Br. 38. 30. Jahrgang 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt
Ein Mädchenmord.
Vor dem Schwurgericht des Landgerichts III begann gestern die Verhandlung eines Mordprozesses, bei dem ein Indizienbeweis geführt werden muß. Die Anklage richtet sich gegen den 25 Jahre alten Techniker Karl Stahl aus Wilmersdorf . Er ist beschuldigt, in der Nacht zum 23. März 1912 zu Wilmersdorf vorsätzlich die lebige Köchin Margarete Rosenburg getötet und die Tötung mit Ueberlegung ausgeführt zu haben.
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Der Angeklagte ist der Sohn eines Bauunternehmers; er hat eine Realschule und dann eine Baugewertschule besucht und das Zeugnis zum einjährig- freiwilligen Militärdienst erworben, ist aber nicht Soldat gewesen. Sein Geburtsort ist Kuchen, Kreis Geißlingen in Württemberg . Im Jahre 1909 ist er wegen schweren Diebstahls zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Am Sonnabend, den 23. März, wurde in der Rudolstädter Straße in Dt.- Wilmersdorf - früher Ringbahnstraße die Leiche der Köchin Margarete Rosenburg mit dem Stopfe in einer Blutlache borgefunden. Die Tote hatte eine Schußwunde in der rechten Schläfe und hielt einen Revolver in der linken Hand. Die Lage der Toten ließ zunächst auf einen Selbstmord schließen. Am Morgen nach der Auffindung der Leiche traf bei dem Notar Thinius in Wilmersdorf ein Brief ein, in welchem die Rosenburg mitteilte, daß sie sich das Leben genommen habe und den Angeklagten zum Erben ihrer gesamten Habe einsetze. Diese Verschreibung war in die Form eines Testaments gekleidet.
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Die Anklage behauptet, daß der Angeklagte die Rosenburg erschossen und den Brief und das Testament selbst geschrieben habe, um sich in den Besitz des etwa 2000 m. betragenden Vermögens der Rosenburg zu sehen. Der Angeklagte bestreitet auf Befragen des Borfizenden jebe Schuld. Der Vorsitzende hält ihm vor, daß er durch eine Bekanntschaft mit einer Kellnerin Pfaff auf die schiefe Ebene gekommen sei. Da das Liebesverhältnis viel Geld foftete, habe er durch einen Diebstahl bei seinem eigenen Bruder sich in den Besitz von Geldmitteln gefeßt. Er fertigte sich einen Gipsabdruck von dem Geldschrankschloß seines Bruders an und entwendete erst 1600 M. und dann beim zweiten Male 6000 M., nach dem er seinen Bruder durch einen gefälschten Brief in eine andere Stadt gelockt hatte. Wegen diefer Diebstähle wurde er zu der schon erwähnten Strafe von 1½ Jahren Gefängnis verurteilt, die er am 22. Oftober 1910 verbüßt hatte. Er ging nach Kuchen( Württem berg ) zu feinen Eltern zurück und lernte hier die Köchin Margarete Rosenburg tennen. Als die R. in Berlin eine Stellung annahm, schrieb sie dem Angeklagten, er möchte ebenfalls nach Berlin komEr tam auch im Mai 1911 nach Berlin und fand hier in einer Fabrik in der Großgörschenstraße eine Anstellung, die er aber am 15. Oftober wieder verlor. Von diesem Zeitpunkt ab ging es dem Angeklagten sehr schlecht, insbesonderre hatte er kurz vor dem Lode der R. mitunter tagelang feinen Pfennig Geld in der Tasche. Er erhielt wiederholt erhebliche Beträge von der N., die ein sehr fleißiges und sparsames Mädchen war und sich etwa 2000 M. gespart hatte, die in Papieren angelegt waren, und von ihrem Bruder, einem Lehrer in Pommern verwaltet wurden. Der Angeklagte behauptet heute in seiner Vernehmung, daß er nur etwa 300 W. bon der N. erhalten habe. Der Vorsitzende hält ihm vor, daß er felbst in einem Briefe an die R. geschrieben habe:„ Ich schulde Dir schon weit über 900.1" Auch habe er der R. einen Schuldschein über 1000 m. ausgestellt. Der Angeklagte blieb dabei, daß er nur ein paar Hundert Mark erhalten habe; die N. habe ihm den Schuldschein mit der Begründung abverlangt, daß er ihr mehr treu sei, wenn sie sobiel Geld von ihm zu bekommen habe. Die N. habe ihm das Geld direkt aufgedrängt und ihm heimlich in die Tasche geftedt.
