ganifierten Bauarbeiter wurden entlassen, trotzdem sie sich nicht dasgeringste zuschulden lammen liehen. Die drei Tagelöhner, die an-geblich unter dem Terrorismus zu leiden hatten, waren noch nichtorganisiert(also nicht beim christlichen Verband) und meldetensich freiwillig zur Organisation an. Davon erhielt die Firma aufirgend eine Art Kenntnis und teilte dies dem Magistratsbeamten,Rechtsrat Wächter, mit dem Ersuchen mit, nichts zu veröffentlichen.Um dem Zentrumsblatt aus seiner fatalen Situation herauszuhelfen,hat der Bimberger Magistrat(wo das Zentrum die Mehrheit hat)den angeblichen Terrorismusfall doch veröffentlicht und die Eni-lassung der drei.Missetäter' verfügt. Jetzt bedauert der Unter-nehmer selber, dah es so gegangen ist, weil er weih, dah die Ent-lassung durch nicht« gerechtfertigt ist. Das Geschrei über Terro-rismus ist»Iso Schwindel._Tie Wahl tu Waldeck.Das amtliche Wahlergebnis der Reichstagsersatzwahlim Wahlkreise Fürstentum Waldeck lautet: Amtsgerichtsrat Viet-meyer, Burgdorf i. H.(Wirtschaft!. Vg.), erhielt 6327, D. FriedrichNaumann,«chöneberg b. Berlin(PP.), 6533 Stimmen, Nau-mann ist somit gewählt. Bei 14 265 Wahlberechtigten wurden12 SLO gültig« Stimmen abgegeben. Zersplittert waren 23 Stimmen.Die neue Balhanimfc.Formell sind die diplomatischen Beziehungen zwischen denBalkanstaaten noch nicht abgebrochen, tatsächlich hat manaber auf weitere diplomatische Auseinandersetzungen der-zichtet. Weder Serbien noch Bulgarien sind von ihren ur-sprünglichen Forderungen nicht einen Finger breit gewichen.Das erstere wollte die Demobilisierung- und eine Revision desBündnisvertrags, Bulgarien bestand auf dem Kondominium.d. h. einer gemeinschaftlichen Besetzung des umstrittenen Ge-bietes, bis die Streitfrage in Petersburg entschieden sei.Inzwischen hat man in Ruhland auf die Schiedsrichter-rolle halb und halb verzichtet. Der Zar hat sich auf seineSommerreise in die finnischen Schären begeben. Ie.tzt bleibtnur noch eine europäische Intervention, die aber wegen derunter den Großmäckiten herrschenden Interessengegensätzenicht so leicht zustande kommen wird. Der Präsident Poin-car6 und der französische Minister des Aeußern Pichon sindnach England gereist. Man bringt diesen Besuch mit derBalkanfrage in Verbindung.Tie Gründe der Demission des serbischen Kabinetts.Belgrad, 23. Juni. Wie die Blätter melden, ist dasKabinett zurückgetreten, weil in ihm Gegensätze bezüglichder Haltung auftraten, welche gegenüber der russischenSchiedsgerichtsforderung einzunehmen wäre. Der Antragdes Ministerpräsidenten Paschitsch, diese anzunehmen, sei vonder Mehrheit der Minister abgelehnt worden.Ein russisches Verlegenheitsmanöver.Pari«, 23. Juni. Der Petersburger Korrespondent de«„TempS"meldet: Da die russisch« Regierung festgestellt hat, dah keiner derBalkanstaaten das Schiedsgericht ablehnt, hat sie ihnen bekannt-r geben, dah sie sich freuen würde, von ihnen in einer Frist vonTagen einleitende Denkschriften zu erhalten, welche eine ersteGrundlage für die Vorbereitung des Schiedsspruchs bilden könnten.Tie Mörder des Grohwesirs.Konstantinopel. 