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Scbme auf dem Boulevard» Der Elsässer Renö Schickele, der uns eben einen Band Pariser Skizzen hinwirft(Schreie auf demBoule- v a r d. Verlegt bei Paul Cassirer , Berlin W.), hat schon eine Entwicklung hinter sich. Er ist heute ein Dreißiger. Als seine ersten Verse erschienen, war er halb so alt. Es waren Patrouillenritte einer neuen Lyrik, die damals, um 1900 herum, von den Begeisterungsfähigen begeistert begrüßt wurde, aber seitdem neben den Versproduktionen der Jüngeren, Jüngsten und Allerjüngsten schon eine fast klassische Patina erhalten hat. Dann kam ein Noman,Der Fremd e", der sich auf den dämmernden Wegen der Mystik zu verlieren und so dem Dichter das landläufige Schicksal der ganzen Literaten- generation von heute, sofern sie nicht den festen Boden des Sozialismus unter die Füße bekommt, zu verheißen schien. Ueber einejehr gallisch beflügelte NovelleM eine Freun- din Lo" ließ sich wenig mehr sagen, als daß eine sehr ge- wöhnliche Begebenheit hier mit sehr ungewöhnlicher Grazie gegeben war. Rein äußerlich betrachtet, ist der neue Band lediglich eine Sammlung von Stimmungsbildern eines Journalisten, der in Paris den Menschen, Dingen und Ereignissen auflauert. Aber dieser Dichter, eindrucksfähig wie kaum einer, hat sich in den Journalismus geworfen wie andere von einem hitzigen Fieber befallen werden. Umher zu musen, auf der Hetzjagd nach Unerhörtem, unter einem Platzregen von neuen Eindrücken, das scheint ihm die intensivste, unmittelbarste und lebens- werteste Art zu leben. Seine feine und erlesene Kunst wirkte nie so stark wie hier, wo sie sich ganz dem Augenblick hingibt. Der englische Maler Georg Moore wußte, da er das Leben entgleiten fühlte, etwa in der SammlungAus toten Tagen", ähnliche Stimmungen festzuhalten, aber die hier sind mehr noch mit den tausend Parfüms von Paris getränkt, der leuchtenden Stadt, durch die sich jetzt wie Girlanden die blühenden Kastauienalleen ziehen. Aber wo es lange schon kein Ver- dienst mehr ist und fast schon eine Schande, über Paris zu schreiben, denn jeder dritte Deutsche tut es, sind diese Ein- drücke alle geschaut und gestaltet, in einem glitzernden Netz gehascht und zeigen eben Paris , geseheu durch die originellen Prismen eines originellen Temperaments. Auch durch dieses Paris rauscht es von großen Kokotten, aber es ist beileibe nicht das Paris , wie es jeder dritte Deutsche sieht und schildert, das im Moulin Rouge " seine Waden zeigt und schwitzt, sondern was Schicksale in frappierenden Bildern vorbeischnurren läßt, ist weit mehr das Paris , das kämpft und Schlachten schlägt. Ueber den Renegaten Briand findet sich in der Sammlung eine feine psychologische Skizze, die den letzten und geheimsten Gedankengängen dieses Lümpchens nachspürt, Tagebuchblätter aus der Wahlzeit von 1919 sind dazwischen eingeheftet, der große Eisenbahnerstreik wird in Momentbildern lebendig und �aurbs tritt als Redner in einer Studentenversammlung auf: Seine Dickleibigkeit regieren unermüdliche Muskeln. Die Schultern find breit, wie die Schultern eines Steinriesen unter einem Berliner Balkon. Fast kein Hals. Gleich fitzt der Kopf auf den Schultern, breit in den Kiefern, vollbackig, und dann ver- jüngt er sich den Schläfen zu: kleinen, blanken Schläfen zu Seiten einer geraden, nicht großen, aber scharf gezeichneten Stirn. Der massige, undeutliche Körper gebiert diese klare Stirn, die unter der kurzgeschnittenen Bürste rötlicher Haare fast niedlich wirkt. .Das ist derSpender" der großen Maschine, diese Stirn! Das ist die Stelle, wo in einen plumpen, fast plebejischen Körper, den Korper eines von den Geschäften zurückgezogenen Fleischermeisters, das Genie einschlug. Jetzt, da Jaurss spricht, scheint die breite Gestalt zu dröhnen. Die Hände schieben Kulissen. Sie ziehen, pathetische Landschaften herauf, kleine witzige Interieurs, eine Bauernkilbe. Darin bewegen sich die Ge- danken wie Menschen, sie schreiten aus, machen wilde Gebärden, stellen lebende Bilder, sehen uns einen Augenblick in die Augen und ratsch I flimmern sie fort, und eine andere Szene wackelt wie ein Stück Leinwand, bevor sie wie das Leben selber glüht." Aber das Buch ist mehr, will West mehr sein als eine Sammlung von noch so glänzend umrissenen Stimmungs- bildern, es will Werbekraft ausströmen und gibt sich als das Bekenntnisbuch eines, der zwar außer Reih und Glied, ein Franktireur, aber immerhin ein Kämpfer ist. Schickele ist ein Elsässer und gehört damit einem Stamm an, der einst im Feuer einer großen Revolution an Frankreich geschweißt wurde und dem noch heute der Rhythmus der Marseillaise im Blut pulst, schickele weiß gewiß, daß die Marseillaise heute gedämpft und langweilig wie aus einer Musikdose klingt, wenn der unbestimmte, an kilometerlangen Rhythmen schwankende Lärm derInternationale" die Straßen erfüllt". Heute singt man sie zur Verdauung. Man stößt sie auf, Man klopft sie sich mst den Brosamen vor'n Bauch." Aber für die Elsäfier ist die Marseillaise eine allgemein menschliche An- gelegenheit: sie erinnert diesen durch Ueberlieferung demo- kratischen und kulturellen Volksstamm daran, daß es seine Auf- gäbe ist, den Sauerteig der demokratischen Kultur für ganz Deutschland zu bilden.Vergessen wir nicht, daß die Mar- seillaise eine allgemeine menschliche Angelegenheit ist, zu deren Vertretung in Deutschland wir Beruf und Austrag haben. Es lebe Deutschland !" Und diesen deutschen Schrei der jungen Generation im Elsaß, der freilich anders klingt als: Es lebe Ostelbien! schickt man sich jetzt an, mit dem Knebel von Ausnahmegesetzen zu ersttcken. Hermann Wendel . Dm-jVZasKeii-fontiK. Man schreibt uns aus München : Ein Humoristenkrieg wurde dieser Tage durch das berühmte Gericht an der Au zwangsweise zum Abschluß gebracht. Der Krieg ging aus von dem Stammtisch der Torgelstube, an dem wie Herr Alexander Roda Roda , der Kläger und Wieder- beklagte vor dem Gericht glaubwürdig versicherte, wenn 12 Gäste beieinander sind, 13 zu gleicher Zeit reden, da sich auch die Kellnerin einzumischen Pflegt. An diesem Stammtisch soll nun am. Juli 1911 Roda Roda dem mitstrebenden Humoristen Karl Ettlinger , dem Karlchen der Jugend, ein falsches Ehrenwort gegeben haben. Daran knüpfte sich der zweijährige blutige Krieg Ehrenwort! Karlchen hatte nun freilich das Ehrenwort bloß mißverstanden, und weil er eigensinnig zwei Jahre lang das nicht einsehen wollte, mutz er, nach dem Gebot des Gerichts, 490 M. zahlen und zwei Drittel der Kosten. Roda Roda wurde gerichtlich bestättgt, daß er ein