Gepränge zur letzten Ruhe geleitet wurde, ließen eS sich auch das[Schleizer Gewerkschaftshaus und zahlreiche als Sozial»demokraten bekannte Einwohner nicht nehmen, die Flaggenauf Halbmast zu flaggen.'Und das.Berliner Tageblatt' freute sich schon deS.BannstrahlsauS Berlin', der sicher die halbmastflaggenden Genossen treffen werde.Das Blatt wird sich diese Freude verkneifen müssen. Es gibt inSchleiz gar kein GewerkschästShauS! Es gibt nur ein Lokal, in demdie Schleizer Arbeitsorganisationen ihre Versammlungen abhalten, indem aber auch bürgerliches Publikum verkehrt. Wenn der Wirt diesesLokals es für nötig hielt, sein« monarchische Gesinnung am Halbmastzu demonstrieren, so ist das seine persönliche Angelegenheit, die mitder reußischen Sozialdemokratie nicht das mindeste zu tun hat.Bielleicht tat er es auch nur, um seine Fensterscheiben zu schonen,—eine in Schleiz verständliche Vorsicht. Und die übrigen.zahl-reichen als Sozialdeniokraten bekannten Einwohner'? Wahrschein-lich brauchte sie der Korrespondent nur zur Abrundung seiner Notiz.Weiter erzählt der Korrespondent:.Die sozialdemokratischeGeraer GsineinderatSmehrheit hörte den Nachruf des Oberbürgermeisters für den Fürsten sogar stehend anl' Stimnit— dennes ist eine stillschweigend geübte Gepflogenheit aller Parlamente,einem Toten gewidmete Gedenkworte stehend anzuhören.Der erhoffte.Bannstrahl aus Berlin' wird also ausbleiben.Aber wäre dem übersichtigen Korrespondenten nicht mit einem kalten.Wasserstrahl' gedient? Er scheint ihn nötig zu haben.Mein Urheberrecht au der Idee des Wehrbeitrags.Wir erhallen folgende Zuschrift:Der Reichskanzler meinte in feiner Rede am Sonnabend, es seistrittig, wem der Ruhm der Vaterschaft an dem Gedanken deS Wehr-beitrages zukomme, Ludwig XIV., dem Abg. David oder demReichsschatzsekretär Kühn. Er fügte hinzu:.Ich für meine Perionentscheide mich für den Reichsschatzsekrelär Kühn und halte dafür,daß dieser sein Gedanke ein außerordentlich glücklicher ist.'Wie so manche andere Entscheidung des slaatSmännischen Philo»sophen, so entbehrt auch diese einer zulänglichen Begründung. Ichhabe zweimal, am 2. Dezember 1907 und am 29. Februar 1912,ecne Umlage auf größere Vermögen und Einkommen als Gelegen-heitssteuer l. Wehrsteuer') zur Finanzierung jeder einmaligen Aus-gäbe für Rüstungszweike empfohlen. Beide Male geschah es in derallgemeinen Elaisdebalte, bei der Herr Kühn von AmtS wegen an-wesend sein mußte und meiner Erinnerung nach iin vorigen Jahreaucb anwesend war. Er muß darum bei der Konkurrenz um denErfinderrubm entschieden ausscheiden. ES tut mir sehr leid um ihn;aber der Lorbeerzweig kommt ihm nicht zu.Bleibt nur noch die Konkurrenz zwischen.Ludwig XIV.' undmir. Da liegt die Sache wesentlich schwieriger. Der Rot Soleilliest wohl immer noch die Zeitungen nur in Ausschnitten, und mitden ReichStagsberichlen wird es nicht anders sein. Da ist eS ganzgut möglich, daß ihm meine zweimalige Anregung entgangen under ganz unabhängig von mir auf denselben«außerordentlich glück-lichen Gedanken' gekommen ist. Dann müßten wir uns also inden Ruhm der Vaterschaft teilen. Ich für meine Person würdediese geistige Gemeinschaft mit urfgetrübter Freude hinnehme».Hoffentlich auch—.Ludwig XIV."'J____ Eduard David.Zur Reichstagsersatzwahl in Jüterbog-Luckenwalde-Zauch-Belzig.Die.Freisinnige