?vrperchen. ES wäre allerdings zwecklos, den Schwännern für die öakatistenpolitik, die natürlich zugleich ihre Nutznießer find, mit Rechtsgründen zu kommen, das wäre ein Versuch an durchaus un- tauglichem Objekt. Daß ihr Vorgehen mit den Geboten der Ethik nicht im Einklang steht, ist ja für die Hakalisten an sich ein Gegen- stand minderer Bedeutung, und wenn etwas an diesen unerfreulichen Dingen erfreulich ist, so die O f f e n h e r z i g k e i t, mit der sich die Hakalisten zu ihrer ethischen Dickfelligkeit, Will ich einmal sagen, bekennen. Einer ihrer hitzigsten Vorkämpfer, Justizrat Wagner, hat auf einem Ostmarkemoge erklärt:„Wir wollen den polnischen Besitz verringern, was dabei aus den Polen wird, geht uns nichts an". lHört! Hort! bei den Sozialdemokraten.) Er sagte weiter:„Die„Frankfurter Zeitung " bat kürzlich ironisch gesagt, ob den Polen Recht oder Unrecht geschehe, sei wohl Nebensache. Das ist auch Nebensache".(Hört I hörtl bei den Sozialdemokraten.) Und ein Mitglied dcS Reichstaas. der Abg. v. Liebe rt, hat für die Polcnpolitik den Grundsatz proklamiert:„Macht geht vor Recht",— er nickt mir be- stätigend zu � ein sehr lapidarer Grundsatz, der aber eigentlich besser paßt zum preußischen Kasernenhof. auf dem ja Herr v. Liebert Bescheid weiß, als zum kleinen Katechismus in dem er wenigstens Bescheid wissen sollte.(Heiterkeit und Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Diesen Grundsatz mit den Prinzipien der Ethik in Einklang zu bringen, dazu gehören schon die Eigenschaften eines Schlangenmenschen, der sich durch die Sprossen einer Leiter hindurchwindet.(Heiterkeit.) So wenig ich an die Ethik der Hakatisten appelliere, so wenig will ich appellieren an ihr Kulturschamgefühl. Als die Enteignungsvorlage eingebracht Wurde, hat der bekannte polnische Dichter Sienkiewicz die Meinungen hervorragender Leute aller Länder darüber in einem Buche ge- sammelt. Es befinden sich Namen von Wellruf darunter, das Werk ist in seiner Art ein Kulturspiegel, aber wenn man hineinblickt, ist man nicht gerade entzückt davon, ein Deutscher zu sein, denn alle diese Stimmen sind einig in der Brandmarkung dieser Gesetzgebung, und was peinlicher wirkt, als die Entrüstung, ist das Erstaunen bei vielen, das Befremden darüber, daß in einem Volke, das stolz ist auf seine Zivilisation, stolz auf seine großen Dichter, bei einem Volke des 20. Jahrhunderts, derartiges überhaupt möglich ist. Es finden sich darunter Männer aller Parteien, wie ich ausdrück- lich betonen möchte, auch viele Freunde deutschen Wesens, die nicht nur im Namen der Gerechtigkeit, sondern auch im Namen des Christentums Einspruch erheben gegen die Enteignungswillkür. Da schreibt z. B. der Pfarrer R a g g a tz— er ist der Rechten allerdings verdächtig, denn er ist der Pfarrer jenes Baseler Münsters. das am 24. November 1912 von der gewaltigen Friedenskundgebung des Sozialismus widerballte. Dieser Pfarrer schreibt:„Es ver- steht sich meines Erachtens ganz von selbst, daß jeder, der das Evangelium predigt, oder sich dazu bekennt, solche Dinge verurteilt, denn sie schlagen seinem Geiste ins Gesicht."