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r. 260. 29. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. i, 6. November 1912,

Abgeordnetenbaus.

92. Sigung. Dienstag, den 5. November 1912, vormittags 11 Uhr.

Am Ministertisch: Sydow.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Interpellation Dr. Beume( natl.) betr.

die Ausführung des Privatbeamten­

versicherungsgesetzes.

Mittwoch,

zu treffen hat, werden jedenfalls werden jedenfalls rechtzeitig herauskommen. Ipflicht, sieht aber gar keine Kontrolle für die Einhaltung der Be Für den Fall der die Pensionskassen der Privateisenbahnen betrifft, dingungen vor. Das beste wäre gewesen, von den Befreiungen muß ich den Interpellanten an den Eisenbahnminister verweisen. überhaupt Abstand zu nehmen. Allerdings kann auf die Be­Alle Zweifel werden sicher durch die Ausführungsbestimmungen freiung verzichtet werden, aber das ist ein sehr bedenklicher Schritt, nicht gelöst werden. Zu ihrer Lösung sind bestimmte Instanzen wenn man bedenkt, daß die Befreiung von der Versicherungspflicht geschaffen: die Rentenausschüsse, Schiedsgerichte und Oberschieds- mehr im Interesse des Arbeitgebers als des Ange­gerichte. Auch die Zweifel über den Kreis der Versicherten werden stellten liegt. Vor allem sollten die privaten Pensionskassen, die die Rentenausschüsse zu lösen haben; es hätte keinen 3wed, wenn Fabrikfassen usw., nicht als Ersatztassen zugelassen werden. Darauf ich hier auf die Einzelheiten eingehen wollte. Wenn die Aus- läuft ja das ganze Streben des Zentralverbandes der Industriellen führungsbestimmungen erst im letzten Viertel dieses Jahres er- hinaus, daß diese Kassen als Ersakkassen in möglichst weitem Um­scheinen, so hängt das auch damit zusammen, daß die Durchführung fange zugelassen werden mögen, und ich freue mich, daß der Minister der Reichsversicherungsordnung ebenfalls zu erledigen war. Die diesen Wünschen nicht entgegengekommen ist. Ich hoffe, er wird Hauptfache wird sein, daß alle Beteiligten loyal an der Ausführung im Gegenteil seinen Einfluß dahin geltend machen, daß solche des Gesetzes mitarbeiten, dann werden die Schwierigkeiten in einigen Fabrikfassen als Ersatztassen möglichst ausgeschlossen werden. Jahren überwunden sein.

Auf Antrag des Abg. Hirsch- Essen( natl.) wird die Be­sprechung der Interpellation beschlossen.

Abg. v. Jacobi( f.): Gegenüber dem Minister stehen wir auf dem Standpunkt der Interpellanten, daß die Materie sehr wohl vor dies Haus gehört, da die Ausführung des Gesetzes in der Haupt­fache den Landesbehörden überlassen ist. Auf Einzelheiten will ich nicht eingehen, wir legen den Hauptwert darauf, daß bis zum 1. Januar volle Klarheit geschaffen wird.

