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Nr. 278. 29. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt Donnerstag, 28. November 1912.

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Mumm ist weiter nichts als die gescheitelte Filiale des Zentrums.[ bewegung, die, aus jesuitischem Geiste geboren, den Zwed hat, der ultramontanen Gnade; zahlreiche christlichsoziale Agitatoren halten. finden ihr Brot als Angestellte der christlichen Gewerkschaften

Evangelische Arbeiter in ultramontanen Die chriftlichsoziale Dreimännerfraktion verdankt ihr Daſein allein Sunderttausende von deutschen Arbeitern diesem Geiſte zu ers Gewerkschaften.

hauses.

Der Gedanke der christlichen Gewerkschaften ist zwar ultra- man begreift es, daß diese Leute zu den Zentrumsgewerkschaften Steuerkommiffion des Abgeordneten­montanen Köpfen entsprungen, an seiner Verwirklichung haben halten. aber auch evangelisaje Kräfte mitgearbeitet. Professor Hike, Man greift hoch, wenn man den Anteil der evangelischen Ar­damals die Seele des Katholischen Volksvereins, und Lizentiat beiter an der christlichen Gewerkschaftsbewegung auf ein Zehntel Die Steuerkommission des Abgeordnetenhauses fette am Mitt Weber, hervorragendes Mitglied des Evangelischen Bundes, sie der Mitglieder schäßt. Neuerdings machen nun die christlichen Ge- woch ihre Beratungen bei§ 45 des Einkommensteuergesetzes fort, sind die eigentlichen Väter des Gewerkvereins christlicher Bergleute, tverkschaften, indem sie das Umsturzgespenst heraufbeschwören, auch der das Einspruchverfahren gegen die Veranlagungen regelt. Nach Dieser ersten christlichen Gewerkschaft, nach deren Muster dann die in nichtkatholischen Gegenden, z. B. in Sachsen  , Anstrengungen, der Bragis des Oberverwaltungsgerichts muß die Veranlagungs­weiteren Organisationen dieser Art entstanden sind. Es war nicht weiteren Zuwachs zu gewinnen, und wenn sich ihre Absicht, die fommission, wenn sie die Angaben eines Benfiten bezweifelt, be­gegenseitige Liebe, was sie veranlaßte, sich zu dem gemeinsamen Staatsangestellten und Staatsarbeiter zu sich herüberzuziehen, er- weisen, daß die Angaben unrichtig sind, sie ist verpflichtet, die zur Werk die Hand zu reichen. Pfarrer Weber hatte noch kurz vorher, füllen soll, werden sie ebenfalls darauf bedacht sein müssen, die Begründung ihres Einspruchs dienlichen Tatsachen und Beweis mittel anzuführen. Nach der Regierungsvorlage soll umgekehrt der auf der Duisburger   Generalversammlung des Evangelischen evangelischen Arbeiter auf ihre Seite zu bringen. In diese Ab- Benfit, wenn er gegen die Veranlagung Einspruch erhebt, beweisen, Bundes, eine lange Rede gehalten zum Nachweis, daß die fichten und Pläne fährt nun die päpstliche Enzyklika, die alles auf welches Einkommen er in Wirklichkeit hat. Diese Aenderung, die fatholische Kirche unfähig sei, die soziale Frage zu den ultramontanen Leisten schlagen möchte, mit rauher Hand hin- auch auf das Berufungsverfahren vor den Oberverwaltungsgericht lösen. Auf die Angriffe hin, die von der ultramotanen Bresse ein. Alles Interkonfessionelle ist dem Jesuitenregiment in Rom   Anwendung finden soll, hat die Kommission in erster Lesung gut­gegen diesen Sah gerichtet wurden, hatte Weber dann das Thema ein Greuel, auf religiösem Gebiete eine Todsünde, auf politischem geheißen. Die Fortschrittler beantragten nun in erster Reihe die in einer besonderen Schrift behandelt, die er dem Evangelischen und wirtschaftlichem Gebiete eine Gefahr für Glauben und Sitt. Wiederherstellung des jetzt geltenden Rechts, in zweiter Reihe Bunde   in treuer Grgebenheit" widmete. Sieben Gründe stellte lichkeit, vor der namentlich die katholischen   Arbeiter nicht sorgsam bestritten werden und deren unrichtigkeit zu beweisen an sich nicht einen Zufas, wonach Tatsachen, welche von dem Steuerpflichtigen Weber dort zur Bekräftigung seiner Behauptung auf, daß die genug behütet werden können. Nichts geschehe im Leben des katho- möglich erscheint, der Entscheidung nur zugrunde gelegt werden bestritten werden und deren unrichtigkeit zu beweisen an sich nicht fatholische Kirche zur Lösung der sozialen lischen Arbeiters, was nicht die Probe vor den religiös- sittlichen