IwfttftB Projekte fallen zu lassen. So hat er schon jetzt dieberühmte Neichsschnldentilgung nicht mit in seine„ander-wette Ordnung" mit aufgenommen. Und in. der That,diese Leistung, wenn sie jemals ernst gemeint wat, gehtauch über die Kraft des Herrn Miquel hinaus. Er magnoch nicht die höchste Staffel seines Ruhmes erklommenhaben, aiif diesem Felde wird er immer nur Oberborger-meister bleiben.VolMsthe MeverNtlit.Berlin, den 10. November.Die nächste Reichstagssession verspricht— oderoroht— eine der längsten zu werden, wo nicht die längste,die der Reichstag jemals gehabt hat. Bis zum Ende desMärz nächsten Jahres werden die Etatberathungendie Hauptzeit wegnehmen. Die Steuergesetze, diewie nn Wolkenbruch auf uns herabgeplatzt sind, genügenallein, eine Session, und zwar eine sehr arbeitsvolle, aus-zuflillen. Und dazu kommen die Handelsverträge und diezahlreichen alten Ladenhüter aus früheren Sessionen. Kurzeine Massigkett des Stoffs, daß nian kein Ende derErledigung absehen kann. An Schließung der Sessionvor Pfingnen ist wohl kaum zu denken— und da dieReichsboten doch nicht ewig in Berlin sitzen wollen undkönnen, so wird wohl zu einer Vertagung Zuflucht ge-nommen werden müssen.Du Häufung_ der parlamenthrischen Arbeiten machtsich übrigens auch in anderen Ländern unliebsam bemerklich.Das englische Parlament z. B., das vor einigen Tagenwieder zusammengeireten ist, hat gegenwärtig schon dielängste Session in diesem Jahrhundert.—Bundesrath. In der am 9. d. M. unter dem Vorsitzdes Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staatssekretärsdes Innern Dr. von Bötticher, abgehaltenen Plenarsitzungdes Bundesraths wurde dem Entwurf eines Gesetzes wegenAbänderung des Gesetzes über die Gründung und Ver-waltung des Reichs-Jnvalidenfonds, dem Handelsvertragemit Serbien, dem Handelsprovisorium mit Serbien, sowiedem mit Serbien über den Muster- und Markenschutz ge-troffenen Uebereinkommen die Zustimmung ertheilt. DerAntrag Greußens, betreffend die Abänderung der Vor-schriften über die Schulvorbilduug der Thierärzte, Zahn-ärzte und Apotheker wurde dem Ausschusse für Handel undVerkehr überwiesen. Mit der bereits erfolgten Ueber-Weisung der Vorlagen betreffend den Entwurf eines Ge-setzes über die Abzahlungsgeschäfte, den Entwurf einesTabaksteuer-Gesetzes, den Entwurf eines Weinsteuer-Gesetzes,die Gesetzentwürfe wegen Abänderung des Gesetzes über dieErhebung von Reichsstempel-Abgaben, wegen Feststellungeines dritten Nachtrags zum Reichshausyalts- Etat für1893/94, wegen Feststellung des Reichshaushalts-Etats für1894/95, wegen Feststellung des Haushalts-Etats für dieSchutzgebiete für 1894/95, sowie wegen Aufnahme einerAnleihe für Zwecke der Verwaltungen des Neichsheeres, derMarine und der Reichseiseubahnen an die zuständigen Aus-schüsse erklärte sich die Versammlung einverstanden. DieEntwürfe zuni Retchshaushalts-Etat für 1894/95 über denReichs-Jnvalidenfonds, über dieOEinnahmen an Zöllen,Verbrauchssteuern u. s. w., über die Einnahmen an Stempel-abgaben, der Post- und Telegraphen-Verwaltung, derReichs-Justizverwaltung, für den Reichskanzler und dieReichskanzlei, des Reichsschatzamts und der Reichsdruckereiwurden genehmigt! Dem Antrage des HI. und IV. Ausschusses, betreffend Ergänzungen der Bestimmungen überdie Tara wurde zugestimmt. Endlich wurde über mehrereEingaben und über eine Vorlage in ZollangelegenheitenBeschluß gefaßt.Zur Tabak- Fabrikatsteuer. Aus Tabakarbeiter-Kreisen wird uns geschrieben:Die Furcht vor der drohenden Tabak-Fabrikatsleuer treibtsonderbare Blüthen. In den verschiedensten Fabrikantenorganenstehen in jeder Nummer Berichte von Versammlungen, nachwelchen die Fabrikanten der verschiedensten Städte die führendeRolle innehaben. So berichtet die„Süddeutsche Tabakzeitung"vom 25. Oktober