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industrie üblich sind. Die Unternehmer bewilligten in den VerHand lungen alles, was ihnen nichts kostet und seither schon in Kraft war, alles übrige und besonders daS materielle lehnten sie ent schieden ab. Als dann auch noch die Absicht zutage trat, die Ver Handlungen zu verschleppen, schritten am Tage vor Pfingsten 1000 Arbeiterinnen und 700 Arbeiter zur Kündigung und stellten nach Ab- lauf der Frist ebenso einmütig die Arbeit ein. Inzwischen haben sich noch über 100 Heimarbeiterinnen dem Streik angeschlossen. Auf eine solch umfassende Arbeitseinstellung waren die Fabrikanten nicht vor bereitet. Es haben alsdann zwar weitere Verhandlungen stall gefunden, aber die Situation hat sich dadurch nicht wesentlich gr ändert. Die Streikenden halten fest zusammen und sehen der weiteren Entwicklung der Dinge frohen Mute-Z entgegen. Tiusland. Organisierung einer Hintzegarde durch Unternehmer in der Schweiz . Der Verband der Fuhrhalter- und Pferdebesitzer von St. Gallen und Umgebung hat folgenden Demoralisierungsvertrag zur Organi sierung einer Hintzegarde ausgebrütet:, 1. Der vorgenannte Verband engagiert den unterzeichneten Mitkontrahenten für sich und namens des Schweiz . Fuhrhalter-, Pferdebesitzer« und Spediteurverbandcs als Mitglied einer Hilfskolonne in Streikfällen, und cS verpflichtet sich das unterzeichnete Mitglied dieser Hilfskolonne, im Falle von Streikausbrüchen auf den Plätzen der Schweiz , unter dem Dienst- personal der genannten Verbände, auf telegraphischen Ruf, sofort an dem ihm bezeichneten Orte als Ersatzmann in den Dienst zu treten. 2. Die Verbände leisten folgende Entschädigungen: a) Freie Reise tFahrt und Verpflegung) hin und zurück; d) den doppelten Lohn, sowie eventuelle Zulagen, wie solche die in Streik getretenen Dienstleute bezogen haben. 3. DieserlVertcag kann beiderseitig gegen vorausgehende halb« jährliche Kündigung aufgelöst werden. Adresienänderungen sind unverzüglich anzuzeigen. Der Mitkontrahent:... Für den Verband der Fuhrhalter und Pferdebesitzer von St. Gallen und Umgebung. Der Präsident:... Der Aktuar:... Der Mitkontrahent:... Wie freigebig das Korrumpierungskapital mit der Bezahlung von gefälligen Lumpenproletariern ist. Dabei find die St. Galler Fuhrhalter zu ihrem Plan nicht etwa durch einen Lohnkamps ihrer Arbeiter veranlaßt worden; sie haben ihn vielmehr mitten im Frieden ausgeheckt, um die Arbeiter niederzuhalten. 1912 Die belgischen Gewerkschaften im Jahre ISIS. Der kommende belgische Gewerkschaftskongreß, der am IS. Juni d. I. in Brüssel beginnt, darf nicht nur deshalb besonderes Interesse beanspruchen, weil er nach dem soeben beendeten Generalstreik eine Heerschau der Organisationen bilden und die Lehren dieser großen Bewegung zu kristallisieren suchen wird, sondern auch vornehmlich deshalb, weil gerade daS verflossene Jahr eine Periode regster geWerl- schaftlicher Entwickelung und Neugestaltung für die belgischen Arbeiter bedeutete. Seit einigen Jahren haben sich eine Reibe belgischer Ge- werkschastler bemüht, ihren Organisationen die Lehren und An- reßungen der Bewegung im Auslande zu vermitteln. Besondere Studien- reisen von Gewerkschaftsfunktionären wurden zu diesem Zwecke, z. B. nach