22. Juni. Das Urteil des Kriegsgerichts istnoch nicht bekanntgegeben worden, doch ist es sicher, dah zwölfPersonen, die der direkten Teilnahme an der ErmordungMahmud Schewket Pascha» oder der Anstiftung dazu angeklagtwaren, zum Tode verurteilt worden sind. Darunter befinden sichder frühere Direktor der politischen Polizei Muhib, der frühereKapitän Kiazim, der Fähnrich Chevji, der Leutnant Mehmed Ali,Topal Tewfik, Zia und die drei geflohenen Mörder Nazmi, Hikmetund Abdurrahman. Prinz Sabah Eddin, Scherif Pascha und derfrühere Minister des Innern Reschid wurden zu schweren Strafenverurteilt.Konstantinopel, 23. Juni. Die vom Kriegsgericht gefälltenTodesurteile sind bisher vom Sultan nicht bestätigt worden. Unterden zum Tode Verurteilten befindet sich auch Damad Salih Pascha.— In einem an den Militärgouverneur gerichteten Schreiben stelltPrinz Sabah Eddin in Abrede, dah er Beziehungen zu-den MördernMahmud Schewket Pascha» gehabt habe. Er gibt jedoch zu, dahdiese Geld von ihm verlangt haben.franfernch.Der Kampf gegen die Wassenlieferantcn undRüstungshetzer.Paris. 23. Juni. Tie Kammer setzte heute die Beratungder Vorlage über die Verlängerung der militärischen Dienstzeitfort. Der Sozialist B r i q u e t verteidigte einen Gesetzentwurf,der eine aktive militärische Dienstzeit von 26 Monaten festsetzenwill, l�riquet hielt dann unter dem Beifall der äuhersten Linkeneine lange Lobrede auf die zweijährige Dienstzeit und sagte, umda» Gesetz über die dreijährige Dienstzeit triumphieren zu lassen,diskreditiere man zu sehr die französischen Kavalleristen und Ar-tilleristen. Der Redner, der vor einem schwach besetzten Hausesprach, forderte, dah im Innern des Lande? ausgebildete Truppenan der Grenze verwandt würden; sie würden eine stärkere Deckungbilden, als mit der dreijährigen Dienstzeit erzielt werde. Briquetbetonte dann gleichfalls die Notwendigkeit, in stärkerem Nahe Re-serven und eine Territorialarmee heranzubilden.Briquet endete mit einem Lobe des Werte? der Reserven.Henry Pate als'Berichterstatter sagte: Wir haben volles Ber-trauen in den Wert und die Ergebenheit der Reserven. Aber geradedie Reserven haben ein besonderes Encadement nötig, und eineDienstzeit von 26 Monaten würde zur Ausbildung der Mann-schaften, der Unteroffiziere und der Offiziere nicht genügen.(Bei-fall.) Mistral(Sozialist) meinte, eS seien finanzielle Gründe,die den Militärforderungen zugrunde lägen, und warf der P r e s s eund denHeerrslieferantenvor. dah sie zu Rüstungen drängten.Mistral erinnert« an die Affäre Krupp und wollteAnschuldigungen gleicher Art gegen ein französisches Haus vor-bringen. Kriegsminister Etienne unterbrach ihn und'rief:TaS ist eine Infamie. Mistral erwiderte: Ich werde Beweiseerbringen. Er warf sodann den großen Heeretlieferanten vor.dah sie keine Patrioten seien, da sie auch den eventuellen Gegnernfranzösische Waffen verkauften, namentlich Deportkanonen. Kriegs-minister Etienne erwiderte: Das Kriegsministerium hat dieDeportkanone nicht verwenden und die Industrie nicht verhindernkönnen, sie zu verkaufen. Eine befreundete Nation hat sie gekauftund ihr den Vorzug vor dem Kruppgeschütz gegeben. Es war vonInteresse für die französische Industrie, daß das französische Geschützan Stelle eines deutschen Geschützes trat. Ich sehe nichts, was Siedabei am Kriegsministerium tadeln können. Ter sozialistisch Radi-kale ThalamaS unterbrach den Kriegsminister und sagte:Nimmt Italien nicht mehr am Dreibund teil, daß Sie Italienbefreundete Nation nennen?