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Wir und Thr.

Wir gehen in Fron vom Aufgang des Lebens bis zum letzten Atemzug;

wir furchen den Ader, wir graben das Erz; in Sorge und Schaffen verpulst unser Herz; wir verbrennen in grauen Stunden. Euch ist es nicht genug.

Nur eins auf der Welt, wonach ihr giert und dem ihr in Treue hold:

Das ist die ergrabene Wundermacht, die Sonne euch ward und Daseinspracht, um die ihr selbst Götter verratet: Das Gold.

Wir famen wie Vögel nadt auf die Welt: Eine arme, hungrige Bruf;

wir schrien an frodener Mufferbrust,

und all unser Spielen war ärmliche Lust; Früh dudte ins Joch fich der Naden; die Hand unser einziges Gut.

Ihr habt unser einziges Gut uns genommen. Wir fragten nach unserem Recht.

Wir riefen euch Mahnung um Mahnung ins Ohr, doch ein Wind ging, in dem sich das Wort verlor vom Recht und ein Echo nur murrfe: Knecht ... Knecht!

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Den Teufel auch!... Stille, mein Bruder Stille, mein Bruder- fie sprachen, fie sprachen vom Vaterland.

Bom Vaterlande, das reich uns beschenkt und uns alle in gleicher Liebe umfängt, das uns schützt mit eisernen Fäusten Bor Schimpf und vor Schand.

Und du nahmst das Gewehr auf den schmerzenden Budel,

und du fangest die Wacht am Rhein.

Sie haben dir Knopf und Kragen beaugt und haben dich tiefer und tiefer gebeugt;

fie banden dir Wille und Zunge, der du glaubtest einst, Mensch zu sein.

Und wenn ein Funke das Pulver entflammt, mein Bruder, dann darfst du sterben. Dies haben fie dir vorgeschrieben als Recht: Zu schaffen heut, morgen zu sterben als Knecht. Dein Blut wird auch hier zu Golde- des werden fie dich beerben.

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Und hat in der Jugend ein Wort geflungen: Du follit nicht rauben und morden!

An der Themse , der Seine, an der Newa , dem Rhein will es wieder nun, wieder nun herrlich gedeihn; hör die zornigen Knechte rufen: Wir alle find Brüder geworden!

Ein Lied von der Sonne durchbraufet die Welt, das fingt: Wir verdrängen die Nacht. Wir bauen der Menschheit ein Vaterland, drin wohnen nicht mehr der Schimpf und die Schand: Die Arbeit nur Sklave und Opfer

O wollt nur! 3hr seid die Macht!

Die Welt der Spieler.

mal durch rücksichtslose Kritik dieses reiche und mit Brillanten ge­schmückte Gesindel abzuschütteln, das sich an alles, was höher" thront, heranschmeißt, das alles mitmacht, was eine gemeine und rohe Beit von den sogenannten Kulturdeutschen fordert: Patriotismus, Prozentum, chauvinistische Phrasen. Ich meine: jenes charakterlose, findel, das heute in Berlin schiebt, gründet oder verteidigt, morgen in Monte spielt und übermorgen in Partenkirchen rodelt, jener genuß­süchtige ordinäre Menschenschlag, dem jede Verfeinerung fremd ist und der sich an allen Emotionen der gerade herrschenden Kasten beteiligt: Sport, Weltherrschaft, Entrüstung gegen vaterlandslose Gesellen, Enthusiasmus für unser angestammtes Königshaus." Fertigt Herzog den Vorwurf des Antisemitismus mit Ernst ab, so gelang es Hoffmann, die Casselsche Selbstaefälligkeit mit Wis abzutun. Aber beides wird leider nicht helfen!

