®te Versammlung nahm nach langer aber sachlicher Debaiie zunächst einen Antrag Grunwald an. der festlegte, daß die Aufstellung der Knndidaren durch den Landtags vabllreiS er- Dann sagt der angenommene Antrag aber weiter: Neber alle Proteste entscheidet eine Verbandsgeneraiversamm- lung.' Die Konsequenz dieses Beschlusses war, daß nun euch sofort ii er die deiden vorliegenden Proteste entschieden werden mußte. Mit übergroßer Majorität hieß darauf die Versammlung die Zandi, datur des Genossen Julian Borchardt für den 5. Landtagswahl. bezir? gut. Die Kandidatur Cohen für den l(>. Landtagswahl- bezirk wurde jedoch gegen eine ziemlich starke Minorität aufge- hoben, indem die Generalversammlung dem Votum des ü. Kreises beitrat.— Gin Vortrag des Genossen Tr.Rosenseld über das Thema: „Ter Kampf der Berliner Polizei gegen die proletarische Jugend- bewcgung" konnte wegen der vorgerückten Zeit nicht mehr gehalten werden. Die Versammlung begnügte(ich damit, das Verhalten der Poiizci in einer scharfen Protestresolution zurückzuweisen. Den Schluß der Versammlung bildete eine eindrucksvolle Kuno- gcbung für den belgischen Generalstreik. Genosse Ernst gab den Gedanken Ausdruck, welche die preußischen Genossen im Angesichte dieses großen Wahl rechts kampfes beseelen. polftircbe Qebcracht» Berlin , den 13. April 1918. Freiherr v. Hertling und Bethmaun Hollweg. Freiherr v. Hertling, der klerikale bayerische Minister- Präsident, scheint auf den Schwarzen Adlerorden, der ihm schon zum 6. März zugedacht war. dann aber, da der„Vor- Werts" die beabsichtigte„Ehrung" bereits am 28. Februar aukündete, sä,nell durch den Roten Adler erster Güte mit Krone ersetzt wurde, nicht verzichten zu wollen. Hat er sich schon bisher mn die Bethmann Hollwegsche Regierungspraxis äußerst verdient gemacht, indem er dem Reichskanzler im Bundesrat die bayerischen Stimmen zur Verfügung stellte und das Zentrum von der anfangs beabsichtigten scharfen Opposition gegen die neuen Heeres- und Deckungsvorlagen zurückhielt, so will er nun noch ein übriges tun und selbst in höchsteigener Person nach Berlin kommen, um dort dem Reichskanzler zu assistieren. Wie nämlich aus München ge- meldet wird, gedenkt Freiherr v. Hertling in den nächsten Tagen einer Einladung des Reichskanzlers zu einer Be- sprechung zu folgen und nach Berlin zu fahren. Man hält es in München für wahrscheinlich, daß der bayerische Minister» Präsident auch im Reichstag und vielleicht auch in den Sitzungen der Budgetkommission erscheinen wird. Selbst- verständlich wird Freiherr v. Hertling die Gelegenheit nicht unbenutzt lassen, zugleich mit den Führern der Zentrumsfraktion zu sprechen und sie in seinem Sinne zu beeinflussen. Da die Dinge in Rom sehr unsicher stehen und niemand weiß, welche Richtung dort ans Ruder gelangt, gebietet die Vorsicht dem Zentrum, es in keinem Fall mit der Regierung zu verderben und alle wichtigeren Ent- schlüsse möglichst hinauszuschieben. Klerikaler Rechtsraub. Die klerikale bayerische Regierung schickt sich nun an. den R a u b d e s K o a l i t i o n s r e ch t s für die Staatsarbeiter zu verwirklichen. Jeder Verkehrsarbeiter soll in Zukunft einem Erpressungsversuch unterworfen werden, indem er einen Anstellungsvertrag mit folgender Be- stimmung unterzeichnen soll: Von dem Personal der VerkehrSverwaliung muß im stank» lickjcn und dienstlichen Interesse der unbedingte Verzicht auf go- mcinsame