durchaus richtiges Ehrenwort von sich gegeben habe. Aber auch Roda Roda mußte 189 M. zahlen, weil er behauptet hatte, daß zu den Kritikern, die der Drei-Masken-Verlag, die neue Kunstspiune des Bühnenkapitalismus sie hat ihre Fäden auch nach Berlin gezogen besoldet, auch Karlchen gehöre: denn er habe zu einer Zeit, als er noch für dasBerliner Tage- b l a t t" Theaterberichte lieferte, 3999 M. Vorschuß für eine Operette erhalten, wie auch sein Kompagnon, der Berliner Musikkritiker des B. T.". Leopold Schmidt , 6909 M. erhielt, um aus Offen- dach eine Operettenmufik zusammenzulesen. Aber Karlchen konnte nachweisen, daß er den Vorschuß erst erhallen, nachdem er die Kritik niedergelegt, wenn es auch nahezu sicher ist(die Hauptzeugen des Drei-MaSken-Verlags entzogen sich ihrer Zeugenpflicht), daß die Verhandlungen mit dem Verlag staltfanden, als Karlchen noch Berichterstatter desBerliner Tageblattes" war. Jedenfalls konnte Karlchen in seiner kritischen Tätigkeit nicht beeinflußt sein, da er sie eben nicht mehr ausübte; so mutzte Roda Roda auf die Gegenklage Kärtchens 180 M. zahlen. Ueber den Ehrenwortulk wurde den ganzen Tag verhandelt. Die beiden Humoristen ranaen hitzig miteinander: Karlchen, ein freundlich harmloses, zartes Knäblein, ein guter Junge: Roda Roda in der ganzen Größe seiner massigen Gestalt, ein Mann, dem die Wetter deS Daseins das Gesicht zerrissen haben und der schließlich sogar aus den Stürmen so etwas wie ein Stück Lebensphilosophie sich gesichert hat. Aber der stärkere Humorist war doch der Vor« sitzende des Gerichts, der bekanntegute Richter", Herr Mayer, der die Katzbalgerei der beiden und die Mitspielgelüste der vollzählig versammelten Torgelstube, sogar die erregte Weiblich- keit, fröhlich, liebenswürdig, aber mitunter auch recht demütigend bändigte. So entfaltete sich stundenlang dies erhabene Treiben einer geistigen Elite, in deren Weltanschauung Vorschüsse, Tantiemen, Der Schlutter'Cod» Von Hermann Hess e. Es war plötzlich voller Sommer geworden, die in den langen Regenwochen feist aufgewachsenen grünen Kornfelder begannen zu bleichen, der Mohn flackerte üppig rot auf jedem Felde. Die Land- straße glühte weiß und staubig, aus den dunkler gewordenen Wäl- dern tönte der Kuckucksruf müder, schwüler und eindringlicher, in den hohen Wiesen wiegten sich auf schwanken Stengeln die Mar- gueriten und Esparsetten, Salbei und Skabiosen, alle schon in der üppigen Fülle und in dem fiebernd tollen Verschwendungsdrang der Todesnähe; denn abends läutete schon da und dort im Dorfe helltönig und unerbittlich mahnend das Sensendengeln. An einem brennend warmen Nachmittag schlenderte ich langsam und fröhlich auf der Landstraße dem dunkel ragenden Walde ent- gegen, an den schwer duftenden Heuwiesen und leise silbern wehen- den Aehrenseldern vorüber. Im ausgetrockneten Straßengraben spielten braune und grüngoldene Eidechsen, schönfarbige Laufkäfer mit großen, hohen Beinen und scheuen, eckigen Bewegungen, da- zwischen je und je eine glatte, lautlose Blindschleiche. Ueber den Wiesen zitterte die durchglühte Luft, an den Rändern des schwül- blauen Himmels lagen kleine, dicht geknetete, silberweiße Turm- wollen ruhig auf der Lauer, regungslos und in blendendem Glänze. Als ich schon dem Waldrande näher war, holte