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Nr. 24. 30. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Mittwoch, 29. Januar 1913.

99. Gigung. Dienstag, den 28. Januar 1913, nachmittags 1 hr.

Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd, Bumm.

Kurze Anfragen.

ordnung, Minimallöhne und Alterszulagen, Dienstzeit von acht das nicht geschehen, weil sich große Schwierigkeiten betreffs der Stunden, wöchentliche Ruhepause von 36 Stunden, Beseitigung des Beitragspflicht ergeben, da ja Arbeitgeber im eigentlichen Sinne des Kost und Logiswesens, Sommerurlaub, Ruhelohn und hinter- Wortes nicht vorhanden sind. Es schweben indessen neue Erwägungen bliebenenversorgung usw.) über den Gegenstand.

Abg. Dr. v. Calker( natl.): In Preußen angestellte Erhebungen Die hohe Hingebung des Krantenpflegepersonals. über die Lage des Krankenpflegepersonals haben geradezu die ein Redner berührte, erkennen auch wir an; es liegt auch im erschütternde Resultate gezeitigt. Durchschnittlich Interesse der Krankenpflege, daß das Personal nicht überlastet wird. geht die Arbeitszeit über 14 Stunden hinaus, bis 3m Mai 1910 find Erhebungen über ganz Deutschland   veranstaltet zu 17 und 18 Stunden. Mit erschreckender Deutlichkeit zeigt worden, die sich über 5000 Krantenanstalten mit 430 000 Betten und Abg. Baffermann( natl.) fragt, ob dem Reichskanzler bekannt ist, sich auf diesem Gebiete die Notwendigkeit reichsgefeßlicher Regelung. 64 000 Krantenpflegern erstrecte. Es hat sich ergeben, daß tatsächlich daß in China   jeder höheren Elementarschule eine fremde Sprache Sehr gern würde ich im Sinne der sozialdemokratischen Resolution eine starke Arbeitsüberlastung des Krankenpflegerpersonals und zwar in der Regel die englische gelehrt werden muß und gleich bestimmte Vorschläge machen. Das geht jedoch nicht ohne vorhanden ist, die Arbeitsbereitschaft dauert durchschnitt ob der Reichskanzler bereit ist, bei der chinesischen   Regierung für weiteres. So können wir nicht sofort die Arbeitszeit ein- lich 14 Stunden, aber auch bis zu 16 Stunden, die eine Gleichstellung der deutschen Sprache einzutreten. Schränken, ohne die Kranken zu schädigen, weil es an Personal eigentliche Arbeitszeit 11 Stunden, aber auch 12 und 13 Stunden. Geheimrat Dr. Lehmann: Auf den chinesischen   Elementarschulen fehlt. Wir müssen erst die Grundlagen schaffen. Die Kranten Ebenso stellt der Nachtdienst strenge Anforderungen, die Ruhepausen fann englischer Sprachunterricht eingeführt werden, doch muß er pflegerinnen dürfen nicht mit Stubenreinigen, Fensterpuzen usw. be- und der Urlaub find sehr knapp bemessen; das weibliche Personal nicht eingeführt werden, auch kann an Stelle der englischen eine schäftigt werden, dann werden gar manche Studentinnen sich steht noch schlechter als das männliche. Freilich unterstehen die andere Sprache gelehrt werden. Die deutsche   Regierung hat in den Dienst der Krankenpflege stellen. Viel Jdealismus und Opfer- meisten Strantenpfleger nicht der Gewerbeordnung, sondern gehören bereits die nötigen Schritte getan, damit von dieser Möglichkeit zu- mut unserer Frauen betätigt sich auf diesem Gebiet. Wir treiben religiösen Verbänden an. gunsten der deutschen Sprache ausgiebiger Gebrauch gemacht wird. geradezu Raubbau mit diesem Idealismus und hätten längst Das Reichsgesundheitsamt hat eine Reihe von Vorschlägen unter­Abg. Baffermann( natl.) fragt, ob dem Reichskanzler die Ver- fchon die Pflicht gehabt, hier gesetzgeberisch vorzugehen.