dürfen, falls diese Tatsachen erwiesen werden. Für den fortschritt­Frage ihrem ganzen Wesen nach nicht tauge. Mit Geboten der Kirche aushält, ihre wirtschaftlichen Bestrebungen, ihre lichen Hauptantrag sprachen außer den Antragstellern auch die einem gewaltigen Aufwand an eifernden Worten legte er sich für gewerkschaftlichen Organisationen lassen sich nicht beifallen, ihre Vertreter der Nationalliberalen, des Zentrums und der Bolen, jeden dieser sieben Gründe ins Zeug. Man muß außerdem wissen, Arbeit außerhalb der Aufsicht und Leitung der katholischen Kirche  , während die Vertreter der Regierung, der beiden konservativen daß die von Herrn Weber geleitete evangelische Arbeitervereins- ohne Einvernehmen und Gutheißung der Bischöfe zu verrichten. Parteien und der Sozialdemokratie fich dagegen erklärten, lettere bewegung stramm auf Rom   dressiert war und wenn dennoch Omnia instaurare in Christo! Alles in Christo, d. h. im Sinne unter dem Hinweis darauf, daß man die Möglichkeit haben müffe, der Mann sich bereit fand, mit den Römischen an die Gründung und im Interesse der römisch- katholischen Klerisei einrichten, das diejenigen zu treffen, die absichtlich Steuern hinterziehen. Gegen eine schitanöse Handhabung des Gefezes genüge der fortschrittliche von christlichen Gewerkschaften heranzugehen, so kann man über- gilt auch für die christlichen Gewerkschaften, und zwar nicht nur Busabantrag, um dessen Annahme er bitte. Ein tonservativer Red­zeugt sein, daß nicht die Liebe zum Partner dieses Bündnis zu bezüglich ihrer Grundsäße, sondern auch bezüglich ihrer Aufgaben. ner ging soweit, zu erklären, daß ihm im Falle der Annahme des wege brachte. Auf evangelischer Seite war es vielmehr das Was jeder Kundige schon wußte, daß die christlichen Gewerk- fortschrittlichen Hauptantrages an dem Zustandekommen des Ge­Mißtrauen, das Herrn Weber an die Seite des Herrn Hize schaften ultramontanen Geistes, daß sie Werkzeuge des Zentrums fetes nichts mehr liege. Die Abstimmung ergab die Ablehnung trieb, die Furcht, daß, wenn das Unternehmen vom Zentrum allein und der Kirche sind, das ist nun durch die jüngste Enzyklika des Hauptantrages mit Stimmengleichheit, dagegen die Annahme ausgeführt würde, die evangelischen Arbeiter mit hineingeriffen Bius X. jedermann offenbar geworden. Die christlichen Gewerk- des Zusazantrages. werden und unter ultramontanen Einfluß fommen könnten. Dieser schaftsführer haben nach außen hin die Selbständigkeit und Un­Gefahr glaubte man durch eine offizielle Beteiligung der leitenden abhängigkeit ihrer Organisationen gepriesen und dabei hatten sie Bertreter der evangelischen Sache vorzubeugen. Auf ultramontaner sich doch siehe die geheimen Fuldaer   Beschlüsse von Ende 1910 Seite gedachte man dagegen durch die evangelische Mitwirkung mit Haut und Haaren der römischen Klerisei verschrieben. Man Das Unternehmen vor dem Verdacht zu sichern, daß es sich hier um kann dem Papst im Interesse der Klarheit und Offenheit dankbar die Sache des Zentrums und der römischen Kirche handele. Die sein, daß er das unehrliche Spiel zunichte gemacht und offen ver­fogen. Interkonfessionalität war das Mäntelchen, das fündet hat, was die christlichen Gewerkschaften sind und was sie Den ultramontanen Pferdefuß decken sollte. Im übrigen war man nach ihrem Wesen, nach der Gesinnung ihrer Führer und neun im ultramontanen Lager sicher, daß bei dem Geschäft, auch wenn Behntel ihrer Mitglieder sein müssen: willige Werkzeuge der es in tertonfessionell" firmierte, doch der Gewinn in der römischen Kirche genau wie es Herr Giesberts bereits im Hauptsache dem Zentrum zufallen würde. Dafür bürgte schon Jahre 1908 in einer Trierer   Versammlung verkündet hatte: die bessere Organisation auf ultramontaner Seite, die lebhaftere Wenn ein Zusammenarbeiten von Katholiken und Nicht­und umfangreichere Vereinstätigkeit, der größere Einfluß der fatholiken, wie es in unseren christlichen Gewerkschaften statt­katholischen Kirche auf die Maffen, die größere Rührigkeit ihrer findet, nach den Lehren unserer heiligen Kirche nicht erlaubt ist, Geistlichkeit. so möge der Heilige Vater allgemein verbieten, er wird in uns gehorsame Katholiken finden."