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in den Briefkasten gesteckt habe. Der Angeklagte bestreitet das mit großer Entschiedenheit; wenn Zeugen ihn auf der Straße gefehen haben wollen, so sei dies eine gemeine Lüge und die Leute würden, wenn sie dies beschwören, einen Meineid leiſten.
Freitag, 14. februar 1913.
für bestimmte höhere Offiziere. Das Zentrum stellte diesen Antrag:" Diese Zulagen werden gezahlt für die Tage der dauernden Abwesenheit bei Fahrten auf hoher See." Staatssekretär v. Tir. pit erflärte in großer Erregung, er bleibe nicht einen Auf weitere Fragen erklärt der Angeklagte noch, daß er am Tag länger Staatssekretär, wenn dieser Antrag Mittag nach Hause gekommen sei und hier den Brief des Notars angenommen würde. Von den Genossen Ledebour und Thinius gefunden habe. Dieser habe ihm geraten, zur Polizei zu Südetum wurde dem Staatssekretär scharf geantwortet. Es ſei gehen und hier sei er nach einer Vernehmung sofort verhaftet gar teine Art, so gegen die Kommission aufzutrumpfen, wenn diese, worden. wie es ihre Pflicht ist, eine fachliche Prüfung des Tafelgelderwesens, Nachdem die allgemeine Vernehmung des Angeklagten beendet das eine Ausgabe von beinahe sechs Millionen erfordert, vornehmen ist, verliest der Vorsitzende den Brief, den der Notar Thinius in wolle. Bizeadmiral Capelle erklärte, die Seeoffiziere emp Wilmersdorf am Morgen des 23. März mit der ersten Boft erhalten finden es allgemach als eine schwere Beleidigung, wenn ihnen hatte. Der Brief war zwischen 5 und 6 Uhr vormittags abgeftem- immer unterstellt werde, fie verschafften sich gewissermaßen auf pelt und hatte folgenden Wortlaut:" Ich gehe in den Tod. Anbei Schleichwegen zuunrecht Gelder. Wo solle bei einer solchen Be meine letzte Verfügung: Sorgen Sie, bitte, für das weitere. Marg. handlung der Offiziersnachwuchs herkommen? Bizeadmiral Rosenburg." Dem Schreiben lag ein verschlossener Brief bei mit Dyd erklärte, als Oberwerftdirektor habe er solche Ausgaben der Aufschrift:" Herrn Karl Stahl, Wilmersdorf , Berliner repräsentativer Natur machen müssen, daß er froh geweſen ſei, Straße 105. nach zwei Jahren seinen Bosten aufgeben zu können. Dem hielt Testament: Halenjee, d. 8. 2. 12. Abends 212 Uhr. Mein Gen. Südetum den Ausspruch des Admirals Ahlefeldt entI. Karl! Ich verschreibe Dir hiermit zufm Troß meiner Schwester gegen: Ein Seeoffizier, der es zum Admiral gebracht habe, müsse E. mein Geld u. Wertpapiere( etwa 2000 m.), es ist auf der sich ein Rittergut erspart haben können. Mitteld. Privatb. Filiale Tangern. Sofort nach meinem Tode ausbezahlen ohne Abzug. Margarete Rosenburg, AugufteViktoriastr. 7."
