Wie aus dem vorstehenden Formular ersichtlich ist. muß das Werk, das den- ganzen oder einen Teil des Auftrages erhält, 10 Proz. vom Fakturenwert abgeben; beträgt also der Gesamtwert der Lieferung 3 Millionen Mark, so hat es 300000 Mark an die Geschäftsstelle abzuliefern. Davon zieht die Geschäftsstelle e i n Z e h n t e l für ihre Be- mühungen und Unkosten ab; die übrigen 270 000 M. werden an die Werke verteilt, die ebenfalls Offerten eingereicht haben, aber bei der Auftragsverteilung leer ausgegangen sind. Laben drei solcher Werke mitkonkurriert, erhält jedes ein Schmerzensgeld von 90000 M. Man sieht, ein feines Geschäft— auf Kosten des Staates und der Steuerzahler, die auf diese Art und Weise um manche schöne Millionen geprellt werden. Solcher Patriotismus lohnt sich. Er wirft herrliche Profite ab; und es bleiben auch noch ansehnliche„Beihilfen" übrig für vaterländische Blätter, die im Kampf für die Ehre des Deutschen Reiches tagtäglich die Kriegstrommel schlagen und schwarz auf weiß beweisen, daß Deutschland seine Flotten- bauten unbedingt beschleunigen muß, will eS nicht aus seiner Stellung verdrängt werden. Und derartige„VerständigungS"- Ringe sind keine Vereinzelte Erscheinung. Auch in anderen Branchen gedeihen sie prächtig; nur wird meist das Geheimnis so streng gehütet, daß lediglich ein Zufall die schönen Praktiken an die Oeffentlichkeit bringt. Auch der Patriotismus ist in unserer glorreichen kapitalistischen Aera zur Geschäftssache geworden. Der Generalstreik in Belgien . Die Aufmerksamkeit der sozialistischen Internationale richtet sich auf Belgien . Mit verhaltener Erregung, mit leidenschaftlicher Teilnahme und Sympathie verfolgt das Proletariat den Kanipf der belgischen Genossen gegen die politische Entrechtung. Und nirgends kann diese Teilnahme größer sein als bei der Arbeiterklasse Preußens, die gerade jetzt den Landtagswahikampf führen muß unter einer noch viel erbärmlicheren und schmählicheren Entrechtung als jene, gegen die jetzt in Belgien die Empörung losbricht. Zum dritten Male wenden unsere belgischen Genossen die scharfe Waffe des politischen Massenstreiks an. 1893 kam es im Verlauf des Streiks zu immer mächtigeren Straßen- demonstrationen, die die Regierung gewaltsam zu unter- drücken suchte. In den großen Industriezentren, in der Hauptstadt selbst floß Arbciterblut. Aber dies steigerte nur die revolutionäre Erregung, und schließlich mußte die Re- gierung kapitulieren. Der hohe Wahlzensus wurde beseitigt, das Wahlrecht wurde allgemein: aber die Arbeiter- klasse wurde um i h r volles Recht betrogen durch die Erfindung der Pluralität, die den Besitzenden zwei und drei Zusatzstimmen gewährte. So groß der Sieg des Proletariats war, so wichtig die Stärkung seiner parlamentarischen Vertretung— die Gleichheit des Rechts blieb ihm vorbehalten, und hinter der Mauer ihres Privilegs errichteten die Klerikalen ihre drückende Herrschaft. Gegen dieses Gesetz der vier Infamien, wie es An- seele getauft hatte, führte die Arbeiterklasse einen ununter- brocktenen Kampf. Bald wurde es klar, daß das Unrecht auf rein parlamentarischem Wege nicht zu beseitigen war, und zum zweitenmal proklamierte die belgische Sozialdemokratie 1902 den Generalstreik. Die erschreckte Bourgeoisie flüchtete sich in die Arme der klerikalen