mich ein Bauer ein, der, mit der Sense über der Schulter, auf die Heumahd ging. Es war einer von meinen Nachbarn, ein froher, rüsttger Mensch, aufrecht und blond, mit dem ich auf Feldwegen oder am Abend im Dorfe häufig zu plaudern pflegte. Er trug den Strohhut zurück- geschoben aus dem dichten kurzen Haar, im Munde hielt er einen Grashalm, an dem er kaute, und von seiner Stirn lief in kleinen, klaren Tropfen der Schweiß über das bräunliche Gesicht. Auch wieder spazieren?" fragte er mit gutmütig spöttischem Blick. ES macht warm heute," gab ich zurück. Ja, besonders'wenn man schaffen muß." Ich beneidete ihn um seinen braunen, breiten Nacken und um die sorglose Kraft, mit der er seine Sense auf der Schulter trug. Für mich war der heiße Gang eine Arbeit, von der ich im Walde auszuruhen dachte; für ihn war es ein Spiel, dem die Arbeit erst folgen sollte. »Rix Nen eL.?" fragte ich. Doch, meine Schwarze hat zur Nacht gekalbt." Gut gegangen?" Schon gut, aber nicht leicht. Wir find fast die ganze Nacht im Stalle gewesen." Na, wenn nur das Kaldel gesund ist." Da fehlt'S nicht, das ist schon, wie es sein soll. Also adieu denn, wenn Sie gradaus wollen." Ja, adieu, Herr Nachbar. Ueberschassen Sie sich nicht." Hab's nicht im Sinne. Adieu denn." Ich sah ihm nach, wie er zwischen Acker und Wiese feldeinwärtS schritt, schwer und zäh und doch müheloS, und wie das hohe GraS ihm um die Knie schlug und wie seine blanke Sense hoch in den Lüften blitzte. Dann ging ich weiter und erreichte bald die feucht- duftende, milde Waldkühle. Vögel riefen im flimmerndAt Geeiste, weiches Moos federte wohlig unter meinen Schritten, braunrote Schmetterlinge rasteten atmend auf hohen Blütenstengeln, und kleine, goldige Waldbienen flogen suchend in raschen, geraden Flügeln durch die weiche schattige Luft. An einem stillen Platze, zu Füßen einer großen Buche, setzte ich mich zur Rast, schaute in das dämmernde, tausendfältige Waldleben, den Fliegen und Faltern nach und trank die frische Schattenluft. Tann zog ich ein altes Büchlein aus der Tasche und las langsam blätternd in alten volls- tümlichen Liedern. Das Lesen im Freien ist ja schön und bei Sommerfrischlern sehr beliebt, aber ich fand immer wieder mit Ver- wunderung, daß die Bücher, die im Walde schöner zu lesen sind als in der Stube, überaus selten sind. Altmodische Liederbucher und VollSmärchen gehören zu diesen Seltenheiten, und die ein- fachen Verse, die beim Lesen immer gleich zu Melodien werden wollen, vertragen Waldluft und Vogelruf und Windesrauschen besser als irgend andere Bücher. Da las ich auch das Lied vom Schnitter Tod und sah ihn groß und ruhig über blühend Felder hinschreiteu und hörte den ruhig ernsten, kühlen Strich seiner Sense durch das lebendige Kraut. Es werden auch heute noch schöne Gedichte gemacht, aber wenig solche, bei denen wir lächeln und mitsummen müssen, wäh- rend uns das Herz zittert und den Takt verändert. Diez Lied vom Schnitter Tod war ernst, war traurig machend, herb und streng, aber es war nicht grausam, es klang zart und süß und wohl- wollend aus, als käme es aus Kindermund, als wisse es nicht um feine Traurigkeit. Ein paar Stunden vergehen schnell, wenn man zur Sommers- zeit im Walde schlendert, ruht und wieder schlendert, und der halbe Nachmittag war