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Br. 246. 29. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt

Hus der Partei.

Ehrung eines sozialistischen Gelehrten,

Sonntag, 20. Oktober 1912.

Die derzeitig vorhandenen Kapitalien sollen dazu nicht ver- lächter und Vergnügen erfaßte aber die Riedelsche Arbeiterschaft, wendet werden. Spätere Verbesserungen der Einrichtung als sie sich am Donnerstag Morgen zur Arbeit begab. Auf dem Bahnhof Hermannstraße stand tatsächlich ein Zug von 6 Waggons Der Chemniser Stadtrat gegen die Friedenskundgebung. Die werden aus dem Ueberschuß und dem Zinsertrag bestritten. fozialdemokratische Parteileitung des 16. sächsischen Reichstags­Der Bezug der Arbeitslosenunterstügung ist nach dem mit der Aufschrift: Nur für nichtstreifende Arbeiter der Firma Riedel." Da sie nun alle Nichtstreikende waren, wahlkreises plante für Sonntag eine Maffenkundgebung für den Entwurf an eine zweijährige Mitgliedschaft gebunden. Unter- ging die Fahrt in die Fabrit unter vielen Späßen los. Vor dem Frieden. Sie wandte sich an den Stadtrat um Ueberlassung eines stügung wird gezahlt nach einer sechstägigen Karenzzeit für Fabriktor standen 4 Gendarmen, in der Zufahrtsstraße zur Fabrit großen städtischen Grundstückes. Der Stadtrat gab aber einen 8 Wochen oder 48 Tage innerhalb 52 Wochen. Sie richtet hatten alle, die zu Fuß kamen, ein Spalier von Gendarmen und ablehnenden Bescheid, den er damit begründete, daß die Entschlie- sich in der Summe nach der Höhe der geleisteten Beiträge Bolizisten zu passieren, was sie schmunzelnd taten. Sturz vor 8 Uhr Bung auf derartige Gesuche den Gesamtrate zustehe und daß es und nach der Dauer der Organisationszugehörigkeit. Die merkte wohl auch die bewaffnete Macht, daß es für sie nichts zu tun nicht möglich sei, diese Entschließung bis Sonntag herbeizuführen. Leistungen sind gestaffelt nach sechs Beitragsklassen und erreichen gab, und marschierte ab. Der ganze Vorgang ist ein trefflicher Be­Deshalb müsse schon aus diesem Grunde" das Gesuch abgelehnt ihre Höchstgrenze bei achtjähriger Mitgliedschaftsdauer. Die weis dafür, zu was Gendarmen und Polizisten im Interesse des werden. Schon während des Barteitages hat der Stadtrat der Höchstfäße für Drtsunterſtügung betragen in der unterſten Klaffe Kapitalismus gut find organisierten Arbeiterschaft die Schloßteichanlagen zu einem für die 1,20 m., dann steigend auf 1,25, 1,30, 1,45, 1,65 und sie die Vertrauensleute der Organisation entläßt. Damit hält man Die Direktion übt jest fleinliche Nache für ihre Blamage, indem Telegierten des Parteitages geplanten Fest verweigert. Jezt tommt nun die Verweigerung eines Platzes zu einer Friedens. 1,85 M. bekanntlich die Arbeitersache nicht auf, sondern es wird nur tiefere fundgebung! Und das soll keine Provokation der Arbeiterschaft Von großem Einfluß auf die Entlastung des Arbeits- Erbitterung gefät. Unter den entlassenen Arbeiterausschußmit­fein? Die Parteileitung hat nunmehr beschlossen, kommenden marktes von überschüssigen Arbeitskräften wird zugleich die in gliedern befindet sich auch gin Arbeiter, der bei der Firma 15 Jahre Montag in den 6 größten Sälen der Stadt der Arbeiterschaft Ge- Aussicht genommene Unterstüßung an reisende Arbeitslose sein. beschäftigt war. Die Firma zahlt nun an alle Arbeiter, die fünf legenheit zum Ausdruck ihres Willens zu geben. Diese darf in der Regel 1 W. pro Tag nicht übersteigen. Die Jahre bei ihr beschäftigt sind, eine jährliche Gratifikation von Gesamtsumme der in 52 aufeinander folgenden Wochen zu 30 M., steigend jährlich um 10 M. bis zu 80 M. Auf diese 80 M. Man schreibt uns aus Brüssel : Der auch dem internatio- dauer von zwei Jahren mit 30 M., von vier Jahren mit erhebenden Reiseunterstützung ist nach einer Mitgliedschafts- erhob der Entlassene Anspruch. Er erhielt folgende Antwort: nalen Broletariat bekannte sozialistische Gelehrte und Deputierte 88, von sechs mit 48 und von acht Jahren mit 60 M. in Hector Denis war dieser Tage aus Anlaß seines Rücktritts von feinem Lehrposten an der Brüsseler freien Universität Gegenstand Ansatz gebracht. Werden größere Reisestrecken auf der Eisen­einer öffentlichen Ehrung. An der von den Studenten im Akademie- bahn zurückgelegt, so kann eine Unterstützung für eine gebäude veranstalteten Manifestation nahm das Professorentolle zusammenhängende Fahrt bis zu 3,- Mark gezahlt werden. gium mit dem Rektor, der Brüsseler Bürgermeister Mar und andere Die Frage der Beitragserhöhung soll in der Weise gelöst offizielle Persönlichkeiten teil." Namens der Universität feierte der werden, daß an die Hauptkasse Beiträge abzuliefern sind, liberale Deputierte Hymans die Verdienste Denis um die aka welche sich in sechs Stufen zwischen 40 und 90 Pfennig bewegen. demische Jugend und die Wissenschaft. Mit dem Scheiden des Zur Gründung von Lokaltassen für Verwaltung der Zweig­alten Lehrers verliere die Universität, fagte Symans, von ihrem vereine usw. wird ein Zuschlagsbeitrag für mindestens Glanz und ihrer Größe. Für die Hochschule für soziale wiffen- 44 Wochen im Jahre erhoben. Die Zuschläge dürfen nicht schaften sprach Senator Goblet d'Alviella, der Denis als Mitgründer dieses wissenschaftlichen Organismus feierte. Nach dem Redner für geringer als 20 Prozent des Verbandsbeitrages sein und die Studentenschaft ergriff Denis selbst unter dem herzlichsten Bei- 40 Prozent desselben nicht überschreiten. fall der Festversammlung zur Quittierung des Dantes das Wort Der Entwurf wird einem im Januar stattfindenden Ver­Seine zu einer Ansprache. Denis, der an der Brüsseler Universität bandstag zur Beschlußfassung unterbreitet werden. Nationalökonomie unterrichtete, hat im vergangenen Studienjahr Annahme erscheint wenn auch modifiziert sicher. die Altersgrenze erreicht. Begrüßungsschreiben hatten außer dem wissenschaftlichen Mäcen Solvay u. a. noch die Universitäten Gent und Lüttich gesendet.