Regierung. Die belgischen Liberalen, selbst Nutznießer des Privilegs, wandten sich gleich- falls gegen die Streikenden. Erfolglos mußte diesmal der Streik abgebrochen werden. Tie Situation war eben gegen 1893 sehr verändert. Damals war die Beseitigung des hohen Zensus eine Forde- rung, die auch im Interesse der kleineren bürgerlichen Schichten gelegen war. Die Macht des Proletariats selbst war noch gering. Jetzt dagegen erschien die Beseitigung der Pluralität einem viel größeren Teile der Bourgoisie als drohende Gefahr. Gegen das mächtiger gewordene Proletariat wollte es auf kein Mittel der Abwehr und der Eindämmung seines poli- schen Einflusses verzichten. Von der Staatsinacht forderte es die Niederschlagung der Revolution. Völlig isoliert mußte das Proletariat den Kampf abbrechen� Seitdem Habensich die Verhältnisse ge- wandelt. Parlamentarisch freilich ist auch bisher ein ent- scheidender Erfolg nicht zu erringen gewesen. Das Wahlsystem selbst ist eben den Klerikalen allzusehr auf den Leib ge- schnitten. Aber gewaltig erstarkt ist seitdem die Kraft des belgischen Proletariats. Gewachsen ist seine Einsicht in die Kampfesbedingungcn, gewachsen die Größe und der Umfang seiner Organisationen. Und im e n g st e n Z u s a m m e n- schluß wirkten Partei, Gewerkschaften und Genossenschaften gemeinsam für die Vor- bereitung des Kampfes. Seit Wochen ist eine ungeheure Vorbereitung und Er- ziehuirgsarbeit geleistet worden. Die belgischen Genossen hoffen daher durch die ökonomische Wucht der Arbeitsein- stellung allein zu wirken. Ein Teil der Intellektuellen— Belgiens bedeutendste Dichter Verhaeren und Maeterlinck sind unter ihnen— sowie ein Teil der entschiedeneren Liberalen, die das klerikale Joch endlich zerbrechen möchten, stehen mit ihren Sympathien auf leiten der Kämpfenden. Zudem ist, wie 1902, diesmal die Haltung des Liberalismus nicht mehr das Entscheidende. Den Ausgang be st immt allein dieKraft und dieEntschlossenhert desPro- letariats. Wir alle harren dieses Ausgangs in hoffnungsvoller Zuversicht und mit den Heiyen. Wünschen, daß das tapfere Proletariat Belgiens , das in so vielen Schlachten sich bewährt hat, Sieger bleibe über klerikale Tücke und Herrschsucht, daß es einen Schritt vorwärts gelange auf dem Wege zur sozialen Befreiung. Vor dem Streikbegin«. Brüssel , 13. April. sPrivattelegramm des„Bor- wärt s".) Die Stadt hat ihr SonntagsauSschcn. Vor dem Volkshause lesen die Passanten die Ausschriften:„Streikende, seid mutig und kaltblütig! Soldaten, zielt nicht auf friedlich Streikende!" Die Volkshäuser werden während des Streiks um 6 Uhr abends geschloffen; Zugang haben zu den CafeS nur Parteimitglieder und mit Karten versehene Streikende. Ein Ueberwachungs- a u s s ch u tz sorgt für strenge Kontrolle. Im Restaurant werden keinerlei alkoholische Getränke verabreicht. Gestern war der Tag der Truppentransporte. Von Brüssel ging je eine Kompagnie nach Möns und Lüttich . In Haag ist Bürgerwehr konsigniert; für Loewen scheinen strenge Maßnahmen in Aussicht. Die einzelnen Etablissements werden militärisch bewacht. Die Partei hat auch in Loewen ihre eigene Ordnungspolizei für die Straße. Die sozialistischen Lokale sowie die VolkShausbiblioihek bleiben tagsüber den Streikenden zugäng- lich. In Charleroi wimmelte es