vorüber, als ich heimkehrend auf derselben Straße Honorars und Reklamen auf der Torgelstube zu sehnsüchtigen Träumeu idealen Menschenglücks versponnen werden. Indessen über dem Ulk kam das Bedeutsame zu kurz: Die An- klage Roda Rodas gegen den Drei-Maslen-Verlag. Nur eines wurde in dieser Verhandlung erwiesen durch die Aussage des Herrn M e y r i n k. Als der Drei-Masken-Verlag, nachdem er an Karlchen den Vorschuß gezahlt, erfuhr, daß nicht Ettlinger, sondern Meyrink jetzt dasB. T." bediene, äußerten seine Vertreter sehr leb- hast das Gefühl, daß sie hineingefallen seien! Zugegeben ist bereits, daß sehr bekannte Kritiker zugleich be« zahlte Lektoren des Verlages sind; daß er andere einflußreiche Leute mit splendiden Aufträgen erfreut. Und die Spatzen pfeifen von den Dächern, daß die braunen Scheine des�Verlags auch in Hände flattern, die noch nicht beargwöhnt werden. Natürlich ist alles nur Honorar für ehr- lich geleistete oder hoffnungsvoll erwartete Arbeit; und kein Mensch dentt daran, daß die Unabhängigkeit der Kritik angetastet werden soll. Es gibt ja wohl auch Menschen, die so sicher in ihrem ästhetischen Urteil sind, daß sie keine Honorierung durch die Interessenten zu beirren vermag.... In Deutschland ist die Korruption sehr billig zu haben. Die Theaterkritik wird jämmerlich bezahlt. Da kann ein vermögender Theaterverlag für SO 999 Mark schon einen ganzen Haufen kritisierender Lohnarbeiter aus Freude über ihre unbestechltche Unab- abhängigkeit honorieren. So gelangen wir leicht und ersprießlich zur Drei-Masken-Kritik. Erste MaSke: Die Täuschung, daß es sich um Kunst, und nicht umS Geschäft handele. Zweite Maske: Die Einbildung, daß die Zeitung, nicht das interessierte Bühnenkapital die Kritik bezahlt. Dritte Maske: Die glückliche Selbsttäuschung des KunstrichierS, daß der Zwiespalt seiner Stellungen sein Urteil nicht beeinflussen könnte. Immerhin würde es zur Klärung undurchsichtiger Verhältnisse beitragen, wenn die Kritiker, wie die Hausdiener der kauf- männischen Betriebe, Mützen trügen, auf denen die Initialen ihrer Firma golden weithin leuchten. Vom Jahrmarkt des Gebens. 8ekt unct Patriotismus. Ich bin ein Patriot von 1913. Darum war ich freudig über- rafcht, als mir dieser Tage unter Drucksachen eine Drucksache auf den Tisch flog, ein Karton, dessen Vorderseite malerisch auf den Nelken eines eisernen Kreuzes gruppiert die ehrwürdigen Porträts von Blücher , Stein, Gneis enau, Scharnhorst und Uorck zeigte. Um jede Mißdeutung auszuschließen, verkündete eine Ueberschrift: 1813 1913. Ich geriet sofort in Jubiläums- ftimmung, strich den Schnurrbart in die Höhe, schlug erwartungs- voll und bereit, von den Großtaten unserer Urgroßväter zu hören, den Deckel um und las:Ganz Deutschland rüstet sich zum Ratio- nalsest, um die vor hundert Jahren erfolgte Erhebung des deutschen Volkes zu begehen." Ich werfe mich in die Brust: auch ich rüste mich!Diese Jahrhundertfeier sollte jedem Deutschen im Gedenken an die Unerhört glorreiche Tat eines kernhaften Volkes das Gc- wissen schärfen, deutsch zu denken und sich freudig als Deutschen zu bekennen." Himmeldonnerwetter noch einmal! Das sollte sie wahr- haftig, diese unerhört glorreiche Tat.Nur so bewähren wir uns als unserer Ahnen würdig(sehr gut!), und deshalb soll