Nr. 5.
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Vorwärts
8. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3 bis 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Fernsprecher: Amt 6, Nr. 4106.
Redaktion: Beuth- Straße 2.
Mittwoch, den 7. Januar 1891.
An die Expeditionen der Partei- find also nothwendig, wenn die„ intereſſirten Klassen", und Gewerkschaftsblätter.
also die Bourgeoisie, die Klinke der Gesetzgebung in der Hand behält. Schwankt nicht auf auf dem Haupte des Geschäftsführers des Zentralverbandes deutscher InUnserer Bitte, uns beim Quartalswechsel sämmtliche Partei- dustrieller in Berlin W., Charlottenstraße 48, die furchtund Gewerkschaftsblätter zu überweisen, sind einige Expeditionen bare brandrothe Jakobinermüze? Und das deutsche Unternicht nachgekommen. Wir erlauben uns, die Bitte dringend zu nehmerthum, wie wird dem zu Muthe? wiederholen.
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Die Redaktion des Vorwärts".
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Eine Blumenlese.
noch höher ausfällt
Expedition: Beuth- Straße 3.
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neue Reduktion und so Schraube ohne Ende, so lange es Arbeitskraft und Gesundheit des Arbeiters zulassen. Sind diese aber verbraucht, so mag er sich mit irgend welcher niedrig gelohnten Arbeit begnügen oder sehen, wie und wo er anderweitige Beschäftigung findet. Ist es ein Wunder, wenn sich bei Arbeitern, die dieses Verhältniß ganz durchschauen, Unwillen und Groll häuft?"
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Wasserrab, Soziale Politik im Deutschen Reich, S. 99/100. Vor seinen Fenstern sang der Spott Also dann, wenn sich die Arbeitsverhältnisse in Und ward gehämmert an seinem Schaffot." grauenhafter Weise gestaltet haben", kommt, immer nach Nun, wir Wilden sind doch bessere Menschen, und es Herrn Bueck, naturnothwendig Zusammenrottung, Resei ferne von uns, den Herren vom Zentralverein ein bellion". Nun, die deutschen Arbeiter sind nicht so thöricht, Alpdrücken zu verursachen. Aber wir durften es uns sich zu Putschen verleiten zu lassen. Die Massenbewegung nicht entgehen lassen, den geschichtsphilosophischen Be- des werkthätigen Volkes drängt hin auf die Gesetzgebung Die deutschen Großindustriellen, welche sich gegen die trachtungen des Herrn Bueck die Publizität, welche sie zu Gunsten der Armen und Enterbten, drängt hin auf die Arbeiterschutz- Gesetzgebung mit Händen und Füßen sträuben, verdienen, auch zu verschaffen. Aus solch einem Munde rationellere Gestaltung des ökonomischen Lebens. den Arbeitertruh aber nicht sorgsam und scharf genug solch ein Diftum! paragraphirt sehen können, verabsäumen trotzdem keine Wie die Großindustriellen denken, sagt offen Herr Gelegenheit, ihre Arbeiterfreundlichkeit rühmend hervorsicht, daß die Arbeiterschaft zu ihrem Kampfe gegen die Doch weiter! Alle ernsthaften Forscher sind der Anzuheben und durch ihre Organe pflichtgemäß über den Akkordarbeit durchaus berechtigt ist. Affordarbeit, Mordgrünen Klee loben zu lassen. freilich anderer Meinung: arbeit, ist ein derbes, aber wahres Wort. Herr Bueck ist
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Meine Herren, das Streben( der Gewerkschaften), die Leistungen herabzudrücken, zeigt sich auch in dein Widerstand gegen die Affordarbeit." A. a. D. S. 189.
Bueck:
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schiedenen Seiten ausgehen kann."