( Bravo  !) breitet zur Besserung der Lage des Krantenpflegepersonals. Einte gewaltigung des deutschen   Ansiedlers Stössel in Marokko   durch Abg. Baron Knigge( f.): Der Geburtenrüdgang ist be- einheitliche Regelung stößt auf große Schwierigkeiten, weil es sich französische Truppen bekannt ist und welche Schritte zur fonders in den Großstädten enorm. Der Bauern und sonstige sowohl um öffentliche wie private Anstalten handelt und weil nicht Wahrung der Interessen des Geschädigten und zu seinem Schutz ge- Mittelstand bildet den Jungbrunnen der Großstädte. Wo die alle Krankenpflegerinnen gewerblich tätig sind, sondern zum Teil schehen sind. meisten sozialdemokratischen Stimmen abgegeben religiösen Verbänden angehören. Unsere Vorschläge sollen eine Geheimrat Dr. Lehmann: Die erste Frage ist zu bejahen. wurden, ist der Geburtenrüdgang am größten.( Abg. Mindest ruhezeit ermöglichen, einen freien Ausgehetag Auf die zweite ist zu erwidern, daß Stössel sich in Sicherheit und in West a rp: Hört! hört! Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Meine und einen jährlichen Erholungsurlaub. Auf das Kost­Freiheit befindet. Der Vorfall wurde sofort nach Eingang der tele- Heimatprovinz steht an der Spize der Geburten( Brovo! rechts) und und Logiswesen sowie auf die Löhne haben sich die Erhebungen graphischen Meldung bei der französischen   Regierung zur Sprache ge- hat am wenigsten den Lockungen der Sozialdemokratie nachgegeben. nicht erstreckt, weil man nicht alles auf einmal machen kann. bracht. Die Verhandlungen schweben gegenwärtig und werden noch Dort wo Religion zu finden ist, ist so gut wie kein Geburten- Auf dem Gebiete der Säuglingssterblichkeit ist bereits einige Zeit in Anspruch nehmen. rüdgang vorhanden.( Bravo  ! rechts.) viel geschehen, wenn allerdings auch noch viel geschehen kann. Abg. Baffermann( natl.) fragt, ob dem Reichskanzler Mitteilungen Abg. Großer( Vp.) wünscht eine Verschärfung und Vereinheit Immerhin ist es gelungen, die Säuglingssterblichkeit von 20 Proz. darüber geworden sind, daß England, Frankreich   und Außlichung der Weinkontrolle. Wenn das Weingesetz überall auf 16 Proz. herabzudrücken. I and bestimmte Vereinbarungen über eine Ab- streng und gleichmäßig durchgeführt wird, genügt es. Abg. Autrick( Soz.): grenzung der gegenseitigen Interessensphären Abg. Sofinsky( Pole) begründet die Resolution seiner Partei den armenischen, syrischen und arabischen mit den außerordentlich ungesunden Verhältnissen der Bergarbeiter Gebietsteilen der Türkei   getroffen haben und welche Oberschlesiens  , unter denen die Krankenziffer eine furcht Stellung der Reichskanzler gegenüber solchen Vereinbarungen einzu- bar erschredende ist. Auch die Unfallgiffer ist auf den nehmen gedenkt. oberschlesischen Gruben noch größer wie sonst im Bergbau. Das faiserliche Versprechen, Zeit, Dauer und Art der Arbeit so zu regeln, daß die Gesundheit der Arbeiter und ihre Ansprüche auf gesetzliche Gleichberechtigung gewahrt bleiben, ist in Oberschlesien   weniger er­füllt worden wie in anderen Gegenden Deutschlands  . Die lleber­schichten in der Großindustrie gehen in die Millionen.

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Geheimrat Dr. Lehmann: Dem Reichskanzler sind Gerüchte bekannt, nach denen mehrere Mächte sich über die Abgrenzung der Interessensphären in der asiatischen Türkei   geeinigt haben sollen. ( Hört! hört!) Irgend welche amtlichen Mitteilungen liegen darüber nicht vor. Umgekehrt lassen dagegen unzweideutige und vertrauens­würdige Erklärungen seitens der Vertreter der genannten Groß­mächte das Vorhandensein derartiger Vereinbarungen als aus geschlossen erscheinen.

