A) Erbliche Berechtigungen:s) das Haupt des fürstlichen Hauses Hohen-zollern-Sigmaringen........ 1b) die Häupter der vormaligen deutschenreichsständischen Häuser....... 22o) Fürsten, Grafen und Herren der Herren-lurie des Vereinigten Landtages.... LI6) auf Grund besonderer königlicher Ber-leihung............. i'2Zusammen erbliche Berechiigungen... 116B) Berechtigungen auf Lebenszeit:s) die zeitigen Inhaber der großen Landes-ämler in Preußen......... 4b) aus besonderem königlichen Vertrauen. böc] auf Grund von Präsentationen.... 180Zusammen... 273-• Im ganzen Berechtigungen.. 380Nun wissen aber bei weitem nicht alle die Ehre eines preußi-fchen Gesetzgebers zu schätzen. Von den erblichen Berechtigungenruhen zurzeit nicht weniger als 37, darunter die Stimme für dasHaupt des fürstlichen Haufes Hohenzollern, 8 von den 22 Stimmender Häupter der vormaligen deutschen reichsständischen Häuser,20 von den LI Stimmen der Fürsten, Grafen und Herren derHerrenkurie des Vereinigten Landtages, ja sogar 8 Herren, die aufGrund besonderer königlicher Verleihung erblich berechtigt find, übendieses Recht nickt aus. Da nehmen die nicht erblich, sondern nurauf Lebenszeit Berechtigten es mit ihrem Amt doch ernster, solcheBerechtigungen ruhen zurzeit nur 1». Ueberhaupt noch nicht ein-getreten ins HauS sind Ernst Landgraf von Hessen, Fürst zu Rheina-Äolbeck und Burggras und Graf Alfred zu Dohna-Finckenstein.Im ganzen sind 339.Herren" eingetreten, die wenn man vonder Handvoll Vertreter der Landesuniversitäten und der Städte ab-sieht, fast ausschließlich dem hohen und höchsten Adel angehören.Unter ihnen befindet sich auch Fürst Eulenburg, desien Teil-nähme an der Gesetzgebung, wenn sein Gesundheitsznstand es ihmerlaubt, nichts im SBejje steht.So zusammengesetzt ist die.Erste Kammer", diese um mitdem konservativen Historiker Heinrich von Treitschke zu reden—verdutzte und entwürdigte Versammlung, die der Staat als totesGlied an seinem Leibe fortschleppt.Wann endlich wird das preußische Volk sich aufraffen, um neben� dem elenden Dreillassenwahlsystem auch das Herrenhaus zu be-seitigen und damit die Erinnerung an daS Jahr 1854 auszulöschen ZAus dem elsah-lothriugische« Landtage.Die Erste Kammer deS elsaß-lothringischen Parlaments nahmam Mittwöchvormittag die Beamtenbesoldungsvorlage in einer Forman. die darauf schließen läßt, daß die Vorlage Gesetz wird. Be-kannllich strich die Zweite Kammer die Gehälter der höchsten Landes-beamien, worauf die Erste Kammer als Bundesgenosse der Regierungim Gegensatz zur Zweiten Kammer die letzte Regierungsvorlagewieder herstellte. Lange Zeit schien es, als ob diese Borlage.- an der daS Parlament ein Jahr gearbeitet hat. nichtzustande kommt und schließlich der Landtag sogar aufgelöst würde.Nunchat, die Erste Kammer soweit nachgegeben, daß die Besoldungs-resorm.auf keine allzu großen Schwierigkeiten mehr stoßen wird.Ungeduldige Rüstungsfanatiker.Die Budgetkommisfion des Reichstags nimmt ihre Arbeiten am20. Mai wieder auf. Den Rüstungsinteressenten scheint dieserTermin reichlich spät zu sein, weshalb sie in der.Post" verkündenlasten, daß verschiedene Mitglieder der Budgetkommisflon an denVorsitzenden, Abg. Spahn, das Ersuchen gerichtet haben� mit denArbeilen bereits zu einem früheren Termin-wieder zu beginnen.