über eine Versammlung aus Pasewalk, wonachderVorsitzende, Herr Fabrikant Evenius, die Versammlung mit eineinHoch auf den Kaiser eröffnete. Herr Dr. Fränkel aus Wermar, seinesZeichens freisinniger Redakteur, und der konservative Abgeordnetedes Kreises, Herr Amtsrichter Gaulke, sollen zur größten Zu-sriedenheit der Anwesenden, Mitglieder des Unterstützuugsvereinsdeutscher Tabakarbeiter und Mitglieder des Hirsch- Duncker/sche»Gewerkvereins, sich ihrer Aufgabe entledigt haben. Diese Ver-sa.nmlung wäre ein Beleg für die Harmonie der Interesse» derTabakindustrie. Fabrikant und Arbeiter Arm in Arm. WelchNach zwei Wochen theilte der Doktor der Obrigkeitmit, daß der Kranke genesen sei und daß zur endgiltigenHeilung desselben ein ruhiges Leben in der Freiheit durch-aus nothweudig wäre.Stepan wurde wieder in das Gcfängniß geführt.In der ersten Nacht seiner neuen Gefangenschaft trafStepan ein Nervenschlag. Man führte ihn wieder in dasKraukenhaus über, wo er ungefähr ein Jahr zur Beob-tung blieb. Nachdem man ihn mehr als zehn Mal unter-sucht hatte, wurde es protokollarisch festgestellt, daß er sichtm vollen Besitze seines Verstandes befände und ihm dieAbschrift der Anklageschrist eingehändigt.Aus der Bank der Angeklagten erschien, anstatt einesblühenden Jünglings, einer, der einer Leiche ähnlich sah.Stepan's Haare waren ausgefallen, unter den eingefallenenAugen, welche fieberhaft glänzten, zeigten sich tiefe Schatten...Die bleichen Hände waren abgemagert und die Haut hatteeine gelbliche Farbe.Der Präsident des Gerichtshofes richtet an Stepan dieFrage:„Wie heißen Sie?"Stepan erhob sich und antwortete mit schwacher, krankerStimme:„Sie find keine Richter. Sie werden mich tödten, aberder Sozialismus wird nicht sterben. Das Volk wird sicherheben und nicht ein Stein des jetzigen Gebäudes wirdauf dem anderen bleiben."Er setzte sich wieder und sprach während der Gerichts-Verhandlung kein Wort mehr; nur der Husten unterbrachöfters sein Schweigen. Stumm hörte er seiner Ver-urtheilung zu, sie lautete 10 Jahre Zwangsarbeit.Nach einem Monat starb Stepan in dem Krankenhausedes Gefängnisses.(Fortsetzung folgt.)herrliches Bild. Eine ähnlich verlaufende Versammlung wirdaus Breslau gemeldet. Nach dem Bericht sei dieseVersammlung von zirka 20<X> Personen, zum größtenTheil Tabakarbeiter, besucht gewesen. Herr August Deier,der schlesische Tabakkönig, hatte hier den Vorsitz übernommen.Ter starke Besuch dieser Versammlung wird dadurch auch leichterklärt. Wenn man erwägt, wie die schlesischen Fabrikanten,vor allem Herr Deter, die Selbständigkeit der Arbeiter bislangmit allen Mitteln bekämpft haben, Fo muß es überraschendwirken, daß gerade diese Herren sich jetzt bemühen, dieselbenauf die Beine zu bringen, um für sie die Kastanien ans demFeuer zu holen. Ob es ihnen gelingt, diese Massen auf-zurütteln, bleibt noch abzuwarten, weit namentlich die schlesischenTabakarbeiter sich durch die stetige Unterdrückung und Untergrabungihrer Selbständigkeit in einem apathischen Zustand befinden. EinTheil der Tabakarbeiter Schlesiens hat sich allerdings aufgerafft,um den Kongreß der Tabakarbeiter Deutschlands zu beschicken,wie aus verschiedenen Berichten hervorgeht; aber mancherschlesische Ort scheint weiter zu schlafen. Aehnliche Berichte ausvielen anderen Orten Deutschlands ließen sich noch anführen, soaus Ratibor, Frankfurt, Mannheim, Karlsruhe. Hier erlebenwir das Schauspiel, daß die Fabrikanten sichmilHilfederArbeiter insBureau der Versammlung setzen, ihre verwässerten Resolutionenmit der Hilfe ihrer Arbeiter durchbringen, sich dann hinterher insFäustchen lachen, mit Hilfe von Sozialdemokraten Herr derSituation geworden zu sein.Da ist die Frage wohl berechtigt, worüber man mehr staunensoll: Ueber die Schlauheit der Fabrikanten oder über die Lässig-keit und Gleichgiltigkeit der Arbeiter? Ist denn die ganzemoderne Arbeiterbewegung der letzten Dezennien spurlos an den-selben vorübergegangen? Allerdings ist ein großer Theil derdeutschen Tabakarbeiter rührig auf dem Posten; der Kongreßder Tabakarbeiter Deutschlands wird aus allen TheilenDeutschlands beschickt werde», um die Abwehr der drohendenMehrbelastung des Tabaks herbeizuführen; aber einzelneOrte haben noch nichts von sich hören lassen. Einen großenSchlag planen die im„Deutschen Tabakverein" vereinigten Fabri-kanten. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Biermann(König derwestfälischen Tabakindustrie, wie ihn der„Gewerkschafter" nennt)in Firma Engelhardt u. Viermann in Bremen, hat an alle Mit-glieder ein vertrauliches Schreiben gerichtet, worin er dieFabrikanten auffordert, betreffs der Agitation gegen die Tabak-Fabrikatsteuer nichts mehr zu unternehmen, sondern nur Gelderaufzubringen, damit der Verein in der Lage ist, bei Bekanntwerdender Vorlage der Regierung sofort über ganz Deutschland Massen-Versammlungen abhalten zu können.Man sieht hieraus, wie das Unternehmerthum auf dem Platzeist, diese günstige Situation ganz für sich auszunützen. Wäre eshier nicht angezeigt, daß auch von Seiten der Arbeiterschaft dieseSachlage schleunigst erwogen würde, daß eine Kundgebung er-lassen würde, demzufolge die Vertrauensleute etwa die Organi-sation, ähnlich wie zur Zeil der Bewegung gegen die Kornzölle,in die Hand zu nehmen haben, um im gegebenen Falle intensiv überganz Deutschland Protestversammlungen abhalten zu können? UnserePartei muß entschieden energischer vorgehen gegen die Steuer-Projekte und namentlich gegen die Mehrbelastung des Tabaks.Sonst erleben wir das Schauspiel, daß die Unternehmer-Ver-einigungen uns den Wind ans den Segeln nehmen.Aus diese wichtige Angelegenheit möchte ich die Parteileitungaufmerksam machen. Noch ist es Zeit; aber bald nicht mehr,der Reichstag tritt in wenigen Tagen zusammen und dasSchicksal der Tabakarbeiter hängt vom Votum desselben ab. Dieblasse Furcht vor dem drohenden Steuergespenst treibt einenTheil derselben dem Unternehmerthum in die Arme.Militärisches. Auf dem Bahnhofe in Hagenau(Elsaß)spielte sich nach der nationalliberalen„Straßburger Post"folgende Szene ab:Bei der Ausstellung der Rekruten vergaß sich einer derOffiziere nnd griff einen Rekruten thätlich an.Aus die Aeußerung des Rekruten„Ich habe ja nichts gemacht",erhielt er von dem Osfizier einen Stoß vor dieBrust, daß er auf den Perron flog, worauf derOffizier den Säbel zog und auf den Mann ein-drang. In diesem Augenblick warf sich ein Bahnbeamterzwischen den Ofsizier und den Mann, machte den Osfizier auisein Beginnen aufmerksam, ihn noch aui die Oeffentlichkeit desOrtes und die Zuschauer hinweisend. Als Antwort drohteder Offizier dem Beamten mit Arretirung undherrschte ihn an:„Wie heißen Sie?" Der Beamte nannteseinen Namen und bat nun auch um den Namen des Offiziers.Der letztere antwortete aber nur mit einer sehr häßlichenRedensart.Bei der nervösen Empfindlichkeit des sonst so stahlhartenMilitarismus, und bei der Leichtigkeit, mit der ihm nichtblas die Gewehre, sondern auch die Anklage- Formulare„losgehen", verzichten wir ans jeglichen Kommentar undbemerken blas, daß Vorkommnisse, wie dieses, die beißendsteSatire sind auf das Moltke'sche Wort von der„bestenBildungsschnle", und aus die Legende von der Ordnungs-Mission des stehenden Heeres.—Zum Falle Gradnauer erfährt die„SächsischeArbeiter-Zeitung", daß die Ueberweisung an das Korps-gericht erfolgt ist, und zivar deswegen, weit Militär-Personen aus verschiedenen Divisionen in die Untersuchungverwickelt sind und deshalb ein Divisions gericht nicht zu-ständig ist.