es unser ernstes Streben sein, wo immer noch ein Funke fremdländischen Wesens und Getues sich in uns regen will(pfui!), ihn durch echt deutsche Art und Sprache zu ersticken und alles unnatürlich Fremde abzuschütteln." Jawohl! Ganz meine Meinung! Mir aus dem Herzen gesprochen!Eine Anzahl Schaumwein-Firmen in.. Wie? Lese ich recht? Schaumwein-Firmen und 18137 Ich überfliege das Zirkular:Französische Aufschriften.... Aus- landsliebhaberei öeS Publikums... Fremdtümelei der deutschen Konsumenten... Deutsche Namen für deutsche Waren!.... Deutsches Empfinden deS Publikums..... Jeder gute Deutsche trinke deuffchc Marken! Bui-geff& Co. A.-G. älteste rheinische Sektkellerei gegr. 1837. Ach soooo? Erst begriff ich zwar nicht, daß die Patrioten von 1913, weil die Patrioten von 1813 für die Freiheit Gut und Blut drangesetzt haben, für ihr gutes Geld der Firma Burgeff u. Co. den Sekt- den Wald verließ. Sonne und Hcugeruch drangen auf mich ein, im nächsten Dorfe hörte ich fünf Uhr schlagen, und mit beschleu- nigtem Schritte ging ich weiter. Da hotte ich einen Leiterwagen ein; ein Mann ging neben den Pferden her, ein anderer saß vorn aus, und im Wagen lag ein dritter, der hatte ein rotes Kopftuch übergelegt und streckte die Beine heraus. Der schläft aber gut," rief ich im Vorbeigehen. Er steht nimmer auf," sagte der Führer und hielt die Pferde an. Ich zog das Tuch von dem Liegenden, da war es mein froh- sicher Nachbar; als ich ihm die Hand auf die Brust legte, war sie kühl und ohne Herzschlag, und sein Gesicht hatte bläulich blosse Schatten. Soll ich vorausgehen?" ftagte ich den Führer. Ist nicht nötig, die Frau weiß es schon." Nun ging ich hinter dem Wagen her, durch die glänzenden Felder und das blumige Grasland, und sah bald in die weithin blauende Seefcrne, bald auf den stillen Mann, der neben seiner Sense auf dem Wagenboden lag. Er war beim Mähen umgefallen, sagten seine Begleiter. Wir kamen inS Dorf gefahren, und scheue Weiber und Männer kamen uns entgegen; die schloffen sich an, und es entstand ein stiller Zug durch die langgestreckte, zweimal gewundene Dorfstraße. bis vor das HauS des Toten, den seine Frau mit bleichem Gesicht und großen, erschrocken aufgerissenen Augen empfing. » An jenem Abend war es still im Dorfe. Anderen TageS ging alles seinen alten Gang, nur daß man oft von dem Gestorbenen sprechen hörte. Das geschah ohne viel Rührung, aber mit Ernst und einem Tone der Trauer, den man nur in kleinen Dorfge» meinden so hören kann. Sie hatten den Schritt des gefürchteten Schnitters gehört, der in so kleinen Gemeinschaften selten kommt und dann ehrfürchttger begrüßt wird als in Städten, wo jeden Tag Menschen sterben, ohne daß außer den Allernächsten jemand darauf achten kann. sind gestern war die Beerdigung. Vor dem Hause stand der Sarg, und jeder Herankommende besprengte ihn mtt Weihwasser; wer einen Kranz mitgebracht hatte, der legte ihn auf den Sarg oder hängte ihn um den wartenden Totenwagen. Dann ward der Sarg in den Wagen gehoben, die Glocken der kleinen Kapelle klangen herüber, und wir begleiteten unseren Nachbar auf dem stillen, wetten Weg zum Grabe. Deun unser kleines Nest hat keinen Pfarrer und keinen Kirchhof; wir bringen die Toten ins nächste Dorf hinüber. In zwei Reihen zu beide» Seiten der Straße