(Zurufe.)Thalamas fragte sodann, ob Teile des Deportgeschützesnicht übrigens in den Staatswerk st ätten hergestellt wordenseien. Der Kriegsminister Etienne antwortete: Ja, mit Er-laubniS des Kriegsministers.(Bewegung.) Thalama» antwortetedarauf: Ich habe nur Ihre Antwort feststellen wollen.Ter Deputierte Mistral wollte dann die Angriffe gegen dieLieferanten wieder aufnehmen, aber das Zentrum protestiertedagegen, da dieses nicht zur Beratung stände. Die Sozialistenunterstützten ihre Redner und während einiger Minuten herrschtelebhafte Unruhe. Präsident D e s ch a n e l stellte die Ordnungwieder her. Als Mistral dann von den Panzerplatten-lieferanten sprach, bemerkte der Präsident, dah dieses nicht zurDebatte stände. Mistral antwortete, er spreche von den Panzer-platten, um auf die Armeelieferanten zu kommen, die sichin Belgien, Frankreich und Deutschland verstän-digten. Der Redner warf in heftiger Weise den Regierungen Frank-reichs und Deutschlands vor, die Treibereien der Presse zubegünstigen. Er warf besonders den französischen Chauvinistenvor, Elsah-Lothringen in den Vordergrund zu stellen. Mistral sagte:Das Elsaß wünscht zweifellos die Autonomie und Unabhängig-keit, aber nicht um den Preis eines Krieges. Diejenigen, die sichdieser Begründung bedienen, mühten Anhänger einer brutalenWegnahme dieser Provinz sein. Wagen Sie eS, dies vorzuschlagen?Wir Soziali st en können ruhig erklären, daß wir für einfranzösisch-deutsches Uebereinkommen sind.(Bei-fall auf der äuhersten Linken.)Mistral warf der Regierung vor, durch Einbringung ihresGesetzes die deutschen Beschlüsse beschleunigt zuhaben.(Widerspruch im Zentrum und auf der Linken. Beifall aufder äußersten Linken.) Kriegsminister Etienne und Minister-Präsident B a r t h o u protestierten gegen die Aeutzerung Mistrals.Mistral fortfahrend: Seine Parteigenossen, die nach Bern gegangenseien, wüßten, dah die Einbehaltung der Jahresklasse Frankreichsin Deutschland als Herausforderung aufgefaht worden sei.(Lebhafter Widerspruch.) B a r t h o u erhob sich und rief inmittendes Lärm? zwischen den sozialistischen und anderen Abgeordneten:Es ist abscheulich, eine Vorsichtsmahregel eine Her-ausforderung zu nennen.(Beifall im Zentrum und aufauf der Linken.) Barthou fügte dann in Erwiderung auf dieZwischenrufe der Sozialisten hinzu: Wir haben unter uns, unterFranzosen gesprochen. Kommen Sie mir nicht damit, einiim fran-zösischen Gesetz ein Zeugnis von Ausländern entgegenzusetzen.(Leb-hafter Beifall auf der Rechten, im Zentrum und auf verschiedenenBänken der Linken.) JauröS rief von seinem Platz aus: Zurgleichen Zeit unternehmen die Chauvinisten und Militaristen dies-seit? und jenseits der Grenze dasselbe abscheuliche Werk, zweiVölker zu beunruhigen, die den Frieden wollen.Wie Mistral, wie Liebknecht erkläre ich, daß, wenn an diesen Stim-mungen nur eine Spur von Wirklichkeit vorhanden ist, so ist eSdie E x i st e n z einer ganzen Organisation zur Ver-ursachung einer gewinnbringenden Panik.(Bei-fall auf der äuhersten Linken, lebhafter Widerspruch auf zahl-reichen Bänken.) Entgegen dem Widerspruch des PräsidentenDe s ch a n e l wiederholte I a u r i S, dah ein Teil der Presse inbeiden Ländern eine gewinnbringende Panik herbeigeführt habe.(Widerspruch.) Ministerpräsident Barth«! sagte zu JauröS: ESgibt in Frankreich keine solchen gewinnsüchtigen Organisationen,wohl aber Organisationen, die den Aufruhr im Augen-blicke der Kriegserklärung predigen; ich fordere Sieheraus, mit mir gegen diese verbrecherischen Dinge zu protestieren.