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Hr. 13730. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt

Mittwoch, 4. Juni 1913.

Flugblattverbreitung am Freitag, den 6. Juni, in Groß- Berlin.

Die Flugblattverbreitung im fünften Kreise findet erst später statt.

Mord in Lichtenberg .

Ausgebeutetes Elend.

Auftritt in der Stube. Nach allem, was die Hausgenossen überall hörten, hat Weißenborn seine Geliebte wiederholt geprügelt. Seine Wer kennte sie nicht, die armen Teufel, die musizierend Zerwürfnisse mit ihr sind vielleicht auf Eifersucht zurückzuführen. von Haus zu Haus, Hof zu Hof ziehen. Unter diesem fah­Eine schauerliche Entdeckung machte gestern vormittag der Wirt Denn aufgefundene Postkarten beweisen, daß sich wiederholt renden Volk bilden die Drehorgelspieler eine Gruppe für sich. des Hauses Blumentalstr. 36 zu Lichtenberg auf seinem Grundstück. Männer, die mit den verschiedensten Vornamen unterschrieben, bei Teils verkrüppelt, teils gelähmt, ist der größte Teil der Leier­In einer von ihm gemieteten Stube im zweiten Stod fand er deren der ehemaligen Stüße zum Kaffee eingeladen haben. Es mag auch männer auf die Hilfe der Gemeinde angewiesen. Aber diese Inhaberin, die am 30. November 1879 zu Berlin geborene frühere sein, daß ihm die Geliebte nicht so viel Geld geben wollte als er Hilfe ist nur eine unvollkommene, zum Leben reicht sie nicht verlangte. Im übrigen fesselte ihn das Mädchen so, daß er an im entferntesten hin. Da müssen Mittel und Wege gesucht Stüße Margarete Grosse ermordet im Bett liegen. Es werden hierzu folgende Einzelheiten gemeldet: Die ehe- seine Familie nicht mehr dachte. Die als sehr fleißig geschilderte werden, um das Einkommen in etwas aufzubessern. Das ge­malige Stüge bewohnte ihre Stube seit einem halben Jahre. Sie Frau war deshalb auch gezwungen, ihren Handel aufzugeben und schieht durch den Appell an das Mitleid der Mitmenschen. erhielt wiederholt den Besuch eines Mannes, mit dem sie auch Arm ernährte sich seitdem als Arbeiterin einer Puzzfedernfabrik in der Alle Mittel hierzu wählt der arme Strippel die Drehorgel. in Arm ausging. Bon dort tam sie gestern nach Feierabend Dabei erwachsen aber dent Drehorgelspieler viele Schwierig Rothringer Straße. Die Leute glaubten erſt, es sei ihr Ehemann, ahnungslos nach Hause. Sie wußte noch nichts von dem Morde. feiten. Zunächst hat er die Abneigung vieler Hauswirte und später aber wurde bekannt, daß es ihr Liebhaber war. Mehrere Kriminalbeamte, die die Wohnung beobachtet hatten, nahmen sie Hausverwalter zu überwinden, und an zahlreichen Eingängen Auftritte veranlaßten den Hauswirt, der Mieterin die Stube zu tündigen. Sie sollte am Montag ziehen, hatte sich aber schon seit gleich zur Vernehmung nach dem Polizeipräsidium in Lichtenberg zu den Höfen ist das ominöse Schild zu lesen: Musizieren Freitag voriger Woche nicht mehr sehen lassen. Das fiel mit. Wie fie hierbei angab, hat sich ihr Mann seit Freitag abend verboten! Hat der Leiermann Zutritt zum Hofe erlangt, muß jedoch nicht weiter auf, und es kümmerte sich auch niemand darum, in der Wohnung nicht mehr sehen lassen, bis er gestern früh um er geduldig warten, bis sich da oder dort ein Fenster öffnet jedoch nicht weiter auf, und es kümmerte sich auch niemand darum, 6 Uhr dort plötzlich erschien. Er war jetzt etwas niedergedrückt. und eine mitleidige Seele ihm einen Sechser zuwirft. Dabei daß, ebenso wie seinerzeit bei der Witwe Hoffmann in der Blumen­