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Württembergische Landtagskandidatur. Die sozialdemokratische Partei des Bezirks Aalen hat an Stelle des von der Kandidatur zurückgetretenen Genossen Fischer- Stuttgart einstimmig den Ge­noffen Rohmann- Im als Kandidaten für die bevorstehende Landtagswahl aufgestellt.

Gewerkschaftliches.

Einführung der Arbeitslofenunterstützung

im Deutfchen Bauarbeiterverband!

Berlin und Umgegend.

Der Streit in der Bonbonfabrik von Seifert u. Saate, Liegmannstr. 20/21, zeigt so richtig. wie die Fabrikanten bisher die Organisation unterschätzt haben. Sie glaubten, es sei wie 1904 und 1905, wo die Arbeiter nach einigen Tagen mutlos die Arbeit wieder aufnahmen. Jetzt harren dieselben getroften Mutes aus, wissen sie doch, daß eine starke Organisation hinter ihnen steht, ein jeder Tag aber der Firma unermeßlichen Schaden bringt. Die Reisenden werden rebellisch, denn die Kundschaft weigert sich, Bestellungen auf­zugeben, da die Konsumenten darauf achten, welche Geschäfte Waren von Seifert u. Haake führen.

Fabrik- Absolutismus.

" Auf Ihr Schreiben vom 14. cr. erwiderm wir, daß wir es ablehnen müssen, die gewünschte Vergütung Ihnen auszuzahlen. Wie Ihnen bekannt ist, erfolgt eine Auszahlung der Gratifikation nur bei einwandfreier Führung" und Sie werden una wohl zu­geben, daß Ihre Beteiligung an den fortgesetten Aufhebungen unserer Arbeiterschaft eine schwere Verfehlung gegen die Pflichten eines, wie Sie schreiben, treuen und braven Arbeiters bildet. Es hat uns sehr leid getan zu beobachten, wie Sie trotz der Ihnen mehrfach zuteil gewordenen Verwarnungen es nicht über fich gewinnen konnten, sich von der agitatorischen Wühlerei in unferer Arbeiterschaft fernzuhalten. Die Folgen davon haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Daß wir nur das Beste für unsere Beamten und Arbeiter im Auge haben und auch seit vielen Jahr­zehnten bemüht gewesen sind, allen berechtigten Wünschen Folge zu geben, wissen Sie ja aus eigener Erfahrung. Ebenso weiß unsere Arbeiterschaft, daß wir treue, bewährte Dienste jederzeit anerkennen und noch niemanden von unseren Arbeitnehmern, der durch Krankheit in Not geraten war, im Stich gelassen haben. Es ist für uns sehr betrübend, zu sehen, wie unsere wohlwollende Haltung der Arbeiterschaft gegenüber mit Undant gelohnt wird. Gerade von einem Manne wie Sie hätten wir dies am aller­wenigsten erwartet. Ergebenst

J. D. Riedel, Aftiengesellschaft."

Hier zeigt es sich far, zu welchem Zweck die Gratifitationem, Prämien, Pensionskassen in chemischen Fabriken vorhanden sind: um die Arbeiter trop der geringen Löhne an das Werk zu feffeln. Die Riebelsche Arbeiterschaft ist sich bewußt, daß nur eine starte. Organisation auch diese Firma zwingen fann, bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu gewähren und bei geeigneter Beit ihren Wünschen Nachdruck zu geben.

Deutfches Reich.