„Eine Unterredung mit Genossen Gradnauer,"schreibt die„Sächsische Arbeiter-Zeitung" weiter,„konntenwir bisher noch nicht erlangen; erst nach Schluß der erstenUntersuchnna wird es möglich sein, ihn zu sprechen. Ueberseine Behandlung erfahren wir noch, daß er die Kost er-hält, die an Unteroffiziere in der Kaserne verabreicht wird,und daß es ihm außerdem gestattet ist, sich zu den Zwischen-Mahlzeiten aus seinen Mitteln Zitkost zu kaufen. Weiteresüber den Stand der Untersuchung war bisher nicht in Er-fahrung zu bringen."Wir können dem hinzufügen, daß VerwandteGradnauer's Briefe von ihm erhalten haben, in denenjedoch der obschwebenden Untersuchung mit keinem Worteerwähnt ist.— Ein Redakteur der„Sächsischen Arbeiter-Zeitung", der vom Militärgericht unter Eid als Zeuge ver-nomnien werden sollte, bestritt die Kompetenz des Gerichtsund verweigerte dementsprechend jegliche Aussage. Eswurde mit Zwangsmaßregeln gedroht, die Drohung jedochnicht ausgeführt.—Soeben erhalte n wir aus Dresden eine�Depesche mit der Nachricht, daß Gradnauerfrei ist.—Vorsicht der Bourgeoisprefse gegenüber ist derParteipreffe künftighin zu empfehlen bei Abdruck vonTelegrammen und Stachrichten aus der bürgerlichen Presse,die sich auf Partei-Angelegenheiten beziehen. Es wird sichempfehlen, erst Informationen einzuziehen oder solche ab-zuwarten, ehe die Partei schädigende Nachrichten verbreitetwerden. So drucken mehrfach Parteiblätter— und zwarohne Quellenangabe— ein Tetegramm der„FrankfurterZeitung" ab, nach welchem in der sozialdemokratischenParteiversammlung des zweiten Berliner Wahlkreises, inwelcher der Genosse Fischer im Sinne des Kölner Partei-tagsbeschluffeS über die Stellung der Partei zu den Ge-werkschasten referirte, trotzdem im Gegensatz zum Parteitageine Resolution angenommen worden sei, die es jedem Ge-nossen zur Pflicht mache, neben der politifchön auch der ge-werkschafilichen Organisation anzugehören.Wie der gestrige Bericht des„Vorwärts" über jeneVersammlung beweist, ist etivas ganz anderes beschlossenworden, als das Telegramm der„Frankfurter Zeitung"besagt.—Die Gesammtsumme des Reichs- Haushaltsetatsfür das nächste Rechnungsjahr balancirt mit 1 300 725 602 M.und zwar belaufen sich die fortdauernden Ausgaben aufrund 1079 000 000 M., die einmaligen Ausgaben desaußerordentlichen Etats auf rund 139 000 000 M. DasCtatsgesetz schließt sich genau den früheren gleichartigenGesetzen an. Die Erhöhung des Schatzanweisungs- Kreditsum 75 Mill. Mark zur Außerkurssetzung der österreichischenVereinsthaler ist noch beibehalten.—Unter der Spitzmarke„Geldschneiderei" veröffent-licht die„Schwäbische Tagwacht' folgenden Brief, der einemGenossen zuging:..„Unter-Türkheim, den 13. September 1893,?reunde! Gesinnungsgenossen!urzem aus Amerika zurückgekehrt, beabsichtige ich,obwohl zur Zeit noch schwer an den Folgen eines dort er-littenen Beinbruches leidend, Mitte Oktober meine Vorträgein Deutschland und der Schweiz wieder aufzunehmen. Ich er-suche daher alle Vereine, welche sich daran zu betheiligenwünschen, ihre diesbezüglichen Anmeldungen baldmöglichst andie Adresse von Frau Else Dulk in Unter-Türkheim bei Sttitt-gart einsenden zu wollen.Frühzeitige Anmeldungen sind behufs Feststellung einesfortlaufenden Retseprogramms diesmal um so erwünschter,als mein leidender Zustand mir eine spätere Abweichungvon der einmal eingeschlagenen Reiseroute wesentlich erschwerenwürde.Anschließend erlaube ich mir, Ihnen event. eine AnzahlThemata zur Auswahl zu stellen.Reisevergütung tc. für je einen Vortrag 30 M., zwei Vorträge 50, drei Borträge 60 M.Achtungsvoll!gez. Hedwig H e n r i ch- W i l h e k m i.Die„Schwäbische Tagwacht" bemerkt mit Recht dazu,daß diese geschäftsmäßige Art, an die Parteigenossen Geld-forderungen für Vorträge zu stellen, in Parteikreisen starkverschnupft habe.Wir setzen hinzu, daß