Nr. 286. 29. Jahrgang.

4. Beilage des„ Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 7. Desember 1912.

Die geistigen Waffen des Jungdeutsch- ordnung, unſere ſtaatlichen Einrichtungen und vor allem gegen dem Titel„ Stinderſpiel" mit entsprechenden Verſen veröffentlicht

landbundes.

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lichen Herzen mit Erbitterung gegen unsere Gesellschafts- Wellner gezeichnete Szenen, die von den Lustigen Blättern" unter ruhmreiche deutsche Heer, dem Deutschland   seine Einigung worden sind und die das ganze alberne Treiben der Golz- Knaben und seine Weltmachtstellung, seinen industriellen Aufschwung fürchterlich verhohnepiepeln. und Reichtum verdankt.

Unermüdlich ist die Parteileitung bestrebt, die deutsche Jugend in ihre Organisation zu ziehen, und jedes Mittel hierzu ist ihr recht."

Wie der 1. Geschäftsführer des Jungdeutschlandbundes die proletarische Jugendbewegung kennt! Was er nicht alles weiß! Er weiß von zwei Jugendorganen, der„ Arbeiter- Jugend" und der Jungen Garde", deren wir uns zu erfreuen hätten. Dabei ist die Junge Garde" im Jahre 1908 kurz vor der Gründung der Abeiter- Jugend" eingegangen. Der 1. Geschäftsführer des Jung­deutschlandbundes läßt sie noch im Jahre 1912 die Jugend sozia­listisch verheten!

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Der Jungdeutschlandbund, dessen angeblicher Zweck die körper­Tiche Ertüchtigung" der deutschen Jugend ist, hat für Jung­deutschland" einen Kalender auf das Jahr 1813 herausgebracht, der, ganz im Sinne der„ Ertüchtigungs"-Idee des Bundes redi­giert, ein Sammelsurium von Abhandlungen über die verschieden­ften Sportarten darstellt. Nebenbei bemerkt sei, daß fast ein Sechstel des Kalenders der geschäftlichen Reklame dient. Ist also dieses Werk, vom literarischen Standpunkt aus beurteilt, kaum der Erwähnung wert, so beansprucht ein Artikel in dem Kalender aus einem anderen Grunde unsere Beachtung. Hier werden näm­lich von maßgebender Stelle die Entstehungsgründe des Bundes in offener Weise dargelegt und gleichzeitig ein Kübel Verleum- Von einer Richtigstellung der übrigen falschen Behauptungen, dungen auf die proletarische Jugendbewegung ausgeschüttet. Der beispielsweise der, daß die Bewegung im Jahre 1906 von Süd­Verfasser des Artikels ist der Generalmajor 3. D. Jung, der deutschland   nach Norddeutschland übertragen worden, daß die bekanntlich im Nebenberufe gegen die lumpige Entschädigung von Sozialdemokratie vor dem Reichsvereinsgesetz Jugendliche unter 6000 M. das Amt des 1. Geschäftsführers des Bundes versieht. 18 Jahre in ihre Vereine aufgenommen habe, und daß unsere Unterhaltungs-, Turn- und Spielvereine( die es bekanntlich gar nicht gibt) parteipolitische Tendenzen verfolgen, können wir getrost absehen.

Der Verfasser legt dar, daß erstens die eifrige Jugendpflege im Auslande, zweitens mehrere verschiedene unerfreuliche Innen­erscheinungen in unserem deutschen Volksleben"( als welche er die im Vergleich zu England hohe Sterblichkeit unter den 15 bis 20jährigen deutschen   Jungen, den Absturz unserer Geburtenziffer und das Sinken der Zahl Militärtauglicher bezeichnet) und drit­tens, das eifrige Streben der Sozialdemokratie, die Jugend für sich zu gewinnen", die Gründung des Jungdeutschlandbundes veranlagt habe. Von diesen dreien schein­bar gleichwertigen Gründen, die die Bildung des Jungdeutschland­bundes zeitigten, war aber doch der letzte, nämlich das Wachstum der freien Jugendbewegung, ausschlaggebend. Das verrät das wütende Pathos, mit welchem der Generalmajor gegen die prole­tarische Jugendbewegung vom Leder zieht. Er orakelt folgender­maßen:

„ Rasch breitete sich diese Bewegung in den ersten drei Jahren in Süddeutschland   und dann, 1906 nach Norddeutschland über­tragen, über das ganze Deutsche Reich aus und verfolgte, offen und klar ausgesprochen, parteipolitische Tendenzen. Mit dem In­krafttreten des Reichsvereinsgesetzes 1908... wurde die Sozial­demokratie gezwungen, die Jugendlichen unter 18 Jahren aus ihren Vereinen auszuschließen oder sich dort der politischen Agitation zu enthalten.

Aber in geschickter Weise wußte die Sozialdemokratie, dies zu umgehen.

Sie bildete in den verschiedenen Orten sogenannte Unter­haltungs, Turn-, Spielvereine, veranstaltete Sing- und Turn­abende, die sich nach außen in jeder Beziehung als harmlos darstellen, aber tatsächlich die Jugend stets in parteipolitischem Sinne beeinflussen.

Als Hauptaufgabe der sozialdemokratischen Jugendbewegung ist klar bezeichnet, der Schutz vor kapitalistischer Ausbeutung und die Erziehung der Jugend in sozialistischem und antimilitaristi­schem Geiste. Neben körperlicher Stählung und Vermehrung des Wissens wird als Hauptaufgabe die Uebung im Erörtern politischer Fragen hingestellt.

Ihre Jugendorgane,„ Die Arbeiter- Jugend" und" Junge Garde", ihr verheßendes sozialistisches Liederbuch werden in großen Massen der Jugend zugeführt. Sie erfüllen die jugend­

Arbeiter- Jugend.

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Die soeben erschienene Nummer 25 des vierten Jahrgangs haf unter anderem folgenden Inhalt: Die proletarische Mobilmachung wider den Krieg. Der Friedensfongreß der Internationale. Moderne Automaten( Mit Abbildungen). Von P. M. Grempe. Der Krieg. Die soziale Revolution( Schluß). Von G. Eckstein. Jugendpflege mit dem Nach dem Gemälde von Werner Schuch  . Knüppel. Die Gegner an der Arbeit. Vom Kriegsschauplatz usw. Beilage: Orden. Erzählung von Karl Okonsky. Rembrandt  Märchenbuch der Brüder Grimm  . Von Otto Koenig. Tiere im Winterschlaf. ( mit Abbildungen). Von Adolf Bruno. Der Sucher. Ge= Von Heinz Welten. Bücher für die Jugend. dicht von Ernst Preczang  . Unverschämt. Erzählung von E. H. Eine Weihnachtsgabe für die Jugend.

