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»« 2 Jfilnjf b« jOTättD" f«Ihm f«IWliitl»»»»»>« Partei- Kngelegenkeiten. 6. Wahlkreis. Die Genossinnen der 18. Abteilung(Gesundbrunnen) der- anstalten am Montag, den 16. Juni, also morgen, einen Dampferausflug nach Schmöckwitz (von da eine Fußtour nach den Gosener Bergen). Abfahrt Uhr morgens von der Reederei Nobiling(Restaurant Schultheiß), Jannowitz- brücke. Straßenbahnverbindung mit Linien 35, 36, 37 und 11 bis Jannowltzbrücke. Am Mittwoch, den 18. Juni, veranstalten die Genossinnen der 13. Abteilung ein Kaffeekochen in Plötzensee bei Lindenbaum(am Spandauer Schiffahrtskanal). Die Genossinnen bitten um zahlreiche Beteiligung. Charlottcnburg. Der Wahlverein hält am Dienstag, den 17. Juni, abends 8>/, Uhr, im Volkshausc, Rosinenstraße 3, eine Mitglieder­versammlung ab. Näheres siehe Inserat. Treptow -Baumschulenweg. Am Dienstag, den 17. Juni, abends 8Va Uhr, im Restaurant aur Rennbahn, Elsenstr. 115/16, Mitglieder­versammlung. Tagesordnung: 1. Bericht von der Kreis- General- Versammlung und der Generalversammlung Groß-Berlin. 2. Er- gänzungswahlen zum Vorstand und Jugendausschuß. 3. Vereins- angelegenheiten. Mitgliedsbuch legitimiert. Ober-Schönewcide. Dienstag, den 17. Juni, abends 8�/, Uhr, sindet bei Prochowski die Generalversammlung statt. Tagesordnung: Bericht der Bezirksleitung, Kassenbericht, Diskussion und Neuwahlen. Friedenau . Die Mitgliederversammlung des Wahlvereins findet am Mittwoch, den 18. Juni, abends 3>/z Uhr, im Kaiser-WilhelmS- Garten, Rheinstr. 65, statt. Aus der Tagesordnung sieht'u. a. die Behandlung der Frage:»Kann ein Mitglied einer Arbeitgeber- kampfesorganisation Parteigenosse sein?' Berichte von der Kreis« Generalversammlung und Groß-Berlin. Pankow . Am Dienstag, den 17. Juni, abends von 7 Uhr ab Flugblattverbreitung von den bekannten Stellen aus. Alt-Glienicke. Dienstag, den 17. Juni, öffentliche politische Versammlung. Tagesordnung: 1..Was nun?' Referent: Stadt- verordneter Max Grog er, Neukölln. 2. Freie Aussprache. Reinickendorf -Wcst. Dienstag, den 17. d. MtS., abends 8'/, Uhr, im Lokal von Gördes, Eichborn-, Ecke Waldstraße: Außer- ordentliche Generawersammlung. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht von der Verbandsgeneralversammlung. 8. Bericht und Neuwahl sämtlicher Funktionäre. 4. Vereinsangelegen- heilen und Verschiedenes. Mitgliedsbuch oder Aufnahmeschein legi- timiert. Bezirk WaidmannSlust . Dienstag, den 17. Juni, abends 8V, Uhr, in Hermsdorf , Restaurant.Bellevue' Inhaber Albert Pfeffer, öffentliche Versammlung. Referat des Genossen Dr. Moses über den Geburtenstreik im Arbeiterheim. Borfigwalde-Wittenau. Dienstag, den 17. Juni, 8 Uhr abends, in den Borsigwalder Festsälen: Mitgliederversammlung deS Wahl- Vereins. Tagesordnung: 1. Wahl eines Schriflsührers. 2. Bericht des Gemeindevertreters. 8. Bericht von der Kreisgeneralversammlung. 