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Freikonservativen ein Antrag auf Schaffung eines neuen§ 48a, Abgelehnt wurde gegen die Stimmen der Konservativen und der wonach der Vorsitzende der Beranlagungstommission und der Vor­fißende der Berufungskommission befugt sind, im Namen der Kom­mission in gewissen Fällen allein über Einsprüche oder Berufungen zu entscheiden. Das gleiche Schicksal hatte ein freifonservativer Antrag zu§ 49 auf Einschränkung der Befugnisse des Oberverwal­tungsgerichts. Ein Busabantrag zu§ 63, der Erleichterungen und Rückzahlungen für Fälle von offenbaren Frrtümern der Zenfiten vorsteht, fand auf allen Seiten und auch bei der Regierung Sym­pathie, doch bat der Regierungsvertreter, die Entscheidung in solchen Fällen nicht, wie der Antrag es wünscht, dem Vorsitzenden der Veranlagungskommission, sondern dem Finanzminister zu über. lassen. Gegen diese Aenderung wandte sich ein konservativer Red­ner, wäfcend bon nationalliberaler Seite das Verlangen bekämpft wurde, daß die zuviel gezahlte Steuer auf drei Jahre zurück her ausgezahlt werden soll. Es wurde geltend gemacht, daß kleine Ges meinden dadurch finanziell ruiniert werden können. Diesem Be= Nach den Ansprüchen der römischen Kirche und nach dem denken schlossen sich die Fortschrittler an. Die Kommission einigte Willen der ultramontanen Arbeiterführer ist das Schicksal der sich dahin, dem Minister die Befugnis zu erteilen und rückwirkende Kraft auf drei Jahre eintreten zu lassen. Endlich wurde noch auf christlichen Gewerkschaften und der ihnen angehörenden eban- Antrag der Nationalliberalen beschlossen, die Geldstrafe für absicht gelischen Arbeiter in die Hand eines Mannes gelegt, der Deutschliche Steuerhinterziehungen auf den 10- bis 15fachen Betrag der land nie gesehen, der nie mit einem deutschen Arbeiter ein Wort hinterzogenen Jahressteuer, ftatt, wie es die Regierung wollte, gewechselt und nie einen Blick in die deutschen Arbeiterverhältnisse auf den 10 bis 25fachen Betrag zu normieren. Damit ist die getan hat! zweite Lesung des Einkommensteuergefehes bis auf die Frage des Tarifs bezw. der Zuschläge erledigt.

