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Nr. 113. 30. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt Sonnabend, 10. Mai 1913.

Verbandstag der Bauarbeiter.

Nach Eröffnung der Sizung am Freitag gab der Vorsthenbe Paeplow den dem Vorstande zugegangenen, in der gestrigen Nummer des Vorwärts" bereits mitgeteilten Beschluß des Arbeit­

Eine Nachricht aus Leipzig   war bis zum Schluß der Sizung noch nicht eingelaufen.

Außerordentliche Generalversammlung

geberbundes bekannt und bemerkte dazu: Die Unternehmer sind des Zentralverbandes der Zimmerer und verwandten

im Irrtum, wenn sie meinen, die Zahlung der erhöhten Löhne solle erst nach Unterzeichnung des Vertrages erfolgen. Da wir die Schiedssprüche angenommen haben, müssen wir selbstverständlich auch den Vertrag unterschreiben. Die vereinbarten, sowie die von den Unparteiischen festgesetzten höheren Löhne treten mit der Annahme der Schiedssprüche, rückwirkend vom 2. Mai ab, in Kraft und müssen am Lohntage dieser Woche, also am 9., beziehungsweise 10. Mai gezahlt werden. Wenn der Arbeitgeberbund seine Unterverbände nicht in diesem Sinne an weisen sollte, dann hat er die Vorbedingungen des Vertrages nicht erfüllt. Ferner irrt sich der Arbeitgeberbund darin, daß er sagt, die am 6. Mai vorgenommenen Korrekturen der Löhne für Rhein­ land- Westfalen   hätten keine Gültigkeit, weil sie ohne Anhörung der Unternehmerbertreter zustandegekommen seien. Wir halten die Vereinbarungen vom 6. Mai für unbedingt gültig. Die Unpar­teiischen hatten die Sache in die Hand genommen und die beider­seitigen Vertreter geladen. Wir waren bei diesen Verhandlungen bertreten und der Arbeitgeberbund war. durch einen General­sekretär und einen zweiten Sekretär vertreten. Auch der Arbeit­geberbund hatte den Wunsch, daß die im ersten Vorschlage der Un­parteiischen enthaltenen Unstimmigkeiten richtig gestellt werden. Wir können den gesamten Vorschlägen der Unparteiischen nur unter der Voraussetzung zustimmen, daß die Aenderungen vom 6. Mai gültig sind. Ich glaube, daß auch die drei Unparteiischen an dem festhalten werden, was unter ihrer Zustimmung am 6. Mai ber­einbart worden ist. Was uns die Unternehmer jezt mitgeteilt haben, das ist eine sehr verklausulierte Zustimmung, die wir nicht anerkennen können. Wir werden vorläufig, obgleich ein Teil unserer Kollegen die Antwort der Unternehmer als eine Ab­lehnung ansehen wird, an unserem Beschluß nichts ändern. Doch die Situation ist augenblicklich wieder eine ungewisse. Wir werden zunächst versuchen, uns wegen dieser Differenzenpunkte mit dem Arbeitgeberverband zu verständigen. Zu diesem Zwed fahren die Kollegen Silberschmidt und Winnig mit zwei Vertretern des christlichen Bauarbeiterverbandes sofort nach Leipzig  . Sic werden uns heut nachmittag telegraphischen Bericht erstatten. Hierauf nahm der Verbandstag die

Statutenberatung

Berufsgenoffen Deutschlands  .

Berlin  , den 9. Mai 1913. Ziveiter Verhandlungstag.

