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Nr. 101.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

30. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 1983.

Iñemento!

Sonntag, den 27. April 1913.

Ein bewegter Cag.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 1984.

Herr Gontard, noch nach der Bekanntgabe des Briefes zum 31 m Mitgliede des preußischen Herren­hauses berufen worden ist. Bei der weiteren Fest­stellung, daß ein Bruder des Herrn Gontard General ſei,

3u 10 Uhr vormittags, also zu einer ganz ungewöhnlich wurde Liebknecht von einem der Herren des Kriegs­frühen Stunde, war der Reichstag   am Sonnabend schon ministeriums durch einen Zwischenruf die Richtigkeit dieser zusammenberufen worden. Geschlossen wurde die Sizung mnisteriums die Richtigkeit dieser Tatsache bestritten. Das Als Demonstrationsaft des Befreiungskampfes des Pro- abends um 27 Uhr, und selbst dieser späte Schluß einer sehr war für die Herren auf der Rechten, die bis dahin in ängst­Yetariats von den Fesseln kapitalistischer Ausbeutung, als anstrengenden Sizung konnte nur durch eine Abstimmung lichem Schweigen dagesessen hatten, ein willkommener Anlaß, internationales Verbrüderungsfest ist bisher der 1. Mai ge- und nur mit einer kleinen Mehrheit herbeigeführt werden. ihrem gepreßten Herzen endlich einmal durch ein erleichtern­feiert worden. Und je enger sich die Kapitalistenklasse aller Es war die Rechte des Hauses, die noch weiter tagen des Aufatmen Luft zu niachen. Sie lachten so laut und ge­Richtungen zur rücksichtslosen Bekämpfung der proletarischen wollte, die am liebsten bis in die tiefe Nacht hinein gesessen waltsam, daß es deutlich zu spüren war, wie sie mit diesem Emanzipationsbestrebungen zusammenschloß, je strupelloser die hätte, um die ganze dritte Beratung des Etats noch zu er- Lachen nur ihre bisherige Besorgnis verdecken wollten. Der ledigen. Und warum dieser ungewöhnliche Eifer? Stedt General des Kriegsministeriums war im übrigen so loyal, Bourgeoisie durch ihr Wettrüsten die internationalen Gegen- etwa ein ausßergewöhnliches parlamentarisches Pflichtbewußt- den Genossen Liebknecht   später die Mitteilung zugehen zu säze verschärfen half, desto notwendiger wurde die große Kultur- sein dahinter? Nichts weniger als das! Mit Recht bezeichnete laffen, daß er, der General, sich getäuscht habe, so daß selbst und Friedensmanifestation der Arbeiterklasse. unser Genosse Haase die Treibereien als unwürdig des deut- die vorübergehende Freude der Herren von der Rechten ganz schen Parlaments. Es sei vor den Wählern nicht zu verant- unberechtigt gewesen war. tigsten Angelegenheiten des Deutschen Reiches hinweg- Rüstungskapital einen internationalen Konzern geſchloſſen worten, daß in einem solchen Geschwindtempo über die wich- Auf die wertvollen Mitteilungen Liebknechts, daß das

gegangen würde.

