Nr. 50. 30. Jahrgang.
1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Freitag, 28. februar 1913.
Am Bundesratstisch: v. Breitenbach.
Fortsetzung der Etatberatung:
Verwaltung der Reichseisenbahnen.
Abg. Fuchs( Soz.):
ein
niedrigere Löhne bezahlt werden. Dort haben die Arbeiter aber dieser in seinem Statut auf das Streifrecht verzichtet hat. Der Koalitionsrecht und können sich höhere Löhne erkämpfen. Verband muß um Erlaubnis für die Abhaltung seiner Berjanma Uebrigens sollen die Eisenbahnbetriebe ja wohl Musterbetriebe sein, lungen nachsuchen, seine Versammlungen werden überwacht, selbst und sich nicht nach den schlechtesten Privatbetrieben richten. 121. Sigung. Donnerstag, den 27. Februar 1913, tönnen wir dem Minister mit Leichtigkeit eine ganze Reihe von einen Vortrag über unser Planetensystem handelt. Auch wenn es sich um rein wissenschaftliche Fragen, beispielsweise um Man geht nachmittags 1 Uhr. Privatbetrieben aufzählen, die bedeutend bessere Löhne zahlen. Daß allerdings nicht gegen jede Organisation so kleinlich der Verdienst des Eisenbahnarbeiters nicht ausreicht, um bor . Der Eisenbahnerverein wird von der Verwaltung die Familie ernähren zu können, betonen zahlreiche Eingaben der gehätschelt und gepflegt. Diese Organisation ist bemüht, berechtigte Arbeiterschaft, die den allerverschiedensten Verbänden angehören; so wünsche der Arbeiterschaft nach Verbesserung ihrer Lage, niederzufagt eine Eingabe, die von dem Abg. Jdler unterzeichnet ist, daß die halten. Ihr patriotisches Verdummungsblättchen singt in allen Tonsozial und sittlich verderbliche Mitarbeit der Frau und der arten das Loblied der Verwaltung. Dadurch erzielt man keine zuDie Rentabilität der Reichseisenbahnen wird durch die strate- inder zum Lebensunterhalt der Familie notwendig ist, und daß friedene Arbeiterschaft, wenn man dieses System der Unterordnung, gischen Linien ungünstig beeinflußt. Der Minister hat es bisher selbst dabei der Unterhalt nur notdürftig bestritten wird.( Hört! der Bevormundung, der Rechtlosigkeit und Unterdrückung der Arunterlassen, uns spezielle Rentabilitätsberechnungen für diese strate- hört! bei den Sozialdemokraten.) Wiederholt haben die Arbeiter fortführt. Man wird vielmehr die Arbeiter mit einem gischen Linien zu geben. Rein zahlenmäßig fönnte man mit beiter um Beseitigung des Akkordsystems gebeten. Die glühenden Haß erfüllen, und dieses System ist in einem Grenzdiesem Etat wohl zufrieden sein, insbesondere der Reichs- Verwaltung lehnt es ab, sie will aus der Arbeiterschaft lande wie Elsaß- Lothringen aus naheliegenden Gründen besonders schatzsekretär, da aus den Reichseisenbahnen von Jahr noch mehr als bisher herauspressen. Den Höchstlohn sollten die gefährlich.( Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) zu Jahr steigende Einnahmen der Reichskasse zufließen. Arbeiter schon mit 36 Jahren erreichen können, nicht wie heute buch- Abg. Schiffer( 3.) geht zunächst auf die Wünsche verschiedener Der steigende Ueberschuß ist der günstigen Wirtschaftskonjunktur mäßig mit 40, tatsächlich in noch höherem Lebensalter. Auch der Arbeiterkategorien und auf die rechtliche Stellung der Eisenbahnund dem wachsenden Verkehr zu danken. Er wird durch eine Spar- Wunsch nach Bezahlung der Wochenfeiertage sowie der Regentage ist arbeiter ein. Mit Rücksicht auf den Monopolcharakter des Eisenbahnpolitik der Eisenbahnverwaltung herausgewirtschaftet und zwar haupt- berechtigt, bisher aber unerfüllt geblieben. Bekommt denn der betriebes und weil den Staatsarbeitern das Streifrecht nicht fächlich auf Kosten von Leben und Gesundheit der Minister an Feiertagen oder an Regentagen tein zuerkannt werden kann, können sie auch nicht der Gewerbeordnung unteren Beamten und Arbeiter.