—Mit diesem Wunsch werden die auf baldigen Profit bedachtenPalrioien kein Glück haben, denn eS liegt nicht der mindeste Grundvor, die Borlage auf diese Art durchzupeitschen.Verschlechterung der(Seschäftsordnuugdes Reichstagsfordert die Presse der Rüstungsinteressenten, denen vor neuen Eni-hüllungen über ihre gemeingefährlichen Praktiken grauen mag. Inden.S t e t t i n e r N e u e st e n N a ch r i ch t e n". einem sogenanntenunparteiischen Blatt, da? in der gleichen Nummer die Friedensstörungdurch Oesterreich mit Jubel begrüßt, wird die.Befürchtung" aus-gesprochen, daß die Sozialdemokratie durch Abänderungsanträge undlange Reden die Abstimmung über die Heeresvorlage„verschleppen"möge. Deshalb wird der Borschlag gemacht:.Hier wird man, wenn alle Stränge reißen, schließlich dochgenötigt sein, die Energie zu zeigen, die man einst bei der Be-ratung der Handelsverträge aufgebracht hat. als der Antrag Aich-bichler den llnsinn deS Formalismus wieder in Vernunft und derAntrag Kardorff die Plage einer Minderheitsherrschast durchdie Siatuierung des Mehrheitsrechtes wieder in eine Wohltat ver-wandelte."Der Militarismus ist der Inbegriff der rohen Gewalt. Es istdeshalb ganz natürlich, daß l'eine Anhänger durch eine brutale Ge-waltpolitil ihre Ziele' durchsetzen wollen. Doch so leicht wie imJahre 1902 geht"die Geschichte nicht mehr, zumal die Spuren derAnträge Aichbichler und Kardorff schrecken.Seminariste« als Staatsretter.Eine ebenso lächerliche wie herausfordernde Demonstration gegenden.inneren Feind" leistete sich das Lehrerseminar in DroffensKreis West-Sternberg). Dort fand am Sonntagnachmittag ausAnlaß der ReickStagSersatzwahl eine von der Sozialdemokratie ein-berufene VoUsvcrsammIung statt, die unter freiem Himmel tagte, dader Arbeiterschaft in Troffen ein Saal nicht zur Ver-fllgung steht. Trotz des miserablen Detters hatten si4_ ca.300 Personen eingefunden. Doch noch eine weitere.Zuhörer-schaff stellte st(6_ ein. Das BersammlungSgrundstück grenztenämlich an eine Straße, auf deren gegenüberliegender Seite derGarten des Lehrerseminars liegt. In diesem hatten die Zöglingedes Seminars untrer Anführung ihrer Lehrer und desweisen Herrn Direktors Aufstellung genommen. Zur Ver-stärkung war außerdem noch eine Klaffe der Präparandenanstalt—fünfzehn- bis sechzehnjährige Burschen—.mobilisiert" worden.Kaum hatte der Referent der Versammlung. Genosse Kuttner. zusprechen begonnen, als die angehenden Volkserzieher auf Kommando.Patriotische' Gesänge anstimmten mit der leicht erkennbaren Absicht,durch lautes Gesinge den Referenten zu übertönen. Das gelangihnen jedoch nicht. Ter Referent kennzeichnete diese alberne Kund-gebung vielmehr in einer Weise, welche die anfängliche Entrüstungder Versammlung in stürmische Heiterkeit umwandelte. Nur dieserWendung verdanlen e- die patriotischen Radauhelden, wenn manihr provozierendes Benehmen im weiteren unbeachtet ließ, wenigerdem Umstand, daß sich die„gebildeten" jungen Herren mit dickenKnüppeln bewaffnet hatten, die sich in den Händen dieser„Simpli-cissimus-'-KariZat-uren allerdings mehr humoristisch als furcht-�regend ausnahmen... Nach Schluß der Versammlung veranstalteten schließlich diegrünen Jünglinge noch einen Demonstrationszug durch die«traßenProssens. Besonders marschierten sie vor dem Lokal auf und ab,m dem der Referent Platz genommen. Dieser benutzte eine nochgleichen Abend stattfindende bürgerliche Versammlung, um daS6£m4£ Säe ehalten des Seminars gebührend an den Pranger zustellen. Wiewohl das bürgerliche Publikum stark verirekn war, jerwuchs dem Rektor mit seinen Zöglingen kein Verteidiger.Qchvccxz.Volksabstimmungen und Wahlen.Zürich. S. Mai.