talstraße zu Berlin , die Zeitungen vor der Tür liegen blieben. Zwei Als ihm die Frau wegen seines liederlichen Lebenswandels Vor- ahnt der Gebende oft gar nicht, in welcher Weise auch der Mieter, die an demselben Korridor wohnen, nahmen zuletzt einen würfe machte, erwiderte er: Du brauchst Dich jetzt nicht mehr auf- Drehorgelspieler ausgebeutet wird. In den wenigsten Fällen unangenehmen Geruch wahr, dachten sich aber auch dabei noch nicht dort ist schon ein paar Tage tot. Wenn Du in der Zeitung liest, Mehrzahl der Fälle ist die Drehorgel geliehen. Es gibt in zuregen. Die Sache in der Blumentalstraße ist jetzt erledigt. Die ist der Leiermann Eigentümer des Instruments ; in der weiter. Der geringe Hausrat in der vom Flur zugänglichen ziemlich jet großen zweifenstrigen Stube, eine Kochmaschine, ein Bett, ein Tisch, daß sie tot ist, dann wirst Du ja wissen, was los ist, ich gehe icht Berlin eine Reihe Unternehmer, die das Drehorgelverleihen und schieße mich tot. Die Frau, die an ein Verbrechen gar nicht als Geschäft betreiben. Der Drehorgelspieler muß an seinen ein Schrank und ein paar Stühle, waren noch da. Der Wirt, der die Stube zum Wiedervermieten angezeigt hatte, besaß einen dachte, sah ihn groß an und meinte: Du brauchst Dich doch nicht Schlüssel, um den Mietslustigen die schon in der vorigen Woche tofzuschießen, weil die gestorben ist. Er aber ließ sich nicht weiter Verleiher eine Leihgebühr von 4 M. pro Woche ent­richten. Man bedenke, was dazu gehört, diese 4 M. kamen, den Raum auch selbst zeigen zu können, wenn die alte aus und ging nach etwa einer Stunde wieder weg, nachdem er Mieterin nicht zu Hause war. Er fand auch nach dem Freitag alles noch einiges Geld an sich genommen hatte. Wo Weißenborn nun bei schlechtem Wetter oder bei Kränklichkeit der Drehorgel­wöchentliche Pacht zusammenzuleiern! Es kommt vor, daß in Ordnung. Das Bett war sauber zurecht gemacht. Ueber der seit dem Freitag abend die ganze Zeit über gewesen ist, davon Dede lag sorgfältig ausgebreitet die weiße Schugdede. Man mußte fagte er nichts. Seine Frau hat auch keine Ahnung davon. Sie spieler diese 4 M. Pacht in der Woche nicht zusammenbekommt. Der Leiermann kann dann nicht zahlen und der Verleiher holt annehmen, daß es nach der letzten Benutzung gehörig gemacht worden glaubt aber, daß er jetzt seine Ankündigung, sich das Leben zu ihm in diesem Falle das Instrument wieder weg. Zahlt der nehmen, wahr machen werde. Obwohl das nicht ausgeschlossen ist, 92 Uhr die Stube wieder betrat, um mit einem Mietslustigen, mit so hat die Kriminalpolizei doch sofort umfassende Maßregeln zunimmt wöchentlich die 4 D., bleibt aber immer dem er bisher nicht einig geworden war, abzuschließen, fiel ihm ein feiner Ergreifung getroffen. Ueberall dorthin, wo er sich jemals Eigentümer des Instruments ; nie wird der starter unangenehmer Geruch auf. Das veranlaßte ihn, jetzt die aufgehalten hat, auch nach Halle usw., wo Weißenborn sich auch Leiermann in den Besiz der Orgel kommen. Die Verpächter borübergehend aufgehalten hatte, hat sie telegraphische Ausschrei­dem Verbrechen gewesen sein mag, läßt sich noch nicht bestimmt es wagen, feine Kunden so auszubeuten, wie die Drehorgel­bungen zu seiner Ermittlung erlassen. Was der Beweggrund zu sind eben sehr menschenfreundliche Leute; sie verstehen es, das Elend sich nutzbar zu machen. Rein Unternehmer fann sagen. Vielleicht ist es die Eifersucht gewesen. verleiher mit den Drehorgelspielern sich das zu erlauben wagen. Der Drehorgelspieler ist arm, er darf nicht mucken, muß sich ständig ducken, auch dem Verleiher gegen­über. Trotzdem haben es doch einige gewagt, gegen die hier geschilderte ungeheuere Ausbeutung ein Wort zu sagen. Eine Versammlung der Drehorgelspieler wurde zuwege ge­bracht, und in derselben wurde lauter Protest gegen die Aus­beutung erhoben.