(Hört! Hört! dei den Soz.) Da in Deutschland ein evangelisch-orthodoxeS Blatt, der.Reichsbote", es fertig gebracht hat, zu schreiben: Im Namen des Christen- t u m S muß gegen die Friedensbewegung protestiert werden" (Hört I hört I bei den Sozialdemokraten), so zweifle ich nicht daran, daß sich auch hier Diener des Christentums finden werden, die es für die erhabenste Blüte der christlichen Weltanschauung aus- geben, wenn Leute ohne Schuld von ihrem Haus und Hof verjagt werden. Wir Sozialdemokraten sind auch deshalb Gegner des Ent- cignungsverfahrens, weil es sich um die � brutale Anwendung eines brutalen Ausnahmegesetzes handelt, mit dem ja nach Cavours bekanntem Wort jeder— ich will den Satz aus dem Zoologischen ins Parlamentarische übertragen— geistig Minderbegabte(Heiterkeit) regieren kann. Vor allem wenden wir uns dagegen, weil es sich hier bandelt um eine eklatante Verletz ri n g der Reickisverfassung. Auf einem Hakatistentag in Bromberg hat bekanntlich Herr v. Tiedemann gesagt: Wir dürfen nnS nickt bange machen lassen, wenn der eine oder andere in übergroßer Gewissenhaftigkeit sagt: Das ist gegen die Verfassung.(Hört I hört I bei den Sozial- demokraten.) Das ist auch das Bekenntnis einer schönen Seele, aus ein bißchen Verfassungsbruch kommt es den Polenfressern nicht weiter an. Es kommt ihnen auch nicht an auf ein bißchen Revolution, denn die Enteignung ist, darüber wollen wir uns im llaren sein, ein Stück Umsturz von oben.(Sehr wahr l bei den Sozialdemokraten.) Unlängst hat Kollege Gröber hier wegen der Anwendung des Jesuitengesetzes den Bundesrat in Parallele gerückt mit dem französischen Nationalkonvent von 1793. Ich will nickt entscheiden, ob mit Recht oder Unrecht, aber bei der Polenenleignung trifft allerdings der Vergleich des preußischen Ministeriums mit dem französischen Konvent ins Schwarze tGlocke des Präsidenten,— Lautes Gelächter bei den Sozialdemo- kraten.) Präsident Kaempf: Wenn Sie vorhin dem Reichskanzler Pflicht- Vergessenheit vorgeworfen haben, so überschreitet das die Grenze des Parlamentarismus. Abg. Wendel(fortfahrend): Es ist mir allerdings wohl bewußt, daß ein gewisser Unterschied besteht zwischen dem Bürger Robespierre und dem Bürger Betbmann H o l l w e g.(Große Heiterkeit bei den Sozialdemo- kraten.) Aber der Vergleich fällt in diesem Falle noch zugunsten des französischen Konvents aus, den» damals wurden nur Leute enteignet. die- gegen ihr Vaterland die Waffen getragen hatten, hier aber werden Leute von Haus und Hof gejagt, ohne daß auch nur ihre Gesinnung dabei in Frage kommt.(Sehr wahrl bei den Sozialdemokraten.) Mit welchem Maßstab auch die Enteignung in Preußen gemessen wird, sie verstößt gegen jedes christliche und juristische, gegen jedes politische und allgemein menschliche Empfinden. In den deutschen Schulen wird noch immer Schiller gelesen. In seinem hinrerlassenen Drama Demetrius hat er sich auch mit polnischen Dingen beschäftigt. Die Herren rechts zitieren daraus immer nur eine Stelle, die nicht einmal Schillers Meinung ausdrückt, wonach Verstand nicht bei der Mehrheit, sondern bei wenigen ist. Sie sollten lieber auf die andere Stelle achten: Es ist die große Sache aller Staaten und Kronen, das geschehe was rechtens ist und der Welt das Seine werde. Denn da. wo die Gerechtigkeit regiert, da freut sich jeder seines Erbes." Die preußischen Polen können sich unter dem Damokles- schwert der Enteignung ihres Erbes nicht freuen, ihr Erbe kann ihnen jeden Augenblick genommen werden. Man könnte daraus schließen, daß in Preußen alles andere als die Gerechtigkeit regiert. Das Enteignungsgesetz fügt sich dem ganzen Bild deS preußischen Staates an, der die K l a s s e der Arbeiter rechtlos macht, der den Angehörigen einer Konfession, den Juden, das Stigma der Minderwertigkeit aufdrückt. Fehlte das EuteignungSgesetz, so würde Preußen nicht Preußen sein, eS hätte dann einen Schönheitsfehler.