Im Jahre 1918 hat das scharfmacherische Wüten gegen den inneren und äußeren Feind noch bedrohlichere Formen angenommen als in den früheren Jahren. Gerade im Augen­habe, um an den internationalen Reibereien gleich gemeinsam blick wieder sucht der imperialistische Größenwahn der ver­In Wirklichkeit steckt hinter dieser Hezjagd als legtes au profitieren, ging weder einer der Herren der Rechten noch bündeten" schwarzgelben Diplomatie im Wetterwinkel des und entscheidendes Motiv die konservative Gegner- die Regierung ein. Der Herr Kriegsminister leistete sich in Balkan   wieder das tollste Herengericht zusammenzubrauen. f cha ft gegen den Parlamentarismus überhaupt. einer fachlich belanglosen Erwiderung nur die unerhörte und Gerade jetzt wird Europa   durch die ungeheuerlichste deutsche Der Reichstag   ist zwar einmal da, und die konservativen dazu verfassungswidrige Beleidigung der sozialdemokratischen Rüstungsvorlage in Erregung versetzt, die der militaristische Reaktionäre suchen auch in ihm und mit seiner Hilfe ihre be- Fraktion, daß er sich Angriffe von dieser Seite stets zur Ehre Juror je ausgeheat hat. Und gerade jetzt stehen wir mitten in sonderen Interessen nach Möglichkeit zu fördern. Aber lieber anrechne. Genosse Haase gab dem Kriegsminister für diese dem Wahlkampf gegen ein System parlamentarischer" Volts- wäre es ihnen schon, wenn der Reichstag überhaupt nicht da unparlamentarische Provokation die gebührende scharfe fnebelung und Volksverhöhnung, wie es nirgends mehr in der wäre, und daher sind sie stets damit einverstanden, wenn der Antwort. Welt existiert. Reichstag   so spät wie möglich einberufen und so früh wie Neben der Militärdebatte mit ihren vielen Einzelheiten möglich wieder nach Haus geschickt wird. wurden noch mancherlei sonstige Fragen von allgemeiner Die herrschende Klasse, die dergestalt aller Vernunft und Eine demokratische Partei hat natürlich entgegengesetzte Wichtigkeit behandelt. Die Aufbesserung der Besoldung allem Kulturfortschritt dreist den Fehdehandschuh ins Gesicht Interessen. Sie will die Bolksvertretung möglichst lange bei- der Post unterbeamten konnte, da sich alle Barteien schleudert, ist eine armselige Minderheit. Gelänge es wirklich, fammenhalten, damit sie zu allen wichtigen Angelegenheiten darüber einig waren, in fnapp fünf Minuten durch alle drei die Volksmassen nach objektiver Belehrung über die ent- stets sofort Stellung nehmen fann. Gerade jeßt spielen sich Lesungen gesteuert werden. Bei der Gewährung von Bei­die Veteranen. auf dem Welttheater die bedeutungsvollsten Vorgänge ab. hilfen für die erhob Genoise sprechenden Gesichtspunkte zum Entscheid aufzurufen, die Auf dem Balkan   stehen die Dinge auf einem sehr bedenklichen Schöpflin nochmals Einspruch gegen die Mäßigkeit der Scharfmacher und Prozentpatrioten müßten die politische Bühne Punkt. Eine wahrhafte Bolksvertretung müßte schon im beabsichtigten Erhöhung. Beim Etat des Auswärtigen fragte fluchtartig verlassen, wie elende Komödianten, die das Publikum Hinblick auf die gespannte internationale Lage Wert darauf Genosse Bernstein   nach der Stellung des Staatssekretärs mit faulen Eiern bewirft! legen, solange wie möglich zusammenzubleiben, damit sie die des Auswärtigen zu den neuesten Vorgängen auf dem Balkan  ,

schämter Parasit sie doch nur ist.

Da ist es endlich an der Zeit, daß der 1. Mai wieder einmal für Herrschende wie Beherrschte zum Memento wird, zum Gedenke", was du bist!

zusteuern.