(Eig. Ber.)Der 4. Mai war für die Schweiz ein ganz außergewöhnlichreicher Wahl- und Abstimmungstag von eidgenössischer, kantonaler,regionaler und lokaler Bedeutung. An der Spitze stand die Bolls-abstimmung über die Revision bezw. Ergänzung derBundesverfassung dürch Aufnahme folgender neuen Be-stimmnngen:„Art. 69. Der Bund ist befugt, zur Bekämpfung über-tragbarer oder stark verbreiteter oder bösartiger Krankheiten vonMenschen und Tieren gesetzliche Bestimmungen zu treffen". DieVorlage ist in der VolkSabstimm mg mit 164765 gegen 107197Stimmen angenommen worden. Die Initiative zu dieser Ver-fossungSrevision ist von unserem Genossen Dr. med. Rilli, MitglieddeS Nationalrates, und damit von unserer gesamten Fraktion deS-selben ausgegangen.Im Kanton Schaffhausen wurde ein neues Bau-g es etz mit 3315 gegeu 2683 Stimmt verworfen; im KantonÄ a r g a u das neue Wahlgesetz mit 26 077 gegen 11 399Stimmen ebenfalls verworfen.In der Stadt Zürich fand die Vorlage betreffend dieAlters- und Invalidenversicherung der Arbeiter;Angestellten und Beamten der Stadt Zürichmit 13 890 gegen 4376 Stimmen Annahme, während die anderestädtische Vorlage betreffend eine neue Reservekraftanlagefür das städtische Elektrizitätswerk, wobei es sichum keinerlei politische Gesichtspunkte, sondern rein technische Fragenhandelte und für die unsere Partei die Stimmen freigegeben hatte.mit 10177 gegen 8537 Stimmen verworfen wurde.Im Winterthurer Wahlkreise fand eine Ersatzwahl in denNationalrat statt für den verstorbenen Maschinenfabrikantenund schweizerischen Ob er scharfmach er Sulzer-Ziegler. Sein Schulerund Handlanger, Redakteur Wehrlin, erhielt 4375, der Bauern-kandidat Zwingst 5871 und der Sozialdemokrat Prof.Dr. Schenkel in Winterthur 7292 bei einem absolutenMehr von 8828 Stimmen. Unsere Partei hat also die meistenStimmen aufgebracht und hat alle Aussicht, im zweiten Wahlgangden Sieg zu erringen.Im Bezirk Zürich wurde unser Genosse Halter ohneGegenkandidat mit 12 037 Stimmen als Bezirksanwalt(Untersuchungsrichter) g e w ä h I t. Auch bei der Wahl der Schul-behörden, der Friedensrichter und Beitreibungsbeamten(Gerichtsvoll-zieher) erzielte unsere Partei Erfolge. Zum erstenmal wurde eineFrau in die Schulbehörde gewählt in der Person unserer GenossinFrl. Dr. B r ü st l e i n, die nun Mitglied der Zentralschulpflege derStadt Zürich ist.In der Stadt Bern erhielt unser Genosse AdvokatZ g r a g g e n bei der Wahl des Polizeidirektors, der zu-gleich Mitglied des Gemeinderates(Magistrats) ist, 4033, sein frei»freisinniger Gegenkandidat Dr. Lang 4745 und der konservativeDr. Zeerleder 968 Stimmen. ES ist also«in zweiter Wahlgangnotwendig. Unser Genosse Zgraggen ist schon seit Jahren stellver-tretender Polizeidirektor.Und schließlich noch ein schöner Sieg in Bi-el, wo unser Ge-n o s s e Wyßhaar mit 1600 gegen 1200 Stimmen als Bezirksstatthalter(höchster administrativer Bezirksbeamter) ge-wählt wurde. �______.—.■■-.....