(Heiterkeit.) Die Enteignung in Preußen ist ja nicht von beute und gestern. Der preußische Staat hat schon mehr enteignet als ein paar Ritler- güter. Es gab eine Zeit, wo man— die Welsen werden das wissen— im Volke davon sprach, daß�der Spruch am Helm der preußischen Garde„Luum Liiiguo"(Jedem das Seine) bedeute „Jedem das Seine rauben"(Heiterkeil). Auch die. Polen - cnteignung ist nichts neues. Friedrich II. war der erste preußische König, der mitschuldig war an dem politischen Verbrechen der Teilung Polens (Heiterkeit. Präsident Kaempf ruft den Redner zur Ordnung.) Ich bedauere sehr, daß die Klingel des Präsidemen mich unter- brocken hat. ehe ich den Satz zu Ende gesprochen habe. Ich wollte -hinzufügen, daß der Ausdruck nicht von nur stammt, sondern von einem Manne, der dem Ordnungsruf des Präsidenten entzogen ist und der in diesem JubiläuinSiahr 1913 als einer der größten »er Deutichlands gefeiert wird, formuliert ist. dem i? r e i Herrn v. Stein.(Stürmische Heiterkeit.) Präsident Knempf: Ich habe an dies« Stelle zu ver. hindern, daß hier unparlamentarische Ausdrücke gebraucht werden. Abg. Wendel(Soz.): Dieser erste preußische König, der an. der Teilung Polens teil- genommen hat. hat bereits die Frage der Enteignungspolitik in Angriff genommen und sich dabei eines Mittels bedient, das wir heule als Spitzelei bezeichnen. Er ließ nämlich polnische Guts besitzer in den neueroberten Landesteilen aufwiegeln, damit sie den Huldigungseid verweigern und der König den Vorwand bekäme, ihnen die Güter fortzunehmen. Ich will Ihnen das Dokument vorlesen. Sie finden es in dem hohenzollernfreundlichen Geschichtswerk von K o s e r:„Der Kammerpräsident v. Domhardt wird die Woywoden und Starosten aufreden lassen, daß sie unter dem Vorwande wie die Republik in die Landesabtretung nicht ge- willigt habe, entweder sich von selbst gleich absentieren oder doch sich zu submitiieren und den Huldigungseid zu leisten Schwierig- leiten machen, da dann deren Woywodschaslen und Starosteien gleich in Beschlag genommen und mit Administratores besetzt werden. Hierbei wird der Graf v. Keyserling die besten Dienste leisten können, wenn er der erste ist, der sich zu submitiieren und den Huldigungseid zu leisten weigert. Ich werde mir dem ungeachtet schon mit ihm verstehen, so daß er dabei nichts verlieren wird." So wenig iu rechtfertigen dieser Sckritt ist. so muß ich doch agen, es spricht doch daraus ein gewissesAnstandSgefühl, der Wunsch des absoluten Königs, vor der Welt seine Enteignung zu rechtfertigen. Er schuf Hockverräter, weil er nur Hochverräter enteignen wollte. In unseren Tagen aber wird draus los expropriiert, ohne nach Schuld oder Verdienst zu fragen. Als in der vormärzlichen Zeit ein Edikt erlösten wurde, das auf die systematische Verdrängung der polnischen Bevölkerung hin- wirken sollte, erschien es geheim. Man schämte sich damals noch.(Zuruf bei den Sozialdemokraten: Das ist schon lange Herl) Inzwischen hat man in Preußen ein robusteres Gewissen bekommen. Jetzt präskribiert man, wie zu Zeiten des Marius und Sulla . Ueber die Erfolglosigkeit dieser Politik hat mein Borredner schon gesprochen. Die preußische Regierung gleicht dem Manne, der ein durchlöchertes Faß füllen will, und je weniger'ihr das gelingen staun, um so weniger steht sie davon ab, sondern versucht es mit um so größerem Löffel.