Die Drahtspinner der Firma 2. Hentschel, Drahtwarenfabril in Hannover baben die Arbeit eingestellt. Infolge Einführung Seit einigen Tagen bietet sich vor der Chemischen Fabrik J. D. einer Neuerung an den Arbeitsmaschinen reduzierte die Firma die Der Deutsche Bauarbeiterverband ist eine von den Riedel, Bris, Riedelstraße, ein eigentümliches Bild. Gendarmen zu Affordpreise bis zu 50 Broz. Es wurde außerdem jedem Spinner Drganisationen, welche der Einführung der Arbeitslosen- Fuß und zu Pferde, Schuyleute und Kriminalbeamte belagern diese ein Arbeitsbursche augeteilt, der jetzt von dem Afford des Spinners Unterstützung bisher ablehnend und steptisch gegenüber ge- Fabrik. Der Grund ist folgender: Die Arbeiterschaft hat ihren Aus- mit bezahlt werden soll. Die Arbeiter erklärten sofort, daß dies bei ftanden haben. Der Grund lag in den zu überwältigenden schus beauftragt, wegen einer Teuerungszulage bei der Direktion den reduzierten Preisen unmöglich fei. Trotzdem erboten sie sich, vers Schwierigkeiten. Die Risiken erscheinen und sind im Ver- vorstellig zu werden! Sie hat auch allen Grund dazu, denn mit fuchsweise nach den neuen Säßen zu arbeiten. Ju 42 Tagen erzielten hältnis zu denen anderer Gewerbe riesig groß, da das Bau- Anfangslöhnen von 38 Pf. pro Stunde bei neunstündiger Arbeitszeit die Spinner nun Verdienste von 13-16 M. Von diesen Summen gewerbe eigenartig gelagert und die Dauer der Erwerbs ist nicht mehr auszukommen. Gewiß werden auch höhere Löhne ge- die Bezahlung der Arbeitsburschen in Abzug gebracht, verblieb fätigkeit der einzelnen Berufsangehörigen vielen, verschieden zahlt; wer 50 Pf. hat, muß aber schon ein halbes Menschenalter be- den Spinnern in 4 Tagen insgesamt ein Verdienst von 8.00 bis artig begründeten Schwankungen unterworfen ist. Diese Tat- fchäftigt sein. Die Direktion hat auch einige Bugeständniffe ge- 6.00 M. Da Herr Hentschel bei erneuten Vorstellungen der fache zeitigte aber auch wiederholt Anträge, welche eine macht; fie will eine einmalige Teuerungszulage von 20 M. für Ver- Spinner fich weigerte, für bie nächsten Wochen, wie von den Ar­heiratete, die 3 Jahre beschäftigt find, 10 M. für Unverheiratete ge- beitern gewünscht, den Stundenlohn zu garantieren, andererseits Prüfung der Sachlage bezweckten mit dem Ziele, die Arbeits- währen. Unter dieser Beschäftigungsdauer 10 und 6 M. Auch eine Verhandlungen über die Akkordpreise resultatlos verliefen, stellten Lofenunterstügung einzuführen. Sie führten endlich dazu, daß Lohnregulierung soll Platz greifen. Der Lohn soll um 3 Pf. pro fämtliche beschäftigten Spinner die Arbeit ein. Da die Firma wahr feit einigen Jahren fortdauernd Erhebungen über den Umfang Stunde erhöht werden, aber es wenden nicht mehr 54 Stunden fcheinlich versuchen wird, Arbeitskräfte von auswärts heranzuziehen, und die Art der Arbeitslosigkeit vorgenommen worden