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Köpfe vom Köniofsplatz. X. Hus der Mlitardebatte. Der Kanzler. Ter hin- und herwehsnde Greis auf dem Präsidenten- stuhl schwingt die Glocke. Dann rollt sich auf dem ersten Stuhle der Budesratsestradc etwas auf, wird lang, länger die Tribünenerstlinge staunen, denn das scheint allen Natur- gesehen zu widersprechen und wenn es am längsten ist, ist's der fünfte Kanzler des Deutschen Reiches, dessen Leib- jäger in dem Stimmungsbild keines bürgerlichen Blattes von .großen Tagen" fehlen darf. Er der Kanzler und nicht der Leibjäger hat sich aufgerollt und spricht, um die ungeheuerlichste Ausgeburt des ungeheuerlichen Militarismus zu vertreten. Bismarck hätte bei sotaner Gelegenheit mit dem Kürassierstiefel aufgestampft. mit dem Pallasch geklirrt und mit drohenden Sätzen gerasselt. Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts in der Welt." Bülow hätte mit dem Papiermesser und mit Worten jongliert und hier und da eine Petarde abgebrannt Knall und Rauch und weiter nichts. Aber der dritte Kanzler mit dem Buchstaben IZ hat keine Requisiten, um demPatriotismus" eine Augenweide zu bieten, keine Kürassisrstiefel, keinen Sabul. keine Feuerwerkskörper, nicht einmal ein Papier » Messer. Er hat nur einen engbrüstigen Oberlehrergehrock. Und Kleider machen Leute: Herr v. Bethmann Hollweg wird in diesem Gehrock zum Oberlehrer und spricht wie ein Ober- lehrer und wirk! wie ein Oberlehrer. Beileibe nicht un» sympathisch. Er rasselt und jongliert nicht; er redet nüchtern, prunklos und als ehrlicher Mann, der das Beste will und seine Schüler ans Ziel der Klasse zu führen bestrebt ist. Er reißt niemanden hin, nicht einmal Herr Schulz-Bromberg, dieses hohe E des preußischen Patriotismus. Er ist ein Kanzler der Umflorthcit, dieser Herr v. Bethmann Hollweg . Der Blick ist umflort, die Stimme ist umflort und selbst wenn er Temperament aus sich herauspreßt, hört man im Hinter- grund gedämpften Trommelklang. Eine Tränenwclt ist es und ein Kreuz, und man hat's wahrhaftig nicht leicht I Und seine melancholischen Augen scheinen um Verzeihung zu bitten. daß er überhaupt da ist. Die herausfordernde Haltung Montenegros , das Dlalven- tum. na: und überhaupt! Und er schließt und rollt sich wieder zusammen, indes die enttäuschte Patriotenmehrheit einen Theatersturm des Beifalls losläßt. Der Kriegsminister. Det is man en oller Seemann." Solche Typen sieht man in Homburg in den Hafenschenken vor einem steifen, sehr steifen Grog sitzen weiße Schisferkrause unterm Kinn, kindlich naiv-verschmitzte Augen, fehlen nur die goldenen Ohrringe. Er poltert ein paar Dutzend Sätze heraus, man merkt ihm den Widerwillen an. diesen Federfuchsern Aus- kunst zu erteilen, soundsoviel Bataillone, Maschinengewehre, Flugzeuge, Neuformotionen Schlußl Innerlich pfeift der olle ehrliche Seemann auf den ganzen Parlamentarismus. Wenn Herr Müller-Meiningen mti dem fortschrittlichen Brustton der Ueberzeugung gegen die Mißstände in der Armee wettert, legt Heeringen den Kopf treuherzig zur Seite und macht ganz naive Augen er denkt dann an einen anderen wackeren Kriegsknecht, an Götz von Berlichingen . Aber pflichtgemäß erhebt er sich noch einmal, poltert ein paar ungefüge Sätze daher und setzt sich wieder wuchtig auf seinen Sitz. Dasiermann. Der Herr Abgeordnete Basiermann hat das Wort." Aber er steht harrend schon lange aus der Tribüne. Zoll für Zoll durchdrungen von dem Bewußtsein: ICH, der Herr Die preußen an die Belgier. Zum 14. April. Alle Räder flehen still.. Troßig habt ihr es beschlossen: freudig gehl ihr in den Kamps. laps're belgische Genossen! Aus der Werkstall, der Fabrik strömt