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Vom

Jungvolt nennt sich der Jugendalmanach, den soeben die Zen tralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands   im Vorwärts­Verlag erscheinen läßt. Der hübsch ausgestattete, mit zahlreichen Abbildungen versehene, 160 Seiten starke Band weist einen außer Man sieht: an Schneid fehlt es dem Herrn Generalmajor nicht. ordentlich reichhaltigen und vielgestaltigen Inhalt auf. Wohl alle Er häuft Behauptungen auf Behauptungen, ohne auch nur den Zweige unseres Jugendbildungsprogramms sind durch Beiträge Schimmer eines Beweises dafür zu erbringen. Indessen: sein parteigenössischer und gewerkschaftlicher Schriftsteller vertreten. Ein teutscher Mut muß noch größer sein. Nachdem er flipp und klar Auffah:" Der Wolf kommt", macht unsere Jugend mit den wichtig= auseinandergesetzt hat, daß der Jungdeutschlandbund ein Faktor sten Forderungen der Sozialdemokratie bekannt, ein Gespräch: gegen die Sozialdemokratie sein soll, behauptet er stolz und fühn: Einigkeit macht start", führt sie in das Wesen der Gewerkschafts­Der Jungdeutschlandbund   hat als seinen ersten Grundsah bewegung ein. Die Entwickelung und das Ziel der proletarischen aufgestellt, nie mit der Jugend Politik zu treiben, und fordert Jugendbewegung wird in historischer Darstellung behandelt, wäh­von all seinen Leitern und Führern, daß nie über politische rend ein anderer Aufsatz besonders die jungen Arbeiterinnen für Dinge mit ihr gesprochen wird." die proletarische Jugendsache zu interessieren und zu begeistern Aber schon im nächsten Satz straft der Herr sich selbst Lügen: sucht. Die gegnerische Jugendbewegung ist durch eine kritische Abe Allge= „ Er fordert aber andererseits, daß der Jugend handlung über den Jungdeutschlandbund berücksichtigt. die Liebe zur Heimat und Vaterland tief ins Herz geschrieben, meinere Bildungs- und Belehrungszwecke verfolgen Beiträge über und daß sie zur Verteidigung des Baterlandes das Volkslied, die deutschen   Mundarten, die Kulturbedeutung des tüchtig und hingebungsbereit gemacht wird.... Flugproblems, über Albrecht Dürer  , über Lebensart, die Schilde­Die Politif, die der Jungdeutschlandbund treibt, heißt Liebe rung einer Lahnwanderung und anderes mehr. Auch der Unter­zum Vaterland, Treue zu Kaiser und Reich." haltungsteil bietet ein überaus mannigfaltiges Bild und ist durch­weg auf den Charakter des Buches und den Interessentrcis unserer Jugend zugeschnitten. Mit zahlreichen Gedichten. Sprüchen, Schnurren, längeren und kürzeren Erzählungen ernsten wie heite­ren Inhalts sind namhafte ältere und moderne Autoren vertreten; wir nennen nur Namen wie Hebbel  , Schönherr, Marie v. Ebner­Eschenbach, Walter Harlan  , Jürgen Brand. Die Illustrationen dienen zum Teil der Erläuterung des Textes: so ist die Schilderung der Lahnwanderung durch die Wiedergabe der schönsten Burgen des Flußtals, der Dürer  - Aufsatz durch Zeichnungen des Meisters, der Beitrag über das Volkslied durch die graphische Darstellung einiger stimmungsvoller Volksliedmotive dem Verständnis des ju­gendlichen Lesers nähergebracht; zu anderen selbständigen Abbil­Dungen und zum sonstigen bildnerischen Schmuck ist eine bekannte Malerin hinzugezogen worden.

Also die Politik im Interesse der Herrschenden Klassen ist nach Ansicht des Herrn Generalmajors und 1. Geschäftsführers des Jungdeutschlandbundes keine Politik. Unsere konfessionellen Gegner scheinen nicht unrecht zu haben, wenn sie meinen, daß die jungdeutsche förperliche Ertüchtigung" gar leicht zur geistigen Verblödung führen könnte.

Jugendbewegung.

Ein Urteil über die bürgerliche Jugendpflege". Das in Köln   erscheinende pädagogische Fachblatt„ Der Volks­schullehrer" geht in seiner jüngsten Nummer mit den Bestrebungen der bürgerlichen Jugendpflege, wie sie in dem Jungdeutschlandbund oder der Jugendivehr des Generalfeldmarschalls von der Golz in die Erscheinung treten, scharf ins Gericht. Die Lehrerzeitung erklärt, sie halte es für ganz natürlich, daß unsere Witblätter sich der übermäßig ins Kraut geschossenen Narreteien und Lächer lich feiten der sogenannten Jugendpflege angenommen hätten. Im Anschluß daran bringt das Lehrerorgan dann acht von W. A.

Die Zentralstelle für die arbeitende Jugend hat den Preis des Buches im Verhältnis zu der Reichhaltigkeit des Gebotenen so niedrig angesetzt, daß die weiteste Verbreitung dieses unseren ersten Jugendkalenders in den Kreisen, für die er bestimmt ist, gesichert erscheint. Der Jugendalmanach, der im Buchhandel 50 Pf. fostet, wird an Jugendliche für 25 Pf. abgegeben.

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