Berlin , veranstaltet, ebenso fanden gewerkschaftliche Vor- träge deutscher und französischer Gewerkschaftler in verschiedenen größeren Orten Belgiens statt. Diese und andere Vorarbeiten haben auf allen Gebieten der Arbeiterbewegung schon erfreuliche Früchte gezeitigt. Das läßt sich auf den ersten Blick auch bei den Gewerkschaften konstatieren. Allein im letzten Jahre haben sich in sieben Berufen bezw. Industriezweigen die bisher nur lose föderierten Gewerkschaften zu Zentralverbänden zusammengcscklossen, die hohe Bei- träge für Kampf- und ausgedehnte Unterstützungszwecke erstreben. Mit Stolz weist der Bericht der Gcwerkschaftskommission darauf hin, daß nur noch fünf Föderationen übrig bleiben, die den Schritt zur Zen- 'ralisation noch nicht getan haben. Zentralverbände im Anschluß an die Gewerkschaftszentrale bildeten sich im Jahre 1912 in der Schuhindustrie, im Lithographengewerbe, für die öffentlichen Be- :riebe, für das Baugewerbe, die Bekleidungsindustrie und für die Lebensmittelindustrie, doch wollen die Bäcker dem letzteren Zentralverbande bisher nicht beitreten. Die Arbeit der freien Ge- werkschaften, welche der Arbeiterpartei bezw. der GewerkschaftS- zentrale angeschlossen sind, wird ungemein gehemmt durch die gelben sogenannten.christlichen" Gewerkschaften, die nach deutschem Muster von katholischen Geistlicheft, im Bunde mit Unternehmern. WS Leben gerufen sind und die sich jeder obrigkeitlichen Prolektion erfteuen. Das letztere ist sehr leicht verständliS. wenn man bedenkt, daß sie ihre Hauptaufgabe in der Bekämpfung der modernen Arbeiter- bewegung, auch durch den organisierten Streikbruch, erblicken. Ihr Leiter, der Pater Rutten, veröffentlicht zwar Mitgliederzahlen, die aber in keiner Weise nachkontrolliert werden können, da alle anderen Details unveröffentlicht bleiben. In nachfolgendem haben wir seine Zahlen der Gewerkschastszentrale gegenübergestellt. CS betrug die Gesamtmitgliederzahl der 1903 1910 Freien Gewerkschaften, der Arbeiter- Partei angeschlossen..... 67 563 68 844 116 082 Christlichen " oder gelben GeWerk- schaffen.......... 39 517 49 728 82 761 An die Gewerkschastszentrale wurden für 116 082 Mitglieder Bei- träge abgeführt. Am Jahresschluß betrug ihre Mitgliederzahl 131 000. Auch wenn man die unkontrollierbaren Zahlen des christlichen Sekre- tariats zugrunde legt, so muß man mindestens die für die Eisenbahner und Wanderarbeiter, d.h. solche Landbewohner, welche in jedem Sommer jenseits der Grenze in Frankreich landwirtschaftliche Arbeiten zu ver- richten Pflegen, etwa 24 000, in Abzug bringen, da diese Gruppen keineswegs als Gewerkschaften angesprochen werden können. Immer- hin zeigt die Gegenüberstellung, welch schlimme Folgen die Zer- splitterungsparole der Geistlichen für die belgischen Arbeiter schon gehabt hat. Besonders schlimmen Einfluß hat die Zersplitterung naturgemäß auf die Lohnbewegungen. Es spricht sehr für die Er- starkung und Taktik der fteien Gewerkschaften, daß sie trotz alledem von den 146 Arbeitsniederlegungen, über welche der Zentrale be- richtet wurde, 85 mit vollem und 19 mit teilweisem Erfolge beenden konnten, während nur 29 oder 22 Proz. mit einem Mißerfolge schlössen. Die Finanzen der fteien Gewerkschaften weisen