bisherige Mieterin entkleidet und mit einem Strid um den Hals Bettdecke zurückzuschlagen, und zu seinem Schreden sah er nun seine tot im Bette liegen. Die Leiche lag auf der Seite und war schon

start verwest.

mordeten wird im Laufe des heutigen Tages obduziert werden. Die von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmte Zeiche der Gr.

Partei- Angelegenheiten.

Die Kreisgeneralversammlung des Wahlvereins

Potsdam- Spandau- Osthavelland

Der Hauswirt benachrichtigte unverzüglich die Polizei, und mit dem Reviervorstand Polizeileutnant Kronewiß erschien vom Lichten­berger Polizeipräsidium alsbald Regierungsrat Gaebel mit dem Kriminalfommissar Mehrauch und mehreren Beamten. Die Ver­nehmung der Hausgenossen und anderer Leute ergab, daß Fräulein Grosse noch am Freitag voriger Woche den Besuch ihres Liebhabers gehabt hatte. Das ist nach den bisherigen Feststellungen ein Fenster­putzer, der sich ihr gegenüber aber für einen Beamten ausgegeben findet am Sonntag, den 8. Juni, vormittags 10 Uhr, zu Potsdam und ihr verschwiegen hatte, daß er verheiratet ist. Gleichzeitig im Lokale Friedrichsgarten", Alte Luisenstr. 27, statt. mit diesem Manne erschien dessen Ehefrau, die aber nicht in die Wohnung der früheren Stüße tam, sondern vor dem Hause und vor der Tür einen lärmenden Auftritt machte. Sie er­zählte den Hausbewohnern und anderen, die vorbeikamen, daß diese Berson da oben" sie um ihren Mann gebracht habe und, daß er sie

Tagesordnung:

1. Geschäfts- und Kassenbericht. 2. Bericht der Kommissionen.

3. Stellungnahme zu der am 10. August 1918 zu Frankfurt a. D. mittellos sigen lasse, seitdem er das Weib tenne. Die Leute erstattfindenden Provinzialfonferenz sowie Wahl von sechs

innerten sich auch noch, daß noch vor dem Weggang der aufgeregten Frau der Liebhaber der Stüze das Haus verlassen hatte. Er hatte feiner Ehefrau, die vor der Tür mit noch zwei anderen Frauen fprach, ein häßliches Schimpfwort zugerufen und vor ihr ausgespudt, und war hierauf davongegangen. Seitdem hat man ihn im Hause nicht mehr gesehen. Auf seine Ermittelung wurde alsbald eine Belohnung bon 1000 M. ausgeschrieben und ein Heer von Beamten wurde entsandt, um ihn zu suchen. An den Nachforschungen beteiligte sich auch die Berliner Kriminalpolizei, von der Kommissar Flieger und der Chemiker Dr. Brüning nach dem Tatort entsandt wurden. Dort erschien außer dem Staatsanwalt Schönrod vom Landgericht III auch der Ge­richtsarzt Dr. Strauch, der bei der vorläufigen Besichtigung der Leiche feststellte, daß die um den Hals gelegte Schnur zur Er­drosselung des Mädchens scharf angezogen worden ist. An der Tür der Stube wurde ein Brief ohne Unterschrift gefunden, den Kriminalpolizei und Staatsanwalt beschlagnahmten.

Delegierten.

4. a) Der diesjährige Parteitag in Jena . Referent: Dr. Lieb­

fnecht.

b) Wahl von zwei Delegierten.

Aussperrung der Wortführer! Wie der Großkapitalist die ihm Und was war die Antwort der Orgelverleiher? Die nicht willfährigen Arbeiter maßregelt, wenn sie ohne genügende Drganisation ihre Rechte fordern, so sperren die Drehorgel­verleiher durch Entziehung der geliehenen Drgel die armen ausgebeutet zu werden. Der mühelose Gewinn war in Ge­Leiermänner aus, die nur verlangen, weniger stark als bisher fahr, da mußte ein Exempel statuiert werden. Die Orgel­die Seite stellen, sie können die Konkurrenz ruhig aushalten. verleiher können sich den schlimmsten Scharfmachern getrost an Mit welcher brutalen Offenheit die Drehorgelverleiher ihr Ausbeutungsrecht verteidigen, geht aus einer Erklärung her­der Abwehr veröffentlichten. Dort heißt es u. a.:

5. Die Landarbeiterfrage im Kreise. Referent: Genosse Georg vor, die sie fürzlich in einer hiesigen Zeitung zum Zwecke

Schmidt Berlin.

6. Sonstige Anträge.

"

Wenn wir heute in einem Hause 25 oder 30 Jahre

7. Wahl des Kreisvorstandes, der Revisoren, der Obleute der wohnen, so haben wir noch lange kein Anrecht auf das Haus, Kommissionen, der Preßkommissionsmitglieder.

8. Wahl des Drtes der nächsten Kreisgeneralversammlung.

Berliner Nachrichten.

Raffierte Wahlmannsmandate.

ebenso wie der Spieler auch auf die Orgel kein Eigentumsrecht erwerben kann." Hier haben wir den Drehorgelverleiher, wie er leibt und lebt. Er hält es aber für sein berbrieftes Recht, den Leiermann in einer Weise auszubeuten, wie es schlimmer nicht gedacht werden kann.

Menschenfreundliche Unternehmer!

