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Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 75.

Lokales.

von

Mittwoch, den 1. April 1891.

darauf ent­fallen

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2400 neue Aftien à 395 pet.= 9 480, zusammen 17 655 M. Diese M. 3900 Attien sind nun sämmtlich werth: 395 pet. oder 15 405 m. Der Gewinn auf 1500 alte Aktien wäre demnach 15 405 M. ab 110 pet. Einzahlung auf 2400 = 2640 M. 8175"

ab 1500. à 545 pt.:

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10 815 M.

4 590 M.

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8. Jahrg.

fichts solch traurigen Geschäftsverfalls noch die alten Bezüge brüdern und Mitkämpfern für die Sache des arbeitenden Wolfes unverkürzt laffe, würde keine Grenzen kennen. Das der Ge- die letzte Ehre zu erweisen, sie zu geleiten zur letzten Ruhestätte, Zentral- Verein für Arbeits- Nachweis zu Berlin  . III. dankengang des Herrn Goldschmidt. Ein anschlägiger Kopf ist von der es für sie keine Auferstehung giebt. Am großartigsten Bon weiterem volkswirthschaftlichem Interesse sind die vers der Herr, das muß ihm der Gegner selbst lassen. gestaltete sich die Bestattung des Genoffen Jakobid, welche gleichenden Angaben über das Alter der Arbeitsuchenden während Das eine ist wenigstens aus der ganzen Manipulation am Ostersonntage Nachmittags auf dem Friedhofe der freireli­der Jahre 1886 bis 1889 zum Jahre 1890. Im Allgemeinen Sonnenklar. Die Herren fangen bereits an sich zu schämen über giösen Gemeinde vollzogen wurde. Trotz des strömenden Regens ergiebt sich, daß fast drei Viertel der sich gemeldet habenden ihre Ruppigkeit gegenüber den Arbeitskräften, die ihnen zu solchem hatten sich, dem Todten zur Ehre, Genoffinnen und Genoffen Arbeiter im besten Lebensalter, von 16 bis 30 Jahren stand. Gewinne verhelfen. Da sie aber nach Kapitalistenart trotzdem in außerordentlich großer Bahl eingefunden, die Wege des Fried­Es mag dies auffällig erscheinen, daß gerade hier die größte nicht gewillt sind, die Arbeiter an den fetten Einkünften theil- hofes füllend und wie eine lebendige Mauer den aufgebahrten Sarg umschließend, welcher unter der Fülle der prächtigen Arbeitslosigkeit herrscht, jedoch wird diese Erscheinung erklärlich nehmen zu lassen, so erfanden fie folgendes seltsame Manöver. Den Aktionären der Pazzenhofer Brauerei wurden auf je Lorbeerkränze, welche alle mit frischen Blumen und rothen dadurch, daß gerade nach solchen Arbeitskräften die größte Nach 1500 M. alte Aftien, 2400 m. neu auszugebender Aktien zum Schleifen freundlich geschmückt waren, völlig verschwand. frage vorhanden ist, daß demzufolge ein weit größerer Wechsel Der Arbeitsstellen stattfindet, umsomehr, als in diesem Alter die Kurse von 110 pet. angeboten, welche alsdann den alten Attien Soweit sich unter den gegebenen erschwerenden Umständen Arbeiter noch weniger geneigt sind, zu jeder Bedingung zu gleichberechtigt sind. Nun notiren die alten Pagenhofer Aktien feststellen ließ, hatten am Sarge des erst sechsunddreißig­arbeiten, als in vorgerückteren Jahren. Ganz anders, als das Birta 545 pet. entsprechend der fabelhaften Rentabilität des jährigen Genossen Kränze niederlegen lassen die Genossen Unternehmens Also verdienen die Aktionäre bei der