ebenfalls eine Besserung auf. Bon 21 angeschlossenen Ver- bänden berichten 18, daß ihre Jahreseinnahme zusammen 2 422 500 Fr., ihre Ausgabe 1703 830 Fr., ihr Kassen- bestand 1 498 140 Fr. betrug. Einen erfteulichen Aufschwung zeigt die GewerkschaftSpresse. Acht Gewerkschaften veröffentlichen offizielle Organe in ftanzösischer Sprache, davon 2 halbmonatlich, 5 monat« lich und einwöchentlich; 10 haben solche in flämischer Sprach«, wo- von 1 wöchentlich, 2 halbmonatlich und 7 monatlich erscheinen; 10 andere Organisationen besitzen Monatsblätter in beiden Sprachen, während da» MonatSorgan der Seeleute gar vier Sprachen, ftan- zösisch, flämisch, deutsch und englisch aufweist. Angestellte Beamte zählen die fteien Gewerkschaften jetzt 101. ES geht vorwärts mit der belgischen Gewerkschaftsbewegung, das zetgt schon zur Genüge diese kurze Uebersicht.__ 13. GtUttalverlanttliluvg der Mcker und Konditoren. F r a n k f u r t a. M., 2. Juni 1913. Zweiter Berhandlungstag. In der heutigen Sitzung erstattete zunächst F r e h t a g- Ham, bürg den Kassenbericht. Redner stellte fest, daß die auf dem letzten Verbandstag ein- geführten Staffelbeiträge der Organisation einen guten Fortschritt gebracht haben. Das Vermögen des Verbandes ist trotz erhöhter Ausgaben für die in Berlin neu beschlossenen Unterstützungssätze stark in die Höhe gegangen. Der Redner bittet, alle Anträge, die eine Belastung der Kasse in sich birgen, abzulehnen. Für das Fachblatt berichtete Redakteur W e i d l e r- Ham- bürg. Tie Auflage des Verbandsorgans betrug im letzten Jahre rund 33 000 Exemplare wöchentlich. Ten breitesten Raum in dem Organ nehmen die rein agitatorisch gehaltenen Artikel, und solche, die sich mit den Maßnahmen der Unternehmervereinigungcn gegen den Verband befassen, ein. Daneben wurde das weite Ge- biet der Sozialpolitik sehr umfassend behandelt. Um das fach- wissenschaftliche Gebiet intensiver zu pflegen, sei beabsichtigt, ein besonderes Blatt zu schaffen, das monatlich einmal in Hestform erscheinen soll. Das neue Organ soll den TitelTechnik und Wirt- schaftswesen im Bäcker- und Konditorcngewerbe und der Schokolade und Zuckerwarenindustrie" erhalten, und im August herauskommen. In diesem Organ soll vor allem auf eine gute Materialkunde der Rohstoffe Wert gelegt werden. Redner erläutert im einzelnen das Programm der neuen Zeitung, die 16 Seiten stark und 50 Pf. pro Quartal kosten soll. Weidler schlägt ferner vor, daß dieGleich- heit" künftig den weiblichen Mitgliedern nur dann geliefert wird. wenn sie wenigstens ein Jahr Mitglied der Organisation sind. Den AuSschustbcricht gibt D i e r m a i r- München. Der Aus. schuß hatte eine Reihe Beschwerden zu erledigen, die mehr interner Natur sind. Prinzipieller Natur war eine Beschwerde der DreS- dener Mitgliedschaft, die verlangte, daß der bei einem Streik durch Kontraktbruch der Arbeiter verwirkte Lohn oder die Kaution von der Hauptkasse bezahlt wird, da Verbandsvorsitzender A l l m a n n dies vor dem Streik zugesagt habe. VcrbandSvorsitzender All- mann hat dies bestritten; der Vorstand lehnte die Bezahlung ab, und der Ausschuß stimmte ihm zu. Würde man den Dresdenern Rechnung tragen, so würde das unübersehbare Konsequenzen nach sich ziehen. Die Folge würde