Nun hat ja, was die leitenden Personen auf evangelischer Seite betrifft, das Bündnis nicht lange vorgehalten. Pfarrer Weber trat anfangs 1898 anläßlich des Piesberger Streits aus dem Ehrenrat des christlichen Bergarbeiterverbandes aus und hat sich seitdem recht lau der christlichen Gewerkschaftsbewegung gegen über perhalten. Und auch sonst bestand auf evangelischer Seite tein fonderliches Verlangen, sich dem Zentrum zuliebe vor den christlichen, richtiger: ultramontanen Gewerkschaftswagen spannen zu tassen. Hier und da hat man auf Tagungen evangelischer Ar­Wenn sich katholische Arbeiter so etwas gefallen laffen, so beitervereine Resolutionen zugunsten der christlichen Gewerk- können sie sich auf ihren Glauben berufen, der sie zum Gehorsam schaften durchgesetzt, es haben sich auch evangelisch- soziale Pastoren gegenüber der kirchlichen Autorität verpflichtet, womit fie dann für diese Organisationen ins Zeug gelegt, aber wer die Halt und allerdings nur bewiesen hätten, daß fie in das Mittelalter, nicht Biellosigkeit der evangelischen Arbeiterbewegung kennt, den wun- aber in das zwanzigste Jahrhundert gehören. Auf was wollen sich dert es nicht, daß derartige Beschlüsse und Einwirkungen ohne aber die evangelischen Arbeiter, die den christlichen Gewerkschaften großen Einfluß auf die evangelischen Arbeiter geblieben sind. Der angehören, zur Rechtfertigung ihrer traurigen Rolle berufen, die von den Christlichsozialen beeinflußte Teil der evangelischen Ar- fie in den vom Papst auf Widerruf geduldeten, teilweise ver­beiter bringt den christlichen Gewerkschaften allerdings größere botenen und im übrigen völlig den Bischöfen untergeordneten Neigung entgegen, wenn auch dieser Teil nicht allzu groß und in Organisationen spielen? Es gibt doch komische Leute in der folgedessen seine Neigung nicht allzuviel Nußen bringt. Daß die Welt. Gegenwärtig wehren sich die evangelischen Pastoren mit Führer der Christlichsozialen den ultramontanen Gewerkschaften aller Macht gegen die Wiederzulassung des Jesuitenordens, und ergeben sind, hat seine Gründe. Das Parteichen des Herrn doch unterstützen sie zum Teil die ultramontane Gewerkschafts­

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Kleines feuilleton.

ein tonservativer Redner gegen den Beschluß erster Lesung, wonach Bei der Beratung des Ergänzungssteuergesetzes wandte sich jeder bereits mit einem Vermögen von mehr als 32 000 M. zur Er­gänzungssteuer veranlagte Steuerpflichtige zur Abgabe einer Ver mögensanzeige verpflichtet ist. Im Interesse des Mittelstandes" beantragte er, die Grenze für Vermögensanzeigen auf 50 000 M. heraufzusehen. Der Regierungsvertreter gab zu, daß die Grenze von 32 000 M. ziemlich willkürlich gegriffen sei; sie habe nicht den Mittelstand, sondern die Kapitalbesizer treffen wollen, denen halb bat er, es bei dem Beschluß erster Lesung zu lassen. Der gegenüber man die Grenze nicht niedrig genug messen könne. Des. tonservative Antrag wurde gegen die Stimmen der Fortschrittler und des Sozialdemokraten angenommen. Nächste Sizung: Donnerstag.

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e. k.