(Lebhafter Beifall auf der Rechten, im Zentrum und auf ver-schiedenen Bänken der Linken. Lachen bei der äußersten Linken.)Mistral nahm darauf seine Anklagerede wieder auf, die er beendete,indem er für den Gegenentwurf Briquet eintrat. Der Gegen-entwurf Briquet wurde darauf mit b63 gegen 76 Stimmen a b-gelehnt.Augagneur verteidigte ein Gegenprojekt, das von fünfzigDeputierten der Linken unterzeichnet ist und die zweijährige Dienst-zeit mit zwei Einstellungen Mitte April und Mitte Oktober aufrecht-erhält. Er sagte: er gebe nicht zu, dah man sich in Geheimnissehülle, nur um keRe Rechtfertigung der Forderung der dreijährigenDienstzeit zu ge�en. Er sehe nicht ein, welchen Nutzen eS habe,die Kompagnien auf«ine Stärke von 146 Mann zu bringen. DerKrtegSmtnister antwortete, da« geschehe deshalb, weil e» auchanderswo geschehen sei. Augagneur entgegnete, das seikein Grund; er erklärte schließlich, man suche die nationale Ver-teidigung im ganzen um 42 286 Mann zu stärken, und dazu genügeeS, da» Gesetz über die zweijährige Dienstzeit zu verbessern.»Die beiden Vizepräsidenten des HeerttauSschusses de Monte-b el lo und R e i n a ch werden heute einen Zusatzantragzum Militärgesetz einbringen, wonach die jungen Leutemit 26 Jahren zur Einstellung gelangen sollen. Die JahreSklassevon 1S12 und 1913 sollen diesmal demgemäh gleichzeitig spätesten»am 16. Novembeer dieses Jahres einverleibt werden. Bei den26jährigen Gestellungspflichtigen solle eine besonders strenge AuS-Wahl getroffen werden. E« heiht, dah die Regierung diesem Zu-satzantrag zustimmen wird.Rußland.In den Klauen de» Zarismus.Wie au» O d e s s a berichtet wird, ist der Redakteur des Organsder russischen Seeleute,„Morjak", Genosse Adamowitsch, derbekanntlich in Alexandrien verhaftet und von der ägyptischen Re-gierung ausgeliefert wurde, unter Beobachtung der strengsten Vor-sichtsmahregeln am 17. dieses Monats nach Odessa gebracht worden.Zugleich mit ihm sind auch Maslow und Tersky nach Odessa ge-bracht worden— alle an Händen und Füßen gefesselt!Der Chef der Odessaer Dctektivabteilung und eine starke Bcgleit-Mannschaft nahmen die Gefangenen in Alexandrien in Empfang;das Schiff.Nikolaus", das zum Transport diente, wurde von Kon-stantinopel bis Odessa von zwei Minenschiffen begleitet. DerOdessaer Hafen war zur Zeit der Ankunft von Polizei überschwemmt.Besonders bemerkenswert ist die Nachricht, dah die an RuhlandAusgelieferten an Händen und Füßen gefesselt nach Odessa geschafftwurden. Kurz vor der Auslieferung hatte sich Adamowitsch beieinem mißglückten Fluchtversuch aus dem Gefängnis einen Fuh ver-staucht und litt so heftige Schmerzen, dah er sich nicht fortbewegenkonnte. Dies hinderte die russischen Kerkermeister nicht, dem andas Lager gefesselten Kranken eiserne Ketten anzulegen und ihnso nach Ruhland zu transportieren. Die Verantwortung für dieseneue Barbarei trägt die englische Regierung, im beson-deren Lord Kitchener, der zwar bei der Nachricht, Adamowitsch seinach seinem Fluchtversuch furchtbar mißhandelt worden, alles auf-bot. um die Nachricht zu dementieren, der e» aber nicht verhinderte,dah ein Schwerkranker an Händen und Füßen gefesselt aus-geliefert wurde.Marokko.Der Kampf der Spanier gegen die Kabhlcn.Madrid, 23. Juni. Eine