Tie Araber waren viel zahlreicher als wir erwartet hatten und hatten Kanonen, die ausgezeichnet schössen. Was soll ich Dir weiter schreiben? Einzelheiten have ich genug im Kops, zu viele sogar, aber mir fehlen die Worte, um sie wiederzugeben. Vier Stunden lang habe ich unbeweglich stehen müssen, während die türkische Artillerie auf uns schoß, und die Mauserkugeln um uns herum flogen. Auch wir haben auf die Araber geschossen, wie, weiß ich nicht. Sehen konnte man gar nichts. Wir haben ge- schössen, um irgend etwas zu tun, ganz stumpfsinnig, nur, um uns zu rühren. Du mußt bedenken, daß wir die ganze Nacht marschiert und todmüde waren, ohne Wasser, ohne ltcbensmittel, ohne Arznei. Von 7 Uhr früh an haben wir geschossen, dann sahen wir nach und nach die ersten Verwundeten vom 7. und 26. Regiment zurückkommen, dann in großer Zahl die vom l l. Regiment. Um die Mitrailleusc» vom 7. Regiment in Sicher- deit zu bringen, mutzten die wenigen übriggebliebenen Soldaten sie auf den Schultern tragen, die übrige Mannschaft und die Maultiere waren alle totgeschossen. Um I Uhr nachmittags kamen die Mitrailleusen vom 26. Regiment, dann die vom 22. Regiment. Um �4 Uhr war kein Maultier mehr da und alles Material mutzte im Stich gelassen werden. Und wir haben weiter gefeuert und haben mit einer Kompagnie einen Gegenangriff gemacht, um zu versuchen, den Feind aufzuhalten und den Rückzug zu decken. Um 3 Uhr waren wir selbst beinahe umzingelt und mutzten uns zu- rückziehe?. Eine Vattcrie Gebirgsartillerie hat vier von ihren Kanonen zurücklassen müssen. Wir mutzten alle unsere Toten und Verwundeten liegen lassen, das war herzzerreißend. Mancher war nur leicht verwundet und hätte in wenigen Tagen gesund sein können; er blieb liegen, und wer weiß, was die Araber mit ihm gemacht haben. Die Leute klammerten sich an meine Jacke: Herr Leutnant, lassen Sie mich nicht im Stich! Herr Leutnant, verlassen Sic mich nicht! Ich habe sie verlassen müssen, weil ich keine Möglichkeit hatte, um sie fortzuschaffen! Unser guter Major ist tot, ein anderer Offizier auch, zwei wurden nicht wiedergefunden, ein fünfter ist verwundet und liegt im Lazarett. Von allen Soldaten sind nach der Schlacht kaum zwei Drittel übriggeblieben. Beinah tut es mir leid, daß keine Kugel mich getroffen hat, um ihnen Gesellschaft zu leisten. Ich verhehle es Dir nicht, ich habe cS erfleht. Während des Rückzuges schössen einige Gruppen von Arabern auf uns, auf kaum 100 Meter Entfernung, und ich sagte mir: so trefft mich doch, damit es ein Ende hat! llud ich hielt die Pistole in der Hand, um mich selbst umzubringen, falls eS keinen anderen Aus- weg gab. Und nun bin ich doch noch am Leben, aber mir ist das Herz wie verdorrt, und auch körperlich finde ich keine Ruhe. Ich umarme Euch alle Euer Alfredo." So sieht der„frische, fröhliche Krieg" in der Nähe aus: etwas anders und etwas furchtbarer als aus der heroischen Perspektive des Redaktionstisches. Me das siiiitungzkspital hetzt. Ein paarmal schon hat sich sogar unsere in solchen Tingen doch sehr rinozerotzhäutige offiziöse Presse gezwungen gesehen, unseren Pänzerplattenpatrioten wegen ihrer unver- schäinten Kriegshetzereien eins über die Schnauze zu geben. lssefruchtet hat das freilich ebensowenig, wie die sozialdcmo- kratischen Entlarvungen der skandalösen Geschäftstricks unseres Rüstungskapitals. Tie von den Lieferanten des Kriegsmaterials ausgehaltene Presse ist abgebrüht. Was sie stich zu leisten erdreistet, dafür ein neues Beispiel. Da heißt es unter fetter Sensationsüberschrift in einem Artikel der „Post" am Sonntag: Eine eben erscheinende Flugschrift„Krieg oder Frieden mit England?" von Edmund Weher warnt sehr eindringlich vor Englands süßem Munde. Der Verfasser hält es überhaupt nicht für möglich, daß zwei Völker die Welt beherrschen,-einmal müsse es sich entscheiden, ob Albion oder wir die Ersten sind. „Ich meine übrigens, wir hätten es auch gar nicht nötig, allem Gewaltsamen peinlichst aus dem Wege zu gehen, noch auch so zu tun, als ob wir es täten. Warum immer den Frieden im Munde führen, warum bei jeder Gelegenheit ver- sichern, daß wir keine aggressiven Absichten heg- ten? Denken wir wirklich nicht daran, unser Gebiet zu er- weitern, einen Abflußkanal für unseren Bevölkerungsüberschutz zu suchen? So bescheiden sind wir nicht— nur Lumpe sind bescheiden—, wir verlangen Ellenbogenfreiheit für die teu- tonische Rasse, wir verlangen Raum zur Vergrößerung unserer Macht, Raum zum Herrschen, unS gelüstet nach fröhlichem Waffenspiel. Den Engländer» die Welthrrr- Mocbenfilm. ,.. Dieweil des Menschen Fürrecht Lachen ist. Rabelais . An die Redaktion des»Vorwärts" Berlin SW 68 frei Lindenstraße 69. Seer geehrte Redaktion'. Indem das mein Mann nicht kann. Er, was nämlich der Rentier und Hausbesitzer Friedrich Wilhelm Schulze ist, hat nämlich am Sonnabend vor 3 Tagen 7 Stunden lang auf dem selbigen Flecke auf der Schloßbrücke gestanden. Er wollte Sie nämlich die Hochzeit unserer Prinzessin und die allergnädigsten HochzeitSgäste ganz in die Nähe sehen. Gesehen hat er nun nicht viel, aber er hat ein steifes Genick gekriegt von wegen die Drängelei von die begeisterte Volks- menge. Und seinen Reißmadismus in die rechte Schulter hat er auch nicht zu knap, indem das es vom Kanal her seer zog. Jetzt sitzt er ganz steif neben mich auf daS Sofa, und ich habe ihm Schulter und Genick mit ein Katzenfell verbackt, was gegen den Reißmadismus immer gut sei» tut. „Lina," hat er zu mich gesagt,.Lina, schreib du mal an die Redaltion. Ich kann ja keine Feder nicht in der Hand halten und du schreibst ja immer die Mahnbriefe an die Mieter, wo nicht Punkt- lich zahlen, und die Gebur'tstagsgradulazionSbriefe an die Ver- wandten. Und überhaupt bist du ja auch so für die Bildung, seit das wir uns zur Ruhe geletzt haben." Dadrum schreibe ich jetzt an Ihnen, was mein Mann auf der Leber hat. Und ich auch. Denn ich habe auch was, waS in die Zeitung mus. Also, sagt mein Mann, er verbitet sich daß. Wenn er an Ihnen schreibt, so tut er daß, weil ihre Leser auch mal die waare Stimme eines gebildeten Mannes aus dem Volke hören sollen. ES ist aber keine Art nicht, sagt mein Mann, das sie einen solchen Mann in ihr Blatt so beschimpfen lassen. Noch dazu von einem Junker, wo Sie für sich schreiben lassen und wo nicht mal die Traube hat, mit seinen eerlichen Namen zu unterschreiben. Was nämlich der konservative August ist. Einen Fatzke aus Berlin N?7 habe se den meinen Mann tidulihren lassen. Was eine Gemeinheit ist. Denn erstens steht unser HauS nicht XN, sondern im Gegenteil XO. Und zweitens ist mein Mann, sagt er, kein Fatzke nicht, sondern ein anständiger Bürger und mietglid des lreberahlen Bezirksvereins. Und dann überhaupt!!! Und dann sagt- mein Mann, wäre eS ein Skandal, wie Sie wegen der Hochzeitsfeier gehont und gegrient haben. Wenn wir auch schuft zu entreißen, dünkt uns ein Ziel, des Schweißes der Edle» wert. Wozu sind die Germanen denn auf der Welt, wenn nicht, um Taten zu verrichten? Wir haben lange genug un- tätig gesessen in Stickluft und FäulniZdünsten, unserer herrlichen Vergangenheit vergessend. Es k o m m t die Zeit, wo die Welt sich entscheiden muß, ob sie e n g l i s ch werden will oder deutsch , ob sie dem 4ö-Millionen-Volk gehorchen will oder dem 70-Millionen-Volk. Ein Drittes gibt eS nicht." Unser Ziel ist Schaffung eines machtvollen, weltum- spannendenDeutschen Reiches, davor muß alles andere zurücktreten. Und wenn uns England dabei in den Weg tritt, so müssen eben die Kanonen sprechen. Wir können nur steigen, wenn England fällt. Wir wollen nicht mir Herrn Edmund Weber rechten. Warum sollte sich unter 70 Millionen Deutscher nicht ein Eisenfresser finden, dessen respektables Maul die Welt er- obert und daS englische Imperium verschluckt. Aber das ein Blatt wie die„P o st", hinter der das politisch so viel ver- mögende Rüstungskapital steht, solch beisviellose Bedrohungen Englands nicht nur wohlgefällig abdruckt, sondern sich auch noch mit ihnen identifiziert, das.ist ein politischer Skandal ohnegleichen! politilcke aeberftebt Eine lustige Wahldrohuug. Einen tollen Jux leisten sich die Konservativen in Sachen der Barnimer Landtagswahl. Die Furcht, daß die dortigen drei Mandate �an die Sozial- demokratie fallen könnten, hat sie total von Sinnen gebracht. Wie hat' die Iunkerpresse sich darüber entrüstet, daß die mutmaßliche Taktik des Freisinns nicht nur durch sozialdemo- kratische Hilfe dem Freisinn selbst eine Reihe von Mandaten verschaffen, sondern auch der Sozialdemokratie zu etlichen Mandaten verhelfen könne. Kein Berbrechen war so fürchter» lich, so unverzeihlich! Und was tun dieselben Konservativen jetzt, da der Eindruck dieser lächerlichen Moralpaukerei auf den Freisinn ein ebenso negativer gewesen ist, wie der des würde- losen konservativen Liebeswerbens? Sie drohen dem Freisinn, nun selb st der Sozialdemokratie auf Frei- sinnskosten drei Mandate zuschanzen zu wollen! Heißt es doch in einem„Wahlaufruf der r e ch t s st e h e n d e n Parteien", den am Sonntag alle konservativen Blätter veröffentlichten: „Im 8., 10. und IL. Landtagswahlkreise geben trotz aller qniers lauteichcn Mitteilungen der fortschrittlichen Presse die rechtsstehenden Wahlmänner ihrer Zahl nach unbedingt den Ausschlag bei der Abgeordnetenwahl, und muß es zur Stichwahl kommen, wenn die vorstehende Wahlparole genau befolgt wird. Wenn dadurch, daß es in den genannten drei Berliner Wahlkreisen bei der Abgeordnetcnwahl zur Stichwahl kommt, der Fortschrittlichen Volkspartei deutlich zum Be- wüßt sein gebracht wird, daß ihr endgültiger Sieg in allen drei Wahlkreisen von den rechtsstehenden Wahl- männeru abhängt, kann vielleicht der fortschrittliche V e r r a t der drei Landtagsmandate von Ober- und Nieder» Barnim an die Sozialdemokratie verhindert werden. Wenn die nationalen Wähler in den genannten Berliner Kreisen die Wahlparole der rechtsstehenden Parteien befolgen, kann vielleicht der Freisinn, dann aber nur der Not gehorchend und nicht dem eigenen Trieb, gezwungen werden, den beabsichtigten Verrat an die Sozialdemokratie in Barnim zu unterlassen. Die Wahlmänner von Berlin haben also das'Schicksal der drei Barnimer Mandate mit in der Hand— dazu aber ist es dringend notwendig, in Berlin am 3. Juni zunächst für die genannten Kandidaten der rechtsstehenden Parteien zu stimmen." Einem größeren Gefallen konnten die pfiffigen Junker dem Freisinn nicht erweisen. Denn die famose Drohung der Konservativen ist ja der schönste politische Avlaßzettel, den sich der Freisinn wünschen konnte. Wenn die I u n k e r der Sozialdemokratie zum sieg verhelfen wollen— wie sollte dann der Freisinn vor solchem Verbrechen zurück- schrecken?! einfache Bürgersleute sein täten, so nähmen wir doch innigen Anteil an die Freude unseres Kaiserhauses. Und den Glanz, den bei der Hochzeit die Firsten, die Hehrzöge, die Grafen und Barons mitnebst ihren Gemalinen und Fräuleins Töchtern ausgestrahlt haben, der hätte wieder mal gezeigt, das Deutschland in der Welt voran ist. So sagt mein Mann, wo doch was von Politik versteht. Und, sagt er, sie sollten sich mal den Lokalanzeiger anlucken. Indem das der den großen hystorischen Moment erfaßt hätte. Mein Mann legt sie daß Blatt anbei, wo er die schönste Stelle blau anstreicht. Er wollte ihr rot anstreichen, aber das habe ich nich geliten, indem daS wir keine Roten nicht sind.*) Und dann sagt mein Mann, das wir Berliner Bürger unS im Juni bei die JubileumSfeier von S. M. noch selbst übertreffen wollen. Dadergegen soll die Hochzeitsfeier und die Jubileumsfeiern im März nur ein Kinderspiel sein. Da soll, so sagt er, die Liebe zu'S angestammte Herrscherhaus in hele Flammen emporlottern. Natürlich wird unser Haus auch mit Jirlanten und Fahnen ge- schmückt und iluhminiert wird auch. Und nicht zu knapp. Und an den großen HandwerkermeisterhultigungSfestzug nimmt mein Mann auch teil. Daß heißt, wenn er bis dahin fein steifes Genick und seinen ReißmadiSmuS loß ist. Auch ein neuen Zülinter muß er haben. Wir wissen zwar noch nich, wenn der Feftzug statfinden. darf, indenr das S. M. bei sein Jubeleum so viel zu thun hat Aber gemacht wird er doch, sagt mein Mann; was die Stuienden können, können wir schlichten, aufrechten BürgersmännerS allcmahl, sagt er. *) Anmerkung der Redaktion: Die von der Ein- senderin erwähnte Stelle in dem uns übermittelten Zeitungsblatt hat folgenden Wortlaut: „So spricht denn auch am stärksten und lautesten das Mensch- liche, das auf volkstümlichem Sentiment und unerschütterlicher An- hänglichkeit am Kaiserhause sich Aufbauende, in den Empfindungen, mit denen heute ganz Deutschland , vornehmlich aber die Be- völkerung der Reichshauptstadt, der Hochzeit unserer Prinzessin entgegenblickt.„Unsere Prinzessin!"— Die Hohe Braut darf sich diesen auf Berliner Boden erwachsenen Liebesnamen gewiß gefallen Und welch' ein Festbild steht nun vor uns! Müßte man sich nicht vernünftigerweise hüten, im Ueberfchwang der Empfindungen gar zu kühne politische Kombinationen auf dtinastisch-familiären Vorgängen aufzubauen, so könnte man sich sehr wohl dazu ver- steigen, sehr stolze ZulunftSschlüsse politischer Natur zu ziehen, aus dem glanzvollen W underbilde. das Berlin heute schaut: die mächtigen Monarchen von Rußland und England, mit dem Herrscher auf Deutschlands Thron familicnfreundlich vereint, um dem HymenaioS zu lauschen, den man dem holden Königskinde aus dem Hoheuzollernstamm und dem schlanken Weljenprmzen jmgrl" Um so weniger, als der Freisinn über den von den Kon- fervativen angedrohten Vergeltungsakt aus vollem Halse lachen kann. Denn-- leider müssen wir schon sagen—— der Freisinn ist in allen drei genannten Berliner Wahlkreisen der Sozialdemokratie so weit voraus, daß auch das dankenswerteste konservative Wohlwollen von der Sozialdemokratie nur als hoffnungslos platonisches Be- mühen betrachtet werden müßte, Das politische Rechenerempel liegt also, das sollten doch auch die Junker endlich begreifen, für den Freisinn so klar wie nur denkbar. Er würde aus der Wahl der drei Sozial» demokraten doppelten Gewinst ziehen; gingen indessen der Sozialdemokratie die drei Mandate verloren, so wäre der Freisinn der mehr als doppelt Leidtragende. Die Kandidatur im fünften Berliner Landtagswahlkreis. Ein Parteiversammlung, die Freitagabend im fünftem Berliner Landtagswahlkreis stattfand, hat die Kandidatur des Genossen Paul Hoffmann , Vorsitzenden des Wahl- Vereins des IV. Reichstagswahlkreises, an Stelle des Genossen Borchardt einstimmig gutgeheißen. Spricht sich das einge- setzte Schiedsgericht zugunsten Borchardts aus. so soll Genosse Borchardt das Mandat wieder übernehmen. Gegen daS neue Spionagegesetz. Auf der diesjährigen Delegiertendersammlung des ReichSver� bände? der Deutschen Presse in Düsseldorf wurde folgende Resolution mit allen gegen eine Stimme, die eine schärfere Fassung wünschte, angenommen:„Ter Reichsverband der Deutschen Presse erkennt an, daß die Presse auf die Interessen der Landesverteidigung die weitest- gehende Rückficht zu nehmen und bei Aufnahme von militärischen Nachrichten und Artikeln die größte Wachsamkeit zu betätigen hat- Der Reichsverband lehnt aber die zu weit gehenden Forderungen, die eine Ausschaltung der militärischen Stach» richten und Artikel aus der deutschen Presse bezwecken, als un, durchführbar und für das Heer ebenso schädlich wie für die Presse, ab. Ebenso erhebt er scharfen Widerspruch gegen die Bestimmungen im neuen Spionagegesetz, die die Sicherheit des Heeres durch eine ewige Rechtsunsicherheit der Presse erkaufen wollen. Der Reichsverband erwartet die Erfüllung der meisten Wünsche der Heeresleitung von einem engeren, Vertrauens, vollen Zusammenarbeiten zwischen Heer und Presse unter Mit, Wirkung der zuständigen Berufsorganisation des ReichSverbandeS der Presse und des Verlegervereins. Er bittet um die Errichtung einer großen, nach modernen Gesichtspunkten geleiteten Zentral, stelle für Auskunfterteilung an die Presse beim Kriegsministerium oder beim Generalstab und um die Errichtung von AuSkunftS« stellen bei allen selbständigen Truppenteilen." Ter konfiszierte Engels. Die Wiener Staatsanwaltschaft hat die wissenschaftliche Rv, natsfchrift unserer Partei„Der Kampf" wegen eines Artikels von Friedrich Engels konfisziert, der vor öS Jahren geschrieben ist. Der Artikel ist betitelt:„Der Anfang vom Ende Oesterreichs " und unter- sucht den Zusammenhang zwischen den politischen Verhältnissen auf dem Balkan und der Standfesttigkeit der habSburgischen Monarchie. Diese empörende Konfiskation, die um so aufreizender wirken muß, als der„Kampf" bisher noch nie konfisziert wurde, als in der letz- ten Zeit immerfort im Parlament die schärfsten Klagen von allen Parteien über daS sinnlose Wüten der Zensur erhoben werden, ist rasch wieder repariert worden, indem Genosse Dr. Renner den kon» fiSzierten Artikel als Interpellation im Abgeordnetenhaus einge. bracht hat._ Das 6ndc des Balhanhncgcs. Die„Nordd. Allgem. Ztg." schreibt