Nr. 20.
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Freitag, den 24. Januar 1913.
sein. Jede Uneinigkeit unter den Mächten könnte die Kon- das Frauenstimmrecht sein. Von den 264 Liberalen weiß stantinopeler Revolte in ihren Folgen zu einer europäischen man, daß gegen 80 Gegner des Frauenstimmrechts sind, und Katastrophe gestalten. Die Abtretung Adrianopels von den 281 Konservativen wird eine starke Minderheit gegen ist heute noch ganz anders als gestern zu einer Bedingung der europäischen Sicherheit geworden. Und sie muß deshalb erfüllt werden, ohne Rücksicht auf den Ehrgeiz und die nationale Entflammung türkischer Offiziere.
Eine Nachricht, deren Bedeutung sich vorläufig noch gar nicht übersehen läßt, fommt aus Konstantinopel . Die Jungtürfen haben unter Führung von Enver Bey, dem Helden der Revolution und des tripolitanischen Verteidigungskampfes, einen Sandstreich ausgeführt, die Wenn die türkische Regierung nicht gestützt wäre. Regierung gestürzt und eine jungtürkische Re- London, 23. Januar. Wie das Reutersche Bureau ergierung eingesetzt, die erklärt, Adrianopel fährt, wird Sir Edward Grey wahrscheinlich zum Montag unter feinen Umständen abtreten zu wollen. eine Sigung der Friedenskonferenz einberufen, um die Entschlüsse der Türkei zu Protokoll zu bringen, ohne Ueber den Vorgang berichten folgende Telegramme: lesung zu verpflichten. jedoch die ottomanischen Delegierten zu ihrer formellen Ver
das Frauenstimmrecht sein. In der Theorie gibt es eine Mehrheit für das Frauenstimmrecht im englischen Unterhause. Für die Praxis hat dies aber nicht viel zu bedeuten. Denn die Form des Frauenstimmrechts, die den einen annehmbar ist, ist den anderen unannehmbar. Ferner spielen auch in dieser Angelegenheit die politischen Gegensäge eine große Rolle und können das Zustandekommen jedes der vorgeschlagenen Projekte verhindern.
Gleich beim Eintritt in die Komiteeberatung der Wahlrechtsvorlage wird das Amendement Sir Edward Greys zur die AusBeratung fommen. Das Amendement bezweckt merzung des Wortes männlich" vor dem Worte Person" in der ersten Klausel. Man nimmt allgemein an, daß der AnDie Abänderung trag eine kleine Mehrheit finden wird.
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Konstantinopel , 23. Januar. ( W. T. B.) Gegen 124 Uhr nachmittags veranstalteten Enver Bey und der Die Balkandelegierten erkennen gern an, daß gewesene Deputierte Rittmeister Dschami Bey an der die türkische Antwort die Befürchtungen einer Fortsetzung des Spitze von dreihundert Softas eine lärmende Strieges zerstreuen und die baldige Rückkehr eines großen muß natürlich angenommen werden, sollen die anderen Anträge Demonstration vor der Pforte. Die Demonstranten Teiles der Truppen aus dem Felde ermöglichen werde; in- über die Ausdehnung des Frauenstimmrechts, die von den drangen während des Ministerrats in den Vorhof der dessen blieben noch viele verwickelte Fragen zu lösen. Die Arbeiterparteilern, Liberalen und Konservativen gestellt worden Pforte ein und brachen in regierungsfeindliche Rufe aus, unterzeichnung des Friedensvertrages wird find, überhaupt zur Diskussion tommen. Er wird daher vorweil die Regierung Adrianopel preisgegeben und sogar nicht vor Ablauf eines Monats erwartet. Es aussichtlich die Stimmen aller Freunde des Frauenstimmrechts finden. gegenüber Montenegro nachgeben müsse. Sie verlangten herrscht die Ansicht, die Verbündeten könnten einwilligen, männlich" nichts; denn wenn alle übrigen Anträge über das 800 Millionen Franken der türkischen Staatsschuld zu überden Rücktritt des Kabinetts. Der Großwesir nehmen, indem sie halb soviel als Striegsentschädi. Frauenftimmrecht abgelehnt werden, wird das unqualifizierte begab sich hierauf ins Palais. Wort„ Person" den Frauen nicht helfen. Die Auslegung des Jufolge der Kundgebung Enver Beys ist das Budapest , 23. Januar. Der Kriegsminister hat Wortes in diesem Falle ist schon so gut wie entschieden. Im Kabinett zurüdgetreten. Mahmud Schewdie Entlassung eines gewissen Prozentiates Jahre 1868 verlangten mehrere tausend Frauen, die schon das Stimmrecht zu den Gemeindewahlen ausübten, in die ket wurde zum Großwesir, Talaat Bey zum einst- der anläßlich der Balkanwirren einberufenen Reservisten Liste der Barlamentswähler eingetragen zu werden. Sie weiligen Minister des Innern, Izzet Pascha zum angeordnet. Kriegsminister ernannt. Talaat Bey erklärte dem Vertreter des Reuterschen Bureaus:
Diese Bewegung bedeutet, daß wir die Natio. nalehre retten oder bei dem Versuche untergehen werden. Wir wollen keine Fortsetzung des Krieges, aber wir sind entschlossen, Adrianopel zu behalten, das ist unerläßliche Bedingung."
