Wüst?<?M an sich zu reißen unJ damit die Aufteilung derchinesischen Außenländer einzuleiten. Schon die ersten Monatedet russischen>/Schutzherrschaft" in der Mongolei haben ge-zeigt, daß die russische Regierung die Unabhängigkeit:'-Erklärung eines Teiles der mongolischen Fürsten, die für Geldund Schnaps gekauft worden sind, nur dazu benutzt, um imNamen des mongolischen Volkes gegen Cbina auftreten zukönnen. Russische Truppen richten sich in der Mongoleihäuslich ein, russische Jnstruktoren schreiten an die Ausbil-düng von mongolischen Truppen, die nach dem Muster derverfischen Ko'akenbrigade das eigen« 5'and an Rußlandfefieln sollen, russische Konsulate reißen die Verwaltung ansich, russische Kausleute und Industrielle plündern die natür-lichen Schätze des Landes, und alles, was im Namen dermongolischen Regierung verkündet wird, geschieht unter demDiktat des russischen Generalkonsuls in der Hauptstadt derMongolei.Tie russische Diplomatie begnügt sich aber nicht mit diesemVorgehen in der Mongolei. Auf ihre Veranlassung hin er-gingen an die russische und französische Gesandtschast kate-gonschs Messungen, so lange China keine Finanzhilfe zu-kommen zu lassen, bis die„Autonomie" der Mongolei volleAnerkennung gesunden habe. Mit diesem Scbachzug der-eitelte dt« russische Diplomatie den Abschluß der chinesischenAnleihe, die für die innere Reformarbeit Chinas unbedingterforderlich ist, und kettete die englische und französischc Diplomatie noch enger als bisher an ihren aggressiven Kurs in Dst-nsien. Zugleich rückte sie aber auch in der englischen Einfluß-syhäre vor, indem sie den Abschluß eines Gegensestigkeits-Vertrages zwischen der Mongolei und Tibet veranlaßte unddadurch, zum� größten Mißvergnügen der führenden englischenPresse, ihre Fänge auch nach Lhassa, der Hauptstadt des unterenglischem Einfluß stehenden Gebietes, ausstreckte. Ter Zweckdieses Vorgehens ist klar. Durch Schaffung einer solchenBrücke zwischen Urga und Lhassa zwingt die russische Diplo-wiatie England immerfort zur Unterstützung ihres Vorgehensgegen China und erpreßt von der englischen Diplomatie, ge-nau so wie in Persien, immer weitere Konzessionen an ihrenasiatischen Kurs. Dieselbe Methode verfolgt Rußland gegen-über Japan, dem es � gegen Gewährung der Annexion derMongolin freie Hand in der südlichen Mandschurei gewährthat. Hier aber stößt der schlau eingefädelte russische Plan,der aus die Schaffung einer englisch-russisch-japanischen Koa-lition gegen China hinausläuft, auf unvorhergesehene Schwie-rigkeiten. Japan beeilt sich nicht, dem Beispiel Rußlands zufolgen und die ihm freundschaftlich offerierten chinesischenAußenländer zu okkupieren. Erstens bestehen zwischm Japanvvd Rußland noch recht tiesgehende Meinungsverschiedenheitenüber die Abgrenzung der beiderseitigen Beute. Rußland hatin dem Vertrage mit den mongolischen Fürsten die Grenzenseines Einslußgebietes absichtlich nicht festgelegt und durchdie allgemeine Fassung des Vertrages sich der japanischen Ein-slußsphäre sehr bedenklich genähert. Dann aber hat in Japanneuerdings ein Umschwung in der Stellung zu China statt-'wftlnden, der die Durchführung des russischen Planes rechtfraglich erscheinen läßt. Die schwere wirtschaftliche Krise inJapan, die. heftige Konkurrenz mit Amerika, die nach der Er-öfsnung des Panamakanols noch verschärft werden wird,.zwingen die javanischen.Handels» und Jndustriekreise, sichdurch eine