der Fanatismus entfesselt ist, da gibt es keine Kriegführungnach völkerrechtlichen Grundsätzen, da leidet die friedlicheBevölkerung doppelt und dreifach unter den Kriegsgreuelnklagen iiber Grausamkeiten türkischer Truppen an christlichenEinwohnern wie solche über Greuel der christlichen Truppenan Mohammedanern werden in der nächsten Zeit an derTagesordnung sein.In den letzten beiden Tagen haben sich die verschiedenenHeeressäulen den Grenzen genähert, und an verschiedenenPunkten ist es zu Z u s a m in e n st L ß e n der V o r t r u pPen gekommen. Wer die ersten Erfolge errungen hat, läßtsich aber nicht sagen, denn aus Sofia werden natürlich bulgarische, aus Begrab serbische, aus Athen griechische und ausKonstantinopcl und Saloniki türkische Siege gemeldet. Undda die meisten Kriegskorrespondenten noch in den einzelnenHauptstädten sitzen, können sie nur das melden, was der ortliche Chauvinismus und die amtliche Zensur für mitteilenswert halten. Einige deutsche Blätter geben daher auch schonkleinlaut zu, was wir von jeher behauptet haben, daß aufdem eigentlichen Kriegsschauplätze kaum eine objektive Borichterstattung durchzuführen sei, da die kriegführenden Parteien sich die neugierigen Beobachter der internationalenPresse möglichst vom Halse halten wollten.Immerhin läßt sich nach der allgemeinen Unklarheit undUnsicherheit der letzten Zeit jetzt mit einiger Sicherheit dieEinteilung und der Aufmarsch der einzelnen Heere feststellen.Die bulgarische Armee auf dem östlichen Kriegsschauplatze rückt in drei Korps vor. Das erste im Maritzatal inRichtung auf Adrianopel, das zweite rechts davon am Rhodopegebirge entlang und das dritte noch weiter rechts inlliichtung Ueskueb. Inwieweit diese drei Korps ihren Vormarsch zu einer gemeinsamen Aktion, vereinigen, läßt sichnoch nicht sagen, ebensowenig läßt sich feststellen, welchemKorps das serbische Detachement zugeteilt ist.Das Gras der s e r b i schon Armee wird vom Hauptquartier Risch aus über Vranja jedenfalls ebenfalls nachUeskueb angesetzt werden. Eine kleine HeeresabteilungSerbiens wird im Sandschak Novibazar vorgehen. DasTerrain, auf dem die Kämpfe in diesem Teile Mazedonienssich abspielen werden, kann als nordwestlicher Kriegs-schauplatz bezeichnet werden. Die Schwierigkeiten für die Türkeibestehen hier darin, daß sie außA� mit den regulären Gegnernauch mit irregulären Banden, die sich zum Teil aus derchristlichen Bevölkerung dieser Landschaft rekrutieren, zuringen hat.Auf dem montenegrinischen Kriegsschau-Platze bei Skutari sind die Kämpfe etwas zum Stillstandgekommen. Die von der Kriegserklärung Montenegros über-raschte Türkei wird inzwischen ihr dortiges Truppenkontin-gent verstärkt haben.Auf dem südlichen Kriegsschauplatz erfolgt derVormarsch der griechischen Armee von Larissa aus. Außerdemhat die griechische Flotts den Hafen von Prevesa blockiert.Die Türken haben ihre Hauptmacht in der Gegend vonAdrianopel konzentriert, aber auch ihre in Mazedonien, stehende Armee wird eine ganz stattliche Macht repräsentieren,die auf dem Seewege über Saloniki auch weiterhin durchkleinasiatische Reserven verstärkt werden kann. Ob eintürkisches Landungskorps im Verein niit der türkischen Flotteeinen Angriff auf die bulgarischen Häfen Burgas und Varnamachen wird, läßt sich jetzt noch nicht mit Sicherheit feststellen,würde aber eine sehr wirksame Aktion im Rücken der bulga-rischen Armee sein.OeMicker Kncgöfcbauplatz.Bulgarische Meldungen.Sofia, 18. Oktober. Die bulgarischen Truppenhaben Kourtkale, einen strategisch wichtigen Punkt auf türki-schem Boden in der Nähe von Mustafa Pascha besetzt.Sofia, 19. Oktober.