gung akzeptieren.
Die albanische Frage.
Paris , 23. Januar. ( Privattelegramm des Vorwärts".) Der Temps" meldet aus Rom , Defter reich und Italien hätten bereinbart, daß Skutari und die albanische Umgebung mit San Giovanni montenegrinisch werden sollten. Aus Petersburg wird die gleiche Auf fassung der russischen Regierung berichtet.
Ableugnung der Kriegsgreuel.
wurden zurückgewiesen und wandten sich darauf an die Gerichte. In der Wahlrechtsvorlage des Jahres 1867 waren die Worte männliche Person" fallen gelassen und durch das Wort„ man"( Mensch oder Mann) erfekt worden. Die Nichter fällten nun folgende kuriose Entscheidung: Das Wort„ man" schließt die Frauen ein, aber nicht, wenn es sich um Rechte handelt, die der Staat verlichen hat. Die Frauen waren demnach flug genug, um Steuern zu zahlen und den Gesezen zu gehorchen, sie waren aber zu dumm, um zu wählen. Der Laie mag sich über den dunklen Gedankengang der Urteilsbegründung den Stopf zerbrechen; er fann aber sicher sein, daß das Urteil für den Richterstand ein hochweiser Präzedenzfall ist.
Noch heute sagte eine Meldung aus Konstantinopel , daß der Friedensentschluß der Regierung auch im türkischen Volke Sofia, 22. Januar. Das Blatt Mir" wendet sich mit Begeisterung aufgenommen worden sei. Und wir meinen, scharf gegen die Beschuldigungen, daß die bulgarischen daß der momentane Erfolg des jungtürkischen Ueberrumpe- Truppen in den besezten Gebieten große Aus lungsversuches diese Nachricht durchaus nicht widerlegt. Es schreitungen begangen hätten. Es sei wohl möglich, Die Debatte über das Greysche Amendement wird Monhandelt sich nicht um eine Volksbewegung, sondern um die daß die christliche Bevölkerung in Anbetracht der von den tag, den 27. d. M., fortgesetzt werden. Um 7 Uhr 30 am Revolte eines Zeiles des Offiziers forps, Türken begangenen Megeleien an einigen Orten an den selben Tage wird die Abstimmung erfolgen. Wird der Antrag Mohammedanern habe Rta che üben wollen. Niemals aber das die Fortsetzung des Krieges will unbekümmert um die hätte die Unordnung nach dem Eintreffen bulgarischer Arbeiterpartei zur Beratung, das neben den Unterschriften der Mohammedanern habe Rta che üben wollen. Niemals aber angenommen, so tommt unmittelbar das Amendement der Folgen. Die Revolte selbst ist ein Beweis gegen die Kriegs- Trupper angedauert. Die bulgarischen Soldaten hätten Arbeiterparteiler Henderson und Snowden den Namen des fähigkeit der Türkei , denn mit einem revoltierenden Offizier- bielmehr in dem Bewußtsein, daß sie sich in einem Befreiungs- liberalen Reeders Russel Rea trägt. korps lassen sich schwerlich Schlachten gewinnen. friege und nicht auf einem Raubzuge befänden, überall die langt das Stimmrecht für alle Frauen und würde über Ordnung wiederhergestellt.(?) 10 Millionen neue Wähler schaffen. Es werden sich jedoch nur wenige liberale Mannen finden, die den Mut haben, die Echtheit ihrer demokratischen Beteuerungen zu beweisen, indem sie für die einzig befriedigende, demokratische Lösung der Frage stimmen. Staum mehr Aussicht auf Annahme hat das fonservative Amendement, das den Frauen, die schon das Gemeindewahlrecht haben( etwa eine Million), das parlamentarische Wahlrecht einräumen will. Die Liberalen glauben,
Nichts destoweniger bedeutet der plögliche Sturz der Regierung eine große Gefahr. Daß die Balkanstaaten, nachdem den Tag vorher eine türkische Regierung erklärt hat,
Die Irrfahrten des„ Hamidieh".