gestern von Soldaten und Gendarmen. Zwölf Kompagnien wurden in die Nachbarorte transportiert; Artillerie nach Brügge und eine Eskadron Lanciers nach Namur . Borinage, VervierS , Lüttich . Scraing usw. haben ihre Truppensendungcn. In Seraing nahmen die Arbeiter der Parole des Streikkomitees entsprechend die ankommenden Truppen ruhig auf und begrüßten sie mit Hochrufen. Im Borinage schließen sämtliche Vollshäuser um 7 Uhr abends. Fn Lüttich und VervierS gab es gestern Riesenmeeting? und Umzüge. Der heutige Tag brachte wieder aus allen Landesteilen Nachrichten über Streikbeschlüsse. Das Parlament erhält verstärkte Bewachung. Httentat auf den ilenig von Spanien . Auf den König Alfons XIII . von Spanien /t am Sonn- togmitlag nach 1 Uhr in Madrid ein Rcvolverattentat verübt worden, doch hat der König keine Verletzung erlitten. Ter Telegraph berichtet darüber aus Madrid : Als der König bei der Rücklehr von der Vereidigung der neu eingetretenen Rekruten an der Spitze seiner Eskorte durch die R:ie d'Alcala ritt, näherte sich ihm plötzlich ein Individuum in braunem Anzüge und schwarzer Mütze, das zwei Revolverschüsse auf d'n König abfeuerte. Beide Schüsse gingen fehl, nur daS Pferd d'ö Königs wurde leicht verletzt. Ein an der Straßenecke stehender Schutzmann stürzte sich sofort auf den Attentäter und hieb ihm mit seinem Knüppel über den Kopf. Ter Attentäter war jedoch imstande, noch einen dritten Schuß abzufeuern, durch den der Polizist eine leiche Verletzung erlitt. Mehreren anderen Polizisten gelang es aber nach längeren Bemühungen, den Attentäter, der sich wie wahnsinnig gebürdete, zu überwältigen. Als er sab. daß ein Entkommen unmöglich war, versuchte er sich einen Dolch in die Brust zu stoßen, der ihm aber von einem Polizcibeamten ent- rissen wurde. Auf dem Wege nach der Wache hatten die Polizisten Mühe, den Verbrecher vor der Wut der Menge zu schützen. Bei seiner Vernehmung auf dem Polizcibureau gab'der Altentäter an, Manuel Sanchez Allecre zu heißen. Er ist Lö Fahre alt und soll Tischler in Barcelona sein. Es scheint, daß er ein Anhänger der revolutionären katalonischen Partei ist.(?) lieber die Motive zur Tat verweigerte er hartnäckig jede Aussage. SS ist allerdings auch möglich� daß der Attentäter geisies- gestört i st, da er sich andauernd wie wahnsinnig gebärdet. Außer Allecre ist noch ein Franzose verhaftet worden, der nach der Aussage von Augenzeugen sich vor dem Attentat angelegentlich mit Allecre unterhalten haben soll. Es handelt sich um den franzö» fischen Sprachlehrer Pierre Pack, der seit einiger Zeit in Madrid ansässig ist._ Die Mandldatenfrage vor der Groß-Miner Generalverlammiimg. Der Verband der sozialdemokratischen Wah'vereine Groß-Ber» linS hielt am gestrigen Sonntag eine außerordentliche Generalversammlung ab, die notwendig geworden war, weil im b. und ll). LandtagSwahlbezirk Meinungsverschiedenheilen über die Person der aufzustellenden Kandidaten entstanden waren, die in den zuständigen WahlkreiSorganisationen nicht geschlichtet werden konnten. Fn beiden Fällen sind an der Kandidatenaufstellung mehrere ReichStagskreis-Organisationen beteiligt, die über die Art, wie in solchen Streitfällen nach den bisherigen Beschlüssen eine endgültige Entscheidung zu treffen sei.