Zeitung' dementiert die Nachricht, daß dieFortichrittler im Wahlkreise Jüterbog- Luckenwalde- Zauch- Belzigkeinen eigenen Kandidaten aufstellen, sondern gleich im ersten Wahl-gang für den nalionalliberalen Kandidaten Professor Dr. Goerckestimmen wollen. Das Blatt schreibt:.Wir erklären demgegenüber, daß diese Nachricht, die offenbarvon fortscbriltSfeindlickier Seite stammt, durchaus unwahr ist. DieFortschrittlich« Volkspartei denkt gar nicht daran, auf eineneigenen Kandidaten zu verzichten. Die endgültige Aufstellungwird vielmehr in den allernächsten Tagen erfolgen. Ferner rechnetdie Fortschrittliche Volksparlei mit Sicherheit darauf, daß dienationalliberale Partei, getreu dem bei den letzten allgemeinenReichStagSwahlen getroffenen Uebereinkommen, das den WahlkreisJüterbog-Luckenwalde-Zauch-Belzig der Fortschrittlichen Volks-Partei überläßt, bei der Ersatzwahl den fortschrittlichen Kandidatennachdrücklich unterstützen wird, ebenso wie bisher bei allen Nach-Wahlen die beiden liberalen Parteien einander auf der Grundlagejenes Abkommens unterstützt haben.'Fürstlicher Opfermut.Dem württembcrgischen Landtage ist bekanntlich eine Gesetzes-vorlag« zugegangen, die die Erhöhung der Zivillistedes Königs betrifft. Am kommenden Dienstag, den 1ö. April,wird die Zweite Kammer den Gesetzentwurf behandeln.Die Zivillist« des König« von Württemberg setzt sich zusammenouS dem Geldbetrag in Höbe von 1800 000 M. und auS Naturalien(225 000 Kilogramm Dinlel, S2 500 Kilogramm Roggen, S6 400 Kilogramm Gerste, 560 000 Kilogramm Hafer, 4740 Raummeter Buchen-holz und 2700 Raummeler Tannenholz.) Der Entwurf schlägt dieErhöhung des in Geld bestehenden Teils der Zivilliste um350000 Mark jährlich vor. Der Gesamtbetrag würde dem-nach vom 1. April d. I. ab S 150 000 M. fein. Der Geldwert derNaturalien belauft sich nach dem ElolS-nlwurf 1913/14 auf 257 509 M.Württemberg zählte 1910 2 437 000 Einwohner. Jeder Em»wohncr des Ländchens wird also vom 1. April d. I. ab eine rund«Mark für den Hofhalt des Königs beisteuern müssen. Für die fünf»löpfige Familie ergibt dos eine Steuer von 5 M. im Jahre. DieGesamtzahl der zur Einkommensteuer veranlagten Personenm Württemberg war 1910: 685 8IO. ES versteuerten 138 007 Personenein Einkommen von 500 dis�iiO M.(In Württemberg muß schonein Einkommen von 500 M. pro Jahr versteuert werden.)95 081 Personen versteuerten ein Jahreseinkommen von 650 bis799 M.. 73 675 Personen ein Einkommen von 800 bis 949 M. Dasfind 311 763 Personen(45.46 Proz. aller Besteuerten), deren Ein-kommen noch keine 950 M. im Jahre erreicht.Der König von Württemberg ist nicht nur in Württemberg be-gülert, er besitzt auch in Schlesien die Herrschast Karlsruhe, die auf4 Millionen Mark geschätzt wird. Sein Gesamtvermögen dürfte10 Millionen beträchtlich überschreiten. Die einmalige Opfer-gab« aus Anlaß der Wehrvoxiage dürfte sich demnach auf50—60000 M. beziffern. Di« von de» Ständen verlangte Erhöhungder Zivillist- beziffert sich auf 350 OOO M.Es ist nicht daran zu-zweifeln, daß die bürgerlichen Parteienaeschlossen die Erhöhung bewilligen werden.Ans einer anderen Welt.Der Rennplatz, wo die Jockei» Hausen und der Totalisator blüht,gilt im allgemeinen nicht alS � eine Stätte der Kultur. Pferde,Weiber und Jeu stehen altem Herkommen nach in zu engen Be»Ziehungen, als daß man von den