(Meldung der Agence TslsgraphiqueBulgare.) Die Truppen der mazedonischen Armeehaben die Grenze überschritten und nach einem KampfeZarewo Selo, Görna und D s ch u m a eingenommen.Die Rhodopetruppeu haben gleichfalls die Grenzeüberschritten und sind auf türkischem Gebiet vorgerückt. Einauf A d r i a n o p e l marschierendes Armeekorps hat den Feindauf der ganzen Linie geworfen und MustafaPa�a ge-u o m m c n.Türkische Meldungen.Konstantinopel, 19. Oktober. Alemdar meldet eineNieberlage der Bulgaren bei Karabunar. Die Bulgarensollen sich unter großen Berlusten eine halbe Stunde ins Innerezurnckgezogen habe».Koustantiuopel, 19. Oktober. Die Offensive der Türkengegen die Bulgaren entwickelt sich weiter. Der Angriff aufMustapha-Pascha wurde in der Nacht vom Mittwoch zumDonnerstag unternommen; der Kampf dauerte den ganzenfolgenden Tag über an. Hierauf trat eine Pause ein. DieOffensive wurde dann aber mit aller Kraft wieder auf-genommen, und die Bulgaren niußten zurück-weichen. Die Türken befinden sich jetzt auf bulgarischemGebiete und sind bis in die Gegend von Tomrosch, das vierWegstunden von der Grenze entfernt ist, vorgedrungen. DieVorwärtsbewegung der türkischen Truppen auf bulgarischemTerritorium wird offiziell vom Kriegsminister hestätigt. derhinzufügte, daß die Eisenbahnlinien zerstört worden sind. DieBulgaren sollen selbst zwei wichtige Brücken südlich vonPhilippopel in die Luft gesprengt haben,Konstantinopel, lg. Oktober. Wie»Jeni Gazeita" erfährt,rücken die türkischen Truppen, die über Timrasch in Bulgarien ein-gedrungen waren, weiter vor. Die Bulgaren ziehen sichzurück. Die Bulgaren versuchten die Grenze an verschiedeneuStellen zu überschreiten, die Türken leisteten heftigen Widerstand.Vom nordwcftUchen KHegsfcbauplatze.Serbische Verluste?Konstntinopel, IS. Oktober. Türkische Blätter melden:Di« durch albanische Freiwillige unter der Führung des früherenDeputierten Hassan Bei, und des Notabeln Feinullah verstärktenTruppen find nach Podivia und Kupovnik ausgebrochen. Nach einemheftigen Kampf ist eS ihnen gelungen, die serbischenTruppen, die die Grenze überschritten hatten, zurück-zuwerfen. Di« ottomanischen Truppen überschritten bei Banickadie serbische Grenze, die Serben flohen in Unordnung m das Inneredes Landes und die türkischen Truppen rückten bis Kursumlija vor,welches sie eingeschlossen haben. Die Serben sollen große Ver-l u st e gehabt haben. Ein Offizier. und eine Anzahl Soldaten sindzu Gefaugene» gemacht worden.Saloniki, 19. Oktober. Die Serben haben bei Podujewoschwere Verluste erlitten. Ein Bataillon wurde fast aufgerieben.Die Türken verfolgten die Serben bis weit auf serbisches Gebiet.Auch in der Gegend von P r e p o l a c wurden die serbischen Truppenunter empfindlichen Verlusten zurückgeworfen.' Bandenkämpfc.Belgrad, 19. Oktober. Aus N i s ch eingetroffene Privat-meidungen besagen, daß türkische Banden die serbische Grenze süd-westlich von Kruschewatz überschritten und in drei serbischenDörfern Massakers verübt haben. Eine amtliche Bestätigung derNachricht liegt nicht vor.Albanische Hilfe für Serbien.Wien, 19. Oktober. Wie die Wiener„Allgemeine Zeitung" ausauthentischer serbischer Quelle erfährt, ist der MbanesenführerJfsa Boljetinatz tatsächlich mit ungefähr 2000 Mann zu denSerben übergegangenVom rUdlicben Knegsfcbauplatze.Die griechische Flotte.Athen, 19. Oktober. Die Blockade von Prevesadurch das griechische Geschwader wird amtlich bekanntgegeben.Die ersten Verwundeten.Saloniki, 19. Oktober. Von der griechischen Grenzesind hier die ersten Verwundeten eingetroffen. Wie verlautet,sind die Griechen bei Ligarpa zum Angriff übergegangen.Vom montenegrinischen Kriegsschauplätze.Ein Hinterhalt.Podgoritza, 19. Oktober. Sahim Bey, der{ich inPlnwa aufhielt und mit 2000 Arnautcn nach Berane eilte, um