Einstellung der Arbeit oder de? Dienstes(Streik) ge- fordert werden. Das Personal darf Vereinigungen nicht angehören, deren Verhalten nicht genügende Sicherheit da- für bietet, daß sie von dem Mittel einer solchen Einstellung der Arbeit oder des Dienste? im Bereiche der VerkehrSverwaliung keinen Gebrauch machen werden. Nach den VollzngSvorschriftcn hierzu haben die Arbeiter bei der Aufnahme in den Dienst durch ihre Unterschrift zu bestätigen, von dieser Vorschrift Kennt- nis erhalten zu haben und verständigt worden zu sein, �daß zu den Vereinigungen im Sinne dieser Vorschrift zurzeit insbe- sondere die freien Gewerkschaften der Metall- und Transport- arbeitcr sowie der Verband des Siiddeutschon Eisenbahn- und PostpcrsonalS zählen und daß die Verwaltung bei Zuwider» Handlungen gegen die Vorschrifl die LSsung beb Arbeits- oder Diarwerhältnisses ins Auge fassen müßte. Diese Vorschrift be- zieht sich zunächst auf die neu zugehenden Arbeiter. Weitere Vollzugsvorschristen werden nur für den Uebergang in eine etatSmätzige Anstellung erlassen werden. Dieser Versuch ist um so ungeheuerlicher, als der süd- deutsche Eisenbahnerverband ausdrücklich auf sein Streik- recht verzichtet hat, weswegen ja seinerzeit Genosse Roß- h a u v i e r aus der Redaktion des Verbandsorgans ausge- schieden ist. Ter Rückzug des Verbandes hat also, wie zu er- warten war, nicht das geringste genützt. In Wirklichkeit han- delt es sich ja ßar nicht um die nicht sehr aktuelle Streikgefahr, sondern um einen Raub des Koalitionsrechts, um eine si atliche Drangsalierung der freien Ge- w e r k i ch a f t e n und um ein? Hinein zwingung der Arbeiter in die klerikalen Organisationen. Als Feind jeder freien Regung der Arbeiterklasse, als tücki- scher Gegner ihres Befreiungskampfes, als Räuber ihrer Grundrechte erweist sich eben der Klerikalismus überall, wo er an der Macht ist!_ Tie wohllöbliche Magdeburger Polizei. Wie wir bereits berichtet haben, sollte heute, am Soimtag, der französisch« sozialistische Abgeordnete Compere-Morel in Magdeburg in zwei großen öffentlichen Landtagswählcrversamm- lungen, in denen von den Reichstagsabgeordnetcn Landsberg und Weill über den Zusammenhang zwischen Landtagswahlen und Rüstungsfieber reienen werden sollte, auf Einladung der Magde- burger Genossen das Wort ergreiien, um über die Kämpfe des so- zialistischen Proletariats Frankreichs gegen den französischen Chau- mnismus zu berichten. Als Compere-Morel am Sonnabendabend in Magdeburg eingetroffen war und sich nach dem Parteisekretariat begeben hatte, erschien gleich daraus ein Kriminalkommissar, der ihm im Auftrage deS Polizeipräsidenten v. Alten das solgende Schriftstück überreichte: ..An den Präsidenten de? französischen sozialistischen Kon- gresses, Abgeordneten Herrn Compere-Morel, Hierselbst. Jede Teilnahme an öffentlichen politischen Versammlungen innerhalb � des VoltzeibezirkS Magdeburg wird Ihnen hiermit untersagt. Im Falle der Zuwiderhandlung wird Ihre sosortige Ausweisung er- folgen. Alten." Dem Dokument war gleichzeitig eine französische Uebersetzung beigefügt. Die Polizei ha! ihm also nicht nur daS Redgr. sondern sogar das bloße Erscheinen in den Versammlungen Abölen, obwohl ihr dazu das Vereinsgefetz keinerlei Handhabe b igtet. Mit diesem Bor- gehen der preußischen Polizei vergleiche man die Gastfreundschaft, die deutsch « Redner so oft i» Frankreich genossen hrchen. Ten Protest der Magdeburger ParteigenajMi gegen die Heeres- vorlag« vermochte die Polizei natürlich bujrch ihr Verbot nicht zu verhindern. In zwei öff�n stich.