Interessenten und Liebhabern desTurfs sonderliche Neigungen für ernstere und höher« Dinge voraus-setzen sollte. Pferderennen sind von jeher ein feudaler Sport gewesen,«it stark militärischem Einschlag. Der Leutnant mit seinen Neigungen»ad Anschauungen gab und gibt hier den Ton an und für anti-«tMqristische und pazifistische Bestrebungen wäre jedenfalls einPferderennplatz der allerungeeignetste Ort. ES scheint allerdingsauch in dieser Beziehung Ausnahmen zu geben. Der»Meister desdeutschenHinderntssports', Ri ttm eister a. D. Kurt v. Tepper-L a S k i, ist ejne solche Ausnahme. Daß der Mann auch noch Sinn fürandere Ding? als für Pferde und Jockeis hat, beweist der Umstand,daß er zu den Gründern des Deutschen Monistenbundes, also einer instaaiSerhaltenden Kreffen recht verdächtigen Gesellschaft gehört. Dannaber ist er ein abgesagter Feind des Wettrüstens undder Völkerverbetzung und ein ebenso ausgesprochener FreundeineS friedlichen Wettbewerbs der Völker, als dessen Vorbedingunger ein d e u t s ch- s r a n z ö s i s ch e S Bündnis als Borläufer deSBunde? derBcreinigtsn Staaten von Mitteleuropaansteht. Er entwickelt diese Gedanken in einem Gespräch, das ermit einem Mitarbeiter des«Monistischen Jahrhunderts', Wochen-schrift deS deutschen Monistenbundes, geführt hat.Tepper-LaSki erkennt an, daß es in Frankreich einen Chauvinis»nms gibt, aber der französische Bürger wolle imallgemeinen den Krieg ebensowenig wie derdeutsche, vor allem wolle ihn nicht die breite Schicht der kleinenRentner, ebensowenig wolle ihn der Arbeiter, derGewerbetreibende und der Intellektuelle. DerFranzose sei lebhaft und wolle nicht— daß er für feige und schwachgehalten werde. Das sei. soweit er nicht künstlich geschürt werde,die Grundquelle des Chauvinismus. Was die«kriegerischeStimmung' der Völker betreffe, so sei sie zum allergrößtenTeil eine Mache der Zeitungsschreiber, die auSun-sichtbar laufenden Goldleitungen gespeist würden.An die Milliardenvorlag« sei auszusetzen, daß sie nicht aufsdoppelte, auf zwei Milliarden gehe, denn dann wäre sofort undspontan u>w gründlich das eingetreten, was eines Tages in Deutsch-land, England und Frankreich doch eintreten müsis, daß nämlichdas Rüstungsfieber durch da« Entrüstungsfirberausgeglichen und zuletzt überholt werde:Außer einigen Kriegömateriallieseranten, einigenZeitungsschreibern und einigen Chauvinisten hatkein Mensch ein Interesse am Kriege... Daßaber wegen der Paar Interessenten und der paarUnzurechnungsfähigen sich bis ans Ende aller TageMillionen arbeitsamer friedfertiger Bürger und Bauern weiterwerden einreden lassen, sie seien.Erbieinde', daS heißt nicht anden Geist der Entwtckelung glauben. Früher, da ein Stamm denanderen totschlug, weil er dessen Weideplätze rauben wollte, magder Krieg einen Sinn gehabt haben. Heute schlägt manim Kriege die Abnehmer der eigenen Lande»-Produkte tot. Ein Europakrieg hätte für Europa den„Erfolg', den der 80 jährige Krieg für Deutschland gehabt hat.Ein Europakrieg wäre der Ausbruch einesMassen wahnfinn». der im Rllstungssieber latentschlummert... Käme es zu einem Kriege, der mit der ganzenGründlichkeit und Worziiglichkeit anderer Leistungen unserer Zeitgeführt wird, so wäre eS ganz gleichgültig, ob füreinen der Staaten Deutschland, England, Ruß-land oder Frankreich die Bezeichnung