Schritt gehen soll, wenn der erste nicht zum Ziele führt? Von denForderungen Rumäniens auf Silistria hat der Staatssekretär ge-sagt, daß sie„ft r e n g r e ch t l i ch wenig zu halten sd i e n".Trotzdem will Deutschland sich für. Rumänien einsetzen! Sollenalso unsere deutschen Truppen unter 1l m st än denmarschieren und schießen, um füi: haltlose Forde-r u n g c n Rumäniens zu kämpfen?!Genosse Ledebourerklärt, die Sozialdemokraten begrüßten die Annäherungzwischen Deutschland und England um so mehr mitgrößter Genugtuung, da unsere Partei eher und ent-schiedener als irgend eine andere Partei fürein freundschaftliches VerhältnisI zu Englandeingetreten sei. Weiteres werde sich darüber im Plenumsagen lassen. Mit den Bemühungen der Rcichsregierung, aufdie Erhaltung der Türkei in ihren asiatischen Gebieten hinzuwirken,tonne die Sozialdemokratie sich einverstanden erklären, doch würdesich das nur erreichen lassen, wenn die türkische Regierung gegen-über anderssprachigen Bcvölkerungsteilen in der asiatischen Türkeieine verständigere auf Achtung ihrer nationalen Eigenart gerichtetePolitik betreiben würde, als gegenüber den Balkanvölkcrn; dennauch in Asien bildeten die Türken im Türtenreich nur eine Minder-heit. Die deutsche Regierung werde deshalb gut tun, ihren Ein-fluß in dieser Richtung bei der türkischen Regierung zur Geltungzu bringen.Redner fragte, ivie eS sich mit der Nationalität der Bevölkerungder Serbien zugewiesenen Städte Dschakowa, Jpek und Prisrendoerhalte und spricht den Wunsch aus, daß den Balkanstaaten inden ihnen zufallenden Gebieten religiöse und national�Toleranz gegenüber den ihnen einverleibten Bevölkerungsteilenzur Pflicht gemacht werde. Es sei verkehrt, wie das Herr Basser.mann versucht habe. Oesterreich zu einer Politik anzustacheln, alssei«S die.germanische Vormacht" gegenüber den Balkanstaaten.Im Interesse Oesterreichs wie Deutschlands läge es, die Balkanstaaten,womöglich in einem Balkanbund, sich frei entwickeln zu lassen. Aufdie Weise werde vermieden, daß die slawischen Balkanvölker insSchlepptau Rußlands kämen.Kontenegro and die Mächte.Die Erklärungen, die der deutsche Staatssekretär in derBudgetkoinmission über die auswärtige Politik abgegeben hat,crtvecken in einem Punkte besonderes Unbehagen. Auf dieFrage, wie er sich die Weiterentwicklung der Skutari fragevorstelle, hatte der Staatssekretär keine Antwort, und mitRecht wiesen unsere Genossen darauf hin, daß eS völlig un°verständlich sei, wie sich Leute in verantwortlicher Stellungauf einen Schritt einlassen könnten, bevor sie den zweitenüberlegt hätten. In der Tat enthüllt der Widerstand vonMontenegro nur die Gegensätze zwischen den europäischenMächten und besonders zwischen Oesterreich und Rußland,die bisher mühsam überbrückt, nunmehr wieder offen hervor-treten. Daß dadurch die Balkanstaaten in ihrem Widerstandermutigt werden, ist ja selbstverständlich, zudem Montenegrowenigstens die eine Aussicht zu haben scheint, durch Beharrenin seiner Weigerung Kompensationen für den Verzicht vonSkutari heranszn schlagen.Die flottenaktlon.Ceti nje, 2. April. Um 7 Uhr morgens erschienen vierö st e rr e i ch i s ch sr n ga r ische Kreuzer in den.monte-negrinischen Gewässern.Parts. Ä April. Wie aus Korfu gemeldet wird, ist da-selbst das fr«nzösischeKriegsschisf„Edgar Ouinet"eingetroffen.Malta. 