«'�Riesenbersamm- lungen brachten die Magdeburger «Bifle nachdem die beabsichtigte Ansprache. Conipere- Morel«-' m deutscher Uebersetzung verlesen worden war, ein« �MrsstklSiundgebung für die französischen Genosse» zum AuSdrrjMjDlMÄieichStagsabgeord- neten Landsberg -Magdeburg und hielten länge« An-prachen. Zum Schluß gelangte eine Resolution zur Annahme, in der die Massenbeteiligung an den preußischen Landtagswahlen als dringende Notwendigkeit bezeichnet ustd gegen die Rüstungsvor- läge in schärsster Weise protestiert wird. Zugleich sprachen die Ver- sammlungen über die Polizeimaßregel gegen Compere-Movcl ihre Entrüstung aus. Das Vorgehen der Magdeburger Polizei sei ge- eignet, Teutschland im Auslände als Polizeistaat schlimmster Art erscheinen zu lassen. Zur Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Jüterbog- Luckenwaldc-Zauch-Belzig. Die Aussicht, daß bei der bevorstehenden Ersatzwahl im Reichs« tagswahllreise Jüteroog-Luckenwalde-Zauch-Belzig, dessen Mandat durch die kürzlich- erfolgte Ungültigkeitserklärung der Wahl des Landrats v. Oertzen zurzeit erledigt ist, unsere Partei den Sieg erringt, mehrt sich; denn im konservativen Lager ist, wie gemeldet wird, wegen der Kandidatenaufstellung ein Zwist ausge- brachen. Ein Teil der konservativen Führer des Kreises Z a u ch- B e l z i g hat gestern in einer Versammlung beschlossen, an Stelle des bisherigen Abgeordneten v. Oertzen den früheren Abgeordneten Tischlermeister Pauli- Potsdam, den schlichten„Mann aus der Werkstatt", als Kandidaten aufzustellen. Damit �werden sie aber bei manchen Konservativen im Kreise Jüterbog -Luckenwalde , wo Herr v. Oertzen als Landrai beliebt ist, wenig Gegenliebe finden. Die Nationalliberalen beabsichtigen den früheren Abgeord» neten Professor Dr. Görcke- Brandenburg aufzustellen. Und die Freisinnigen sollen, wie es heißt, geneigt sein, diesen an komischer Selbstüberschätzung leidenden Dlandatsjäger zu unterstützen und auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten zu verzichten. TaS„Berl. Tagebl." bemerkt zu dieser seltsamen Verzicht- lcistung: „Wir wüßten nicht, warum die Fortschrittliche Volkspartei , die es 1S12 im Wahlkreise auf 9226 Stimmen gebracht hat, nicht wieder einen eigenen Kandidaten aufstellen soll. Sollte sich die Meldung bezüglich der nationalliberalen Kandidatur Görcke be« Wahrheiten, so würde daS einen Bruch des tSll ab- geschlossenen n a t i o n a l li b e r a l- fortschrittlichen Wahlabkommenz bedeuten, in dem der Wahl. kreis der Fortschrittlichen Volkspartei überlassen wurde. Herrn Görcke würde es allerdings wohl auf einen Bruch mehr oder weniger nicht ankommen, denn er hat sich sckon 1912 unter gleichen Umständen in seinem bisherigen Wahlkreise Branden- vurg-Wcsthavelland gegen einen fortschrittlichen Kandidaten auf- stellen lagen, wo er dann gründlich durchfiel." Sie königlich preuKiiche Kunst. Einmal im Jahre bietet sich Gelegenheit, in daS amtliche Tun und Treiben Sr. Exz. Georgs Grafen von Hülsen-Haeseler, Gene- ral-Jntcndanten der königlichen Schauspiele zu Berlin , Wiesbaden , Kassel . Hannover , wie der Hofmusik, gebührend und wirkungsvoll hineinzuleuchten. Und zwar bei der Lesung des Finanzetats im preußischen Dreiklassenhause; bezeichnenderweise nicht beim Kultus. Seine