Aber die herrschende Klasse weiß es eben mit allen Herren Diplomaten besser unter der Kontrolle hat. Gerade besonders zur Einnahme von Skutari; die Frage Mitteln der Regie und der brutalen Gewalt zu verhindern, diese Sorte Zeitgenossen hat viel Schuld an der verfahrenen dürfte fein Anlaß zur Störung des Weltfriedens werden. Der Mitteln der Regie und der brutalen Gewalt zu verhindern, internationalen Lage und auch im Deutschen   Reichstage ist Staatssekretä Jagow gab eine der kurzen- und nichtssagen­daß das Volk selbst als Richter auftritt. Sie füllt das Parterre selbst von bürgerlichen Barteien auf die bejammernswürdige den Antworten, die man von diesem Herrn allmählich ge­und die Ränge mit ihrer elenden Claque und spielt sich durch unzulänglichkeit unserer Diplomaten hingewiesen worden. wohnt geworden ist. eine torrumpierte Presse als die Nation auf, deren under- Umi so mehr müßte der Reichstag   die Augen offen halten, da- Beim Etat des Innern wurde von dem Polen  mit nicht wieder nur seine Vertagung abgewartet wird, um Dombek und dem Genossen Bernstein   der Streif Sinnbild und zugleich Mittel solch unglaublich dreister das deutsche   Volk, unbehindert durch die Kontrolle der Volks in Oberschlesien   behandelt. Die Genoffen Schulz- Vorspiegelung ist das Haus der Abgeordneten", das preußische bertretung, in neue internationale Schwierigkeiten hinein. Erfurt   und Cohn brachten die ichik a nöse- Behand­Junterparlament, allwo 60 000 freikonservative Geldsackmänner lung der proletarischen Jugendbewegung durch mehr als 60 Abgeordnete eine Bolts" vertretung mimen Parteien, besonders der Rechtsparteien, schnell den Etat ab- lästigung, die sich die Jugendlichen- Bersammlungen in Berlin  Im besonderen aber steckt hinter der Haft der bürgerlichen durch Behörden und Polizei zur Sprache, wobei sie die Be­und die Minister an der Strippe tanzen lassen dürfen, während machen und nach Hause zu kommen, der Wunsch, mög- am vergangenen Freitag von der Polizei gefallen lassen 600 000 sozialdemokratische Wähler nur durch 6 Abgeordnete I ich it viel Zeit für die Beratungen der mußten, scharf kritisierte. Genosse Giebel nahm sich beim vertreten sind, in deren Bekämpfung und nichtachtender Be- Budgetkommission über die Heeresvorlage Reichsversicherungsamt der Angestellten an. handlung die Regierungsvertreter sich überbieten zu müssen zu gewinnen. Bekanntlich soll die Budgetfommission auch Am Montag soll die Verhandlung erst um 3 Uhr be­glauben! noch nach der Vertagung des Reichstages weiter siten, um ginnen. Ein Antrag der Sozialdemokratie, schon um 12 Uhr das ganze Werk der Rüstungsvermehrung zu fördern. Ab- anzufangen, wurde abgelehnt. Man will durch den späten gesehen davon, daß wir Gozialdemokraten an dieser Be- Anfang der Plenarsizung möglichst viel Raum für die Be­schleunigung keinerlei fachliches Intereſſe haben, können wir ratungen der Budgetkonimission schaffen. Wir Sozialdemo­vor allen Dingen nicht zugeben, daß der Militarismus in fraten haben keinen Grund, dieses Giltempo mitzumachen. Der 1. Mai soll es den Besitzenden ins Gewissen seiner Gier und Unersättlichkeit auch noch den anderen Ar- Derartig wichtige Angelegenheiten, die das Volk in seinen beiten des Reichstages Luft und Licht wegnimmt. Tiefen aufwühlen, verlangen eine ruhige und oründliche Be­brennen, daß sie nichts find, als die Minderheit, die trotz alles Sichblähens und alles Sichspreizens in Klassenparla- abend wieder im Mittelpunkt der Erörterungen. Genosse Der Militarismus stand im übrigen auch am Sonn- ratung. menten ohnmächtig sind, wenn das Volk erwacht und sich erteil, der im Namen der Fraktion als Generalredner zur mannt! Der 1. Mai soll zugleich dem Volke zum Bewußt- dritten Lesung des Etats sprach, behandelte die neuen wahn­fein bringen, daß es die Mehrheit ist, die spielend die auf wißigen Rüstungen im Rahmen seines umfassenden und seinen Gliedern herumtrampelnde Minderheit herabschleudern scharf umrissenen Gesamtbildes der politischen Lage mit der Zwei Stunden lang haben sich die großmächtigen Ber kann, wenn es sich nur erst einmal aus seinem Alpdrücken er- Ausführlichkeit, die ihnen zukommt. Wichtig sind diese fort- treter in London   mit dem montenegrinischen enfant terrible muntert und feine Muskeln spielen läßt! gesetzten Heeresvermehrungen besonders in negativer Be- befaßt und Duschen gehen noch inoffiziell", Meinungsaus­ziehung: indem sie die Kräfte der Regierung und des Par- austausch"," Vermittelungsvorschläge" und" Fühlungnahme". Der Uebermut der Wenigen wächst mit der Demut der laments fortgesetzt in Anspruch nehmen und sie dadurch und hoffentlich läßt sich das Schreckenstind beruhigen. Vielen. Die Herrschenden wagten dem preußischen Volke anderen wichtigeren Aufgaben entziehen; indem sie immer Desterreich freilich, der schlechte Erzieher, schreit freischend nach feinen Tag länger die Schmach des Geldsackwahlrechts zu mehr rüstige Arbeitskräfte aus der produktiven Arbeit ziehen; dem Stock und die übrigen Länder müssen sich bemühen, bieten, wenn sie nicht auf die Dummheit und Verzagtheit der indem sie ungeheuerliche Summen für die unproduktiven den sinnlos Aufgeregten zuerst ein wenig zu beruhigen. Zwecke des Militarismus festlegen; indem sie den wichtigen Das scheint vielleicht für's erste gelungen zu sein. Denn Boltsmassen bauten! Kulturaufgaben, besonders den sozialpolitischen Pflichten des als Ergebnis der Botschaftertonferenz wird mit­Reiches, ihre materielle Grundlage immer mehr verengen. geteilt, daß die Mächte zwar in voller Einmütigkeit an ihren Bei der Beratung des Militäretats waren es unsere Entscheidungen festhielten, aber keine Macht die Angelegenheiten Genossen Stüdlen und Liebknecht, die mit dem überſtürzen werde. In den nächsten Tagen werde dem König Militarismus im allgemeinen und mit den militaristischen Nikolaus notifiziert werden, daß er Stutari auf­Erscheinungen in Deutschland   im besonderen scharf ins Ge- ugeben habe, obwohl die Art und genaue Einzelheiten richt gingen. Genoffe Stüdlen beleuchtete in einer sehr dieses Schrittes noch nicht festgesetzt seien. Da auch Ruiz­geschickten Rede hell die sonderbaren Abhängigkeitsverhältnisse land sich diesem Vorgehen anschließt, so sollte es nicht zu zwischen Kriegsministerium und Militärkabinett. fchiver sein, einen Ausgleich zu finden. Der Kriegsminister muß im Reichstage als Kugelfang dienen, Diplomatie würde jedenfalls gut tun, in der Frage der während andere Leute, die der parlamentarischen Verantwor- Stompensationen möglichstes Entgegenkommen zu tung entzogen find, den entscheidenden Einfluß ausüben. beweisen. Genosse Liebknecht rechnete gründlich mit der lenden­