sein, daß viele Kollegen Kontrakt- brüche begehen, und der Verband eine Reihe Schadenersatzklagen bekommen würde. In der Debatte nahm diese Dresdener Angelegenheit einen sehr breiten Raum ein. Die Mehrzahl der Redner stellte sich auf den Standvunkt des Ausschusses. Im übrigen gaben die Delegier- ten ihrer Beftiedigung über die Entwickelung des Verbandes in der Berichtsperiode Ausdruck. Sie erklärten sich im allgemeinen mit der Tätigkeit des Vorstandes einverstanden. Die Herausgabe einer fachtechnischen Beilage wurde begrüßt. DieGleichheit" soll aber den weiblichen Mitgliedern ohne Rücksicht auf die Dauer der Mitgliedschaft geliefert werden. Sehr eingehend wurde auch in der Diskussion, die sich bis zum Abend hinzog, die Stellung des Ver- bände? zu der Bäckerhilfskasse in Dresden erörtert. Tie Delegier- ten erklärten sich mit den Maßnahmen des Vorstandes einverstan- den. Der Dresdener Delegierte Straube meinte allerdings, es ei auf beiden Seiten gesündigt worden, es könne doch noch zu einer Einigung mit der Kasse kommen. Das Ergebnis der Debatte war, daß die meisten der zum Ge- chäftSbericht gestellten Anträge abgelehnt wurden. Ter Heraus- gäbe einer fachwissenschaftlichen Zeitung wurde zugestimmt. Die .Gleichheit" wird den weiblichen Mitgliedern in der bisherigen Weise geliefert. Der Dresdener Antrag, daß den streikenden Schokoladenarbeitern der Lohn, soweit er durch Kontraktbruch ver- wirkt wurde, auf Kosten der Hauptkasse ausbezahlt wird, wurde bis auf wenige Stimmen abgelehnt. Zustimmung sand eine Resolution, in der der Verbandstag sein Einverständnis mit den Maßnahmen des Verbandsvorstandes, die Errichtung der Markstaffel betreffend, erklärte. Die Vorgänge in der Dresdener Zuschußkasse, die Art wie Unterstützungsberechtigte Wochen-, sogar teilweise monatelang auf ihre Unterstützung warten mußten und noch müssen, während andere Berechtigte nach Art der in der Arbeiterpresse seit Jahren bekämpften Weise abgeschoben worden seien, mache es dem Ver- bandstag zur Pflicht, alle Kollegen und Verbandsmitglieder vor der Zentralkranken- und Sterbekasse, Sitz Dresden , zu warnen. Dem Vorstand überwiesen wurden Anträge auf Neuanstellung von Be- amten. Die Verhandlungen wurden sodann auf Dienstag vertagt. Hus der Partei. Aus den Organisationen. Im Wahlkreise GreifSwald -Grimmen ist in der ver- flossencn Berichtszeit leider kein Fortschritt zu verzeichnen gewesen. Obwohl die Kleinarbeit in noch stärkerem Matze geleistet wurde als im Jahre zuvor, ließ sich doch nicht verhindern, daß die Bewegung zurückging. Am 1. Juli 1912 zählte der KrciS 691 männliche und 83 weibliche Mitglieder und am 1. April 1912 waren nur noch 668 männlich« und 84 weibliche Mitglieder vorhanden..Volksbote"- Leser gab eS am 1. Juli 1912: 326, dagegen am 1. April d. I. 315. Der Rückgang ist auf innere Zerwürfnisse in Parteikreisen zurück- zuführen. Diese Differenzen inachen eine Menge Sitzungen, große Geldausgaben und viel Arbeit notwendig und führen andererseits dazu, daß die Parteibewegung statt vorwärts zu schreiten, mehr und mehr zurückgeht. Der Stand der Finanzen war ziemlich zufrieden- stellend. Der Sozialdemokratische Verein für den Wahlkreis Schaumburg-Lippe hielt am Sonntag in Stadthagen seine Generalversammlung