«ine verschiedene Auffassung hatten. Die Generalversammlung sollte nun die Regeln präzisieren, nach denen solche Konflikte zu behandeln seien. Heber diese Aufgabe hinaus kam sie aber auch dazu, in beiden Streitfällen direkt.n. die Kandidatenfrage einzugreifen. Wie groß die zu beseitigenden Meinungsverschiedenheiten waren, mag man daraus ersehen, daß sich die Debatte von kurz nach 3 Uhr vormittags bis gegen 4 Uhr nachmittags hinzog. Vielleicht wäre die Versammlung auch um diese Zeit noch nicht zu Ende ge- gangen, wenn der Saal nicht wegen anderweitiger Vergebung hätte geräumt werden müssen. ....................................... Jg?* Trotzdem soll an unserkm Hofe jetzt mächtig gespart werde». Im Judiläumsjahre soll da» Prinzip altpreußischer Sparsamke.: besonder« hochgehalten werden. Als die allerhöchste Fnmil'.e dieser Tage nach Homburg fuhr, um mit den Cumberländer Herr'ldaften zusammenzutreffen, wurden für die acht Tage Aufenthalt statt 76 nur 60 Pferde und statt 20 HofautoS nur 16 mitgenommen. Ich meine, da« genügt I SpropoS Homburg! Warum erzählen Sie Ihren Lesern nichts von dieler weltgeschichtlichen Begegnung. Sie find doch so für die Wissenschaft. Da hätten Sie doch sagen können, daß der alte Königs- ruk aus der Naubriticrzcit:»Hie Waib, hie Wettlingen I" oder so ähnlich nun auf immer verstummt sei. Nehmen Sie sich den.Lola.' Anzeiger" zum Mutier. Der hat die weltgeschlchilichen Momente samoS festgehalten: der Kaiser küßt der Herzogin Thyra von Cumberlaud auf Hand und � beachten Sie die politische Bedeutung dieser Hand« lung— aus Wange. Und:.dann eilt« der Kaiser dem Herzog von Cnmberland entgegen, reichte ihm die Hand und schüttelte sie kräftig!" Wenn Sie nur einigermaßen brauchbare Journalisten wären, könnten Sie aus der Geschichte:»Der Hohenzoller schüttelt dem Welsen lrästig die Hand" einen gediegenen Leitartikel mache». Und dann ist es durchaus nicht nebensächlich, was für Buken« über» reicht wurden. So läßt sich au« dem der welstschcn Schwiegermutter in Kps überreichten Fliederbulett wunderschön für eine Zeitung etwas machen. Aber für solche Dinge haben Sie eben kein Gefühl. Nichtsdestoweniger sollen Sie zum Schluß noch eine Jnforma- rion haben. Sie haben über die Tatsache, daß die Webrvorlagc 4000 neue Ofststerslellen erfordert, genug bosliaflc Gtoffen gemacht. Aber ich kau» Ihnen dank der oben angeführten Quelle mitteilen, daß man an allerhöchster Stelle daraus bedacht lst, den Schwierigkeiten, die der Ofstzierersatz bei dem starken Bedarf macht, tatkräftig zu Leibe zu gehen. Durch eine Kabinettsorder soll verfügt werden, daß von jetzt an die Prinzen nicht erst mit dem zehnten Lebensjahre, sondern sobald sie die ersten Hosen bekommen. zu Leutnants ernannt werden. Sind Sie zehn Jahre alt geworden. soll Ihnen HauplmannSrang und die Führung einer Kompagnie oder Schwadron übertragen werden. Bei dem reichen Familtensegen, über den die impotenten Franzosen ganz gelb vor Neid sind, braucht unS o.io vor OtfizierSmangel nicht zu bangen. Natürlich bekommen die prinzlichcn Leutants zwei lind al« Hauptleute drei Adjutanten, das ist. wie Kl icgsmin ister v. Heeringen am Freitag in der Budget- kommisston des RetchSiageS ganz richtig sagte, ein historisches Recht. Und es ist.ein dringende» Interesse, daß der Zusammenhang zioi schen den preußischen Prinzen