( Sehr richtig! bei den Gehalt?( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Auch die unterstellt werden. Aber man sollte ihre Stellung insoweit sichern, Sozialdemokraten.) Die staatsbürgerlichen Rechte und Freiheiten der Arbeitszeit ist eine übermäßige, es fommen noch Arbeitszeiten daß man nach zehnjähriger Tätigkeit sie nicht ohne weiteres Arbeiter werden absolut nicht beachtet. Zu einer besonderen An- von 14 bis 15 Stunden vor. fanit. Es ist unrichtig, wenn die entlassen Auch solte die Verwaltung auf erkennung der Verwaltung gegenüber liegt kein Anlaß vor. Die wich- Verwaltung behauptet, daß eine Ueberbürdung des Personals schnelleres Steigen der Löhne achten. Den sozialdemokratischen tigsten Verkehrswünsche bleiben unberücksichtigt. Weitsichtige Verkehrs- ausgeschlossen sei. Nur 2256 von den 26 000 Beschäftigten Antrag auf eine Lohnerhöhung von 10 bis 15 Prozent werden politit scheint Nebensache, günstige Abschlüsse scheint die Hauptsache zu sein. haben eine Arbeitszeit von acht Stunden. Gegen 1910 ist eine wir allerdings ablehnen, dagegen stimmen 1oir der Resolution Die wichtigsten und berechtigten Verkehrswünsche des elsaß- lothringi- Besserung eingetreten, um ganze drei Personen. Die Betriebsarbeiter auf Bezahlung der Wochenfeiertrage zu, ebenso der Resolution, die schen Volkes sind seit Jahren unberücksichtigt geblieben. Die Regierung müssen eine Stunde länger arbeiten wie die Werkstattarbeiter. Das bei Vergebung von Lieferungen, die ganz oder teilweise in Hauserklärt dann, diese Wünsche der Eisenbahnverwaltung weitergeben muß Erbitterung erregen. Auch der Erholungsurlaub ist arbeit hergestellt werden, die Berücksichtigung der Berufsorganis zu wollen. Was weiter mit diesen Wünschen beim Eisenbahn - durchaus unzulänglich, er beginnt erst nach fünf Jahren, während er fationen und Genossenschaften der Hausarbeiter und Arbeiterinnen minister geschieht, wird dasselbe sein, was mit den in Baden schon nach dreijähriger Tätigkeit beginnt. In den Kranken- verlangt. wiederholt geäußerten Wünschen des Reichstages geschieht. und Pensionskassen haben die Arbeiter etwas Rennenswertes nicht Abg. Schwabach ( natl.): Die Fahrkartensteuer muß reformiert Sie werden erwogen, geprüft, aber im allgemeinen mitzureden; sie werden zu den Sigungen der Vorstände zwar zu werden. Der Gütertarif ist immer noch buntscheckig. Die Wähl abgelehnt und unbeachtet gelassen.( Sehr richtig! bei den Sozial- gezogen, aber lediglich als Staffage. Die Wünsche nach Erhöhung barkeit in die Arbeiterausschüsse muß auf das 25. Lebensjahr fest demokraten.) Das Verhalten der Eisenbahnverwaltung muß vom der Leistungen dieser Kassen und nach Verwendung ihrer Mittel für gesetzt werden. Die Erleichterung des Baues von Arbeiterhäusern Verkehrsstandpunkte aus als ein ganz außerordentlicher Uebelstand eine gesunde Wohnungspolitik bleiben unberücksichtigt. In allen durch die Verwaltung ist zu begrüßen. Den Resolutionen der betrachtet werden. Auf den Nebenbahnen herrschen oft ganz miserable diesen und manchen anderen Fragen würde eine bessere Regelung Budgetkommission und den von ihr vorgenommenen Erhöhungen Zustände. Der Minister müßte sich endlich aufraffen, diese sich leicht finden lassen, wenn die Verwaltung die Arbeiter mit- stimmen wir zu, müssen uns aber gegen die sozialdemokratischen Kleinbahnen mehr und mehr in Staatsregie zu nehmen. sprechen ließe.