Der geftrige Wahlakt zur Landtagswahl in Berlin wurde von Berliner Asylverein für Obdachlose. Im Monat Mai nächtigten: Nachdem der Erkennungsdienst die Stube der Ermordeten und den Wahlkommissaren mit der Mitteilung eröffnet, daß in ver- Jm Männerasyl 15 251 Personen, wovon 8102 badeten; im Frauens die Leiche photographiert hatte, wurde diese um 2 Uhr nachmittags schiedenen Bezirken eine Anzahl Wahlmännerwahlen hätte für un asyl 2476 Personen, wovon 708 badeten. Arbeitsnachweis wird er­nach dem Lichtenberger Schauhause gebracht. Jetzt durchsuchte die gültig erklärt werden müssen. Die Gründe für diesen Beschluß sind beten für Männer und Frauen: Wiesenstr. 55/59. Kriminalpolizei die Behausung und die Einrichtung noch einmal, verschiedener Art. In manchen Fällen hätte Stichwahl stattfinden um festzustellen, was etwa fehlen könnte. Es ergab sich, daß noch müssen, wo bei Stimmengleichheit das Los entschieden hätte. In Sommerhitze und Kindersterben. Kleinere Summen baren Geldes, ein goldenes Medaillon mit Kette einem Falle wurde die Wahl der fünf Wahlmänner eines Urwahl- Der Einfluß der Sommerhitze auf die Höhe der Kindersterblich­und anderer Schmuck vorhanden waren. Bares Geld und Schmuck- bezirts für ungültig erklärt, weil der Protokollführer vergessen feit ist bekannt. Er wird alljährlich aufs neue dargetan durch die Jachen werden demnach kaum geraubt worden sein. hatte, die Unterschrift unter das Wahlprotokoll zu setzen. Beobachtung, daß in den wärmeren Monaten die Sterbefälle von Inzwischen ist es der Kriminalpolizei gelungen, die Person In manchen Fällen wurde die Wahl der Wahlmänner ganzer Ur- Kindern des ersten Lebensjahres sich ganz außerordentlich mehren. des mutmaßlichen Mörders festzustellen. Nach der ganzen Sach- wahlbezirke deswegen faffiert, weil unter dem Wahlvorstand ein In einer Zweimillionenstadt wie Berlin , kann in einem ungewöhn lage war von vornherein anzunehmen, daß der Geliebte des Fräu- Mitglied sich befunden hatte, das nicht in dem betreffenden Urwahl- lich heißen Jahr die Zahl der Säuglingssterbefälle um 1000-2000 lein Grosse, der angebliche Beamte, in Wirklichkeit Fensterpuzer, bezirk wohnte. In einem Urwahlbezirke in der Marienburger höher als in einem ungewöhnlich fühlen Jahr sein. Wenn etwa dieses der Täter sein mußte. Das ist nun durch die weiteren Ermitt- Straße( 8. Landtagswahlbezirk) wurde die Wahl von sechs sozial Jahr 1913 uns ähnlich schlimme Hizeperioden bringen sollte, wie Lungen zur Gewißheit geworden. Der Täter ist der am 4. Juni demokratischen Wahlmännern für ungültig erachtet, weil ein Nicht- das Jahr 1911, dann haben wir leider uns wieder auf eine be­1878 zu Eisleben geborene Fensterputer Fritz Weißenborn, wähler dem Wahlvorstande als Beifizer angehörte. trächtliche Zunahme der Säuglingssterblichkeit gefaßt zu machen. der zuletzt mit seiner Frau und seinem 12 Jahre alten Sohne in Nach dem Wahlgesetz wird für jeden Urwahlbezirk ein Wahl- Wie sehr unter dem Einfluß der Witterung die der Kleinen Alexanderstraße 16 zu ebener Erde am Hof eine Koch- borstand gebildet. Die Beisitzer und der Protokollführer werden Säuglingssterblichkeit zu oder abnimmt, das stube bewohnte. Weißenborn nannte sich früher auch Schriftsteller. aus der Zahl der Urwähler der Urwahlbezirke ohne Rücksicht auf haben besonders die beiden aufeinander folgenden Jahre 1911 und Eine Zeitlang unterstützte er dann seine Frau bei einem Handel, ihre Zugehörigkeit zu den Wählerabteilungen von dem Wahlvorsteher 1912 gezeigt. Nachdem in Berlin die Säuglingssterblichkeit eine den sie an einem Markthallenstand betrieb. Zuletzt war er Fenster- ernannt. Der Magistrat hat