und der Armee aufrecht erhalten bleibe." Doch genug für heute. Ich hätte zwar noch manche« auf dem Herzen, möchte wich vor allem mal über die Arbeiterfrage aus- sprechen, aber wer weiß, wre Sie meine Zuschrift aufnehmen. Sollten Sie es tun, dann ein andermal mehr. Mit der Ihnen gebührenden Hochachtung Wilhelm Schulze . Rentier und Hausbesitzer. P. 8. Wie steht es im Falle der Annahme mit dem Honorar? üruas. Älockenfilm. ,,. Diewetl des Menschen Fürrecht Lachen ist. Rabelais . An die Redaktion des»Vorwärts", sw 68, Lindenstraße 69. C6 Sie bei Ihrer einkeitig-fanatischen Redaktionspraxis diese Zeilen aufnehmen, weiß ich nicht. Nichtsdestoweniger könnte es nicht schaden, wenn Ihre Leser auch einmal die Meinung eines an- ständigen Bürger« kennen lernten, wo sie von Ihnen ja doch nur über politische Dinge und so in einer Weise unlerrtchlet werden, die alles auf den Kopf stellt. Gehe ich da am Montag auf meinen Morgenbummel(der Arzt hat mir wegen meiner Korpulenz Bewegung verordnet) und will mir unterwegs eine Zeitung kaufen..Neu, neu. MontagSauSgabe des.Vorwärts", neu, neu!" schreit der Händler. Das mußt du dir mal ansehen, denke ick und wende einen Fünfer dran. Beim Früh- stück lese ich Ihr Geschreibsel. Na, hören Sie, da haben Sie einen schönen Salat zusammengemengt! Beim Frühschoppen spreche ich mit meinem Freunde Backmcyer drüber.»Die Leute müßten besser informiert werden, wie man im Volke denkt,' meint der,.denn zum Volke gehören wir doch sozusagen auch."—.Nee," sage ich..Fritze, die belehrst Du nicht, die find.klassenbewußt" und schwören auf ihren Marx und Lassalle. da richtest Du nicht« aus."—.Versuch« nur einmal", sagt mein Freund,.Du kannst schreiben, bist ja Sckrislfübrer im Bezirlsverein. Die Roten sind gar nicht so. Ich habe mal mit einem sozial- demokratischen Abgeordneten gesprochen; daS war ein ganz an- ständiger Mensch." Die ganze Woche über sind mir die Worte BockmeyerS durch den Kopf gegangen. Ich habe auch gelesen. waS Sie über die Wehrvor- lagedebatten im Reichstage geschrieben haben und da stand mein Ent- schluß fest. Ich setzte mich hin und schrieb mein Gegenwärtiges. Freilich ich bin sicher, daß Sie e« im Papierkorb verschwinden lassen.") Sehen Sie, da ist zunächst Ihre geradezu skandalöse Behandlung be» Jahrhundert-Jubiläum«. So etwa», wovon man schon in der Schule so schöne Sachen gelernt bat, muß doch gefeiert werden. Da müßten wir doch kein« echten Deutschen mehr sein. Ich bin jedenfalls mit Leib und Seele dabei und ganz einer Meinung mit Herrn Cassel. den ihre.Genossen' im Landtage so heruntergerissen haben. Sowie die neuen Jubiläumsmünzen heraus waren, habe ich mir einen bliy- blanken Taler an die Uhrkette machen lassen. Von diesen Münzen haben Sie sicher noch keine Zeile gebracht, wo Sie doch so für.die Kunst für daS Volk" sein wollen. Fein und künstlerisch sind diese Münzen, jawohl! Auf der einen Seite hackt ein Piepmatz einen ") Anmerkung der Redaktion: Wie Figura zeigt, irrt fich der Herr Einsender. Wir sind objektiv genug, seinen Aussüh- xungen Raum zu geben, natürlich ohne uns mit allen Einzelheiten zu ldentifizieren. Wir find sogar bereit, weitere geeignete Emsen- düngen von ihm gelegentlich zu akzeptieren. HIIIIIH—■■UM» III Wll■[[■■■III IIIIII llll"1--~"ir■■ilMWII Hl»in Regenwurm, was