Die opferwilligen Jungfrauen. In allernächster Nähe des Hauptbahnhofes in Hamburg lodt den zahlungsfähigen Fremden und den ehrbaren föniglichen Kaufmann, der einmal untertauchen will in den Strudel nächt­licher Lust, Hamburgs vornehmstes Balletablisse aber betriebsame, jenes hohle, aber massenhaft Geld verdienende Ge­ment Die Fledermaus ". Wie die Fledermaus das Tages­licht scheut und zur Nachtzeit ihre Flügel ausbreitet, so öffnen sich auch die Tore des Terpsichoretempels erst in später Abend­stunde. Alte und junge Lebegreise delektieren sich dann auf dem glänzenden Parkett an den züchtig zur Schau gestellten Reizen der fleinen Ballratten, an den schmachtenden Blicken und dem liebes­lüsternen Girren gefälliger Damen. Während hier ein feder Werber der verschämt abwehrenden Schönen ins Fleisch kneipt, kündet dort das Knallen der Settpfropfen den Sieg über die durchlöcherte weibliche Tugend. Doch es bedarf noch stärkerer

Das militärische Durra.

Reize, die brüchig gewordenen Nerven der monofelbewaffneten Gine große Gefahr für den Militarismus ist dank der Aufmerk­Gentlemen aufzupeifschen. Eine ungarische Magnatenfapelle läßt famkeit des tommandierenden Generals des XIV. von Zeit zu Zeit ihre feurigen, lockenden Weisen erflingen, Ballett- badisch en Armeekorps glücklich abgewendet worden. Auf einlagen sorgen zu ihrem Teile für das Erhalten der animierte- leider noch unaufgeklärte Weise hatte sich aus Zivilfestlichkeiten in sten Stimmung. Und wenn wirklich einmal ein Griesgram militärische Feierlichkeiten der unglaubliche Brauch eingeschlichen, schweren Herzens an die vielleicht zu entrichtende nationale daß nach dem dreifachen Hurra- zu rufen: Urra, Urra, Urra, mit Wehrsteuer denkt, auch solchen Zufällen weiß die geschäfts- starter Betonung der ersten Silbe die Musikkorps mit einem tüchtige Direktion des Etablissements zu begegnen. Sie schreibt Tuscheinsekten. in der Aprilausgabe der von ihr herausgegebenen Artistischen Monats- Rebue":

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Diesem zu den furchtbarsten Konsequenzen führenden unmili­tärischen Unfug tritt der kommandierende General Freiherr v. uen e in folgendem Korpsbefehl entgegen:

Ein Musikdirigent ließ, als ich bei Besichtigung eines Reserve bataillons drei Hurra auf Seine Majestät den Kaiser ausbrachte, dreimal Tusch blasen. Die Musik- und Trompetertorps sind zu be­lehren, daß das lebertragen dieses Gebrauchs von Zivilfestlichkeiten auf Paraden und irgend welche militärische Feierlichkeiten durchaus unmilitärisch ist. Ich verbiete hiermit, daß bei Paraden wie bei allen militärischen Feierlichkeiten bei einem Hurra auf den Kaiser bezw. auf den Großherzog Tusch geblasen wird. Es ist lediglich nach dem dritten Hurra Heil Dir im Siegerfranz" bezw. Badische Hymne" zu spielen. Der kommandierende General: Freiherr

Der Ernst des Lebens kommt ja doch von selber, und glück­lich ist der, der auch ihm eine Heitere Seite abzugewinnen weiß. Das verstehen nun die prächtigen Tänzerinnen ganz ausge­zeichnet, die als Unsere blauen Jungens" militärische Tanz­Evolutionen mit ebensoviel schneidiger Präzision wie anmutiger Grazie vorführen. Wir leben ja auch im April noch in der freudigen Begeisterung, die die Hundertjahr feier der großen Zeit von 1813 geweckt hat. Und der Anblick der glibernden Uniformen dieser bildhübschen Ama­zonen ist so herzerfreuend, ihre Darbietungen sind so jugend­frisch, exaft und elastisch, daß man ihnen statt des sonst üblichen rauschenden Beifalls am liebsten ein dreifach donnerndes Hurra darbringen möchte. Auch in diesem kindlichen Spiel liegt ein tiefer Sinn; es fönnte gemahnen an den Opfer= Unser Vaterland kann erfreut sein, daß wir Militärs haben, mut der deutschen Jungfrauen, die vor hundert Jahren ihr Geschmeide oder ihr wallendes deren Aufmerksamkeit nichts entgeht und die bereits den Anfängen Prachthaar auf dem Altar des Vaterlandes einer ungeitgemäßen Demokratisierung des Kriegsheeres entgegen­opferten oder gar furchtlos in die Reihen der wirken. So lange das geschieht, kann der brave Bürger beruhigt Freiheitskrieger traten. Wahrhaftig, wir fönnen sein. heute noch ruhigen Herzens singen: ieb Vaterland, magst ruhig sein!"