3. April. Der britische Panzerkreuzer„Desence" ist von hier in See gegangen. Wie man glaubt,ist sein Bestimmungsort Korfu.Die Haltung Rußlands.Petersburg, 3. April. Die Petersburger Telegraphen-agentur erfährt: Rußland, das an der Demonstra-tion nicht teilnimmt, hat sich zugunsten des inter-nationalen Charakters der Demonstration unter Beteiligung französischer und englischer Kriegs.schiffe ausgesprochen.Das verschobene Bombardement.Wien, 3. April. Nach den letzten, hiesigen unterrichtetenStellen zugekommenen Nachrichten über die Lage vor S k u-t a r i sind die BelagerungStruppen mit der Her-a n s ch a f f u n g schwerer Geschütze von San Giovannidi Medua her beschäftigt. Da diese Geschütze nicht vorEnde der Woche schußbereit in Stellung gebracht seinkönnten, sei eS wenig wahrscheinlich, daß vorSonnabendein neu erSturm auf Skutari stattfinde.,Alles in Schwebe.Köln, 3. April.(P. C.) Die„Kölnische Zeitung" meldetvfsiziö»: Aus London kommt die Mitteilung, daß Montenegromoglicherweiso doch noch nachgeben werde. Borläufigf e h l e eS jedoch noch an allen Zeichen solcher Nachgiebigkeit und eSsei noch alles in derSchwebe. Auch die Botschafterkonferenzhabe ihre gestrige Sitzung nicht gehalten, sondern die einzelnenMitglieder der Konferenz seien nur zu Besprechungen von SirEdward Grey empfangen worden Für morgen ist aber eine ge«meinsame Sitzung in Aussicht genommen.g!e Forderungen des liiil)far)$inu$.Verbrecherischer RüstungSwahnsinn.Der ehemalige Reichstagsabgeordnete Heinz Potthoffspricht sich im„Berliner Tageblatt" mit einer Entschiedenheit,die den gegenwärtigen Mitgliedern der fortschrittlichen Reichs-tagsfraktion sehr zu wünschen wäre, gegen den Rüstungs-Wahnsinn aus. Er erklärt, daß sich die neue Hecresvorlagedurch nichts rechtfertigen lasse:„Durch die gewagtesten JnterpretationSkünste nicht, und nicht durchdie tönmdstcn Redensarten. WaS sich in Wirklichkeit auf demBalkan geändert hat, mag politisch noch so ungünstig für denDreibund sein: militärisch ist e« doch eine Erleichterung derGroßmächte, daß die fünf kleinen Militärmächte de? Balkan sichgegenseitig schwer geschwächt haben und die dem Dreibund freund-liche Macht Rumänien die einzige intakte ist. Oder willman unsere deutsche Heeresleitung und erst recht unsere deutschenDiplomaten für absolute Idioten erllären.indem man uns weismacht, man hätte vor zwei Iahrenweder die Heeresstärke der Bulgaren. Serben und Griechen.noch die der Türken einigermaßen zutreffend einschätzen können??— Daß unsere Diplomaten sich bis auf dieKnochenblamiert haben, im Verein mit denen anderer Großmächte;daß sie einen Hauptteil der Schuld an dem Zusammenbruch dereuropäischen Türkei tragen, weil sie den Anlaß zu einer„Ab-rüstung" unmittelbar bor dem Angriffe gaben; alleS das kannnicht mehr bestritten werden. Aber will man jetzt auch unsereHeeresverwaltung in diese Blamage hineinziehen? Oder benutztznan nur eine gute Gelegenheit, uin alle möglichen Wünsche derhöheren Militärs in einem großen Aufwaschen zu erfüllen?"Die ungeheuerliche MannschaftLvermehrung und die merkwürdigen Deckungsvorschläge lassen sich nur unter einer Bor-Aussetzung erklären: daß im nächsten Frühjahr ein europäi-scher Krieg ausbreche. Nur dann wäre sie gerechtfertigt,andernfalls„sind sie verbrecherisch":„Einen Krieg hervorrufen will das deutsche Volk inseiner ganz überwiegenden Mehrheit sicher nicht. Ein Ziel wiedas. um dessen willen Bismarck das preußische Voll nach König«grätz und Sedan führen