Abg. Dr. Gradnauer( Soz.) fragt, ob der Reichskanzler Auskunft zu erteilen in der Lage ist, ob und inwieweit die angeblich auf amt­lichen Informationen beruhenden Zeitungsmeldungen der Wahrheit entsprechen, daß die Verbündeten Regierungen neue umfassende Militärforderungen, auch abgesehen von dem Ausbau der Luftflotte, durchzuführen beabsichtigen.

Etat des Reichsamts des Innern. Elfter Tag.

Abg. Dr. Burckhardt( Wirtsch. Vg.): Den Verlangen nach einer obligatorischen Ausbildung des Pflegepersonals stimmen wir zu. Minimale Lohnfäße festzusehen wird bei der Verschiedenartigkeit der Verhältnisse nicht möglich sein. Daß Mißstände auf diesem Ge­biete bestehen, ist zweifellos.

Heute

Als ich vor 12 Jahren die Aufmerksamkeit zum ersten Male auf die Lage der Krankenpfleger lenkte, erhob sich ein Sturm der Entrüstung, sowohl hier im Hause, wie in der Presse. Man zieh mich sogar öffentlich der Unwahrheit. Dieser Kampf aller gegen mich hielt mich nicht ab, immer wieder auf die außerordentlich elende Lage des Krankenpflegepersonals und die darauf basierenden geradezu himmelschreienden Mißstände in den verschiedenen Heil­anstalten hinzuweisen. Vor 12 Jahren stand ich allein. scheint es anders zu sein. Ich traute meinen Ohren kaum, als ich Herrn van alter so warm für das Krankenpflegepersonal ein­treten hörte. Gerade die Nationalliberalen und ihre Presse haben mich vor 12 Jahren in der niederträchtigsten Weise an= gegriffen. Vizepräsident Dove: Diese Charakterisierung der Angriffe gegen Sie bezieht sich doch nicht auf Mitglieder dieses Hauses. Abg. Antrick:

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Hoffentlich tommt das Versicherungsgesetz für die in den Kranken­häusern Beschäftigten bald zur Verabschiedung. Die Konzession zum Betriebe einer Krankenanstalt sollte nur erteilt werden, wenn die Gewähr ausreichender Fürsorge für das Krankenpflegepersonal Sie bezieht sich auf alle diejenigen, die damals in der schäbigsten Major Hoffmann: Die verantwortlichen Stellen der Reichs- gegeben ist. Notwendig wäre auch die Errichtung staatlicher Kranken- Weije den Kampf gegen mich geführt haben, sowohl inner ( Vizepräsident regierung sind sich darüber einig, daß unsere Rüstung zu pflegeſchulen. Auf die sog. Schwesternheime, die vielfach halb, wie außerhalb dieses Hauses. Lande erneut einer Verstärkung bedarf.( Hört! Kuppelei treiben, sollten die Behörden mehr achtgeben. Dove ruft den Redner zur Ordnung. Abg. Dr. Dertel hört!) Ueber den Umfang der vorzuschlagenden Verstärkung Hönnen Die Apothefer wünschen Niederlassungsfreiheit. Das geht nicht, begrüßt dies mit einem freudigen Zuruf.) Glauben Sie, Herr zurzeit noch feine Mitteilungen gemacht werden, da der dann wären die Tagen nicht mehr aufrecht zu erhalten und die Dr. Dertel, die Mißstände sind dadurch aus der Welt geschafft, Bundesrat noch nicht darüber beschlossen hat.( Lachen.) Preise der Arzneien würden viel teurer. Das richtigste wäre die daß ich zwei oder drei Ordnungsrufe erhalte?( Sehr wahr bei Verstaatlichung der Apothefen, aber daran ist ja nicht den Sozialdemokraten.) Nicht nur die Abgeordneten und die Presse, auch zu denken. Für die Bekämpfung des Geheimmittelschwindels wäre die Regierungsvertreter sind damals mit denselben Argu­jedenfalls eine Mehrheit im Reichstage zu haben. menten gegen mich vorgegangen. Heute haben alle bürgerlichen Parteien Die Beratung wird beim Kapitel Reichsgesundheits- Präsident des Reichsgesundheitsamtes Bumm: Eine reichs- ihr warmes Herz für das Krankenpflegepersonal entdeckt und auch von amt" fortgesezt. gefeßliche Regelung des Hebammenwesens hält Regierungsseite wird zugegeben, daß die Verhältnisse tatsächlich so Hierzu verlangen eine sozialdemokratische und eine polnische der Bundesrat nicht für angängig, doch sind Grundfäße für die liegen, wie ich sie im Jahre 1900 schilderte.( Sehr richtig! bei den Ich begreife nicht, woher man damals Sch Resolution Untersuchungen über die gesundheitlichen Verhältnisse gleichmäßige Regelung der Hauptgesichtspunkte, die dabei in Betracht Sozialdemokraten.) Jetzt wird zu der Bergarbeiter. tommen, vom Reichsgesundheitsamt ausgearbeitet, sie werden im Mut nahm, etwas, was feststand, abzustreiten. Eine freisinnige Resolution wünscht, die Errichtung eines Reichsgesundheitsamt beraten und dann den Bundesregierungen mit gegeben, daß eine Neuregelung der Verhältnisse notwendig ist. Instituts für die wissenschaftliche Erforschung der geteilt werden. Sie sollen sich beziehen auf die Erfordernisse der Im vorigen Jahre wurde eine entsprechende Resolution ange­Milchwirtschaft zu erwägen. Zulassung zum Hebammendienst, die Ausbildung usw. Der nommen, aber geschehen ist nichts.( Sehr richtig! bei den Eine sozialdemokratische Resolution verlangt einen Gesezentwurf, Ser anken- und Invalidenversicherung sind die Heb- Sozialdemokraten.) Zu dem betreffenden Antrag heißt es unter der die Verhältnisse des Pflege, Massage- und Bade- ammen allerdings nicht unterworfen, doch hat der Bundesrat die den Entscheidungen des Bundesrats: personal regelt( Prüfungswesen, Unterstellung unter die Gewerbe- Befugnis, die Invalidenversicherung auf sie auszudehnen; bisher ist

