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Revolution!

Bu brei Monaten Gefängnis ist bekanntlich der Redakteur unseres Waldenburger Parteiorgans verurteilt worden, weil et- nicht einmal das Wort Revolution gebraucht, sondern nur Ausdrücke an­gewandt hat, durch welche nach Ansicht des Staatsanwalts und des Gerichts das revolutionäre Bewußtsein und der revolutionäre Wille des Proletariats gestärkt werden sollte. Staatsanwalt wie Gericht verstehen eben unter Revolution nur Gewalttätigkeiten. Angesichts dieser Tatsache darf wohl daran erinnert werden, daß es geiten gab, wo selbst hochkonservative Männer ganz anders über den Be­griff des Wortes Revolution dachten. Kein Geringerer als Friedrich Julius Stahl  , der Gründer der konservativen Partei, hat in seiner ersten Vorlesung über Die gegenwärtigen Parteien in Staat und Kirche" den Begriff der Nevolution wie folgt angegeben:

sich in der Nähe des Kommiffars befunden hätten, häifen sich des vermag. Die mangelhafte Kenderung des Einkommensteuergesetzes wurde Aufruhrs schuldig gemacht!

Verjunkerter Fretsinn

durch eine Sonderbesteuerung der Stonsumbereine gefrönt. Eine famose Vermögenssteuer läßt für Wohnungseinrichtung und Schmud gegenstände die Summe bis zu 15 000 art frei. An Stelle der

Der Reichstagswahlkreis Mi'nden- Lübbede gehört zu jenen Gebieten, die 1912 zum ersten Male den Konservativen resp. Behnprozentabgabe wurde durch Gesetz ein bestimmter Beitrag des der Reichspartel abgejagt worden sind. Es ist flat, daß das nur Domaniums zu dem Landkassenetat festgesetzt, der Hauptanteil mit den 7301 fogialdemokratischen Stimmen möglich war, die der der Dominialeinkünfte aber verbleibt nach wie vor dem Fürsten  . Freifinn in der Stichwahl restlos erhielt. Es wurde so der Frei- Eine dauernde finanzielle Gesundung der Landesfinanzen könnte sinnige Kiel   gewählt. erreicht werden durch eine vernünftige Vermögenssteuer und höhere Das Zentralorgan bes deutschen   Bauernbundes bringt in seiner Vesteuerung der großen Einkommen solvie dadurch, daß der jüngsten Nummer folgende Notiz, bei der unbedingt festgestellt Domanialbesitz der ein Fünftel der gesamten Landesfläche ein­werden muß, ob sie auf Wahrheit beruht: Im Kreise Minden  - Lübbede hat der Vertreter des Kreises nimmt dem Lande wieder zurückgegeben wird. Das sind eine Reihe von Fragen, die unseren Genossen reich im Reichstage, Herr Abgeordneter Kiel, der der Fortschrittlichen Volkspartei   angehört, in zahlreichen öffentlichen Berlichen Agitationsstoff für die Wahl bieteit. sammlungen die Erklärung abgegeben, baß er gegen die Einfuhr des argentinischen Gefrier­fleisches stimmen werde, auch dann, wenn seine Partei eine andere Stellung einnehmen würde. Herr Kiel   ist bekanntlich im Wahlkampfe vom deutschen   Bauern bunde   unterstützt worden."

Wir erwarten, daß einwandsfrei festgestellt wird, inwieweit der Deutsche Bauernbund" hier die Wahrheit gesagt hat.

Sakatiften.

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Interpellation zugunsten des Koalitionsrechts. Die Freifinnigen brachten im sächsischen Landtage am Mittwoch folgende Interpellation ein:

Hält die sächsische Staatsregierung den Erlaß des sächsischen Kriegsministeriums vom 28. August 1912, velcher sich gegen die im Deutschen   Militärarbeiterverband organisierten sächsischen Militärarbeiter richtet, für bereinbar mit dem Koalitionsrecht, und was gedenkt die tgl. Staatsregierung zum Schuße dieses burch Reichsgesetz gewährleisteten Rechtes zu tun?" Unterstützt wird die Stesolution von den Wildliberalen Hammer und Werket.