4. Vereinsangelegenheiten. ßerliner JVacbricbten. Nach der Wahl. Die Wahl ist vorbei. Die Reaktionäre jubeln ob ihres Sieges" freuen sich über dieunüberwindlichen Schran- ken und die zuverlässigste Schutzwehr der monarchischen Staatsordnung", die das Dreiklassenwahlrecht sein soll. Sie haben ihr Ziel, die Erringung recht vieler Mandate, erreicht. Die Wahl ist vorbei der Wahlkampf aber dauert fort und zwar so lange, bis wir ein gleiches Wahlrecht errungen haben. Wir werben Kämpfer, und jeder neue Kämpfer ist ein Zoll gewonnener Position. Wir ruhen nicht. Stillstand ist Rückgang. Jetzt auf zur Gewinnung von Mitgliedern für unsere politische Organisation! Es ist Sonntag. Mein Bezirksführer überreicht mir eine Liste roter Wähler, die ich aufsuchen soll. Ich mache mich auf den Weg und denke an die Zeit, da ich in einer sächsischen Kleinstadt wohnte und des öfteren Sonntags auf Agitation ging.Am Osten glüht der junge Tag und Morgenlüfte wehen,' so sangen wir, den jungen Tag be- grüßend.Und mit uns rücken treulich aus der Wahrheit schnelle Boten, in jede Hütte, jedes Haus Flugblätter von den Roten," so heißt es im Landagitationsmarsch, und diese Worte dienten uns als Leitstern. Gut wurden wir auch fast immer aufgenommen. Nur sagten die Landleute immer, sie hätten gar nicht geglaubt, daß die Städter so früh auf- stehen könnten. Daß wir so in aller Herrgottsfrühe kamen, war ihnen sympathisch.Wir Sozialdemokraten stehen überhaupt immer früh auf, bei allen Gelegenheiten sind wir die Ersten," erwiderten wir ihnen. Ihr ursprüngliches Mißtrauen gegen den Sozialismus hing anscheinend eng zusammen mit ihrer Abneigung gegen alles, was aus der Stadt kam. Diese war ihnen eine ganz andere Welt und wenn nial ein Schimpfwort fiel, war es gewißStadt- lumprich". Leider ist aber in der Großstadt die Indifferenz auch noch sehr groß. Früher hätte ich das nicht geglaubt. Heut muß ich meinem Bezirksführer mindestens einige neue Ge- nossen präsentieren können. Darin setze ich meinen Stolz, und es müßte nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn es mir nicht gelingen sollte, meine Arbeitsbrüder von unserer guten Sache zu überzeugen. Bei einem Wähler hatte ich es leicht. Er hatte schon lange beitreten wollen meinte er. Er sei ja auch schon Vorwärts"leser. DieVolkszeitung" hätte er vor einiger Zeit abbestellt, die sei überhaupt kein Arbeiterblatt, denn dann dürfte sie keine Streikbrecherinseraie aufnehmen. Die Morgenpost" sei erst recht nichts wert, das iei� ein reines Geschäftsblatt und Ullstein wäre reich genug. Seine Werk- stattkollegen hätten ihn immer schon zugeredet, dem Wahl- verein beizutreten, aber er sei in dieser Sache etwas nach- lässig und da kam ich gerade recht. Ein anderer meinte, er hätte richtig gewählt und das wäre doch die Hauptsache. Er gehörte einem Sportverein an, einem Skatklub und noch manchem andern Verein, da hätte er gar keine Zeit, sich noch um andere Vereine zu bekümmern, denn er sei sowieso an keinem Abend zu Hause. Er müsse dann aus einem der Vereine austreten und das ginge nicht so plötzlich. Ich solle nochmals wiederkommen. Ein Dritter war sehr hartnäckig. Er war schon ein- «al Mitglied des Wahlvereins. Er würde jetzt auch noch tabei sein, aber er sei nicht mehr in den Zahlabend ge- kommen, weil zuviel persönlicher Tratsch zum Austrag kommt." Wenn man immer nur das hören soll, braucht man nicht hinzugehen. Ich war dann viel Beiträge rückständig und da hat man mich gestrichen." Ich mußte zugeben, daß das ein Uebelstand gewesen ist, den man aber nicht auf solche Art beseitigen kann. Ich mußte meine gesamte Beredsam- keit aufbieten, um ihn auszusöhnen. Mancher machte allerlei Ausflüchte und war nicht zu bewegen. Ich hatte also für heute zwei Genossen geworben. Ter Erfolg befriedigt mich und wohlgemut trotte ich die Straße entlang, vor mir hinträllernd.Schlaft