Nr. 46.

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Berliner Volksblatt.

30. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 1983.

Feiern oder Handeln?

Die aufgeregten Szenen, die die liberalen Stadtverordneten Berlins   am vergangenen Donnerstag als Antwort auf die fozialdemokratische Erklärung über die Hundertjahrfeier dieses Jahres veranstalteten, stellen sich, wie wir gestern schon ausführten, im Lichte ruhiger Betrachtung als ein höchst überflüssiger Spektakel dar.

Sonntag, den 23. Februar 1913.

die grausame, blutbefleckte Hand der Reaktion in irgendein feuchtes Verließ irgendeiner sicheren Festung schleuderte.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 1984.

legen, damit das so schmählich betrogene Volk endlich zu seinem Rechte kommt.

Wir Sozialdemokraten wissen die Bedeutung der Frei­Rebenher ging cine maßlose Hetze des Herrn Mugdan gegen heitskämpfe vor hundert Jahren zu würdigen. Wir sehen die Sozialdemokratic, eine Hetze, wie wir sie bei ihm aus den eine rechte Würdigung aber nicht darin, daß man die Er- Zeiten her gewohnt sind, wo er noch nicht aus dem Reichstag  innerung an jene Zeit durch einen öffentlichen Stirchgang hinausgewählt war. Ermöglicht wurde ihm seine Rede allerdings auffrischt, um einen Aufruf zu ehren, den einem haltlosen nur dadurch, daß er unserem Genossen Borchardt die Worte im Stönige erst die ärgste Not abpreßte und dessen Versprechungen Munde umbrehte. zu erfüllen er in den nachfolgenden 27 Jahren seiner Regie- In verhältnismäßig ruhiger Weise unterhielt man sich dann rung keine Zeit gehabt hat. Wir sehen eine würdige Er- über die Lage der Binnenschiffer, deren berechtigte Klagen Lieb­Was die Erklärung der sozialdemokratischen Stadt- innerung auch nicht darin, daß man einen Kampf eines ge- Inecht in beredter Weise vortrug, fowie über das Fortbildungs­verordnetenfraktion besagen sollte und besagen wollte, ist von fnechteten Volkes um feine innere und äußere Freiheit in schulwesen, das nach dem Willen der konservativ- klerikalen Mehr­fozialdemokratischer Seite in Wort und Schrift so oft zum feinen Motiven zu einem Stampf umfälscht, der auch nur heit ebenso der Kirche ausgeliefert werden soll, wie das Volls­Ausdruck gebracht worden, daß schon aus diesem Grunde dem die entfernteste Aehnlichkeit mit der Machtgier, dem Prestige- schulwesen. plöglichen liberalen Entrüstungshallo die künstliche Mache bedürfnis und den Wolfsunterdrückungsgelüsten moderner Erst am Schluß der Sigung kam es wieder zu lebhafteren anzumerken ist. Wenn die Erklärung die sozialdemokratischen Hurrapatrioten und imperialistischer Beutepolitiker hätte. Szenen, als Abg. v. Wenden de- und wehmütig Abbitte leistete Gedankengänge über die geschichtlichen Ereignisse vor hundert Wir sehen auch keine Ehrung der Vorkämpfer jener Zeit und der Konservative v. Arnim dem Präsidenten einen leiſen Jahren nicht bis in alle Einzelheiten hinein wiedergibt, so darin, wenn man ihre chrliche Begeisterung und ihren Opfer- Rüffel erteilte, weil er Borchardt wegen des Ausdrucks Reichs­liegt das an der einfachen Tatsache, daß eine kurze Erklärung mut für die Freiheit zu Vorspanndiensten für neue Militär- lügenverband" nicht zur Ordnung gerufen hatte. Der Präsident nicht zugleich eine historische Abhandlung sein kann. vorlagen mißbraucht. Graf Schwerin ließ durchbliden, daß er diese Bezeichnung in Soweit die Ereignisse vor hundert Jahren, und zwar Wenn es heute irgendwo eine wirkliche, Sukunft nicht mehr ungerügt durchgehen lassen wird, während nicht nur die Striegsjahre, sondern auch das vorhergehende ernste und tatbereite Würdigung der wert Genojie Borchardt zu verstehen gab, daß er sich darüber keinerlei Jahrzehnt, bisher überhaupt ihre rechte und volle Würdigung bollen Bestrebungen iener 3eit gibt, fo fin- Borschriften machen lassen wird. erfahren haben, ist es durch die Sozialdemokratie und durch det sie ihre Stätte bei der Sozialdemo Die nächste Sizung, in der der Handelsetat zu Ende beraten ihre historische Methode, die materialistische Geschichts- fratie. Sie