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Br. 270. 29. Jahrgang 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt Sontag, 17. Bormber 1912.

and 2

Abgeordnetenbaus.

97. Sigung. Sonnabend, den 16. November 1912, vormittags 11 Uhr.

Am Ministertisch von Breitenbach, Frhr. von Schor­

Temer.

Die

zweite Beratung des Wassergesetzes

wird fortgesetzt.

Den§ 271, wonach die Deichverbände zu den dem Staate durch Aufeisungsarbeiten entstehenden Kosten auf Verlangen des Staates ein Drittel beizutragen haben, hat die Kommission gestrichen. Abg. Dr. v. Kries( f.) beantragt, die Regierungsvorlage wiederherzustellen mit der Einschränkung, daß die Deichverbände nach Maßgabe ihres Interesses und nur bis zu einer bestimmten Höhe zu den Kosten herangezogen werden sollen.

Ein Regierungskommiffar bittet um Annahme des Antrags, in dem die Regierung einen Aft ausgleichender Gerechtigkeit erblide.

30 Abg. Eder- Winsen( natl.) wendet sich gegen den Antrag, eine weitere Belastung der Deichverbände jei nicht angängig.

Der Antrag wird abgelehnt.

Nach§ 315 find die Eigentümer von Anlagen zur Entwässerung von Grundstüden oder zur Beseitigung von Abwässern verpflichtet, beren Mitbenuzung einem anderen zu gestatten, wenn dieser für die dem Eigentümer aus der Mitbenutzung etwa erwachsenden Nachteile Entschädigung leistet.

Abg. Eder- Winsen( natl.) beantragt hinzuzufügen: und auf Verlangen des Eigentümers vor der Milbenutzung der Anlage eine angemessene Sicherheit.

Abg. Lippmann( Vp.) wendet sich gegen den Antrag, der den eigentlichen Zweck des Paragraphen, Anschlüsse an Entwässerungs­anlagen zu erleichtern, illusorisch machen würde. Ein Regierungskommissar betont, daß Bebenden auf seiten der Regierung gegen den Antrag nicht bestehen.

Abg. Frhr. v. Malzahn( f.) stimmt dem Antrag zu.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

meinen Sie immer die Industriellen, während wir den Standpunkt vertreten, daß die Industrie in erster Linie von der Wir haben hierzu erneut den bereits zu§ 71 gestellten Antrag Arbeiterschaft getragen wird. Die industrielle Entwickelung ist ge- eingebracht, wonach das Verfahren vor dem Landeswafferamt in den geben und nun suchen die Unternehmer die Vorteile dieser Ent- Fällen der Verleihung und der Entziehung von verliehenen Rechten wickelung ausschließlich für sich mit Beschlag zu belegen. Gegen in öffentlicher mündlicher Verhandlung entscheiden soll. Ich hatte diese Aspirationen der Unternehmer wenden wir uns im Interesse damals schon darauf hingewiesen, daß die Oeffentlichkeit einen be­der Arbeiter und der Allgemeinheit. Will denn jemand behaupten, rechtigten Anspruch darauf hat, zu hören, was mit diesem wichtigen daß die Arbeiter von der Industrie so gut gestellt sind, daß sie zu- Teil des Nationalreichtums geschieht, den die Wasserläufe und ihre frieden sein könnten mit den privattapitalistischen Zuständen? Im Kräfte darstellen. Von freisinniger Seite wurde damals der§ 71 Gegenteil, sie haben allen Anlaß, unzufrieden zu sein. mit Sympathie begrüßt, man meinte nur, er gehöre zum 344a. Um ( Präsident Graf Schwerin- 2oemitz ersucht den Redner, von dieſes formale Bedenten aus dem Wege zu räumen, haben wir den den allgemeinen Ausführungen zum Paragraphen zurückzukommen.) Antrag hier wiederholt. Wenn Herr Röchling jagt, auch die Großen sollen Kaution stellen gewiß, aber wenn nur Großindustrielle in Betracht tämen, würde man teine Raution fordern. Der Antrag richtet sich also nur gegen die kleinen Beute. Der Bezirksausschus tann unmöglich die per­sönlichen Vermögensverhältnisse des den Anschluß Nachsuchenden berücksichtigen, sondern wird sich nach dem voraussichtlich entstehen­den Schaden richten müssen.