nur, ihr Mächtigen der Welt! Laßt uns der Zukunft Sorgen. Wir Sozialisten ziehen ins Feld, und unser ist der Morgen." Im Briesetal. Wir begeben uns so zeitig zum Stettiner Vortortbahnhof, daß wir um 7,47 früh mit dem nach Oranienburg fahrenden Zuge abreisen können. Am Schalter verlangen wir aber eine einfache Fahrkarte dritter Klasse nach dem in weiten Kreisen unbekannten Zühlsdorf, worauf wir aber zwei Karten für unser Geld erhalten. Die eine ist eine Vorortkarte nach Reinickendorf -Rosenthal, denn hier müssen wir aus dem Oranienburger Zuge aussteigen. Unter Benutzung der zweiten Karte, die nach Zühlsdorf lautet, gehen wir zu dem nebenan liegenden Bahnhof der Privatbahn nach Liebenwalde und Zerpenschleuse. Wir haben zum Umsteigen reichlich Zeit, wie das bei Sekundärbahnen auch nicht anders zu erwarten ist. Mit der für diese Einrichtungen bekannten Geschwindigkeit führt uns unser Zug endlich nach Norden weiter. Sobald wir die üppig ergrünten und lieblich duftenden Rieselfelder hinter uns haben, durchschneiden wir ein aus Wiesen, Aeckern und Wäldern angenehm zusammengesetztes Gebiet. Obwohl wir noch vor den Toren Berlins sind, mutet die Gegend unssehr entfernt" an. Bei Schönwalde , dessen Namen ein Bestand starker Eichen Ehre macht, tritt die Bahn in den Wald ein; bei Basdorf zweigt sie sich nach Zerpenschleuse ab. Wir bleiben jedoch im Zuge sitzen und erreichen mit der nächsten Station Zühlsdorf. Nach links führt uns der Weg in einer Viertelstunde ins Dorf, das sich mit einem Kranze ländlicher Villen umgürtet. Sein Hauptschmuck ist eine mächtige, alte Linde, die weithin sichtbar aus dem Garten der nach ihr be- nannten Wirtschast emporragt. Nördlich von Zühlsdorf zieht sich eine Seenkette, durch die Briese zuletzt verbunden, von Ost nach West: Liepnitzsee, Wandlitzsee, Rahmer- und Lübowsee. Dieser liegt nahe bei Zühlsdorf, von weiten Sumpfflächen umgeben. Wir gehen von Zühlsdorf zur Zühls- dorfer Mühle(V« Stunde) an der Briese und haben damit den eigentlichen Beginn unserer Wanderung erreicht, die uns brieseabwärts nach Birkenwerder bringen soll. Wir bleiben am besten am linken Ufer des im ganzen Verlauf bewaldeten Briesetals. Der Weg Mühlenbeck Lehnitz überquert das Fließ auf einer steinernen Brücke, die so auf den Karten be- zeichnet ist. Hier können wir daher auf das andere Ufer übergehen, um unsere Wanderung fortzusetzen. Die Briese schlängelt sich in vielen Windungen durch die Wiesen, und das Tal ist eng genug, um den dicht heran- tretenden, wechselnden Wald und die prächtigen Bilder, die er hervorzaubert, zur Geltung zu bringen. DaS Tal besitzt auch eine ansehnliche, dabei aber nicht ermüdende Länge. Man kann es gemächlich durch- schlendern, kommt gar nicht in die Verlegenheit fehl zu gehen und behält Zeit genug, sich an schönen Plätzchen auszuruhen. Das ganze Waldgebiet ist als Hofjagdrevier eingehegt, doch fehlt es weder an Gattern noch an Wegweisern. Einer davon weist schon am Restaurant Briese zum Bahnhof Birkenwerder , den wir auf einem Waldwege erreichen. Einer der zahl- reichen Vorortzüge bringt uns wieder zum Stettiner Bahnhof zurück._ Aus der Berliner Gewerbedeputation. In einer ihrer letzten Sitzungen hatte die Deputation eine Kommission eingesetzt zur Feststellung von Grundsätzen, die bei Einladungen zu Festlichkeiten und dergleichen bei Berliner Innungen seitens der Gewerbedeputation zu beobachten