sind. pro Woche berechnet, sondern nur noch 51% Stunden. Dadurch ist, ist für Fernhaltung des Buzugs Sorge zu tragen. Es hat nun eine Stonferenz der leitenden Instanzen des mit wenigen Ausnahmen, ein Mehrverdienst nicht zu verzeichnen. Verbandes stattgefunden, welche sich eingehend mit der Lösung Nur heißt es nicht mehr, bei Riedel werden 38 Pf. Anfangslohn ge­des Problems beschäftigt und nach Würdigung aller in Bezahlt, sondern 41 Pf.! Daß die Arbeiterschaft von diesen Zuge­tracht kommenden Verhältnisse beschlossen hat, den Mitgliedern ständnissen nicht allzu erfreut ist, liegt Har auf der Hand; sie wur­Wie mit dem Arbeiterrecht in Oberschlesien umgegangen wird, den aber angenommen. Am Montag, den 14. Oftober, entließ die die Einführung der Arbeitslosenunterstügung zu empfehlen. Direktion plöblich 3 Mitglieder des Arbeiterausschusses; sie hätten zeigen zwei Vorschriften oberschlesischer Werke. Win jemand auf Daraufhin ist jetzt den Mitgliedern eine diesbezügliche Vorlage gehetzt und gewühlt. Der Arbeiterschaft bemächtigte sich darauf eine dem Hohenlohe- Werke" Arbeit erhalten, so muß er nachstehendes unterbreitet worden, welche unter dem Titel: Erwerbslosen große Erregung. In einer sehr stark besuchten Versammlung am Schriftstück unterzeichnen: unterstügung" Unterstüßung in Krankheitsfällen( ist bereits Dienstag wurde eine Kommission beauftragt, wegen Wiederein­schon seit 1904 gezahlt worden), bei Arbeitslosigkeit am Drte stellung der Entlassenen vorstellig zu werden. Der Kommission wurde zur Antwort, am Abend erfolge der Bescheid. Zu Feierabend und auf der Reise vorsieht. erhielt mun jeder Arbeiter, der die Fabrik verließ, folgendes Schreiben:

In dem der Vorlage vom Verbandsvorstand beigegebenen Kommentar ist betont, daß dem Vorstand die Einführung der Arbeitslosenunterstüßung als eine unabweisbare Notwendigkeit erscheint und daß die Durchführungsmöglichkeit nicht länger mehr bezweifelt werden kann. Der vornehmste Grundsatz der Organisation: die Erkämpfung menschenwürdiger Arbeitsver­hältnisse für die Mitglieder, soll durch die neu zu schaffende Einrichtung nicht berührt und nicht erschüttert werden. Der Stampf wird nach wie vor im Deutschen Bauarbeiterverband im Vordergrunde stehen und seine erste Aufgabe sein. Zur Verfolgung und Durchführung dieser Aufgabe müssen un gehenere Summen bereitgestellt und zeitweilig veraus. gabt werden, so daß in Hinsicht darauf ernste Zweifel, ob es überhaupt möglich ist, die Mittel aufzubringen, die zur Arbeitslosenunterstützung im Deutschen Bauarbeiterverband notwendig sein werden, berechtigt erscheinen. Aber nach den angestellten Wahrscheinlichkeitsberechnungen und hinsichtlich der organisatorischen Notwendigkeit der Arbeitslosenunterstügung müssen alle Bedenken verstummen. Allerdings muß vorsichtig und tastend vorgegangen werden.

den

" An unsere Arbeiterschaft!

