r a s ch e st c geregelt werden. Denn ans beiden Seiten bestehtaufrichtiges Bestreben dazu. Die deutschen Blätterwerden bald mit uns in dieser Hinsicht einig sein und das Vor-kommnis, welches beklagenswert ist, wird vielleicht wie dasvon Lunevillc dazu beitragen, das dauernde Mißver-stand nis zu beseitigen, unter dem schliehlich beideLänder schwer leiden würden.Dct� Petit Spar i sie n sagt: Es ist die Pflicht oller aufbeiden iseitcn der Bogesen, jede Herausforderung undjede unziemlicheKundgebung zu vermeidcru Esist unsere Pflicht, unseren guten Ruf der Gastlichkeit aufrecht zuerhalten. Solche Vorfälle, die man sorgfältig hintanhalten sollte.können nicht ernst genommen werden und auch nicht aufden Beziehungen beider großen Länder lasten.Der M a t i n schreibt: Es ist jedenfalls bedauerlich, daßin einer französischen Stadt friedliche Reisende be-schimpft wurden, weil sie deutscher Nationalität sind. Vielehunderttausend Ausländer wohnen in Frankreich oder besuchenFrankreich alljährlich. Der Fremde wird hier, ob er Deutscher,Engländer oder Amerikaner sei, mit Rücksicht und Höf-lichkcit behandelt und die öffentliche Meinung Frankreichskann nicht dulden, daß man einen Fremden nur deswegen be-helligt, weil er Deutscher ist.Auch alle übrigen Blätter äußern sich in derselben Weise undbezeichnen es geradezu als absurd, daß der lindische Bicrskandalvon Nancy zu einer politischen Spannung zwischen den beiden Nach-barnationen hätte führen können.Daß die französische Presse, darunter auch die„Humanite" desGenossen I a u r e s, sich darüber wundert, daß Deutschland denan sich so nebensächlichen Zwischenfall so tragisch nimmtund nicht nur in der Presse einen wahren Heidenlärm schlägt, son-dern auch sofort die offiziellen Stellen mobil macht, um von Frank-reich„Sühne" für die Beleidigung seiner Staatsbürger zu heischen,ist durchaus begreiflich. Denn ohne daß dadurch irgendwie dieInteressen der gekränkten Deutschen geschädigt werden sollen, mußes doch in der Tat höchlichstes Erstaunen erwecken, wie prompt undschneidig sich auf einmal die deutsche Regierung der Interessenihrer Bürger Frankreich gegenüber annimmt, während sie sichvon dem liebenswürdigen östlichen Nachbar, von Rußland,das Unglaublichste hat gefallen lassen!Als seinerzeit die russische Kriegsflotte unter Rostdjcstwenskyzu glorreicher Waffentat nach Ostafren auszog, um schon in derNordsee ein Bombardement auf deutscheFischerboote zu eröffnen, da hatte es die deutsche Regie-rung n i ch t so eilig, um Schutz für seine Bürger und Genugtuungvon Väterchen zu erlangen. Dabei wogen die freundschaftlich ge-spendeten russischen Bomben doch wohl etwas schwerer, alsdie Liebenswürdigkeiten, deren sich die Geschäftsreisenden in Nancyzu erwehren hatten.»Und sind nicht oft genug deutsche Grenzbewohner vonrussischen Grenzwächtern mit blauen Bohnen empfangen,sind nicht wiederholt harmlose deutsche Freiballonsvon den Kosaken Väterchens scharf beschossen worden, ohnedaß sich der Stolz der deutschen Regierung geregt hätte? Wennman all die russischen Unverschämtheiten, die hundertmalschlimmer waren, als die Beleidigungen einer Handvoll franzö-sischer Chauvinisten, stets ruhig eingesteckt hat— woher nimmt manjetzt auf einmal den Mut. sich über die französischen Un-liebenswürdigkeiten so maßlos aufzuregen?Man sieht, daß die deutsche