freundschaftliche Annäherung an China den unge-heuren chinesischen Markt zu sichern. Auch ein Teil der bis-herigen Kriegspartei in Japan neigt sich unter dem Cinslußder finanziellen Krise diesem Standpunkt zu. und so ist esAnnäherung zwischen China und Japan stattgesunden hat.denn nicht erstaunlich, daß in der letzten Zeit eine gewisseDer Reformator Chinas. Dr. Sunsatsen, ist kürzlich in wich-trger. diplomatischer Mission in Tokio gewesen, und wie dierussiiche Presse mitzuteilen in der Lage ist. hat er bereitsziemilich wesentliche Erfolge errungen. Die Japaner erhalteneine Vorzugsstellung auf dem chinesischen Markte und er»werben von China einige Inseln als Stützpunkte jür diejapanische Flotte.'Dafür nimmt Japan von einer Besitz»ergreifung des chinesischen Territoriums Abstand. Kanndiese Abmachung auch nicht als chinesisch-japanisches Bündnisbetrachtet werden, so stellt sie jedenfalls den ersten wichtigen3U einer Annäherung zwischen beiden asiatischenMachten dar, einen Schritt, der die russischen Hoffnungen aufein gemeinsames Vorgehen gegen China zerstört. Erwägt mannoch daß sich bereits unter den mongolischen Fürsten, die sichan Rußland verkauften. Anzeichen der Ernüchterung bemerk»bar machen, und daß die ungezügelte Raublust der russischenAdministratoren und Abenteurer heftige Gegenströmungen inder Mongolei wachgerufen haben, so muß man dem Mit-arbeiter der..Rjetsch", dem bekannten Orientalisten I. Popow,recht geben, welcher erklärt, daß die heutige Lage Rußlandsini fernen Osten außerordentlich an die Verhältnisse erinnert.die vor einem Jahrzehnt, kurz vor dem Ausbruch des sapa-mschen Krieges, an der Grenze Chinas und Japans geherrschtfranfefcicb.Tie politische Krise.Paris, 19. März. Von den 161 Senatoren, die dasMinisterium gestürzt haben, sind 130 Mitglieder der demo-kratischen Linken, 23 der republikanischen Vereinigung,6 Wilde und je ein Mitglied der republikanischen Linken undder Rechten. Gegen die Regierung stimmten unter anderemElemenceau. Combes, Freycinet, Pichon. de Selves undPelletan. Unter den 128 Senatoren, die für die Regierungstimmten, sind unter anderem zu nennen Ribot. Doumer.Paul Dupuy, General Mercier. Zehn Senatoren enthieltensich der Abstimmung, darunter Bourgeois.Fast in der gesamten Presse gelangt die Ansicht zum Aus»druck, daß noch selten eine Kabinettskrise unter so schwierigenVerhältnissen eingetreten sei. Der Gegensatz zwischen Kammerund Senat habe nicht nur die Aufgabe des künftigen Minister-Präsidenten außerordentlich schwierig gestaltet, auch der Prä»sident der Republik habe sich noch nie in einer so verwickeltenLage befunden.Vielfach wird betont, daß es den radikalen Senatorenm erster Linie darum zu tun war. die Schlappe zu rächen,die sie in Versailles bei der Präsidentenwahl erlitten haben.Der„Figaro" schreibt, Briand büße den unermeßlichen Dienst,den er Frankreich erwiesen habe, als er am 17. Januar in soentschiedener Weise zur Wahl Pomcaräss beigetragen habe.welchem das Land die tatkräftige Entscheidung über die Reorganisation der Armee und die dreijährige Dienstzeit ver-danke. Der konservative„Gaulois" sagt, der Senat, den dieVolkstümlichkeit des neuen Präsidenten der Republik erschrecke,möchte diesen zwingen, sich zurückzuziehen. Poincarä habejedoch sehen können, daß es ihm ein leichtes wäre, sich auf dasLand zu stützen und den Prätensionen des ParlamentsSchranken aufzuerlegen. Die antimilitaristische„G u c