wollte, liegt heute nicht vor unZ.Nur die Not könnte»nS zu den Waffen greifen lassen Diese3kot ist nicht ersichtlich. Wenn die verantwortlichen Leitungender Großmächte ehrlich und ernsthaft den Frieden erhallen wollen,so können sie ihn in Zukunft genau so erhalten, wie sie ihn,trotz des GcwährenlassenS der Barbarei auf dem Balkan, bishererhalten haben, und wie sie die Kriegsfurie dort hätten zurück-hatten können. Wo also steckt der Feind Europas, der denFrieden so nahe bedroht, daß Deutschland mobil machenmuß? IVor reichlich zwei Jahre» hat der Reichstag einen Beschlußgefaßt, der den Kanzler auffordert, Bestrebungen zu inter-nationalen Abmachungen über Rüstungs beschränkungenentgegenzukommen. Inzwischen ist unser Verhältnis zu Italienfester, zu England zwelfelloS besser geworden. Von Englandfind ganz bestimmte Angebote über ein Maßhalten imFlottenbau öffentlich ergangen. Die Antwort der Reichs-regierung ist die Heercsvorlage von ISIS, die alles bisherErlebte weitaus in den Schatten stellt. Wenn der Reichstagsich das gefallen läßt, ohne sich wirklich triftige Gründe dafürgebeir zu lassen, dann gibt er sich selb st preis. Undals Gcllude können nicht allgemeine Befürchtungen oder garpatriotische Redensarten verfangen, wenn es sich um 200000Mann und um Milliarden handelt!"Man wirb ja sehen, ob diese Anschauungen apch imReichstag bei den Liberalen Widerhall finden werden.Ein patriotischer Fälschungsversuch.Bei der ganzen Natur des in Petersburg nach dem Fallvon Adrianopel inszenierten Slawenrummels ist eS ersichtlich, daßman der russischen Diplomatie keinen größeren Gefallen erweisenkann, als wenn man die panslawistischen Ausschreitungen ernst nimmtund sie gar als den Ausdruck der.lochenden Volksseele" ausgibt.Diesen Gefallen scheint nun Herr Professor S ch i e in a n n. derHerodot der konservativen Geschichtsschreibung, der russischenRegierung erweisen zu wollen. In seinen Wochenübersichtenüber die auswärtige Politik in der.Kreuzzfitung"registriert er sorgfältig alle Kundgebungen der vanilawistischenSchreier in Petersburg als hochwichtige politische Ereignisse.Man könnte ihm dies Vergnügen lassen, wenn nicht in dieser Artder Berichterstattung die Tendenz ersichtlich wäre, die Gefahre», dieDeutschland von russischer Seite drohen, ungeheuer aufzubauschen.In seiner letzten Wochenübersicht vom 2. April veröffentlicht Prof.Schiemann die Zuschrift eines„patriotischen Russen" über die Lagein Rußland, über die Prof. Schiemann ausdrücklich bemerkt, daßihr Inhalt„mit allem stimmt, was un« aus andererQuelle bekannt ist." Soweit nun der Autor der Zuschrift diehöhere Gesellschaft in Rußland als„bodenlos feige, i»sybaritischem Wohlleben physisch und moralisch degeneriert",und den allerhöchsten Hof als von„charakterlosen, Generals-uniformen tragenden, sporenklirrenden, neurasthenischcn Weibern"wimmelnd bezeichnet, brauchen wir ihm nicht zu widersprechen, daer seine Kreise gut zu kennen scheint. Anders aber ist e«, wenn er,und mir ihm Prof. Schiemann, der russischen S o z i a l d e m o«k r a t i e derttschfeindliche, kriegshetzerische Gesinnungen zuzuschreibensucht:„DaS bekannte— schreibt er~ von Marx ausgegangeneSchlagwort: Proletarier aller Völker vereinigt Such I hat in»euererZeit m Rußland eine ganz charaklerisnsche Erweiterung erfahren.Die Proletarier und Anhänger des Umsturzes auf anarchischerGrundlage suchen jetzt alle Kräfte, die ihnen