seien. Es wurde Klage geführt, daß manche Innungen, die Einladungen an die Deputation ergehen ließen, die entsandten Vertreter als fünftes Rad am Wagen behandelten, sie unbeachtet sitzen und stehen ließen. Einige brachten es sogar fertig, die verlangte Gastfreund- schaft soweit zu treiben, daß der entsandte Delegierte den erforder- lichen Aufwand aus seiner eigenen Tasche bezahlen mußte. Die Kommission schlug vor, in Zukunft nur dann eine Delegation ein- treten zu lassen, wenn eS sich um 2öjährige Gedenktage(Jubiläen und dergleichen) und darüber hinaus handelt; auch sollte eine Ver- tretung entsandt werden bei Ausstellungen und ähnlichen Ver- anstaltungeu. DieseGrundsätze" gingen sogar den Magistrats- Vertretern zu weit; sie wiesen darauf hin, daß seit dem Jahre 1368 ein Beschluß bestehe, wonach über die Notlvenoigkeit, ob eine Ab- ordnung angemessen und am Platze sei, der Vorsitzende der Depu- tation von Fall zu Fall zu entscheiden habe. Dieser Beschluß wurde erneuert, die von der Kommission ausgestellten Leitsätze damit abgelehnt. Nachdem diesehochwichtige" Angelegenheit er- ledigt war. kani ein Antrag der Aeltesten der Berliner Kaufmann- schaft zur Verhandlung, das Ortsstatut vom 14. Oktober bezw. 30. November 1911 betreffend die Einschränkung der Sonntags- arbeit im Kleinhandel abzuändern. Die Aeltesten der Kaufmann» schaft nahmen in der Begründung des Antrages Bezug auf ein Urteil des Kammcrgcrichts, das in gemischten Betrieben (Nahrungsmittel und sonstige Gebrauchsgegenstände) den Verkauf von Nahrungsmitteln zuläßt, daß dadurch eine unsichere Rechtslage geschaffen ist, über die Frage, ivas gehört zum Begriff der Nahrungsmittel und was sind Gebrauchsgegenstände und endlich, daß bei diesem unsicheren Zustande die polizeiliche Kontrolle über die Jnnehajtung der Sonntagsruhe erschwert werde. Der Antrag der Aeltesten der Kaufmannschaft wurde lvie frühere ähnliche An- träge abgelehnt, unter erneutem Hinweis darauf, das Reichsgesetz über die Sonntagsruhe abzuwarten, ehe man an die Aenderung des jetzt geltenden Ortsstatuts herangeht. Ob die Polizeibehörde Schwierigkeiten habe bei der Vornahme der Revisionen, sei nicht Sache der Deputation, sondern oer Polizeibehörde selbst. Der Allgemeine Deutsche Gärtncrverein wünschte die Unter- stützung der Deputation zu einem bei dem Polizeipräsidenten ge» stellten Antrag, den Schluß der Verkaufszeit an den Sonntagen in den Blumengeschäften auch während der Wintermonate auf 2 Uhr nachmittags festzusetzen. Ter Name des Vereins erweckte bei den bürgerlichen Teputationsmitglicdern die Meinung, es handele sich um eine Ardeitgebervereinigung, und man war nahe daran, den Antrag, den man zunächst fürsehr vernünftig" hielt, dem Polizeipräsidenten zur Annahme zu empfehlen. Als ein Arbeitgeber entdeckte, daß es sich um eine Zlrbeitnehmerorgani- sation handele, die diesen Antrag gestellt habe, schlug das Blatt um! Es wurde beschlossen, den Antrag den in Betracht kommenden Arbeitgebervereinigungen zunächst zur Begutachtung vorzulegen. Es erscheint uns sehr fraglich, od man im umgekehrten Fall diese Rücksicht auch bei den Arbeitnehmern hätte walten lassen. Gegen einen Maschinenbauer Sch. aus der Frankfurter Allee hatte der Polizeipräsident ein Verfahren eingeleitet, dem be- treffenden das Recht zu entziehen, in Zukunft Lehrlinge halten zu dürfen. Die Deputation, die um Aeutzerung