--- Frankreich.Der sozialistische Protest gegeu die Zurückbehaltungder JahresklasieParis, 7. Mai. Die„Humanits" veröffentlicht denvon der Kammergruppe der geeinigten Sozialisten beschlossenenAufruf gegen die Zurückbehaltung der Jahres»klasse ILIO. In dem Aufrufe heißt es: Der Minister-Präsident hat die Kühnheit gehabt, im„Temps" anzukündigen,daß er die im September d. I. freiwerdende Jahresklasse durchDekret zurückbehalten und zu einem dritten Dienstjahre- ver-urteilen werde. Das ist eine unerträgliche Ungesetzlichkeit undeine Art Staatsstreich. Das Gesetz von 1995 erlaubt demMinisterium lediglich, die Altersklasse provisorisch und wegender im Augenblick ihrer Entlassung festgestellten außergewöhn-lichen Umstände zurückzubehalten. Das Gesetz gestattet ihmnicht, sechs Monate vorher ein drittes Dienstjahr anzuordnenunter Berufung auf die durch die neuen deutschen Rüstungenverursachten dauernden Notwendigkeiten. Diese Frage kannnur durch ein Gesetz geregelt werden. Die willkürlich undungesetzlich zurückbehaltenen Soldaten müssen das Rechthaben, gegen diesen Mißbrauch der Gemalt beimStaatsrat Beschwerde zu erheben. Diese Uebereilung. dieseBrutalität, dieses Staatsstreichdekret, durch das 200000 Soldaten ungesetzlich in den Kasernen zurückgehalten werdensollen, kann nur die Wirkung haben, die Bewilligung derdeutschen Militärvorlagen zu beschleunigen und dem franzö-fischen Militarismus neue Vorwände zu liefern.Der Empfang des Königs von Spanten.Paris, 7. Mai.(Privattelegramm des„Vor-wärts".) Anläßlich des Besuchs des Königs vonSpanien veröffentlicht die„Humanits" ein gemeinsamesManifest des spanischen und französischenParteivorstandes. In demselben wird besonders be-tont, daß die Arbeiter beider Länder ein friedliches Einver-nehmen beider Völker im Auge haben,.sie erklären ausdrück-lich. daß sie zur Erringung politischer Freiheit und sozialerRechte den internationalen Frieden haben wollen. DasManifest erklärt, daß die bürgerlichen Regierungen keineBürgschaften dafür bieten, daher sei es die dringendste Auf-gäbe der Lwzialisten beider Länder, einander bei Verteidigungder Freiheitsrechte zu unterstützen und jede Entente, die-dieFreiheit irgendeines Landes beeinträchtigen würde, zu bekämpfen; vor allem sich jeder Vermehrung der Rüstungen zuwidersetzen.Die„Bataille Syndicaliste" veröffentlicht ebenfalls einenProtest, indem sie die Konföderation und ihre Gewerkschaftenauffordert, König Alfons den verdienten Empfang zu bereiten Ebenso veröffentlicht die genannte Zeitung weiterauf der ersten Seite eine Aufforderung des anarchistischenBundes, worin unter anderem aufgefordert wird, heute abendvor der spanischen Botschaft zu demonstrieren Die Polizeitrifft große Maßnahmen, um Ausschreitungen zu verhindernDer Empfang des Königs trug durchaus militärischenCharakter. Von volitischer Bedeutung ist der Bestich inso-fern, als man vermutet, Spanien in die Triple-Ententc mithineinzuziehen Im übnaen aber gab man sich Mühe, dasPublikum möglichffacumn-Stra'llten. Die gesamte große Pressebeweihräuchert f eines italienischeift�gegen die radikale Presseteils höflich fiffischen Städten ist sie äfft. Stur das neue BlattClemenceau-' in London im Betrieb gezei�oblied.RuBland.Schluß des finnisch eu Landtages.Unser fimnscher Korrespondent schreibt uns unter dem 2. Mai:Heute ist der finnische Landtag nach Abschluß seiner letzten Sessionnach Hause geschickt worden. Der ständigen Auflösungen und Neu-Wahlen