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Unter Resolutionen aussprechen. Statt dessen hat der Minister Gemeinden mit ihren Wünschen um allen Umständen sollten die Berufsorganisationen an- Eisenbahnminister v. Breitenbach: Die deutschen StaatseisenBahnen an Privatgesellschaften verwiesen.( Hört! hört! bei den erkannt werden, und die Eisenbahnverwaltung sollte mit ihnen bahnen werden heute schon so einheitlich verwaltet, daß wir einen Sozialdemokraten.) Ein geradezu verkehrsfeindlicher Standpunkt. in Verbindung treten.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Uebergang zu einem einheitlichen Reichseisenbahnsystem vom In Elsaß- Lothringen hat der Wagenmangel dieselben Un- Der Minister lehnt das ab mit dem Hinweis auf die Arbeiter Verkehrsbetriebsstandpunkt aus faum empfinden würden. annehmlichkeiten gezeitigt, wie in den anderen Gegenden Deutsch ausschüsse, die das Bindeglied zwischen den Arbeitern und Gütertarife find über ganz Deutschland einheitlich geregelt. lands. In der 4. Selasse sollte vermehrte Siggelegenheit ge- der Verwaltung seien. Diese sind aber nur Detoration. Ein Ausgleichsfonds für die Reichseisenbahnen ist angesichts des verschaffen werden, und vor allen Dingen sollten sämtliche Gilzüge und Selbst der Lokomotivführerverband, nicht etwa ein sozialdemokra hältnismäßig fleinen Etats dieser Verwaltung nicht angebracht. In manche Schnellzüge mit der 4. Klasse versehen werden.( Sehr wahr! tischer Verein, sondern ein Verband, der seinen Patriotismus ganz der Zahl der Unfälle stehen die deutschen Eisenbahnen gegen das bei den Sozialdemokraten.) Die Wünsche der Arbeiter werden von aufdringlich hervorkehrt, urteilt über die Wirksamkeit der Arbeiter- Ausland glänzend da. Automatische Sicherungen können wir erst der Verwaltung einfach mit Nichtachtung behandelt, selbst solche, für ausschüsse in höhnisch- ironisierender Weise. Es ist den Arbeiter- dann einführen, wenn sie absolut sicher funktionieren. Die Stellung die sich der Reichstag wiederholt ausgesprochen hat. Bei der Teuerung ausschüssen verboten, mit anderen Arbeiterausschüssen zwecks Be- des Eisenbahnarbeiters ist gegenüber derjenigen marschiert Elsaß- Lothringen an der Spize. Bahlreiche Arbeiter sprechung allgemeiner, auf das Arbeitsverhältnis bezüglicher Fragen der Arbeiter in Privatbetrieben doch recht gesichert; er wird fönnen nur ein Hungerdasein fristen mit ihren außerordentlich in Verbindung zu treten. Ddr Minister meint, sie hätten sich nicht bei sinkender Konjunktur nicht entlassen, und nach zehnjähriger niedrigen Löhnen. 