amtliche Depesche des OSerkommissarsvon Tetuan teilt mit, dah gestern ein« Kolonne in da» Gebietvon Burbun en Riach marschiert ist. wo zahlreiche Kabylen sichzusammengerottet hatten; dort entbrannte ein heftiger Kampf, inwelchem die Spanier siegreich blieben. Sie verloren zwei Toteund 35 Verwundete, darunter einig« Offiziere; die Ein-geborenen wurden vernichtet. Darauf kehrten die Spanier in ihrLager zurück._Tie Lage der Franzosen in Agadir.Moqador, 23. Juni. Aus Agadir wird gemeldet, dah inder Nacht vom Ig. Juni ein Zuavenpostcn von Marokkonern an-gegriffen worden sei, die 5 Gewehre und 126 Patronen weg-nahmen.(Und die Mannschaften? D. Red.) Am 21. Juni wurdein der Nähe von Agadir eine Schildwache getötet.Em Induftnc und Kandel.Ueber die Loge deS ArbeitSmarkteS schreibt die MonatsschriftdeS Verbandes Deutscher Arbeitsnachweise: Die Verschlechte-rung des Geschäftsganges in verschiedenen Zweigen derMetall- und M a s ch i n e n i n d u st r i e, der e l e k t r o-technischen Industrie, im Holzgewerbe usw. sowiedie Depression im Baugewerbe haben eine weitere Zu-nah m e des Andranges am deutschen Arbeitsmarkte zur Folge ge-habt. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage war im Mai d. I.nicht nur ungünstiger als im Vormonat, sondern auch wesentlichschlechter als im Vergleichsmonat 1012. Auf je 166 offene Stellenkamen bei den an den„Arbeitsmarkt" berichtenden ArbeitSnach-weisen durchschnittlich 128,9 Arbeitsuchende gegen 123,5 jm Aprild. I. und 117,6 im Mai 1912.Die EntWickelung der ArbeitSmarktlage im laufenden Jahremuh als sehr unbefriedigend bezeichnet werden. In den MonatenJanuar bis Mai kamen nämlich auf je 166 offene Stellen durch-schnittlich Arbeitsuchende: tar-Januar Februar März April Mai1912 168.0 125,3 116,7 116.7 117,01913 137,1 131,4 118,9 123.5 128,»Zu- resp. Ab».-26.9-s'6.1-i-8.2+6,8+11,9Die Ungunst gegenüber dem Vorjahre trat am stärksten'amArbeitSmarkt für Männliche hervor.Frachtermässigung für frisches Obst. Die Berliner Handels-kammer hatte im Herbst 1916 den Minister der öffentlichen Ar-betten ersucht, die Frage der Frachtverbilligung für frische» Obsterneut prüfen zu lassen. Frühere Anträge hatten nicht zum Zielegeführt, obwohl der Landeseisenbahnrat bereits im Jahre 1961 dieNotwendigkeit einer Frachtherabsetzung für dieses, zur Zeit derhöchsten Tarifklasse unterliegende Volrsnahrungsmittel anerkannthatte. Die neuerlichen Bestrebungen scheinen nunmehr zumZ i e l e zu führen. Der LandeSeisenbahnrat hat in seiner gestrigenSitzung die Einführung eines AuSnahmetarifeS für WirtschaftS-obft in Wagenladungen vorläufig auf die Dauer von 2 Jahren be»fürwortet; der billige Tarif wird sich voraussichtlich auf den Ver-fand von und nach allen preutzisch-hessischen Staatsbahnstationenerstrecken. ES darf angenommen werden, daß die Einführung deSermähigten TarifeS in nächster Zeit erfolgt, so daß die diesjährigeErnte noch in den Genuh der verbilligten Fracht kommen würde.Legen«lie Zeufur von Cangfuhr.Die Hauptmann-Protestversammlung, die der rührige Schutz-verband deutscher Schriftsteller auf den gestrigen Montagabend inden Riesensaal der Berliner Philharmonie einberufen hatte, warauherordentlich stark besucht und sie nahm einen durch ein paarantisemitische Flegel trotz allem Bemühen nicht weiter beeinträch*tigten Verlauf. Besagte Jünglinge wurden zu den Produkten der„Täglichen Rundschau" gelegt, die gestern abend den schlesischen.Dichter— echt national!