Se, Ober! Noch eine Bulle! Ein Hurra den opferwilligen Jungfrauen der Fledermaus"!

bom

furor

b. Huene."

Immer auf der Döbe!

Im Wahlkreise des Wahrheit"-Sucher Bruhn weiß man, was zu des Lebens Notdurft und Nahrung gehört. Dort will der Magistrat der gesegneten Stadt Arnswalde seinen Be Eine förderung des Antifemitismus. amtenstab um einen Nachtwächter vermehren; er fordert bewer­Der Abgeordnete Cassel versteht es meisterlich, sich in Szene bungslustige Zivilanwärter in einer Bekanntmachung im Friede­zu sehen. Nicht genug mit der einen rührseligen Kriegervereins- berger Kreisblatt zur Einreichung ihrer Gesuche auf. Da die rede im Berliner Roten Hause, wo der teu- Väter der Stadt nicht umsonst an den Brüsten der chriftlich- so­tonicus Verfolgte so eigenartige Geschichtskenntnisse aus- zialen" Wissenschaft gesogen haben, beträgt das pensions= tramte, auch sonst sorgt der Herr Geheimrat dafür, daß seine von fähige Gehalt der Stelle ganze 500 m. pro Jahr gleich loyaler Untertänigkeit triefende Gesinnung kein Geheimnis bleibt. 137 Pfennige pro Tag und steigt in vier Alterszulagen von In der vergangenen Woche leistete er sich während der Kultus- je 50 W. auf 700 M. nach zwölfjähriger Dienstzeit. Wer aber debatte im Abgeordnetenhause den Wib, unserem Genossen off- glaubt, daß damit der soziale Drang der Stadtväter erschöpft ist, mann zu unterstellen, er bediene sich der Kampfesweise befindet sich arg auf dem Holzwege. Wird doch neben dem Gehalt des Antisemitismus. Man braucht zwar als Geheimrat noch gewährt: und zwar sogleich, nicht erst nach zwölf Jahren kein Gefühl dafür zu haben, wie wenig imponierend die Rolle der für die Instandhaltung des Pelzes jährlich 9 M.; zur evangelischen Nicolaikirche wallfahrenden jüdischen Stadtväter außerdem steht dem Pfründner noch die Nutzung eines war. Auch braucht man nicht zu wissen, woher es eigentlich Kohlgartens zu. kommt, daß kaiserliche Adjutanten sich erdreisten, von Schwei= nerei zu sprechen, wenn ein Unglüdsfall jüdische Bürger in ihr Coupé führt. Eines sollte aber auch ein Geheimrat wissen: die Sozialdemokratie unterstüßt die Juden in ihrem Kampfe um die staatsbürgerliche Gleichberechtigung, wo sie fann; verlangt von ihnen aber auch, daß sie aufrecht gehende Kerle find. Oder ist ein vor Fürstenthronen in Demut ersterbender Jude etwa um deswillen ein Charafter, weil er zufällig jüdischer Abstam­mung ist?

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Sehr verständlich ist es, daß bei so reicher Dotierung der Stelle Die Be dem Inhaber auch einige Pflichten auferlegt werden. werber müssen nüchtern, pünktlich, unbescholten und befähigt sein, kurze Berichte abzufassen. Außerdem müssen sie die gehörigen Beugnisse besißen, ein Gesundheitsattest einreichen und eine sechsmonatige Probezeit bestehen. Da in den Pflichten des Be= werbers die Anschaffung des Belges nicht verlangt ist, scheint wohi­löblicher Magistrat diesen Lurus aus eigenem zu stellen. Immer auf der Höhe! Das ivar allezeit der Wahlspruch Arnswaldes. Als einstmals Rektor AhIwardt seinen Einzug in die Ackerbürgerstadt hielt, da pumpten sich die Arnswalder aus Stargard i. P. eine Staatskutsche und Vierelang zog unter dem Schnedderengteng der Stadtmusike der Judenflintenapostel in die Stadt ein. Immer auf der Höhe! dachten die Arnswalder und richteten später nach der glänzenden Rehabilitierung des Thron­folgers Bruhn an ihren Reichstagsvertreter eine Ergebenheits adresse. Und immer auf der Höhe! denken die Stadtväter noch heute und bewilligen ihrem Nachtwächter nach der Gemüserede des Ein Verein zur Abwehr des Antisemitismus hätte zunächst ein-| Landwirtschaftsministers einen Kohlgarten.