568 Betriebsarbeiter haben noch weniger als mit zentralen, sondern nur mit örtlichen Fragen zu beschäftigen. Ein Beschäftigung fann er nur durch die Generaldirektion entlassen 3 M. Tagelohn, 230 haben einen auskömmlichen Lohn von über besonderes Kapitel bilden die Maßregelungen und Schifanie- werden. Außer ganz selbstverständlichen Beschränkungen haben die 5 M. Noch schlechter sind die Rottenarbeiter gestellt, die Stieftinder rungen der Mitglieder der Arbeiterausschüsse. Der Minister hat Eisenbahnarbeiter dieselbe Bewegungsfreiheit wie jeder andere. der Verwaltung, deren Löhne bis auf 2,60 M. Heruntergehen. jezt verordnet, daß sie nur durch die Generaldirektion entlassen Nun zu der durchaus negativen Kritik des Abgeordneten 88,38 Proz. der Arbeiter verdienen weniger als 3,50 M. Derartige werden fönnen. Für den Arbeiter ist es aber ganz gleich, ob der Fuchs. Er hält uns miserable Zustände auf Privatbahnen vor, Löhne stehen nicht im Einklang mit unseren teueren Verhältnissen. Hentersatt der Entlassung von dem Werkmeister, dem Generaldirektor auf die wir keinen Einfluß haben. Die Einstellung der Wagen Bei den Werkstättenarbeitern sieht es etwas günstiger aus, doch oder dem Minister selbst unterzeichnet wird. Wie die Arbeiterorga- 4. Klasse in die Eilzüge würde den Arbeitern nichts helfen, da diese haben auch da 11,6 Proz. nur Löhne von 3,35 bis 4 M. Von allen nisationen, so wird auch der Bund der technisch- industri- Züge nicht dem Lokalverkehr dienen können. Seit 1908 sind Lohy Kategorien zusammen hat noch fast die Hälfte, 48 Broz, weniger ellen Beamten und der Deutsche Technikerverband unterdrückt, erhöhungen von 22 Proz. eingetreten.( hört! hört! rechts.) Die als 3,50 M., wobei die jugendlichen und weiblichen Arbeiter nicht weil er in seinem Statut die Arbeitseinstellung als berechtigtes Wahrung des berechtigten nationalen Interesses in der Grafenin Betracht gezogen sind. Die Schrankenwärterinnen bekommen nur Kampfmittel anerkannte, wurde er als ordnungsfeindlich bezeichnet stadener Angelegenheit fann man gewiß nicht durchschnittlich 89 Pf., 179 gar nur 80 Pf.( Hört! hört! bei den und die Mitgliedschaft zu ihm verboten. Die Koalitionsfreiheit der als Terrorismus bezeichnen. Unsere Löhne stehen mit Sozialdemokraten.) Ein Mindestlohn von 1,50 M. ist sicherlich nicht Eisenbahnangestellten steht nur auf dem Papier. Daß sich der denen der übrigen Industrie durchaus im Einklang. Daß zu viel. In der Kommission verlangten wir eine 10prozentige Lohn- Minister aber gegenüber einer starken Organisation auch zu fügen die Regentage nicht bezahlt werden, würde meinen Intentionen erhöhung für alle Arbeiter und nicht etatsmäßigen Beamten. Das weiß, zeigt sein Verhalten gegenüber dem Leipziger Aerzteverband, nicht entsprechen; hierüber bitte ich um näheres Material. Bon Zentrum lehnte diesen Antrag ab, weil hierbei die Gruppen mit als dieser mit einem Streik drohte. Als nunt aber den Anträgen auf Schnerhöhung ist ein erheblicher Teil berücksichtigt ganz schlechten Löhnen zu furz fommen würden, es fehle der nötige ein Arbeiter sich die neugierige Frage erlaubte, warum denn Aerzte Spielraum. Wir haben daher den Antrag jetzt in der Form ein- streiken dürften, Arbeiter aber nicht, bekam er zwar keine Antwort, gebracht, daß die Löhne um 10 bis 15 Broz. erhöht werden. erhielt aber für diese Frage einen Rüffel. Die Politik der Hoffentlich stimmt nunmehr das Zentrum dem Antrage zu. Der Schifanierung wird auch gegenüber dem Verbande Elsaß Minister weist auf den Großbetrieb von Gravenstaden hin, wo noch Lothringer Eisenbahnarbeiter angewandt, obgleich
Kleines feuilleton.
einem Standale.