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Kleines feuilleton.

Das schmerzlose Sterben. Ist das Sterben so furchtbar, wie es in der Literatur oft dargestellt und im gewöhnlichen Leben oft ge­glaubt wird? Die Frage hat sich mancher vorgelegt. Der Berliner  Prof. C. A. Ewald suchte in einem in Wien   gehaltenen Vortrag eine Antwort darauf zu geben, der wir folgendes entnehmen: Man kann unbedenklich behaupten, daß fast niemand sich des Augenblids feines Todes bewußt wird und die Empfindung eines Todesschmerzes Hat. Nicht das Sterben, sondern die vorausgegangene Strankheit ist es, die einzelne Sterbende fast bis zum letzten Augenblick dulden läßt. Aber dann wird auch ihnen das Bewußtsein umnachtet, der Engel des Todes umhüllt ihre Seele mit dichtem Schleier und trägt sie davon. Ich habe in meinem Berufe viele Hunderte von Menschen sterben sehen und an vielen Sterbebetten gejeffen ausnahmslos wiederholt sich dieselbe Erfahrung: bewußt und schmerzlos gleiten sie in den ewigen Schlaf hinüber. Gebärden, die auf Qual und Schmerz hindeuten der so gefürchtete Todestampf, das fürchterlich tlingende Raffeln über den Lungen, das oft tagelang andauert, er­dem Kranken respektive Sterbenden sind scheinen uns schrecklich,

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Musikpflege ist da weit besser dran. Der Reichtum an erst klassigen Werken jeder Gattung ist unerschöpflich. Ihm entspricht der Reichtum an ausübenden Künstlern ersten Ranges, denen fast aus­nahmslos eine freie Selbstbestimmung ihre Betätigung in Konzerten für die Arbeiter wesentlich erleichtert. So sehen wir denn die Musik­pflege einen immer breiteren Boden gewinnen. Und konstatieren ferner ihr Wachstum in die Höhe und Tiefe eines mitgehenden Ver­stehens und lebhaften Interesses.

Dieser Kammermusikabend

schule!

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Erwägungen schweben noch!"

Wie kommt's, daß die dressierte Meute Diesmal nicht tiefmoralisch fläfft? Es wittern ein Engrosgeschäft Die nationalen Handelsleute.