Aus welchen Quellen der Antisemitismus Nahrung erhält, er­zählt Wilhelm Herzog im März". Auch er muß sich gegen den Vorwurf des Antisemitismus wehren und schreibt: Jeder wahrhaft aufrechte Jude rücke ab von den Kriecherischen und Würde­lofen seiner Stammesgenossen, er meide ihre Gemeinschaft und, wo er fann, desavouiere, beleidige er fie, gebe er ihnen Fußtritte. Nicht, ihr Abwehrmichel, weil es Juden, sondern weil es fom­promittierliche, ekelhafte Individuen sind, kommerzienrätliche Brech­reize männlichen und weiblichen Geschlechts.

Krümperwagen, fast eigener Wagen, sieht sehr vornehm aus und dem kleinen Saal vor der Dreimännerkammer. Stallmann und tostet dank der väterlichen Sorge des Staates fast nichts. Auch im Cramer sind sicher keine einwandfreien Herren, wenn sie aber von ersten Hotel der Stadt, mitten unter Fabrikanten, Ritterguts Spiel mit Offizieren und anderen Stammgästen der Pokertempel Betrachtungen zum Stallmann Prozeß. befizern und Hochstaplern sorgt die milde Gesellschaftsordnung noch gelebt haben, so haben sie sich eben die Domäne aller spekulierenden für ihn: Offiziere haben ermäßigte Preise, sie können so üppig essen Köpfe nußbar gemacht: Die Dummheit der anderen. Und nicht Un solchen Tagen, wie diese ersten sonnigen des Aprils es sind, und trinken, wie die Millionäre, aber für den halben Preis. nur die Dummheit. Selbst die Dümmsten hätten ja ihre unbaren beginnt die Geschichte. Der grüne Rennplab leuchtet mit seinen Da tommts auf eine Flasche mehr oder weniger nicht an und des- Verluste nicht zu bezahlen brauchen, wenn nicht Stallmann und beflaggten Tribünen, den Frauen, die zum ersten Male in Sommer- halb ist der kleine Leutnant Müller um einen hübschen Teil seiner Cramer einen Helfershelfer gehabt hätten, der mächtiger ist als fleidern auszugehen wagen, hellfarbig, wie der Gang über den gepumpten 300 M. leichter, aber mit den angenehmen Wirkungen Vernunft und Menschenverstand: nämlich die Gesellschaftsordnung. Rasen es erlaubt, und all den buntuniformierten Offizieren. Sie diverser Getränke beschwerter, tvenn er endlich mit den Kameraden Gerade die Gesellschaftsordnung, die der martialische Staatsanwalt tommen aus allen Garnisonen der weitesten Umgebung, aus den im Klub landet. fo tönend gegen sie verteidigen zu müssen glaubt, gerade die Ge­