eszurückzuerobern, fiel gestern in einen montenegrinischenHinterhalt der nördlichen Kolonne. Seine Truppen wurden nachverzweifeltem Kampfe fast vollständig aufgerieben; er und 280Mann wurden gefangen genommen und nach Podgoritza geschafft.Die Hufftacbelung des Fanatismus.Jvl Name» des Christentums und de»�arismuS!Sofia, 18. Oktober. Ministerpräsident G e f ch o w hat andie Ministerpräsidenten von Griechenland, Serbien undMontenegro Telegramme gerichtet, in denen er ihnenmitteilt, daß heute vormittag für den Sieg über den gemein-famen Feind Bittgottesdienste abgehalten und vomMetropoliten in Sofia inbrünstige Gebete für die Gesundheitder vier verbündeten Souveräne und des Kaisers von Rußland,des Schutzherrn der orthodoxen Völker sowie für den Erfolgder vier verbündeten Armeen und Nationen gesprochen wordenseien. Ich freue mich, so heißt es in derDepesche, Ihnen von dieserergreifenden Zeremonie Mitteilung machen zu können, durchdie unsere heilige Kirche ein Ereignis segnete,das zum ersten Male in der Geschichte der Balkanvölker zuverzeichnen ist. Ich bitte Sie, meine Glückwünsche entgegen-zunehmen, sowie meine aufrichtigsten Wünsche, daß unser Werkvon einem guten und glücklichen Ende gekrönt werden möge.Ich flehe zum Allmächtgen, daß die verbündeten Heere siegreich aus dem Kampfe hervorgehen, in den wir für eine Sacheeintreten, die nur groß und erhaben fein kann, da sie viererleuchtete Souveräne und vier arbeitsame und fortschritts-freundliche Völker zu verbinden imstande war.Der heilige Befreiungskrieg.Belgrad, 19. Oktober. Gestern nachmittag hat KönigPeter ein K r i e g s m a n i f e st an das serbische Volk er-lassen, in welchem er die unerträgliche Lage derSerben in der Türkei und das feindliche Verhalten desneuen türkischen Regimes gegenüber den Christen schildertund die Eröffnung des heiligen Befreiungs-k r i e g e s proklamiert.In der griechischen Kammer.Athen, 18. Oktober. In der Kammer machte der Ministerdes Aeußern Mitteilung von der Kriegserklärung und verlasdie von dem Gesandten GrypariS überreichte Note. Der Ministererklärte, bis zum letzten Augenblick habe die Türkei nicht aufgehört,Schritte zu unternehmen und Versprechungen zu machen. umriechenland von der Entente der Balkan-staaten abwendig zu machen. Ministerpräsident n i-z e l o S verlas eine königliche Botschaft, die besagt, daß dieLeiden der unterdrückten Brüder die Balkanstaaten gezwungenhätten, zu den Waffen zu greifen. VenizeloS verlas weiter einTelegramm des Kronprinzen, worin dieser den griechischenin marsch in türkisches Gebiet meldet. Der Marine«minister gab die Abfahrt der griechischen Flottekund, deren einziger Wunsch sei, die türkische Flotte ihren Ankerplatzverlassen zu sehen. Der Präsident der Kammer erbat unter be-geistertem Beifall die Genehmigung, den Verbündeten einenneuen brüderlichen Gruß der Kammer in dem gegen-wältigen Augenblick zu entbieten, wo im Namen derchrist-lichen Zivilisation die Geschütze gegen die Bar-b a r e i donnern unter der Begeisterung von ganz Griechenland.Kriegstreiberei.,Belgrad, 18. Oktober. Die serbische Presse drückt ihreBefriedigung über die Kriegserklärung auS. Sie er-klärt, der nun ausgebrochene Krieg werde ein Befreiungskriegsein, der im Namen der bedrückten Stammesgenossen, im Namendes Rechis, der Gerechtigkeit und der menschlichen Kultur geführtwerden müßte.Konstantinopel, 18. Oklober. Die türkische Presse ver-öffeniliiiit elithusiastische Artikel, iu denen die allgemeine Ge-n u g t u u n g über die Erklärung des Krieges ausgesprochen und dieEntscheidung der Regierung gebilligt wird.Die türkische Kriegsproklamation.Konstantinopel, 19. Oktober. Eine an die Land- und See-strcitkräfte gerichtete Proklamation des Sultans