Moderne Cholerabehandlung. Unter allen Vorschlägen, die Zug der Hedda gut, dennoch blieb sie ihr die Besonderheit des während der letzten Jahre zur Behandlung der asiatischen Cholera Wefens schuldig. Friz Achterberg wäre bei anderer Ge gemacht worden sind, ist der von Leonard Rogers der bedeutsamste legenheit gewiß ein passabler Privatgelehrter Tesmann; hier Was würde ein europäischer Krieg täglich kosten? Die Gefahr, gewesen. Er sieht die Einflögung einer Salzlösung in die Adern war er es, trotz lobenswerter Linienforrektheit, doch mehr daß aus dem Balkanbrand eine europäische Feuersbrunst entstehen unter gleichzeitiger Verabreichung von übermanganfauren Salzen nach der philiftrösen Richtung hin. Konrad wiene hielt es als könne, beunruhigt die Gemüter Europas   und trotz aller beruhigen- bor. Da die Cholera eine Austrocknung des ganzen Körpers zur Eilert Löwborg vollends mit der landesüblichen Schablonisierung. der Kundgebungen will das Schreckgespenst eines Krieges nicht aus folge hat, so schien die Einflößung der sogenannten physiologischen Eine zerzauste Perrücke, schwarz umränderte Tränensäcke, dazu der Phantasie weichen. Der Schriftsteller Charles Richet   von Paris   Salzlösung, die sich schon bei anderen lebensgefährlichen Er- rollende Augen, dekolletiertes Bähnefletschen, hölzernes Fuchteln mit untersucht jest in einer lehrreichen Aufstellung unter einem Zu- schöpfungszuständen als leztes Zufluchtsmittel bewährt hat, von den Armen und die Geste des wilden Mannes", der troy all dieser grundelegen der offiziellen Berichte und der Kosten früherer vornherein eine günstige Aussicht zu bieten. Eine überreiche Ge- markierten Posen das" Sächseln" nicht meiden fann, das alles ist fein immer tiefer gleitendes Genie! Kriege die finanzielle Seite eines europäischen   Völkerringens. Nach legenheit, das neue Verfahren zu erproben, ist in Indien   gegeben, noch lange tein Löwborg den amtlichen Angaben würde sich die Mobilisation bei den ein- wo seit langem jährlich rund 400 000 Menschen an der Cholera Und Karl No ad als Richter Brad? Ein stets adrett standesgemäß zeinen Staaten auf folgende Menschenmassen erstrecken: Deutsch  - sterben. Der Stabsarzt Dr. Megaw hat mehrere Jahre lang in auftretender Herzentrider, der, indem er sein Schweigenwollen faust­land 3.600 000 Mann, England 1 500 000 Mann, Destereich- Ungarn Indien   Erfahrungen über die Erfolge mit dieser neuen Cholera- dick unterstreicht, dem Parterre bedeutet, daß ihm Hedda verfallen 2 600 000 Mann, Frankreich   3 400 000 Mann, Italien   2 800 000 Mann, behandlung gesammelt und sie jetzt zusammenfassend veröffentlicht. fei mit Stopf und Kragen". Ella Fichtner bestrebte sich als Rußland 7 000 000 und Rumänien   300 000 Mann, so daß alles in Erfolge sind in Indien   auch so schon sehr erheblich gewesen, da die Juliane) war hausbacken, wie sich es gehört. Alles in allem: ein. Das Verfahren erfordert eine große Sorgfalt und Uebung. Die Thea rührender Herzenseinfalt und Marie Gundra( Fräulein allem 21 200 000 Menschen unter Waffen stehen würden. mehr nicht. Der Berechnung der täglichen Kriegstosten legt Richet   nun Sterblichkeit unter den so behandelten Cholerakranten nur 82 v.. lobenswerter Versuch folgende interessante Einzelposten zugrunde: betragen hat, während sie sonst durchschnittlich auf 60 v. H. sich belief. Ein Bedenken ist die Frage der richtigen Diagnose. Man Ernährung der Truppen( ein Preisauf­glaubt allgemein, daß über das Wesen der Choleraerkrankung kein schlag nicht mit einbegriffen) Zweifel bestehen könne, da ja der Cholerabazillus bekannt und leicht erfennbar ist. Dennoch sind zweifelhafte Fälle gar nicht so selten,- Die Freie Boltsbühne bringt für ihre nächsten und da man sich während einer Epidemie weniger lange bei den Nachmittagsserien zur Aufführung: Die Feinde" von Gorki einzelnen Fällen aufhalten kann, so wird ohne Zweifel manches im Thalia theater. Im Deutschen   Schauspielhause als Cholera behandelt, was keine Cholera ist. Dazu kommt, daß wird Sonntag, den 8. Dezember, Sophokles Elettra  " in auch die Cholera selbst, ähnlich wie die Pest, verschiedene Abarten deutscher Bearbeitung von Dr. R. Körner aufgeführt. Für die umfaßt. Es kommen Epidemien vor, in denen die meisten Er- Abendabteilungen folgen vom 9. Dezember ab Strindbergs Gläu frankten schon in wenigen Stunden sterben, und bei dieser Seuche biger" und der Einatter:" Mit dem Feuerspielen." Im scheint eine Heilung überhaupt unmöglich zu sein. Die Einsprißung Leffingtheater werden am 1. Weihnachtstage nachmittag der Salzlösung bietet um so mehr Aussicht, je früher sie vor- Hauptmanns Weber als Extravorstellung gegeben. Im genommen wird. Durch rechtzeitige Einführung der Salzlösung in Deutschen   Opernhause zu Charlottenburg   beginnt die die Venen sollen die Gifte gerade an der Konzentration verhindert Opernjerie am 1. Dezember nachmittags 3 Uhr mit Beethovens werden. Dadurch wird der Säftekreislauf in den wichtigsten Fidelio". Organen des Körpers, namentlich im Herzen und in den Nieren, aufrechterhalten und eine ernste Schädigung dieser Gewebe ver­hütet oder wenigstens abgeschwächt.