Regierung, die doch in den letztenTagen wieder durch ihre törichte AusweisungSpraktik dem sranzösi-scheu Gaste des deutschen Proletariats gegenüber ihre sinnlose Ner-vosität verraten hat, wahrhaftig nicht den geringsten Grund hat, diechauvinistische Ueberreiztheit unserer deutschen Presse durch ihreNervosität noch künstlich zu steigern!Wir Sozialdmvkraten verachten und brandmarken die lediglichim Interesse des internationalen AuSbeutertumS liegende chauvi-nistischc Hetze in Frankreich ebenso rücksichtslos wie in Deutschland.Wir Sozialdemokraten wollen den internationalen Frieden wederdurch deutsche Anmaßungen und Hetzereien noch durch französischeAlbernheiten gestört wissen. Aber wir wollen nicht dulden» daßganz vereinzelte und ganz belanglose Ausschreitungenfranzösischer Kindsköpfe über Gebühr aufgebauscht werden, nurdamit unsere deutschen Rüstungstreiber und Kriegshetzer um soleichter Gelegenheit finden, ihre Volks- und fricdcnSfcindlichenRüstungsprojcktc beschönigen zu können!Ifreiißen gegen das ßeiel).Es gehört zu den Gepflogenheiten preußischer Ministerund der in Preußen herrschenden Parteien, wenn sie die Zeitfür gekommen halten, von der Tribüne der Dreiklassenparla-ments herab gegen den Deutschen Reichstag mobil zu machen.So ist es von jeher gewesen. Immer und immer wiederspielt sich Preußen als den Lehrer Germaniens auf; dieJunker, die im Reich unter dem allgemeinen, gleichen, direktenund geheimen Wahlrecht nicht mehr so viel zu sagen haben,mißbrauchen die Macht, die ihnen das Geldsackswahlrecht ver>leiht, um in Preußen nicht nur die Wahlen zu knebeln, son-dern auch den gesetzgebenden Körperschaften Deutschlands vonhier auL ihren Willen aufzuzwingen.Dies Spiel, das wir schon so oft erlebt haben, wieder-holte sich am Mittwoch bei der dritten Lesung des Etats desFinanzministeriums. In theatralischem Aufzuge, der selbst HerrnDr. Friedberg als wohlbereitetes Schaustück erschien, er-hoben sich nach einander die Vertreter der Konservativen undder Frcikonservativen, um im Verein mit dem FinanzministerL e n tz e gegen eine sozialere Gestaltung der dem Reichstagevorliegenden Wehrvorlage mobil zu machen. Daß die beidenkonservativen Parteien, denen sich später ihr schwarzer Block-btuder anschloß, in einer Reichsvermögenssteucr die größteGefahr für den Geldbeutel der Besitzenden erblicken und daßsie sie deshalb mit allem Nachdruck bekämpfen, ist nicht neu.Aber daß auch der verantwortliche Leiter derpreußischen Finanzen die demagogischeHetzemitmacht, daß er dies Gespenst einer Ab-hängigkeit der Einzelstaaten in ihren Finanzen vomReich an die Wand malt und davor warnt, diebisherige finanzielle Selbständigkeit der Einzelstaatenin ihren Finanzen preiszugeben, das ist geradezu unerhört.Es beweist das in gleichem Maße die Abhängigkeit derpreußischen Regierung von dem schwarzblauen Block wie dieWandlungsfähigkeit des Herrn Lentze. der sich in noch kürzererZeit als sein Vorgänger Miqnel vom Nationalliberalen zumHörigen des Bundes der Landwirte gemausert hat. Imübrigen freilich besteht zwischen den beiden Ministern keineAehnlichkeit, denn Herr v. Miqnel war, wie man auch sonstüber seine Tätigkeit denken mag, ein geistreicher Mann.Es ist ein Verdienst unseres Genossen Liebknecht, daßer in einer zwar kurzen, aber treffenden Rede der Katze dieSchellen umhing und so die schwarzblauen