Abg. Dr. Beumer( natl.): In der Ausführung des Versicherungs­gefezes für Angestellte bestehen vielfach Inflarheiten, die einen unerträglichen Zustand der Ungewißheit in allen beteiligten Kreiſen Die Bedingungen, unter denen die Wahlen für die Angestellten­hervorgerufen haben. Das Gesetz gehört zu den Vorlagen, die in versicherung vor sich gehen soll, hätten früher veröffentlicht allzu großer Gile verabschiedet worden sind, wie z. B. auch werden sollen. In der Wahlordnung war eine bedenkliche Be­das Wertzuwachssteuergesetz. Auch hat sich jetzt der Zustand heraus­ſtimmung enthalten, die dazu beitrug, die Zahl der Wahlberechtigten gebildet, daß im Reichstag, wenn der Verstand der Gesetzgeber ver­aus den Arbeitgeberkreisen zu berringern. Es war nämlich bestimmt, fagt, hereingeschrieben wird, daß der Bundesrat die betreffenden Be­daß ein Arbeitgeber nicht als solcher stimmen dürfe, wenn er zu­stimmungen zu erlassen hat.( Heiterkeit.) Gerade in dieser Beziehung gleich versicherungspflichtiger Angestellter ist. In dieser Lage war übertrifft das Privatbeamtenversicherungsgefeß alles bisher Dagewesene. ich z. B., als versicherter Angestellter der sozialdemokratischen Partei Den großen Magdeburger Privatbeamtenverein hat die Reichsanstalt einerseits und andererseits als Mitinhaber der Buchdruckerei für Privatversicherung auf eine Anfrage über die Anschauungen der Abg. Dr. Wagner( frk.): Auch uns fommt es nur darauf an, Volkswille" in Hannover . In solchen Fällen müßte es dem Be­maßgebenden Behörden betr. die Zulassung von Erfagtassen einfach daß hier Klarheit über offene Fragen geschaffen wird. Unstimmig treffenden vollkommen überlassen bleiben, ob er als Angestellter an den Bundesrat verwiesen, und dieser hat auf drei Eingaben feiten zu beseitigen wird Sache des Reichstags sein; eine Novelle oder als Arbeitgeber wählen will.( Sehr richtig! bei den Sozial­überhaupt nicht geantwortet.( hört! hört!) Das ist der zum Gesez wird sich doch bald notwendig machen. demokraten.) Veränderungen in den Listen sollten von den Arbett­Gipfel des Bureaukratismus, der gerade auf dem sozialpolitischen Abg. Giesberts( 8.): Ueber den vorhandenen Unstimmigkeiten gebern nicht an die Reichsversicherungsanstalt, sondern an die Gebiet sehr gefährlich ist.( Sehr richtig!) Unklar ist z. B. die sollten wir die große Bedeutung des Gesetzes nicht vergessen. Die unteren Verwaltungsbehörden eingereicht werden, denn diese sind Zugehörigkeit vieler Kategorien von Angestellten zu der Versicherung, Verdächtigung der Reichstagsmehrheit durch den Abg. Beumer weise allein in der Lage, die Richtigkeit nachprüfen zu können. Es können u. a. der Monteure, der Maurerpoliere, der Lageriſtinnen, die ich mit Entschiedenheit zurück. Die Diftatmaschinen- sonst von Arbeitgebern zum Schaden der Versicherten Veränderun Mustersendungen zusammenstellen, der Schreibmaschinenkräfte, die schreiberinnen gehören zweifellos unter das Gefeß, denn ihre gen cingereicht werden, die wer weiß wie lange zurüd liegen.- lediglich nach Diktaphone oder nach Diftat arbeiten usw. Mit all Tätigkeit ist durchaus feine rein mechanische. Ebenso müssen Stor- Der Kreis der Versicherungspflichtigen muß so weit als diesen Fragen ist das Reichsversicherungsamt mit seiner großen Er- rettoren in Buchdruckereien versicherungspflichtig sein. möglich gezogen werden. Herr Mugdan meinte, wenn fahrung in allen Stadien der Gesetzgebung und der Ausführung Sehr bedenklich ist, daß man jezt große Wertspensionskassen einfach iemand meherere Arbeitgeber hat, kann er sich ebenso viel Karten überhaupt nicht befaßt worden.( hört! bört!) Weiter fragt es sich den Lebensversicherungsgesellschaften gleichstellt. Das Gesetz ist ein anschaffen. Das ist praktisch ganz ausgeschlossen. Diese kann ein Angestellter mit einer Lebensversicherungsgesellschaft nach segensreiches Wert, mögen nun die Faktoren, die mit seiner Aus- Frage muß näher geprüft werden, damit solche Leute wie die Inkrafttreten des Gesetzes eine Vereinbarung dahin treffen, daß die führung betraut sind, dafür sorgen, daß es wirklich fegens- Slavierlehrer vor Schaden geschützt werden. In Zweifelsfällen Fälligkeit der Versicherung auf das 65. Lebensjahr hinausgeschoben reich wirkt. sollte stets von der Regierung zugunsten der Versicherten entschieden wird? Die Reichsanstalt sieht in einem solchen Zusaz einen neuen Abg. Dr. Mugdan( Vp.): Das Material des Interpellanten werden.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Während jett Vertrag, obgleich ein solcher Zusatz bisher noch nie für stempel - reichte faum zur Begründung der Interpellation aus. Von einer zu diejenigen, über deren Versicherungspflicht Zweifel herrschen, zu­pflichtig erklärt worden ist. Die Folge dieser formalistischen schnellen Verabschiedung des Gesetzes fann feine Rede sein; nächst keine Karte erhalten, wodurch sie des Wahlrechtes verluſtig Auslegung ist, daß ein solcher Angestellter, wenn er mit denn der Beratung im Reichstage waren 10jährige Vorarbeiten vor- gehen. Von wenig Interesse für die Versicherten zeugt es, daß man 60 Jahren die Lebensversicherung ausbezahlt bekommen hat, ver- angegangen. Fehler hat jedes Gesek. Auch das Privatbeamtengesetz zugelassen hat, daß in den Bekanntmachungen für die Wahlen der ficherungspflichtig wird. Schwer geschädigt werden die privaten wird sich in furzer Zeit die Beliebtheit erwerben, wie seinerzeit Vertrauensmänner die Bestimmungen über die Wahlberechtigung Klavierlehrer durch die Ausführungsbestimmungen, die es das Invalidenversicherungsgesek. Von einer genauen Definierung und die Wählbarkeit fortgelassen werden konnten.