Beim Beginn der Sigung teilte Schrader mit, daß die Tagungen der Arbeitnehmer ohne Ausnahme den Vorschlägen der Unparteiischen zugestimmt haben, doch habe der Arbeitgeberbund, der zurzeit in Leipzig   tagt, eine andere Stellung dazu einge­Der Vorstand empfehle daher nachstehende Resolution nommen. in dieser Frage zur Annahme:

Die Generalversammlung des Zimmererverbandes nimmt Kenntnis von der Entschließung der Generalversammlung des Arbeitgeberbundes für das deutsche   Baugewerbe und stellt fest, daß diese nicht in allen Teilen den getroffenen Vereinbarungen und den Entscheidungen der Unparteiischen entspricht. Insbe­sondere trifft dies zu auf die Bestimmung, wonach die verein­barten Lohnerhöhungen vom 2. Mai d. J. ab in Kraft treten und an dem darauf folgenden Lohnzahlungstage zur Auszahlung gelangen sollen.

Demgegenüber hält die Generalversammlung des Zentral­verbandes der Zimmerer an den Vereinbarungen fest und er­klärt, daß sie den Vorschlägen der Unparteiischen, die keines­wegs eine Befriedigung der Zimmerer darstellen, zugestimmt hat nur in der Voranssehung, daß diese auch vom Arbeitgeber­bund ohne Einschränkung angenommen und durchgeführt werden. Es wird deshalb erwartet, daß der Arbeitgeberbund für das deutsche Baugewerbe seinen abweichenden Standpunkt revidiert, geschicht das nicht, so muß der Zentralverband der Zimmerer dem Arbeitgeberbund die Verantwortung für die Weite­rungen, die sich aus seinem jezigen Verhalten ergeben, selbst überlassen."

Dieſe Reſolution fand einstimmige Annahme.

Ueber die

Berichtigung. In dem Bericht vom Donnerstag muß es bei Schilderung der Erhöhung der Stundenlöhne Pfennige statt Mark Heißen.

Aus aller Welt.

Ode an das preußische Wahlrecht.

Eine der Schönheiten des preußischen Wahlrechts besteht burn, daß ein Bordellwirt in der ersten Wählerklasse sein Wahl­recht ausüben konnte. Diese Tatsache wurde seinerzeit in den Lustigen Blättern gewürdigt. Das Poem mag der unverdienten Vergessenheit entrissen werden.

TETAS

1994

Da war ein Mann von viel Talent, Der hatte ein, was man so nennt, Bums vallera juchhe! Wo war denn das? In Altona  ... Da tat fich was im Venusberg  

Bums vallera juche!

So was nährt reichlich seinen Mann, Was geht denn das die andern an, Der Mann wählt in der ersten Klass', Ja, solche Ehre kommt von das,

Bom Bums vallera juchhe! Der du in dritter Klasse wählst, Daß du dich nicht mit Mißgunst quälst! Was bist du denn auch weiter groß? Ein Arbeitsmann, ein Kofmich bloß, Ein Musikus, ein Advokat,

Ein Schreiber, ein Regierungsrat, Ein Fabrikant, ein Archivar, Am Ende ein Minister gar.

Du miserable Kreatur

Wähl' du in dritter Klasse nur, Warum hast du Rhinozeros.

Nicht auch so ein

-

wie sagt man bloß?

So'n Bums vallera,

So'n Bums vallera,

So'n Bums vallera juchhe!

Schreckliche Folgen eines Knabenstreiches.