ab. Der Verein hat in den neun Monaten des Geschäftsjahres 1912/13 seine Mitgliederzahl um 21 slb männ- liche und 6 weibliche) auf 356 sdarunter-sind 25 weibliche) erhöht, trotzdem durch den verflossenen Streik der Bergarbeiter fünf Ort»- gruppen durch Maßregelung vieler Bergleute, zirka 300, vollständig eingegangen sind. Die Einnahmen betrugen inkl. 295,14 M. Kassen- bestand 1052,59 M., die Ausgaben 763,03 M. ES verblieb ein Kassenbestand am 31. März von 289,56 M. 60 Versammlungen, darunter zwei mit naturwissenschaftlichen Vorträgen, fanden statt. 15 000 Flugblätter und Broschüren wurden verbreitet. In drei Ge- meinden Stadthagen, Nienstedt und Steinhude hat die Sozial­demokratie acht Vertreter, außerdem besitzt die Partei ein Landtags- Mandat. Nach dem Bericht des Landtagsabgeordnelen über die Tätigkeit des Landtages wurde die weitere Agitation beraten und verschiedene Beschlüsse dazu gefaßt. Der dritte weimarische ReichStagSwahlkreiS hielt am Sonnabend und Sonntag seine Kreisgeneralversammlung in Jena ab. AuS dem Bericht des Sekretärs ist zu entnehmen. daß in diesem rein ländlichen Kreise die Mitgliederzahl von 3694 auf 3755 gestiegen ist. Jena weist allein 2500 Mitglieder auf. Der KreiS erstreckt sich auf 12 Städte und 324 Dörfer. In 26 Orten bestehen OrtSvereine. Die Mitglieder verteilen sich auf 66 Orte. Trotzdem bei der ReichStagSwahl 1912 in fast allen Orten sozial- demokratische Stimmen abgegeben wurden, hält eS scywer, die länd­liche Bevölkerung zu organisieren. Di« Zerrissenheit der Thüringer Kleinstaaten, die sich auch in diesem Kreise unliebsam bemerkbar macht, trägt mit dazu bei, die Organisierung der Wähler zu er- schweren. Auch die Agitation leidet darunter. In sechs Städten hat die Partei 29 und in drei Landgemeinden vier Vertreter. BildungSauSschüsse bestehen in sechs und JugendauSschüsse in sieben Orten. Die in der neuen Druckerei in Jena seit dem 1. Januar erscheinende.Weimarische Volkszeitung" fand allgemeine An- erkennung. Außerordentlicher Parteitag der Sozialdemoftatie des KantonS Zürich . In Zürich hielt am Sonntag unsere Partei einen außerordent- lichen kantonalen Parteitag ab. um zu den beiden Proporzaktionen im Bunde und im Kanton Zürich Stellung zu nehmen. Der Partei- tag beschloß nach orientierenden Referaten der Genossen Dr. Studer- Winterlhur und Dr. Kloti-Zürich ohne Debatte Zustimmung zur eid- genössischen(NationalratS-) und zur kantonalen<Kantoiisra>s-> Pro- porzinitiative und gleichzeitig, ebenfalls debattelos. die Erhebung eines Extrabeitrags von 50 CtS. von jedem Parteimitglied zur Be« streitung der Kosten der beiden Aktionen. Tie Situation erscheint für beide Aktionen so günstig und aussichtsvoll, daß in der Tat mit dem endlichen Sieg der beiden Proporzinitiativen gerechnet werden kann, Ein Mitglied der Pariser Kommune gestorben. Aus Paris wird uns geschrieben: Im Pariser Hospital Boncicaut ist einer der wenigen Ueberlebenden des revolutio- nären Pariser Gemeinderats von 1871 gestorben: Camille- Pierre L a n g e v i n. Er war von Beruf Metalldreher. 