eines.Siegerö' übrigbleibt— in jedem Falle würden fürsehr lange Zeit Nordamerika und Japan sich den Raub am Welt-Handel teilen können.Tepper-LaSki begrüßt eS, daß für die Kosten der Militärvorlageauch jetzt einmal die Vermögenden herangezogen werden. Wennsie jetzt in fühlbarer Weis« auS dem eigenen Beutel die Steuernfür die Rüstungen aufbringen müßten, so führe das vielleicht dazu,ihre bisherige Rüstungsfreudigkeit ins Wanken z ubringe.». Die Vermögenden müßten gewahr werden, daß dieseArt von Frieden zuletzt zu einem Schrecken und zu einerdauernden Katastrophe werde, wie sie der Krieg nureinmal bringe. Wenn erst der Schrecken des Kriege» beginne.vor dem Schrecken eines solchen Friedens zu erblossen, dann erlebeman vielleicht noch einmal neben unseren technischen Wundern daSWunder der Selbstbesinnung Mitteleuropa».�Verhaftung eines durchgegangenen Zentrumspfarrers.Aus Paris kommt die Meldung, daß der frühere Pfarrer undZentrumsagitator Münster er von Pondorf in Frankreich aus-gegriffen und verhaftet wurde. Nach Mitteilungen der bayerischenZenirumspresse bestätigt sich diese Meldung. Die BuSlieferungS-Verhandlungen sollen demnächst eingeleitet werden. Damit eröffnetsich die Aussicht, daß«S wieder einmal zu einem für verschieden«Leute reckt unangenehmen Slandalprozeß kommen wird.Miinstercr ist Milte Februar 1910 durchgebrannt, als bei einerRevision entdeck! wurde, daß er aus der von ihm verwalteien Reiff-eisenkasie beträchtliche Summen gestohlen halte. Auf der Flucht, zuder man ihm genügend Zeit gelassen hatte, nahm er seine Geliebte,eine 3ljährige Köchin aus RegenSburg, mit. Gestohlen hatte er über118 000 M. au« der Reiffeiienkasie. 2000- 3000 M. aus der Kirchen-lasse und 50 000—60 000 M. Privatgelder, die ihm von Vertrauens«seligen Bauern anvertraut waren. Der Fall hat insofern politischeBedeutung, als Münsterer früher Parteigänger de« Dr. Heim undheftiger Zentrumsagitator war. Mit diesem war er damalsauch Mitbesitzer des«Bayr. Vaterland', das feit dem Tode desDr. Sigl sich allmählich zu einem Zentrumsblatt« durchgemauserthat. Dieses Blatt versorgte er mit Hetzartikeln gegen die Sozial»demokratie.Seinen großen Einfluß bei der Landbevölkerung hatte sichMünsterer dadurch verschafft, daß er den burschikosen Geistlichenmimte. Er lag viel im Wirtshause und gab da»— gestohlene—Geld mit vollen Händen au». Sein Pfarrhof war eingerichtet wieein Herrensitz._Jtie Lohnzahlung mutz in Bargeld erfolge».Da» Organ der badischen Regierung, die«Karlsruher Zeitung',teilt niit, daß auf die Frage einer b a d i f ch e n Handelskammer derReichskanzler im Einverständnis mit dem Präsidenten de? Reichs-banidirekioriumS entschieden bat: Die Löhne der Arbeiter dürfennickt in Reichskassenscheinen bestehen, sondern müssen in Reichs«Währung und bar ausgezahlt werden.Oeltemich.Gnmsame Militärjustiz.Im Herbst des vergangenen Lahres ließen sich tschechischeReservedragoner in Pardubitz, die an die russisch-polnischeGrenze geschafft werden sollten, zu panslawistischen Kundge-bungen hinreißen, wobei es auch zu einigen Akten von Meu-terei kam. Das nnlitärgerichtliche, Verfahren ist nun abge-schlössen lmd es wurden nach Berichten der Prager tschechisch-radikalen Presse 52 Reservisten des 14. Dragonerregimentsverurteilt: einer zum Tode(bereits vollstreckt), zweizu 20. sechs zu IS Jahren Kerker, die