Dr. 288. 29. Jahrgang.1. KtilGt Ks Jpiaötts" Sttlintt PelUlitt.Imtnj, II. Sdlsdn(912.Der ßündler auf dem Kriegspfade.Die völlig unzureichenden Regierungsmaßnahmen gegendie Teuerung haben den Bund der Landwirte in Harnisch ge-bracht. Eine längere, von Unterstreichungen wimmelnde Er-klärung des Bundesvorstandes in der„Deutschen Tages-zeitung" kündigt der Regierung die Freundschaft. Sachlichrichtig an der Schimpfkanonade ist nur, daß die Aktion derpreußischen Regierung keine nennenswerte Minderung derFleischpreise herbeiführen wird. Aber trotz dieses indirektenEingeständnisses, daß auch die Landwirte nicht durch dieMaßnahmen Nachteile erleiden können, versichern dieUnterzeichner der Erklärung v. Wangenheim, Roesicke undHahn, daßeine verhängnisvolle Minderung des Vertrauens der deutschenLandwirtschaft zur königlichen Staatsregierung die Folge seinwird.Nicht um die jetzige Aktion ist es offenbar dem Bund zutun, sondern um eventuelle spätere wirkliche Regierungsmaß-nahmen. Des Landwirtschaftsmini st ers sind zwardie Bündler ganz sicher. Hat v. Schorlemer-Lieser doch erstvor wenigen Tagen auf der Konferenz im Ministerium desInnern(nach der„Boss. Ztg.") erklärt:„Ich stehe und fallemit dem§ 12 des Fleischbeschaugesetzes". Da mag derAgrarminister seine Abhängigkeit von den Agrariern ganzrichtig dargestellt haben. Aber es gibt noch andere Auf-fassungen im Ministerium und im Bundesrat, uitd vor allem,es gibt einen stetig wachsenden Volksprotest gegen Agrarier-Hochmut. Um diesen Gefahren zu begegnen, legt derBund los:»Wie hat sich die deutsche Landwirtschaft nun-mehr zu den Maßnahmen der königlichen Staatsregierungzu stellen? Ihre erste Aufgabe ist es, sich ohne Illusionen dietatsächliche Lage klar zu machen. Wir weichen politisch Schrittfür Schritt vor der Demokratie zurück; wir befinden uns wirt-schaftlich auf dem Wege zur zweiten Aera Caprivi mit demeinzigen Unterschiede, daß man in der ersten den Landwirtenwenigstens schroff den Rat gab, abzuschreiben, während man jetztmit wohlwollenden Worten die deutsche Landwirtschaft zu be-gütigen sucht.ES ist nicht die Art deutscher Landwirte,kampflos zu verzagen. Auch jetzt werden sie alles daransetzen, um in angespanntester, rastloser Arbeit das äußerste zuleisten. Aber wenn wiederum mit der Schwenkung in unsererWirtschaftspolitik neue Jahre schweren Kampfes undschwerer wirtschaftlicher Verluste uns aufzuerlegen versucht wird,so ist es die Pflicht der Landwirte, im Interesse derGesamtheit sich mit allen gesetzlichen Mitteln da-gegen zu wehren.Daß die deutsche Landwirtschaft erhalten und gefördert werdenmuß, nicht um ihrer selbst willen, sondern im Jnterefie unseresgesamten Volkes und Baterlandes, sollte soweit Gemeingut allereinsichtsvollen Deutschen geworden sein, daß jeder Angriff hieraufrückhaltlos zurückgewiesen werden müßte.'Wird hierin ge-fehlt, so ist erneut auf politischem Gebiet der schwere Kampf er-öffnet, für die Erhaltung und, wie es sich jetzt zeigt, für dieWiederherstellung der nationalen Wirtschaftspolitik, die Deutsch-land wirtschaftlich groß gemacht hat. Die erste Handlung, welchedie Bresche legte, ist die gefährlichste. Bei der Landwirtschaftfängt die Abbröckelung an, bei der Industrie hört sie auf. Ge-troffen wird von ihr das gesamte Volk und am schwersten die ge-samte arbeitende Bevölkerung durch das Einschrumpfen