Revolution nehme ich in ihrem weltgeschichtlichen Begriffe, wonach sie nicht dasselbe ist mit Empörung, überhaupt nicht bloß eine Tat und ein Vorgang, sondern ein politisches System. Die Empörungen, an welchen die Geschichte alter und neuer Zeit so reich ist, die Vertreibungen von Dynastien, ja selbst die Um­wandlung von Monarchien in Republiken, find darunt doch nicht Revolution, und umgekehrt kann bie Revolution ohne Schwertstreich in friedlich legaler Weise und mit Belaffung der Dynastie, ja von Fürsten   selbst eingeführt werden. Empörung ist Abwerfung einer bestimmten bestehenden Herrichaft, Der Gesamtausschuß des Halatiftenbundes- Deutscher Ost­Revolution ist Umlehrung des Herrschaftsverhältnisses selbst, martenvereine hat in Berlin   eine Sibung abgehalten, in der er daß Obrigkeit und Gefeß grundsäglich und dauernd unter den Menschen stehen, statt über ihnen.... Zu den Parteien ber sur Enteignungsfrage Stellung nahm. Der Regierung bekundete Revolution in diesem Sinne zäble ich denn ebensowohl die liberale man in herablaffender Weise Vertrauen, weil sie endlich mit der Gr­und die liberal- konftitutionelle Partei, als die bemokratische und propriation ber Polen Ernst mache. Wian sprach auch von den Jn Köln   hat dieser Tage der Jefuit Cohauß vor 3000 Mit­die sozialistische Partei. Nicht daß i jene gemäßigten Zielen der Sakatisten. Was hinter diesen Zielen steckt, verrät man gliedern der katholischen Arbeitervereine von Köln   und Umgegend und ordnungsuchenden Parteien der Empörung allerdings nicht. Fast könnte man glauben, die Herrschaften wollen einen Vortrag gehalten über die Weihe der Arbeit". Nach dem und des Umsturzes zeibe, sondern ihre politischen Prin- die Polen   vollständig ausrotten. Ganz ungeniert behauptet man, Bericht des Bachemischen Lokal- Anzeigers" soll der Redner ge­zipien sind... Prinzipien der Revolution." den Deutschen   soll heißen: Hakatisten sei ber Stampf von den fagt haben: Bolen aufgedrängt worden. Das Verbrechen der Polen   besteht darin, daß sie ein zu starkes Heimatgefühl haben, und sie sich, als Folge der finnlosen und verbrecherischen Gehereien der Aldeutschen, in ein chauvinistisch- nationalpolnisches Fahrwasser hineintreiben liegen.

Es kann die Revolution ohne Schwertstreich in friedlich legaler Weise erfolgen. Wie gut wäre es, wenn bei der neuerdings wieder erwachenden Angst vor dem Worte Revolution unsere Richter und Staatsanwälte etwas mehr an diesen Ausspruch des gründlichsten Stopfes denken wollten, den die konservative Partei je gehabt hat! Dann müßten sie selbst sehen, wie verkehrt es ist, bei Revolutionen stets an Gewalttätigkeiten zu denken.

Der Aufruhrprozeß wegen der Ragniter Vorfälle. Ende Juli, anfangs August fom es in dem ostpreußischen Landstädtchen Ragnif bei einem Streit in der Kistenfabrik von Brüning u. Sohn zu Vorfällen, die in ganz Deutschland   großes Aufsehen erregten. Ein Arbeiter wurde von einem Gendarmen erschossen; zwei Kompagnien Militär rückten in die Stadt, die nahezu unter Belagerungszustand gesetzt wurde. Am Montag fand vor der Tilsiter Straftammer ein Rach spiel zu diesem Striegszustande statt. Angeklagt waren elf r beiter und eine Frau aus Ragnit wegen Aufruhrs und Auflaufs( Wergehen gegen die§§ 115 und 116 bes Straf gefeßbbuches). In der Verhandlung wurde das Verhalten der Streitbreder sowie die Tötung des Arbeiters Girrolat aufgerollt. Dabei mußte das Gericht in der Urteilsbegründung ausdrücklich feststellen, daß durch das Verhalten der fremben Ar­beiter, der Streitbrecher, die Grregung entstanden sei, die dann zu den Vorfällen geführt habe. Durch die umfangreiche Zeugenvernehmung wurde folgendes erwiesen:

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Die Alldeutschen, die sonst den Nationalismus als höchste Staatsbürgertugend preisen, geraten über den Nationalismus der Bolen in heilige Empörung. Was dahinter stedt, offenbart eine Betrachtung der Verhältnisse im rheinisch- westfälischen Industrie­gebiet.