Aus- des sechsten Berliner   Reichstags Wahlkreises, desgleichen relative, gestaltet sich denn auch das prozentuale Bild. Hier die Genossen des zweiten und vierten Wahlkreises, der sozial zeigt sich, daß das Angebot der Arbeiter unter 16 Jahren sich bei übung des Bezugsrechts ein wahrhaftes Kapital. Wir wissen zwar nicht, wie der Aktienkurs nach Neu- demokratische Wahlverein des fünften Berliner   Reichstags- Wahl­nahe verdoppelt hat(!!), das Angebot der Arbeiter bis zum 30. Lebensalter sich stets vermindert hat, das Angebot der Ar- schaffung der jungen Aktien sich gestalten wird, da dies von freises, die deutsche Sozialdemokratie, die Pankower   Genossen, beiter über 30 Jahre sich stets vermehrt hat. Es ist dies ein diversen Faktoren abhängig ist. Aehnliche Beispiele in der die Genossen von Weißensee, die Freie Gemeinde von Rixdorf Zeichen dafür, daß die Arbeitsgelegenheiten für Arbeiter von 16 Finanzgeschichte sind rar. Doch eines ist vorhanden, das ziemlich und Umgegend, die Rauchklubs Cuba- Rippe"," Ohne 3wang" genau auf diesen Fall paßt. Es ist dies die Kapital- Plus- Kernspize" und" Dezimalwaage", sowie der Statklub Rück bis 30 Jahren am meisten vorhanden sind, daß von 30 Jahren macherei der Stettiner Chamottefabrik Didier. Auch hier standen wärts". Außerdem waren Kränze ohne nähere Angaben, mit aufwärts der Arbeiter immer seltener Arbeit findet und je mehr letztes dies der Fall ist, d. h. die wirthschaftliche Nothlage sich steigert, die Aktien vorher 500, nachher 410 pet. Nehmen wir nun gar und ohne Widmungen, in reicher Anzahl zur Stelle, ein Testes um so größer ist das Angebot der Kinderarbeit( unter 16 Jahren). an, Pazenhofer Aktien sollen nach Kreirung der 1680 000 Mart Liebeszeichen dem so früh dahingeschiedenen Freunde. Zwei Ar­wie uns gesagt wurde" Giche" und So hatten sich Arbeiter gemeldet im Jahre 1890: unter 16 Jahren Aktien 150 pet. weichen( gewiß eine sehr hohe Bahl) so würde beiter- Gesangvereine " Nord" hatten Sängerquartetts gestellt, welche an der Bahre 7,3 pet. gegen 4,8 pet. in den Vorjahren; im Alter von 16 das Beispiel so lauten:( Aktienkurs 395 pct.): M. 1500 alte Aktien à 545 pet.= 8 175 M. und an der Gruft Gefänge ausführten. An der Bahre wie auch bis 20 Jahren 25,9 pet. gegen 28,4 pSt., im Alter von 21 bis 25 Jahren 24,7 pet. gegen 26,6 pCt., im Alter an der Gruft sprach Herr Peus, und dem Sarge folgten die Kränze nach, den Todten mit dem verdienten Lorbeer bedeckend. 26-30 Jahren 18,4 pct. gegen 18,9 pCt., im Alter von Nach einem letzten Scheideblicke auf, mit einem letzten Scheide­31-35 Jahren 9,7 pet. gegen 9,1 pt., im Alter von gruße an den Todten, ehe das Grab sich über ihn schloß, ver­36-40 Jahren 6,4 pct. gegen 5,5 pSt., im Alter von 41 bis ließen die Versammelten mit der trauernden Wittwe den Ruhe­45 Jahren 4,2 pet. gegen 3,4 pCt., im Alter von 46-50 Jahren platz der Todten, zu denen nun auch Genosse Jakobick zählt. 