r r csociale" schreibt: Was das Volk bei dem Sturze desMinisteriums Briand interessiert, ist ausschließlich die Frage,ob auch dos Gesetz über die dreijährige Dienstzeit in Trümmergegangen ist. Freuen wir uns nicht zu früh. Der Nationalist,den man zum Präsidenten der Republik gewählt hat, ist sehrwohl imstande, ein Ministerium Etienne zu berufen, desseneinzige Ausgabe es wäre, den dreijährigen Militärdienstdurchzuführen. Ja n r e s kündet in der„H u m a n i t e" an.die proportionalistisch gesinnten Republikaner würden morgeneine Resolution einbringen, in der die Kammer aufgefordertwerde, auf der von ihr angenommenen Wahlreform zu be°harren. Ter Senat habe den Konflikt gewollt, er werde auchdie Verantwortung für die durch denselben entfesselte politischeVerwirrung tragen.__Das Schicksal der Wahlresorm und der Militärvorlagr.Paris, 19. März.< P r i v a t t e l s g r a m m des„V o r w ä r t s".) Ein Ausweg aus der Krise ist noch un-sichtbar. Allgemein wird erklärt, daß eine so schwere Kriseseit den Tagen Mac Mahons nicht vorgekommen sei. TieProporzdeputierten sind entschlossen, jedes Ministerium, dasein Programm ohne Zulassung einer Vertretung der Mi-noritäten vorlege, zu stürzen. Heute wurde ein AntragJaurtzs angenommen, in der morgigen Sitzung eine Re-solution vorzulegen, worin die Kammer ihr Beharren beidem Proporz ausspricht. Daher ist die Bildung eines neuenKabinetts schwierig. Man nennt Etiennne als NachfolgerBriands, der seinen Kriegsressort beibehalten, zunächst dieAnnahme der Milftärvorlage betreiben, aber die Wahlreformmit unverbindlichen Versprechungen zurücktreten lassen würde.Indes wächst die Opposition der Radikalen gegen die Einfüh-rung der dreijährigen Dienstzeit immer mehr. Man rechnetdamit, daß die Kaminer nur 420 Millionen Frank Kredit,statt der dreijährigen Dienstzeit aber einen Kompromißvor-schlag annehmen werde. Die Kandidatur Delcassäs alsKabinettschef ist ausgeschlossen, da er heute nach Petersburgabfuhr. I a u r d S schreibt heute in der„H u m a n i t 6":Ter Senat ist für den entfesselten Wirrwarr veranwort-lich, aber auch Pomcarä. der, um in das Elysee zu kommen,eine halbfertige Reform Briand anheimgab, dessen Kreditim Versinken war, und den zugleich die Gegner seiner Wahlgegen die Reform lenkte. Eine weitere Schuld Poincarssund Briands ist es, daß sie, sich dem Nationalismus ge-fangengebend, die Vorlage auf Einführung der dreijährigenDienstzeit quer durch die Wahlreform warfen und so denProporzgegnern Hoffnung gaben, daß sich die durch die Mili-tärsragc gespaltenen Proporzler bei den kommenden Wahlennicht koalieren könnten. Aber die Sozialisten seien entschlossen,rückhaltlos sowohl gegen den Militarismus wie für den Pro-Porz zu kämpfen. Sie wären die Düpierten, wenn sie eine Re-form des Wahlrechts preisgäben, da die künftige Regierungdann in der Militärfrage nichts zu fürchten brauchte. Es seiauch nicht zu vergessen, daß Clemenceau zur Sicherung seinesSieges sich auf die Einführung der dreijährigen Dienstzeitverpflichtete. Compere Morel erklärte einem Interviewer,daß in der Serie von Krisen voraussichtlich ein AiMleich un-möglich sei. Die nächstjährigen Wahlen werden nicht unterdem Bezirkswahlrecht stattfinden, ober wir werden uns ver-pflichten, uns nach Annahme einer Reform sofort aufzulösen.Die radikale Partei wird verschwinden, aber gegen den Senatund für die Aenderung der Konstitution ist eine mächtigeKampagne ermöglicht. Ein Artikel des„Temps" zeigt indes,daß der Kampf gegen die Senatsrechte der Bourgeoisie un-erwünscht ist. Die kapitalistischen Proporzler ziehen eine,Lösung durch Etienne vor und wollen jedenfalls jetzt eineAuslösung vermeiden, die die Einführung der dreijährigenDienstzeit übrigens verhindern würde. Wahrscheinlich würdeder Senat die konstitutionell notwendige Zustimmung ver»weigern.