hierüber ersucht wurde, sprach sich in verneinendem Sinne ans. Es handelt sich in diesem Falle nicht um Lehrlingszüchterei oder dergleichen, son­dern um die Frage, rck in einem Falle das dem Lehrherrn dem Lehrling gegenüber zustehende Züchtigungsrecht in dem Maße überschritten sei, daß die beabsichtigte Maßnahme gerechtfertigt er- scheine. In der Sacke selbst, die vor dem hiesigen Gewerbegericht verhandelt worden ist, war es zwischen den Parteien zu einem Vergleich gekommen. Zu der Frage der Aufhebung der VormittagsverkaufsstÄnden (bis 19 Uhr) an den letzten beiden Ausnahmetagen vor Weih- nachten ersuchte der Polizeipräsident um nochmalige Stellung- nähme. Die Deputation verblieb bei ihrer früher vertretenen Auffassung, daß zur Aenderung des jetzt bestehenden Zustandes ein zwingender Grund nicht vorliege. Diese Verkaufszeit an den beiden genannten Tagen sei nötig sowohl im Interesse der Ge- schäftsleute, insbesondere der kleinen Gewerbetreibenden, wie auch desjenigen Publikums, das in der Weihnachtszeit diese Stunden dazu benutze, um in aller Ruhe ihre Einkäufe zu machen, was in den Nachmittagsstunden nicht in dem Maße möglich sei. Zur Begutachtung von Leitsätzen über kommunale Handwerks- förderung, aufgestellt von der Handwerkskammer Berlin , wurde eine Kommission von sieben Mitgliedern eingesetzt. Vomletzten Mittel" des Erziehers. Zur Frage der Prügelstrafe in der Erziehung wird oft gesagt, ganz unentbehrlich seien die Prügel doch wohl nicht, mindestens müßten sie als ein letztes Mittel vorbehalten bleiben. Wie rasch in unseren Volksschulen manche Erzieher an dem Punkt anlangen, wo sie nicht mehr ohne Prügel auskommen zu können glauben und zu diesemletzten Mittel' ihre Zuflucht nehmen, davon hat derVorwärts' zuweilen recht eigenartige Proben mitgeteilt. Auch den folgenden Fall empfehlen wir zur Beachtung allen, die es angeht. In der 221. Mädchen-Gemeinbeschule(Ehristiania- straße) unterrichtet eine Lehrerin Fräulein Rapp, eine noch junge Dame, die erst seit 5 Jahren im Lehramt steht. Nachdem sie zu- nächst als Vertreterin tätig gewesen war in den letzten Jahren z. B. in der 283. Mädchen-Gemeindeschule(Prinzenallee) und in der 304. Knaben-Gemeindeschule(Schönhauser Allee ), kam sie im Jahre 1312 an die 224. Schule und erhielt zum Oktober ihre feste Anstellung. Fräulein Rapp hat jetzt in der Klasse V 0 dieser Schule eine Schülerin so ausgiebig und nachdrücklich mit dem Rohrstock abgestraft, daß ein Arzt, dem da« Kind am nächsten Tage zur Untersuchung vorgeführt wurde, folgendes Attest ausstellen mußte: Bei Entblößung des Oberkörpers zeigen sich auf dem Rücken und dem rechten Oberarm zahlreiche dickaufgelaufene Striemen, auf deren Kuppe frischblutige Streifen verlaufen, während die Umgebung blau und braun verfärbt ist. Der Befund entspricht den Angaben des Kindes, daß es mit einem Rohrstock eine größere abl heftig geführter Schläge über Rücken und Arm erhalten hat. b diese Mißhandlung außer den jetzt bestehenden Schmerzen und Bewegungshemmungen dauernde Nachteile gesundheitlicher Art haben wird, läßt sich noch nicht sicher angeben.' Will man wissen, aus welchem Anlaß die Lehrerin Rapp gegen das Kind zum Rohrstock gegriffen hat? Als die Tanre des Kindes in Vertretung der durch Krankheit behinderten Mutter sich in der Schule beschwerte, erfuhr sie von dem Fräulein keinen anderen Grund als den, daß die Schülerin