2,6 pCt. gegen 1,9 pet, über 50 Jahre 0,8 pCt. gegen 1,4 pct. Gleichzeitig fand vom städtischen Krankenhause am Urban aus Ein Arbeiter über 50 Jahre ist eben schon eine große prozentuale das Leichenbegängniß des Genossen Krause, Mitglied des Seltenheit, überdies suchen begreiflicher Weise die Arbeiter über fozialdemokratischen Wahlvereins des zweiten Berliner   Reichstags­50 Jahre ihre Arbeit nach Möglichkeit zu halten, sodaß das An­Wahlkreises, des Leseklub Heine", der Freien Vereinigung der gebot von Arbeitern in diesem Lebensalter naturgemäß sich ver­Maurer Berlins   und Umgegend, sowie von Moabit   vom Trauer­ringern muß. Angebot und Nachfrage, auf die einzelnen Monate des Jahres vertheilt, zeigen nach dem Berichte nur geringe Ab- Der Aftionär hat also zunächst ein baares Geschenk von hause aus das Leichenbegängniß des Genoffen 2üte, ebenfalls weichungen der Verhältnißzahlen, ausgenommen die Monate 4590 M. erhalten, das er zinstragend anlegen kann, z. B. wieder Mitglied der Freien Vereinigung der Maurer Berlins und Der zweite und November, Oktober und Januar, in denen das Angebot die Nach- in Bazenhofer Attien, wofür er 1160 M. Attien erstehen würde umgegend, nach verschiedenen Kirchhöfen statt. Dritte Osterfeiertag erbrachte dem Verein zur Wahrung der frage ziffernmäßig fast um das Doppelte übersteigt. ( à 395 pt.). Er hätte dann an Stelle seiner alten 1500 M. Interessen der Gast- und Schankwirthe Berlins   und Umgegend, nunmehr 5060 M. Attien. Während er früher bei 40 pGt. Dividende 600 M. Gin- die traurige Verpflichtung, zwei treue Mitglieder und Genossen tommen hatte, braucht er jetzt also nur 115/8 pSt., um dasselbe au Grabe zu geleiten und zwar am zweiten Feiertage den Ge­Einkommen zu haben. Der Arbeiter aber kann bei 1158 pet. nossen   Biesenthal  , und am dritten Feiertage den bisherigen Eurem Fett, gönnt uns doch auch einen Brocken". Und Herr bleibt ein ehrenvolles Andenken gesichert. Dividende doch nicht zu den Kapitalisten sagen: Ihr erstickt in Vereinsvorsitzenden Genossen Nürnberg  . Allen Verstorbenen Goldschmidt hat seinen Zweck vollständig erreicht. Soldat und Sozialdemokrat scheinen in den Augen der tollossale Reserveſtellungen. Nachdem aber die Reservefonds so schließende Gegensätze werden zu wollen. Der Ruhm der Krieger­Zuerst versuchte er die Dividende zu beschneiden durch Leute immer weiterer Kreise unvereinbare und einander aus­vollgepfropft waren, daß dies nicht mehr ging( nämlich 135 000. Vereine, die mit ihren geistigen Waffen" zunächst und zuerst bei Wir sprechen vom Herrn Reichstags- Abgeordneten Gold- stehendem Husarenstückchen. Man brauchte nämlich nur 540000 m. läßt andere Leute nicht schlafen. Als eines der wichtigsten äußeren und 122 503 M. Abschreibungen), so entschloß man sich zu vor- den Wahlen gegen die" Sozialdemokratie mobil gemacht wurden, schmidt und seiner Pahenhofer Brauerei. Dieser Herr stellte in der am 25. tagenden außerordentlichen 1 680 000 m., also mehr als das ganze bisherige Aftienkapital, finnung scheint in neuester Zeit das Sigenbleiben bei einem Hoch zur Erweiterung der Brauerei, und wenn man trotzdem Kennzeichen für die Bethätigung einer hochverrätherischen Ge­Generalversammlung den Antrag, das Aktienkapital der Patzen- neu schuf, so geschah es in der ausgesprochenen arbeiterfreund auf Kaiser und Reich angesehen zu werden. Vor etwa vierzehn hofer Brauerei um den Betrag von 1680 000 m. zu erhöhen. Bei der Beliebtheit, deren sich der Herrlichen Absicht. Man will die Restgelder einfach zur Ablösung Tagen, so schreibt man uns, wurde in dem Dorfe Hermsdorf an Direktor bei seinen Aktionär- Kapitalisten und mit