(Heiterkeit.) Dem Vater der preußischen Polenpolitik, dem Fürsten Bismarck, erschien es als ein Kinderspiel, mit den Polen fertig zu werden. Er beurteilte die polnischen Junker nach seinen eigenen Klassengenossen, und glaubte, sie würden die Hunderttausende nehmen, die ihnen für die Güter bezahlt werden, und damit nach Monte Carlo gehen, um sie auf rot und schwarz zu setzen. Dabei hat er sich verrechnet. Der Berlust ist in diesem Kampfe immer auf Seite dessen gewesen, was sich Deutschtum nennt, und der Gewinn wird— dessen können Sie versickert sein— bei R o m sein.(Große Heiterkeit und Zurufe: Sehr wahrl) Bismarcks Ansiedelungspolitik hat den Kampf erst entfesselt. In den 25 Jahren vorher hat der polnische Besitz sich um 195000 Hektar vermindert, in den 25 Jahren der Ansiedelungspolitik sind 100 000 Hektar mehr aus deutschen in polnische Hände übergegangen, als umgekehrt. (Lebhaftes Hört! hört!) und ich fürchte, mit dem Enteignungs- gesetz wird man in weiteren zwanzig Jahren keine besseren Erfabrungen machen. Man meinte, durch die Schaffung des Gesetzes würde die Preistreiberei aufhören. Die neueste Denftchrift der Ansiedelungskommission erzählt uns aber, daß im Jahre 1908, also im Jahre des Enteignungsgesetzes, ein Hektar 1180 Mark kostete, im Jahre 1911 dagegen 1395 Mark. Be- rücksichiigt man, daß im Jahre 1883, also vor der Ansiedelungs- Politik, für den Hektar nur 570 Mark gezahlt wurden, so sieht man. daß die Bodenpreise in diesem Zeilraum über 100 Proz. ge- liegen sind, man begreift, welche Gewinnst« die Großgrundbesitzer von dieser Polenpolitii einsteckten, und warum die Konservativen dies« Politik auf Verderb und Gedeih mitmachen, die für sie so voller Bedenken ist. Aber„wenn das Geld im Kasten klingt, der Junker selbst durch das Fegefeuer springt".(Heiterkeit.) Außer den Groß- grundbesitzern haben von der Polenpolitik Borteil die Beamten, denen die Ostmarkenzulage zufließt, und die Großindustriellen im W e st e n, denen billige Arbeitskräste zufließen. Ge- schädigt wird vor allem das Deutschtum im Osten durch den Boykott, der über die deutschen Kaufleute von den Polen ver- hängt wird. Zahlreiche deutsche Elemente waren die ersten, die die Suppe ausessen mußten, die die Regierung mit der Enteignung den Polen einbrocken wollte, und diese Elemente wandten sich mit einem Notschrei an die Regierung, fie möchte mit der Enteignung e i n h a l t e>i. Würde in den Provinzen Posen und Westpreußen eine Volks- abstimmung über die Polenpolitik der Regierung vorgenommen•— sie würde mit gewaltiger Mehrheit auch der deutschen Bevölkerung verworfen werden. Vier polnische Besitzer werden enteignet und 400 deutsche Händler und Kausleute werden in ihrer Existenz vernichtet. Welch grandioser Gewinn für da? Deulschuim, wenn zugleich 10 000 polnische Arbeiter nach den großindustriellen Bezirken an der Ruhr verichleppt werden, wenn dort ein polnisches Gemeinwesen ent- steht, von dessen Umfang man sich nur schwer eine übertriebene Vorstellung machen kann. Im Jahre 1905 gab es im westlichen Preußen 1212 Gemeinden, in denen die polnische Bevölkerung mehr als 10 Proz. ausmachte. 414 Gemeinden, in denen sie mehr als 25 Proz. betrug, und 67 Gemeinden, in denen sie mehr als die Hälfte betrug.(Hörtl hört!) Seitdem hat sich das Verhältnis zugunsten der Polen noch verschoben, immer neue Ströme polniicher Arbeiter werden aus dem Osten nach dem Westen geleitet. 1905 gab es in den beiden Regierungsbezirken Arnsberg und Münster in den Volksschulen 4000 Kinder, die nur polnisch sprechen konnten, 1911 gab es deren schon 20 000; mit einem Fremdwort nennt man das Germanisterung.