Parteien zwang,wiederholt ihrer Abneigung gegen die Heranziehung des Be-sitzes Ausdruck zu verleihen. Die Reden, die die Herren auchjetzt wieder gegen eine Reichsvernlögenssteuer und eine Reichs-crbschastssteuer vom Stapel ließen, werden uns in dem bevor-stehenden Wahlkampf ebenso gute Waffen sein, wie vorher beider Beratung des Etats der Bergverwaltung das Auftretendes Handelsministers gegen die oberschlesischen Bergarbeiter,deren Interessen sich L e i n c r t energisch angenommen hatte.Beim Etat des Handelsministeriums rechnete Borchardtmit dem Fortschrittlcr Mugdan lvegcn seines Eintreten gegendie Bäckereiverordnung ab und zeigte an der Hand amtlichenMaterials, wie kulturwidrig und gesundheitsgefährlich die Zu-stände in manchen Bäckereien sind.politische(leberliedt.Berlin, den 16. April 1913.Für die Reichscrbschaftssteuer.Neben dem Hansabund hat nun auch der Bund der In-d u st r i e l l e n in einer erweiterten Sitzung seines Großen Aus-schusses zu den Wehr- und Deckungsvorlagen Stellung genommen.Im Sinne der Referate der früheren ReichstagsabgeordnetenDr. Stresemann und Dr. Weber(Direktor der Mittel-deutschen Kreditbank) erklärt die dazu angenommene Resolutiondie einmalige Vermögensabgabe für„z u l ä s s i g", wünscht aberkeine Wiederholung dieses durch außergewöhnliche weltpolitischeEreignisse bedingten außergewöhnlichen Schrittes. Der Bundspricht sich weiter scharf gegen die Doppelbesteuerung der Aktien-gesellschaften und der Versicherungsgesellschaften aus und fordertbei der Besteuerung eine gleichmäßige Behandlung aller Gewerbe-zweige, um so mehr, als für die Landwirtschaft unbilliger-weise besondere Erleichterungen vorgesehen seien. Der vor-geschlagenen Veredelung der Matrikularbeiträge kann der Bundnicht zustimmen, da für die Einführung einer allgemeinen Besitz-sieuer durch die einzelstaatlichcn Bundesparlamente keine Gewährgegeben sei. Nach Ausfassung des Bundes kann als direkte Reichs-besitzsteuer lediglich die Reichscrbschaftsstcuer inFrage kommen.Ter gemilderte Majestätsbeleidigungsparagraph.Frankfurt a. M., 16. April.(Privattelegramm des„Vor-wärts".) Genosse W i t t r i s ch, der verantwortliche Redakteurder„Frankfurter V o l k s st i m m c", Wurde wegenBeleidigung des Deutschen Kaisers von der Strafkammer zuvier Monaten Gefängnis verurteilt. Der Staats-anwalt hatte sechs Monate beantragt. Die Beleidigung sollin einer Notiz über die Affäre des Pächters Sohst enthaltensein. Die Verhandlung fand unter völligemAusschluß der Ocffentlichkeit statt.Die„gemilderte" Anwendung des Majestätsbeleidigungs-Paragraphen Wurde von den bürgerlichen Parteien als eineErrungenschaft der Blockära hochgepriesen. Wie es mit dieser„Milderung" poliftsch unliebsamer Angeklagten gegenüber be-stellt ist, zeigt das Frankfurter Urteil. Als die„Post" imvorigen Jahre von„ljuilleaunie le Timidc" und„le valeureuxpoltron" schrieb, hat sich kein Staatsanwalt gerührt. Hierhandelte es sich aber um einen Sozialdemokraten und damußte wieder einmal bewiesen werden, daß in Preußen-Deutschland alle vor dem Gesetze gleich sind.Eine Dcmcutierung Wilhelms II.Die„Norddeulsche Allgemeine Zeitung" schreibt:»In der Sitzung der Berliner Stadtverordneten am Donners»tag den 10. d. M., hat bei Erörterung eines Vermächtnisfallesder sozialdemokratische Stadtverordnete Dr. Nosenfeld sich erlaubt,den