D
treiben es Bangs Freunde zu einem zweiten Prozeß oder zu Ein Dichterschicksal! Mufik.
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die Kosten
Die
worden, von den Anträgen der Arbeiterausschüsse sind im Jahre 1911 60 Proz. genehmigt worden. Der Abgeordnete Fuchs hat ferner mein Verhalten dem Technikerverband gegenüber getadelt. Es ist ganz selbstverständlich, daß bei Beamten ein Streit nicht geduldet wird.( Bravo rechts.) Schließlich warf mir fängnis büßen darf, während Majestätsbeleidungen mit Strafen bis zu fünf Jahren geahndet werden. Der Schutz Gottes hat also eine geringere Bedeutung, als der Schuß eines obendrein unter die besondere Gnade Goties gestellten Menschen.
*
Sternidel ist einer der scheußlichsten Verbrecher. Sicher. Er
werden.
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Notizen.
K. E.
Ein Dichterschicksal. Als Rubeloser durch die Welt jagend, ist Hermann Bang , der dänische Dichter, dieser Feinfühlige und Arnold Schönbergs Gurrelieder". Aus Wien Stille, während einer amerikanischen Vortragstournee plöglich in wird uns geschrieben: Obwohl Arnold Schönberg geschworen hat, einem Eisenbahnwagen gestorben. Ein schweres persönliches Leid die undankbare Stadt, die den tollen Zickzacksprüngen seines Hirns verdient nun aber auch eine exemplarische Strafe. Das Strafgesetzbuch jagte ihn durch die Welt, ein Leid, über das er in seinen Werken nicht folgen wollte, nicht mehr zu betreten, so ist doch gerade in gebietet, daß man die Verbrecher möglichst in ihrem bisherigen Benie spricht, das aber doch aus ihnen zittert und stumm flagt. Er Wien sein größtes und reifstes Werk zur Uraufführung gekommen. war Homosexueller, war es, trotzdem er sich aus allen Sträften Gin riesenhafter Apparat war dazu erforderlich, und der Phil- rufe beschäftigen solle. Also muß Sternickel Kaiser der Balkanvölker dagegen auflehnte, es fein lebelang zu bleiben. Sein harmonische Chor, der die Aufführung veranstaltete, mußte Kampf war vergebens. Er erlag seiner Veranlagung und zuerst wenigstens einen Teil der enormen Summe Auf alle- rhöchsten Befehl: mit solcher Depeschenfälschung kann mußte aus dent von ihm so heiß geliebten Kopenhagen belaufen sich auf etwa 12 000 Stronen im Substriptionswege flüchten. Vielleicht wäre er von den dänischen Gerichten frei- sicherstellen. Schönberg verlangt für seine Gurrelieder" ein man, wie Herr Wolter bewiesen hat, alles in Deutschland möglich gesprochen oder nur zu einer geringen Strafe verurteilt worden. Orchester von 140 Mann, gegen das man selbst das als riesen- machen. Würde jemand die Depesche senden:„ Auf alle- r Befehl", Aber er wollte in feinen Skandal verwickelt werden, den er, der haft angesehene Orchester von Mahlers VIII. Sinfonie bescheiden und hätten es selbst 65 Millionen Deutscher wirklich befohlen, nieStille, Feinfühlige so baßte. Er ging nach Bergen, der lebensfrohen nennen muß. Dazu treten noch als Solisten vier Sänger und ein mand würde sich rühren und alles würde über den Narren lachen. nicht zu bezweifeln, aber sie hat die westnorwegischen Hansastadt, die etwas von Kopenhagener Art hat. Sprecher und ein entsprechender gemischter Chor, dem allerdings Eine verrückte