(Große Heiterkeit.) Darüber sollte man sich entrüsten, daß in diesen rein deutsche» Gebieten allmählich die Sprache Goethes von der Sprache K o r f a n t y s verdrängt wird.(Heiterkeit!) Aber diese polnischen Arbeiter sind anspruchslos, sie sind noch befangen in der verdammten Bedürfnislosigkeit und deshalb sind sie den Jndustrieherren will- kommen als Lohndrücker und gottgewollte Streikbrecher. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Der Ruhrbergbau befindet sich auf einer viel niedrigeren Stufe der technischen Entwickelung als der amerikanische und englische, weil er zugeschnitten ist aus zu- gewanderte ungelernte Arbeiter, die eben williger sind, aber mit den Mitteln der Technik nicht umzugehen verstehen. Eine andere Spielart der Hakatisten wie diese Großindustriellen des Westens sind die konservativen Großgrundbeiitzer. Sie haben allen Aus- nahmegeietzen-zugestimmt, durch die die Polen zurückgedämmt werden sollen. Auf der Tribüne des Parlaments sage» sie, ivir baben zuviel Polen im Lande, wir müssen mit ihnen aiifrälmien. Aber dabeim aus ihrer Klitsch« meinen sie, wir haben zu wenig Polen , und zieben Jahr für Jahr Hunderttausende von polnischen Arbeitern aus Rußland und Galizien herüber. Den Import u o n billige in Schweinefleisch Verbinder» sie mit allen Mitieln, aber vom Import von billigem Meuschenfleisch können sie gar nicht genug bekommen.(Sehr richtig I bei den Sozialdemo. liolen.) Ans allen großen Gütern des Ostens besteht das ganze Ver- lonal aus Polen . Der Fürst von Thurn und Toris der Guisherr vo» Krotoichin, der 100 000 Hektar besitzt, gebietet über eine Bevölkerung d.e zu mehr als vier Fünftel aus echten Pole» bestebt. Der Grotzgrundbesitzer ist meist Hakatist aber der Großgrundbesitz dient de», Polentum. Wie diese Herren Geld verdienen, hat anschaulich Ludwig Bern- h a r d in seine», bekam, len Buche geschildert. Der Junker verkonit sein Gut an einen polimchen Giiterichlächter etwa für 500 000 M.. bedingt sich aber em RncklrUlsrech» aus für eine gewisse Zeit gegen ein Reugeld von etwa 30 000 M. Dan» beginnt e i n Sturm auf d, e Ans» e d e l u n g z k o m»n i s s i o u. die den Verkäufer zum Rücktritt bewegt, damit das Gut nicht in polnische Hände kommt, und es ihm gegen Zahlung bau 500 000 M. sowie des Reugeldes von 30 000 M. abnimmt. Und diese 30 000 M. teilt dann der Junker, wie vorher vereinbart, mit dem Polen . Auf dkdse Weise haben sich recht viele germanisieren lassen.(Heiterkeit.) Allein im Jahre 1905 sind der Ansiedelungskommission aus diese Art 325 größere Güter angebolen worden. Ueber all diese Dinge wird sich nur der wundem, der nicht weiß, daß bei den Hakatisten das Portemonnaie einen sehr großen Teil des Or« ganismuS ausmacht.(Große Heiterkoit.) Diese Politik mutz auch deshalb erfolglos sein, weil die polnische Bevölkerung gar nicht mehr im Großgrundbesitz vorhanden ist, sondern in der Bevölkerung der Städte. In der polnischen Fraktion findet das seinen Ausdruck darin, daß immer mehr bürgerliche Abgeordnete hier erscheinen. Die Hakatisten fordern, daß durch die Enteignung deutsche Dörfer rund um größere polnische Städte ent» stehen, und dadurch das polnische Bürgertum ausgerottet wird. Selbst wenn das Erfolg haben könnte, würde doch nur herauskommen, daß eine Reihe polnischer Existenzen proletarisiert würden, man kann ihnen wohl ihren polnischen Kramladen nehmen, aber nickt ihr polnisches Herz.