Rechter von Obligationen und Hypotheken verwenden, und das alles der Nordbahn eine Antisemiten- Versammlung einberufen und ab­freut, wurde der Antrag auch per Afflamation angenommen. gehalten. An derselben nahm ein junger Mann Theil, der lediglich Damit scheidet die Bazenhofer Brauerei wohl definitiv aus der lichkeit so unverhüllt zu sehen. Aber Herr Goldschmidt, wer werden sollten, zu folgen, der aber mit den Bestrebungen der Es ist gut, hin und wieder die fortschrittliche Arbeiterfreund- fich deshalb eingefunden hatte, um den Debatten, die dort geführt Reihe der sich am höchsten rentirenden Industrie- Geſellſchaften wird auch so mit der Thür ins Haus fallen!- Na, nichts für Antisemiten jedenfalls nichts zu thun haben wollte. Als die Wer aus. Und das ist die Absicht der Herren. Eine zwingende Nothwendigkeit zur Verwässerung des Aktien- ungut, wir hätteu's auch so gemerft. Da ist die Kölnische" doch sammlung mit einem Hoch auf Raiser und Reich von den anti­Kapitals in geschäftlicher Hinsicht lag nämlich nicht vor. Denn vorsichtiger. Die jammert über die Noth der armen Schlotjunker semitischen Wortführern eröffnet wurde, fühlte der junge Mann Herr Goldschmidt motivirte seinen Antrag damit( wir zitiren nur im politischen Theil, während sie im wirthschaftlichen die sich garnicht gedrungen, auch nur etwa in diesem Punkte der wörtlich): entgegengesetzte Ansicht vertritt. Uebereinstimmung seiner politischen Empfindung mit den Ver­" daß die hohen Dividenden der Gesellschaft schon seit der Kapitalserhöhung eingebracht haben in der sehr bestimmten und blieb bei jenem Hoch ruhig ſizen. Apropos sollte Herr Goldschmidt vielleicht den Vorschlag hetzungen der Wortführer jener Versammlung Ausdruck zu geben Langem von den Arbeitern mit mißgünstigen Augen angesehen Absicht, nunmehr die Tantièmenbezüge, welche bekanntlich statuten- Das hat nun eine Folge gehabt, die für unser heutiges Daher wäre es doch sehr schön, wenn man den Arbeitern mäßig auf 13 pGt. des Reingewinns, begrenzt sind( übrigens politisches Leben im hohen Maße bedeutsam ist, namentlich aber durch eine ganz einfache Geschäftsmanipulation Sand in die Augen 61000 m. für letztes Betriebsjahr), fortan von dem steigenden für das Verhältniß der Sozialdemokratie gegenüber der Armee. Gewinn des doch miterwerbend auftretenden erhöhten Ka­streuen könnte. Wenn z. B. der Arbeiter hört, daß die schöne pitals zu ziehen, dann allerdings wäre das ein sehr praktisches dritten Ulanen- Regiment zum freiwilligen Eintritt gemeldet, um Der vorerwähnte junge Mann hatte sich im Februar bei dem Bazenhofer Brauerei so auf den Hund gekommen sei, daß sie, Beginnen, wogegen unsere Bemerkungen deplazirt wären. Gegen dort seiner Militärpflicht zu genügen; er war auch brauchbar statt wie bisher 55 und 40 pCt. Dividende zu vertheilen, fortan nur 20 oder 25 pGt. geben werde, dann müſſe ſeine Begehrlichkeit solche urpraktische Idee ließe sich nichts einwenden.- Nichts!!! befunden worden und sollte zum Oktober laufenden Jahres ein­am Ende sein und im Gegentheil, des Arbeiters Dankbarkeit Das Osterfest, das christliche Fest der Auferstehung, legte gestellt werden. gegenüber der menschenfreundlichen Direktion, welche ihm Ange- den Berliner   Genossen mehrfach die Pflicht auf, getreuen Arbeits­