( Hört! ermöglichen, daß jeder Arbeitgeber aus der Versicherungskarte ersehen des Begriffs Angestellter" hat der Gesetzgeber mit Recht abgesehen. hört! bei den Sozialdemokraten.) kann, welches Honorar der Klavierlehrer bei anderen Arbeit-( Sehr richtig!) Infolgedessen entstehen natürlich Zweifel. So ist Es ist darauf hingewiesen worden, daß das Gesez bon allen gebern bekommt. Diese Honorare find bekanntlich heute sehr ver- z. B. die Versicherungspflicht der Journalisten un- Parteien angenommen wurde. Vor allem ist das wohl geschehen, schieden, je nach der Zahlungsfähigkeit des Arbeitgebers. bestimmt, die man neuerdings als Stofflieferanten" bezeichnet. weil die Reichstagswahlen vor der Tür standen. Aber im Den Nugen von dieser verkehrten Ausführungsbestimmung( Heiterkeit.) Inhaber von Korrespondenz bureaus, die übrigen enthält das Gefeß auch gewisse Vorteile für die An­werden nur die Konservatorien haben. Rein formalistisch man wunderbarerweise als versicherungspflichtig hinstellt, sind gestellten, und zwar bemerkenswerterweise gerade solche Bestim ist auch eine Antwort, die man dem Vorstand der Pensions zweifellos nicht versicherungspflichtig, denn sie sind selbständige mungen, die kurz vorher bei der Reichsversicherungsordnung für Tasse deutscher Privat- Eisenbahnverivaltungen erteilt hat. Unternehmer. Die Bemerkung des Abg. Beumer über die Klavier - die Arbeiter abgelehnt worden waren. Dazu gehört die Ge­Einem bei der Lebensversicherungsgesellschaft Concordia" in lehrer trifft nicht zu. Der Klavierlehrer fann soviel Karten nehmen, währung der Altersrente mit 65 Jahren, die Möglich­Köln versicherten Angestellten wurde die Befreiung von der Bei- als er Arbeitgeber hat.- Der Lebensversicherungsgesellschaft feit für höher entlohnte Angestellte, sich durch höhere Beiträge tragspflicht zur Privatangestelltenversicherung versagt mit der eine" Stonfordia" gegenüber hatte das Reichsamt geradezu die Pflicht, höhere Renten zu erwerben, die Anrechnung des Gesamtverdienstes unglaubliche Verdächtigung der Gesellschaft bedeutenden Bemerkung, den Nachweis zu verlangen, daß der Vertrag vor dem 1. Dezember und die Gewährung von Witwenrenten auch an nichtinvalide das Zustandekommen des Versicherungsvertrages vor dem 5. De 1911 abgeschlossen war. Wichtig ist die Frage, ob verpfändete Witwen. In demselben Jahre, wo man diese Vorteile den Ange­zember 1911 sei nicht erwiesen. Der Minister sollte ehrliche Erwerbs- Lebensversicherungen von der Beitragspflicht zur Angestellten- stellten bewilligt hat, hat man sie den Arbeitern abge= gesellschaften gegen derartige Uebergriffe der Bureaukratie in Schutz versicherung befreien können. Das sollte unter allen Umständen lehnt.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Je mehr die # 192nehmen.( Brapo!) ausgeschlossen sei. Wenn Herr Giesberts hier dafür eintrat, Grenze der Versicherungspflicht für Angestellte nach unten aus­Handelsminister Sydow: Auf die Frage der Schnelligkeit, mit daß einem Angestellten die Zeiten, wo er vorübergehend nicht ver- gedehnt wird, desto mehr wird sich in weiten Kreisen der Arbeiter der die Reichsgesetzgebung arbeitet, hier einzugehen, muß ich aus sicherungspflichtig ist, angerechnet werden sollen, so ist das eine Ver- bas Streben geltend machen, daß diese Vorteile auch in die Reichs­prinzipiellen Gründen ablehnen; ebensowenig wie ich auf die Aus- befferung des Gesezes, für deren Zustandekommen die Freunde des versicherungsordnung hineingebracht werden. Wenn dieser Wunsch führungen über die Tätigkeit der Reichsanstalt hier nicht eingehen Herrn Giesberts im Reichstag forgen sollten. Bei ihrem guten Ver- endlich erfüllt wird, dann wird man auch dahin kommen können, fann. Den zuletzt angeführten Fall will ich daraufhin prüfen, ob hältnis zur Rechten wäre ihnen das sicher leicht möglich, zumal auch beide Versicherungszweige in eine einzige Versicherung 3- in der Tat eine preußische Erwerbsgesellschaft geschädigt worden ist. biele Mitglieder der Linken für einen solchen Antrag zu haben sein anstalt zusammenzulegen. Diese Perspektiven waren der Nun könnte allerdings gefragt werden, weshalb die preußische würden. Wenn die Kinderkrankheiten des Gesezes überwunden Grund, weshalb die Sozialdemokraten für das Gesez gestimmt Stimme im Bundesrat der schnellen Verabschiedung des sein werden, wird es als eine bedeutsame Verbesserung unserer haben. Die angenommenen Verbesserungen entsprachen ja Anträgen Gesetzes zugestimmt habe. Darauf habe ich zu be sozialen Fürsorge erkannt werden.( Bravo! bei der Volkspartei.) unserer Partei, die bei der Reichsversicherungsordnung gesteut merken, daß von allen Parteien im Reichstag die schleunige Abg. Dr. Wendlandt( natl.) geht auf weitere Untlarheiten des waren. Deshalb wünschen wir auch, daß jede Verbesserung zu­Berabschiedung des Privatbeamtenversicherungsgesetzes vor den Gesezes ein. gunsten der Versicherten in loyalster Weise zur Ausführung komme. Wahlen verlangt wurde, daß alle Parteien dem Gesetz zugestimmt Abg. Mizerski( Pole) stellt ebenfalls einige Anfragen über den( Bravo! bei den Sozialdemokraten.) haben und daß bei den Interpellationen an die Regierung, wann Kreis der Versicherten und ähnliches. das Gesetz kommen werde, die Freunde des heutigen Interpellanten mit an erster Stelle standen. Der