(Sehr richtig I) Fürst B ü l o w hat hier über die kaninchenhafte Vermehrung der polnischen Be- völkerung geklagt. Wenn die Regierung nicht den Willen und die Macht hat, alle männlichen Polen in den Zustand zu versetzen, der für die männlichen Hofchargen des Sultans als Vorbedingung gilt(Stürmische Heiterkeit), so wird die Regierung mit dieser Polenpolitik nur immer tiefer in die Bredouille kommen. Es ist auch die Frage ausgeworfen worden, warum man gerade jetzt, nachdem man das Gesetz vier Jahre im Zustand voller Jungfräulichkeit gelassen hat, an seine Anwendung heran- geht. Rein vom Standpunkt der Regierung erscheint der gegenwärtige Augenblick im Hinblick auf die internationale Lage als der allerungeeignetste, um große, nach Millionen zählende Volksteile zu erbittern.(Lebhaftes Sehr richtig!) Gerade in den Tagen internationaler Spannung sollte man ver- suchen, alle BolkSteile zn versöhnen. In den Jahren 1863 und 1870 schickte der General v. Steinmetz die Regimenter aus Posen und Westpreußen unter den Klängen des„Noch ist Polen nicht verloren" ins Feuer, und sie haben sich tapfer geschlagen. Ich glaube, die hakalistische Musik der Enteignung wird aus die polnischen Soldaten weniger anfeuernd wirken.(Sehr richtig!) Aus den großen Umwälzungen im Orient könnte die preußische Regierung manche gute Lehre ziehen. Der Znsammenbruch des Türkenreiches und das Wiedererwachen der Balkanvölker scheint anzudeuten, daß auch Urteile des Weltgerichts — die Geschichte ist ja das Weltgericht— einer Revision unterliegen, und es ist nicht richtig, daß die Urteile von 1772 für alle Zeiten gelien müssen. Der Hauptfehler der Türken war sicher eine falsche Nationalitätenpolitik. Die Fungtürken wollten die Albanier. die Mazedonier, mit Gewalt osmanifieren. Dadurch riefen sie die Aufstände hervor, die dann erst die ganze Ohnmacht des türkischen Staates aufzeigte, so daß die Balkanstaaten den Mut zum Los- schlagen bekamen. Wer lernen will, kann lernen. Jetzt jammern die alatisten, daß die Umwälzung auf dem Balkan die Macht des -lawenlums gestärkt und die Polen ermutigt habe. In einer Grau» denzer Zeitung wird darüber geklagt, daß ein polnischer Bürger einem der Balkankönige zu seinen Erfolgen beglückwünscht hat. Als ob ein Graudenzer Staatsbürger nicht dasselbe Recht hat, wie ein Berliner Staatsbürger, der seinerzeit telegraphisch dem Burenpräsidenten einen Glückwunsch schickte.(Lebhafte Heiterkeit.) Die jammernden Hakatisten vergessen: wenn die Polen dein PanslawiSmuS in die Arme getrieben sind, so geschieht das lediglich durch die Gewaltpolitik Preußens, besonders durch dos Enteignungsgesetz. DaS Jahr des Enteignungs- geietzeS war ein Triumph für den PanslawiSmuS. Die Folge der Anwendung deS Enteignungsgesetzes wird ein noch engerer Zu- sammenschluß des Slawentums sein. Man begreift den grandiosen Humor, der hierin liegt, erst ganz, wenn man weiß, daß Bismarck diese ganze Politik unternommen hat, um die Gefahr des PanslawiSmuS zu bannen. Al« Frankreich an die Seite Rußlands getrieben war. fürchtete Bismarck , daß bei einem Krieg mit Rußland die Provinzen Posen und Westpreußen einen revolutionären Brandherd abgeben kö»»ten. Des- halb begann er die Polen einzudeutschen. Daß das mit Entgegenkommen, besonders auf wirtschaftlichem Gebiet, geschehen könne, begriff der Mann der Blut- und Eisenpolitik nicht, und so begann er die gewaltsame Politik, die jetzt zum Enteignungsgesey geführt hat und für die Regierung von lauter Niederlagen begleitet war. Der Zweck dieser Politik war die Schwächung des Pan» s l a w i s m u s, ihr Erfolg ist die Stärkung des Pan- slawismus. So gleicht die preußische Regierung dem Riesen, den eine Fliege aus der Nase kitzelt, und der nun mit einem Stein daraus schlägt.