1868 gründete er die Gewerkschaft der Mechaniker, im Jahr darauf mit V a r l i n den Verband der Pariser Arbeitervereine. Er war auch Gründer des Zirkels für soziale Studien, der der Jnlernationale angehörte und wurde 1870 Korrespondent der Pariser Föderation der Internationale. Er wurde deshalb angeklagt und am 5. Juli zu zwei Monaten Ge- fängnis verurteilt. An den Erhebungen gegen die Regierung der nationalen Verteidigung am 31. Oktober und 22. Januar nahm er teil. DaS Stadtviertel Vaugirard wählte ihn in die Kommune, wo er zu der die Ideen der Internationale vertretenden Minorität. gehörte. Er wurde am 21. April in die Justizkommt'fion gewählt. In der blutigen Maiwoche vermochte er zu entkommen. Er lebte in Schiltigheim bei Straßburg , wo er mit einem Kapital. das ihm ein reicher Elsässer namens Götz zur Ver- fügung gestellt hatte, mit drei anderen Flüchtlingen, darunter seinem Kollegen in der Kommune A v r i e l eine mechanische Werk- stalte errichtet hatte. 1376 wurde er jedoch ausgewiesen. Er ging nun nach England, wo er bis zur Amnestie blieb. Nach seiner Rück- kehr gründete er in Bordeaux einen Konsumverein. Später wurde er Administrator des größten Pariser Konsumvereins, derBelle- villoise". Seit einigen Jahren war er Insasse eines Hospizes in Jssy. Von der politischen Tätigkeit halte er sich zurückgezogen. Er bat ein Alter von 70 Jahren erreicht. Am Montag ist er auf dem Pöre Lachaise begraben worden. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß nur noch vier Mit- glieder der Pariser Kommune leben:»Pindy, Martelet. Va i lla n t, der noch jugendlich-feurige Vorstreiter des französischen Sozialismus, und der nicht minder rüstige Delegierte des Justiz- wesenS P r o l o t, der Tag für Tag mit eisernem Fleiß auf der Nationalbibliothek arbeitet._ Personalien. Genosse Heinrich Di kreiter, der seit 1905 die Redaktion derAltenburger Volkszcitung" geleitet hat. scheidet am 1. Juli aus dieser Stellung, um die Leitung der Redaktion des Fränkischen Volksfreund" in Würzburg zu übernehmen. Da- durch macht sich im zweiten LandtagSwahlkrcise von Sachsen-Alten- bürg eine Neuwahl nötig. Außerdem war Genosse Dikreiter Stadt- verordneter. Zum Parteisekretär in D a n z i g- Stadt und-Land wurde der Genosse Georg Leu, früher in Schwartau und Lübeck , gewählt. polireilicbes, Gerichtliches ulw. Prcßproz«. DieSchwäbische Volkszeitung" in Augsburg halte den christlichen Gcwerkschaftssekretär Peter Geier wegen dessen Begeiferung der Sozialdemokratie und der freien Gewerkschaften die gebührende Würdigung zuteil werden lassen. Geier lief zum Kadi, und das Schöffengericht Augsburg verurteilte den verantwortlichen Redakteur derVolkSzeitung", Genossen Simon, wegen formaler Beleidigung zu 10 M. Strafe. Geier legte gegen das Uneil wegen der geringen Höhe der Strafe Berufung ein. Das Landgericht erhöhte die Strafe auf 40 M. �ugendbewegiing. Der abgeblitzte Juugdeutschlandbund. Die Abneigung gegen den Jungdeutschlandbund dringt in immer weitere Kreise. Selbst in Körperschaften, die noch völlig sozialistenrein sind, fühlt man sich durch das Austreten des Bundes angewidert. So hat in S o n d e r s h a u s e n der Gemeinderat, dem nicht ein einziger Sozialdemokrat angehört, mit neun gegen ein« Stimme abgelehnt, in einer von der Stadt zu erbauenden Turnhalle besondere Räume für den Jungdeutschlandbund zu reservieren. Diese Ablehnung ist um so interessanter, als die Stadt