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fleinen Nestern, wo sie sich zwischen Instruktionsstunde und Kasino Hier erfüllt sich sein Schicksal. Wenn er hereinkommt, sind die sellschaftsordnung, die den unklaren Niemela zu den Mitangeklagten selbstmörderisch langiveilen, um einmal all die Vorzüge zu genie- Serren mit den egotischen Namen bereits eifrig an der Arbeit. Sie hingetrieben hat. Die Gesellschaftsordnung müßte in Moabit als Ben, deren man durch des Königs Rock, den ermäßigten Eintritt fißen an den grünen, niedrigen Spieltischen, mit unbewegten Mie- dringend der Beihilfe zum Betrug, zur Erpressung und zum ge= und die beim Juden aufgenommenen 300 M. teilhaftig werden kann. nen, ohne ein überflüssiges Wort, das nicht zum Spiel gehört, werbsmäßigen Glüdsspiel verdächtig mitangeklagt sein und der Da kommen die kleinen Leutnants, nach mühselig überstandener streichen Geld ein, teilen Geld aus, mischen Karten, schlagen sie Staatsanwalt müßte sie, so wie jezt den Niemela, drohend an­" Bresse" und einigen anderen Examensgefahren mit der Allmacht um, legen sie weg, man merkt, daß sie jetzt erst richtig bei ihrer schnauzen: Ich werde Sie ruinieren! eines preußischen Leutnants ausgestattet. Gestern fast noch Schul- Arbeit sind und daß das ganze Rennen nicht mehr und nicht weniger Ob Stallmann wirklich der Gauner ist, als den thn bie Anklage junge, heute Offizier und damit willkommenes Mitglied aller Renn- war als ein fischereicher See, in den sie ihr Schlepp- und Schlepper- hinstellt, ob Gramer dem Leutnant von Dippe einen Meineid nach­bereine, Kavalierflubs und gefeierte Renommierbekanntschaft der net geworfen haben. Der kleine Leutnant Müller weiß, daß weisen kann oder ob Niemela wirklich aus plötzlichem Edelmut Her= guten, soliden Bürgerschaft. Geld oder nicht Geld, das ist egal, Spielen vornehm, tavaliermäßig ist. Er setzt ein Goldstüd, ge- aus seinen Kameraden gewarnt hat, das alles ist ziemlich gleich­Offiziers- Epauletten fann man mit höheren Hypotheken belasten winnt oder verliert, er setzt wieder, er wird erregt, ob durch Gewinn gültig und wird auf die handwerksmäßige Art, wie man in Moabit als fünfstödige Mietspaläste. Der Turf, der Rennplay ist ihr oder Verlust, ist einerlei. Die trefflichen Getränke haben, ihm die Sache verhandelt, kaum einwandsfrei festgestellt werden können. Stammgut, hier sind sie, auf den Klubtribünen, unter sich und etwas den Sinn für den Wert des Geldes genommen, er spielt Alle möglichen Feststellungen würden auch nicht gegen den grandiosen spielen die erste Rolle. Aber nicht allein. Da fommen noch die und spielt, zuerst bar, solange die gepumpten, blauen Lappen reichen, Wib auffommen, der die ganze Sache durchzieht, daß nämlich ein Herren vom Zivil, die einigermaßen ebenbürtig sind. Junge Leule dann unbar. Jedes Streichholz bedeutet jetzt ein Goldstück oder und dieselbe Gesellschaftsordnung in den einzelnen Personen gegen von der Regierung, Assessoren, Referendare, Gutsbesizer, bessere gar einen Hunderter, er verliert vollends den Sinn für größere sich selbst wirkt, sich aufhebt, sich lächerlich macht. Den Sohn eines Bantiers, eine ganze Gesellschaft von Anbetern der Uniform, im oder kleinere Summen, wenn er so die leichten Hölzer hin und mäßig begüterten Tierarztes hebt sie zuerst auf die Höhen der deut­Herzen den sehnenden Wunsch, sich Reserve- Offizier nennen zu herwirft, alles verschwimmt in Lichtern, Farben, Geräusch, schen Menschheit, zwingt ihn dann, die Folgen eines blutjungen dürfen und neben einer Husaren- Attila oder wenigstens einem Bigarettenrauch und am anderen Morgen, auf dem Gyerzier- Leichtsinns nicht etwa arbeitend gutzumachen, sondern entweder Infanterierod über den Rennplatz schlendern zu können. Noch eine platz seiner kleinen Grenzgarnison hat er in seinem aufgeregten, durch eine Kugel oder einen Batt mit Gaunern zu quittieren und Gruppe kommt hinzu, die sich merkwürdig viel mit den Trainern ungleichen Blut, seinem sausenden