Eine Abordnung der gestern im Felschschen Lotale stattge­habten Versammlung hat uns die Forderung überbracht) die von uns entlassenen Arbeiter St., M. und B. wieder einzustellen. Wie wir hörten, soll andernfalls der Streit über unsere Fabrik ver­hängt werden. Wir müssen es auf das entschiedenste ablehnen, uns einem solchen Drude zu beugen. Genau so wie sich die Ar­beiterschaft das Recht vorbehält, jederzeit den Dienst aufzugeben, genau so hat unsere Geschäftsleitung das Recht, Arbeiter zu ent lassen, wie dies ja auch ausdrücklich in der Arbeitsordnung nieder­gelegt und allgemein anerkannt ist.

Ordnung ist nicht nur die erste Bedingung in einer Arbeiter­organisation, sondern auch in einem großen Fabrikbetriebe. Wenn diese Ordnung durch Stiftung von Unzufriedenheit und Mighellig teiten seitens mehrerer Arbeiter gestört wird, so behalten wir uns das unbedingte Recht vor, diese Störenfriede aus unseren Diensten zu entlassen, genau so wie die Arbeiterorganisation wohl auch Beute, die sich nicht fügen, aus ihren Reihen entfernt, Wir wissen, daß die überwiegend große Mehrzahl unserer Arbeitnehmer seit vielen Jahren treu zu unserer Firma hält, was stets dankbare Anerkennung gefunden hat und auch weiterhin finden wird.

Wir machen darauf aufmerksam, daß diejenigen, welche nicht zur Arbeit erscheinen, sofort von uns entlassen werden. Es sind Maßnahmen ergriffen, daß der Betrieb bei uns in der Fabrik und Handlung keine Unterbrechung erleidet, und wir weisen darauf hin, daß selbst für ältere Arbeiter kaum eine Aussicht besteht, nach der einmal erfolgten Entlassung wieder bei uns Stellung zu finden. Zum Schuße der Arbeitswilligen sind um­faffende Vorkehrungen getroffen. Wir warnen eindringlichst vor Den Folgen übereilter Handlungsweise! Berlin - Brih, den 16. Oktober 1912.

J. D. Niedel, Aktiengesellschaft F. Riedel."

Deutscher Metallarbeiter- Verband. Verwaltung Hannover - Linden. Arbeiterrecht in Oberschlesien .

Allen denjenigen neu angelegten Arbeitern, welche nicht im­stande sind, am Ofen gleich selbständig zu arbeiten und erst an gelernt werden müssen, werden, sobald sie nur eine oder zwei Lehrschichten verfahren, die Lehrschichten mit 2,80 2. berechnet. Werden drei Lehrschichten verfahren, so werden für die drei Lehrschichten 8 M. angerechnet. Dieser Satz bleibt unverändert, wenn auch vier Schichten und darüber hinaus verfahren werden sollten.

Die Auszahlung der Lehrschichten geschieht nach Ablauf von drei vollen Monaten seit dem Tage des Eintritts in die Arbeit. Sollte ein Arbeiter vor Ablauf der dreimonat­lichen Karenzzeit seine Abkehr nehmen, fo ber liert er den Anspruch an 8ahlung der Lehr. schichten.

Bon vorstehendem ist mir Kenntnis worden und erkläre mich damit einverstanden, was ich durch Unterschrift beftätige. Folgt Unterschrift." Ein zweites Dokument der Selbstherrschaft des oberschlesischen Unternehmertums ist folgendes:

der

Nachdem es die Arbeiter abgelehnt haben, daß ihnen die Steuern monatlich ratenweise durch die Lohnliste in Abzug ge= bracht werden, sehe ich mich veranlaßt, gegen die fäumigen Steuer­zahler mit Strafe vorzugehen.

Es wird fortan jeder Steuerrestant, deffen Steuern der Ver­waltung von der Gemeinde zum Abzug aufgegeben werden, ohne Rücksicht darauf, ob die Steuern nachträglich bezahlt sind, im ersten Falle mit einer Mart, im zweiten Falle mit zwei Mart, und zum dritten Male mit der Entlassung bestraft. Bergwerksdirektor Kirschnid." Diese Bekanntmachung prangt auf der Bekanntmachungstafel Konsolidation Kontordiagrube" bei Zabrze .