müde, ließ die russische Regierung diese Legislaturperiodedes Landtages zu Ende gehen. Ihren Zweck, die Arbeiten derVolksvertretung illusorisch zu machen, suchte sie durch ein anderesMittel zu erreichen: durch eine ganz infame Verschleppungspolitikgegenüber allen Beschlüssen des finnischen Landtages. Die wichtigstenGesetze, die nach Petersburg zur Bestätigung gesandt wurden, sindgleichsam verschollen, dem Landtage ist sogar das Recht der Nach-frage nach ihrem Verbleib genommen. Zu gleicher Zeitwirtschaftet die Administration, unter Mißachtung der Volks-Vertretung und der Verfassung, nach den Anweisungen desrussischen Generalgouverneurs. Unter dem Druck dieser Verhältnissehat der Landtag jede Macht, jeden Einfluß verloren, lieber die Köpfeder Vollsvertrewng hinweg schaltet und waltet die russische Regie»rung in Finnland wie in einer eroberten Provinz.Die Neuwahlen für die neue Volksvertretung sind auf den 1. Augustanberaumt, und ihre erste Session beginnt am 1. Februar 1914.Welche Veränderungen aber bis dahin eintreten, entzieht sich jederVoraussicht.Bor dem Schluß der LandtagSsesfion richtete die sozialdemo-kraiische Fraktion folgendes Telegramm an die sozialdemokratischeDumafraktion in Petersburg:„Bevor wir nach Abschluß unsererArbeiten auseinandergehen, richten wir einen brüderlichen Gruß andaS in Kämpfen gestählte Proletariat Rußlands und seine würdigeBorkämpferin. Die sozialdemokratische Dumafraktion.")Zus der Partei.Zur Landtagswahl in Hohenzollern.AuS Hechingen wird uns geschrieben: Die bevorstehendeLandtagswahl in Hohenzollern wird von unserer Partei zu einerumfassenden Agitation in Dieser Zentrumsdomäne benützt. Wirtschaftliche Abhängigkeit und Drangsalierung durch die schriftlichen"Gegner haben uns veranlaßt, von der Aufstellung von Wabl-männern Abstand zu nehmen. Das hindert uns keineswegs, die■iiinden des Zentrums, namentlich in der Wahlrechtsfrage, denWählern vor Augen zu fuhren. Die Abhaltung von Bersamm-lungen wird durch systematische Lokalabteibung zu verhindernversucht. Wir müssen Deshalb unser Hauptaugenmerk auf eineumfassende Flugblattverbreitung richten. Diese mühevolle Arbeitist dem Zentrum äußerst unangenehm. Der..Zoller", dasHechinger Zentrumsblatt, zieht alle seine Schimpfregister. DasZentrum wolle das preußische Wahlrecht..verbessern", schreibt dasZentrumsorgan. Wie es damit in Wirklichkeit aussieht, weiß jedesKind. Durch unsere Agitation wird auch in Hohenzollern dieWahlrechtsfrage in den Vordergrund des politischen Lebens ge.schoben.Bon einer Agitation der„Fortschrittler" merkt man bi? jetztnichts._Aus den Organisationen.In ber Generalversammlung für den viertensächsischen Wahlkreis(Dresden-Neustädt) wurdeberichtet, daß die Mitgliederzahl von 13 031 auf 13486, also um455 gestiegen ist. Die Einnahmen und Ausgaben bilanzieren mit71 466 M. mit einem Kaffenbestand von 17 905 M. Für Bildung»-Zwecke wurden 5636 M. ausgegeben. 