zur Verwirklichungihrer utopischen Ziele brauchbar erscheinen, heranzuziehen. Sosuchen sie die dynamische Wirkung des Deutschenhasses in Rußlandsich dienstbar zu machen. Niemand wünscht bei uns so sehnlichsteinen kriegerischen Zusammenstoß mit Deutschland, als die sozial«revolutionären und anarchistisch gesinnte» Kreise." Zum Schluß derZuschrift, für deren Richtigkeit sich Prof. Schiemann verbürgt, wirdallen Ernstes versichert, die revolutionären Organisationen inRußland warteten nur auf eine kriegerische Niederlage, umeine„sozialdemokratische Republik" einzusetzen— ausgerechnetmit den liberalen Führern Jessen, Miljukow oder Nabokowan der Spitzel ES ist kaum anzunehmen, daß dem Geschichts-Professor Schiemann die augenfällige Sinnlosigkeit dieser Be-hauptungen unbekannt geblieben ist, ebenso wie die Tatsache, daßdie Sozialdemokratie Rußlands unter den ollerschwersten Be-dingungen einen energischen, unerschrockenen Kampf gegen dienationalisti'chen Kriegshetzer, gegen alle kriegerischen Spekulationenführt. Bleibt also nur die Annahme, daß eS dem Wortführer deskonservativen Zentralorgans über die Fragen der auswärtigenPolitik in, gegenwärtigen Augenblick zweckmäßig er-scheint,, falsche Angaben über die Haltung der russischen Revolutio-näre gegenüber Deutschland zu verbreiten, um für die neuenRüstungsvorlagen Stimmung zu machen.Protestkuudgebungen gegen die Wehrvorlage.In Halle und im Saalkreise wurden am Sonntag fünjstark besuchte Protestversammlungen gegen die Militärvorlage ab-gehalten. Drei Referenten, die Genosicn Hildebrandt.KaSpareck und Kunert übten unter stürmischer Zustimmungder Versammelten Kritik an dem Milliardenrüstungswahnwitz. Eineentsprechende Resolution wurde in den fünf Versammlungen ein-stimmig zur Annahme gebracht.Her Sfahlanfruf der Fortschrittspartei.Der soeben erschienene Wahlaufruf der Fortschrittspartei istei>»- prächtiger Spiegel unseres Freisinns— seiner hohlen Phrasen-haftigkeit und politischen Rückgratlosigkeit. Mit pomphaften Wor-ten wird der Reaktion— sogar unter Berufung auf die„großeZeit der VoltSerhebung vor hundert Jahren"— der Kampf angekündigt, wahrend die praktischen Konsequenzen, die der Aufrufzieht, auf die markloseste, jammervollste Kompromißlere» hinaus»laufen.Sieben Stimmen nur fehlten, so heißt es, den Konservativenan der Mehrheit. Jede Unterstützung einer konservativen Wahlvergrößere die Gefahr einer Majorisierung allein durch die Junker.Aber es gelte auch, eine Zusammensetzung des Abgeordnetenhausesherbeizuführen, die das Ucbcrgewicht der Konservativen und deSZentrums beseitige. Zu diesem Zwecke sei die zielbewußte Zu-sammenfassung aller liberalen Kräfte geboten, damit der Einflußliberaler Staatsmlffassung auf die Landespolitik wirksam zurGeltung komme.Diese zielbewußte Zusammenfassung aller liberalen Kräfteist nun leider nichts anderes, als ein Zusammengehen mit denNationalliberalen, die in vielen Beziehungen kein Saar besser sindals das Zentrum; denn wenn es nach den Nationalliberalen ginge.würde durch Beseitigung der Urwahlbezirks-Drittelung das Wahl.recht noch verschlechtert' werden, und daß die Nationalliberalcn insozialpolitischer Beziehung schon lange ebenso arbeiterfeindlichsind wie das Zentrum, ist ja nur zu bekannt. Wie also durch eineVerstärkung der nationalliberalcn Geldsaikvertretung der Einflußliberaler Staaisauffasspng in Preußen wirksam zur Geltung ge-bracht werden