(Heiterkeit.) Die Fliege flieg: davon, aber die Nase ist zerschmettert. Fürst B ü l o w sagte, wir iverden die scharfe Waffe des Ent- cignuiigsgeietzes nicht zum Angriff, sondern nur zur Berteidigung des Deuljchtuins gebrauchen. Der stenographische Bericht verzeichnete: Heiterkeit bei den Polen . Diese skeptische Heiterkeit war sehr be- rechtigt. Was ist den» geschehen, daß die Anwendung deS Gesetzes im Sinne der Verteidigung des Deutschtums rechtfertigen könnte. Schmieden die Polen hochverräterische Pläne oder glaubt man. daß Herr S e y d a als moderner Tadeuü Koszciusko leine Scharen gegen die Maschinengewehre führen will.(Heiterkeit.) Das Warum des ZeiwunkteS der Anwendung des Gesetzes bleibt ein Geheimnis. Heinrich Heine sagt:„Die Handlungen eines Furcht- samen wie dw emes Genies liegen außerhalb jeder Be« r e ch n u n g." Wer den Reichskanzler für ein Genie hält, wird also darin den Grund für die Wahl dieses Zeitpunktes finden.(Große Heiterkeit.) ES muß auch solche Käuze geben. Wir andern werden uns für die andere der beiden Erklärungen entscheiden. Ich tvlll nun der Regierung aber nicht nachsaaen. daß sie dem meutchltchen GefühlderFurcht zugängw ist. Darum will ich"urhypo- thetisch mich ausdrücken: wenn die Regierung Furckl hatte, so sicherlich nicht vor den Polen , sondern vor den Polensresiern. Dazu gehört ja die k l e i n e G r u v v e d e r A l l d e u t) ck e n. teie flehen nicht auf du und du mit der Regierung. Die Regierung lsi ihnen ZU weich, sie zeigt nicht die gepanzerte Faust, sie können es nicht ver- schmerzen, daß wir wegen Marokko nicht Krieg m,t der halben Welt gesührt haben, sie tragen eS dem Reichskanzler noch nach, daß er hier im November 1911 im Reichstag ihnen die Maske vom Gesicht gerissen und ihren Tamtam aufgedeckt Hot. Dielen Alldeutschen ist auch die Polenpolitik zu milde, und sie haben immer stürmilcher die Anwendung des Enteignungsgesetzes verlangt. Schließlich haben sie ein Ultimatum gestellt. H-rr v Z e d l, tz schrieb in der„Post „Das Vertrauen an der Fest.gke.t der Regierung- dieses„an" darf man ihm nicht übel nehme», wie alle Alldeutschen steht er auf Kriegsfuß mit der deutschen Sprache(Große Heiterkeit)— also: das Vertrauen an der Festigkeit der Regierung ,st durch eigene Schuld bereits bedenklich erichutlert;eS würde aus den Null» punkt sinken, wenn man annehmen mngie. daß auch der Kurs der Polenpolitik nickl mehr seit>«>. Im Herbfl desselben Jahres wurde die erste Enteignung vorgenommen. Es wäre wunderbar. wem, hier kein Zuiommenhaiig be, lande. Alles spnckl dafür, daß die Enteignung nur eine captatio benevolentiae(Erlangung deS WoblwollenS) für die Alldeullchen sein sollte. Das wäre noch viel verwerflicher, als wen» sie aus irgendwelchen in der Sache selbst liegenden Gründen vorgenommen würde.(Lebhaftes Sehr wahrl) Ich glaube, daß die Regierung nickt leichi an die Enteignung gegangen ist. fte ging wohl mit demselben Hochgefühl daran, w l e der Teufelan das Weihwasser(Heiterkeit.) Denn Iva» das wesenilichste an der Enteignung ist und sie über eine rem polnische Frage hinaushebt. ist folgendes:(Zuruf.) Wir Sozial. demokraten schlagen lein Kreuz vor dem Worte„Euteignuilg". Ganz im Gegenteil. Enteianuna klingt uns sehr lieblich ins Ohr.(Heiterkeit.) c« ist eine»- der stzm«
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