keine Kosten aufbringen, sondern nur den Grnnd und Boden her« geben sollte. Und die Begründnng der Ablehnung? Ter Jung- deutschlandbund sei zu anmaßend I Man dürfe keinen Vertrag mit einem Verein machen, dessen längere« Bestehen zweifelhaft sei I In zwei oder drei Jahren würde vielleicht niemand mehr an den Bund denken I Dieser Begründung können wir nur zustimmen. dm Industrie und Handel. Die Hitze. Die ungewöhnliche Hitze ruft Befürchtungen mannig- facher Art wach. Die Landwirtichaft sehnt sich schon seit Wochen nach kräftigen und längeren Regengüssen, den Pflanzen unbedingt nötig sind. DaS Leoensmittelgeschäit befürchtet, daß wieder wie im Jahre 1911 eine schnelle Vernichtung der Waren eintritt, die den Verkauf außerordentlich erschweren könnte. Auch die Feuerversicherung ist voll Furcht, denn eine Daucrhitze hat bekanntlich eine starke Vermehrung der Brandschäden zur Folge. DaS Jahr 1911 zum Beispiel hat den Feuer- Versicherungen großen Schaden zugefügt, die Schadensziffer stieg zu einer Höh«, die bisher noch nicht erreicht worden war. Der kühle und verregnete Sommer des JahreS 1912 war dagegen günstiger für die Feuerversicherungsgesellichaften. Auch die Wasserwerke können bei Fortdauer der Hitze in Bedrängnis kommen. Allerdings haben sie sich auf die Erfahrungen des Jahres 1911 hin für zukünftige starte Steigerungen deS� Wasserverbrauchs durch Ausbau ihrer Anlagen zu schützen gesucht. Immerhin können viele von diesen Werken in eine peinliche Lage kommen. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hat an Bundesrat und Reichs- tag eine Eingabe gerichtet, worin beantragt wird, bei der geplanten reichsgesetzlichen Regelung des Submissionswesens auch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu berücksichtigen. Dies soll derart geschehen, daß die öffentlichen Arbeiten möglichst in die geschäfts stille Zeit und in die Perioden größerer Arbeitslosigkeit verlegt werden. Das Land der Viehzüchter. In beispiellos erfolgreicher Weife hat die Bauernschaft Dänemarks den Uebergang von der Acker- Wirtschaft zur Viehzucht vollzogen. Auf den unter dem Freihandels- fystem nicht mehr recht rentierenden, für die Produktion von Ge- treibe eingerichteten Gütern wird heute eine Viehzucht getrieben, die mit allen Mitteln der Wissenschaft arbeitet und große Gewinne er- zielt. Die Bauern-Hochschulen des Lande« sorgen für die not- wendige BildungSgrundlage dieser Wirtschaftsform, während wohl- organisierte V-rarbettungs. und VerkaufSgemeinschaften da« wirt- schastliche Resultat verbessern. Wie sehr die Ergebnisse der Viehzucht die Gesamtwirtschaft Dänemarks beherrschen, zeigen sehr deutlich die Ziffern deS Außen- Handel«. ES betrug 1912 die Ausfuhr von Eßwaren von Tieren........ 480 842 000 Kronen lebenden Tieren.......... 55 418 000. Haaren, Knochen und anderen tierischen Stoffen........... 17 147 000_ Ausfuhr von Erzeugnissen der Viehzucht insgesamt.......... 603 407 000 Kronen DaS sind 85 Proz. der Gesamtausfuhr von 692 800 000 Kronen. An dem PostenEßwaren von Tieren' sind beteiligt: Butter..... 191 088 000 Kr. 85 420 000 Kilogr. Tchw.m-fl-isch.. 141878 000 S«Ä 8« f: v Sahne und Milch. 22 893 000 Kr. g goo 000 Kilogr. Milch Dänemark führte im Eintausch für seine Erzeugnisse ein: