Nr. 117.
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addyDb30. Jahrg.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 1983.
Donnerstag, den 15. Mai 1913.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplak, Mr. 1984.
Hier sit
Macht Euch schlagbereit!
Nur ein Tag noch trennt uns von den Urwahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus. [ viele Tausend Unterbeamte durch die Versehung in cine niedrigere Wohnungsklasse schwer Nicht können wir wie bei der Reichstagswahl den Volksmassen zurufen, daß es nun an der geschädigt worden waren.
Zeit sei, an ihren Bedrängern und Peinigern Vergeltung zu üben. Denn feste Bollwerke und Noch während der letzten Tagung des Landtages war es die sozialdemokratische LandVerhaue, Gräben und Stacheldrähte schützen die herrschenden Volksunterdrücker gegen den tagsfraktion, die wiederholt mit aller Entschiedenheit die endliche Aufbesserung der UnterZorn und die Vergeltung der Massen: das schnöde Dreiklassenwahlrecht mit all seinen beamtengehälter gefordert und Zentrum und Liberalismus schonungslos an ihre Pflicht bekannten Ungeheuerlichkeiten. Dennoch ergeht an die Massen auch diesmal die dringliche gemahnt hatte. Wenn die Beamten wollen, daß eine Mahnung: Tut Eure Pflicht! Wählt am 16. Mai Mann für Mann die
sozialdemokratischen Wahlmänner!
durchgreifende Gehaltsaufbesserung
Die Herrschenden wollen es ja nicht glauben, daß die Empörung der Massen über nicht auch vom nächsten Landtag verschleppt werden soll, so dürfen sie auf keinen Fall dazu die unsägliche Wahlentrechtung durch das Dreiklassensystem, durch die indirekte Wahl, durch beitragen, daß bürgerliche Wahlmänner gewählt werden. Jeder pensionierte Beamte aber kann ungeniert die
die öffentliche Abstimmung und die schreiend ungerechte Wahlkreiseinteilung so groß sei, daß sie sich endlich zu einer radikalen Wahlreform verstehen müßten. Sie halten das Volk für so lammfromm und so schafsgeduldig, daß sie es auch ferner
tönnten.
rücksichtslos knebeln und schamlos ausbeuten
Da hilft nur der entschlossene Notwehratt der Volksmassen, das unerschrockene Betenntnis: die Wahl sozialdemokratischer Wahlmänner trotz aller Ungunft des Wahlrechts und tros des infamen Spioniersystems der öffentlichen Abstimmung! Bringt die Arbeiterklasse nicht den Mut zur massenhaftesten Wahlbeteiligung auf, so wird ihr die herrschende Klasse erst recht nicht Opferwilligkeit und Courage zu energischeren Pressionsmitteln zutrauen und die rechtlosen Drittklassigen mit einer Reform abspeisen, die nichts ist als
blutigster Hohn auf die proletarischen Wahlrechtsforderungen!
Das Wahlrecht steht auf dem Spiele! Von dem Ausfall der Wahlreform aber hängt es ab, ob Preußen sich zu einem modernen Kulturstaate entwickeln oder aber die alte Trng burg der Junkerkaste und des mit ihr verbündeten Klerus bleiben soll! Behalten aber Junker und Pfaffen in Preußen das Heft in der Hand, so vermag die borussische Reaktion auch im Reiche trotz des Reichstagswahlrechts dem Volke das Knie auf die Brust und den Daumen aufs Auge zu drücken! Entweder wird die preußische Reaktion niedergerungen oder das
ganze deutsche Volk wird zur Helotenrolle herabgewürdigt!
Arbeiter! Gedenkt all der Kränkungen und Schädigungen, die Euch die preußische Reaktion zugefügt! Gedenkt des Sturmlaufs der Dreiklaffenmänner gegen das bißchen
reizungen, ein
sozialdemokratischen Wahlmänner wählen!
Keine Behörde kann einem pensionierten Beamten etwas anhaben, wenn er von seinem Staatsbürgerrecht vernünftigen Gebrauch macht! Die pensionierten Beamten sind gegen jeden Behördlichen Terror gefeit! Mögen insbesondere die Altpensionäre zeigen, daß die ihnen von den bürgerlichen Parteien widerfahrene Behandlung sie zum Denken, zum politischen handeln gebracht hat!
Vor allen Dingen müßte aber auch jeder Lehrer den sozialdemokratischen Vorstoß mit Freuden begrüßen. Denn nur die Sozialdemokratie fordert entschieden die
Einheitsschule,
nur sie verlangt strikteste Trennung von Staat und Kirche und damit die Beseitigung jeder kirchlichen Bevormundung der Schule und die Ausschaltung jeglichen Gewissens zwanges, unter dem heute viele Tausende von Lehrern seufzen. Alle Lehrer, die nicht nur materielle, sondern auch ideelle und kulturelle Interessen verfechten, sind an den Wahlerfolgen der Sozialdemokratie innigst beteiligt!
Ueberhaupt gilt von allen Intellektuellen" genau dasselbe, was von den Lehrern gilt. Das Dreiklassenhaus hat sich dadurch einen Pegel seines Kulturniveaus gesetzt, daß es aus seinem Lesezimmer den„ Simplizissimus" verbannte! Diese Aktion, durch die sich das Haus den verdienten Spott. Und wie hier ist es jederzeit nur die Sozialdemokratie, die den Lex Heinze- Geist
vor aller Welt lächerlich machte, fand bezeichnenderweise nur bei der Sozialdemokratie
Arbeiterschutz ! Gedenkt ihrer Attentate gegen das Koalitionsrecht! Gedenkt ihrer Auf- und den fanatischen Haß gegen wahrhaft freie Wissenschaft und freie Kunst, die das DreiVerbot des Streifpostenſtehens
-VO
Klassenhaus beherrschen, gebührend an den Pranger stellt. Jeder Gebildete, der modernen Anschauungen huldigt, findet so seine geistigen Interessen nur gewahrt bei der Sozialdemokratic, durchzusehen! Erinnert Euch der Aufputschung der Regierung durch das Dreiflaffenparlament, während sich selbst der Freisinn auch hier längst in faulste Kompromisse eingelassen hat, jeden großen Streik durch Militär und Polizei niederzuwerfen! Erinnert Euch des Schreiens nicht einmal die Beseitigung des obligatorischen Religionsunterrichts fordert, dagegen der verbündeten Scharfmacher Zentrum, Nationalliberale und Konser- neuerdings sogar Staatsunterstügung für die jüdischen Kultusgemeinden! vative fanden sich hier einträchtig zusammen nach wirksamem Eingreifen der Schnell- So ist es ein elementarstes Kulturinteresse, daß der Wahlsturm und Wahlrechtssturm feuerjuſtiz! der Sozialdemokratie von vollstem Erfolg gekrönt ist. Während die bürgerlichen Parteien Gedenkt auch, Ihr Arbeiter, der rücksichtslosen Steuerausplünderung. Arbeiter und als Vertreter der Interessen des satten Besitzes sämtlich erbitterte Reaktionäre oder zum Angestellte hat man durch die Denunziationspflicht der Arbeitgeber bis zum letzten mindesten höchst zweifelhafte Vertreter des Fortschritts geworden sind, vertritt die Pfennig ihres bescheidenen Einkommens zur Steuer herangezogen, damit Junker, Schlotbarone aufstrebende Arbeiterklasse mit dem politischen und sozialen Fortschritt zugleich das und Börsenjobber umsomehr Steuern hinterziehen können!
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Aber auch die Beamten haben alles Interesse daran, daß endlich die Dreiklassenschmach hinweggefegt wird und die Arbeiterklasse zur angemessenen Vertretung gelangt. Denn einzig die Sozialdemokratie von allen Parteien hat sich der
Interessen der mittleren und Unterbeamten
Allgemeininteresse auf allen Kulturgebieten! Wähler! Macht Euch schlagbereit!
Nützt die letzten Stunden zu raftloser Agitation, zur Aufmunterung aller Lässigen und
ehrlich und entschieden angenommen. Sie allein hat das Beamtenbesoldungsgesetz von 1909 mißbilligt, weil es gänzlich unzulängliche Gehaltssäte festgelegt hatte und weil obendrein Kleinmütigen!
Nieder mit der Dreiklaffenschmach!
Vorwärts für das gleiche, direkte, geheime Wahlrecht!