wir die Parteigenossen überhauptwarnen möchten, solchen ans Privatrechnnitg zugeschnittenenAgitationen Vorschub zu leisten. Die Forderungen, dieFrau Hettrich- Wilhelmi stellt, sind nach den in der Parteiherrschenden Begriffen ungemein hohe und man muß vielZutrauen zu der Opferfähigkeit der Genossen und Genossinnenhaben, daß man solche Forderungen stellt.Ganz entschieden aber müssen wir es tadeln, daß fürdiese ans grund des angegebenen Preiskourants im Privat-intereffe der Rednerin arrangirten Vorträge auch noch eineso widerivärtige Reklame gemacht wird, wie das imredaktionellen Theil unseres Mannheimer Partei-Organs inNr. 263 der„Volksslimme" geschieht. Frau Henrich-Wilhelmi spricht ist Mannheim im Auftrage des„Frei-denker-Vereins"!Das Ministerium Windischgrätz ist noch immer nichtzu Stande gekommen.Der Bürgermeister von Wie», Dr. Prix, der wegengesetzwidriger, wenn auch nicht unredlicher, Verfügung überGemeindegelder zurücktreten mußte, ist mit einer Stimmeüber die erforderliche Majorität wiedergewählt worden,obgleich die Liberalen das Vorgehen ihres Vertrauens-mattnes selbst mißbilligten. Sie wählten ihn wieder, weilihnen keme andere Kraft zur Verfügung stand. � Unddiese Partei nennt sich überall die— Partei derIntelligenz! Die Veröffentlichung des Wahlresultats riefbei der Opposition einen Sturm der Entrüstung hervor.Das ungarische Futterausfuhr-Verbot ist durcheine Regierungsverordnung aufgehoben worden.Ein Monstreprozest in der Schweiz. In Kürzewird in Bern der Prozeß wegen des sogenannten Arbetter-krawalls verhandelt werden. Nicht weniger als 71 Personensind in Ankla gezustand versetzt worden.—Der große Kohlenstreik w England ist von denArbeitern gewonnen— das können wir jetzt mitBestimmtheit sagen. Noch nicht beendigt— die Großprotzenhalten noch aus und werden noch einige Zeit so thun,als glaubten sie den Sieg in der Tasche zu haben. Allein,das ist nur Komödie. T h a t s ä ch l i ch ist die Entscheidungerfolgt— und zwar durch die„öffentliche Meinung", diesich, seit dem Scheitern der letzten Konferenz, rückhaltlosauf Seiten der Streikenden gestellt hat. Reine Gefühls-sache ist das freilich nicht. Dte Arbeiter haben das„Recht"auf ihrer Seite, allein die„öffentliche Meinung" pfeift ansdas Recht, wenn es nicht die Macht hat.Und die Arbeiter haben in England die Macht.Noch nicht die Macht, den Staat direkt zu beherrschen; wohlaber die Macht, jede Regierung zustürzen. Unddas ist die indirekte Herrfchaft. Ein Dutzend Stimmenweniger im Unterhaus— und Gladstone ist gestürzt. EinDutzend Stimmen mehr, und die Unionisten sind wieder ander Regierung. Und über ein Dutzend Stimmen verfügendie Arbeiter. So kommt es denn, daß beide privilegirteRegierungsparteien— die gegenwärtige und die künstigeRegierungspartei— um die Gunst der Arbeiter buhlennnd für die Streckenden— wettsammeln. Die Geldsammlung aus den Kreisen der„oberen Zehntausend" hat binnenweniger Tage eine Viertelmillion Mark ergeben— und daauch„das große Publikum" einschließlich der Arbeitersanimelt, und da Tag für Tag Mitglieder des Unternehmer-Verbands absallen, so ist der erklärte Sieg der Arbeiter,wenn sie nur noch kurze Zeit zusammenhalten, sicher.—In Griechenland hat die Finanznoth wieder zu einerMinisterkrisis geführt. An Stelle des Hexrn Satirozulotritt der unvermeidliche T r i k u p i s. Den Anlaß gabeine ganz harmlose Abstimmung der neu zusammen-getretenen Kammer. Prinzipielle Bedeutung hat der Wechselnicht. Es giebt ein französisches Sprichwort, welches sagt:Je mehr gewechselt wird, desto mehr ist es dasselbe. HerrTrikupis hat mit dem gestürzten Minister und den übrigenMinisterkandidaten genau das gleiche Programm: Spar-samrnkeit, wenn in der Opposition, Verschivetidung, wenn imAmt. Es wird also Alles beim Alten bleiben.—