Der bayerische Jndustriellenverband hat vor einiger Zeit eine bayerische Streifversicherungsgesellschaft ins Leben gerufen, um feine Mitglieder gegen Streitschäden zu versichern. Die Prämien dafür betragen in Klasse I 3 M., in Klasse II i 9. pro 1000 m. Jahres­rifito. Nach dem Jahresbericht der Gesellschaft, die ihren Sitz in München hat, haben sich fast sämtliche Mitglieder des Bayerischen Industriellenverbandes in dieser Gesellschaft versichert, sie selbst it bei dem Verein Deutscher Arbeitgeberverbände rückversichert. Die Höhe der angesammelten Reserven wird nicht genannt, nach dem Bericht sollen sie sehr erheblich sein. Die bayerische Streitversicherungs­

Zunächst müssen die schlimmsten Wintermonate Januar und Februar, in welchen, statistisch nachgewiesen, über die Hälfte aller baugewerblichen Ar­beiter wegen der Witterungsverhältnisse arbeitslos sind, aus der Bezugsberechtigung ausscheiden. Dadurch wird der neuen Einrichtung die Wirksamkeit aber nicht genommen, denn auch in den anderen Monaten ist leider die Arbeitslosigkeit unter brutale Not und Bauarbeitern so groß, um schreckliches Elend als ständige Gäfte in den Woh­nungen der Arbeitslosen in verheerendem Maße vorfinden zu lassen. Diese Not und dieses Elend zu lindern, wird der Arbeitslosenunterstügung vorbehalten bleiben. Sie wird die sonst durch die Arbeitslosigkeit ausgehungerten und mürbe ge­Der letzte Bassus war mit Rotstift angestrichen. Alle machten Arbeiter zäh und widerstandsfähig für den Stampf Vorkehrungen zu einem eventuellen Streit waren getroffen, Gen­um ihre Existenz machen. Die Summe, die dafür zur Ver- barmen und Polizisten bildeten abends zum Gaudium der Are wendung gelangen wird, wird sich in normalen Zeiten bei beiterschaft Spalier. Schlafbecken wurden per Automobil in die gesellschaft hat nun beschlossen, ihren Wirkungskreis auf ganz Süd­dem heutigen Mitgliederstand von rund 360000 auf 3 Millionen Fabrit gebracht, Gisenbahnwagen standen auf dem Bahnhof Her- deutschland auszudehnen. Mart belaufen. Zur Heranziehung eines Vergleichs sei be- mannstraße bereit, um morgens Arbeitswillige auf dem Privat­merkt, daß die Berliner Zahlstellen der der Generalkommission gleife ber firma an die Arbeitsstelle zu befördern. Die Arbeiter des tönigl. Polizeipräsidiums. Martiballenpreise.( Kleinhandel) angeschlossenen Gewerkschaften, welche Arbeitslosenunterstügung schaft hatte ein herzliches Lachen für diese Maßnahmen. In einer 100 Stilogramm Erbfen, gelbe, zum Stochen 30,00-50,00. Speilebohnen, zahlen, mit insgesamt 265 313 Mitgliedern im Jahre 1911 midberum sehr stark besuchten Versammlung wurde beschlossen, sich weiße, 36,00-50,00. Sinjen 35,00-60,00. Startoffeln( seleinhdl.) 5,00-8,00. nicht durch die Provokation der Direktion in den Streit treiben zu 1 Kilogramm Rindfleisch, von der Neule 1,80-2,40, Rindfleisch, Bauchfleisch 1963 954,61 Mart Unterstügung an Arbeitslose gezahlt laffen, denn eine gut organisierte und disziplinierte Arbeiterschaft 1,50-1,90. Schweinefleisch 1,60-2,40. Stalbfleisch 1.50-2,40, Sammelfleisch 1,40-2,40. Butter 2,40-3,00. 60 Stüd Gier 4,20-6,00. I Kilogramm greife nur dann zum letzten Mittel, wenn für sie die geeig- Starpfen 140-2,40. tale 1,60-3,20, Bander 1,60-3,60. echte 1,60-2,80. Der Grundstock für die Unterstützung wird durch eine nete Beit gekommen ist und nicht, wenn es der Firmenleitung Bariche 1,00-2,40. lete 1,60-8,20. Bleie 0,80-1,60. 60 Stid Krebje durchgängige Beitragserhöhung aufgebracht und sichergestellt. Beliebt! Mit dem Streit war es also nichta! Unbändiges Ge: 2,00-30,00.

haben.

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Marktbericht von Berlin am 18. Oktober 1912, nach Ermittelung