Der 1. Mai ist das Fest des Frühlings, der alle Lebens­fäfte gleich einer Springflut emporschäumen läßt. Am 1. Mai sollen sich auch die so lange gebannten Kräfte des Volkes lenzgewaltig regen.

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In Belgien   schwoll das Freiheitsdrängen des Volkes zu gewaltiger Tat empor zu einem ersten Schlag wider den allzu siegessicheren Feind. Auch in Preußen gilt es, einen ersten Schlag zu führen: durch die

Abstimmung am 16. Mai!

Weitere tuchtige Schläge sollen folgen! Vorwärts für Frieden und Freiheit!

Der mit den Rechten der ehrlichen Arbeit! Nieder mit allen Schmarotzern des Volkes!

Europas   Sorgen.

Desterreichs Ungeduld.

Die italienische

lahmen Bertuschungserklärung des Direktors der Krupp- Wien, 26. April. Die Abendblätter erfahren aus unter­werke, Hugenberg  , ab und warf zugleich neue interessante richteten Kreisen: Es ist anzunehmen, daß auch der russische Streiflichter auf die Machenschaften des Rüstungskapitals, Vertreter gleich allen übrigen Vertretern der Mächte befonders auf seine internationale Verbrüderung. Genosse in Cetinje  , welche bereits im Befihe der entsprechenden Liebknecht machte die intereffante persönliche Feststellung, daß Instruktion sind, ungesäumt eine Instruktion erhalten wird, der Verfasser des berüchtigten Briefes der Deutschen   Waffen- bon Montenegro die llebergabe Sfutaris an lund   Munitionsfabrik zur Beeinflussung der Pariser Presse, die Mächte zu verlangen. Denn es ist ganz klar, daß die