In fürchterlicher Weise haben fünf Knaben für einen dummen Regelung der Lohn- und Arbeitsbedingungen im Betongewerbe Streich büßen müssen. In Frasso Teresino in Süditalien  referiert Bringmann. Die Frage sei entstanden durch die kamen diese fünf auf den unseligen Einfall, aus einer Fabrik für wieder auf. Zur Debatte standen die Abschnitte, welche die Bei- Forderung des Arbeitgeberbundes, das Betongewerbe in das Tarif- Feuerwerkskörper 6 Kilogramm Pulver zu bengalischem Licht zu trags und Unterstützungsfähe feitjeben. Die Vor- berhältnis einzubeziehen. Diese Forderung sei bereits in München   stehlen. Nachdem sie das Zeug glücklich durch ein Fenster hinaus­schläge der Kommission weichen von dem bisherigen Statut haupt erhoben worden, habe dann auch weiterhin eine bedeutende Rolle gebracht hatten, steckten sie die ganze Masse mit einem sächlich insofern ab, daß der Beitrag für 44 Wochen im Jahre er- in den zentralen Tarifverhandlungen gespielt. Auch habe die male an und wurden von der aufschlagenden Flamme schwer hoben werden soll, während das Jahr bisher nur 40 Beitragswochen gegenwärtige Generalversammlung in ihrer ersten Tagung Stel­hatte. Die Beiträge sollen erhöht werden, und zwar derart, daß die lung dazu genommen. Die Unparteiischen haben dann in ihren berlebt. Zwei der Kinder liegen im Sterben, die drei bisherigen Beitragssäge( 40-90 Pf. pro Woche) in vollem Betrage Vorschlägen die Sache dahin geregelt, daß die Betonarbeiten mit übrigen haben das Augenlicht eingebüßt. der Hauptkasse zufallen und für die Lokaltaisen ein Zuschlag von unter den Tarifvertrag fallen. Die nähere Regelung unterliegt Kleine Notizen. mindestens 20 Prozent erhoben werden soll. Während an den be- der Vereinbarung der örtlichen Organisationen." Diese Regelung Folgen des Alkohols. In der Nacht zum Freitag gerieten in stehenden Unterstüßungszweigen in der Hauptsache nichts geändert sei auch in recht weiten Kreisen erfolgt, trotzdem seien die Beton- einer Wirtschaft in Friedrichsort   bei Riel ein Obermaat und wird, soll die Arbeitslosenunterstübung als neuer Unterstützungs- firmen nicht zufrieden und verlangen eine zentrale Regelung, ein Borarbeiter der Torpedowerkstätten mit einem Privatlehrer in zweig eingeführt werden. Für ihre Einführung hat sich der Jenaer   obgleich der Vorstand des Arbeitgeberbundes den Vorschlägen zu Streit. Später wurden der Vorarbeiter und der Obermaat Verbandstag bereits im Prinzip entschieden, so daß nur noch die gestimmt habe. Hierzu müsse die Generalversammlung erneut Leistungen der Arbeitslosenunterstützung festzusehen waren, was Stellung nehmen. Der Referent legt dazu Richtlinien vor, welche mit schweren Schußwunden auf der Straße aufgefunden. denn auch in der Kommissionsvorlage geschehen ist. dem Zentralvorstand und den verhandelnden Personen an die Man glaubt, daß der Privatlehrer der Täter ist. Vergiftete Wurst. Nach dem Genuß von Wurst erkrankte in Die Diskussion über diesen Teil des Statuts zog sich bis in Hand gegeben werden sollen. die späten Nachmittagsstunden hin. Eine Reihe von Abänderungs- Eine kurze Debatte setzte über diese Frage ein, in der alle Recklinghausen   ein Arbeiterehepaar. Die Frau ist bereits anträgen wurden gestellt, vereinzelt auch Bedenken gegen die Redner sich gegen eine zentrale Regelung in der Be- gestorben, während der Mann mit dem Tode ringt. Arbeitslosenunterstützung an sich erhoben. Ein Teil der Redner ton frage aussprechen. Ege- Frankfurt führte aus, daß der wie bekannt, den Güteragenten Strofinski durch zwei Revolver­forderte, daß die Entscheidung über die