Die deutschen Arbeitgeber werden der Organisation der Arbeiter, so weit ich unterrichtet bin, keinen Widerstand entgegensezen; aber niemals werden sie sich bereit finden, mit Bertretern dieser Organisation oder anderen außerhalb stehenden Leuten zu verhandeln auf dem Fuße der Gleichberechtigung, wie sie hier verstanden wird. Niemals werden sie das thun, soweit niemals" überhaupt zu sagen ist( Heiterkeit)- wenn nicht ein 3wang auf sie ausgeübt wird, der von verStenograph. Bericht S. 151. der That sehr schlecht unterrichtet ist, wenn er meint, daß Buerst sei betont, daß der Herr Geschäftsführer in die Fabrikanten nichts gegen die Arbeiterverbände im Schilde führten. Die Vorgänge in Hamburg , in Erfurt Was insbesondere die Handhabung des Akkordlohnes an Streifvereine scheinen für Herrn Bueck böhmische Dörfer u. s. w., die systematische Gründung der famosen Antibelangt, so genügt es, an die heute so häufige Uebung zu erinnern, welche die Aufstellung des Akkordsages nicht davon geblieben zu sein. Im Uebrigen charakterisirt sein: Nieabhängig macht, was jeweils dem Arbeiter mit Rücksicht auf mals, das er freilich etwas einzuschränken für gut fand, den Verkaufspreis der Waare gezahlt werden kann, sondern den Mann und seine Auftraggeber vorzüglich. davon, was der Arbeitgeber ihn verdienen lassen will. Wer Der ultramontane Reichstags- Abgeordnete Stözel hatte vermag zu leugnen, daß gegenwärtig in der Mehrzahl der
Vor kurzem ist nun der stenographische Bericht über die Verhandlungen der im September 1890 zu Frank furt a. M. abgehaltenen Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik erschienen. Derselbe hat sich, wie wir feiner Zeit gemeldet haben, auch mit der Frage der Arbeitseinstellungen und der Regelung des Arbeitsvertrages be- stupende Unternehmerfreundlichkeit über allen Zweifel erEin junger, strebsamer Nationalökonom, dessen faßt. An der Debatte bezw. am Korreferat betheiligten haben ist, und der zugleich, da er als Praktiker in großen sich auch bekannte Vertreter des großkapitalistischen Unter- Betrieben thätig gewesen, gewiß sachverständig ist, dieser nehmerthums, und es ist wohl angebracht, aus den Rede- Mann, so recht nach dem Herzen des Herrn Bueck, fagt blüthen der Bueck und Genossen ein Bouquet zu binden, über die Akkordarbeit: das als offiziell und offizinell von Herrn Bueck nicht zu einem Fehdegang vor dem Tribunal benutzt werden fann. Es ist nicht unsere Absicht, den Rosengarten von Schiras Frankfurt zu plündern, einige wenige Knöspchen und Blumen wollen wir pflücken und den Strauß mit etwelchen netten Früchtchen garniren, den Herren vom Zentralverein zur Ehre und den deutschen Arbeitern ein Wohlgefallen.
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Herr Bue ct sagt im Hinblick auf die Entwickelung der englischen Arbeiterverbände:
Die Unerträglichkeit dieser Zustände trieb die Arbeiter dazu, durch Zusammenrottung und Rebellion eine Besserung ihrer Lage anzustreben und die Erfolge, die sie erzielten, führten fie dahin, aus der Zusammenrottung feste Organisationen zu bilden, zu denen die Keime ja auch schon von früher her vorhanden waren. Dieses Verhalten warnothwendig, da der Staat fortfuhr, die Gesezgebung in den Händen intereffirter Klassen zu belassen."
Stenograph. Bericht S. 135/6.
Aber Herr Bueck, Herr Bueck, das sind ja greuelvolle Zugeständnisse. Die Zusammenrottung", die„ Rebellion", der Zusammenschluß zu straffen Organisationen
Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Bei Mama.
machen.
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Fälle der Akkordsatz so zu Stande kommt, daß der Arbeitgeber auf der Frankfurter Generalversammlung des Vereins für bezw. sein Stellvertreter sagt: Der Mann so Il pro Tag so Sozialpolitik die Religion als ein durchaus nothwendiges und so viel verdienen; ist er fleißig, so wird er wohl so und Mittel zur Erhaltung des guten Sinnes der Arbeiter" so viel nach Stückzahl, Maß oder Gewicht fertig bringen, also bezeichnet. Herr Bueck bemerkte hierzu, was unsere stelle ich den Akkord so und so hoch." Der Arbeiter spannt feine Kraft an; er will sein Einkommen durch den Akkordlohn Berliner Leser interessiren dürfte: erhöhen, und wirklich gelingt ihm dies. Aber nicht über die Grenze, die der Arbeitgeber oder sein Vertreter sich im Stillen gesetzt hat. Ist diese erreicht, so stellt sich, auch wenn in der Lage des Marktes absolut feine Veränderung vorgegangen, der Gewinn des Arbeitgebers vielmehr wie zu Anfang ein sehr reichlicher geblieben ist, doch leicht ein Bedauern bei ihm ein, die Leistung des Arbeiters nicht höher taxirt zu haben und der Affordlohn wird herabgesezt. Der Arbeiter vermehrt noch= mals seine Anstrengungen, um auch bei dem reduzirten Lohnfaze die frühere Lohnhöhe zu erreichen oder sie wohl gar noch zu überschreiten. Das Unwahrscheinliche geschieht, seine Geschick sekretär Dr. Rentsch, der gleichfalls in die Diskussion lichkeit hat sich allmälig so gesteigert, daß der Lohn wirklich eingriff, bemerkte u. A.:
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Es war übrigens einerlei. Frau Holmsen wußte ja doch ohnehin, daß sie kein Auge schließen würde.
„ Ich stimme in diesem Punkte mit Herrn Stöbel ganz überein; wenn er aber seine Sympathie den Sozialdemokraten in so ausgiebiger Weise entgegengetragen hat, so möchte ich ihn doch auf die in Berlin neu beginnende Agitation für den Austritt aus der Kirche hinweisen, die darauf gerichtet ist, dem Arbeiter seinen Gott und seine Religion zu rauben und ihn zum Werkzeug der Umsturzbestrebungen zu machen." Stenograph. Bericht S. 248.