Monarchen in die Erörterung hineinzuziehen, nnd zwar untergleichzeitiger Verwendung falscher. längst widerlegter Angaben.Der Redner bemerkte nämlich:„Vor einigen Jahren starb ein mitGlücksgütcrn reich gesegneter Mann, der auch arme Verwandtehinterließ, zu seinem Erben aber einen mit irdischen Güternüberhäuften Mann einsetzte. Der glückliche Erbe war derpreußische Landesherr, der bekanntlich das Gut Cadinen geerbthat, und derselbe. Mann, der darüber als Landesherr zu ent-scheiden hat, ob bei einer solchen Gelegenheit nahe Verwandteberücksichtigt werden sollen, hat bei der Zuwendung, die ihmgeworden, nahe Verwandte nicht berücksichtigt."—Die Oeffentlichkeit wird auf solche Weise mit einer halt»losen Klatscherei behelligt, zu deren Entstehung nicht dergeringste sackilickie Anlaß erkennbar ist. Vor geraumer Zeit schonhatten wir(„Norddeutsche Allg. Ztg." Nr. 117 vom 10. Mai 1905)dargelegt, daß das Gut Cadinen im Jahre 1808 in das Eigentumdes Kaisers übcrgegailgen ist. ES geschah auf Grund eines Ver-trageS, inhaltS dessen als Gegenleistung vie Uebernahme der mehralS eine halbe Million betragenden Hypotheken und sonstigen Lasten,die Zahlung einer reiflichen jährlichen Leibrente an den Vorbesitzerund endlich die Entrichtung eines dem Werte deS lebenden undtoten Inventars entsprechenden Kapitals stipuliert wurden. Hier«nach handelte eS sich weder um Erbschaft noch Schenkung oder ähn»lichcs, sondern um einen Bertrag, worin Leistung und Gegenleistunggenau festgesetzt waren."Diese.Dementierung" wird am besten durch das SchreibenWilhelms II. widerlegt, das dieser an den Voreigentümer des GnteSCadinen am 1. September 1303 gerichtet hat:Sie haben mir in der Immediateingabe vom 20. August d. I.die auch von Ihrem verewigten Bruder gehegte Absicht kund-gegeben, Ihre Begüterung Cadinen mit Rehberg und Scharfen«berg sowie Kickelhoff Vorwerk und Mühle in meinen Besitz über-gehen zu lassen. Durch die hochherzige Betätigung Ihrertreuen, patriotischen Gesinnung tief gerührt, erkläre ichmich zur Annahme Ihres Anerbietens freudig bereit. In-dem ich mir alle weiteren Maßnahmen dieserhalb vorbehalte,drängt eS mich, Ihnen schon jetzt meinen Königlichen Dankvon Herzen auszusprechen und die bereitwillige Erfüllung Ihrergeäußerten Wünsche zuzusichern. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigterKöniggez. Wilhelm R.So schließt man nicht Verträge, so nimmt man„hochherzige"Schenkungen entgegen. Es mag sein, daß die Cadiner Schenkungauch noch in Vertragsform vollzogen worden ist. Das ändert abernichts an der Hauptsache: Wilhelm II. hat Cadinen geschenkt erhalten,und Verwandle des früheren Eigentümers haben trotz ihrer Bittekeinerlei Absindung erhalten.__Noch ein Orden für Herrn v. Senden.Der Flügeladjutant des Kaisers, Oberst Freiherr v. Senden,dessen Eiienbahnabentener so unliebsames Aussehen bei dem Zivil-pack erregt hatte, der aber trotz seiner„Schweinerei" mit einempreußischen Orden bedacht worden war. ist nunmehr auch noch durcheinen bayerischen Orden ausgezeichnet worden. Er hat, wie ausMünchen gemeldet wird, den Militärdienstorden dritter Klasse erhalten.Ob der Ehrgeiz des Herrn dadurch freilich befriedigt sein wird, bleibedahingestellt. Möglicherweise wird dieser Erstklassige bei dem Empfangdes drittklassigen Ordens wieder einmal ärgerlich schnarren:„Soeine Schweinerei!"Vie