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Jubiläumsfeiern in der Schule. Die Schulfeiern in sämtlichen Schulen und Bildungsanstalten sind durch eine Rundverfügung des Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, die jetzt auch durch das Provinzialfchul- kollcgium den Berliner Rektoren zugestellt worden ist, geregelt worden. Die Verfügung hat folgenden Wortlaut: .Aus Anlaß des 2öjährlgen RegierungSjudiläums Sr Majestät deS Kaisers und Königs ist am. Juni d. I. in allen mir unter- stellten Schulen sowie Lehrer- und Lehrerinnen-Bilduiigsanstalteu eine Feier zu veranstalten, in welcher auf die segensreiche Wirk- samkeit des Kaisers während seiner Regierungszeit bingewiesen wird. Der Unterricht fällt an diesem Tage aus. Es ist Wert darauf zu legen, daß der Gedenktag in besonders würdiger Weise begangen wird. Wie die Feier im einzelnen auszugestalten ist, bleibt den Schulen und Anstalten überlassen. ES wird empfohlen, dort wo die örtlichen Verhältnisse es erlauben, die Feier mit ge- ineinsamen Ausflügen ins Freie zu verbinden und dabei auch turnerische Vorführungen und Wettspiele zu veranstalten. Wegen der Ueberiveisung von Bücherprämien bleibt die Ver fügung vorbehalten. Aus Anlaß dieser Schulfeiern ist aus unserem Leserkreise die Frage aufgeworfen worden, ob die Eltern verpflichtet sind, ihre Kinder an den Schulfeiern am 16. Juni teilnehmen zu lassen. So- weit es sich um Feiern der Schule handelt, so muß diese Frage bejaht werden. Diese Feier wird. Ivie auch die Feier zu Kaisers- geburtstag als ein Teil des Schulunterrichts betrachtet. Anders steht es mit Veranstaltungen, die keine der Schule sind, wie da« in einigen Vororten der Fall ist, wo die Kinder am Nachmittag bei besonderen Vereins- oder Gemeindeveranstaltungen mitwirken sollen. In diesen Fällen kann ein Zwang zur Teilnahme nicht aus­geübt werden. Das Volk soll am 1«. Juni feiern. Eine Korrespondenz teilt mit: Der Minister der öffentlichen Ar- beiten und Chef des Rcichsamts für die Verwaltung der Reichs- eisenbahnen hat angeordnet, daß zur Feier des Regierungsjubiläums am 16. Juni d. I. auf den preußisch- hessischen StaatSeisenbahnen und den Reichseisenbahnen Sonntagskarten auszugeben sind. Man soll dem Volke nur Zeit und Geld geben; eS würde schon mit den Sonntagskarten in die freie Natur hinaus fahren, aber nicht dem König zu liebe, sondern der eigenen Gesundheit wegen. Die Mütterkonferenzcn sind au? dem Rathause nach dem Lehrer- dereinshaus am Alexanderplatz verlegt worden. Am Mittwoch wurde von dem Berliner Stadtsekretär Schmidtke, der unentwegt.leitete", wieder jedes Recht auf den Kopf gestellt. Personen, die ihren Mit- gliedsbcitrag von 8 M. bezahlt, also das unbedingte Recht zur Teil- nähme an der Versammlung hatten, wurden nur deshalb hinaus- gewiesen, weil sie nicht zur Partei des Stadtsekretärs schwören. Ein Arzt gab die Erklärung ab, daß alle Aerzte, die sich bis- her für die t t er ko n f e re n z en interessierten, nunmehr jede Verbindung mit dem Mütterbund abbrechen, weil die Verwendung der einkommenden Gelder nicht einwandfrei sei. Der Leiter setzte sich demgegenüber natürlich auf sein höchstes Roß und erklärte, die Satzungen sollen demnächst auf einen ordnungsmäßigen Boden gestellt werden, womit er endlich zu- gibt, daß der bisherige Satzungsboden nicht