der Arbeits«Möglichkeiten.Dieser Kampf ist zu führen gegen alle offenenund ver st eckten Feinde der bisherigen Deutsch-land günstigen und notwendigen nationalenkleines feuilleton.Literarischer Diebstahl. Die bürgerliche und in ihr im besonderenMaße die Generalanzeigerpresse hat vor allem den idealen Lebens-zweck, Geld zu machen und daS Volk durch Verblödung bei staatS-erhaltender Gesinnung zu lassen. Dazu dient natürlich zunächst derpolitische, dann aber auch der ästhetische Teil des Blattes. Dergröbste Schund schießt im Feuilleton dieser Presse üppig in dieHalme, gepflegt werden vornehmlich der fade Backfisch- undLeutnantSroman und die miserable Detektivgeschichte. Die Parolelautet: billig und schlecht! Je billiger, um so besser für den Ver-leger, je schlechter, um so größer der Zuspruch des Bildungspöbelö.So ist es auch hier, wie sonst in der Schundliteratur, die Verlegermachen glänzende Geschäfte, die Romanfabrikanten schreiben sich dieFinger wund und darben. ES ist kein Wunder, wenn das elendeHandwerk die korrumpiert, die sich mit ihm abgeben müssen. Undso schreibt immer einer der armen Schlucker den andern ab. Seltenerwagen sie sich an gute Werke heran.In einer Reihe unserer Parteiblätter wurde der Roman desEngländers W. W. Jacobs„Hafenstürme" veröffentlicht.Diesen Roman benutzt ein gewisser Walter Büge zur eigenenZeilenschinderei, indem er ihn einfach verballhornt ausschreibt undunter seinem Namen als. Krischan Twietmeyer, die Ge-schichte einer guten Seele" herausgibt. Die„Altona erNachrichten" veröffentlichen das Plagiat in ihren Spalten. Bügeverfährt dabei mit wunderbarer Sachkenntnis. Er läßt eS nichtgenug sein damit, die Namen zu ändern, sondern er wird denschlechte» Bedürfnissen seines Publikums extra gerecht, indem er denStil verlumpt und aus dem feinen Witz des pessimistischen Künstlerseinen faden Spaß k la»Fliegende Blätter" macht. Er kennt seineLeute. Aber sonst gibt er sich keine Muhe eigenen Denkens. Esgehört wirklich nicht viel Kunst dazu, die Welt zu betrügen, wieviel weniger unsere Schmierpresse, die natürlich auf allen Schundhereinfällt.Wie ein Gelehrter über den heutigen WisscnschaftSbetricb denkt.Der berühmte Physiologe Max Verwarn zeichnet in seiner soebenerschienenen Broschüre„Kauiale und konditionale Weltanschauung"folgendes Bild der wissenschaftlichen Arbeitsweise unter der Herrschaftder freien Konkmrenz:Man arbeitet geschäftsmäßig... Die Produkte geistiger Tätig-keit werden zur Marktware. Das Problem wird nicht seines innerenWerte« wegen gewählt, sondern mit Rücksicht aus seinen augenblick-lichen Marktpreis, und man überschwemmt den Markt mit Angeboten.Wissenschaftliche Arbeiten werden fabrikmäßig hergestellt. Die Massen-Produktion in der Wissenschaft ist heute schon so groß, daß keinForscher mehr imstande ist. auch nur die aui seinem speziellen Arbeits-gebiete erscheinenden Publikationen sämtlich im Original zu berück-sichtigen. Die Arbeiten werden veröffentlicht, aber nicht mehrgelesen.... Es würden viele wissenschaftliche Untersuchungen alsüberflüssig und wertlos erkannt werden und unveröffentlicht bleiben,wenn jeder, ehe er eine Arbeit in Angriff nimmt, sich in Ruhe denGegenstand gründlich nach allen Richtungen hin durchdächte, undWirtschaftspolitik unter Abschüttelung der lauen und un-zuverlässigen Elemente."Selbst der Regierung ist