Unter den Großindustriellen hat der Hakatismus einen breiten Resonanzboden. Unter ihnen fiben die lautesten alldeutschen Schreier, die wütendsten Polenfresser. Aber die Polenfeindschaft ist für diese Hakatisten kein Hinderungsgrund, die Polen   in großen Scharen aus den polnischen Bezirken nach Rheinland- Westfalen   zu verschleppen und hier wirkliche polnische Niederlassungen erstehen zu lassen. Ueber die Stärke des polnischen Elements im Industrie­bezirk geben nachfolgende Angaben einigen Aufschluß. Aus der Statistik des allgemeinen Knappschaftsvereins, die die Belegschaften der Gruben im Oberbergamtsbezirk Dortmund   erfaßt, ergibt sich diese Uebersicht: Gesamt­belegschaft Bahr

"

Jahr

Davon aus öst I. Prob., Rußt, Desterreich 11ngarn

Bahl

Aus Holland  , Belgien  , Italien   und sonstigen Länderit

Proz

Babl Proz.

1902

247 707

86 856

85,06

5161

2,08

1903

260 341

98 297

35,84

5359

2,06

1904

275 219

99 597

86,19

5938

2,16

1905

269 699

104 068

38,86

540B

2,00

285 855

111 807

39,18

6193

2,17

1906

Ueber die Stärke der Polen   im Industriegebiet berichtet der Wianus" vom 26. Mai 1908 folgendes:

Baitkau Sabinghorst. Wanne.

Röhlinghausen  

7002

4 850 Polen  , 2446

6209 Deutsche   und andere 8 484

"

8454

24 585

"

"

4 781

"

"

4.907

11.052

"

"

14112 5439 18 791

18 566

"

"

"

"

10 997

"

#

"

17

22 889

"

"

"

Pater Cohauß und die Arbeit.

Det tatholische Arbeitet arbeitet für ben unendlichen Gott, das ist feine Größe und Würde. Der Arbeiter arbeitet nicht nur für sich, sondern für die Gesamtheit und ist somit ein tatfräftiger Prophet der wahren Menschenliebe. Wie wir selbst Wohltaten empfangen durch die Arbeit anderer, spenden wir sie durch unsere eigene Arbeit. So muß der Gedanke den Arbeiter auch beseligent: Ich arbeite für Entfaltung der gesamten Menschheit. Aber die Arbeit verschafft auch dem einzelnen seine wahre Größe. Was ist es, was den Mann groß macht? Sind es seine Willen, Gruben, Plantagen, Aftien, Autos? Jumitten all dieser Dinge fann einer weilen, der ein moralisches Ungeheuer ist. Es gibt Leute, die die Arbeit schmähen. Nur der Mann ist groß, der selbst etwas leistet. In der Arbeit entfaltet der Mann feine Kräfte. Wieviel Intelligenz, wieviel Tatkraft, Pünktlichkeit, Geduld, Ordnungssinn, Mut wird da entfaltet? Hat der Arbeiter am Ende seines Lebens auch nicht millionen erworben, er ist doch eins geworden, ein wahrer Edelmann! Der wahrs haft christliche Arbeiter, bon der Gnade durchweht, sammelt Gnade. Jede Stunde, jedes Werk wird eine neue Stufe feiner immeIsletter.

Die katholischen Arbeiter haben dent grotesken Schwah nicht nur geduldig zugehört, sondern dem Pater auch, wie die Zentrumspresse schreibt, begeisterten Beifall", stürmischen Beifall" und minuten­langen Beifall" gespendet. Arme gedankenlose Schafe.

Was der Mann über die Himmelsleiter" redete, ist eigentlich ein Argument gegen die Verkürzung der Arbeitszeit: Wenn jede Stunde Arbeit" eine neue Stufe der Himmelsleiter" des Arbeiters ist, dann würde etwa bei Einführung des Achtstundentages der Arbeiter Tag für Tag mehrerer Stufen" verlustig gehen!-

Oefterreich- Ungarn  .

