. Brauerei Königstadt, Schönhauser Allee 10. Germania - Säle, Chauffeestraße 110. Stadt- Theater Moabit , Alt- Moabit 47-49. Tagesordnung:
muß in jedem Proletarierheim zu finden ſein! Der Kanzler der Junker gegen Volk und Reichstag.
Das muß das Ziel unserer Agitation für die Presse sein. Wie ganz anders und besser als ein großer Teil des Proletariats haben unsere Gegner, die Herrschenden im Reiche, die Bedeutung der sozialdemokratischen Bresse erkannt! Mit allen Mitteln brutaler Gewalt versuchen sie das freie, sur Vertretung der Interessen der Arbeiterklasse geschriebene Wort zu unterdrücken. Während die strafrechtliche Verfolgung eines bürgerlichen Redakteurs eine seltene
Referenten sind die Mitglieder des Vorstandes der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion und die Reichstagsabgeordneten Berlins .
Volk von Berlin ! Es gilt, Protest zu erheben gegen die Aushungerungspolitik, Protest Ausnahmeerscheinung bildet, bageln die Auflagen auf gegen die Mißachtung, die der bureaukratische Absolutismus dem Reichstag bezeigt.
fezialdemokratische Redakteure nur so hernieder. Aus den nichtigsten Ursachen werden gegen parteigenössische Redakteure die härtesten Gefängnisstrafen verhängt. Nicht weniger als
Darum: Massen heraus!
71/2 Jahre, 1 Monat, 4 Wochen Gefängnis Schuldbewußtsein und
und 40 883 m. Geldstrafen wurden vom 1. April 1911 bis zum
31. März 1912 über sozialdemokratische Redakteure verhängt.
Parteigenossen! Sorgt durch Eure Agitation für die Presse
des Volkes!
Und wahrlich, Agitationsmittel bietet uns die Gegenwart in
Hülle und Fülle. Das
Gespenst des Hungers
Befferungsversprechen.
nahme gezwungen worden. In den ersten Artikeln der ,, Norddeutschen Allgemeinen" suchte die Regierung noch auf die von selbst eintretende Ermäßigung der Preise nach Ablauf der heißen Sommermonate zu bertrösten. Inzwischen ist auch diese Prophezeiung der Regierung durch die Tatsachen Und eine solche Regierung maßt sich an, das Recht des
dafür, daß die schweren Opfer an Leben und Gesundheit nicht um- Der stetig anschwellende Voltsprotest gegen die Untätigkeit unerbittlich zerstört worden. sonst gebracht worden sind. Fördert durch Eure Werbearbeit die der Regierung und das beleidigende Schweigen des Kanzlers Boltes auf Einberufung seiner Vertretung zu mißachten! Erkenntnis der Ursachen der wirtschaftlichen und politischen Knechtung hat endlich dem Stummen den Mund geöffnet. Und auch jetzt will der Herr Reichskanzler alles auf eigene Fauft In der„ Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" prangt an der Spike des Blattes in besonders hervorgehobener Schrift anordnen, ohne den Reichstag zu fragen. Noch weiß man nicht, was die Regierung zu tun gedenkt; aber da das preußische folgende Mitteilung: Auf Veranlassung und unter Leitung des Reichskanzlers find preußischen Junterinteressen das entscheidende Wort bei dieser Staatsministerium, diese gesiebte Vertretung der in den letzten Wochen die Mittel zur Milderung der gegenwärtigen Aktion zu sprechen hat, so kann man sich schon denken, wie Fleischteuerung und der durch sie herbeigeführten schweren ungenügend die Maßregeln der Regierung sein werden. Belastung weiter Boltstreise nach allen Richtungen Würde es ihr ernst mit der Abhilfe sein, so müßte sie selbst hin geprüft worden. In seiner geftrigen Sigung hat sich das den Reichstag einberufen, um durch Aenderung des Fleischpreußische Staatsministerium über die Hauptpunkte der sofort beschaugesetzes und des Einfuhrscheinsystems; durch Beseitigung einzuleitenden Regierungsattion geeinigt. Einzel- der Fleisch- und Futtermittelzölle auf dem Wege der Gesetzheiten werden heute noch durch eine von den beteiligten Ressorts gebung dauernde und wirksame Erleichterung zu schaffen. Aber zusammengefegte Kommission geklärt. Darauf wird Preußen Herr v. Bethmann Hollweg will vom Reichstag nichts wissen, er will die Sache nur ja allein in der Hand behalten, damit sofort mit den anderen Bundesregierungen in Verbindung treten. seinen Agrariern nicht etwa allzu viel Leid geschähe. Eine Veröffentlichung der geplanten Schritte ist in den nächsten Tagen zu erwarten.
schreitet durch die Lande und richtet allüberall gewaltige Verherungen an! In derselben Zeit, wo mit Hilfe einer wirtschaft. lichen Hochkonjunktur das Unternehmertum immer neue Riesenprofite aus seinen Betrieben herauswirtschaftet, ist die Lebenshaltung der Arbeiterschaft dank einer verbrecherischen und wucherischen Bollpolitik
auf ein unerträgliches Minimum herabgedrückt
worden.