übrigen zu kiirzererFestungshaft.Spanien.Unblutiges Attentat auf den König— blutiges Attentatauf das Volk.Der Schuß des Attentäters Alegre hat nur das Pferddes Königs Alfons leicht verwundet, der König selbst bliebheil. Dafür haben aber die Generale seiner Umgebung eineAttacke auf das unschuldige Volk geritten und dabei eineBrutalität an den Tag gelegt, die moralisch ebenso zv bewerten ist wie das Attentat selbst. Es wird darüber ausMadrid gemeldet:Der erste Schuß gegen den König schwärzte den Hand-schuh an seiner linken Hand. Gleich nach dem Knallrichteten alle Generale und General st ahs-offiziere, die den König wie gewöhnlich in einer be-stimmten Entfernung begleiteten, ihre Pferde gegendie Menge, ritten auf beiden Seiten derStraße auf den Bürger st eig hinauf undkäunlte» so das Terrain, worin sie bald von den Soldatender königlichen Eskorte unterstützt wurden. Das durch dieSchüsse verursachte Gedränge der Menschen vermehrte sichnoch, als sich das Publikum den Pferden gegenüber sah.Mehrere Personen wurden niedergerissen und mit Füßen getreten. Im ganzen wurden elf Personen� meistens Frauen,ernstlich verletzt.Ueoer den Attentäter vnd die Beweggründe seiner Tatwerden die widersprechendsten Gerüchte in die Welt gesetzt.In Wirklichkeit w rd es sich um die Tat eines Geisteskrankmoder eines anarchistischen Wirrkopfes handeln,Dolland.Ein Wnhlrechtsvorschlag.Amsterdam, 12. April.(Eig. Ber.) Die sc�ialdemokra-tische Fraktion der Zweiten Kammer hat eine Vorlage alsNotgesetz eingereicht, die bezweckt, das Wahlgesetz derart ab-zuändern, daß die Wahlzeit, die jetzt von morgens 8 Uhr bisabends 5 Ubr dauert, bis abends 8 Uhr verlängert wird. Dadie Wahlen in Holland wie in den meisten Ländern mit über-wiegend protestantischer Bevölkerung, an Wochentagen abge-halten werden, ist jetzt für viele Arbeiter das Wählen miteiner beträchtlichen Aufopferung an Zeit. d. h. an Lohn der,Kunden. Zwar bestimmt das Gesetz, daß jeder Unternehmerseinen wahlberechtigten Arbeitern zwei Stunden während derWahlzeit freizugeben hat: es versteht sich aber von selbst, daßmancher Arbeiter sich zu abhängig fühlt, um diese zweiSwnden zu fordern. Das Notgesetz bezweckt nun, diesemUebelstande abzuhelfen, indem es-die Wahlzeit über die Arsbeitszeit hinaus verlängert. In ihrer Begründung hat dieFraktion ausdrücklich hervorgehoben, daß sie die Erledigungder Vorlage noch vor den im Juni stattfindenden General»wählen erwartet. Die Einreichung der Vorlage bencht aufeiner Anregung des letzten Parteitages.Jlirs der parte!«Erklärung.In der Generalversammlung von Groß-Derlin vom 13. d. Mts,hat der Genosse Julian Borchardt über die Vorgänge, unterdenen er aus seiner Tätigkeit an dem Königsberger Parteiorganausschied, in Abwesenheit der Unterzeichneten völlig falsche Angabengemacht.Die Unterzeichneten haben deshalb bei dem Borstand von Groß-Berlin gegen Borchardt eine UntersuchungSkommissio»nach 8 29 Absatz III beantragt.B e r l i n. den 14. April 1913.OttoBraun. Gottschalk. Haasc. Linde.Eine Konferenz der Bildungs- und Jugendansschüsse der ProvinzBrandenburgtagte am Sonntag im Berliner ÄMerkschaftShauk. Sie war von33 Genossen, die 40 Ausschüsse vertraten, besucht. Zum erstenPunkt der Tagesordnung erstattete Genosse Baron-BrandenüurgBericht über die Reichskonferenz der BezirkSbildungSauSschüss«Deutschlands vom 8. und 9. März 1913, deren mannigfaltige An-regungen er allerorts nutzbar zu machen ersuchte.