Arbeitslosenunterstützung Betonbau erst in der Entwickelung begriffen sei und sich durch- kugeln im Deutschen   Hause in Allenstein   lebensgefährlich verlegte, bis zum nächsten Verbandstage vertagt werde. Andere Redner aus nicht eigne für zentrale tegelung der Arbeitsverhältnisse, da wollten, daß diese Frage durch Urabstimmung entschieden werde. zu sei das Gewerbe viel zu jung. Der Verband müsse auf der bat Donnerstagnachmittag im Allensteiner Gerichtsgefängnis Selbstmord durch Erhängen begangen. Die vorgeschlagene Erhöhung der Beiträge wurde von verschiedenen Innehaltung der unverbindlichen Beschlüsse der Unparteiischen vom Ein schöner Sommerfis im Bezirk Rednern als zu weitgehend bezeichnet, weil man in Mitglieder- 12. März d. J. beſtehen, da in diesem Gewerbe nur örtlich die Barrow ist durch einen Brand vernichtet worden. Bei der Brand­freifen einer neuen Belastung mit großer Unzufriedenheit begegnen Lohn- und Arbeitsverhältnisse geregelt werden können. In ähn- stätte wurden Flugschriften der Frauenrechtlerinnen würde. Troz dieser Einwendungen ließ der Verlauf der Diskussion lichem Sinne sprechen unter anderem noch Walter Wek, gefunden. Der Sommerfig war unbewohnt, er gehörte früher einem bermuten, daß die Vorlage der Kommission, wenn auch mit einigen Schwenninger- Mülhausen  Mayer- Hamburg, Hüttenbesizer Schneider. Aenderungen, angenommen werden würde. Doch die Abstimmung Finsel. Elbing  , Kroneberg- Leipzig, die fast alle kurz und Marktpreise von Berlin   am S. Mai 1913, nach Ermittelungen brachte eine unerwartete Ueberraschung. Zunächst wurden einige präzije zentrale Verhandlungen für den Betonbau abwiesen. Abänderungsanträge angenommen, die das Gesamtbild nicht wesent- Markhardt Hamburg  , Steffens- Bremen, Schrades fönigl. Bolizeipräsidiums. 100 Kilogramm Weizen, gute Sorte 20,58 lich ändern. Dann erfolgte die namentliche Abstimmung über den der- Hamburg   und Rösch Dresden erklärten sich für die vom bis 20,60, mittel 20,54-20,56, geringe 20,50-20,52. Roggen, gute Sorte 00,00-16,30, mittel 00,00-00,00, geringe 00,00-00,00,( ab Bahn). Futter­ganzen, zehn Paragraphen umfassenden Teil der Vorlage, welcher Referenten gezeichneten Richtlinien; sie empfehlen, nach diesen gerste, gute Sorte 16,10-16,60, mittel 15,50-16,00, geringe 15,00-15,40, die Beiträge und das gesamte Unterstützungswesen regelt. Es Festlegungen in dieser Frage zu arbeiten. Hafer, gute Sorte 17,80-19,70, mittel 16,60-17,70( frei Wagen und ab murden 237 Stimmen für und 154 Stimmen dagegen abgegeben. Bahn). Mais( mixed), gute Sorte 15,20-15,60. Mais( runder), gute Die für Statutenänderungen erforderliche Zweidrittelmehrheit ist Sorte 00,00-00,00, Richtftroh 0,00. cu 0,00-0,00. nicht erreicht, also gilt der ganze Abschnitt der Vorlage als abgelehnt.

Nach einer Geschäftsordnungsdebatte beschloß der Verbands­tag, daß der Vorstand mit der Statutenkommission in Beratung treten soll, um dem Plenum neue Vorschläge an Stelle der abge lehnten zu machen. Das Ergebnis der Kommissionsberatung wird am Sonnabend vorgelegt werden.

V

i. E.,

Die Generalversammlung beschloß demgemäß und beauftragte die Verhandlungskommission, an der Verhand Iung, die zur Regelung der Betonfrage am 16. Mai stattfindet, teilzunehmen und ihre Beschlüsse im Sinne der Ver­bandstagsdebatten zu fassen.

Damit sind die Arbeiten des Verbandstages erledigt. Doch wird dem Vorstand das Recht erteilt, die Delegierten, wenn es sich notwendig macht, auch noch ein drittes Mal zusammenzurufen, um die Tarifbewegung endgültig zu regeln.

0

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