47 Volks- und 122 Mitglieder-oersämmlüngen wurden neben 78 sonstigen Veranstaltungen ab-gehaktem- Abonnenten für die„Dresdener-Volkszeitung" wurden177 gewonnen. Ihre Zahl stieg von 16 092 auf 16 269. Die Zahlder Gemeindevertreter stieg von 139 auf 162. Die Frauenbetvcgungstagnierte. Durch eine eingesetzte Kommission soll das Dele-giertenshstem für Generalversammlungen und die U r w a h Izu Varteidelegationen vorbereitet werden.Die Maifeier in Rußland.AuS Petersburg wird uns geschrieben:Obgleich die russische Maifeier erst auf den 14. Mai fällt,wurde sie in diesem Jahre in den westlichen Gebietest zu gleicherteit mit den westeuropäischen Staaten abgebalten. Nicht nur in_ innland und Russisch-Polen, die traditionell den 1. Mai n. St.seiern, auch in Litauen und in den Ostseeprovinzen fanden indiesem Jahre eindrucksvolle Manifestationen und umfangreicheArbeitseinstellungen statt. In Finnland fanden in allen Stäotengewaltige Umzüge statt. Besonders eindrucksvoll waren die Kuno-gebungen in Helsingfors. 10 000 bis 12 000 Arbeiter undArbeiterinnen, mit der sozialdemokratischen Landtagsfraktton ander Spitze, zogen unter den Klängen der Arbeitermarseillaise ingeschlossenen Reihen durch die Stadt. Während die ersten Reibendes Zuges bereits am Fichtenberg(Mantymaki) angelangt waren.hielten die letzten noch am Volkshause im Zentrum der>stadt.Der ganze Fichtenberg war mit Manifestanten bedeckt, an dievon vier Tribüuen Ansprachen gehalten wurden. Als Vertreterdes russischen Proletariats waren die Duma abgeordneten, Ge-nosse S kob el e w und Cha u stow anwesend, die von den sin-nischen Genossen enthusiastisch begrüßt wurden. Trug die Feierin Helsingfors noch einen europäischen Charakter, so stand sie inandern Stäoten der westlichen Gebiete unter dem Zeichen desMilitäraufgebots und der K o s a k e n k n u t e. InWarschau, wo die Fabriken infolge des katholischen Feiertagesgeschloffen waren, streikten sämtliche jüdische Werkstätten. Aufeinigen Straßen wurden Demonstrationen versucht, die Moni-sestanten wurDen.aber von der Polizei zerstreut. Die ganzeStadt starrte von Waffen. In W i l n a streikten fast sämtlicheWerkstätten und Fabriken. In Riga schloffen sich die größerenFabriken und Werke fast ausnahmslos dem Streik an. Nach be-scheidenen Berechnungen streikten hier an diesem Tage 50 000 Per-sonen. Am Abend fanden in der Nähe der Gertrudkirche Arbeiter-manifestationen statt, an denen viele Tausende von Personenteilnahmen. In der ganzen Stadt wärmt Flugblätter der sozialdentokratischen Partei verbreitet, die zur Arbcitseinstelluug aufforderten. Trotz der gewaltigen Vorbereitungen und der umfangreichen Haussuchungen und Verhaftungen in den vorher-flehenden Tagen, erwies sich die Administration dem Ansturm derMassen gegenüber völlig machtlos. Sie wußte von der geplantenDemonstration in der Nähe der Gertrüdkirche und brachten in den�anliegenden Höfen zahlreiche Trupps von Schutzleuten unter. Aberal» dte Massen heranströmten, vermochte die Polizei die Manifestation nicht zu verhindern. In ihrer Wut stürzte- sie sich aukdie Demonstranten, die die Mißhandlungen der Schutzleute mitSteinwürfen beantworteten. Ein Teil der Demonstranten fandsich nachher in den städtischen Parkanlagen ein, wo revolutionäreLieder gesungen wurden. Im allgemeinen erinnerte die dies-jährige Maifeier in Riaa cm die Jahre der Revolution.polfeeUWiea. OerlcbtUcbcs ukw.Preßprozeß.Durch. einen Abwehrartikel der„Bremer Bürger-Zeitung" fühlte sich ein Redakteur des Amtsblattes„BremerNachrichten" bcleidigi und jws Schöffengericht verurteilte denVerantwortlichen, Genossen Schwarz, wegen formaler Beleidi-gung zu drei Wochen Gefängnis. Dieses harte Urteil hat jetztdie Strafkammer kassiert und die Strafe wurde auf 76 M. feft-gesetzt.