Suez, 23. Januar. Der türkische Kreuzer Hamidie h", aus fie sei zur Fortführung des Krieges außerstande und müsse dem Suezkanal tommend, suchte um Erlaubnis nach, im Hafen daher die an sie gestellten Forderungen erfüllen, nunmehr den bleiben zu fönnen, bis eine Maschinenhavarie ausgebeffert Frieden ohne Adrianopel schließen könnten, erscheint wohl wäre. Es wurde ihm gestattet, bis Sonntag hier zu bleiben. ausgeschlossen. Selbst wenn die Regierungen es wollten, fönnten sie es heute weniger als je. Und am wenigstens
Dieser Antrag ver
könnten sie Frieden mit den Jungtiürken schließen, könnten Die Aussichten des Frauenftimmrechts baß diefe Wählerinnen die Zahl der konservativen Stimmen
denen slawische Gebiete überlassen, die durch ihre nationale Unterdrückungspolitik den albanischen Aufstand und schließlich den Balkankrieg selbst mitverschuldet haben. Würde die neue türkische Regierung an der Macht bleiben, so wäre die Wiederaufnahme des Krieges sicher.
in England.
vermehren würden, und werden deshalb sicher dagegen stimmen. Doch ehe dieser Antrag an die Reihe kommt, wird das so. genannte norwegische Amendement beraten werden, das von London , 21. Januar 1913.( Eig. Ber.) dem Londoner Liberalen Dickinson gestellt worden ist und ant Am Freitag, den 24. Januar, wird der Kampf um das meisten Unterstützung findet. Gegen dreißig Konservative, Frauenstimmrecht im englischen Unterhause beginnen. Seit darunter Herr Balfour, werden für diesen Antrag stimmen, Aber die Stellung dieser neuen Regierung, wie der dem Streit um das Budget und die Parlamentsbill hat keine der den Frauen über 25 Jahre, die einen selbständigen Jungtürken überhaupt, ist nichts weniger als fest. Wie sich Frage die Deffentlichkeit so sehr in Spannung gehalten wie Haushalt haben oder Frauen von Wählern sind, das Stimmdie Dinge entwidelt haben, ist heute der Abschluß des Friedens dieses Problem des Frauenstimmrechts. Das Parlament wird recht geben wird. Wenn dieser Antrag nächsten Dienstag an keine Frage, die zwischen der Türkei und den Balkanstaaten von den Emissären und Deputationen der verschiedenen genommen wird, werden gegen 6 Millionen Frauen in die allein entschieden wird. Die Großmächte haben die Be- Frauenvereine förmlich belagert und die Zeitungen bringen Wählerlisten eingetragen werden. Unter normalen Verhältnissen könnte man mit ziemlicher dingungen für den Friedensschluß formuliert und es wäre fast stündlich Meldungen über neue Entwickelungen in dem einen oder dem anderen Lager. Die Situation ist sehr Sicherheit auf die Annahme des norwegischen Amendements doch allzu merkwürdig, wenn sie vor der Konstantinopeler bunkel, was naturgemäß zu den mannigfaltigsten Spekulationen rechnen. Aber die möglichen parteipolitischen Verwickelungen Offiziersrevolte sich bedingungslos zurückziehen würden. Anlaß gibt. und die Verschiedenartigkeit der Motive der Freunde des Daß alle das tun werden, daran kann überhaupt nicht Was es so schwer macht, die Entwickelung der Dinge Frauenstimmrechts machen das Bild sehr unklar und können gedacht werden. Hat sich ja die russische Regierung mit einiger Zuversicht vorauszusagen, ist vor allem die zu den unerwartetsten Ergebnissen führen. Man überlege gerade jetzt für die Abtretung