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Das Reichsmarineamt will zur Freitagssigung einen Nachweis über die Verwendung der Tafelgelder erbringen, an denen auch vom Zentrum und den Volksparteilern Kritik geübt wurde. In der Beweisaufnahme erklären eine Reihe von Sachverstän- Abg. Speck und Gen. Südekum wandten sich lebhaft dagegen, tigen, daß die Lage der Leiche gegen einen Selbstmord spreche: mit daß süddeutsche Firmen bei Lieferungen für die Marine nicht Sicherheit ließe sich aus der Richtung des Schußkanals nicht schließen, augelassen werden. Gen. Brandes sprach über Arbeiterob Selbstmord oder Mord von fremder Hand vorliege. Der Revolver verhältnisse. Am Freitag wird die Beratung fortgesetzt werden. scheine aber der Erschossenen nach ihrem Tode in die Hand gelegt zu sein. Der Verstorbenen wird durchweg ein gutes Leumunds- Das Petroleummonopol in der Reichstagskommission. zeugnis von einer Reihe von Zeugen ausgestellt. Lebensüberdruß Nachdem in der ersten Lesung der Kommission der entscheidende habe die Verstorbene nicht geheuer mit der N. befreundet war, be- rejung, die wieder mit einer Generaldiskussion über§ 1 einſeßte. gehabt. § 1 der Vorlage abgelehnt wurde, begann Donnerstag die zweite Ein Dienstmädchen, das früher fundet, daß diese einmal zu ihr geäußert habe, sie wolle mit ihrem Das Zentrum stellte einen Antrag auf Beschaffung weiteren MiaBräutigam in den Tod gehen". Da sie dies aber in scherzhaftem terials und Vorlage der abgeschlossenen Vorverträge. Die VerTone gesagt habe und auch sonst stets lustig gewesen war, habe sie treter des Zentrums erörterten auf Grund der stattgehabten Bediese Erzählung gar nicht ernst genommen. Eine andere Zeugin sprechungen mit verschiedenen Interessentengruppen und Sachbererklärt, daß die St. stets lustig und vergnügt gewesen sei und einige ftändigen nochmals die Frage der Versorgung und des Preises. Sie Tage vor ihrem Tode noch die Absicht geäußert habe, einen Koch- stehen auch jetzt noch auf dem Standpunkt, daß die Versorgung zu furjus mitzumachen, da sie dann besser fortkommen würde. Eine billigen, annehmbaren Preisen ohne die Standard Oil Company andere Beugin bekundet, daß ihr die Rosenburg wiederholt geklagt nicht möglich sei. Es besteht auch gar keine Veranlassung zu dem habe, daß ihr Bräutigam Stahl soviel Geld von ihr verlange. Ein- Monopol, weil wir in Deutschland die niedrigsten Petroleumpreise mal habe ihr die N. erzählt, daß ihr Bräutigam ihr im Tiergarten haben und eine Gefahr für die Konsumenten nicht vorhanden sei. einen Revolver, den er stets bei sich geführt habe, in die Hand ge- Bei Annahme des vorliegenden Entwurfs aber müßte eine Grdrückt und sie aufgefordert habe, sich zuerst zu erschießen, dann höhung des Detailpreises um 6 bis 7 Pf. pro Liter eintreten. Der werde er sich selbst erschießen. Dieser Zeugin hat die R. auch ein- Bertreter der Regierung widersprach den pessimistischen Darstellun mal ihr Geld zur Aufbewahrung gegeben, weil sie Angst hatte, gen des Zentrums und stellte an der Hand der Statistik fest, daß Stahl würde ihr einmal die Tasche mit dem Geld megreißen und 3. B. die Produktion 1912 in Rußland nicht zurückgegangen, sondavon eilen. Am Tage der Tat hat die R. der Zeugin gesagt, der bern gestiegen sei. In Amerika wollen sich die Außenseiter zuKert" habe sie schon wieder auf dem Wochenmarkt abgefaßt und Geld fammenschließen, nicht nur die Raffinerien, sondern auch die Roholhaben wollen, doch gebe sie ihm nun nichts mehr, aber sie