__Hiis der Partei.Kongresse im Ausland.Zu Ostern halten unsere französischen Genossen ihren Parteitagin Breft ab; die belgischen Genossen tagen in Brüssel, dieholländischen in Utrecht. Als Vertreter der deutschen Partei gehtGenosse Atoltenbuhr nach Frankreich. Genosse E d e r t nachBelgien. Genosse Scheidemann nach Holland.Vom Fortschritt der Parteipresse.Unser Parteiorgan'für Niederschlesien, die„Görlitzer Bolls-zeitung. hat in den letzten drei Jahren, seit unsere dortigen Ge,nossen sich die Produktwgenossenschaft„Ärbeiterdruckerei Görlitz"geschaffen haben, so erfreuliche Fortschritte aus allen einschlägigenGebieten gemacht, daß eine Äurckgreifende Erweiterung d«SDruckererbetriebe« vorgenommen werden konnte. Zur Ausstellungkam auch eine zweite Rotationsmaschine, durch die da« Parteilblattim Umfang von 24 Seiten zweifarbig hergestellt werden kann.Ablehnung de« städtischen Etat«.Di« sozialdemokratische Fraktion im Parlament der StadtErankfurt a. M. stimmte gegen die Genehmigung des städtischentatS. obgleich dieser u. a. recht beträchtliche Mehrauswendungenfür Fürsorge- und soziale Zweck«, so für Schulspeisung, Bekämpfungder Schwindsucht, Säuglingsfürsorge, Volksbildung, gemeinnützigeRcchtSausbildung. auch die Unterstützung de« Arbeiter-Äbstinentcn.bundes, enthält. Maßgebend hierfür war insbesondere die starkeHeranziehung der minderbemittelten Schichten der Bevölkerung zuden allgemeinen Lasten durch Gebühren. Der Etat wurde natürlichvon der bürgerlichen Mehrheit angenommen.�Die Märzfeier der Wiener Arbeiterfand am letzten Sonntag statt.(In Wen brach 1848 die Revolu-tion bekanntlich schon am 13. März au«.) Die Feier hat ihre Ge-stakt insofern verändert, daß in diesem Jahr« nicht mehr ein Massen-zug noch dem sehr weit entfernten Zentralfriedhof stattfand, son-dern die Kränze nur von Abordnungen der Bezirke überbracht wur-den. Am Obelisken, den die Gemeinde Wien den Vorkämpfernder bürgerlichen Emanzipation errichtet hat, brannten Flammenin den hoben Leuchtern, und Abg. Genosse Dr. Ellenbogensprach Worte des Gedenken«. Nach ihm sprachen tschechische, pol-nische, ungarische und ruthemsch« Genossen. Leute, die den Staatmit de- Kranzschere retten wollten, waren nicht zu sehen. DaS istin Wien nicht üblich.Ei« Bortrag des Genossen Liebknecht in Poris.Paris, 48. März. lEig. Ber.) Genosse Dr. Karl Lieb.k n c ch t, der jetzt eine VortragSreisc in Frankreich. Belgien undEngland unternimmt, sprach gestern in einer überfüllten Bersamm.hing des deutschen sozialdemokratischen LeftkMS über die inter-nationale Situation. Nach einer Darstellung der ökonomischenWurzeln des kapitalistischen Imperialismus zeigt« er die Aufgaben.die sich für dos internationale Proletariat in der äußeren undinneren Politik ergeben. Der Vortrag wurde pon den Zuhörern,unter denen sich viele russische, ungarische und einige bekannte sran-zöstsche Genossen befanden, wiederholt von Beifall unterbrochenund der Schlußappell deö Redners zur rastlosen, revolutionärenOrganisationsarbeit für die sozialistische