würdigt die Kämpfer von damals dadurch, und der Etat der Bergverwaltung in Angriff genommen werden auffassung, geschehen. Der bekannte Historiker der Sozial- daß sie den guten, durch die Zeit noch nicht überholten Teil soll, findet erst am Dienstag statt. demokratie Franz Mehring   und neben ihm andere Historiker ihres Vermächtnisses zur Wirklichkeit zu gestalten sucht, daß der Partei, wie Eisner und Maurenbrecher, haben in einer fie in ihrem Sinne weiterfämpft, daß sie die innere Freiheit Reihe wertvoller Schriften die Ursachen aufgedeckt, die zu dem für Deutschland   zu erobern sucht, für die die Männer jener Jena   des Jahres 1806 führten; fie haben aber auch die Zeit ihr Herzblut opferten, während leider die nachfolgenden historische Bedeutung der folgenden Jahre: der Franzosen  - Jahre und Jahrzehnte die zaghaften Anfänge der Freiheit Der rumänisch  - bulgarische Konflikt, der herrschaft mit ihren revolutionären Wirkungen auf die feudale unter feudalem und anderem reaktionären Schutt und Moder in der letzten Zeit eine so gefahrdrohende Wendung ge­Militärmonarchie Preußen, der mühsamen Versuche hervor- begraben haben, dank der Feigheit und Rückgratlosigkeit nommen hatte, ist nunmehr auf dem Wege diplomatischer ragender Reformer militärischer und staatsrechtlicher Art, der desselben kläglichen liberalen Bürgertums, das in unseren Schlichtung. Die rumänische Regierung hat die Männer wie Stein, Scharnhorst, Gneisenau und anderer, in die Tagen ein Entrüstungsgeschrei anstimmt, wenn ein kräftiges Vermittelung der Mächte angenommen und richtige Beleuchtung gerückt und daraus vor allen Dingen die Wort die Hohlheit ihrer patriotischen Demonstrationen man kann hoffen, daß damit die Gefahr eines kriegerischen Rusanwendung für die Gegenwart und ihre Stämpfe gezogen. auffticht! Zusammenstoßes, der kaum auf die beiden Balfanstaaten be­Daß bei diesen historischen Untersuchungen und Klarstellungen Die würdigste Erinnerung an die Jahre, die vor einem schränkt geblieben wäre, vermieden werden wird. Ein Tele die patriotische Legende, besonders die Hohenzollern  - Legende, Säkulum den Boden Deutschlands   von einem äußeren zum Teufel gegangen ist, liegt nicht an den sozialdemokratischen Feinde befreiten, wäre eine politische Tat, durch die Deutic gramm des österreichischen offiziösen Bureaus teilt dar­Historikern, sondern das ist die Schuld der erbärmlichen Politik, land sich endlich seines schlimmsten inneren Feindes, über mit: die damals von den herrschenden Cliquen, vor allen Dingen des preußischen Junkertums, als des entscheidenden Faktors Bukarest  , 22. Februar. Heute wird die Ant. von dem unfähigen Könige und seinen junkerlich- höfischen Be- der deutsch  - preußischen Politik entledigte. wort der rumänischen Regierung an die Ver­amten getrieben wurde; und es ist zugleich die Schuld der treter der sechs Großmächte übergeben werden. Es ver­späteren bürgerlichen Geschichtschreibung, die die geschichtliche lautet, daß die Regierung den Vorschlag der Wahrheit und ihre wertvollen Lehren, die sie für den poli­Mächte annehmen alle sechs Groß­tischen Fortschritt enthält, unterdrückten oder fälschten im Inter­mächte mit der Vermittelung in dem rumänisch- bulgari­esse dynastischer Interessen und einer falsch basierten und falsch orientierten vaterländischen Ideologie. schen Konflikt betrauen wird. Die Regierung stellt keine Bedingungen, wünscht jedoch, daß die Mächte ihr mitteilen, bis wann sie die Angelegenheit zu beenden hoffen.

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Aber anstatt sich resolut an einer solchen wahrhaft patriotischen Tat zu beteiligen, hält das liberale Bürgertum den preußischen Junkern den Steigbügel und flennt über die fämpfende Arbeiterklasse, die nichts anderes anstrebt als das von Fichte ersehnte wahrhafte Reich der Freiheit und des Rechts, gegründet auf Gleichheit alles dessen, was Menschengesicht trägt!

Sturm im Junkerparlament.

Annahme der Vermittelungsaktion.

Der Plan, nur zwei Mächte mit der Vermittelung zu be­trauen, erscheint demnach aufgegeben.