wolle am produzenten. Die Lieferungsaussichten für das Monopol durch die Abend noch einmal zu ihm gehen. Einen Revolver hat die Zeugin, amerikanischen Außenseiter feien sehr gut. die mit der R. zusantmen bei Frau Dr. Sachs diente, nie im Besize Zu dem§ 1 sind von den beiden liberalen Gruppen, dem Zender R. gesehen. In ähnlichem Sinne äußern sich mehrere andere trum und den Sozialdemokraten Anträge gestellt, die sich auf den Beuginnen, die gleichfalls befunden, daß die R. sich häufig darüber Absatz 3 beziehen, der die Vertriebsgesellschaft betrifft. Der beklagt habe, daß sie dem Angeklagten joviel Geld hingeben müffe. Sprecher der Sozialdemokratie bemerkte, daß Sie habe auch Angst vor ihm gehabt und erzählt, daß Stahl immer die Sozialdemokraten nun in der zweiten Sesung einen geladenen Revolver bei sich führe. Sie habe einmal erklärt, bereit feien, dem Monopol in der Form einer sie habe keine Ruhe mehr und wolle ins Ausland gehen. Frau Aktiengesellschaft zuzustimmen. Diese Form soll Dr. Sachs bekundet, daß fie der R. wiederholt den Rat gegeben ähnlich der Organisations form der Reichsbank sein, nur mit dem habe, das Verhältnis zu Stahl zu lösen. Die R. habe ihr darauf Unterschiede, daß das Reich an der Aktiengesellschaft des Petroimmer geantwortet, sie bekomme viel Geld von Stahl und könne leummonopols auch mit Kapital beteiligt sein soll. Der Grund schon aus diesem Grunde nicht so ohne weiteres das Verhältnis für die Zustimmung zu dieser Organisationsform des Petroleum töjen, fie fürchte jedoch, daß die ganze Sache noch einmal ein monopole liege darin, daß durch sie die Versorgung des Landes mit schlimmes Ende nehmen werde.
Die Verhandlung wurde auf heute vertagt.
Parlamentarifches.
Marineetat.
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stimmte noch Dr. Behnter dafür.
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Jm§ 2 wird dann die Konzessionsdauer für die Vertriebsgesellschaft von 30 auf 20 Jahre herabgefeßt und die Bestimmung angenommen, daß zu einer weiteren Konzession die Zustimmung des Reichstags notwendig ist.
Jugendgerichte.
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In der ersten Hälfte des März schickten die Eltern des AngePetroleum in Kriegszeiten voraussichtlich gesicherter fei, als bei tlagten ihm Geld zur Heimreife. Er soll angeblich zunächst fo einem Reichsmonopol. Doch solle auch bei der Form der Vertriebs. getan haben, als ob er abreisen wolle, die Rosenburg soll, so wird gesellschaft dem Reich die ganze Leitung des Geschäfts übertragen behauptet, aufgeatmet haben, daß sie von dem Angeklagten endlich werden.- Die Sprecher der Liberalen führten aus, daß sie Wert befreit würde, der Angeklagte blieb dann aber doch in Berlin . Er darauf legten, daß das Monopol durch eine kaufmännische Handelss behauptet, daß sich die R. dann berstellt haben müsse; im Gegenteil gesellschaft betrieben wird. Die Vertriebsgesellschaft arbeite ratiosei er von der St. nicht losgekommen, und diese habe ihn geradezu neller als das reine Reichsmonopol. Der Vertreter der Konsergebeten, nicht abzureisen, sondern noch hierzubleiben. Stahl war Die Beratung des Marineetats in der Budgetkommission des bativen erklärte, daß sie ihren Antrag wegen der Beteiligung der dann in immer größere Bedrängnis geraten und bestürmte die R. Reichstags führte am Mittwoch und Donnerstag zunächst zu einer Detaillisten an der Vertriebsgesellschaft bei§ 1 nicht mehr einbrinimmer von neuem mit Briefen. In einem dieser Briefe klagte