über die Unter- zeichnung des Friedens: „Die Tätigkeit der Mächte bezieht sich zunächst auf solche Punkte, die sie, wie die Bestimmung der Südgrenze Albanien « und des Schicksals der A e g ä i s ch e n Inseln, sich vorbehalten haben. Die Fragen, zu denen die Verteilung der neucrworbencn Gebiete unter den Balkan st aaten Anlaß gibt, bleibt grund- atzlich der eigenen Entscheidung der Balkanregierungen überlassen. Den Staatsmännern des Balkanbundes wird daS Ver» Und jetzt komme Ich dran. Ich muS mir beschweren. Und daß muß in die Zeitung. Von wegen am Montag, weil ich mich die HochzeitSgeschenke von der Prinzessen WS Mufäum in der Prinz- Albrechl-Straße ansehen wollte. Mit meiner Tochter Trude, wo auch sehr gebildet ist. Und Klavirstunden hat sie auch gehabt. Sie sollten ihr man bloß hören, wenn sie.Puppchen, du bist mein Augenstehrn" oder„Nu jehn wir mal zu Hagenbeck' spielt. So recht mit Gefühl. Nur vorlaut ist sie ein Bischen. Sie sagt immer, ich könnte mir nicht gebildet genug ausdrücken. Aber das ist Quatsch. was Sie ja selbst an dies Schreiben sehen können. Und sie, was die Trude ist, geht mit einem Buchhalter, was ein sehr feiner Mann ist. Sie sollten die beiden mal sehen, wenn sie jeden Sonntag zuS Rennen fahren....(Die geschätzte Einsenderin bringt hier so eingehende Details über die äußeren und inneren Vorzüge sowie über die Toilette deS Herrn Buchhalters, daß wir sie in solcher Ausführlichkeit unmög- lich hier wiedergeben können. Die Red. d.„Vorw.".) Am Montag sind die Trude und ich schon früh um S Uhr nach die Prinz-Albrecht-Straße gefahren. Damit wir ganz vorn sind. wenn um 10 Uhr die MufeumStüren aufgemacht werden. Waß zu frühstücken hatten wir auch. Aber wie wir hinkamen, stand schon die ganze Straße voll. Alle? Damens in die feinste Tojelette. Und wir mußten uns mitten mang die Reihe stellen. Und dann kamen immer mehr. Und daß war ein Gekwctsche, und Geschiebe und Geknutsche. Ganz schlimm konnte Einen werden. Und gerochen hat'S nach Pafühm'. Da hatte die eine sich nrit Batschuhlie, die andere mit Otemiill- flöhr, die dritte mit Reseda, die vierte mit Parmesanveilchen begossen. Zuletzt aber roch'S nur nach Schweiß. Denn bei das dichte Eingekeiltsein und die Wärme schwitzten wir alle, die Dicken und die Tinnen. Und die dreckigen Bemerkungen von die Roll- kutscher und von die Leute auf die Elektrischen, wo vorbeifuren hätten Sie man bloß hören sollen. Es giebt doch recht ungebildete Menschen. Aber eS waren nicht bloß feine und anständige Damens da, eS gab auch„solche", na Se wissen schon. Alles was recht ist. in'die Kleidung und mit die Hüte waren die auch hochmodern, aber unsereins merkt doch, was»so eine" ist. wo sich die Backen und de Lippen anmalt. Na also am 10 Uhr wurden de Musäumstüren aufgemacht. O Gott, o Gott ,— daS Ge drängle, das Geschiebe, daS Gekriefche! Mir wird jetzt noch schlecht, wenn ich dadran denke. Biß dann ein Schub inZ Mufäum drin war und die Schutzmänner absperten. Und so ging? dann ein paarmal und wir kamen immer noch nicht ran. Und es waren noch immer viel mehr gekommen. Und manche wurde eS schlecht. Ganz schlimm war eS aber, wie die berittenen Schutz- männer mit ihre Pferde in die Menge reinritten, indem das die Drängelei zu tolle geworden war. Nein, so eine Würgerei! Meine Plöhröhje auf den Hut wurde geknickt, weine Binse
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