Der Bevollmächtigte der Eisenindustriellen, General
sie hatten ja Mama;
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sie war ebenso hilflos wie die Kinder, hilfloser als sie, so mußte sie sich doch auf Gott Hier und da stand sie auf und legte ein Holzstück in verlassen dürfen. Sie war der Hilfe unwürdig, das wußte den Ofen; sonst lag sie und fröstelte und sann. Sie wurde sie wohl; aber sie betete auch nicht für sich selbst,- es mit sich darüber einig, daß niemand Kinder haben sollte, der war ja doch nicht denkbar. daß die armen Kleinen für nicht reich sei... und auch niemand Reicher. Was nüze Reich- ihre Unwürdigkeit sollten leiden müssen. Er mußte helfen, thum? Morgen konnte der reiche Mann ein Lazarus sein und er mußte!
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IV.
dann standen die Kinder da. Kein Mensch auf Erden brachte Sie wurde so müde und so wirr im Kopf, daß sie Frau Holmsen erhob sich und kleidete sich an. Sie es zuwege, Kinder anzusehen, für die man kein Brot hatte. schließlich kaum mehr von sich wußte. Die Zähne klapperten steckte ihr Haar auf, ordnete am Hut herum, nahm einen Sie fühlte es in ihrem Innern, daß sie ihnen Brot stehlen ihr vor Kälte. Sie kroch dicht zu Fanny hin und schloß die frischen Kragen und machte sich schön. Heute wollte sie würde, wenn es nicht anders ging; alles, alles würde sie Augen. So lag sie in dumpfem, frankem Schlummer bis selbst zum Hinke- Michel. Es war einerlei; allerdings thun, dessen war sie sicher, alles- und sogar das schlechteste. zum nächsten Morgen. würde er dies und das sich denken; aber die Kinder Es kam ihr vor, als ob nichts eine Sünde oder Schande mußten zu essen haben; da war nun einmal nichts zu sein könnte, was eine Mutter that, um ihren Kindern Brot Es kam Hilfe. Gutsbesizer Storm auf Fredheim sandte Wenn seinen Knecht mit einer ganzen Fuhre von Lebensmitteln Sie fehrte mit einem vollen Korb zurück, Brot die Noth am größten, da half er wohl..hu, der da und Holz; ebenso kamen Weihnachtsgeschenke von Frau Butter, Kaffee, Zucker. Und die Kinder erhielten zu essen; drunten, dieser abscheuliche Mensch, Michel von der Treppe, Wiig auf Vig und von Frau Mühlberg. der Krumme, Hinke- Michel, großer Gott, wie die Armen hungrig waren! Es der Krumme, Hinke- Michel, wie er sie heute Abends an Das war Hilfe, die etwas ausgab. Man mußte in blieb nicht viel von dem Brotlaib, als sie sich gesättigt geschaut hatte! Ja, unser Herrgott half schon, er mußte der Stadt vernommen haben, daß sie Gäste ins Haus helfen. Er sah doch, daß die Noth hier schlimm gekriegt. Hierauf ließ sie dieselben sich auskleiden und sich nieder- genug war. Bald saß die kleine Familie am Weihnachtstisch und legen, und da erwärmten sie sich und schliefen ein. Als Oder wenn sie sich umbrachte? Das ginge auch; das ließ sich's wohl sein, die Tafel gedeckt, Licht in den Kari tam, mußte sie mit dem alten Wintermantel in die war auch ein Ausweg. Da würden die Leute merken, in Leuchtern, Feuer im Ofen. Und plößlich ging es Frau Pfandleihanstalt; das Bischen, das sie heimbrachte, ging wie schlechten Umständen sie gelebt hatte und würden den Holmsen im Geiste auf, diese große Hilfe zur richtigen auf Holz auf. Speise für den nächsten Tag mußte der liebe Kindern gegenüber gut sein. Also wenn morgen kein Brot Stunde, sie mußte von Gott kommen. Gott herbeischaffen. tam, so; sie brauchte ja blos auf's Eis hinauszugehen und Ihre Gebete von heute Nacht! sie waren offenFür sich und Fanny bettete Frau Holmsen auf dem sich niederzulegen; das sollte nicht besonders arg sein, nur bar erhört worden. So mußte sie wenigstens glauben. Fußboden; alle Fetzen des Hauses dienten zur Unterlage ein ganz klein wenig... Und namentlich den Kindern würde es gut thun, es zu und sämmtliche Kleider als Decke. Fanny, welche von den Sie arbeitete sich in eine solche Angst hinein, daß sie glauben. Lehmann'schen mit einer Flasche Wein als Festgeschenk heim- schließlich zu beten anfing. Sie weinte und betete, kämpfte„ Ach ja," sprach sie, nun haben wir es gut, laffet uns gefommen, war unartig und schrie; sie schlief nicht eher ein, mit der launenhaften Macht da droben wie in Sinnes- aber nicht vergessen, wer uns das alles gesandt hat! als bis sie die ganzen Kleiderhaufen über sich gekriegt hatte. verwirrung. Da lagen die drei kleinen; sie waren ruhig; Gestern war das Haus noch leer und alles sah
hatten.
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