also die Pflicht, die Wahlvorsteher auf Reihe von Jahren hindurch im Rüdgang gewesen war, brachte das puber. Er arbeitete aber nie ernsthaft und tat fast gar nichts diesen Umstand anfmerksam zu machen. Unseres Wissens ist das auch Jahr 1911 plöglich eine erneute und bedeutende Steigerung, auf mehr, nachdem er vor Jahren mit Margarete Grosse, die da- geschehen. Wenn Wahlvorsteher trotzdem gegen diese Bestimmungen die dann in dem ungewöhnlich fühlen Jahre 1912 wieder ein mals noch Stüße oder Wirtschafterin war, ein Liebesverhältnis an- verstoßen haben, so kann das nur darauf zurückzuführen sein, daß Südgang folgte. In den fünf Jahren 1908-1912 hatte Berlin geknüpft hatte. Ohne Zweifel hat ihn dieses Mädchen auch mit die bestellten Wahlvorsteher sich mit der Materie nicht recht vertraut 49 206, 45 958, 44 187, 43 199, 42 562 Lebendgeburten und 8250, Geld unterstützt. Obwohl sich Weißenborn infolge seiner Beziehun- gemacht haben. Andererseits liegt auch die Gefahr nahe, 7187, 6936, 7462, 6031 Säuglingssterbefälle. Die Geburten haben, gen zu dem Mädchen mit seiner Frau ganz überworfen hatte, so daß ein Wahlvorsteher politischen Gründen durch die wie ja oft gezeigt worden ist und für das letzte Jahrfünft aus diesen erschien er doch noch oft in ihrer Wohnung, aber fast nur am Tage, unzulässige Bestellung eines nicht im Bezirke wohnenden Zahlen aufs neue ersichtlich wird, sich sehr stark vermindert. Ver­nachts sehr selten. Seine Geliebte mietete er nach den bisherigen Beisigers oder eines Nichtwahlberechtigten, es vollkommen in der mindert haben sich in demselben Jahrfünft, was hiernach ohne Ermittlungen zunächst in der Barnimstraße ein. Infolge der Auf- Hand hat, die Wahl von Wahlmännern herbeizuführen, die bei der weiteres begreiflich scheint, auch die Säuglingssterbefälle, doch mit tritte, die seine Frau dort machte, mußte sie diese Wohnung räu- Abgeordnetenwahl für ungültig erklärt werden. Eine solche An- augenfälliger Ausnahme des Jahres 1911, in dem die Sterbeziffer men und zog dann nach der Bardelebenstraße. Dort ging es ebenso. nahme ist zwar ungeheuerlich, aber möglich. In Landtagswahl der Säuglinge wieder eine jähe Aufwärtsbetvegung gemacht hat. Daß ihr jetzt die Wohnung in der Blumentalstraße aus dem gleichen bezirken, in denen das Stimmenverhältnis der Parteien wenig von Das einfache Verfahren einer Jahr für Jahr durchgeführten Ver­Grunde auch wieder gefündigt wurde, sagten wir schon. Eine einander abweicht, kann die Ungültigkeitserklärung einer Anzahl gleichung der Zahl der Säuglingssterbefälle mit der Zahl neue Wohnung hatte das Pärchen in der Stralsunder Straße 30 folcher Wahlen einen direkten Einfluß auf das Endergebnis der der Lebendgeburten gibt fein ganz zuverlässiges Bild, es gemietet. Wie eine in der Wohnung aufgefundene Quittung aus- Wahl herbeizuführen. fann aber ausreichen, eine annähernd richtige Vorstellung zu ge­mies, hatte es dort auch die Miete für den Juni bereits bezahlt. Beleuchtet auch der komplizierte Wahlatt die ganze Infinnigkeit währen. Die fünf Jahre 1908-1912 hatten gegenüber je 1000 Am Freitag vormittag waren Weißenborn und seine Geliebte noch des elenden Dreiklassenwahlrechts, so muß doch dafür gesorgt Lebendgeburten jedes Jahres 168, 156, 157, 173, 142 Säuglings. in der neuen Wohnung. Sie gingen von dort Arm in Arm weg. werden, daß Wahlvorsteher ernannt werden, die einen forretten, sterbefälle. Für die Höhe der Ergebnisse von 1911 und von 1912, Abends gab es dann in der Blumentalstraße wieder einen heftigen einwandfreien Wahlgang der Wahlmännerwahlen verbürgen. deren Ungleichheit hier hervortritt, haben die heißesten Monate

aus