Kopf nur ein Gefühl: ich bin als sich der Schwächling für das letztere entscheidet, macht sie ihn und Stalleuten abgibt, die sich immer am Sattelplak herumtreibt irgendjemand sehr viel Geld schuldig. Die Erinnerung wird bald gesellschaftlich unmöglich. Stallmann und Cramer ächtet sie, gibt und ihr ganzes Rennprogramm mit Zahlen, Namen und Daten aufs gründlichste aufgefrischt. Briefe kommen, ob sie von Korff- aber ihre liebsten Söhne, junge, reiche Offiziere in ihre Hand, hilft bollschreibt. Elegante Herren, das Monofel im Auge, am Riemen König oder von Cramer unterzeichnet sind, von Wechseln ist die ihnen erpressen und Eristenzen vernichten und dann mit einem Male ihres Fernstechers die emaillierten Abzeichen sämtlicher Rennklubs, Rede, von Protest und Anzeige an den Regimentskommandeur und schlüpft sie in die Robe des Staatsanwalts und versucht ihre Spicy­Eine behende Person, diese Ge­mit tönenden Namen behaftet, die man nicht so recht kennt, die schließlich läßt ein wundervoll funktionierender Ehrbegriff dem gesellen zur Strecke zu bringen! sich aber bei der Vorstellung in der Halle erster Hotels oder am fleinen Leutnant Müller, der ja solche Spielschulden nie in seinem jellschaftsordnung, die es ihren Verteidigern nicht leicht macht. Spieltisch vorzüglich machen. Leben zahlen kann, nur zwei Wege offen: eine Kugel in den Kopf Welche ihrer Wirkungen sollen sie dann gut heißen und welche nicht? Jezt kann es losgehen. Die drei Hauptgruppen haben sich oder Spießgefelle seiner Gläubiger zu werden, ihnen Kameraden Wo sollen sie ihr beistehen, bei ihrer Vergottung unbärtiger Zeut­getroffen, Offiziere, standesgemäße Zivilisten und die Herren mit zuzuführen und dafür Geld genug für ein lustiges Leben zu be- nants oder bei ihren Erpressungsversuchen gegen eben diese Beut­den erotischen Namen vermischen sich zwanglos, tauschen Tips aus kommen. Entehrung auf der einen, Mittel für Lurus, Reisen, nants? Wenn sie auf feiten Cramers oder wenn sie auf feiten des An welchem grünen Tisch? Dem des Ge­und nehmen einen Drink zusammen, man hat das Gefühl, daß sich Wohlleben auf der anderen Seite. Was wählt der kleine Leutnant Staatsanwalts steht? alle zusammengehörig empfinden. Der kleine Leutnant Müller aus Müller? Was hat der kleine Leutnant Niemela in seiner billigen richtes oder dem des Poters? der fleinsten Grenzgarnison ist auch darunter, selig in seiner Gott- Bodensee- Garnison gewählt? An dem Prozeß gegen Stallmann und Genossen mögen die ähnlichkeit, beglüdt über die freundschaftliche Vertraulichkeit der Mit den Männern seiner Wahl sitt er in Moabit auf der An Interesse haben, deren verwandte oder verfippte Dummköpfe fich Herren mit den großen Namen, berauscht von dem Gefühl, Glied flagebank und seine früheren Kameraden sagen gegen ihn aus. Er rupfen ließen oder dank ihrer Lebensgewohnheiten in die Gefahr der feinsten, aber schon allerfeinsten Gesellschaft zu sein, in deren nimmt in feiner Weise für sich ein, er zeigt sich in jedem Wort, fommen könnten, gerupft zu werden. Da die Hauptschuldige, wie Mitte die Fürstenloge mit höfischem Inhalt liegt und die ein gott - auch noch in den Resten einer Offiziersstrammheit, als haltloser, bei allen Prozessen über Verfallserscheinungen, nicht auf der An­gewolltes Gitter von dem billigen zweiten Plak trennt. Er wettet, hohler, uninteressanter Kopf. Und trotzdem ist der Kampf, den der flagebant sitt, sondern sich durch den Staatsanwalt vertreten läßt, berliert, gewinnt, dann ist das Rennen aus und die Kameraden schneidige Herr Staatsanwalt so erbittert gegen ihn führt, eigent- ist uns ein Gerichtsverfahren gleichgültig, bei dem wieder einmal die laden ihn ein, mit dem Krümperwagen in die Stadt zurückzu- lich geradefo ungerechtfertigt, wie dessen Duell mit den Herren Kleinen Diebe gehenkt werden sollen. Auch wenn sies verdienen. fahren, Hier beginnt das Schidjal des fleinen Leutnants Müller. Stallmann und Cramer. Ein ganz anderer Angeklagter sitt in Karl Pauli