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Den Krieg, sie säugten ihn wie Ammen. Den Frieden haßt der Marodeur. Nun schürte Enver Bei die Flammen, Und der Profit winkt aber sehr! Wenn sich die Völker massakrieren, Gebraucht man sehr viel Blei und Stahl. Hingegen braucht man die Moral, Das Bolt im Frieden zu barbieren!

Notizen.

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Pan.

nebenbei gesagt: eine der schönsten und ergiebigsten Darbietungen der Arbeiterbildungs­beweist es. Eine gewaltige Masse Zuhörer erfüllte den großen Saal in Kellers Neuer Philharmonie. Biele mußten mit einem Stehplatz vorlieb nehmen; aber sie taten es gern in Erwartung sublimster Kunstgenüsse, die von acht hervorragenden Instrumentalisten, darunter weltberühmten Künstlern, wie Florian Zajic  , Heinrich Grünfeld  , Dstar Schubert u. a. geboten wurden. Mozarts herrliches Quintett und Beethovens einzig bilderreiches Septett- Von den Berliner   Theaterpleiten. Die Krise Opus 20, im Jahre 1800) geschrieben umrahmten das Pro- des Friedrich Wilhelmstädtischen Schauspielhauses gramm, das außer vier anderen Kammermusikstücken des ist jetzt in das literarische Stadium eingetreten. Die Hausbesizer unsterblichen Salzburger Meisters Lieder bon Beethoven und der Bächter streiten sich in den Blättern, ob Herrn Nordaus und Weber brachte. Fräulein Elsa Dantewit be- Schulden 360 000 oder bloß 180 000 m. betragen und ob er bald währte sowohl in den zwischen 1810 bis 1815 ent- geht oder noch weiter schwimmt. In einer Gläubigerversammlung fie es nicht, weil er sich zu allermeist bereits in jenem apathischen standenen Schottischen   Gesängen( mit Triobegleitung: die des Theaters Groß- Berlin wurde vom Konkursverwalter mit­Zustand befindet, in dem alle Eindrücke in verringerter Energie Professoren Bajic, Grünfeld und Schubert), wie in Webers geteilt, daß die Aussichten für die Gläubiger sehr schlecht sind. Eine oder gar nicht mehr empfunden werden. Aber weil sie eine Qual Liedern( mit Klavierbegleitung) weichen Vollflang ihrer ausgeglichenen Million Forderungen fallen ganz aus und für den Rest ist auch für die Umgebung des Sterbenden sind, sollte man in Kranken- Sopranstimme und wirksamen fünstlerischen Vortrag. Offensichtliche schlecht gesorgt. Das Theater war schon bei der Eröffnung bankerott, häusern Sorge tragen, daß besondere Sterbezinmer eingerichtet werden. Die Kranken auf den allgemeinen Sälen sterben zu lassen Hingebung und meisterhafte Ruhe von Seiten der Zuhörer ließ die da das Zugstück ausblieb.( Die deutschen   Dichter" Leipziger   und und allenfalls einen Schirm vor das Bett zu stellen, ist im höchsten Darbietungen der Konzertgeber in wundervoller Klangschönheit sich Kadelburg hatten sich ihren Schmarrn aber gehörig bevorschussen laffen.) Die Schauspieler spielen schon ohne Gage den Gründern Und was für die Krankheiten gilt, Maße inhuman und grauiam. und Schiebern wird aber sicher nichts abgehen. das gilt auch für den Tod durch Unglücksfälle. Vorträge. In der Gesellschaft für positivistische Philosophie spricht am 31. Januar abends 8 Uhr Herr R. Goldscheid über das Thema Kulturperspektiven" ( Technische Hochschule, Hörsaal Nr. 50). Gäste haben freien Zutritt. Theaterchronit. Im Lessing Theater müssen wegen Unpäßlichkeit des Herrn Marr die für Mittwoch und Sonn­abend angefeßten Aufführungen von Rose Bernd" verschoben werden; statt dessen geht, Das Prinzip" in Szente. Hans Pfizer als Bedmesser. Ein lustiger Bühnenzwischenfall hat sich in Straßburg   ereignet. Man gab dort die Meistersinger. Im zweiten Afte bekam der Darsteller des Beckmesser einen so starken Schwindelanfall, daß er nicht mehr auf­treten konnte. Man beruhigte das Publikum und sorgte für Ersatz. Nach einer halben Stunde Pause ging die Aufführung weiter. Den Beckmesser spielte jegt der Operndirektor Hans Pfigner, der eben noch dirigiert hatte, zu Ende. Er hatte sich schnell den Bart ab­nehmen lassen und gab nun, von einigem Stimmmangel abgesehen, einen vortrefflichen Beckmesser.