Wie in Ungarn   Abgeordnete gewählt werden. Ungarn   wählt seine Abgeordneten für das Parlament für die Dauer von fünf Jahren. Die letzten Wahlen fanden im Juni 1910 statt, die Hälfte der Legislaturperiode ist vorüber. Trotzdem find noch nicht alle Wahlen geordnet", die Prozesse wegen Wahl­bestechung nicht alle erledigt.

Wohl hat das Kurialgericht schon alle Wahlproteste verworfen, bei den Gerichtshöfen liegen aber noch die Bestechungsprozesse haufenweise.

Ant Sonnabend, den 27. Juli, benahmen sich abends einzelne Streitbrecher besonders provokatorisch gegen die Bevölkerung. Der eine Arbeitswillige stach sogar einem Streifen­den mit dem Messer in den Arm. Die Polizei ordnete zunächst die Festnahme dieses Messerstechers an, später nahm ste aber von einer Verhaftung Abstand, weil der Polizeikommissar die Tat des Streitbrechers für einen Att berechtigter Not­wehr hielt. Der Kommissar hat sich dabei vor allem auf die Aussage eines fünfzehnjährigen Mädchens gestützt. Die Messer- Jm Regierungsbezirk Düsseldorf   wohnen 85 000 Polen  , babon stecherei sowie die unterbliebene Festnahme des Streifbrechers ver- im Kreise Essen   allein 30 000, im Landkreis Ruhrort   21 000. Weit ursachte eine große Erregung unter der Ragniter Bevölkerung, und größer ist die Zahl in Westfalen  . Im Jahre 1906 wurden gezählt nach gehn Uhr abends bildeten fich an einer Stelle ber Stadt 229 697, davon in den Kreisen Bochum   33 293, Dortmund   40 515, mehrere Menschenansammlungen; auf der einen Seite standen In einigen dieser Streifbrecher, auf der anderen Ragniter Arbeiter. Es wurden er- Gelsenkirchen   72 011, Redlinghausen 63 901. regte Zwischenrufe gemacht. Jetzt erschien der Polizeikommiffar Gemeinden zählen die Polen   mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Loeper, der naay einem Restaurant gehen wollte, um Hilfe zum Jahre 1906 wurden gezählt in holen. Er nahm schließlich davon Abstand, geriet in eine Menschen­menge, einzelne Personen fielen über den Kommissar her und Um zu zeigen, wie in Ungarn   Wahlen gemacht werden, genügt schlugen ihn. Dieser rief um Hilfe, worauf zwei Gendarmen es, auf eine einzige Wahl hinzuweisen, die nicht schlechter als die herbeieilten, von denen der eine mit der scharfen Klinge auf die anderen ist, bei der nur die Wahlpragis nicht genug verheimlicht Personen einhicb, während der andere den Revolver zog und den werden konnte. Es ist die Wahl des größten Regierungsmamelucen Arbeiter Girrolat niederstreckte. Es war kein Schreckschuß, auch tein blindes Sineinfeuern in die Menge, sondern ein wohlge= Baul Farkas in Szaszvaros  . Zwei Jahre dauerte es, bis die zielter Revolverschuß, der dem Leben des Arbeiters auf Königliche Kurie all den Schmuß dieser Wahl durchstudierte. Trotz­der Stelle ein Ende machte. Der Gendarm als Zeuge fagte aus, der Arbeiter hätte den Kommissar, der von vier bis fünf Personen Mit der Anhäufung von Menschenmassen, aus aller Herren dem es bei der Untersuchung offen zutage trat, daß die Wahl­umringt gewesen wäre, am Kragen gefaßt gehabt und hätte eben Länder zusammengeholt, verfolgt das Unternehmertum den Zwed, bestechungen und die brutale Gewalt den Sieg dem Regierungs­mit einem schweren Gegenstand auf ihn einbauen wollen. der einheimischen Bevölkerung Lohnbrüder entgegenzustellen. kandidaten brachte, wurde die Wahl für gültig erklärt, weil ca Um den Kommiffar vor diesem Schlag zu schüben, Man begnügt sich nicht damit, bedürfnislofere Glemente heran au nicht nachgewiesen werden konnte, daß der Kandidat direkt die habe er auf den Arbeiter gefchoffen. Diese ganze loden, man sucht sie auch planmäßig von einer Berührung mit den Wähler bestochen habe. Szene hat sich im Dunkeln abgespielt. Von denen, die auf den deutschen   Arbeitern fernzuhalten, damit sie nicht aufgeklärt, nicht Die durch solches Urteil abgewiesenen Wahlprotestler strengten Kommissar eingehauen haben, ist teiner ermittelt worden. Den sozial und gewerkschaftlich berfeucht" werden. Zu diesem Behufe nun den Prozeß wegen Wahlbestechung an und der Gerichtshof in Angeklagten konnte nicht die geringste Gewalttat zur Laft gelegt fchließt man die Nichtbeutschen durch Ginquartierung in Deva wird die Angeklagten wahrscheinlich verurteilen. Die Wahl werden. Sie waren zum Teil nur in der Menschenmenge gewesen. der Abgeordneten bleibt jedoch laut dem ungarischen Wahlgefeb Gegen den Gendarmen, der den Arbeiter erschossen hat, war ein Wertstolonien von der übrigen Bevölkerung ab. Verfahren eingeleitet worden; doch ist es bald eingestellt standen im Ruhrrebier direkte polnische Niederlassungen. Sier, im weiter gültig. Die Berhandlung dürfte auch die Behörden des worden. Der Mann bleibt Sicherheitsbeamter. Ueberaus felt- Streise der Landsleute, haben die großpolnischen Agitatoren ver- Wahlbezirks arg bloßstellen, da den Akten einige interessante Briefe belliegen. sam ist, daß am Montag auch nicht einer der Arbeits- hältnismäßig leichtes Spiel. Von einer Affimilation des polnischen Ein Brief, den der Polizeihauptmann von Szaszvaros  willigen wegen Aufruhrs und Auflaufs ange: burch das deutsche Element kann unter solchen Umständen natur­beteiligt, und selbst der Staatsanwalt mußte eingestehen, daß bei folnien siebeln sich polnische Handwerker und Staufleute an, wodurch lagt war. Dabei hatten sie sich an der Zusammenrottung start gemäß gar keine Rede sein. In der Nähe der polnischen Werts- an den nun im Parlament ſizenden Abgeordneten richtete, hat dem Vorgehen gegen den Polizeikommissar Roeper vielleicht auch ein Teil der Arbeitswilli- die Abgeschlossenheit der Polen   noch gefördert wird.