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Abg. Leinert( Soz.):

Abg. Hirsch- Essen( natl.) weist die Behauptung des Vorredners zurüd, daß das Motiv der Interpellation in Beziehungen der Inter­pellanten zu den Werkpensionstassen zu finden sei. Damit schließt die Besprechung.

Herr Vorredner hätte also seine Beschwerde über die zu schnelle Als eine große sozialpolitische Tat kann ich das Privatbeamten­Berabschiedung des Gesetzes nicht an die preußische Staatsregierung versicherungsgeseh nicht anerkennen; eher fönnie man es als Es folgt die Beratung eines Antrages Eder- Winsen( natt.) fondern an seine eigenen Freunde im Reichstag richten große parteipolitische Tat bezeichnen.( Sehr gut! bei betreffend die müssen.( Heiterkeit.) Zu der Prüfung der Frage der Zulaffung von den Sozialdemokraten), denn es ist lediglich mit Rücksicht auf Ersagkassen, die möglichst einheitlich erfolgen soll, ist der Bundes- die Reichstagwahlen so schnell verabschiedet worden. Vor Förderung des Obst- und Gemüsebaues. rat noch nicht gekommen. Wenn Anfragen nicht beantwortet allem muß dafür gesorgt werden, daß die Angestellten nicht infolge Abg. Eder( natl.) begründet den Antrag, der berlangt, daß worden sind, so hängt das wohl mit den Ferien, die von Juli bis der vorgesehenen Befreiungen ihre Rechte vollständig verlieren. weitere 100 000 M. im Etat eingesetzt werden für den planmäßigen Dftoder dauern, zusammen. Alle Bestimmungen, die der Bundesrat Das Gesez spricht wohl von Befreiungen von der Versicherungs- Massenanbau von Obst und systematische Förderung des Gemüse­

Kleines feuilleton.

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schuldiges Tier, unter der wütendsten Todesangst, bis zum Stürzen zu heben, um am Ende den unnüßen Brotfressern, den Hunden, einen lederen Fraß zu verschaffen.