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offenbaren.

Soweit uns Nach­

richten darüber zu Händen sind es handelt sich um Personen, die wieder ins Leben zurückgerufen wurden, ist das Empfinden im Augenblick des Ertrinkens, des Abstürzens, des Verblutens feineswegs auf den Tod gerichtet oder sich in einer Todesgefahr bewußt, sondern wird entweder von gleichgültigen oder sogar von augenehmen Borstellungen, in denen allerlei Vorkommnisse des früheren Lebens mit vollster Deutlichkeit auftauchen, eingenommen. Daraus mag fich dann der Mythus entwickelt haben, daß dem Er­trinkenden sein ganzes vergangenes Leben mit Blizesſchnelle in dem Moment des Sterbens an dem inneren Auge vorüberzöge. Ja, selbst von denen, die von einer Kugel plötzlich durch den Kopf geschossen oder unter dem Messer der Guillotine gefallen oder von elektrischen Funken getötet find, läßt sich auf Grund physiologischer Erfahrungen mit Sicherheit annehmen, daß ihr Tod völlig schmerz­los erfolgt ist.

Mufit.

Kammermusikabend der Arbeiterbildung& schule. Mehr und mehr scheinen sich Kunstbestrebungen innerhalb der Berliner   Arbeiterschaft auf die Pflege edler Musik zu konzen­trieren. Die Ursache für dies Symptom liegt zunächst im rapiden Rüdgang der örtlichen und allgemeinen Theaterverhältnisse. Fehlt es schon überhaupt am Zuwachs neuer gediegener Theaterstüce, so wird es nachgerade immer schwieriger, Dramen zu finden, die den Anschauungen und ethischen Interessen der Arbeiter halbwegs ent­gegenkommen. Eine weitere Schwierigkeit besteht, infolge einer ge­wissen Gebundenheit der Schauspieler darin, daß es immer weniger gelingt, gediegene Darsteller für die Mitwirkung zu gewinnen. Die

Humor und Satire. Patrioten Moral.

e. k.

Nazim Pascha ist bei dem Aufstand erschossen worden und wie uns versichert wird, hätte die Kugel feinen größeren Schädling der Türkei   aus dem Weg räumen Die Post."

tönnen."

Wer die erhab'nen Mandarinen Dort oben zweifelnd sonst besah, Wer schweigend, mit gleichgült'gen Mienen Verharrt bei ihrem Hip hurra!" Wer nicht das Maul weit aufgerissen, Wenn grad' das ihre offen stand Der ward auf dem Papier verbrannt Und in den Höllenpfuhl geschmissen. Denn also flangen ihre Töne: Die Obrigkeit, sie ist von Gott, Und wer sie stürzt, geliebte Söhne, Gehört natürlich auf's Schafott. Doch machen gar beim Militäre Tendenzen destruktiv sich breit, Dann, Tod und Teufel, schnell bereit Zum scharfen Schusse die Gewehre! Und nun? Ach ja, die Dardanellen Sind fern und auch der Bosporus  ; Es friegen schmaßend die Nebellen Jetzt von der Post" den Bruderkuß.

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Patriotismus. Dem gewöhnlichen Menschen ist das Vaterland, wo ihn sein Vater gezeugt, seine Mutter gesäugt und sein Pastor gefirmelt hat; dem Kaufmann, wo er die höchsten Prozente ergaunern kann, ohne von dem Staat gepflückt zu werden; dem Soldaten, wo der Imperator den besten Gold zahlt und die größte Insolenz( Unverschämtheit) erlaubt; dem Gelehrten, wo cr für seine Schmeicheleien am meisten Weihrauch oder Gold erniet; dem ehrlichen, vernünftigen Manne, wo am meisten Freiheit, Ge= rechtigkeit und Humanität ist. Also findet der lette nur selten sein Vaterland. ( Seume: Apokryphen.)