So ist auch dieser Geschäftsbericht von volkswirthschaftlichem Interesse und bestätigt an seinem Theile in der Praxis die wissen­schaftliche Theorie sowohl des steten Verfalls des Handwerks, als auch des steten Wachsthums der Reserve- Armee.

Merkwürdige Kapriolen schlägt das Unternehmerthum, wenn es sich um die Konservirung seines hohen Unternehmergewinnes und der Ausnutzung von Arbeitskräften handelt. Und sonder barerweise ist es diesmal nicht einmal eine nationalliberale Idee, fondern ein dem findigen Kopf eines Richter'schen Irrlehren- An­hängers entsprungenes Projekt.

werden."

Theater.

Freie Volksbühne.

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ohne Grund.

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Wenige Tage nach jener Versammlung wurde der junge

volle moderne Leben hineingegriffen und ein Problem auf die Bühne gestellt hat, dem niemand, der Herz und Verständniß für die großen Fragen der Zeit hat, eine tiefe Antheilnahme ver­sagen kann.

Boll verdient war daher der rauschende Beifall, den das überfüllte Haus dem jungen Dichter vielfach spendete. " Das war mal so'n Stück für uns!" Otto Erich Hartleben.  

gefühllos, blafirt, leer.... Sie hat Verstand genug, um zu durchschauen, daß es einem Leben, wie sie es führt, an dem eigentlichen Sinn gebricht, aber sie fühlt teine Kraft in sich, ihm diesen Sinn zu geben. Sie verlobt sich mit einem Mann, dessen ,, Das war mal so'n Stück für uns fowas mögen wir Name, dessen Manieren ihrem Geschmack entsprechen, der ihr hören", sagte ein Arbeiter zum andern, als sie beide und ich mit aber im Grunde höchst gleichgiltig ist, den sie eigentlich gar ihnen beim Ausgang aus dem Ostend- Theater" am Ostersonntag nicht kennt. Es Es war mir keinen Moment zweifelhaft, im Gedränge eingeteilt waren. Ich glaube der Herr hatte die daß ich mich einmal verheirathen verheirathen würde", sagt sie. Absicht, daß ich ihn hören und mir seine Aeußerung merken sollte. Trotzdem hofft sie, die viel über Frauenberuf gelesen und Ich quittire daher hiermit pflichtgemäß über dieselbe. auch wohl Einiges gedacht hat, daß das Leben nun doch viel­Und er hat auch zweifellos recht, das heißt: die erdrückende leicht einen Sinn bekommen würde, sie gedenkt Stellung zu dem Belle- Alliance- Theater. Mehrzahl der Anwesenden war seiner Meinung und so war Berufe ihres fünftigen Mannes, der als Theilnehmer in die das Stück allerdings so'n Stück für fie": eine Dichtung, die alle Fabrik ihres Vaters eintritt, zu nehmen, seine Mitarbeiterin zu Streit! Voltsschauspiel in 4 Aften von Karl Böttcher  . auf das Tieffte erfaßte, nicht nur das Gemüth erregte, sondern werden. Herr Böttcher ist Redakteur. Die weniger oft, als man ver­auch ihre eigenste Gedankenwelt leidenschaftlich belebte. So kommt es, daß sie sich zum erstenmal in ihrem Leben in muthete, zutreffende Schilderung eines solchen Mannes, der statt Der Inhalt des Verlorenen Paradieses" ist turz folgender: die Fabrik ihres Vaters führen läßt, als Braut zum ersten Mal mit der Feder mit Scheere und Kleiſtertopf arbeiten soll, paßt Edith, die einzige Tochter, das einzige Kind eines schwer- einen Blick in die dunkle Quelle thut, aus der all der glänzende auf den Dichter Journalisten Böttcher treffend. Er kennt die reichen Fabrikherren, ist von diesem und ihrer Mutter von flein   Reichthum, der sie verschwenderisch umstrahlt, geschöpft wird. neuere dramatische Literatur gut, er hat auch den Tell noch in auf verhätschelt und mit allem Schönen und Guten, was das Dieser Besuch in der Fabrit, der gerade ein Streit droht, Erinnerung, und das genügte ihm, um ein foziales Schau­Leben nur zu bieten vermag, umgeben worden. Sie hat Alles wird nun zum Wendepunkt in Edith's Leben. Wie Schuppen spiel zu schreiben. Schiller  , Wildenbruch( Die Haubenlerche), haben können, was sie zu wünschen vermochte, hat sich frei ent- fällt es ihr von den Augen und das Paradies eines Fulda  ( Das verlorene Paradies) und Sudermann  ( Die Ehre) nur für sie, in ihr gelebt. Die Fabrik hat nur für sie geschafft, für immer