ihr. zürnende helolen: Wenn mau ihn nicht lösen kann, dann durchhau'a wir ihn, den knoten!" Well' die Furcht der allen well, well die List der worlverdreher euch zu Loden drücken will. reckt ihr euch nur um so höher! Zeigt, wie eures Daseins kraft alle» rings im Land bewegte; daß die Hand sich rechtlos regle. die die gold'nen Werte schafft. Zu die schwarze Willkür hebt flammend ihr die roten Fahnen; in die schwarzen herzen bebt euer drohend hartes Mahnen. Zu die Fuchsgehirne trägt euer Lchrei den bleichen Schrecken und et braust, ein Sturm, durch'» Land, um den lehtea Knecht zu wecken. .Alle Räder stehen still..." Ein Glückauf dann. Kameraden! Hallend künde euer Streit, daß die Well von Arbeits Gnaden. Daß sich, was da schaffend lebt, trotzig will zusammenschweißen!... Die so rechtlos sind wie ihr, grüßen euch: die rote» Preußen! Pas. Bassermanu! Vielleicht der dekorativste Abgeordnete des hohen Hauses. Groß, breitschulterig und doch nicht massiv, ein dem Anschein nach kluges Gesicht, überdeckt von einem angenehm gescheitelten grauen Haupthaar: mit einen: Wort, was man in Heiratsannoncen einestattliche Erscheinung" nennt. Bei Festessen und Begräbnissen des Reichstags er- habene Majestät zu vertreten, ist niemand geeigneter als Herr Bassermann. Er ist auch tief überzeugt von der salomonischen Weisheit, daß alles eitel ist. er Pardon ER natürlich nicht ausgeschlossen. Aber er muß auch zuweilen den Mund auftun. muß. was für einen Nationalliberalen an sich nicht leicht sein mag. Standpunkte vertreten". Tann wirkt er minder dekorativ. Zwar redet er mit getragener Würde und frisierter Geste. Auf dem Film sehr wirksam, aber wenn man die gesprochenen Fadheiten, Plattheiten, Nichtigkeiten dazu hörtl?! Er schwelgt in Gemeinplätzen, er gibt sich in Abgedroschenheiten aus. er legt Weltanschauungssätze hin. jeder Fleck wie ein Kuchenblech, aber alles mit getragener Feierlichkeit, mit ge- spreizter Würde ein Pfau könnte ibn beneiden. Der Reichs- kanzler entweicht, das Haus versinkt in Unterhaltung. Zeitungslektüre und Briefschreiberei, die Fraktionsgenossen müsien sich krampfhaft das Gähnen verbeißen... und CR legt unentwegt Scheidemünzen auf den Tisch des Hauses nieder mit einer hoheitsvollen Miene, als verschwende er kostbare Golddukaten. Aber vielleicht unterschätzt man ihn. Vielleicht ist er ein sinnreicher Verhöhner der ganzen nationalliberalen Politik. Denn da der Parlamentarismus eine aufreizende Sache ist, hat er beim Reden zwei Gläser vor sich stehen, ein großes mit Wasser, ein kleines mit Sherry , und nimmt bald einen großen Schluck Wasser, bald einen kleinen Schluck Sherry . Und daS ist ein getreues Sinnbild nationalliberaler Politik, deren Wein ein süßliches Wcibergetränk ist, die aber außer- dem noch kräftig Wasser in ihren Wein gießt. Müller-Meiningcli. Das man so unter Salontirolern einenleabfrischon Bua" nennt. Wenn er mit einem Gemsbart am Hut, in Kniehosen. Wadelstrllmpfen und einem?fuhu u u! auf der Reichstagstribüne erschiene, kein Mensch wäre verwundert. Ein Beherrscher des hohen Diskants, ein nicht übler Ball- spieler mit Zwischenrufen und ein oft wirkungsvoller Witze- reißer. Aber nicht mehr: halt ein Witzercißer. Besonders gern macht er mit dem dicken Oertel einFingerhakcln" bald zieht er den Agrarierhäuptling hinüber, bald jener ihn. Und das Haus amüsiert sich.' Aber wenn Herr Müller-Mciningen ganze Ladungen von Satire. Scherz und Ironie er ist beinahe literarisch gebildet: er zitiert die Kraniche des Jbykus gegen die Re- gicrung verspritzt hat. kommt das schüchterne Eingeständnis, daß man die Vorlage bewilligen werde. Da wird der Salontiroler offenbar. Aber ist nicht