Heden Buer  Horst Bottrop

So ent

gen beteiligt gewesen sei!! Und trotzdem war von Den Industriellen paßt das in den Kram! Ihre Hauptforge einem Verfahren gegen sie nichts zu hören. Selbst der Messer  - ist die, den Polen   in wirtschaftlicher Bedürfnislosigkeit zu erhalten. fiecher war nicht angeklagt, obwohl feststeht, daß von einem Not- Wenn er nur keine Gemeinschaft mit den bösen freien Gewerk­wehratt teine Rede ist. Der gestochene Arbeiter erklärte als Beuge schaften eingeht, dann fann er ruhig als Spielball nationalistischer unter feinem Eide, daß ihn zwei Gendarmen festge Demagogen in das großzpolnische Fahrwaffer hineintreiben. Dafür halten hätten, als ihm der Streitbrecher einen erweisen sich dann die Sakatisten mit der Ostiartenpolitik als be­Messerstich versett hätte. Den Streifbrechern wurde von Zeugen ein ungünstiges Beugnis ausgestellt. So sagte ein Wert- geisterte Aldeutsche, glühende Nationalisten und unersättliche Polen  meister, fie wären nicht einwandfreie Leute gewesen. Von den treffer.

Ragniter Arbeitern sagte der Polizeikommissar Loeper, daß die Die Motive der hakatistischen Germanisierungspolitik steden im Portemonnaie unserer Patrioten!

Zur Landtagswahl in Lippe.

Polizei bisher mit ihnen immer sehr gut ausgefommen wäre. Nach der Tötung des Arbeiters Girrolat hatte sich an einer Stelle noch eine Menge angefammelt, die naturgemäß sehr erregt war. Sie wurde von einem Polizeibeamten mehrfach aufgefordert. auseinanderzugehen. Sie kam der Aufforderung aber nicht gleich Die Genossen im Fürstentum Lippe eröffneten am Sonntag nach und alle Teilnehmer machten sich des Auflaufs schuldig. Das offiziell den Landtagswahlkampf. In Lippe herrschen die Konser­find die Vorgänge, die zur Anklage gegen die zwölf Personen ge- bativen und die Liberalen; ste haben je 10 Abgeordnete. Das Land führt haben. ift in fieben Wahlkreise eingeteilt, jeder Kreis wieder in drei Stlassen. Der Staatsanwalt mußte gegen vier Angeklagte wovon jede einen Abgeordneten wählt. Dieses Dreiflaffenwahlrecht die Anklage fallen lassen. Insgesamt beantragte er gegen acht Angeklagte wegen Aufruhrs und Auflaufs 40 Monate es gibt 8500 Bäblern der ersten und zweiten Klasse doppelt so viel fängnis!! Die Verteidiger wiefen nach, daß ein Aufruhr nicht echt als 27 000 Wählern der britten Staffe.