— Die Nicht-finanzierung deS Bezirksausschusses wurde gutgeheißen.— lieberden entgeltlichen oder unentgeltlichen Besuch der wissenschaftlichenWanderlurse entspann sich eine längere Debatte, bei der man demSystem der Entgeltlichkeil den Vorzug gab.— Ueber da« kommendeArbeitsjahr für das Bildungswesen referierte Genosse Pieck.--Für die vom BezittsauSschuß und der Zentrale vermrttelten Bor-träge und Kurs« kann zugunsten der kleineren Ortschaften Honorar-ermähigung oder Honorarerlaß bewirkt werden. Für Theaterauf-ührungen bewährten sich in erster Reihe das märkische Wander.heatcr und die Bühnengenofienschast. Eine LichtbAdementralqwerde vom ZentralbildungSauSschuß eingerichtet. Die Jugend-schriftenauSstellungen sollen in neuer und technisch verbesserterForm als Mittel gegen alle Arten der Schundliteratur gefördertwerden und zwar im Zusammenhang mit dem Bildungsausschußvon Groß-Berlin.— Den Ausführungen folgte ein« anregend« Dis-kussion.— Ueber die Arbeiterjugendbewegung gab dann noch GenossePeterö wertvolle Ratschläge, die von mehreren Rednern ergänztwurden.poUreftlche», ßcrichtltche« ufw.Pom Polizrikampf gegen die Maifeier.Die Marfestversammlung, die die Parteigenossen de« Reichstags-«Wahlkreises Essen(Ruhr) am Vornnttag de« I.Mai puf einemstädlischen Platze im Sladtwald abzuhalten gedachten, ist vom Polizei-Präsidenten nicht genehmigt worden. Auf ein diesbezügliche« Gesuchwurde nachstehende Antwort erteilt:„Auf die Eingabe vom 25. März. Die nachgesuchte Geneh-migung zur Veranstaltung einer Versammlung unter freiemHimmel auf der Schillerwiese am 1. Mai d. J,.kan» nicht erteiltwerden.Die Schillerwiese liegt zwischen Zugangswegen zum Stadt-Walde. ES steht zu befürchten, daß durch das Zu- und Abströmender zu erwartenden Menschenmasien der öffentltche Verkehr erheb-lich gefährdet werden würde.In Vertretung: Trapp.''Der in Frage kommende sehr große städtische Sportplatz liegtvöllig außerhalb der Stadt Eji'en, zwischen den eingemeindeten Bor-orten Esien-RÜltenscheid und' Essen-Rellinghausen mitten imStadtwald, ist ringsum mit breiten Zufahrtsstraßen versehen,hat eine ganze Zahl direkter Abgangswege zum Stadtwald und insfreie Feld. Die Begründung entspricht also in keiner Weise dentatsächlichen Verhältnissen. In Preußen ist die Nadelstichpolitik nichtneu und von der Polizei in Essen ist ohnedies bekannt, wie sie dermodernen Arbeiterbewegung gegenübersteht.Preßprozeß.Die„B o I k K z e U n n g für Pirna* hatte ftnen Berichtüber eine Versammlung des Gewerkschaftskartclls in S e b n itz per»öffentlicht, worin auch der bei einem dortigen Schmiedemeisterherrschenden Mißstände gedacht war. Dadurch fühlte sich derSchmiedemeister gekränkt und verklagte den Redakteur des PirnaerParteiorgans, Genossen T i e tz. Das Gericht forderte, daß er denWahrheitsbeweis antrete. Der Angeklagte stellte sich aber auf denStandpunkt, daß es sich nur darum handeln könne, daß der Berichtobjektiv wiedergebe, Iva» in der Versammlung verhandelt wordensei. Daran wurde schließlich nicht gezweifelt, weil aber die an denZuständen in der Schmiedewer!, iättc geübte Kritik nicht allenthalbenzutreffen soll, warf da« Echöffengericht Pirna 800 M. Geld«strafe oder einen Monat Gefängnis au«.