Fälschung Aber auch von hier mußte er fliehen. Ein norwegischer Dichter, nur eine Nebenrolle in dem Werke zufällt. Den tegtlichen Vorwurf wahrste Wahrheit über die deutsche Verfassung ans Licht gebracht. eine Weltberühmtheit, warnte die Bergener vor ihm, dem Verderber zu dem Werke bilden die„ Gurrelieder " von J. P. Jacobsen, ein der Jugend. Da verließ er Bergen und ging nach Berlin , 3yklus von mehreren Gedichten, in denen die Sage von der wil= das seinem Wesen so fremd war. In dieser Zeit reiste er einmal den Jagd erzählt wird, die nach dänischer Ueberlieferung mit nach Norwegen , um dort Vorträge zu halten, reiste auf der Burg Gurre und der Liebe König Volmers zu der schönen Tove - Gagen der Kinogrößen. Daß es tein Pappenstiel ist, einem deutschen Schiffe, das acht Stunden im Hafen von Kopen- verknüpft ist. Die einzelnen Gedichte werden dem König Volmer, hagen lag und er durfte es nicht verlassen; seine Tat war noch nicht Love, einem Bauern, der Waldtaube, die von Loves Tid erzählt, womit das Filmkapital die Größen der Literatur und der Bühne einem Narren und einem Rhapsoden, ferner den Mannen Volmers Todt, geht aus einigen Ziffern hervor, die über die Gagen der berjährt. Als dies dann endlich der Fall war, kehrte er nach Kopenhagen als der wilden Jagd und einem Chor des Volkes zugeteilt, die Musik dänischen Kinodarstellerin Asta Nielsen bekannt werden. Für zehn zurück. Aber er fand dort keine Ruhe. Wo er sich zeigte, zischelte verbindet und stüßt die Gesänge und weitet sich so zu einem ein- neue Films, in deren Dienst sie ihre mondainen, bald erotisch anes hinter ihm her. Da floh er wieder vor seinen Neigungen, heitlichen Werke etwa im Sinne eines modernen Oratoriums oder stachelnden, bald kolportageromanmäßig ligelnden Künste stellt, bevor dem Standal, streifte Lange Monate durch Norwegen , einer Chorsinfonie. Schönberg hat dieses großangelegte Wert vor tommt sie zusammen mit ihrem Unternehmer und Dichter" mindestens Schweden , Finnland , Rußland , Amerika Herr Reinhardt foll für die etwa zehn Jahren begonnen und vor wenigen Jahren beendet. Wäh- 2 Millionen Mark Reingewinn. Ruhelos flüchtete er bor dem Standal und starb dabei in rend er in seinen lezten Arbeiten völlig bewußt alle Traditionen, von ihm inszenierten Films( vier im Jahre) je 50 bis 80 000 m. einsam Amerika in einem Eisenbahnwagen. Und jetzt nach seinem Tode alle Entwickelung als lästige Fessel abgeworfen hat, knüpft er hier erhalten. geht der Standal, den er so haßte, los. Er hat einem Berliner an den Stil seines Sytettes Verklärte Nacht " und damit an die Bühnenchronit. Lucie Höflich ist für das Deutsche Freunde, dem Arzte Dr. Washutsky, Selbstbekenntnisse diftiert, eine Tradition wieder an. Die" Gurrelieder " sind völlig klar und straff Sünstlertheater( Sozietät der Leffingtheaterschauspieler) verSchilderung seines homosexuellen Lebens und des Antämpfens da im Aufbau, sicherlich ein Werk, das stark und fest in der Musik pflichtet worden. gegen. Er hat dem Arzte wie dieser sagt gestattet, diese zu unserer Tage steht. Was ihm vor allem eignet, ist eine weitausEin Naturschuhgebiet in der Eifel . Aus Anlaß beröffentlichen; Bangs dänische Freunde