dieser Angriff zu dreist. Miteiner Eile, die bei der Verteidigung gegen Anklagen desVolkes nicht geübt wurde, antwortet sie auf die Anzapfungmit einem scharfen Angriff also:„Der Bund der Landwirte veröffentlicht durch seinen engerenVorstand eine Erklärung über die Teuerungsmaßregeln, die sichweit von einer objektiven Beurteilung derRegierungsaktion entfernt.Zur Sache bemerkt die Erklärung, die Ursache der Teuerungliege in der fehlerhaften Organisation der Vermittelung zwischendem Erzeuger und dem Verbraucher des Fleisches. Hier hättedie Regierung einsetzen müssen. Dabei wird verschwiegen,daß die angekündigten Erleichterungen des Vieh- und Fleisch-importeS ausdrücklich an Bedingungen geknüpft sind, die einebessere Organisation der Flcischversorgung bezwecken. Die Er-klärung unterläßt auch, zu sagen, welche Besserungsvor-schlüge der Bund der Landwirte selbst auf diesem Gebiete zumachen hätte.Statt dessen wird der Regierung vorgeworfen, sie erwecke denAnschein,»daß ihre Maßnahmen durch die Absicht veranlaßt sind,dem Geschrei der landwirtschaftsfeindlichen Demokratie nachzugebenund den mehr oder weniger durchsichtigen Bestrebungen derInteressenten an der argentinischen Fleischeinfuhr entgegen-zukommen, und hierdurch den Glauben hervorruft, daß sie tat-sächlich den Standpunkt dieser Kreise vertritt und fördert."Darf sich noch über„hetzerische Agitation" seiner Gegner be-klagen, wer mit solchen Insinuationen arbeitet?Ein solcher Ton kann auch nicht durch die Annahmeentschuldigt werden, daß sich in der Aktion der Regierungeine Abwendung von der bisherigen Wirtschaftspolitik anzeige.Denn diese Annahme ist willkürlich und mit den pro-grammatischen Erklärungen bei Erlaß der vorübergehenden Teue-"rungSmaßregeln unvereinbar. Die Regierung dient durchAnerkennung der durch die Fleischteuerung geschaffenen Belastungweiter Volkskreise und durch den ernsten Versuch, ihr entgegenzu-wirken, der Sicherung der bestehenden Wirtschaftspolitik besserals durch gleichgültige Untätigkeit. Dagegen können,wie wir glauben, so einseitige Kundgebungen, wiedie vorliegende des Bundes der Landwirte, nur dazu beitragen,die Vertretung der bisherigen die Interessen der Landwirtschaftund der Industrie gleichmäßig wahrnehmenden Politik deS Schutzesder nationalen Arbeit zu erschweren."Die Vorwürfe des absichtlichen Verschweigens, der boshaften Unterstellung unentschuldbaren Tones, willkürliches undmit den Tatsachen unvereinbarer Annahmen, gleichgültigerUntätigkeit gegenüber der Not des Volkes usw. sind ja nichtzum erstenmal gegen den Bund erhoben worden. Uns kannes nur recht sein, wenn die verlogene bündlerische Hetze auchvon der Regierung ausdrücklich gekennzeichnet wird. Nurwissen wir, daß hinter diesem versteckten Angriff nichts als diefeige Verteidigung gegen den Vorwurf des Bruches mit derbewährten Wirtschaftspolitik steckt. Im Grunde ist die Regie'rung ja doch die Hörige, sie wünscht nur nicht, daß ihr Herrsie auch so tituliert.Dennoch— die Charakterisierung der Bundes„arbeit" imTeuerungskampfe wollen wir nicht vergessen.Kritik der Städte.Nun haben auch die kleinerem und mittelgroßen) Städte, die imReichsverband deutscher Städte organisiert sind, zu den Maßnahmender Regierung Stellung genommen. Auch sie, in deren Vertoaltungen das konservative Element eine ziemlich große Rollespielt, haben auf ihrer