Das Deutsche Opernhaus. Ueber das Entscheidende dieses neuen Operntheaters, über seine Abmessungen, auch über die tech­nischen Einrichtungen wurde schon gelegentlich einer Vorbesichtigung berichtet Damals lobten wir die Weiträumigkeit des Hauses, die Sonst, sagt man, ist die Jagd eine der anständigsten und nüz­jedes üble Gedränge hindern und bequemen Verkehr sichern wird. lichsten Vergnügungen. Sie erhält die Gesundheit des Körpers, Leibls Jäger. Der Romanschriftsteller Anton von Perfall ist wir sprachen zugleich mit Anerkennung davon, daß Seeling es ver- weckt den Mut, schärft das Auge, härtet ab gegen Beschwerden. gestorben. In der Geschichte der modernen Kunst wird er fort- standen habe, die 2300 Zuschauer menschenwürdig unterzubringen. Alles recht schön! tvenn nur nicht bei so manchen Fürsten die leben als Modell eines der großartigsten Bilder, die Wilhelm Leibl Die üble Schachtwirkung der Rangtheater und der angsivolle Druck Jagd zu einer Leidenschaft würde, die sie von ihren notwendigeren, geschaffen hat: des" Jägers" in der Berliner Nationalgalerie. So der übereinander geschichten Etagen wurden auf ein Minimum besseren Geschäften abzieht. Denn über Recht und Ordnung im wie er hier vor uns steht, in der Vollkraft gesunder Jugend, Jagd- reduziert. Dazu ist für Lüftung und Sicherung gegen Feuer und Lande zu wachen, ohne sich blindlings den Dienern des Staates tasche und Büchse auf dem Rücken, scharf und hell zurückschauend, Rauch trefflich gesorgt worden. Die Bühne schließlich muß den zu vertrauen, Anstalten zum allgemeinen Wohl in allen Fächern. wird er fortleben, und mancher wird seine prächtigen Jagd- weitgehendsten Anforderungen entsprechen; sie bekam eine Grund- 3u treffen, und selbst den Fortgang dieser Anstalten zu beobachten schilderungen nur noch deshalb lesen, weil sie den Stimmungs- fläche von 1280 Quadratmetern und wurde so die größte aller kon- und zu befördern: das ist denn doch, beim Himmel! ein wenig zauber dieses edlen Werkes in uns fortklingen lassen. Das Bild, tinentalen Theater. wichtiger, als einen Hasen aus seinem Lager zu stöbern, oder bas 1875 entstand, ist ein Resultat der köstlichen Jagdwochen, die Heute wäre nur noch etwas zu sagen über die Fassaden- einem Schmaltiere die Kugel durch's Herz zu jagen, oder mit der Maler in dem Revier Perfalls auf Schloß Greifenberg ver- gestaltung, die innere Ausstattung, kurz das eigentlich Architek- eigener höchster Hand eine Sau abzufangen. lette. In schönen Erinnerungen hat Perfall von den Freuden tonische oder Künstlerische, aber man soll nicht Feigen suchen vom Ein gewisser Antiochus von Shrien, der sich einst auf der dieser Zeit und den Qualen des Modell- Stehens Leibl war im Dornenbusch. Seeling ist ein ganz vortrefflicher Techniker und ein Jagd von den Seinigen verloren hatte, soll in einer Bauernhütte, Malen wie im Jagen gleich unermüdlich erzählt. Im See, der ausgezeichneter Grundrißkonstrukteur; es mangelt ihm aber der worin man ihn nicht erkannte, sehr derbe Wahrheiten hierüber von dem Bilde leuchtend herübergrüßt, wie im Feld waren fie Instinkt, für die ästhetische Balance der Teile und noch mehr jeg- gehört haben. Wenn doch jeder fürstliche Jäger sich ebenso wie gleich heimisch." Ein Naturfanatismus hatte uns ergriffen," er- fiches Gefühl für das Detail. Früher, als er noch im Barock wühlte, Antiochus verirren und gleiche Wahrheiten über sich hören müßte! zählt Berfall, ein jäher Drang, immer mehr in ihr aufzugehen, Hlebte er allegorische Weiber, Helden und ähnlichen Stud, dazu Doch wer weiß, ob er den Edelmut hätte, sie ebenso dankbar wie alles abzustreifen, was uns hinderlich das Gewand am Leibe Hekatomben von Ornament an die Wände. Diesmal begnügte er Antiochus aufzunehmen? war uns zuwider. Stunden verbrachten wir nackt auf dem Ver- sich mit einer