der falsche Franzose sein soll, kaputt, auf der anderen Seite reitet der alte Blücher und sagt zu einer Korporal- schafl Musketiere sein bislorischeS:„Nu aber man druff!" Und drum herum steht der schöne Spruch:„Der König rief und alle kamen!' und drunter:»Mit Gott sür König und Baterland!" Warum er- zählen Sie Ihren Lesem von diesen sinnigen JubiläumSmünzen nichts? Und dann die Webrvorlage. Da machen Sie Ihre dreckigen Witze über die sogenannte Wehrabgobe. Nu ja. angenehm ist e« nicht, daß wir anständigen Bürger mit ein paar Kröten besonder« bluten sollen. Aber wir können dem Valerlaiide auch Opfer bringen wie unsere Väter anno dazumal. Und einmal ist ja keinmal. Am meisten ärgert mich aber, wa« Sie darüber schreiben, daß unsere Fürsten auch zu dem Wehrbeitrage beisteuern sollen. Sie bohne« piepeln da. wieviel die hoben Herren zahlen wollen und ob sie überhaupt zahlen. Worum sagen Sie denn Ihren Lesern nicht, daß der König von Sachsen sich schon bereit erklärt bat, daß er sein Vermögen besteuern lassen will wie jeder andere ganz gewöhnliche Staatsbürger? Freilich, die anderen Fürsten haben sich dazu noch nicht geäußert, aber das liegt sicher nur an den Hoslanzleien, die mit der Ausarbeitung von Reis«- dispofitionen, mit dem Entwerfen von HostasclmenuS usw. allzu stark belastet sind. Von unserem preußischen Hose kann ich Ihnen da mit sehr wertvollen Informationen dienen. Wenn Sie gewandte Journalisten wären, wie z. B. in der»B. Z. " oder.Morgenpoit" usw., könnten Sie eine seine Notiz drauSmachen:„Wie uns au« Hoslreisen zuverlässig mitgeteilt wird" oder so. Ich habe nämlich einen Schwager und der hat einen Freund. der spielt zweimal in der Woche in einer Kneipe am Werderschen Markt mit einem königlichen Beschließer aus dem Schlosse Skat. Und da erfährt er denn so manches, was bei S. M. vorgeht. Da hat er denn erfahren, daß jetzt im Kaiserlichen Schatulljenaml oder wie das Bureau sonst heißt, Tag und Nacht fieberhaft gearbeitet wird. Es ioll nämlich so eine Art Inventur über da« Kaiserliche Vermögen ausgenommen werden. Bloß, um festzustellen, wieviel zu der Wehr- abgäbe zugesteuert werden kann. Einfach ist die Sache nicht. Da muß der Wert aller Schlösser, Güter und Forsten, der Ertrag der Cadrner Kachelfabrik usw. genau ausgerechnet werden. Der Ge- währSmann des Freunde« meine« S-vwagerS meinte freilich, nach Abzug oller Unkosten würde nicht gerade viel für die Wehrabgobe herausspringen. Allein bedenken Sie nur: die starke Familie, die viele Dienerschaft, die Reisen usw.! Daneben hat das Hoischatulljenamt aber auch die Aufgabe, aus- zuarbeiten, um wieviel die Z> v i l l i st e nach Zahlung der Wehr- abgab« erhöht werden muß. Da« ist schließlich begreifltch, denn jeder gule GeschällSmann muß daraus sehen, daß einer Ausgabe aus der einen Seile eine Einnahme aus der andern Seile gegenübersteht. Das mache ich auch so. I ch muß meine Vermögensabgabe durch eine Erhöhung der Mieten wieder auszugleichen suchen. Uebrigen« hat der König von Württemberg seiner Zivilliste schon einige Hunderttausend Marler zulegen lassen, und auch der Großherzog von Mecklen- burg-Schwerin will ja wohl auch schon eine anständige Zulage habeu. Da dürfen wir im» in Preußen auch nicht lumpen lassen.
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