fViecUimusncKten.London, 15. April. Das Reutersche Bureau er-fährt, daß, obwohl bis zum Abend»och keine amtlicheNachricht von dem Abschluß des Waffen st ill-st an des eingetroffen war, man in amtlichen und diploma-tischen Kreisen glaubt, daß der Friedensschluß b c-vorsteht und daß man annimmt, die Friedensdelcgiertenwürden sich in kurzer Zeit wieder in London versammeln.Hakki Pascha, welcher kürzlich hier wegen der türkisch-persi-schen Grenze verhandelt hat, soll zusammen mit ReschidPascha und Naby Pascha zu türkischen Friedensunterhänd-lern ernannt werden. Am Nachmittag wurde gemeldet, daßNowakowitsch im Begriff ist, von Belgrad nach London ab-zureisen', ob Venizelos in der Lage sein wird, Athen zu ver-lassen, wird bezweifelt. In bulgarischen Kreisen ist noch keineNachricht darüber eingetroffen, ob Dr. Danew wieder nachLondon kommen wird.Unruhen in Armenien.Konstantinopel, 16. April. Das Ministerium des Innernveröffentlicht folgendes Commnnique: Armenische Blätterhaben ein dem armenischen Patriarchat zugegangenes Telegrammaus B i t l i s veröffentlicht, wonach sich der dortigen türkischenBevölkerung große Erregung bemächtigt habe, verursacht durch einvon Unbekannten verübtes Verbrechen, das Armeniern zuge-schrieben werde. Vier Armenier seien verwundet wor-den und in der Stadt herrsche panikartiger Schrecken. Nach einemTelegramm des Malis von Bitlis über diesen Vorgang wurde einTürke in Bitlis aus bisher unbekannten Gründen von neunArmeniern getötet. Daraufhin zogen die Verwandten desGetöteten in größter Auflegung an der Spitze eines VolkshaufenSvor den Regicrungskonak und verlangten die strenge Bestrafungder Schuldigen. An die Versicherung, daß die Regierung allesMögliche tun werde, kehrte sich die Menge nicht, sondern verlangtedie sofortige Hinrichtung der Mörder. Schließlich brachten sie denLeichnam des Getöteten bor den Konak und erklärten, die Leichezurücklassen zu wollen, ohne sie zu begraben. Die Behörden er-griffen die entsprechenden Maßnahmen, die Menge wurde zer-streut und der Leichnam von der Bevölkerung bestattet. Späterwurden Verwandte des Getöteten eine? der Mörder namens Ave-bis habhaft, mißhandelten ihn, seine Frau, seine Mutter und nocheine Person, die zur Hilfe geeilt waren. Zwei dieser Angreiferwurden verhaftet, der dritte entkam. Es sind strenge Maßnahmenergriffen worden, um ihn festzunehmen und die Ordnung auflecht-zuerhalten. Nach einem weiteren Telegramm des Malis von BitliSsind acht des Mordes beschuldigte Armenier verhaftet worden.Der Persische Golf.Konstantinopel, 16. April. Die Pariser Nachrichten, wonachzwischen der Pforte und England ein Abkommen überden Persischen Golf abgeschlossen wurde, werden hier alsverfrüht betrachtet.Der Fall Palitsch.Belgrad, 16. April.(W. T. B.) Wie dem serbischen Preß-bureau aus Djakowa gemeldet wird, unterzeichnete die gemischteK o m m i s s i on, die den Fall Palitsch untersuchte, am 15. d. M.ein Protokoll, in dem festgestellt wird, die Kommission habe keineüberzeugenden Beweise dafür gefunden, daß Palitschim Gefängnis auf Veranlassung der montenegrinischen Behördengeschlagen und mißhandelt wurde. Auch sei kein Beweis da-für erbracht worden, daß Palitsch von seiner montenegrinischenMilitäreskortc mit Vorbedacht ermordet wurde. Die Kommissionkonnte nichts feststellen, was die Angaben der montenegrinischenBehörden, daß Palitsch einzig und allein infolge eines Flucht-Versuches erschossen wurde, entkräftet hätte. Die Kommission ver-folgt jetzt ihre Aufgabe weiter und prüft die Angelegenheit derBekehrungen zur Orthodoxie.Schweiz.Volksabstimmung und Wahle«.Zürich, 14. April.