besagt:»Seit Jahrhunderten hat eS keinen so wichtigenMoment für unser Baterland gegeben, wie den jetzigen. UnsereNackibarn, mit denen wir in Frieden leben wollen, haben, überG�etz und Gerechtigkeit sich hinwegsetzend, alle Rechte mit Füßentretend und die Ratschläge Europa? nicht achtend, uns provoziert,um den Erfolg der Bemühungen, die wir zur Aufrecbierhaltimgdes Friedens entfaltet haben, zu vereiteln. Die ganze Nation hatmit Entrüstung die verwegene Sprache unserer Gegner vernommenund überläßt Euch die Pflicht zu antworten. Ihr müßt dieseSprache rächen. Ihr müßt die Ehre und die Rechte meinerNegierung verteidigen und der Welt beweisen, daß die alt-ererbten ottomanischen Tugenden unverändert geblieben findund daß Ihr die heldenhafte Ueberlieferung Eurer Borsahrenhoch haltet, die einst, eine kleine tapfere Schar, vonAnatolien nach Europa zogen und große Landstriche eroberten miteinem Heldenmut, der die Welt in Erstaunen setzte. Eure zweitePflicht ist. Ordnung und Disziplin zu zeigen und nichtohne Grund oder grausam Blut zu vergießen,Greise und Frauen und Kinder gut zu behandeln und Leben undHabe der nicht bewaffneten Bevölkerung und ihre Kultstätten zuschonen. Mit jenen Unglücklichen aber, die gegen Euch kämpfenwerden, nur weil sie dem Befehle ihrer Vorgesetzten gehorchen müssen,müßt Ihr Er bannen haben und vor der zivilisierten Welt, dieEuch wenig kennt, beweisen, daß die Ottomanen zu denzivilisierteften Nationen gehören. Vorwärts I Gottmöge Euch zum Siege führen!"Diese„heidnische" Sprache unterscheidet sich sehr zuihrem Vorteil von der„christlichen" der Balkanfürsten.Die Sandschäkftage.Paris, 19. Oktober.(Privattelegramm des„Vorwärts".) Ein Balkandiplomat erklärte dem serbischenKorrespondenten des„Journal des Debats", daß dieserbische Regierung keine Zusage gegebenhätte, den Sandfchaf nicht zu besetzen. Der Sandschak seizwar für Kriegsoperationen weniger wichtig, es seijedoch immerhin möglich, daß Serbien ihn als Pfandfür die Friedensverhandlungen okkupiere.Nachher allerdings sei die Rückstellung zweifellos.(?)Die Balkanstaaten wollen kein Land gewinnen, abernach einem großen Siege könnten leicht Ein»flußsp hären in Eroberungen vertvandeltwerden. Oesterreich könne nicht intervenieren, weil dierussische öffentliche Meinung sich schon zu starkengagiert habe.Es braucht nicht erst hinzugefügt werden, daß dieseserbische Auffassung leicht zu schweren Konflikten führen kann.Ein Interview über Albanien und die Balkankrise.Rom, 17. Oktober.(Eig. Ber.) Der„Avanti" hat den inItalien geborenen Albanesen Terenzio Toeei interviewt, derseinerzeit Präsident der provisorischen Regierung von Albanienwar. Natürlich gibt Tocci von seinem nationalistischen Stand-punkt aus eine ganz andere als die übliche Darstellung derBalkanwirren. Dem albanischen Agitator zufolge hat der Kriegder vier Balkanmonarchien gegen die Türkei nur den Zweck.Albanien aufzuteilen. Die Reformen in Mazedonien,die Verteidigung der Kulturrechte und der unterdrückten Völkerseien nichts als Vortvände, um die öffentliche Meinung irre-zuführen. Nikolaus von Montenegro sei nach wie vor von keinemanderen Bestreben geleitet als von dem, sich fremdes Land an-zueignen. Wer den Menschen kennt, könne ihm keinerlei idealesZiel zuschreiben. In seinem winzigen Reich hätte Nikolaus eineinziges Oppositionsblatt gehabt. Das hätte er erst verboten,dann die Druckerei zerstört, und als es ein drittes Mal zu er-stehen wagte, ließ er den Herausgeber umbringen.Als vor einigen Jahren in Montenegro Hungersnot war, sandtedie ruffische Regierung ein Schiff mit Weizen. Nikolaus zahltedie Arbeiter für öffentliche Arbeiten mit diesem Weizen aus undsteckte das entsprechende Geld in die eigene Tasche. Diese