verloren. Sie fühlt eine schreckliche Verantwort- mögliche Figur, die Herr Böttcher selbst geschaffen zu haben dreihundert Arbeiter nur für sie gearbeitet. Denn das Leben, das lichkeit für all das Glend, was sie da sehen muß. Thretwillen scheint: leider ist dies der Held des Stückes, ein adliger Arbeiter­Ediths Eltern ihretwegen führen, foſtet Geld: es fostet jährlich glaubt ihr Vater den Lohn dieser Dreihundert, unter denen führer, eine lächerliche Figur. gegen 70 000 M. Nennenswerthe Ersparnisse tann Herr Bernardi 127 Familienväter, nicht erhöhen zu können, ihretwillen diese Wir wollen uns mit der Erzählung des Herganges nicht auf­daher nicht machen. Die Erträgnisse der Fabrik, so glänzend fie bittere Noth, der Streit und seine Folgen. halten. Nur kurz sei erwähnt, daß der dem König Stumm find, gehen nahezu ganz darauf: das große Haus, das Bernardis Ich habe nichts davon gewußt!" ruft sie aus; jetzt aber weiß schlecht nachgeahmte Fabrikherr durch seine Hartnäckigkeit die Ar­Edith's wegen machen müssen, die weiten Reisen, auf denen sie ich es, und jetzt kann ich Dir sagen: das will ich nicht, das beiter zum Streit treibt, aber in 12 Stunden ist die soziale Frage ihr die Welt zeigen, Alles das zehrt Jahr um Jahr den Profit nehme ich nicht an!" Alles Alles verdanken wir unseren gelöst, denn der Arbeiterführer heirathet die Fabrikantentochter, auf, den der reiche" Fabrikant aus seiner gut gehenden Fabrit Bätern; wir selbst haben nichts dazu gethan, nicht das Geringste. Der Fabrikantensohn das Arbeitermädchen, die Arbeiter erhalten zieht. Er verwahrt sich daher auch energisch gegen die Bezeich- Ich empfinde das heute wie eine Last, wie eine Schuld!" die gewünschte Lohnerhöhung und rufen Hurrah, während gleich­nungen reich" oder" wohlhabend". Ihr schaudert jetzt vor der gedankenlosen Gefühllosigkeit, zeitig die zahlreiche Klaque Bravo   brüllt und Herrn Böttcher Wohlhabend!" so ruft er aus: Wer ist heute wohlhabend, mit der sie bisher in den Tag hineingelebt hat. Sie fragt sich hinausruft. Es war jammerschade, daß die Darsteller sich so sehr wenn er ein Haus führen muß wie ich, wenn er eine Tochter zu zum ersten Mal, wovon sie denn eigentlich lebe, und sie kommt um das elende Machwerk bemühten. verheirathen hat? Und die Zukunft meiner Tochter ist mir mehr zu dem brutalen Schluß, daß fie durch die Arbeit Anderer, Am besten dargestellt wurde die einzige gut gezeichnete Figur, werth, als die ganze verdammte Fabrik!" ja sogar durch deren Mangel lebe. Und ich soll ihnen, den der den Boykott der Arbeiter fürchtende Wirth( Herr Gerlach), Hans Arndt, der technische Leiter der Fabrit Bernardis, ist Arbeitern, nehmen, was sie nothwendig brauchen, und damit am schlechtesten spielte Herr Porth, dem freilich die Darstellung daher im Recht, wenn er zu Edith sagt: Mit der Stunde Ihrer bezahlen, was ich entbehren kann was mir nicht einmal Ver- des unmöglichen Arbeiterführers zugemuthet wurde; wenig be­Geburt hat diese ganze Fabrik für Sie gearbeitet für Sie allein. gnügen macht?" friedigten ferner der Fabrikdirektor( Herr Schwarz), der Jdiot Meine Tochter", mit diesem Wort hat Ihr Vater Alles entschieden, Man kann mit dem Dichter darüber rechten, ob diese völlige Baron Schletter( Herr Hungar). Die übrigen Schauspieler thaten was er that und was er unterließ. Ja, nun sollen Sie es wissen. und plößliche innere Umkehr bei einer jungen Weltdame hin- ihr Bestes, das Stück über Wasser zu halten. Wir glauben aber, Sie erschienen mir wie ein Gößenbild, dem Alles zu Füßen reichend motivirt, ob sie eigentlich so recht wahrscheinlich gemacht daß dies trotz der guten Regie faum gelingen dürfte, wenn man gelegt wird, Alles.... - jedenfalls müssen wir ihm das unbedingte Lob ertheilen, auch das Publikum des Belle- Alliance- Theaters sonst leicht be­daß er mit großem sittlichen Ernst und kraftvoller Fauft in das friedigen tann,

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Und dieses Mädchen ist nicht glücklich. Sie lebt so dahin,

ist

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