Internationale fand«instürmisches Echo. Die Versammlung wird der Entwicklung deralten Organisation der deutschen Arbeiter in Paris sicherlich zugutekommen und dazu beitragen, daß die zumeist jungen, in die Fremdeziehenden Proletarier in den Ablenkungen der Weltstadt dem Zu-sammenhang mit der sozialen Bewegung ihrer Klasse nicht verlieren-Wahlcrsolge in der Schweiz.Nachdem nun im Kanton Aargau die K an t o nr at« w a hlenbeendet sind, ergibt sich, daß zwölf Sozialdemokratengewählt sind gegen sieben bisherige, so daß der Gewinn fünfMandate beträgt. In Baden gelang eS am Sonntag im drittenWablgang den sozialdemokratisck-katholischen Minderheitsparteien, dieherrschenden Freisinnigen zu schlagen.Im Kanton T e I s i n sind insgesamt drei Sozialdemokraten inden KantonSrat gewählt worden.Em Industrie und Kandel.Tic Rohstoffversorgung des deutschen Marktes.Tie gewerbliche Produktion bewegt sich im allgemeinen noch insteigender Richtung. Leider ist man noch immer nicht zu statisti«scheu Erhebungen über den Umfang der inländischen Warenerzeu»guna gelangt: nur die Gewinnung einiger Montanprodukte sowiedie Erzeugung der Hochöfen werden regelmäßig veröffentlicht. Vorallem fehlen noch statistische Angaben über die Fabrikation derFertigindustrie. So muß man sich an andere Faktoren halten, willman die Expansion der deutschen Volkswirtschaft verfolgen. Einenrecht sicheren Maßstab gewährt die Versorgung des deutschenMarktes mit Kohle. Kein Gewerbezweig kommt heute mehr ohneDampfkraft aus, auch für die Erzeugung elektrischen Stromeskommt in Deutschland die Wasserkraft nur in den wenigsten Fällenin Betracht. Im Januar d. I. ist die deutsche Steinkohlen-Versorgung gegen das Vorjahr abermals erheblich gewachsen.Im ersten Monat der Jahre 1807 bis tLtZ standen nach Einrechnungdes Imports in die Eigenproduktion sowie nach Abzugs der Aus-fuhr in Millionen Doppelzentnern folgende Mengen Steinkohlenfür den inländischen Verbrauch zur Verfügung:Januar 4807 1808 1908 1910 1911 1912 1848Versorgung 147,86 117.20 107,8.1 112,39 122,13 128,72 148,13Geg. d. Vors.- 0.6ö-9.35+4,54+9,74+6,69+19,41Den weitaus stärksten Fortschritt machte die deutsche Stein-kohlenversorgung somit im laufenden Jahre. Gleichzeitig- stieg dermutmaßliche Verbrauch von Braunkohle, der im Januar1907 erst 57,21 Millionen Doppelzentner betragen hatte, aus 78,72Millionen Doppelzentner. Die Ausdehnung der Braunkohlenvcr-sorgung ging also auch in der laufenden Konjunkturperiode wiederüber die Erhöhung der Steinkohlenversorgung hinaus. Daß dasWachstum der industriellen Warenerzeugung im laufenden Jahrsin Deutschland in kräftigem Tempo anhält, ergibt sich weiter auöder Entwickelung der Eiscnvcrsorgung. Da« Plus gegendas Vorjahr ist erheblich bedeutender als irgendwann in früherenParallelmonaten. Von Januar 1907 bis Januar 1912 war diedeutsche Eisenversorgung nur von 7,60 Millionen Doppelzentnerauf 8,02 Millionen Doppelzentner gewachsen: im ersten Monat deslaufenden JahrcS stieg sie auf 9,93 Millionen Doppelzentner. An-gesichts dieser auffallenden Erhöhung der Versorgungsziffcr istallerdings die Frage berechtigt, ob die Versorgung des deutschenMarktes mit Roheisen nicht tatsächlich den heimischen Bedarf über.steigt; die mehrfach beobachtete Schwäche einiger ausländischenEisenmärkte deutet darauf hin, daß man auch in anderen Länderndie Erzeugung nicht bedachtsam ausgedehnt, sondern ohne Rücksichtauf die Nachfrage da« Angebot erheblich vermehrt hat. Eineexakte Feststellung der Rohstoffversorgung ist ferner, beim wich.tigsten Material der Textilindustrie, bei Baumwolle, möglich.da bier inländische Produktion nicht in Betracht kommt. Diedeutsche Baumwollvcrsoraung bot im Januar der letzten Jahre nach1006 Doppelzentnern folgendes Bild:Januar 1907 1908 1909 1916 1911 1912 1913Versorgung 588 557 505 457 527 557 629Geg. d. Vors.