gestrigen Tagung in Berlin erklärt, daß dieRegierungsaktion ungenügend und der Erfolg zweifelhaftist. Zum mindesten fordern sie aber, daß die ganz unberechtigteAusschließung der kleinen Städte von den Regierungsvergünstigunes würde viel Zeit und Mühe erspart werden, wenn jeder nachBeendigung einer Untersuwung auch mit selbstloser Vertiefung inden Gegenstand kritisch erwägen würde, was die gefundenen Tat-fachen für die großen und allgemeinen Probleme semer Wissenschaftbedeuten.Wir fürchten, die Wünsche und Hoffnungen des verdienten Ge-lehrten werden nicht in Erfüllung gehen. Denn sie passen schlecht ineine Zeit hinein, die die Wissenschast für gerade gut genug hält, ein„Geschäft" neben den anderen mehr oder weniger erträglichen zusein. Erst wenn die Herrschaft des Profitinieresses in der Wissen-schaft wie überall gebrochen wird, kann die rationelle Organisierungdes wissenschaftlichen Getriebe«, die im Grunde auf ähnlichen Vor-aussetzungen wie die Organisation der Wirtschaft beruht, zu einemProblem werden, dessen Lösung nicht mehr von gutem Willen deseinzelnen, sondem von der Gesamtheit angestrebt und getragenwird.„Lord Rutland ist Shakespeare." Unter diesem Titel läßt inden nächsten Tagen der Brüsseler Literaturprofessor Genosse CelestinDemblon in Paris ein Werk von S70 Seiten erscheinen, in dem erdie auch von einem deutschen Shakespearekenner bereits aufgestellteHypothese beweisen will, daß die Dramen Shakespeares von demCarl of Rutland verfaßt seien. Dem Werk, das auch in Englischerscheinen soll, wird ein anderes Buch folgen unter dem Titel„DerVerfasser des Hamlet und seine Umgebung". In diesen beidenArbeiten glaubt der belgische Gelehrte seine Theorie in so über-zeugender Weise bewiesen zu haben, daß man nach seiner Ansichtdie Dreihundertjahrfeier zu Ehren Shakespeares im Jahre 1916 ineine Rutlandfeier umwandeln wird, ja daß sich an diesem Fest sogardie Baconianer beteiligen werden. Vorläufig wird man freilich guttun, nicht nur diesen überschwänglichen Hoffnungen, sondern nochmehr den wissenschaftlichen Resultaten des Forschers mit skeptischerZurückhaltung gegenüberzustehen.London— Bombay mit der Flugmaschine. In Bombay hat sichein Komitee indischer Sportsfteunde gebildet, das im kommendenSommer einen interessanten großen Fernflug veranstalten soll:Flugmaschinen und Pilot sollen im Wettkampf ihre Fähigkeit er-weilen, die Reise von London nach Bombay mit der Flugmaschinezurückzulegen. Die mit Hilfe der britischen geographischen Gesell-schaft zusammengestellte Flugroute beginnt in London und führtüber Calais, Brüssel, Köln, Rastatt nach Wien, Budapest, Belgrad,Sofia und Konstantinopel, wo die europäische Strecke endet. Dannwird der Bosporus überflogen, die Strecke erreicht bei MeSkine denEuphrat, führt dann über de» Tigris nach Basra und folgt hier derKüstenlinie bis Karachi. Von hier aus muß dann Bombay in einemFluge erreicht werden. Es kommt bei diesem Fernfluge weniger ausdie Schnelligkeit an, als auf die sichere Ueberwindung der gewaltigenEntfernungen; mau rechnet, daß der Flug London— Bombay inS-gesamt gegen 11 Tage erfordern wird. Eine Reihe indischer Fürstenunterstützt den Plan mit stattlichen Geldspenden.Skulpturen, die angeblich 200000 Jahre alt find. UnserenAltvorderen aus grauer Zeit, die daS Feuer noch nicht kanntenund sich als Waffen grob behauener Stücke