sogenannten Schinkeliade, dorischen Säulen und so. Um irrtümlichen Auslegungen zu begegnen, als ob wir etiva deckdeck seines Kutters, auf freier See, bald uns hineinstürzend, bald Gut, das Ueberflüssige stört nicht mehr; aber es fehlt die Musik. eine frebelhafte Verspottung der heutigen so beliebten fürstlichen auf dem Rücken träumend, bald fischend, bald nach Möwen und Es ist zum Beispiel einfach grob, den Säulenschaft ohne Basis auf Hebjagden beabsichtigten, über die gewiffe Blätter allzeit unter­Tauchern schießend. Oder wir verkrochen uns in das Moos, tief den Gebäudesockel zu stellen; und was die Plastik betrifft und tänigst zu berichten wissen, bemerken wir, daß diese Säße von hinein in die Schilfwildnis- und hielten da eine förmliche Bucht-( solche Kleinigkeiten charakterisieren) die Laternen an den Ein- keinem anderen herrühren als von dem Philosophen und Schrift­und See- Siesta. Die Sonne verbrannte uns, der Regen wusch die gängen, so ist das schon recht schlimm. Recht ärgerlich ist es auch ſteller J. J. Engel, dem Erzieher Friedrich Wilhelms III. und Farben aus unseren Gewändern; wir waren Wilde geworden, dem Zuschauerraum ergangen. Hier wollte Seeling anfange mit späteren Hoftheaterdirektor( 1784-94) in Berlin. Seine frei­soweit es noch möglich war." lichen Naturerlebens ist in dem Bilde zu einzigartigem Ausdruck hellsten Tönen angesetzt. Das hätte ohne Zweifel sehr gefährlich" Fürstenspiegel". Diese Stimmung eines tiefinner sehr viel Farbe operieren; er hatte die Proben bereits in den mütigen Bemerkungen über die Hezjagd stehen in seinem gebracht, in dem Weidenbaum, vor dem der Jäger steht, einem werden können. Was heute zu sehen ist, heißt: Langeweile. Es Wunderwerk der Feinarbeit mit dem zarten, gegen den grauweißen gähnt in Grau und Braun. Dazu werden schwächliche Plastik­Simmel sich abzeichnenden Geäst, in dem ruhigen Grün des motive, Brezelstäbe und ähnliches totgehegt. Man kann nur be­- Die Londoner Bensur hat die Vollmoellersche Panto­Vordergrundes, in den hinten in feinem Dunst verschwimmenden dauern, daß Seeling nicht kritisch genug war, sich, dem anerkennens- mime Venezianische Nacht", mit der Reinhardt die Londoner be­Wiesen und Bergen. Ganz vorn liegt" Perdrir", def weiße werten Theaterpraktiker, einen Künstler zur Seite zu stellen. glücken wollte, verboten. Sie soll zu unmoralisch sein, was natür­Sühnerhund mit dem grauen Kopf, mit dem Leibt und Perfall Solche Einsicht in die Grenzen seines Könnens hätte es ihm erspart, lich pure Heuchelei ist. tagelang auf den Feldern herumstreiften. Ein Stück Natur ist ein gut angelegtes Werk verdorben zu sehen. R. B. Ein Vogelparadies. Die Witwe eines New Yorker dieses Bild, wie Perfall sagt, hindurchgegangen durch eine starke Bankiers hat für 600 000. eine Insel, Marsh- Island, an der Künstlerscele, verklärt durch ihre eigene Harmonie". Höchste Fein- Von der edlen Hetjagd. Die ehemaligen, ebenso grausamen Küste von Louisiana gekauft, um dort ein Vogelparadies einzu­heit des einzelnen vereint sich mit der Monumentalität des als fostbaren Hofjagden sind endlich, dem Himmel sei Dank! aus richten. Hier sollen alle Vögel von weit und breit eine Freistatt Ganzen. Leibl achtete das Werk bor andern hoch; lange hing es der Mode. Noch im Anfange und in der Mitte des 18. Jahr- und vollkommenste Pflege und Schonung genießen. Die Wahl des in des Künstlers Wohnzimmer in Aibling, bis es dann schließlich hunderts machten sic eine der vornehmsten fürstlichen Ver- Ortes ist mit Bedacht geschehen, denn gerade auf jener Insel nach Frankfurt tam und heute einen Hauptschmuck der Berliner gnügungen aus. wurde bisher der Vogelfang am stärksten Getrieben, da die Ge­Nationalgalerie bildet. Es war auch wohl, wahrhaftig! sehr fürstlich, ein armes un llegenheit dazu besonders günstig war,

Notizen.