Fütterung der Pferde

Sold Lohn  

der Arbeiter, der Arsenale usw., 5 Fr. pro Tag

Mobilisation der Truppen( Eisenbahn­

fabrten und dergl.)

Transport der Munition und Proviant Munitionsverbrauch

Ausrüstung auf 10 Tage verteilt Ambulanzkosten( 500 000 Verwundete oder

Krante zu 5 Fr. pro Tag.

Bangertosten( 6 Stunden Fahrt im Tage) Minderertrag der Steuern 25 Proz. Unterstützung Bedürftiger

Schadloshaltungen, Requisitionen, Ver­nichtung von Ortschaften

63 000 000 Fr. 5 000 000

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21 000 000

5 000 000 10 500 000

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21 000 000

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29 000 000

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21 000 000

2 500 000

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2500 000

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50 000 000 34 000 000

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Theater.

Vorträge.

Notizen.

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Viktoriastraße 35, wird in diesem Winter ein Zyklus von Vorträgen

Im Kunstsalon Paul Cassirer  .

veranstaltet, der die jüngsten Strömungen und Probleme der Kunst und allgemeinere Fragen der Kultur behandeln soll. Mon­tag, den 2. Dezember, spricht Julius Meier- Graefe   über das Thema:" Wohin treiben wir?"

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Die im Schatten leben" wiederum bera

10 000 000 Insgesamt 274 500 000 Fr. Wir hätten also die runde Summe von 274 Millionen täg Schiller Theater O. Jbfens Dramen fordern einen vor­licher Kriegstoften. Doch darf man gegen diese Berechnung Ein- bedächtig erwogenen Darstellungsstil und Schauspieler, die fünft. wände erheben. Zunächst wäre es wenig wahrscheinlich, daß jämt- lerisches Vermögen genug in fich tragen, um die Monumentalität liche Staaten in der angenommenen Magimalhöhe mobilisieren der Handlung zu wahren. Bloß einer bergreife sich in einem Ton boten! Die Freie Sängerschaft in Burg bei Magdeburg be würden. Dagegen muß man als fast sicher annehmen, daß bei und bedrohlich abwechselnd tanzen Komik und Tragik wie auf Messers absichtigte, Emil Rosenows soziales Drama" Die im Schatten Ausbruch eines Europa  - Krieges die Preise aller Dinge sofort be- Schneide. Was von allen echten Bühnenwerten gilt, gilt erst recht leben" aufführen zu lassen. Das Tertbuch wurde der Polizei­trächtlich in die Höhe schnellen würden, und daß zu den aufgestellten von denen des großen Norwegers: man spiele fie er sttlasfig- behörde eingereicht und diese erteilte auch die Genehmigung zur Kosten noch wirtschaftliche und finanzielle Verluste und Vernich oder gar nicht. Eine Mittellinie tann leicht zur Schablonisierung Aufführung, wenn vom Theaterzettel die Bezeichnung Drama auf tungen riesenhaften Umfanges hinzufämen. Jedenfalls würde eine verleiten. Und dies Merkmal schien der Aufführung der Hedda der roten Erde" gestrichen werde. Warum auch nicht? Solchen allgemeine ökonomische Lähmung Europas   auf Jahrzehnte hinaus, Gabler" anzuhaften. Keiner der Mitwirkenden wurde den Wünschen der Zensur fügt man sich und lacht über fie. Als wenn nicht gar der völlige Bankerott die Folge eines solchen Krieges Charakteren im Ibsenschen Geiste gerecht: feiner beobachtete eine nun aber alles zur Aufführung vorbereitet war, wurde sie im letzten sein, der Verbrechen und Wahnsinn zugleich wäre. Igleichmäßige Stilisierung. Sicher gelang Annie Rosar   mancher Augenblic ganz und gar verboten, Berlin   macht Schule!

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