(Eig. Ber.) Die Sittlichkeitsheuchler undStcuerdefraudantcn haben in der Volksabstimmung desKantons Zürich gesiegt. Die Streichung der gesetzlichenBestimmung über die Duldung des Konkubinats wurde mit 53 170gegen 25 973 und die Abschaffung der amtlichen Jndentarisaftonin Todesfällen mit 45 374 gegen 32 820 Stimmen beschlossen.Mit der Abschaffung der amtlichen Jnvcntarisation nicht nur imTodesfall der Mutter, die neu eingeführt war, sondern auch imTodesfälle des Vaters, die seit langer Zeit bestand, ist die Dahnfrei gemacht für alle reichen Steuerbetrüger, die nun nicht mehr be-fürchten müssen, daß nach ihrem Tode ihre tatsächlichen Ein-kommenS- und VcrmögenSverhältniss« amtlich ermfttelt werdenmüssen.Die Zibilprozcßor dnung ist mit 58 140 gegen 15 002Stimmen angenommen worden.Die Wahlen haben in den Gemeinden außerhalb der StadtZürich an den bisherigen Vertretungsverhältnissen der Parteienin den Behörden wenig geändert. In der Stadt Zürich hat dieerste Wahl nach dem Proporz unserer Partei nicht den von manchemGenossen erwarteten Gewinn an Mandaten gebracht. Sie erobertezu ihren bisherigen 49 Sitzen im Großen Stadtrat nur weiterevier neue, so daß die Fraktion nun 53 Mann stark, womit sie zwardie stärkste unter allen Fraktionen ist, aber mit 8 Stimmen unterder Mehrheit bleibt.Unsere vier Vertreter im neungliedrigen Keinen Stadfla! sindmit 12 330 bis 13 781 Stimmen wiedergewählt worden,Hfriha.Vom Kolonialkrieg der Italiener in Tripolis.Rom, 15. April. Die„Agenzia Stefan:" meldet au!Bcnghasi: General d'Alessandro ist am 13. an der Spitz«einer mobilen Kolonne von Infanterie, Kavallerie und Artillerieaus Benghasi aufgebrochen, hat schnell die Linie unserer Fortsüberschritten und nacheinander die Oasen Giok el Seghir und Gtokel Kebir besetzt, darauf griff er das Lager der Beninabeduinen ent-schlössen an und nahm es mit Sturm; die Beduinen, zur Fluchtgezwungen, zerstreuten sich noch verschiedenen Richtungen undüberließen unfern siegreichen Truppen das Lager mit einer großenMenge von Munition, Lebensmitteln und Material. Um 8% Uhrnachmittags wehte unsere Fahne über dem brennenden Lager.Unsere Verluste an diesem Tage betrugen vier Tote und45 Verwundete; der Feind ließ 5 0 Tote auf dem Schlacht-fcldc zurück, viele andere und zahlreiche Verwundete hatte er mitsich genommen; 50 Beduinen wurden gefangen genommen.Benghasi, 15. April. Am Morgen des 13. April machtenPatrouillen der in Tolmetta gelandeten Truppen einen Auf«klärungsmarsch nach Merg zu. Sie schlugen dabei die Beduinen,die sich ihnen entgegenstellten, in die Flucht. Die Beduinen haften20 Tote und zahlreiche Verwundete. Auf italienffchcrSeite wurden drei Askaris getötet, acht verwundet.General d'Alessandro ist mit einem Teile seiner Truppen nachBenghasi zurückgekehrt; andere Truppenteile unter dem Befehl desGenerals Marghieri blieben in Benin«.— Int Lager von Beninaexplodierte ge st ern ein Geschoß, das am 13. April ab-geschossen ivorden, aber nicht geplatzt war. Durch die Explosionwurden ein Offizier und drei Soldaten getötet undmehrere Soldaten verwundet.