Adrianopels so stark und so eigenartige Situation, in der sich das Kabinett befindet. nur, welch treffliche Gelegenheit sich hier den Konservativen demonstrativ exponiert, daß es für sie kein Zurückweichen Etwa die Hälfte der Stabinettsminister ist für und die andere bietet, der Regierung ein Bein zu stellen. Insgeheim geben kann. Eine Sprengung der Einigkeit der Mächte, ein Hälfte ist gegen das Frauenstimmrecht. An der Spitze der hoffen nämlich die meisten Liberalen, daß auch diesmal selbständiges aggressives Borgehen einzelner von ihnen be- ersten Hälfte stehen Sir Edward Grey und Lloyd George ; die Erwartungen der Frauen wieder zu Wasser werden. Ihr deutet aber eine unmittelbare Gefahr für den europäi- die Häupter der Gegner im Kabinett sind der Premier- starker Mann, Herr Asquith, ist ein entschiedener Gegner des schen Frieden. Und deshalb muß vor allem dies vermieden minister Asquith und der Miniſter Churchill , welch letzterer Frauenstimmrechts und hat mehr als einmal erklärt, daß die sich jedoch im Laufe seiner kurzen Starriere feiner Charakter- Einführung des Frauenstimmrechts ein großes Unglück für festigteit gemäß mehrere Male für und mehrere Male gegen den Staat bedeuten würde. Stönnen wir unserem Führer Bleiben die Mächte einig, so wird auch die neue Re- das Frauenstimmrecht ausgesprochen hat und noch immer die zutrauen", sagen sich viele Liberale, daß er die Verantwort gierung sehr rasch erkennen müssen, daß das Spiel für die sichere Bucht der Popularität sucht, wo er seinen Anker werfen lichkeit für ein Gesetz übernimmt, das nach seiner Ansicht ein Türkei verloren ist. Die verzweifelte Lage des Reiches wird kann. Den Gegenjak im Stabinett hat man nun dadurch zu großes Unglück für den Staat bedeutet? Wird er sich nicht durch den Regierungswechsel nicht geändert. Es bleibt die überbrücken versucht, daß man den liberalen Parlamentsmit bewogen fühlen, sein Amt niederzulegen? Würde das nicht militärische Schwäche, es bleibt die völlige Leere der Kaffen gliedern das Recht der freien Entscheidung in diesem Punkte ein- zur Auflösung der Partei und zum Verlust all der lang erund dazu kommt nun noch die Vermehrung der Des geräumt hat. Wird einer der Frauenstimmrechtsanträge vom strebten Früchte des Parlamentsgesetzes führen, die in den organisation, der die Türkei verfallen ist. Der änderte Vorlage in ihrer Ganzheit die Verantwortung über- einflussen diese Befürchtungen die irischen Nationalisten, die die Unterhause angenommen, so wird die Regierung für die ber- nächsten zwei Jahren reifen sollen?" Noch viel stärker beeuropäische Friede darf nicht das Opfer nehmen. Die Spaltung im Stabinett hat aber auch ihr Gegen- Homerule in Gefahr sehen. Sie sind dazu noch meist Gegner des dieser Desorganisation werden. Ihn zu stück in den meisten der parlamentarischen Parteien. Nur die Frauenstimmrechts. Um sie einigermaßen zu versöhnen, Hat Herr bewahren, das ist die Pflicht der Mächte Arbeiterpartei tritt geschlossen für das Frauenstimmrecht ein. Dickinson ein Amendement zu seinem Antrag eingebracht, nach dem und muß der einzige Inhalt ihrer Politit Bon den 88 irischen Nationalisten sollen 58 gegen und 25 für das Frauenstimmrecht nicht auf Irland ausgedehnt werden
werden.