ordnungsmäßig war. Zu diesem Zwecke solle eine Mitgliederversammlung einberufen werden. Wird dann Herr Schmidtke noch weiter den sich über alles Recht hinwegsetzenden Rausschmeißer spielen wollen? Man muß doch geradezu staunen, daß diese Leutchen, die einen so auffälligen Mangel an Selbsterkenntnis und Selbsterziehung verraten, sich ein- bilden, über Kindererziehungssragen diskutieren und die Welt ver- bessern zu können. Wie wir hören, sind Bestrebungen im Gange, um Herrn Schmidtke alle jene gedankenlosen Frauen zu überlassen, die ihn weiter anschwärmen wollen, und auf erfreulicherer Grund- läge einen ganz neuen VereinErziehungskonferenzen" zu bilden. Zu diesem Verein sollen auch in weitestem Umfange Männer, die doch wohl ebenfalls in Erziehungsftagen ein gewichtiges Wörlchen mitzureden haben, zugelassen werden. Die Obsternte in Werder a. H. Von sachverständiger Seite wird uns aus Werder geschrieben: Die Obsternte in der märkischen Obstkammer hat vor einigen Tagen begonnen und die Befürchtungen hinsichtlich des Ernteausfalls haben sich glücklicherweise nicht be- stätigt, denn es ist immer noch so viel vom Frostschaden verschont geblieben, daß man von einer Mittelernte sprechen kann. Ungefähr 26 Proz. des vom Frost nicht mitgenommenen Blütenansatzes sind zur Reife gekommen und das bedeutet für hiesige Verhältnisse noch immer ein befriedigendes Resultat, wenn man bedenkt, daß die Witterungsverhältnisse einen großen Strich durch die ganze Rechnung zu machen drohten. Geerntet werden jetzt Kirschen und Erdbeeren. Die Kirschen sind sehr schön und vollsastig geraten und erfreuen sich infolge ihres Aromas eines guten Rufes bei den Engroshändlern. Der Auslandsexport nähert sich den Ziffern deS Vorjahres und dank der diesjährigen vorzüglichen Qualitä: bleibt die importierte Ware hinter der heimischen Produktion zurück, deren Angebot die Nachfrage nicht voll decken kann._ Die Berliner Schuhmacherinnung und das Regierungs- jubiläum. Wie wir bereits mitgeteilt haben, wollen die Berliner Innungen dem Kaiser einen HuldigungSfestzug bringen. Daran sollen sich auch die Schuhmacher mit 406 Teilnehmern beteiligen. DaS könnte den Anschein erwecken, als wären die Schuhmacher in ihrer Gesamtheit huldigungslustig. Dem ist aber nicht so. Als im Hauptausschuß der Innung die Beteiligung am Festzug aufder Tagesordnung stand, wurde von einer Seite beantragt, den Punkt nicht zu verhandeln und von der Tagesordnung abzusetzen; der Herr Obermeister kam dem nicht nach und so wurde in die Verhandlung eingetreten. Bei der Abstimmung ergab sich Stimmengleichheit<11 zu 11). Der Herr Obermeister er- klärte, daß der Vorstand nun den Ausschlag gebe und für die Be- teiligung stimme. Nach Z 36 des JnnungSstatutS steht dem Vorstand im Haupt- auSschuß kein Stimmrecht zu; somit wäre von den Vertretern der Schuhmacher- Zwangsinnung die Beteiligung an dem höfischen Fest- zug abgelehnt. Ferner sei noch mitgeteilt, daß gestern dem Herrn Obermeister an 400 Unterschriften überreicht wurden mit dem Antrag: Aufhebung der Schuhmacher-Zwangsinnung. Wir ersehen hieraus, daß sich bei den selbständigen Schuhmachern immerhin noch Mitglieder befinden, die sich nicht zu allem miß- brauchen lassen. Die Schlachtzeit auf dem Schlachthofe. Die unglaublich lange und in ganz Deutschland wohl einzig dastehende Schlachtzeit auf einem städtischen Schlachthof kam in der letzten Kuratoriumssitzung zur Sprache. Anlaß dazu gab wenu auch unfreiwillig ein Gesuch der Tierärzte, am 16. d. M und an den sogenanntenHeiligen Abenden" die Schlachtungen früher zu beendigen. Für den erstgenannten Tag wurde sogar gänzliche Schließung gewünscht. Die Vertreter unserer Partei führten aus. daß eigentlich gar keine Veranlaffung vorliege, für den 16. etwas besonderes zu beschließen, da doch nicht anzunehmen sei, daß an diesem Tage die Tierärzte anderweitig nötiger gebraucht würden; wir würden aber auch nichts dagegen haben, wenn man die Feier des Tages da- durch glaube würdiger zu gestalten, daß man an diesem Tage jedes Blutvergießen einstellen wolle; ganz energisch müffe man sich aber dagegen wenden, an Stelle des Montag, den 16., wie von anderer Seite vorgeschlagen würde, an dem vorhergehenden Sonntag die Schlachtungen vorzunehmen. Weit wichtiger scheine nicht nur die Frage der Abkürzung der Schlaihtzeit an den Tagen vor den große!, Festen, sondern die Ab- kürzung derselben überhaupt. Es sei jetzt festgestellt, daß tatsächlich an Wochentagen Schlachtungen bis 11 Uhr nachts vorkämen, das sei unerhört und bedürfe dringend der Abhilfe. Es wurde weiter festgestellt, daß beispielsweise in Mainz unter Leitung eines jetzigen Berliner Statrates der Schluß der Schlachtungen im Winter um 4 Uhr und im Sommer um 5 Uhr festgesetzt wurde und daß gerade diejenigen, welche über diese Einrichtung am meisten geschimpft hätten, den Stadtrat bei seinem Abschied für diese Einführung gedankt hätten. Auch Hamburg habe eine bedeutend kürzere Schlachtzeit. Es wurde schließlich�beschloffen. durch eine Umfrage bei den übrigen deutschen Schlachthäusern die Schlachtzeiten festzustellen und alsdann der Ver- kürzung der Arbeitszeit näherzutreten. Für den 16. Juni beschloß die Mehrheit den Schluß der Abgabe des Brühwassers um 2 Uhr. des übrigen Schlachthauses mit Ausnahme der Abholer um 3 Uhr eintreten zu lassen. Die Gaswerke der Stadt Berlin und die englische Gasgesellschaft. In dem Uebereinkommen, welches zwischen den städtischen GaS- werken und der englischen Gasgesellschnft wegen Gewährung um- fassender Rabatte an die GaSabnehmer zustande gekommen ist, sind auch zugleich Bestimmungen geiroffen. wonach nicht mehr beide Gas- werke nach einem Grundstück GaS liefern dürfen. Durch das Vor- handensein von Gasanlagen zweier Lieferanten in einem Hause hatten sich für die GaSabnehmer, insbesondere für die Haus- eigenillmer, mauuigfache Uuzuträglichkeiten ergebe». Dadurch, daß nunmehr die bisher gemeinschaftlich versorgten Grundstücke von einem oder dem anderen Gaswerk zur alleinigen Versorgung über- nommeu werden, kommen die Mißslände in Fortfall. Irgendwelche Kosten entstehen hierdurch den Gasabnehmern nicht. Die Gaspreise der städtischen Gaswerke und die der englischen Gasgesellschafl sind die gleichen. Die verkohlte KindeSleiche. Ein Kindesmord wurde gestern in dem Hanse Kaiser-Franz« Grenadier-Platz ö entdeckt. Dort diente seit dem 1. Februar d. I. eine 30 Jahre alte Hedwig Schmidt. Diese zeigte, als vor drei Wochen die Dienstherrschaft von einem Besuch in Spandau zurück- kehrte, ein verändertes Wesen und war sehr blaß und nieder- geschlagen. Auf die Mahnung der Hausfrau, zum Arzt zu gehen, erwiderte sie, daß ihr nichts fehle. Nach einiger Zeit roch es in der Kinderstube andauernd sehr unangenehm. Das Mädchen erhielt den Auftrag, einmal gründlich, besonders im Ofen,»achzusehen, ob die Kinder nicht vielleicht irgendwo etwas versteckt hätten. Es berichtete bald darauf, daß der Ofen Schmutz und altes Papier enthalten, und daß es alles gesäubert habe. Jetzt hörte hier auch der Geruch auf. Am vergangenen Montag aber trat er in der Küche auf. Als er hier nicht weichen wollte, sah der Hausherr gestern in der Maschine gründlich nach und fand nun im Bratofen die halb verkohlte Leiche eines neugeborenen Kindes, die in ein Hemd eingewickelt war- Angesichts dieser Entdeckung gestand die Diensimagd, versucht zu haben, die Leiche des vor drei Wochen geborenen Kindes zu ver» brennen. Sie behauptet, daß das Kind bei der Geburt tot gewesen sei. Es besteht aber der dringende Verdacht, daß sie es gleich nach der Geburt umgebracht hat, und sie wurde deshalb auf der Stelle verhaftet._ Bier Wochen tot in seiner Wohnung gehangen hat der 67 Jahre alte Kricgsinvalide Theodor Ratzow, der von seiner Frau seit zwei Jahren getrennt lebte und seit einem halben Jahre in der Metzer Straße 25 im Erdgeschoß des Ouergebäudes für sich allein in einer Küche hauste. Ratzow hatte die Feldzüge von 1366 und 70/71 mit- gemacht. Seit dem 14. Mai sah und hörte man von dem alten Manne nichts mehr. Bekannte, die ihn besuchen wollten, und der Hausverwalter klopften immer vergeblich an, dachten sich aber dabei weiter nichts, weil er oft nicht zu Hause war. Gestern sollten iiun in der Behausung Klempnerarbeiten gemacht werden. Jetzt ließ der Verwalter öffnen und fand Ratzow tot au der Türklinke hängen. Die Leiche war schon bis zur Unkenntlichkeit verwest. Sie wurde nach dem Schauhause gebracht. Wer ist die Tote? Das Polizeipräsidium teilt mit: Am 6. b. MtS., morgens 1.20 Uhr, wurde in einem Abteil des Personenzuges von Stettin auf dem Stetliner Bahnhof ein Mädchen, anscheinend Dienstmädcheu, in hilflosem Zustande aufgefunden, welches zur k. Charits gebracht wurde und in der darauffolgenden Nacht verstarb. Bei ihrer Ein- lieferung gab sie an, Berta Krause zu heißen und am 13. Dezember 1690 zu Bromberg geboren zu sein, außerdem wollte sie zuletzt in Stettin , Klosterstr. 9, in Stellung gewesen sein. Diese Angaben haben sich später alle als falsch herausgestellt. Die unbekannte Tote ist anscheinend 23 Jahre alt, I. Meter groß, von kräftiger Gestalt, hat dunkelblondes Haar, bohe Stirn, blaue Augen, blonde Augenbrauen, Nase, Ohren und Mund sind gewöhnlich, Zähne vollständig bis auf den linken oberen Eckzahn. Als besondere Kennzeichen dürfte eine Warze an der linken Halsseite, in Größe einer Brustwarze dienen; außer- dem lassen sich deutlich sogenannte Schwangerschaftsnarben erkennen. Ein Zeichen, daß die Tote bereits Mutter gewesen ist. Bekleidet war die Tote mit einem blauen modernen Strohhut, mit Kornblumen und hellbrauner Schleife garniert, dunkelblauem Kostüm, mit links garnierten schwarzen Knöpfen, schwarzer Satinbluse mit Spachteleinsatz und Kragen, schwarzen Schnür- stiefeln und schwarzen baumwollenen Strümpfen, hellblauem Unter« rock, weißem Hemd und Beinkleid ohne Zeichen, hellbraunem Korsett mit weißen Spitzen, schwarzem Samtgüriel mit Stahlschloß. Sie war außerdem im Besitze einer lilafarbenen Ledertasche mit goldfarbigem, eckigem Bügel, enthaltend ein Taschentuch, gezeichnet H. A. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die unbekannte Tote vor etwa 2 Jahren bereits in Berlin in Stellung gewesen ist. Mut- maßungen, daß sie als Dienstmädchen in der Nähe der Kochhann- straße in Stellung gewesen ist, sind vorhanden. Mitteilungen über die Persönlichkeit der Toten nimmt die Kriminalpolizei und jedes Polizeirevier zu 2140 IV 27. 13. entgegen. Vorort- Fteckriebten. Kreistag �lieclerbarnim. Zu einer neuen sechsjährigen Tagungsperiode wurden die Mit» glieder des Kreistages am Dienstag vormittag 11 Uhr zusammen- berufen. Diesem, bisher fast sozialtstenreinem Parlament, gehören auch unsere Genossen Milbrodt-Rosenthal, Muth-Oberschöneweide und Schlemminger-Weißensee an. Von den wenig mehr als 60 Vertretern waren 68 erschienen. Bei der Prüfung der Mandate wurde die Wahl des Gemeindevorstehers Müller-LübarS zum Kreis- tagsabgeordneten für ungültig erklärt, da derselbe gemäß§ 106 der Kreisordnung noch nicht ein volles Jahr im Kreise ansässig ist. Bei Punkt 2 der Tagesordnung handelte es sich um die Fest- setzung einer neuen Besoldungsordnung für die Beamten des Kreises Niederbarnim . Begründet wurde die Notwendigkeit der Gehaltserhöhung mit der herrschenden Teuerung. Die Diskussion gab unserem Genossen M u t h Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß auch hier wieder die höheren Beamten mit Mehrbezügen bis zu 1000 M. bedacht sind, während die Unterbeamten und Arbeiter nach zwölfjähriger Dienstzeit glücklich 100 M. mehr erhalten sollen. Redner forderte, daß die neue Besoldungsordnung, dm yach dem Antrage des KreiSauSschusseS erst am 1. Oktober 1913 in_ Kraft treten soll, bereits rückwirkend vom 1. April cr. zur Einführung gelangt. Letzterer Forderung schloffen sich fast alle bürgerliche» Vertreter an, die aber sofort wieder umfielen, als der Landrat erklärte, daß dann eine Erhöhung der Kreissteuern Platz greife» müsse. In namentlicher Abstimmung wurde mit 32 gegen 26 Stim» men beschlossen, dem Antrag des KreisauSschusses beizutreten. Längere Erörterungen brachte eine Vorlag« betreffend die Be» teiligung des Kreises an der Vereinigung: Gaswerk Niederbarnim» West, G. m. b. H. Die zirka 13 000 Einwohner zählende Stadt Oranienburg entbehrte bisher vollständig der Gasversorgung, da sie sich durch einen alten Vertrag mit dem dortigen Elektrizitäts- werk gebunden hatte, wonach ohne Zustimmung dieser Gesellschaft überhaupt kein Gas in Oranienburg eingeführt werden durfte. Nach langen Verhandlungen ist es dem Kreise endlich gelungen, das Märkische Elektrizitätswerk zu bestimmen, die Einfuhr von Leuchte Heiz- und Kochgas in Oranienburg für eine vom Kreise zu bildende Interessengemeinschaft bedingungslos freizugeben. Tiefe Gesellschaft soll nun ihren �itz in Oranienburg haben; die in Frage kommenden Gemeinden haben sich gegenseitig für das neue Unternehmen Steuerfreiheit zugesichert. Das Stamm» kapital der Gesellschaft beträgt 300 000 M. Es zahlen ein: 1. der Kreis Niederbarnim 100 000 M.; 2. Stadt Oranienburg 100000 M.; 3. Landgemeinde Birkenwerder 70 000 M.; 4. Landgemeinde Sachsenhausen 30 000 M. Die Gemeinde Birkenwerder bringt als Einlage die von ihr betriebene Gasanstalt ein, deren Betrieb am 1. Juli 1913 auf die Gesellschaft übergeht. Da dieses Werk aber nicht in der Lage ist die gesamte notwendige Gasmenge zu produ- zieren, wird noch das einem Herrn Hengstenberg gehörende GaS» werk Sachsenhausen für 260 000 M. gekauft. Dieses soll so aus» gebaut werden, daß der Betrieb in Birkenwerder mit der Zeit still» gelegt werden kann, während das Werk Sachsenhausen Zentrale wird. Mit steigendem Gasverbrauch soll dann später ein großes modernes Werk in Oranienburg erstehen. Ter Einheitspreis für das Kubikmeter Gas soll 16 Pf. betragen, und nach den vorge» legten Rentabilitätsberechnungen einen guten Gewinn sichern. Ter Ueberschuß ist bestimmt, leistungsschwachen Gemeinden des Kreise» die Versorgung mit Gas zu ermöglichen. Der Kreistag bewilligte die notwendigen 100 000 M. zur Einzahlung deS Stammkapitals. Außerdem wird der Kreisausschuß ermächtigt, der Gesellschaft nach Bedarf für die Erweiterung des Gaswerks Sachsenhausen und für Anlage und Erweiterung von Rohrnetzen Darlehen bis zur Höhe von 300 000 M. zu gewähren. Alsdann wurde einem Antrage zu- gestimmt, wonach der Gemeinde Rüdersdorf eine weitere einmalige Krcishilfe von 9000 M. für den Bau einer Brücke über den Kalk- graben gewährt wurde. Der Bau der Brücke war mit 81 000 M. veranschlagt. Dieser Betrag ist aber infolge des schlechten Bau- gundes um 18 600 M. überschritten worden, so daß die Gesamt- kosten 99 600 M. betragen. 86 000 M. hatte der Kreis bereits zugeschossen, so daß die Beihilfe, mit den jetzt bewilligten 9000 im ganzen 44 000 M. beträgt. Punkt 6 brachte eine Erhöhung der Kreisumsatzsteuer. Dies« beträgt gemäß 8 2 der Umsatzsteuer- ordnung H vom Hundert. Der Antrag des KreisauSschusses ging dahin, diese Steuer bei einem Objekt von 6 Millionen auf«in volles Prozent zu erhöhen. Der Kreistag ging über diesen Antrag hinaus und beschloß die Erhöhung der Steuer bereits bei einem Objekt von 1 Million Mark eintreten zu lassen. In den Ge- meinden Oberschöneweide und Tegel sollen Nebenkassen der Kreissparkaffe errichtet werden. Ein Antrag, der die Er­richtung von der Zustimmung der beteiligten Gemeinden abhängig machen wollte, wurde abgelehnt. Die Fassung einer Satzung der allgemeinen Ortsirankcnkasse für den Be» zirk des VerstcherungSamtcS Niederbarnim(§ 320 der R.-V.-O.) mußte vertagt werden, da die Vertreter der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer zuvor noch zu hören sind. Fünf weiter« Punkte betrafen Verwaltungsangelegenheiten, pie des öffentlichen Interesse» entbehren. AlSdann folgten die bürgerlichen Abgeordneten einer Einladung des Landrats zu einem im Monopolhotel stattfindenden gemeinschaftlichen Essen._ Charlottenburg . Die Stadtverordnetenversammlung nahm zunächst davon Kenntnis, daß das von ihr genehmigte Darlehen bei der ReichsversicherungS- anstatt in Höhe von 10 Millionen Mark von dieser wegen der großen an sie gestellten Anforderungen nur in Höhe von 6 Millionen Mark bewilligt worden ist. Das Gehalt für den Ersten Bürgermeister schlug der Ausschuß entsprechend dem letzten Magistratsbeschlutz vor, auf 27 000 M. festzusetzen. Die Versammlung trat mit großer Mehrheit dem Beschlutz bei.