Episodenlassen nicht darauf schließen, daß der Mann sich im Interesse derKultur in Unkosten stürzt. Tocci hat weiter erklärt, daß dieAlbanesen zum Teil noch immer an die ehrlichen Absichten desMontenegro glauben. Das nationale Gefühl sei aber unter ihnenso stark, baß sie sich der Aufteilung unter den vier Balkanstaatenmit allen Mitteln widersetzen würden. Sobald sie die Irreführungerkannt haben würden, deren Opfer sie sein sollen, so. würden jiesich zu einem der zwei äußersten Mittel entschließen: sie würdenentweder für die Türkei die Waffen ergreifen, die wenigstensdie politische Zerstückelung Albaniens verhindert und die Möglichkeitkünftiger Selbständigkeit offen läßt, oder sie würden sich an deneinzigen europäischen Staat wenden, der Albanien helfen kannund dazu große Lustt hat: an Oesterreich. Albanien würdedas Schicksal Bosniens und der Herzegowina seiner Aufteilungdurch Montenegro, Serbien, Bulgarien uttd Griechenland vor-ziehen.*** i'.HllianzverMenheit.Paris, 17. Oktober.(Eig. Ber.)Die Verstimmung über die Treibereien der russischenDiplomatie und mit ihr das Unbehagen, durch das ungeheuerefinanzielle Engagement auch politisch an Rußland gekettet zusein, tritt jetzt mehr oder minder deutlich in allen politischenLagern Frankreichs zutage. Wir haben schon mehrfach Ge-legenheit gehabt, die Ausfälle des„Jounal des D6bats" gegendie Zweideutigkeit der Petersburger Politik zu erwähnen.Aber auch in Organen, die die auffallend anglophile undturkophile Tendenz dieses Blattes der gemäßigt-liberalenBourgeoisie nicht teilen, findet man Anschauungen ausge-sprochen, die zu mindest darauf hinweisen, daß die russischeAllianz kern Vertrauen mehr cknflößt. Am wenigsten Be-deutung hpben da die Aeußerungen radikaler Politiker. Derfranzösische Radikalismus hat in der auswärtigen Politik niedurch Weitblick geglänzt. Der Horizont einer kleinbürgerlichen Partei ist zu sehr durch Machtfragen der inneren Politikeingeengt— man hat das erst jetzt wieder in Tours gesehen.wo der Aerger über die Proporzpolitik Poincaräs in einerfrostigen Ignorierung seiner diplomatischen BemühungenAusdruck fand, die seine Position ungenrein gefestigt traben.Im übrigen haben ja gerade die Radikalen in der Politik, dieFrankreich zuni Helfer des Zarismus gemacht hat, rein gutesGewissen. Weil sie der vom Kreis Ganibettas ins Werk ge-setzten großkapitalistischen Weltpolitik, die zu.eimer Ab-schwächung des französisch-deutschen Gegensatzes in Europaund vielleicht zu einer deutsch-französischen Gegenaktion gegendie englische Erpansion geführt hätte, die kleinbürgerlicheIdeologie der Revanche enigegenstellien, arbeiteten sie, trotzaller demokratischen Traditionen, dem geldgierigen Zarismusin die Hände und haben es glücklich soweit gebracht, daß diekostspielige Allianz ohne eine finanzielle Katastrophe, die einefurchtbare innere Gefahr für die Republik Ware, nicht zulösen ist. Dabei springt es jedermann m die Augen, daß sichRußland durchaus nicht durch Solldarltatsmotive m der Ver-solgung seiner orientulischrn Pläne belchränten zu lassendenkt.„Die Brüchigkeit der Gruppierungen der Großmächteist offenkundig." schrieb gestern Pierre Bau d in in der„Action".„Sie zeigen schon beunruhigende Sprünge. Ge-wisse Mächte haben sich m«ner Art verhalten, daß sie dieVermutung einer heimlichen Gefälligkeit gegen die Feinde derTürken erweckten." �-t., t r. �Und in demselben Sinn schreibt die konservative„Revuede deur Mondes":„Eine sicherlich der Voraussicht bare Diplo-matie hat die politischen Annäherungen und die militärischenEntenten ermutigt, aus denen die jetzige Koalition hervor-gegangen ist" � allerdings wird hernach Herrn Ssasonoffseine Qualität als„guter Europäer" bezeugt. Wenn in dem-