von Kieselsteinenbedienten, war bereits die künstlerische Betätigung kein wesenS-gen beseitigt wird. Der Vorfitzende des Verbandes wurde bcauf-tragt, dem Reichskanzler folgende Entschließung zu unter-breiten:„1. Der Vorstand des Reichsverbandes deutscher Städte steht mitdem Vorstande des Deutschen! Städtetages auf dem Standpunkt, daßes nicht als die Aufgabe der deutschen Städte anzusehen ist,dauernd in die Preisgestaltung der Nahrungsmittel einzugreifen.2. Der Vorstand bezweifcl t gleich dem Vorstand des DeutschenStädtetages den Erfolg der von der preußischen Staatsregierung in Aussicht gestellten Maßnahmen, namentlich ist einsolcher für die kleinen Städte, die ein Schlachthaus nichtbesitzen, von vornherein n i ch t a n z u n e h m c n. 3. Ter Vorstandempfiehlt der Staatsregierung neben der vom Vorstand des Deut-schen Städtetages vorgeschlagenen Aufhebung oder Milderung des§ 12 des FleischbeschaugesetzeS und neben den von derpreußischen Staaisregierung in Aussicht gestellten Maßnahmen:1. Den Erlaß von Ausfuhrverboten für deutsches Schlacht-bieh, insbesondere Hammel, 2. Errichtung von Schlachthäusernan der Grenze und Gleichstellung des dort geprüften ausländi-schen Fleisches mit dem Jnlande, 3. Fortfall des Zolles für ausden deutschen Kolonien eingeführtes Fleisch, 4. weitgeheixdste Eisenbahn frachtermäßigungen.Im übrigen muß erwartet werden, daß die kleinen Mittel zurHebung der größten augenblicklichen Notstände durch Hebung derFleischproduktion im Inland, Schaffung von Bauerngütern, Ver-Hinderung ungesunder Fidcikommißbildungen usw. ersetzt werden,um dadurch eine gesunde dauernde Lage' herbeizuführen."Auch ein Beitrag zur Fleischnot.Nach dem Monatsbericht des»Königlich preußischen statistischenLandesamts" wurden auf den 17 großen SchlachtviehmärktcnPreußens im Monat August 1912 gegen denselben Monat im Vor-jähre weniger aufgetrieben:4 576 Stück Großvieh,12 718 Kälber,748 Schweine.Dagegen wies der Auftrieb an Schafen ein Mehr von 18 425 Stückauf. Immerhin ergibt dies bei Zugrundelegung des offiziellenDurchschnittsgewichts ein Minus von 1 309 069 Kilogramm. WelcheRückwirkung das Fehlen einer solchen Menge Fleisches auf die Er-nährung weiter Schichten der Bevölkerung ausübt, kann man sichleicht denken, wenn dann außerdem berücksichtigt wird, daß sichinnerhalb eines Jahres die Bevölkerung in Preußen um etwa einehalbe Million vermehrt hat. Diese Tatsachen sind einfach nicht weg«zuleugnen. Hier muß unbedingt Abhilfe geschaffen werden.Obstruktion der Fleischer.In I e n a hat der Verkauf dänischen Fleisches durch die Stadtbegonnen. Die Preise stellen sich iw den städtischen Verkaufsstellenum 29 bis 39 Pf. billiger als bei den Fleischermeistern. Auch mitdem Vorstand der Fleischerinnungen wurden Verhandlungen ge-pflogen. Die Herren Fleischer sind befragt worden, ob sie in ihrenVerkaufsläden dänisches Fleisch mit einem geringen Aufschlag ver-kaufen wollen! Die Herrschaften haben sich aber» trotzdem der Ober-meister der Innung versicherte, innerhalb 48 Stunden eine bindendeAntwort zu geben, bisher umdie Beantwortung derFrageherumgedrückt.Der Erfurter Magistrat hat durch eine Delegation« inHolland ca. 169 Zentner Kalb- und Rindfleisch und 18 Schweinegekauft. DaS Fleisch verkaufen die Fleischer zu Preisen, die mitdem Magistrat vereinbart wurden. Für den Verkauf sind denFleischern 