er. Debatte über die starke Vermehrung der Offizierstellen. Werden gen, sondern dem§ 1 der Regierungsvorlage grundfäßlich zudaß er nicht einmal Geld zu einer Freimarke habe und ihr dankbar doch im neuen Etat nicht weniger als 133 neue Stellen, darunter stimmen. In der Abstimmung wurde der§ 1 Absatz 1 und 2 nach fein würde, wenn sie ihm nur ein Stück Brot geben würde. Am 30 Fregattenfapitäne gefordert. Gewünscht wurde aus der Mitte der Regierungsvorlage angenommen mit allen gegen die Stimmen Donnerstagabend traf er sich mit der R. vor dem Hause Halensee , der Kommission, daß die aus dem Unteroffizierftande hervorge- des Zentrums und der Polen . Der Antrag, den Absatz 3 mit der Auguste- Victoriaftr. 7, in dem die Rofenburg diente, bei diesem Bu- gangenen Decoffiziere auch zu Offizieren befördert werden. Mit Bertriebsgesellschaft wieder herzustellen, wurde angenommen. Ebenfammentreffen gab sie ihm jedoch kein Geld. Am Freitag, den 22. März, ber Zeit werde beim jetzigen System im Avancement der See- falls mit allen gegen die Stimmen des Zentrums. Bom Zentrum paßte er sie bormittags auf dem Wochenmarkt in Halensee ab und behauptet, daß dies das letzte Mal gewesen, wo er die R. lebend Offiziere eine Stockung eintreten, die zu großen Schwierigkeiten gesehen habe. Er will bei dieser Gelegenheit 3 M. von der R. er den Chefingenieuren der Marine Strafgewalt über die ihnen halten haben. Die Anklage behauptet, daß die N. am Abend die unterstellten Leute gegeben werde. Dieser Forderung traten die Albficht gehabt habe, zu der Wirtin des Angeklagten zu gehen, um Genossen Noske und Schöpflin lebhaft entgegen, toeil ihre mit dieser über die Begleichung der rückständigen Miete zu reden. Durchführung die Zahl der Bestrafungen erheblich vermehren Sie hatte sich auch zwischen 9 und 9% Uhr abends aus ihrer Woh- würde. Auch der Staatssekretär bekämpfte die volksparteilichen nung entfernt, um zu Stahl hinzugehen, und soll sich, um nicht in Nachdem Abg. b. Liszt( Vp.) in der Kommission des ReichsVerlegenheit zu kommen, diesem wieder Geld zu geben, nur 3 M. Anregungen. Sehr lebhaft wurde die Stellung und Lage der Deckin ihr Portemonnaie geſtedt haben. Sie ist nicht mehr zurüd- offiziere besprochen, die in der Kopfstärke von etwa 3000 in der tags am Donnerstag eine Enquete der Zentrale für Jugendfürgekehrt, sondern ihre Reiche wurde dann am anderen Morgen auf- Marine vorhanden find. Für die materielle Befferstellung der forge über Organisation und Praris der Jugendgerichte in den gekehrt, sondern ihre Leiche wurde dann am anderen Morgen auf- Decoffiziere hat sich die Budgetkommission bereits erklärt; für die Bundesstaaten kurz erörtert hatte, begründete Abg. Stadthagen gefunden. Die Anklage behauptet, daß der Angeklagte, nachdem er die weiteren speziellen Wünsche trat besonders Abg. Strube ein. ben sozialdemokratischen Antrag auf Einrichtung von JugendN. erschossen, ihr das Portemonnaie aus der Tasche genommen, Gestützt auf die Angaben in einer anonymen Broschüre, die offen- straftammern bei den Landgerichten, die mit einem Richter Die Fortschrittbann, um sich ein Alibi zu schaffen, schleunigst nach dem Uhland- bar von ehemaligen Deckoffizieren stammt, glaubt Abg. Struve die und vier Schöffen befekt sein sollen. Café in der Uhlandstraße 114/115 gegangen sei und sich dort meh- Besorgnis aussprechen zu können, daß unter den ungünstigen Ver- Ier beantragten, daß als Jugendstrafkammer durch die Landesrere Stunden aufgehalten habe. Der Angeklagte