Vom Kriegsschauplas. bericht bejagt: Das Artillerie- Duell vor Adrianopel   dauerte Konstantinopel  , 22. Februar. Der gestrige amtliche Kriegs­zwanzig Stunden. Ein von dem russischen Leutnant Nikolas ge­leniter bulgarischer Aeroplan fiel gestern innerhalb der Verteidi. gungslinie von Sorianopel nieder. Der Leutnant wurde mitsamt Aber war es wirklich dem Flugzeug gefangen genommen.

Die sozialdemokratischen Historiker und andere sozialdemo­tratische Schriftsteller und Redner haben aber bisher, so wenig de vie sie jemals das wirkliche Verdienst der staatsrechtlichen Re­former jener Zeit verkürzt haben, auch noch niemals die revo­Tutionäre patriotische Gedankenwelt geschmäht oder verkleinert, die neben den potitischen Reformversuchen jener Zeit den historischen wieder einmal auf Sturm. Jm Abgeordnetenhause stand das Barometer am Sonnabend Schon bei der Nede des konservativen Stempel aufdrückt. Dem bedeutendsten Revolutionär und Abg. v. Wenden tam es zu einem Konflikt mit dem Präsidenten, Patrioten jener Tage, den der Zusammenbruch des Junkerpreußens weil Herr v. Benden bei dem Stapitel„ Gewerbeinspektion" durch aus seiner Studierstube herausriß und mitten in das von aus feine Märchen über sozialdemokratischen Terrorismus an den den Franzosen besetzte Berlin   zwang, wo er mit staunens Mann bringen wollte. Man kann es dem junkerlichen Scharfmacher werter Unerschrockenheit und mit hinreißendem Feuer leiden- nachfühlen, wie unangenehm es ihm war, als er nach wiederholtem schaftliche politisch- philosophische Agitationsreden hielt, Johann Ordnungsruf die Tribüne verlaffen mußte. Gottlieb   Fichte, ist von niemandem so große Verehrung nötig, aus diefem Anlaß wutschnanbend im Saale   hin- und her­dargebracht worden, wie von der kämpfenden Arbeiterklasse. zulaufen und mit Donnergepolter seine Atten auf den Tisch zu änderung eingetreten. Vor Tschaialdscha wurde um drei Bei Bulair ist in der militärischen Lage feine Ver­Lassalle hat ihm eine begeiſterte Lobrede gehalten, unzählige werfen? Gerade den Konservativen, die so viel mit ihrer guten Ihr nachmittags eine starke feindliche Kolonne, die aus Infanterie, Male ist er in sozialdemokratischen Reden und Schriften heran- Erziehung prahlen, sollte doch so etwas nicht passieren, am aller Artillerie und Stavallerie bestand, in der Umgebung von Kadiköj gezogen worden, bei der hundertsten Wiederkehr der Tage, wenigsten aber sollte man das von einem Manne erwarten, der wie wahrgenommen. Die Kolonne rückte gegen die Anhöhe Sivritepe in denen er seine revolutionären Reden an die deutsche Nation  bei der Ortschaft Sürgünföj vor und begann ein Gefecht mit un­hielt, haben die deutschen   Arbeiter in Erinnerungsartikeln und Herr v. Wenden zu den Schriftführern des Hauses zählt. Erinnerungsversammlungen seiner gedacht, und erst vor wenigen schiedener bürgerlichen Parteien, unter anderen auch von Herrn Dr. 5% Uhr nachmittags. Der Feind mußte sich gegen Kadiköj zurüd­Im Verlauf der weiteren Debatte, in der von Rednern ver- ferem dort befindlichen Detachement. Der Kampf dauerte bis Lagen hat Genosse Ledebour im Reichstage auf die hohe Be- Mugdan gegen die Bädereiverordnung Sturm gelaufen wurde ziehen. Gleichzeitig rückte eine andere feindliche aus Infanterie deutung des philosophisch politischen Erbes hingewiesen, das ergriff auch Genosse Borchardt das Wort, der in furzen, knappen und Artillerie zusammengesetzte Kolonne gegen Alifsu vor und be­Fichte der Nachwelt hinterlassen hat. Und auch den dichterischen Ueberschwang, in dem die Bügen die Vernachlässigung des Arbeiterichuzes Kennzeichnete und jetzte die Anhöhen, die 1% Stilometer westlich von dieser Stellung mit den Gegnern des winzigen Bädereiarbeiterschußes Abrechnung liegen. patriotische Begeisterung jener Tage einen Ausweg suchte, hielt. Zum Beweis für die Rüdständigkeit gewisser Bädermeister