sagen, daß nach des holende, aus wirklichem Empfinden quellende Melodik, die in schöDichters Erklärung dies erst nach 50 Jahren geschehen kann. nem Bogen ihre Themen spannt. Einige besonders prägnante irgendeines Jubiläums will die Rheinproving das Gemünder und Motive, wie die zarte Liebesmelodie Toves, kehren immer wieder Weinfelder Maar in der Eifel im Umfange von 125 Hektar erUnd nun geht der Streit los, und es droht ein Skandal und halten das ganze Gebilde fest zusammen. Der große Aus- werben und als Naturschutzgebiet erhalten. Das ist ausnahmsweise werden. Man dente: ein Dichter, der die Homosexualität als schweres Leid empfindet, schildert, wie diese Neigungen stärker druck, der ohne starte Mittel zu Höhepunkten führt, fehlt ihm. Da einmal eine vernünftige Methode, Jubiläen zu begehen und um so find als sein heißer Wunsch, sie zu bekämpfen. Jit dies nicht eine wird die Musik oft lärmend, brutal. Die sinnigen Stellen aber find begrüßenswerter, weil auch die Naturschönheiten der Eifellandschaft wertvolle Waffe im Kampfe gegen eine rückständige Gesetzgebung von unmittelbar ergreifender Wirkung. Prächtig ist auch der mit ihren runden Kraterseen( Maaren) bereits von der Praxis des und ist es nicht zugleich eine vollständige Rehabilitierung" Bangs? Gottestros Vollmers, da Tove ihm dahinstirbt, von hinreißendem fapitalistischen Fortschritts bedroht find. Ist es nicht wünschenswert, daß dieses Dokument in würdiger Eindruck der Schlußchor, der hoch aufjubelnde Gruß an die Sonne J. Br. Form bekannt wird? Und da wollen es die einen im Geheim- nach dem düsteren Sput der Nacht.. archiv verschwinden lassen, die anderen daraus eine Sensationsbroschüre machen und was Bang so gehaßt hat, ist schon da: Der Standal! Oder es wird einen Prozeß geben, wie wegen seines Nachlasses. Vor mehr als 20 Jahren war Bang,
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Humor und Satire. Ergänzte Wahrheiten.
In der Stunde der Not muß das ganze Volt einer Meinung übrigens ganz leicht, erkrankt, und in einer sentimentalen An- sein. Es gibt keine edlere Wahrheit. Wir sind bereit und warten, wandlung hat er feine damalige Pflegerin, eine Pförtnersfrau, als daß alle Patrioten unserer Meinung werden. Erbin eingesetzt. Deren Kinder beanspruchen mun den ganzen Nach
laß Bangs und sind in dieser Woche in der zweiten Instanz siegreich Der Monarch ist von Gottes Gnaden. Aber es ist auffällig, geblieben. Jetzt geht die Sache an das Reichsgericht. Und da daß man Lästerungen Gottes im Höchstmaß mit drei Jahren Ge
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- Krebsforschung oder Panzerschiffe. Im Anschluß an Prof. Czernys Bericht über den Stand der Krebsforschung sei an des verdienten Forschers Ausspruch auf der Naturforscherversammlung in Münster erinnert:
„ Vielleicht entschließen sich die hochzivilisierten Nationen Eng Land und Deutschland einmal dazu, je einen Dreadnought weniger zu erbauen und die dadurch ersparten 40 Millionen für 40 Krebsinstitute in jedem Lande auszugeben. Ich bin überzeugt, daß dadurch in 50 Jahren nicht allein die Krebsfrage gelöst, sondern auch die Zahl der Krebskranken auf die Hälfte reduziert werden könnte."