die �ganze Fortschrittspartei so ein Salontirolertum der Politik? Juhu! Juhu u ut! Die patnotifche Reerfchau. Im Oktober d. I. wird in feierlicher Weise die Enthüllung des Bölkerfchlachtdenkmals bei Leipzig stattfinden. Da hohe, höchst« und allerhöchste Herrschaften des In-.und Auslandes ihre gefällige Mitwirkung zugesagt haben, beeilt stch alles, was zahlungsfähig ist. an der Einweihung teilzunehmen. Wie der Deutsche Patriotenbund in einer Preßrcklaine versichert. ist jeder einzelne, ganz gleich ob Mann oder Frau, herzlich will- kommen. Mit lumpigen ö Mark im Ramsch noch billiger kann man sich die nie wiederkehrende Gelegenheit kaufen, den hohen und höchsten Herrschaften als Staffage zu dienen. Um aber eine undemokratische Vermischung der Klassen zu verhüten, werden neben den Festkarten noch Tribünenkarten ausgegeben. Der Senerale und Duelle. Ludwig Thoma. der Dichter de?.SimplicissimuS". der«S sich ein Leben lang zur Aufgabe gemacht hat. die Dinge so zu sehen. wie sie sind, nicht, wie sie bei offiziellen Feiern vorgetragen werden. hat einmal eine Satire geichrieben.Pistole oder Säbel?" Darin war ein sehr ulkiger Kongreß dessaiisfaktionkfähigen Deutsch» lands" beschrieben, das mit außerordentlich dröhnenden Worten für die altehrwürdigc Institution deS Zweikampfe« eintritt. Der Oberstaatsanwalt, der natürlich auch nicht fehlen durste, wenn«S sich um Festlegung einer hochf-udalen Gesetzesübertretung handelt, faßt in dieser Satire den Standpunkt dcS ganzen saiilfaktionS- fähigen Deutschlands treffend in den Satz zusammen:ES gibt Gesetze, die man hält, oder man ist Kanaille, und Gesetze, die man bricht, oder man ist Kanaille!" Zu den ersteren gehört wohl nach der Ansicht de» Herrn Oberstaatsanwalts der MajestätS- beleidigungsparagraph, zu den letzteren vor allem das Verbot des Zweikampfs! Die Verlogenheit wird gar nicht scharf genug in der Ocffcnt- lichkelt festgestellt, die darin liegt, daß der GesetzcSparagraph gegen den Zweikampf eigentlich nur von Leuten gemacht wurde, die für den Zweikampf sind. All diese Herren von der Regierung, die bei der Einsetzung dieser Strafbestimmung in den Entwurf des Straf- gesetzbucheS sicherlich ernst und beistimmend genickt haben, würden oder dürften sich keinen Moment besinnen, zu Säbel oder Pistole zu greisen, wenn sie nicht aus dem geheiligten Bezirk des satis. faktionsfähigen Deutschlands ausgestoßen werden wollen. Warum haben sie dennoch eigenhändig den Zweikampf mit tödlichen Waffen mit Festungshaft von drei Monaten bis zu fünf Jahren bedroht? Um Unwürdige, d. h. sozial nicht genügend Hochstehende von einem Mißbrauch diese» Mittels zur Wiederherstellung allerfeinstrr Ehren abzuhalten? Wohl kaum? Oder um sich selbst zu kasteien? Die Kasteiung fiele doch meisten» recht mild mitFestungSurlaub" und Begnadigung aus. Nein, dies« ganze Anti-Duell-Farce findet lediglich idre Erklärung darin, daß man im neuen Deutschen Reich sehr oft offiziell so tut. al» od und in Wirklichkeit alle Dinge beim Alten und beim Schlechten läßt. Und genau so wie da» Straf. gesetz da» Duell verbietet, und die, so über die Geltung diese» Strafgesetzes wachen sollen, da» Duell protegieren, genau so spricht sich der Kriegsminister im Reichstag für tunliche Einschränkung de» Zweikampfe» au», schwenkt aber jeden, der eine Forderung nicht annimmt, und würde und mühte selbst jeder Herausforderung Folge leisten, die an ihn gerichtet wird. Die Herren Duellfreunde sind aber recht schlecht« Regisseure. Tinmal hat sich ihnen in diesem verdammt demokratischen Reichstag Platz auf den Tribünen kostet Stück für Stück Einhundert» u n d f ü n f Mark. E» ist also für alle Bedürfnisse aufs