einige Rechenaufgaben nicht angefertigt habe.Geschlagen habe ich sie ch ti g', sagte ganz offen Fräulein Rapp, und sie betätigte daS mit un- gefähr den gleichen Worten an einem der nächsten Tage in Gegen- wart des Rektors Bösel , bei dem die Tante ihre Beschwerde wieder- holte. Wietüchtig' die Lehrerin zugehauen hat, das lehrt ja daS Attest, und davon hatte sich übrigens auch schon Rektor Bösel noch an demselben Tage überzeugt. Die geprügelte Schülerin war in der Pause durch ihr verweintes Aussehen aufgefallen, so daß eine andere Lehrerin sie nach dem Grund fragte. Das Kind wurde dann durch eine andere Schülerin dem Rektor Bösel zugeführt, der nun den Arm besichtigte und so erzählt da? Kind eine lindernde Salbe ausstrich. Es wird behauptet, Fräulein Rapp habe an demselben Tage nachher nochmals den Stock gegen das Kind gebraucht. Als die Tante ihr das in Gegenwart des Rektors vorhielt, soll Fräulein Rapp es sogar bestätigt haben. Der Grund, den sie hierfür an- gegeben haben soll, ist so sonderbar, daß wir ein Mißverständnis vermuten müssen. Die Tante verstand, daS Kind sei zum zweiten Male bestraft worden, weil es auf dem Schulhof anderen Kindern den Arm gezeigt und mit ihnen über die Bestrafung ge« sprachen habe. Fräulein Rapp soll erklärt haben, das sei unzulässig. Um den hier geschilderten ErziehungSakt der Lehrerin Rapp recht würdigen zu können, muß man nicht nur den Anlaß und die Folgen betrachten. Auch das wolle man berücksichtigen, daß eS sich um eine mäßig befähigte Schülerin handelt, die im Alter von fast 13 Jahren erst in die für 9 jährige Kinder bestimmte Klasse V hinein- gekommen ist. Sie ist im übrigen ein offenbar gutes Kind und scheint bei anderen Lehrerinnen und Lehrern der Schule sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Daß das Kind auch körperlich schwach e n t w i ck e l t ist, sei nebenbei erwähnt. Uns wird erzählt, Fräulein Rapp habe schon öfter den Stock alsletztes Mittel' ihrer Erziehungskunst angewandt. Wird die ihr vorgesetzte Behörde aus Anlaß dieses neuesten BorkommnisseS eS für nötig halten, ihr in den Arm zu fallen? Kein Polizeihund war es, der am Donnerstag gegen Abend in der Andreasstraße einen Menschen attackierte. Der Hund wurde von seinem Herrn au der Leine geführt, wie eS in der Zeit der Hunde- sperre verlangt wird, und trug, weil's eben kein Polizeihund war, den vorschriftsmäßigen Maulkorb. Der Mensch, gegen den er an- sprang, wie wenn er ihn beißen wollte, war ein Schutzmann. Das war des Hundes Pech; denn ein Schutzmann läßt sich nicht ungestraft attackieren, auch nicht von einem Hund. Der Schutz- mann zog seinen Säbel und hieb, weil er sich gefährdet glaubte, auf den Hund ein, wobei er ihm eine blutende Wunde beibrachte. Daß der Hund toll geworden sei, braucht diesmal keiner zu be- fürchten. Er war nur darüber in Wut geraten, daß sein Herr wegen eines Wirtshaüsstreites sistiert werden sollte. Wir denken bei diesem Abenteuer eines Schutzmanns an jenen Polizeihund, der im Friedrichshain in Gegcnivart des mit seiner Führung betrauten Schutzmanns drei junge Leute biß, weil er ohne Maulkorb war. Was wäre wohl dem ge» schehen, der mit dem erstbeften Abivehrmittel, daS er etwa bei sich trug. daS wütende Tier unschädlich zu machen versucht hätte? Warum hat übrigens die Polizei, aus deren Arbeit doch Tag für Tag alle möglichen Nachrichten in die Zeitungen gebracht werden