Distanz von auch nur erträglichen Kunstleistungen ist sa eine so erschrecklich weite, daß HanS von BülowS auf den Betrieb deS alten Hülsen gemünztes Spottwort vom„Zirkus Hülsen" dem Sohn gegenüber noch als Schmeichelei erschiene. Man denke nur an seine komischen Verrenkungen, in denen er sich krankhaft als königlich-preußischer Hof-Reinhardt versuchte: an das.Rheingold" mit den stummschaukelnden Rheintöchtern auf der Szene und den bewegungslosen Sängerinnen der gleichen Rollen dahinter, an den echt amerikanischen RiefenjahrmarktSgiickkasten von„Kerkyra", und ähnliche Scherze. Für die hypcrboräischste Kritik bis hinab an den Wendekreis des Holzbocks war diese musenfremde HöflingSnatur ja längst abgetan. ES blieb nur stets ein tiefes Bedauern, wie namentlich an den beiden Berliner Bühnen dieser Machthaber ein doch recht respektables Künstlermaterial konscouent zu verderben, zu verbittern, wegzuekeln und schließlich auch ökonomisch zu drang- salieren wußte, sobald man vor ihm nicht würdelos kuschte. Nun ist ja natürlich die Persönlichkeit eines Hofbeamten, mag sie menschlich hundertfach sympathischer und fachlich tausendmal produktiver sein, als Herr v. Hülsen es ist, keine Angelegenheit der Kunst und Kultur. Nicht mehr und weniger auch das Institut, das er kompromittiert, wenn nicht die preußischen Steuerzahler darunter zu leiden hätten. Der Staat leistet einen jährlichen Zu- schuß zu dieser höfischen Kunstverlassenheit, die nicht nur im Falle der„Ariadne " im Bunde mit einer von der Börse entlehnten Billettspekulation zu dem ästhetischen Fiasko regelmäßig auch das ökonomische fügt und die gähnenden Sitzreihen mit Kadetten und Grenadieren wattieren mutz. Aber diese enorme Kraft- und Kosten- aufwand könnte doch wenigstens sozialpolitisch vorbildlich sein, zumal hier das wilde Spekulationsrisiko der Privattheater völlig ausgeschaltet ist. Indes, selbst hierin prästiert der Herr Intendant den robusteten Unternehmerstandpunkt. Er ist Vorsitzender der Direktorenorganisation, von der er sich bei einem Keim von sozialem Empfinden überhaupt fernhalten müßte. Mit allen Rütteln der Scharfmacherei sucht er die Schauspielerorganisation zu sprengen oder willfährig zu machen. Wie er mit widrigem Pathos und Pomp sein zehnjähriges Dienstjubiläum als spontane Kundgebung seiner„wohlgesinnten" Untergebenen inszenierte, so läßt er gleichzeitig in seinem Bureau die Geschichte seiner Helden- taten verfassen, um seine offene Hand zu erweisen. Die Konsequenzen dieser ganzen parlamentarischen Stäupung, auf die am Sannabend weder Minister, noch die ganze Rechte, ein- schließlich der Nationalliberalen, auch nur ein Wort der sachlichen Widerlegung fanden, liegen klar zutage. Die sich häufenden Er- fahrungen mit den Privatbühnen, die immer zahlreicher einer ge- wissenlosen Spekulation ausgeliefert werden, lassen eine Gesundung der Bühnenkunst lediglich von der Errichtung und Befestigung von Tbeatern aus öffentlichen Mitteln, staatlichen, städtischen und am besten aus den unabhängigen Volksorganisationen erwarten. Die Hoftheater mögen weiter im Dunkel vegetieren; die Bühnen aber, zu denen die Steuerzahler von Staats wegen beitragen müssen, mache man, wie es Genosse Borchardt forderte, zu StaatStheatern und unterstelle sie als solche der Kontrolle deS Parlament?. Daß dieses Ideal im Dreiklassenhaule allerdings vorab wirkungslos bleiben müßte, ist eine bittere