nachts einen Angriff, durch den diese Höhen zurückgewonnen mit den Gegnern des winzigen Bädereiarbeiterschutzes Abrechnung liegen. Ein Bataillon freiwilliger Sturden unternahm jedoch wissen wir zu würdigen. Die Blechpatrioten unserer Tage bezog sich unser Genoffe auf einen Artikel, worin die Bädermeister wurden. haben fürwahr fein Recht, die Lyrik der Körner und Arndt sich lebhaft bellagen, daß fie von der Befreiung Preußens im Jahre für sich zu beanspruchen. Wohl wollten die Sänger der Be- 1813 feinen Vorteil gehabt haben. Borchardt stellte dies Verhalten freiungsfriege eine Befreiung Deutschlands   aus der Knecht der Bäckermeister in Parallele mit dem der sozialdemokratischen Stadt- stätigte in der Sitzung des Ministerrats, daß Schulri Paris, 22. Februar. Minister des Aeußern Jonnart be­schaft des fremden Eroberers. Aber sie haben ihr Leben nicht verordnetenfraktion zu Berlin   und ironisierte den Hurrapatriotismus Bascha der Pforte aus Adrianopel   telegraphiert habe, er habe in die Schanze geschlagen, damit sich die deutschen   Tyrannen des Berliner   Kommunalfreisinns. Das war zunächst für Herrn Mugdan im Einvernehmen mit den Konsuln den Stadtteil Karagasch als hinterher wieder behaglich in ihrem Absolutismus und ihrer und hinterher für Herrn Cassel das Signal, Proben eines neutrale Zone für die Fremdenkolonie bestimmt. Freiheitsfeindschaft einrichten sollten. Gegen Henfersblut und Tyrannen", nicht gegen einen Tyrannen, donnert Byzantinismus an den Tag zu legen, der von feinem Strieger­Störner in einem seiner bekanntesten Gedichte, und in einem Schweiswedeln dieser Freisinnshelden mit anzusehen, für das Ge­vereinler auch nur entfernt erreicht wird. Es war ekelhaft, das anderen fagt er unzweideutig: noffe Liebknecht die einzig richtige Bezeichnung fand. Die Es ist kein Krieg, von dem die Kronen Rechte jubelte vor Begeisterung über die Phrafen der Mugdan und London  , 19. Februar.( Eig. Ber.) Durch einen schäbigen Trick Cassel, die durch diesen Beifall der Reaktionäre zu immer neuen hat es die russische   Regierung und die mit ihr verbündete franzö­Es ist ein treuzzug, ist ein heiliger Krieg." Ausfällen gegen die Sozialdemokratie angestadbelt wurden und sich fische Finanz verstanden, China   in cine arge Finanzklemme zu Und was war das Ergebnis dieses heiligen Kreuzzuges an ihren eigenen Worten berauschten. Insbesondere Herr Caffel treiben, die die Bantrotterklärung der chinesischen Republik zur für die Freiheit? Theodor Körner   kann sich glücklich schätzen, erinnerte lebhaft an die bereits von Lassalle   so treffend charakterisierte Folge haben kann. Nach Berichten, die aus Peking   einlaufen, find daß er noch im Jugendrausch der ersten Begeisterung und Bourgeoisie, die Feste feiert, wo sie Anlaß hat, über das Vor- dort erfahrene Beobachter der Ansicht, daß die jetzige Situation nur in seines Lebens Maienblüte dahingerafft worden ist. Hätte bringen der Reaktion einmal ernsthaft nachzudenken. Lieb- noch Tage dauern kann, daß sich Juanschikai genötigt sehen wird, die er den erbärmlichen Verrat der deutschen   Freiheit durch die knecht fand demgegenüber die richtigen Worte, indem er nachdrüd- Zügel der Regierung fallen zu lassen. Vor einem Monat mußte heilige Allianz  ", hätte er den jämmerlichen und feigen lichst betonte, daß es für alle wahren Freiheitsfreunde nur eine China   notgedrungen die Bedingungen der Sechsmächtegruppe an­Bruch königlicher Versprechungen erleben müssen, so würde Art der Jahrhundertfeier der Freiheitskriege gebe, nämlich aufs neue nehmen. Man wird sich erinnern, daß die chinesische Regierung er wahrscheinlich einer der ersten von denen gewesen sein, die das Gelöbnis des unermüdlichen Stampfes gegen die Reaktion abzu- lesten Herbst dem Neze der koalierten internationalen Finanz und

wissen,

Die Fremden in Adrianopel  .

China   vor dem Bankrott.