bestreitet alle von hältnissen der Unteroffiziere und Deckoffiziere die Schlagfertig justizverwaltung eine der Straftammern bestimmt werden solle, rere Stunden aufgehalten habe. Der Angeklagte bestreitet alle bon ber Anklage vorgebrachten Verdachtsmomente. Er behauptet, daß keit der Flotte leidet. Boltsparteiler, Nationalliberale und Kon- unter deren Mitgliedern sich zwei Jugendrichter des Landgerichtsdas Geld, welches er im Uhland- Café ausgegeben, von den 3 M. ſervative wünschten die vertrauliche Besprechung der Broschüre bezirks zu befinden haben. Das 8entrum wünschte demgegen= herrührte, die ihm die R. am Vormittag gegeben habe. Richtig und der in ihr enthaltenen Materien. Genosse Ledebour über Jugendstraftammern in der Besetzung von drei Richtern und sei es, daß der Revolver, der in der losen Sand der Leiche borge protestierte lebhaft dagegen, daß auch Abgeordnete eine ber- awei Schöffen. Die Regierung erhob grundsätzliche Be funden wurde, sein Revolver sei. Die R. habe ihm den Revolver trauliche Verhandlung anregen. Das zu tun, fei Sache der Re- denten gegen die Besetzung von Jugendstrafkammern mit Laien einige Zeit vorher weggenommen, damit er sich nicht erschießen solle. gierung. Bemerkenswert dabei ist, daß Staatssekretär v. Tirpitz und warnte davor, die Vorlage mit zubiel Neuerungen zu belasten, Die NonAngeblich habe er mehrfach die Absicht gehabt, sich das Leben zu ant Donnerstag erklärte, er habe nichts dagegen, wenn der ge- da sonst das Schiffchen zum Sinten gebracht werde". samte Inhalt der Broschüre, die vorläufig nur als Manuskript fervativen traten der Regierung in der Sache bei. nehmen, auch die R. Habe oft Selbstmordgedanken geäußert. Eine längere Debatte entstand bei der Beratung des§ 2 AbDer Vorsitzende hält ihm dagegen vor, daß die R. es bei ihrer und in wenigen Exemplaren gedrudt worden ist, veröffentlicht wird. Dienstherrschaft sehr gut gehabt habe und nach dem Zeugnis ver. Die deutsche Marine stehe auf der Höhe der Kriegsbereitschaft, fab 2, Berufung und Auswahl von Jugendschöffen, wozu eine große schiedener Personen absolut feinen Grund zum Selbstmord gehabt und die Schlußfolgerungen, die in der Broschüre aus ganz natür- Anzahl von Anträgen und Petitionen eingegangen ist, die die Buhabe. Das im allgemeinen heitere und vertrauensselige Mädchen lichen Mängeln und Schwierigkeiten bei der Besetzung von neu lassung von Frauen, Volksschullehrern, Geistlichen Abg. Heine fei im Gegenteil gerade zu der fritischen Zeit durchaus aufgeräumt in den Dienst gestellten Schiffen gezogen werden, feien grund- und Personen aus der Jugendfürsorge fordern. ( Soz.) wandte sich gegen jede besondere Auswahl der Jugendgewesen und habe sich mit allerlei Zufnuftsplänen getragen. falsch, daß darüber eine Diskussion sich gar nicht lohne. Demgegenüber erwiderte der Angeklagte, die Behauptung der Genosse Noste trat namens der Sozialdemokraten für die schöffen und trat allen Vorschlägen entgegen, die zu Schöffen in Anklage, daß die Rosenburg in der zehnten Abendstunde berechtigten Wünsche der Decoffiziere und des Unteroffizierper- der Jugenderziehung besonders erfahrene Personen" berufen wissen noch bei ihm in der Wohnung gewesen, sei falsch, und wenn Zeugen fonals ein. Angenommen wurde folgende Resolution des Ben- wollen; Frauen und Lehrer, ebenso Geistliche, Dienstboten usw., behaupten, daß fie ganz deutlich gehört haben, wie er sich in seinem trums, den Reichskanzler zu ersuchen, eine Verbesserung der Ge- die bisher nicht