12 Pf. pro Pfund gewährt wordeni, die Fleischerinnungverlangte erst 18 Pf. Die städtisches Fleisch verkaufenden Fleischerzeigen diesen Verkauf ihren Kunden durch ein im VerkaufsMalausgehängtes Plakat ab. DaS Inserieren haben dieFleischer abgelehnt, auch wenn der Magistraj dieInserate bezahlen würde.fremdes Ding. Vor einigen Monaten erst konnten die französischenZeitungen von der Auffindung überraschend schöner farbiger, mehrals 29 999 Jahre alter Tierbrlder berichten, die die Wände der inden Pyrenäen belegenen Altamiragrotte bedecken, und von deneneinige Fragmente noch die fast unversehrte Farbenstische bewahrthaben. Jetzt hat auf dem letzten Kongreß für prähistorischeAnthropologie und Archäologie, der seine 14. Versammlung so-eben in Genf abgehalten hat. der französische Gelehrte d'Harventaus Bölhune Kieselskulpturen vorgelegt, die menschliche Figuren nachder Natur zur Darstellung bringen. Sie wurden inmitten von Waffenaus derselben Zeitperiode in Kieselalluvium der Ouartärformationgefunden. d'Harvent knüpfte an die Vorlage der dem Kongreß inGens unterbreiteten Fundstücke überaus intereffante Mitteilungenüber diese ersten bildhauerischen Versuche der Menschen, Diese grobausgehauenen„Sreinfiguren" wurden von Höhlenmenschen in be-wußter Retouchierarbeit zu dem Zwecke verfeinert, um die Lebens»ähnlichkeit schärfer zu betonen. Der darunter befindliche gewaltigeund verblüffend ausdrucksvolle affenähnliche Kopf sieht, wiedie im.Matin" wiedergegebene Abbildung der Fundstückeerkennen läßt, in GestchtsauSdruck und Schädelbildung einemGorilla zum Verwechseln ähnlich und ist vielleicht die Porträt«büste eines unserer prähistorischen Ahnherrn. Daneben befinden sichVogelköpfe und Tiermasken, die roh. aber mit bildnerischer An-schaulichkeit auS dem Stein herausgehauen worden sind. Nach derAnsicht des prähistorischen Sachlenners Gabriel de Mortillet undanderer maßgebenden archäologischen Forscher weist die geologischeSchicht der Fundstätte auf eine Entstehungszeit vor annähernd299 999 Jahren und vielleicht noch mehr zurück. Aber wenn man,um jeder Uebertreibung aus dem Wege zu gehen, auch nur einAlter von 199 999 Jahren annehmen will, so wird man angesichtsder primitiven Proben dieser vorsintflutlichen Bildhauer zugebenmüssen, daß diese immerhin in ihrem künstlerischen Vermögen unserenmodernsten Futuristen noch weit voraus waren.Rottzea.— Amundfen in Berlin. Ueber die Eroberungdes Südpols sprach Roald Amundfen Mittwoch abend in derBerliner Gesellschaft für Erdkunde. Er sch-.lderte inzweistündiger Rede in oeutscher Sprache das Winterquaruer an derRoßbarriere und gab dann den bereits bekannten Bericht über dasVordringen zum Südpol. Der Vorsitzende der Gesellschaft, Prof.Pcnck, der an Amundfen die Mischung von Kühnheit und durch-dringender Sachkenntnis pries, überreichte ihm die höchste Aus-Zeichnung der Gesellschaft, die goldene Humboldi-Medaille.— Freitagabend spricht Amundfen über das gleiche Thema in der Phil-Harmonie.— Bode und die Seinen. Die bereits früher angcklln«digten Veränderungen in der Verwaltung des Kaifer-Friedrich-Muieums find jetzt amtlich geworden. Bode tritt die Direktiondieses Museums an seine Adlati Friedländer(Gemäldegalerie)und K o e t s ch a u(christliche Skulptur) ab und behält nur dieGeneraldirektion. Am System Bode wird damit freilich nichts ae»ändert.