— al» verfolgungstvahnsinnig erklärt.hatte.Mit treffender Schärfe sprachen die Hauptreferenten ArturEloesser, Dr. Ablaß, der fortschrittliche ReichStagSabg. de»Riesengebirges, und unser Genosse Wolfgang Heine. Allestimmten darin überein, dah da? Festspiel ebensosehr ein« wahr,hast national« Jahrhundertfeier ist, wie seine Unterdrückung eineSchmähung de» Andenkens der Freiheitskriege, ein Versuch, selbstnoch die Feier umzufälschen, nachdem die planmäßige Fälschungder geschichtlichen Wahrheit dank der BildungSarbeit des Prole«tariatS so erfreulich mißglückt ist.Die Frage, ob dem Dichter der„Weber" oder dem AuS-fstellungSprotektor von Breslau und Husarenkommandeur von Lang,fuhr die literarische Führerschaft gebühre, weckte stürmisch« Heiter-keit, die stellenweise recht warmherzige Schlesierrede de» Dr. Ablatzund die Aufforderung Heines zum Zusammenschluß aller amgeistigen Leben Teilnehmenden zum Kampf gegen eine ungeistigeFremdherrschaft der Höflinge und Bureaukraten. zum Zusammen,schlu hunter dem Blüchcrschen„V o r w ä r t S" I wurden mit brau,sendem Jubel aufgenommen.Außer bei haßerfüllten Schwarzblauen, deren Patriotismusnie geben, immer nur haben will, unb einem hochwohllöblichenBreSlaucr Magistrat wird die Landfuhrer Zensur nicht viel Be,wunderung und Devotion finden!Die Resolution kennzeichnet die Dichtermahregelung als«ineSchmähung deS Andenkens an 1813.]Hachrichten*Ein verbrecherischer Anschlag verhindert.Hannover, 23. Juni. Die Eisenbahndirektion Hannoverteilt mit: Am 21. Juni abends ist auf der Eisenbahnstrecke Sien«dal— Wustermark bei Kilometer 34,515. in der Nähe der Güter,station Neugarten, das Gleis Hannover— Berlin in verbrecherischerAbsicht durch Lösen einer Laschcnverbindung und von Verbindun-gen zwischen der Fahrschiene und den Schwellen unterbrochenworden. Ein Unfall ist durch die Aufmerksamkeit des Bahnperso-nalö vermieden worden. Die Königliche EisenbahndirektionHannover hat eine Belohnung von 566 Mark für die Entdeckung desTäters ausgesetzt.__Bier Arbeiter ertrunken.Duisburg, 23. Juni.(H. B.) Heute nachmittag kenterten aufdem Rhein in der Nähe des Hauses Krupp zwei Boote, in denensich fünf Arbeiter befanden. 4 Arbeiter ertranken, während derfünfte gerettet werden konnte._Mordtaten eines Gelstesgcstörte«.Oppeln, 23. Juni.(W. T. B.) Heute früh erschlug inBeneschau der Gastwirt Dominik seine Ehefrau und seine zwölf-jährige Tochter mit der Axt im Schlafe. Er ist geistesgestört undhat bereits vor 25 Jahren zwei seiner Kinder im Alter von einund zwei Jahren im Schlafe erwürgt bezw. erdolcht. Er wurdedamals wegen Geistesstörung freigelassen. Seitdem hatte er mitseiner Frau in bestem Einvernehmen gelebt.Schweres Unglück beim Salutschiehe«.Paris, 23. Juni.(P. C.) Ein bedauerlicher Unglücksfall hatsich heute nachmittag während der Ankunft des Präsidenten Poin»care in Cherbourg ereignet. Die Forts von Chcrbourg hatten Be,fehl erhalten, hei der Einfahrt des Zuges des Präsidenten derRepublik einen Salut von 161 Schüssen abzugeben. Auf dem Fort„Groule" explodierte hierbei aus bisher noch unbekannterUrsache ein schweres Festungsgeschütz. Durch die umherfliegendenSplitter wurden zwei Soldaten auf der Stelle getötet, vier ander»schwer und mehrere leichter verletzt.