soll, ist das Geheimnis der fortschrittlichen Phrasen-drescher. Wie überdies den Liberalen durch diese Wahlbrüder-schaft gedient wird, beweist schon die Tatsache, daß der Freisinndurch das„k a u d i n i s ch c Joch" der Nationalliberalen hatkriechen und für eine Reihe von Provinzen die Bedingungen hatakzeptieren müssen, sich auf keinerlei Zusammengehen mit der ein.zigen wahrhaftigen fortschrittlichen Partei, der Sozialdemokratie,einzulassen!Wenn dann der Freisinn an der Hand der preußischest Einzel-gesctzgebung den reaktionären Charakter der preußischen Gesetz-gebung zu kennzeichnen sucht, so bieten gerade dies« Einzelmateriendie beste Gelegenheit zu den, Nachweis, wie wenig liberaler Geistvom Fortschritt und Nationalliberalismus in der preußischen Drei-klassenkammer betätigt wurde. Wenn z. B. die Steuerreform er«wähnt wird, so verdient sofort festgenagelt zu werden, daß Frei-sinn und Nationalliberale 1909 sogar die Regierungsvorlage der-schlechtcct und schon den niedrigen Einkommen Zuschläge aufgebürdet haben. Ferner ist es dem Freisinn und seinen Wahlbund?-brüdern von der nationalliberalen Partei zuzuschreiben, daß derGedanke einer Befreiung der niedrigsten Einkommen von der Ein-kommensteuer im Dreiklassenhause bisher so wenig Widerhall ge-sunden hat.Das Eintreten für eine freiheitliche Schulgesctzgebung ruft dieTatsache inS Gedächtnis zurück, daß«s ja gerade die Nattonallibe.ralcn waren, die seinerzeit die Schule der Geistlichkeit ausgelieferthaben. Und da glaubt der Freisinn durch seinen Wahlaufruf denWählern vortäuschen zu können, daß die zielbewußte Zusammen-sassung aller liberalen Kräfte einer Unabhängigkeit des Unterrichtsvon der Kirche zugute käme. Und wie kann der Aufruf eine ent,schlossene Zurückweisung kirchlicher Einmischung in staatliche Ange-legenheiten fordern, wen» der Frersmn doch für eine Erhöhung derstaatlichen Zuschüsse für die Kirch« um viele Millionen und erst inden letzten Tagen durch seine Forderung der Unterstützung derSynagogengemeinde» noch weiterhin für eine Verquickung vonKirche und Staat«ingetreten ist. Ein Mißbrauch des Staates imSinne konfessioneller Unduldsamkeit und umgekehrt eine Herab-Würdigung der Religion zu klassenstaatlichen Zweien ist nur dannautgeschlossen, wenn die Trennung von Staat und Kirch«„Ions«-.quent durchgeführt wird. Davon will aber gerade derFortschritt nichts wissen.Weiter sucht der Ausruf dadurch Wählerfang zu treiben, daßer es als Ziel der Fortschrittspartei hinstellt, zur Besserung derArbeitsbedingungen und der Rechtsstellung der Ardeiterschaft ins-besondere in den Siaatsbetrieben beizutragen. Dabei hat eS derFreisinn nicht nur an jedem entschiedenen Eintreten für die Armeeder staatlichen Arbeiter fehlen lassen, sondern er hat auch nur höchstselten und höchst schwächlichen Protest erhoben, wenn von derMinisterbank aus die Staattarbeiter als Staatssklaven ange-sprachen wurden, die das Recht der freien politischen Anschauungund der freien Organisation durch ihr Arbeitsverhältnis eingebüßthätten. Daß die Nationalliberalen Vollend» die Knebelung undrücksichtslose Ausbeutung der Staatsarbeiter als einen ihrer vor-nehm sie n Progvammsätze betrachten, iit allgemein bekannt.Ebenso seltsam ist es, daß der Freisinn, der sich mit Haut undHaaren den Nationalliberalen verschrieben hat, die renommistischeForderung erhebt, das Wahlrecht in Preußen müsse von Grund ansgeändert