Erkenntnis. Doch vielleicht über- zeugt diese Erkenntnis manchen indifferenten Intellektuellen da- von, daß die Beseitigung des Dreiklassenwahlrechts nicht nur ein Ziel der Parteipolitik, sondern ebenso eins der Kunst und Kultur ist. Eue 6roß-BerUn* Streik in den Handclsgärtuereicu. Gestern sind die Gärtnergehilfen dort in den Streik getreten, wo ihre Forderungen nicht bewilligt wnrden. Der St«ik erstreckt sich haupisächlich aus folgnde Orte: Britz , Charlottenburg (Firma Platz), Seehof-Teltow, Lichtenberg , Weißensee, Lankwitz . Zehlen- dorf. Da der Arbeilgeberschutzverband in der Hauptstreitfrage, der Verkürzung der Arbeitszeit, nachgab, sind die Forderungen bereits von vielen Firmen anerkannt. Am. ersten Streiltage waren die Verhältnisse schon in 192 Betrieben mit 3öö Gehilfen geregelt, Im Beruf getötet. Ein tödlicher Betriebsunfall ereignete sich am Sonnabend nach- mittag auf dem Potsdamer Güterbahnhof. Am Schöneberger Ufer ist der Aktienverein für Bergbau- und Hüttcnbetrieb„GutehoffnungS- Hütte" aus Sterkrade i. Wests, mit der Legung der Hochbahnüber- führung beschäftigt. Einige Arbeiter ließen nachmittags gegen 5 Uhr schwere Holzschwellen von der Brücke mit einem dicken Tau hinab. Der 41 Jahre alte Arbeiter Albert Schröder auS der Kott» buser Str. 5 nahm mit einem Kollegen die Schwellen unten in Empfang. Ein schadhaft gewordenes Seil ritz dabei plötzlich und der schwere Balken fiel Schröder, der sich gerade in gebückter Stellung befand, auf den Kopf. Er erlitt einen Schädelbruch und eine schwere Gehirnerschütterung, an deren Folgen er gleich darauf verstarb. Der Arbeitskollege des Getöteten sah, wie das Seil riß und konnte sich durch schnelles Beiseitespringen retten. Anderenfalls wäre er ebenfalls erschlagen worden. In der höchsten Gefahr rief er auch noch Schröder zu, doch war es schon zu spät. Während der Beerdigung von Einbrecheru heimgesucht- Einbrecher hatten in Erfahrung gebracht, daß der in der Pftügerstr. 63 wohnhafte Schlosser Siein gestorben war und daß gestern die Beerdigung stattfand. Sie nutzten nun diese Gelegen» heit dazu aus, um einen Einbruchsdiebstahl in der Trauerwohnung auszuführen. Als Frau St. und die Angehörigen von der Beerdi- gung zurückkehrten, fanden sie alle Türen erbrochen und die Woh- nung m einem wüsten Zustand vor. Tie Einbrecher hatten dort toll gehaust und Schmucksachen, Wäsche, Kleidungsstücke usw. von be» trächtlichem Wert erbeutet. „Allerneuestes" über die angebliche Ermordung des Obersekundaners Tie mann wurde am Sor.abend durch ein„Extrablatt" ver- breitet. Das Blatt war geschmückt mit Uebcrschriften wie„Auf- klärung des Schülermordcs aus der Kantstratze,„Der Obensekun» daner das Opfer eines Raubmordes".„Die Verhaftung des Mür- ders?!" Er berichtete über die aus den Zeitungen längst bekannte Affäre. Zum Schnitz wurde behauptet,„mit Bestimmtheit" sei„fest- gestellt", daß das Dienstmädchen nicht schuldlos sei. Als„Beweis" wurde eine„kurz vor Schluß der Redaktion" erhaltene„Nachricht" angehängt, wonach man in München einen 27jährigcn Ernst Schulz unter dem Verdacht des Mordes an Tiemann verhaftet habe. Für „Redaktion und Verlag" zeichnet Hermann Fensie, Fliederstraß« 7, der im Adreßbuch als„Handelsmann" steht. In Charlottenburg wurde das„Extrablatt" für 19 Pf. in den Straßen ausgeboten, vor allem durch Fenske selber. Die Polizei wußte nichts von der Ver- Haftung eines angeblichen Mörders. Sie beschlagnechmt« daS „Extrablatt"._ Tie Dnmmen werde« nicht alle. In der Haupt- und Residenzstadt, in der Stadt der Intelligenz finden diejenigen, die auf die Dummheit spekulieren, immer noch ein weites Feld. Immer wieder kommen Nachrichten, daß vor allem Dienstmädchen und Frauen Opfer von gerissenen Wahrsage- rinnen werden. In einer ganzen Reihe von Fällen ist es in letzter Zeit einer Zigeunerin gelungen, unter dem Vorwande, die Zukunft boraussagen zu wollen, weibliche Personen um erhebliche Geld- betrage zw prellen. Arme Dienstmädchen bringen ihre sauer ver- dienten Goldfüchse herbei und legen sie in die braunen Hände der „Weissagerin". Und neben dem Verlust deS Geldes haben die Be- trogenen obendrein noch bange Tage, an denen sie der„Erfüllung der Prophezeiung" gewärtig sind. Zu dem unaufgeklSrten Todesfall des Gymnasiasten Tieman« aus Charlottenburg wird uns mitgeteilt, daß das unter dem Ver« dacht des Mordes verhaftete Dienstmädchen Heinrichs am Sonn- abend von Rummelsburg in Pommern nach Berlin gebracht worden ist. Die Heinrichs wurde noch abenkS nach dem UnterfuchungSge- fängnis in Moabit gebracht, wo sie gestern von dem Ersten Staats- anwalt Krause unter Htnzuziehung der Charlottenburger Krimi» nalpolizei und eines Gerichtsarztes vernommen wurde. Diese Ver» nehmungen, die nichts NeueS ergaben, waS von Bedeutung ist, sinkt noch nicht abgeschlossen. Flüchtig geworden ist nach Hinterlassung einer großen Schuldenlast der Fabrikant Weitenauer aus der Wassertorstr. 61. Weitenauer war Inhaber einer Prägeanstalt und Metallwaren» fabrik in der Kommandantenstr. S3. Im städtischen Obdach verstorben ist in der Nacht zum Sonntag ein unbekannter etwa b9 Jahre alter Mann. Er wurde gestern ftüh auf seiner Lagerstatt tot aufgefunden. Wahrscheinlich hat ein Herz, schlag seinem Leben plötzlich ein Ende gemacht. Bei ihm vorgefunden wurden Papiere auf den Namen eines 1861 in Königsberg i. Pr. gebürtig.n Malers Hermann OrtSfchwager. Ob der Tote mit diesem Manne identisch ist, mutz noch nachgeprüft werden. Die Leiche eines neugeborenen Kindes wurde am Sonnabend» nachmittag aus dem Luisenstädtischen Kanal, gegenüber dem Grunostück Luiscnufer 66, gelandet. Eine Verletzung an der Schädeloecke deutet daraus hin, daß es nach der Geburt durch einen Schlag auf den Kopf getötet und dann verpackt in den Kanal ge- worfen worden ist. Für 19 999 Mark Seide gestohlen. Die Seidendiebstähle nehmen in Berlin immer mebr überhand. Besonders haben es die Diebe auf die größeren Damenkonfektionsgeschäfte in der Leipziger Straße sowie in den angrenzenden Straßen abgesehen. Schwer geschädigt wurde jetzt wieder eine Firma in der Marlgrafenstr. 61. Hier drang eine aus mehreren Mitgliedern bestehende Einbrecher- bände in die Stofflagerräume ein und schleppte Seidenballen im Werte von 19 999 M. fort. Obwohl da? Gebäude dicht an der Leipziger Straße liegt, war von dem Treiben der Einbrecher nichts bemerkt worden. Letzte Nachrfchtcm Unfall in der französischen Marine. Toulon , 13. April. (Meldung der P.-C.) Heute nacht ist der französische Panzerkreuzer„P a t r i e" im Golf von St. Tropez aufgelaufen. Die Lage des Schiffes wurde durch Taucher festgestellt. Heute vormittag gelang es. das Kriegs- schiff durch einen Schlepper wieder flott zu machen. Die „Patrie" begab sich in die Werft von Toulon , da sie ver- schieden« Havarien erlitten hat.
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