borliege. Es fei nicht erwiesen, daß als Folge der Zusammen- Das Volksschulwesen liegt in den fleinem Staate fehr im rottung ein Widerstand gegen die Staatsgewalt mit vereinten argent. Es kommen auf rund 25 000 Schulkinder 300 Lehrer. Kräften stattgefunden habe. Das Gericht prach sedys n alio auf einen Lehrer über 80 tinder, in vielen ländlichen Schulen getlagte frei. Die übrigen wurden zu Gefängnisstrafen von 100-120 Kinder. Nach dem Gesetz darf die Höchstzahl 120 be= einer Woche bis sechs Monaten und zwei Wochen verurteilt. Ins- tragen; aber selbst diese Zahl wird nicht eingehalten. Trotzdem gesamt wurde auf 25 Monate und 1 Woche Gefängnis erkannt. find die Lehrer die besten Stilgen des Liberalismus im Lande, der Dabei hatte das Gericht wegen Aufruhrs nur die Mindest Strafe vor sechs Monaten in Anrechnung gebracht. Das Gericht sich zu einer auch nur bescheidenen Schulreform mit Rücksicht auf hielt Aufruhr für erwiesen, es sei der Plan gefaßt worden, gegen den Landesherrn, den Befizer des Domaniums, das dann allerdings ben Polizeikommissar gemeinsam vorzugehen. Alle diejenigen, die finanziell stärker herangezogen werden müßte, nicht aufzuschwingen

folgenden Wortlaut:

Lieber Freund! Oltean und Herlea, die für Dich stimmten, haben bis heute noch nicht die bersprochenen Schant lizenzen erhalten. Dieselben laufen mir das Haus ein. Ich war schon beim Herrn Obergespan, der auch in der Angelegen­heit an das Finansministerium geschrieben hat. Auch in der Entziehung der Schanklizenzen mußt Du etwas tun. Den Wirten, die nicht für Dich stimmten, muß die Lizenzentzogen werden. Die Namen derselben hat der Obergespan bereits mitgeteilt. Der Referent in dieser Ange­legenheit ist der Königliche Finanzrat Gustav Schäffer, Atten nummer 85 640/1910.

Verständige Dich ferner, daß unter Aktennummer 45 251/1910 der Devaer Finanzdirektion sich die Appellation des Szaszbaros Einwohners Georg Bogdanovics wegen der Entziehung der Schanklizenz befindet. Die Appellation ist abschläg= lich zu bescheiden und die Entziehung der Schantligena zu bestätigen, da derselbe gegen uns stimmt und noch dazu ein wilder Rumäne ist. Die anderen werden sich da ein Beispiel nehmen."

Auch die Gerichte sind in die Schmutzgeschichte verwidelt, was ein zweiter Brief, der ebenfalls den Akten beiliegt, beweist. Aus diesem Briefe, den der Oberstuhlrichter des Wahl­bezirks an den gewählten Abgeordneten nach Budapest   geschrieben, entnehmen wir folgende Stelle:

Lieber Freund!... Moca hat während der Wahl ein auf­reizendes Flugblatt herausgegeben und wurde auch deshalb voit mir zu einer Geldstrafe von 40 Kronen verurteilt. Auch habe ich die Staatsanwaltschaft aufmerksam gemacht, daß sie wegen Nichteinschidung des Pflichteremplares das Strafverfahren ein­leiten solle. Dies ist auch geschehen. Da das Geseb wegen eines solchen Vergehens als Magimalstrafe sechs Monate Ge fängnis diftiert, habe ich bereits mit dem Bezirksrichter Elkale gesprochen, damit er den Angeklagten zur höchsten Strafe