werden. Wenn es den Freisinnigen ernst mit dieserForderung und mit der weiteren Behauptung ist, daß er für dosallgemeine, gleiche, direkte Wahlrecht eintrete, so hätte er nicht nachrechts, sondern nach links Anschluß suchen, sich zum mindesten abervon jedem?!ationalliberalen als AoÄedingung einer Wahlunter.stützung die Zusicherung geben lassen-müssen, daß auch er für da»allgemeine gleich« Wahlrecht eintrete. Tie Fortschrittspartei hättedann, statt das schmachvolle Wahlschackeryeschäft mit den National-liberalen zu schließen, den Wahl- und WohlrechtSiampf in einerganz anderen Weise führen müssen, da das aber der Mollusken-natur unsere» greisim,« nicht entspricht, fordert er zwar in seinemAusruf eine Umgestaltung de» preußischen Wahlrecht» von Grundauf, erklärt aber sogleich hinterher, daß zum mindesten die geheimeund direkte Wahl durchgeführt werden müsse.Der ganz« Wahlaufruf ist demnach der schönste Eiertanz.politifcbe(leberliebt.Berlin, den S. April 1913.Ein„Hinausgeschmissener".— Petitionen.Aus dem Reickistage. Die freikonservative Partei,die bisher schon keine Fraktion im Reichstage bilden konnte,weil ihr ein Mann an der vorgeschriebenen Zahl fehlte, mußihre Hoffnung, aus absehbar« Zeit Fraktionsrechte zu erlangen.ilixh etwas höher in den Rauchfang hängen. Em persönlichachtbares Mitglied der Freikonfervativen. Herr v. Oer tzen,ist zu Unreclit in den Reichstag gelangt; man halte den In-fassen der Heilstätte Beelitz die Auwahme in die Wählerlisteverweigert und damit Hunderte von sozialdemokratlichen Wahlern um ihr Wahlrecht gebracht.Obwohl die Wahlprusungskoimminon die Ungültigkeitder Wahl einstimmig beantragte, fielen doch im Plenum dieblauschwarzen Parteien zugunsten der Freikonfervativen um.Di« Nationalliberalen wußten wieder einmal mcht, ob sienach links oder nach rechts fallen solltet! und sielen deshalbauseinander. Trotzdem kam eine Mehrheit für die Ungültig-keitserklärung zustande.Am abstoßendsten benahm sich wieder wie gewöhnlich derParteigenosse v. OertzenS, der angenehme Zeitgenosse Arendt.der in zweideutigen Wendungen die Heilstätteniirfassen mit„Asylisten" und ÄrmenunterstützungSempsängern gleichzustellen und dadurch zn diskreditieren versuchte. Leider standseine Wahl, über die auch am Donnerstag entschieden wurde,nicht auf so schwachen Füßen wie die Oertzensche. Den Arendtaus dem Reichstage hinauszuschmeißen wäre nicht nur einpolitisches Vergnügen, sondern auch eine persönliche Wonnegewesen. Hoffentlich besorgen das bei den nächsten Reichs-tagswahlen die Wähler des Mansselder Kreises mit dem nött-gen Schwung!Von den zahlreichen Petittonen, die auf der �agesord«n-ung standen, wurde nur eine erledigt, die Maßnahmengegen den geheimen Waren Handel verlangt. UnserGenosse Brey erkannte die bedrängte Lage weiter Kreiseder Kleinhändler an. wies aber das in der Petitton geforderteMittel, dem Mittelstände auszuhelfen, als verfehlt nach. Leidergelang es nicht, unserem Antrage gemäß über die ganze Pe-titton zur Tagesordimng überzugehen, aber wenigstens be-schloß die Mehrheit, für die besondere Forderung, den Der-trieb von Tabakfabrikaten durch Gast- und Schankwirte ein-zuschränken, den Uebergang zur Tagesordnung.Das Kirchenregiment i« Preusten.Wie schlimm es um das Regiment der Kirche, und zwar derorthodoxen Richtung, in Preußen bestellt ist, das hat die amDonnerstag im Abgeordnetenhause fortgesetzte Beratung de? Kult««-