zugelassen werden, seien grundsäßlich zuzulassen. Zimmer mit der R. in etwas erregter Weise unterhielt, so sei dies samtstellung( fogial, Gehalt, Benfion) der Deckoffigiere in Gr- Abg. Fehrenbach( 8.) erklärte, nicht verstehen zu können, daß die Geistlichkeit den Wunsch habe, als strafender Richter miteine Lüge. Wie die Leute zu dieser Beschuldigung kommen, sei wägung zu ziehen". ihm ganz unverständlich. Er sei am Freitag bis etwa 10 Uhr zu Für die Marine- Infanterie und Matrofen- Artillerie bean wirten zu wollen; auch fei er noch nicht so weit", zu begreifen, Abg. Hause geblieben und habe gelesen. Bis zu dieser Zeit sei niemand tragt das 3entrum die Einführung der zweijährigen Dienst- welches Interesse die Frauen am Schöffenamt hätten. bei ihm gewesen. Er habe bis dahin auf die St. gewartet, und als zeit, weil diese Truppen auch keinen komplizierteren Dienst leisten Meyer- Herford( natt.) machte den Vorschlag, die Abstimmung fie nicht tam, sei er spazieren gegangen und um 11 Uhr habe er müssen, als die Infanterie und Fußartillerie der Armee. Die borläufig auszusehen und erst die Frauen in der für Freitag eindas Uhland- Cafe aufgesucht. Der Vorsitzende hält ihm vor, daß er Genoffen Noste und Ledebour unterstüßten lebhaft diese berufenen Versammlung über diese Frage zu hören; dies sei zu dem Weg, den er nach seiner Darstellung gemacht haben will, Forderung, gegen die Staatssekretär v. Tirpit kämpfte. Die wohl er persönlich nicht für weibliche Schöffen zu nicht bloß 1 Stunde, sondern etwa 1% Stunden gebraucht hätte, Berringerung der Dienstzeit würde die Schlagfertigteit in Zweifel haben sei eine Pflicht der Liebenswürdigkeit gegenüber Damen ". es wäre doch auch sehr leichtfertig gewesen, daß ein Mensch, der ziehen, auch sollen Schwierigkeiten in der Ablösung ber in China ( Seiterteit.) Abg. Müller Meiningen( Vp.) trat dieser Auffich in solcher Geldnot befand, ins Café begab und dort Geld aus- garnisonierenden Marineinfanterie bestehen. Diese Einwände fassung entgegen und pflichtete im übrigen dem Standpunkt des gab. Der Angeklagte behauptet auf weiteren Vorhalt des Vor- wurden jedoch widerlegt und die Resolution mit den Stimmen Genoffen Heine bei. Ein Antrag van Calter( natl.) berfizenden, daß er vom Uhland- Café um 1% Uhr nach Hause ge- des Zentrums, der Sozialdemokraten und des polnischen Mitglieds langte die Zulassung eines weiblichen Schöffen bei Delitten weibIn längeren Ausführungen erklärte sic gangen und dort bis zum Erivachen am nächsten Morgen um 7% Uhr angenommen. Die Volksparteiler enthielten sich licher Jugendlichen. berblieben sei. Die Anklage beruft sich dagegen auf zwei Zeugen, der Abstimmung. Zu einem lebhaften Zusammenstoß der Regierungsvertreter besonders gegen die Zulassung die den Angeklagten gegen 5 Uhr morgens auf der Straße gesehen zwischen Marineverwaltung und Kommissionsmehrheit führte die weiblicher Schöffen, ohne indes den bekannten, hundertmal widerhaben wollen. Kritik, die an den Tafel- und Messegeldern der See- legten Argumenten auch nur ein einziges neues und überzeugendes Die Anklage nimmt an, daß der Angeklagte in dieser Zeit den offiziere geübt wurde. Diese Gelder haben schon in früheren hinzuzufügen. Abg. Heine( S03.) wandte sich noch einmal mit Brief an den Notar Thinius und das Testament geschrieben und Jahren in der Kommission eine Rolle gespielt, ebenso die Zulagen Entschiedenheit gegen die Absicht des Regierungsentwurfs und ver
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