—31—52—48+70+30+72Die Versorgung geht Heuer zum erstenmal über die verfüg.bare Quantität vom Januar 1907 hinaus. Von großem Interesseist gegenwärtig die Gestaltung der Versorgung des Inlandsmarktesmit Leuchiöl. Die Mehreinsuhr von Petroleum stieg vomJanuar 1907 bis 1910 fortwährend, ging aber seitdem im erstenMonat Jahr für Jahr zurück: sie belief sich im Januar 1912 nochauf 1 345 053 Doppelzentner, im Januar 1913 auf 1 978 567 Doppel-zeniner. Im Gesamtverlaus des Jahres 1912 war der mutmaßlichePetrolcumverbrauch in Deutschland geringer als zwei Jahre vorher.Soziales.Verordnung zum Schutz von Arbeitenunevund jugendlichen Arbeitern.Der gestrige„Reichs-Anzeiger" veröffentlicht eine längereVerordnung des Bundesrats über die Beschäftigung vonArbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Glashütten,Glasschleifereien, Glasbiegereien und Sandbläsereien vom9. März 1313._Die SchadenSersatzklagc gegen de« frühere» Prinzipal.Die von einigen KaufmannSgerichten mit Unrecht umstritteneRechtsfrage, ob DchadenSersatzklagen gegen den früheren Prinzipalbeim Kaufmannsgericht oder beim ordentlichen Gericht anhängigzu machen seien, ist jetzt auch zur Entscheidung vor daS Kammer.geeicht gekommen. Die prinzipielle Auffassung des Kammergerichtswerden sich hoffentlich die unierBi Instanzen zu eigen machen, sodaß eine Stetigkeit in der Rechtsprechung bezüglich dieser Fragenunmehr Platz greifen wird. Angeklagte klagen nach ihrem Ab-gange oft wegen Schäden, die sie an ihrer Gesundheit währendihrer Tätigkeit erlitten haben wollen. Wandten sie sich an daSAmts- bczw. Landgericht, so wurden sie meist an daS Kaufmann«-gericht verwiesen, ebenso häufig aber auch vom Kaufmanns-gerickt an das ordentliche Gericht. Besonder» die 1. Kammerdes Berliner Kaufmannsgericht« hielt an der verkehrten Auffassungfest, daß Klagen auf Schadensersatz seitens eines ausgeschiedenenGehilfen nichts mehr mit dem Dienstverhältnis zu tun haben.Während einzelne Zivilkammern des Landgerichts dieser Auf-faffung beitraten, nahmen andere Kammern sehr entschieden da-gegen Stellung. Die Folge dieser Divergenzen war jedenfalls eineIlnsicherheit der Rccktsuchenden, die oft Monate warten mußten,bi§ die leidige Zuständigkeitsfrag« geklärt war.In einer vor der 1. Kammer des Berliner KaufmannSgerichtSverhandelten Sache verlangte der Kläger, der im Bankhaus Bleich-röder in Stellung war, einen Schadensersatz und eine Rente. Erwill durch Zugluft einen unheilbaren Schaden an seiner Gesund-heit erlitten haben. Da der behandelnde Arzt, auf dessen Aussagees im Prozeß im wesentlichen ankam, nicht zur Stelle war, konntein der Sache selbst nicht entschieden werden. Dagegen wurde fest-gestellt, daß daS Kausinannsgcricht in der Sache daS Urteil zusprechen hat. Kläger hatte erst beim Landgericht die Klage erhoben,daS sich aber nicht für zuständig hielt. Auf eingelegte Berufungentschied aber auch daS Kammcrgericht, daß zur Entscheidung inder SchadenSrrfatzklagr nur daß Kaufmannsgericht in Frage, kommt.