Parteigenossen! Haltet den Indifferenten in Eurer Agitation diese schmachvollen Tatsachen vor Augen! Weist die Zaubernden darauf hin, daß zu derselben Zeit, wo Tausende viele Stunden in Wind und Wetter warten, vergeblich warten, um für teueres Geld einige Brocken minderwertiges Fleisch der Freibant zu er gattern, der
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Reichskanzler der Junker
tatenlos der Not des Volkes zuschaut. Oder vielmehr nicht tatenlos denn die Regierung überlegt, wie durch Scheinfonzessionen der wachsende Ingrimm des Volfes beschwichtigt werden fann. Scheinkonzessionen, die an der wucherischen Ausbeutung des Volkes durch Junter und Junkergenossen fein Jota ändern! Parteigenossen! Führt den Schwankenden vor Augen, daß in diesem Feldzuge gegen Rot und Wucherpolitik nur eine Partei. die Lebensinteressen der hungernden Massen vertritt: die Sozialdemofratie. Führt Euren Arbeitsbrüdern vor Augen, daß nur die sozial demokratische Preffe mannhaft und unerschrocken den Machenschaften der beutegierigen Profitpatrioten entgegentritt!
Und die lassen schon wieder ihr bewährtes Einschüchte rungsgeschrei ertönen. Die agrarische Presse ist über unsere Also: die Regierung wagt nicht mehr die Fleischteuerung Aufforderungen an den Reichskanzler, zur Abhilfe der Teueals eine„ borübergehende Erscheinung" zu bezeichnen. Sie rung Maßnahmen zu ergreifen, geradezu in Wut geraten. muß damit zugeben, daß die Sozialdemokratie mit Auf der Fahrt des Bundes der Landwirte nach Borkum , die ihrer Kritik der Untätigkeit der Regierung im Vorjahre im in diesen Tagen stattfand, hat Dr. Hahn die Landwirtschaft techt, ganz und gar im Recht gewesen ist. Die Sozial- der Regierung als Rückenschutz empfohlen, damit sie fest gegen demokratie hat vorausgesagt, was- leider in vollstem das Fleisch notgeschrei(!) bleiben könne. Auch der Maße eingetroffen ist. Die Regierung hat es abgeleugnet, nationalliberale Landtagsabgeordnete Pfarrer Heckenroth hat nichts vorausgesehen, nichts vorgekehrt. Eine ver- schlug in die gleiche Kerbe:" Wir( d. h. der Bund) müssen nichtendere Kritik der Regierungspolitik als dieses jetzt der Festigkeit von der Regierung und von den Volksvertretungen Regierung abgezwungene Eingeständnis ist gar nicht möglich. verlangen in bezug auf Boll und Grenzschutz." Alle Register durch die Teuerung eine schwere Belastung weiter der Regierung angebliche Bugeständnisse an die linksstehenden Zweitens: die Regierung muß jezt selbst zugeben, daß der Demagogie wurden von den beiden Rednern gezogen, um Boltskreise erzeugt worden ist. Das ist die schärfste Parteien vorzurechnen und sie um so mehr zu energischerer Stritik des niederträchtigen Wortes vom Fleischnotrummel". Frontstellung gegen die Forderungen des notleidenden Volkes Und doch hat die Regierung bis heute immer gehandelt, als aufzupeitschen. Keine Verdrehung war den beiden Rednern würde sie diese agrarische Ansicht teilen und hat bis heute schäbig genug, um die Schuld an der Teuerung von der In jedes Proletarierheim gehört der Vorwärts"! nichts gegen die Fleischnot unternommen. Wucherzollpolitik abzuschieben auf Seuche, Dürre und Dieses Leitmotiv Eures Strebens wird dem Vorwärts" neue Aber damit, daß die Regierung das Unrecht, das sie Zwischenhandel. Mit den unzählige Male widerlegten EinFreunde und Leser gewinnen. Günstig ist die Beit zu erfolgreicher während der ganzen Zeit ihrer Untätigkeit an dem deutschen wänden, daß die Beseitigung der Vieh- und FuttermittelWerbearbeit aber auch um deswillen, weil die politische hoch- Volte verübt hat, endlich eingesteht, ist noch nichts getan. zölle der Landwirtschaft schaden könne, hat Herr Hahn sich saison naht, die Zeit, in der in den Reichs- und Landesparla- Jezt handelt es sich darum, daß den Darbenden schnelle und vor urteilslosen Hörern wieder billigen Beifall geholt. Selbst menten die politischen und wirtschaftlichen Streitfragen entschieden ausreichende Hilfe wird. Und da läßt die offiziöse Er- der Popanz: Das Ausland würde uns unsere Fleischpreise flärung, die vor allem die Erregung beschwichtigen will, bor- diktieren, wurde hervorgeholt. Als ob die Preise, die Barteigenoffen! Nuzet die Zeit, sorgt durch unermüdliche läufig noch allen Zweifeln Raum. Einzelheiten werden ge- uns unsere ostelbischem Junter aufzwingen, nicht die allerAgitation dafür, daß auch aus dem gewaltigen Anschwellen der klärt werden, Preußen wird in Verbindung treten, eine weitere schlimmsten sind! Wie gerne würde der deutsche Konsument " Borwärts" leser den Herrschenden flar wird, daß ihre Raub politit Mitteilung ist zu erwarten. Ueber die Formalitäten zur Ein- ich die Preise gefallen lassen, die Importeure für überseeisches letzten Endes immer neue Scharen zu den Armeen des Proletariats leitung der Regierungsaktionen haben halboffiziöse Blätter Fleisch den Engländern„ diftieren". Um die Hälfte der bereits längst berichtet. Das Volf will aber wissen, welcher liegt bezahlten Preise billiger fönnte das deutsche Art die sofort einzuleitenden Aftionen zur Linderung der Bolt seinen Bedarf befriedigen. Sind doch die Preise von
werden sollen.
treibt!
Auf zur Sammlung und neuen Arbeit! meren Belastung" fein werden. Durch den Sturm des den Agrariern so hoch getrieben worden, daß weiten Volks
Volkes ist die Regierung ja überhaupt erst zu einer Stellung- kreisen der Fleischgenuß zum unerschwinglichen