Beste gesorgt. Unten schreien die Veteranen in ihren neu aufgebürsteten Bratenrocken Hurra und oben amüsieren sich die mondänen Herrschaften stark untermischt mit den besonders zahlungsfähigenFremdkörpern" über die vorsintflutlichen Fassons derWichStöppc". Eine echt patriotische Heerschau! feldpolYbriefe Deinnch v. Reders» Unveröffentlichte Urkunden aus dem deutsch » französischen Kriege. Der Dirbterrmide de»jüngsten Deutschlands ", die sich vor einem Menlchcnaller in München zusommenf-md. gestört«» et!» ältere Herren zwei Offiziere von 1870 an, Liliencron und Heinrich v. Redcr. Red er, der Port und Maler, Kricgsmann und Jäger, der rastlose Wanderer, der In seinen Kuvzzeilrrn soviel Natur» schönheit volkelräjlig ringclangen bat. war in sein-n jüngere» Jahren der Sänger frischer LondSknechtlieder gewesen, die mann» liche Abenteuer leck kündeten; manches klang wie ein echte» Bolls» lied aus dem 16. Jahrhundert. Später rang sich immer mehr sein« llarl« demokialijche und soziale Besinnung durch. Soldat war Reder lelt IßsS. Als Hauptmann lömpste er 1866 gegen Preuxcn, 1870 gegen Frankreich . In der Schlacht von Bcaugeucy wurde er verwundet. Seine militärischen Verdienste wurde» durch das Eiserne Kreuz 2. klaffe, durch den mit dem persönllchcn Adel verbundenen Mstttär-Maz-Joseph-Orden. und dein Militär» Verdienstorden 1 und 2. Klasse ausgezeichnet. Also ein tapserer Kricgsmann! In Wahrheit dal er 1st70 leine biulige Pflicht vi« zum äugersten eriüllt. Um jo höher ebrt es den Mensche» und eine um st) wirksamere Anklage grgen den Krieg ist eS. daß die Briese, die er dcmal» aus dem Felde an leinen Bruder Ichrieb, trotz mancher wilden Wendungen, voll von Bitterkest und Ab» scheu geien Krieg und Kriegshandwerk sind. So sind auch diese KriegSbrrcsr, au« denen stier zun: erstenmal einiges ver» öffentlich! wird. Waffen wider die Krtegstegcnde. Wadrlincour, ö. Sepember 1871?: Heute zum erstenmal, daß ich mich in einer menschenwürdigen Behausung befinde, obgleich die Besitzer geflohen, dieselbe im Kampfe gewonnen und von den biwakierenden Bayern vollgcschissen wurde. Ich habe das Boudoir von Madame, aber ich mußte gestern nachts erst große Haufen Merde"(Sch...) daraus entfernen lassen. Ich bin nicht imstande. Dir das Erlebnis vollkommen zu schildern...(Nach einer- Schilderung des Sturmes auf DazeilleS, bei dem er eine Batterie führte): Wir biwakierten in einem Flammengürtcl von brennen» den Ortschaften BazeilleS roch nach gebratenem Menschensleisch.. Diese Schilderung erlasse mir... Unsere Verwundeten vom 31. wurden in der Nacht von den Weibern von BazeilleS ermordet. Am 1. war daS Standgericht in permanenter Tätigkeit, der Ver- urteilung folgte die Füsilade. In BazeilleS eigentlich kein Stein mehr auf dem andern. Seit gestern und heute Transporte von gefangenen Franzosen a 10 000 Mann. Die französische Reiterei hat. nachdem sie gefangen, ihre besten Pferde in der Maas er- tränkt, in dieselbe wurde auch eine Unmasse Waffen geworfen... Am Tage von Beaumont wurde ich vom Pferde des Major Will unter das linke Knie geschlagen. Ich konnte mich während der Schlachttage kaum im Sattel halten heute bin ich gezwungen, zu Bett zu liegen. In anderen Dingen alles wie im Jahr 186(5. Die Menschen in ihrem Egoismus bleiben sich ewig gleich. * Montlherh, den 24. September, einige Stunden südlich von Pari«:... Wir Offiziere wohnen in einem herrlichen Schloß mit Garten. Lukullisch« Einrichtung! Von den Soldaten arg mit» genommen, denn nicht einmal«in Diener ist zurückgeblieben. Wir haben da» herrlichste Service, aber darauf Kartoffeln und ein Lapin(Kaninchen), da« wir vorerst mit Knüppeln im Garten erjagen mutzten