(Das Resultat der Wahl haben wir bereit» gemeldet.) Eine Vorlage des Magistrats verlangte die Uebernahme der Unfallversicherung der Arbeiter de» Hoch- und TiefbauamteS in eine städtische Eigenversicherung. Hierbei würden bedeutende Ersparnisse erzielt werden, weil die in den städtischen Betrieben beschäftigten Arbeiter ein bedeutend ge- ringeres Unfallrisiko haben, als es in der Mehrzahl der privaten Betriebe der Fall ist. die mit den städtischen in einer BerufSgenossenschast vereinigt sind. Stadtverordneter Neumann (Alte Fraktion) widersprach dieser Vorlage. Nach seiner Ansicht dürfe die Stadt ein solches Risiko nicht über» nehmen. Stadtverordneter Bogel (Soz.) und Meyer(Lib.) befürworteten die Vorlage, die dann angenommen wurde. Gemein« sam wurden zwei Vorlagen über das Deutsche Opernhaus beraten. Die eine wünscht eine andere Preisfestsetzung, die Orchestersitze sollen um 50 Pf., der dritte Rang und die Galerie um 10 Pf. er- höht werden, das zweite Parkett soll um 30 Pf. ermäßigt werden und gleichzeitig die vier letzten Reihen des ersten Parkett» erhalten. Der erste Rang soll in drei Stufen geteilt werden und die Preise für die zweite Stuf« um 60 Pf., die für die dritte um 1,30 M. ermäßigt werden. Durch diese Preisfestsetzung soll der im ersten Rang und im zweiten Parkett noch mangekhaft« Besuch de» Theaters gehoben werden. Außerdem wird vorgeschlagen die Kassenpreise, nicht die Abonnementspreise, bis zum zweiten Range für die Wagneropern zu erhöhen. Die zweite Vorlage will dem Magistrat einen stärkeren Ein» fluß auf die Gesellschaft sichern, indem er ein Vetorecht aegen die Wahl von Vorstandsmitgliedern und«in Widerspruchsrecht gegen Satzungsänderungen, die den städtischen Interessen zuwiderlaufen. erhalten soll; auch die Bestimmung, daß der Pasten als Aussicht»- rat nur ehrenamtlich auszuüben ist, soll nicht ohne Zustimmung des Magistrats geändert werden dürfen. Als Geaenleistun-, er­hält die Gesellschaft einige Erleichterungen bei der von ihr zu stellenden Kautton in Höhe von 500 000 M. In der Debatte wurde von verschiedenen Seiten der gute Erfolg deS Opernhauses in künstlerischer und sinanz, eller Hinsicht hervorgehoben. DaS letzter« bezeichnete Genosse Dr. Borchardt als verfrüht, man müsse ab» warten, ob die Pacht, umme voll eingehen werde. Beide Vorlagen wurden angenommen. Die Borlage über die Schustehru»- st i f t u n g. für die ein Kapital von 60 000 M. bereitgestellt werden soll, dessen Zinsen für die Hinterbliebenen von städtischen Privat- dienstverpflichteten zu verwenden sind, wurde in der Fassung de» Ausschusses angenommen, wonach auch die Jubiläumsstiftung vom Jahre 1906, die für die Hinterbliebenen von städtischen Arbeitern bestimmt ist, auf die Höhe von 60 000 M. gebracht werden soll. Die Vorlage über die neue 29 Millionen-Anleihe wurde emem Ausschuß überwiesen. In geheimer Sitzung wurde dann ein GaS» lieferungSvertrag mit den Siemenswerken angenommen. Nach diesem Vertrage wird den Siemenswerken, die einen GaSkonsum von über 2 Millionen Kubikmetern haben, für daS.»aS si- üb« 400 000 Kubikmeter verbrauchen, ein Preis von 10 Pf. statt 1» Pf. berechnet. Neukölln. Ein Portemonnaie mit 62,86 M. ist am Mittwoch, den 11. Juni, auf dem Wege vom Weigandufer 37 bis zur Weserstraße 2S. ver» loren gegangen. Der ehrliche Finder wird gebeten, oasietbe bei I. Hübn-r, Neukölln. Weserstraße 25, Hof III, abzugeben. Sichteuberg. Rentable Fischzucht. DaS der Stadtaemeinde Lichtetrbera» hörende Rittergut Tasdorf beherbergt auch eine Anlage für Fqch-