-

Der Antrag Ecker- Winsen wird angenommen, ebenso der so veränderte§ 315.

As§ 329a beantragen die Abgg. Borchardt( Soz.) und Ge­noffen die Einführung folgender Bestimmung:

Alle in diejem Gejeze geregelten Verfügungen der Wasserpolizeibehörde sind mit Gründen sowie mit einer Recht& mittelbelehrung zu versehen.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Abg. Lippmann( Vp.): Ich werde für den Antrag stimmen. sollte er abgelehnt werden, so bleibt es der Königlichen Verordnung überlassen, nähere Bestimmungen über das Verfahren zu treffen, und wir hoffen, daß diese dann ihrerseits das öffentliche und münd­liche Berfahren einführen wird.

Abg. Frhr. v. Malzahn( f.): Die Baienmitglieder im Landes­wafferamt sollen nach diesem Paragraphen vom König auf Lebens­zeit ernannt werden. Solche, ernannten Persönlichkeiten sind aber überhaupt nicht mehr als Laien, als Organe der Selbstverwaltung zu betrachten. Es sind keine Vertrauensmänner der Bevölkerung mehr, sondern sie sind dann abhängig von der Behörde.( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Es gibt gewißsz verschiedene Wahlrechte, es gibt auch ein Wahlrecht, wo die gewählten Persönlichkeiten abhängig sind.( Leb­haftes Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten. Zuruf: Drei­flassenwahlrecht!) Aber es gibt auch ein Wahlrecht, bei dem ein gefunder Destillierapparat eingerichtet worden ist, und ein solches destilliertes Wahlrecht wollen wir auch hier einführen, das dafür bürgt, daß, wie es allein eines anständigen Menschen würdig ist, niemand abhängig ist von seinen Wäh­daß das Landeswasseramt seinen Siz in Berlin   haben soll. Wir ( Bravo  ! rechts.) Ebenso haben wir Bedenken dagegen, werden gegen den§ 344a stimmen.

tern.

Abg. Engelbrecht( ft.) spricht dafür, daß die Laien nicht auf

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Der Antrag enthält so selbstverständliche Forderungen, daß wir wohl damit rechnen können, daß er über kurz oder lang berwirklicht werden wird. Daß verschiedene Arten von Verfügungen mit Be­gründung versehen sein sollen, ist im Gesetz vorgesehen, aber es wäre viel einfacher, eine solche allgemeine Bestimmung aufzunehmen und bei der dritten Lesung die einzelnen Bestimmungen zu be­feitigen. In bezug auf die Rechtsmittelbelehrung ist keine Beſtim­mung im Gesez enthalten. Wir haben bereits im Jahre 1910 ein­mal beantragt, daß bei allen Verfügungen der Verwaltungs- Lebenszeit, sondern nur auf sechs Jahre erannt werden. behörden die Begründung und die Rechtsmittelbelehrung vorzu­schreiben ist. Damals ist unser Antrag leider abgelehnt worden. Es zeigt sich hier wieder, wie die großfapitalistischen Inter  - sondern nur, weil sie von uns herrühren, ablehnt.( Sehr wahr! Sinne geregelt wird, fönnen wir nicht hoffen. Wer es ernst mit wie man ja unsere Anträge so häufig nicht aus sachlichen Gründen, Darauf, daß die Sache durch Königliche Verordnung in unserem essen des mobilen Rapitals wie des Agrariertums gemeinschaftlich bei den Sozialdemokraten.) Daß die Ablehnung unseres Antrags der Forderung der öffentlichen und mündlichen Verhandlung meint, Front machen gegen die wirtschaftlich Schwachen. Der Antrag der auch in diesem Falle sachlich nicht gerechtfertigt wäre auch vom der Forderung der öffentlichen und mündlichen Verhandlung meint, Nationalliberalen nimmt allerdings dem Paragraphen seinen Standpuntt einer großen Partei dieses Hauses aus, beweist die muß unserem Antrag zustimmen. Die Zuſammenſehung des wesentlichen Wert. Das Verlangen der Nautionsleistung wird Landeswasseramts ist allerdings nicht einwandfrei. Gewählte Per­natürlich nur gestellt im Hinblick auf die einen Leute, denn von Tatsache, daß in neuejter Zeit dem Reichstag   ein Antrag Bafferfonen wären uns auch lieber als Ernannte. Was die Kapriolen mann- Schiffer zugegangen ist, der für das ganze potenten Unternehmern braucht man teine Kaution zu verlangen. Deutsche Reich angeordnet wissen will, daß amtliche Ver- des Abgeordneten v. Malzahn betrifft.. Es ist sehr charakteristisch, wie hier die Konservativen mit den fügungen, Anordnungen, Verbote usav., deren Anfechtung an die Vizepräsident Dr. Krause: Ich bitte, nicht einen solchen ges Nationalliberalen ein Herz und eine Seele sind und sich über die Innehaltung einer Frist gebunden ist, am Schluß eine Recht 3- schmacklosere Ausdruck einem Abgeordneten gegenüber zu wählen, Gegensäge zwischen Industrie und Landwirtschaft die Hand reichen mittelbelehrung enthalten müssen. Danach erwarte ich, daß zum gemeinsamen Kampf gegen die minderbemit auch hier die Nationalliberalen unserem Antrag zustimmen werden.dat telten Schichten, und es ist ebenso interessant, daß auch die Es sollte ja eigentlich gar nicht nötig sein, die Behörde zu veran Regierung diefem durchaus mittelstandsfeindlichen Antrag zustimmt. lassen, ihre Verfügungen zu begründen( Sehr wahr! bei den Gezeigt dies wieder einmal den Einfluß der Geschäftsführer der Sozialdemokraten), aber wir erleben es ja in Preußen nur zu oft, Industriellen in diesem Hause.( Sehr wahr! bei den Sozialdemo- daß die Begründung einer behördlichen Verfügung direkt abge lehnt wird. Die Vorschrift der Rechstmittelbelehrung für Ver­Abg. Dr. Rochling( natl.): Leute, die von der Industrie etwas waltungsverfügungen besteht in Süddeutschland   zum Teil schon, verstehen, nennt Herr Liebknecht   stets Geschäftsführer der Industriellen. Wir vertreten allerdings die Interessen der Indu- 6. B. in Baden. In der letzten Zeit sind mir auch aus einigen Gegenden Preußens Verwaltungsverfügungen in die Hände gelangt, strie, aber innerhalb des Rahmens der allgemeinen Interessen. Wir in denen, ohne daß die Behörde dazu verpflichtet war, eine Rechts­bertreten damit auch die Interessen der Tausende von Arbeitern, belehrung enthalten war. Damit ist von der Behörde selbst aner­bie von der Industrie leben. Zu 90 Broz. laufen die Inter- fannt, daß es sich hier um einen Mißstand handelt, der Beseitigung essen der Unternehmer und der Arbeiter par- verdient. Ich bitte, unserem Antrag zuzustimmen.( Bravo  ! bei den allel und Sie( zu den Sozialdemokraten) sehen Ihre ganze Tätig Sozialdemokraten.) keit darin, die 10 Broz. Fälle, in denen sie sich etwa entgegenstehen, als das Wesentlichste hinzustellen. Raution wird hier verlangt zur Sicherung einer Entschädigung des Echadens, der dem Eigen­tümer entstehen kann. Ob der Eigentümer groß oder klein ijt, spielt dabei keine Rolle.

fraten.)

Abg. Dr. Bell( 3.): Eine Grschwerung des§ 315 liegt aller­bings in dem Antrag, aber keine unbillige. Der Bezirksausschuß hat die Angemessenheit der Entschädigung zu prüfen und wird dabei ficher auf die fleinen Leute Rücksicht nehmen.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Eine gewisse Interessengemeinschaft zwischen Arbeitern und Industriellen an der Entwickelung der Industrie besteht natürlich, das haben wir nie bestritten. Wir haben uns auch stets gegen alle industriefeindlichen Maßnahmen gewandt. Aber, wenn Sie( zu den Nationalliberalen) von Industrie sprechen,

Kleines feuilleton.

Abg. Eder- Winsen( natl.): In seinem Grundgedanken ist der Antrag betr. die Begründung richtig, aber er berücksichtigt nicht mündliche Verfügungen und sieht auch nichts vor für den Fall, daß die Begründung unterbleibt.

Abg. Dr. Liebknecht( Soz.):

Eine bessere Fassung für unseren Antrag würde sich gewiß leicht finden lassen. Mündliche Verfügungen kommen hierbei selbst­verständlich nicht in Betracht. Fehlt die Begründung bei einer schriftliche Verfügung, so wäre sie bei Annahme unseres Antrags eben ohne weiteres ungültig. Also diese Einwendungen waren nationalliberal und deshalb nicht stichhaltig.( Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.)

Der Antrag Borchardt wird hierauf abgelehnt. § 344a regelt die Zusammensetzung des Landeswasser­amts und das Verfahren vor ihm.

Abg. Dr. Liebknecht( fortfahrend):

sei. Herr v. Malzahn hat sich plötzlich als Verkünder der Selbst­Ich war der Ansicht, daß es ein sachlich zutreffender Ausdruck verwaltung hier demonstratiert.( Sehr gut! bei den Sozialdemo fraten.) Für eine gewisse Sorte von Selbstverwaltung schwärmen ja die Konservativen immer, nämlich so, wie sie in den Kreisen und Provinzen durchgeführt ist und wie sie auf die Selbstverwaltung der oberen Schichten der Bevölkerung heraustommt. Zu dieser Art Selbstverwaltung gehört ja auch das Preußische Abgeord­netenhaus als ein Ausschuß der herrschenden lassen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Auch den traditionellen Haß der Konservativen gegen den Wasserkopf Berlinge haben die Ausführungen des Herrn v. Malzahn wieder einmal ge­zeigt. Unbegreiflich ist, wie er hat auseinanderseßen fönnen, daß ernannte Laien aufhören, unabhängige Männer zu sein. Hate er dabei daran gedacht, daß all unsere höheren Beamten vont König ernannt werden, daß all unsere Richter, daß auch sehr viele Mitglieder des Herrenhauses vom König ernannt wer­den.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Ich weiß nicht, ob er sich vollkommen klar war aber die Tragweite dieser Aeußerung. Er fühlt sich offenbar noch nicht ganz sicher auf dem Boden dieser etwas demokratisch angehauchten Demagogie, mit der er hier gesprochen hat, und so entgleist er denn unausgesetzt dabei.( Heiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Interessant waren auch feine Ausführungen über die verschiedenen Arten von Wahlrecht. Insoweit Abhängigkeit von den Wählern nur bedeutet eine Ab­hängigkeit von den Rücksichten auf das öffentliche Wohl, ist diese Abhängigkeit eine durchaus gesunde und gehört zum Wesen jedes Wahlrechts.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Doch ge­rade diese Art Abhängigkeit ist den Herren von der Rechten unbe= hunderten solche Szenen und solche Ereignisse nicht erlebt." getrübtes Wohlgefallen. Man freut sich geradezu über die ge­Und nun mache man sich klar, was dies bedeutet: diese Hundert- lungenen Streiche, die Findigkeit, mit der sie dem Gesez ein tausende von Menschen drängen, schieben und wanken ein und Schnippchen schlägt. Sauer vereinigte in meisterlicher Art sati­Ein besiegtes Volk vor dem Hungertode. In diesem Winter demselben Ziele zu: der Hauptstadt. In einem Kulturlande, das rische Komik mit realistischer Zeichnung. Die Beschränktheit und über organisatorische Kräfte verfügt, ließe sich immerhin vielleicht Aufgeblasenheit seines Wehrhahn hatte keine Spur gewollten wird Europa   eine Nation in den Klauen des Hungertodes sehen. eine Milderung und eine Eindämmung dieses Maffenunglücks Karifierens, sie strömte unbezwinglich aus den Tiefen der Natur, In einem Maße, das man bisher selbst in Indien   und China   kaum denken. Aber die Türkei   ist gebrochen, Organisation ist nicht vor- erschien als ganz organisch selbstverständliche Aeußerung der Per­erlebte, hat die Hungersnot das Volk der östlichen Türkei   heim­gesucht", mit diesen Worten beginnt der englische   Publizist Allan handen, das Land ist außer Stande, seine Soldaten vor dem fönlichkeit. Sehr lustig topierte Herr Hellweger als strebe­Ostler die Voraussage einer Tragödie, die alle Greuel und alle Sungertod zu schüßen, wie soll sie diesem Millionenansturm gegen- rischer Amtsschreiber das hohe Vorbild. Marr war ein an Echt­übertreten? Was erwartet dieses Volt vor den Toren der heit des Pantoffelhelfen- Phlegmas nicht zu überbietender Mater Not des Balkankrieges weit hinter sich lassen wird. Jenseits aller Wolff. Hauptstadt? Unter den Nebenrollen verdienen namentlich Paula triegerischen Tragödien ballt sich in diesen Wochen eine Flut des Konstantinopel   kann nicht ein Zehntel dieser Masse in sich berths Adelheid, 3ieners Schiffer Wulfow und Ridelts Jammers zusammen, die über einem ganzen Volte zusammen­Am Schluß rief stürmischer schlagen wird und zusammenschlagen muß. Eine Voltsmasse, die gernden kleiner wird, weil schon jetzt die Erschöpften am Wegrand Applaus den Dichter, der mit einigen Worten seinen Dank ausa aufnehmen, auch wenn man berücksichtigt, daß der Zug der Hun cholerischer Rentier Erwähnung. in ihrer Zahl weit über eine Million hinausgeht, hat in hastiger liegen bleiben, um zu sterben. Und das ist auch das Los derer, sprach, wieder und wieder vor den Vorhang. Flucht ihre Heimstätten und damit die Quellen ihrer Lebenserhal die die Türme von Konstantinopel   schauen: außerhalb der Mauern tung verlassen und drängt sich nun vor den Mauern einer Stadt werden sie hinfinten müssen, bis der Hungertod sie erlöst. Und theater Charlottenburg  . Goethes einattiges Prosaschaus Gin Goethe- Hauptmann- Abend im Schillers zusammen, die helfen möchte und doch nicht helfen kann. Denn all dieses ist nur der Anfang und die Folge eines nur drei- spiel Die Geschwister", das einzige fertiggewordene Bühnen­es gehört zu den Seltsamkeiten dieses Krieges, daß ein weites wöchigen Krieges. Ob die Kämpfe eingestellt werden oder noch weiter wert seiner ersten elf( kunstlähmenden) Weimarer Jahre, wird man Band buchstäblich berödet, weil Mann, Weib und Kind auf der bauern: das Unheil ist geschehen. Das Land, das verlassen hinter schwerlich zu seinen wertvollsten Arbeiten zählen, obwohl es alle Flucht vor dem Feinde ihre Heimat verlassen und doch nicht wissen, diesem Volke liegt, wird in einer Generation nicht wieder bevölkert sonstigen Bossen und Singspiele zu höfischen Liebhaberzweden wo sie morgen ein schüßendes Dach und ein Stück Brot zur Stillung werden können. Doch das ist ferne Zukunft. Erst wird der Tod überragt. Dennoch ist dies harmlos beabsichtigte, nur eben stoff­des Hungers erlangen können. Und während die Zeitungen fajt noch furchtbare Ernte halten. Hier wird eine nationale lich etwas peinlich berührende Stück charakteristisch für jene Zeit, ausschließlich Telegramme und Berichte über den Verzweiflungs- ungersnot entstehen, die durch nichts aufzuhalten ist und die in der man so gerne mit zwei Lieblingsmotiven, nämlich dem tampf eines zerrütteten Heeres gegen einen siegreichen Gegner bie Türkei   aus eigener Straft nie und nimmer auch nur wird Freundschaftsverhältnis zwischen zwei Männern einerseits und berichten, strebt hinter diesem Bild von Uniformen, Siegen und bämpfen können. Eine halbe Nation wird buchstäblich berhungern." einer Frau zwischen beiden andererseits tändelte. Die Aufführung Niederlagen das furchtbare Schicksal einer Vollendung zu, die nicht rechtfertigt sich also sehr wohl, zumal, wenn sie sich, wie in diesem ein Heer trifft, sondern ein Millionenbolt bon hilflosen Falle, szenisch und darstellerisch in einem preziösen Rahmen be­Bauern, die taum wissen, warum gekämpft wird und nur ahnen, wegte. Gusti Becker und Alfred Braun   trafen sehr glücklich daß dieser Krieg für sie Armut, Heimatlosigkeit und Verzweiflung Lessingtheater: Der Biberpelz" von Gerhart den Ton, auf den dies Drama gestimmt ist. Für Gerhart Haupt­Hauptmann. Aus dem Zyklus Hauptmannscher Dramen, die manns Elga", die nun folgte, tommt kein Lieblingsmotiv aus Ostler schildert die furchtbaren Szenen, die er bei seinem Ritte diesen Winter in regelmäßiger Wiederholung im Leffingtheater unserer Gegenwart in Frage. Der Dichter band sich an eine burch das Land nach der Schlacht von Lüle- Burgas überall mit aufgeführt werden sollen, hatte die Direktion als Feststück zu des Novelle, für die Grillparzer eine angebliche Tatsache aus zurück­ansah, schildert die von der fliehenden Bevölkerung überfüllten Dichters fünfzigsten Geburtstag die Biberpelzkomödie ausgewählt. liegenden Zeiten zum Gegenstand dichterischer Behandlung erforen Straßen und Wege, diesen Zug der Hunderttausende von Menschen, Dies plastisch- naturalistische Charakterbild der alten Wolffen, hat. Und dies Motiv ist so romantisch als grauenhaft. Es liegt die sonst mit Pflug und Egge still um ihr tägliches Brot kämpfen. Die sich mit gutem Rechte rühmt, daß sie durch ihr Hühnerauge strenggenommen ganz außerhalb der Sphäre des Hauptmannschen " Hier erst begann ich zu fühlen, daß die Tragödie dieses Landes mehr sieht als v. Wehrhahn, der gestrenge Amtsvorsteher, durch sein Schaffens. Was den Dichter daran reizen mochte, war wohl ledig­unfagbar viel größer und schwerer ist als die Tragödie der Armee. Glasauge, und die schlagende Satire auf ein neunmalweises, lich der in die Novelle eingekapselte Kern theatralischer Schauer­Wohin ich tam, in Dorf, Stadt und Weiler: ich fand nur leere arrogant sich spreizendes Beamtentum, dem, ohne daß es etwas romantik. Hauptmann hat nun deren Stofflichkeit in den Mantel Hütten und verlassene Häuser. Wenn immer ich einen Bauern davon merkt, das fleine Diebesbolt auf der Naje tangt, wirkt jebt einer Traumdarstellung gehüllt und ihr so allerdings eine mysteriöse nach einem Wege fragte, mußte er mir antworten, daß er in dieser noch unvermindert frisch, wenn auch der Zeithintergrund( bas Wirklichkeit durch poetische Sprachbehandlung wie frappant natu­Gegend nicht Bescheid wisse; denn er war fremd und flüchtig, kam Sozialistengesek, unter dessen Fittichen der patriotische Wehrhahn ralistisch wirkende Theatralit verliehen. Und ihr ist die Regie des schon vom Norden und suchte selbst den Weg nach Konstantinopel  . fein täppisches Spionieren treibt) nicht mehr, wie damals, in den Stückes, für die Hans F. Gerhard zeichnete, frei nachschaffend Und Tag für Tag, wohin ich auch ritt und wohin ich auch tam, ersten neunziger Jahren, jedermanns Erinnerung gegenwärtig ist. gefolgt. So musterhaft der szenische Aufbau, so stimmungsvoll fand ich das gleiche Bild, menschenleere Dörfer und von Flücht- Die Darstellung war glänzend. Wie vor zwanzig Jahren bei die dekorative Beigabe, so glänzend vollzog sich die Darstellung. lingen   besäte Straßen. Und dieses Heer von unglüdlichen, rat- der Premiere gab Else Lehmann   die fleißige Waschfrau". Georg Paeschte gab sich taum jemals volltöniger in seelischer losen, hilflosen Menschen wird dann von einer Horde hungernder star Sauer den Herrn flugen Amtsvorsteher. Sie können Qual und Ausbrüchen spontaner Leidenschaftlichkeit, wie als Graf berzweifelter Soldaten weiter gestoßen und beiseite geworfen auf damals nicht besser gewesen sein. Wie die Lehmann die Wolffen Starschensti; und nicht minder echt war Hedwig Paulys Elga. Straßen, die tein Fortkommen gestatten und durch Dörfer, die spielt, mit dieser Herzlichkeit und Wärme, dieser drollig resoluten Daneben sind dann noch Mar Reimer in der Maste Haupt­verlassen, geplündert und vereinsamt find. Nein, der Fernstehende Rührigkeit in allem, was sie tut- sei's Arbeiten, sei's Mausenmanns als Hausverwalter und Lucie Euler   als Kammerzofe bermag es sich nicht vorzustellen, Europa   hat seit Jahr gewinnt sie ein ungemischtes, durch keinerlei moralische Bedenken mit Auszeichnung zu nennen.

bedeutet.

Theater.

dt.

c. k.