dagegen sehr guten Wein. Ein paar Wagen. ladungen und ich wäre ein reicher Mann ein Soldatenkoffer ist zu Hein!... Monilhcry ist ziemlich verlassen, wenigsten» von der wohlhabenden Klasse, die Dagebliebenen sind höflich; am er- bärmlichsten waren die Elsäffer. Die Caongeschichte macht sehr böses Blut es kommt Gift in diesen Krieg. Villiers für Ornes, 1. Oktober:... Sei froh, daß Du nicht im Feld Dich befindest, denn die Eindrücke sind schauerlich, Geist und Körper zerstörend. Ich wohne neben einem großen JrrenbauS. Gestern, während des Kanonendonners, sangen die Narren die Mar- seillaise, die Weiber beteten und tanzten Cancan; im Hause selbst eine alte Frau weinend, deren beide Söhne bei der Armee in Paris ... Der Krieg bekommt jetzt einen bedenklichen Cha- die Gelegenheit geboten, den Duellfeinden vor die Augen zu führen, wie unbedingt notwendig der Zweikampf zur Reparierung beschä, digter Ehrdn sei. und diese schöne Gelegenheit ist zum Beweis des Gegenteil» ausgeschlagen. Zwei Generale standen sich gegen, über, also Herren, deren Zugehörigkeit zum satiSfaktionSfähigcn Deutschland keinen Zweifel zuläßt. Sozusagen Altmeister deS Ehrbegriffs, an deren Beinkleidern die blutroten Streifen allerhöchst militärischer Ehre leuchten. ES war alles da. was auf direktem. ehrengerichtlichem Weg zum Knipsen führen mußt«, und diese pflichtvergessenen Angehörigen der höchsten Kaste begnügten sich mit Entschuldigungen! Da stand der Herr General z. D. HaeuSler, der die so selten gewordene Spielart deS Zentrumsdemokraten vertritt. Er war General , hat also in militärischem Sinne sichtlich etwa» geleistet. Und dort steht sein engster Kollege, ebenfalls ein bayerischer General, Militärbevollmächtigter Wenninger. und bemerkt, es habe ihn Ueberwindung gekostet, den Zentrumsdemokraten als General anzusprechen und röchelt etwa« von tiefstem Bedauern im Namen deS bayerischen Offizierskorps, daß Herrn HacuslerS Wort« nur auf der Sußersten Linken Beifall gefunden hätten. Hörtl hörtl Welch ein Rattenkönig von Beleidigungen! Man sieht im Geiste schon, wie verschlafene OffizierSburschcn im Morgengrauen nach den Stieseln die Pistolen putzen und wie auf einer einsamen Waldwiese eine Tczimierung de» Bestandes an bayerischen Gene» rälen vorgenommen werdim soll. Aber keine Angst! General schlägt sich. General verträgt sich. In der nächsten Sitzung erhebt sich der Herr Bundesratsbevollmächtigte an des TischeS Bord, denkt wahr, scheinlich rajch noch: Wenn nur diese verflucht« grinsende Linke nicht da wäre! und gibt dann im Tone dcS Biedermannes die loyale" Erklärung ab, er habe natürlich der Ehre keine» Abgeord« neten zu nahetreten wollen. Man erstaunt. Der verschlafene Offiziersbursche hat also nur die Stiebeln, höchstens die Hosen, sicher aber nicht die Pistolen de» bayerischen starken Ranne» ge, putzt, und der Bestand an bayerischen Generalen ist auch für die nächste Zukunft gesichert. Geknipst wird nicht? Jetzt könnte es passieren, daß Herr von Heeringen klirrenden Schritts hervortritt und in soldatischer Schneidigkeit dem Reichstag erzählt:Hier haben Sie den Beweis, wie in unserem OfsizierkorpS Beleidigungen durch ehrliche Erklärungen ausgetragen werden! Du» Duelle sind so selten, wie die Spieler in der Armee!" Gemach. Herr KriegZminister! Tie Sache ist doch anders? Erstens hat hier ein Mann als Vertreter der bayerischen Armee einen Vertreter deS Parlaments beleidigt. Stlso eine Institution die andere. Zweiten», und das ist da» Entscheidende und zugleich wieder der Beweis der Verlogenheit aller gesellschaftlichen Einrichtungen: hier haben sich zwei ältere, man kann sagen, alte Herren angerempelt, und durch»