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reichischen Verbandseinrichtungen verteidigen und fordern, daß die deutschen   Kollegen sich dem unterwerfen. Eine Ausnahme in der Behandlung deutscher   und österreichischer Kollegen werde nicht ge- wacht. Die Debatte spinnt sich indes noch weiter aus, da nun- wehr die Schilderung von Einzelvorkommnissen platzgreift und die deutschen   Kollegen ihre Beschwerden aufrechterhalten. Schließlich erklärt Döhlin: Wenn der Apparat der gegenseitigen Verständi- flung ein so schwerer sei, dann nütze der Gegenseitigkeitsvertrag liberhaupt nicht. Tatsache sei, daß den deutschen   Kollegen bei Ilebernahme einer Stellung in Oesterreich   fortwährend Schwierig- leiten von der Organisation in Oesterreich   gemacht würden. Es müsse deshalb versucht werden, einen Weg zu finden, der diese Schwierigkeiten aufhebe. Damit wird dieser Punkt der Tages- ordnung verlassen. Es gelangen nunmehr all diejenigen Anträge zur Verhandlung, die sich auf das Fachorgan, den Korrespondent  ", beziehen. Eine Anzahl Anträge verlangt die obligatorische Ein- sührung des.Korrespondent". Das Fachorgan wird bei einer Mit- gliederzahl von annähernd 70 000 in etwas über SV 000 Exem­plaren gelesen. Die Mehrheit der Redner lehnt indes das Obliga- torium ab, weil man der Ansicht ist, daß eine den Mitgliedern oktroyierte Kost nicht munden werde und andererseits bei der dreimaligen Erscheinungsweise pro Woche die Kosten zu hohe wer- den würben, um sie ohne weiteres auf die Verbandskasse zu über- nehmen. Der Verbandstag lehnt denn auch sämtliche Anträge, die sich auf die obligatorische Einführung desKorrespondent" be- ziehen, ab. Auch ein weiterer Antrag, der eine Frauenbeilage mit literarisch-gewerkschastlichem Inhalt fordert, wird abgelehnt. Die Redaktion des Fachorgans erfährt eine ziemlich scharfe Bekämpfung durch Steinhardt- Hamburg  . Er bemängelt, daß die Schreibweise eine zu langatmige und unklare sei, kritisiert die ausführlichen Berichte über Festivitäten und fordert eine Ein- schrän/ung der Polemiken gegen die gelb-schwarzen Gutenberg- bündler, denen man viel zu viel Ehre antue, wenn man sie 10 oft erwähne. Des ferneren kommt Redner noch einmal auf die un- liebsamen Hamburger Vorkommnisse zurück, indem er sich darüber beschwert, daß dieKorrespondent"-Redaktion seine Berichte nicht aufgenommen habe und man deshalb in Hamburg   gezwungen sei, die Verbandsnachrichten in den örtlichenMitteilungen" zur Kennt. nis der Kollegen zu bringen. Döblin   betont demgegenüber, daß eS unzulässig sei, örtliche Publikationsorgane zu schaffen, da für die Verbandspublikationen lediglich das Fachorgan maßgebend sei. Redakteur Krahl betont, daß sich die Redaktion dem Kollegen Steinhardt gegenüber in einer schlimmen Position befinde, da Steinhardt als erklärter Oppositions- mann es nicht fertig bringe, in seinen Berichten objektiv zu bleiben. Immer lasse er in die Berichte seine persönlichen Anschauungen mit einfließen. Auch die Angelegenheit v. E l m und Kaufmann habe er einseitig dargestellt. Der Vorwurf, daß den Gutenberg- bündlern zu viel Aufmerksamkeit geschenkt werde, treffe völlig da- neben. Denn in den beiden letzten Jahren seien sie kaum noch im Korrespondent  " erwähnt. Einverstanden ist die Redaktion voll- ständig mit der Kritik Steinhardts an den Festberichten. Aber daran sei die Redaktion unschuldig. Redner benutzt diese Ge- lcgenheit, um einen Appell an die Funktionäre des Verbandes zu richten, doch dahin zu wirken, daß die örtlichen Schriftführer die Korrespondent  "-Redaktion mit Festberichten möglichst verschonen. Auch Redakteur H e l m h 0 l tz polemisiert gegen Steinhardt, in dessen Person die Schwierigkeiten zu suchen seien, die die Redaktion mit der Hamburger Mitgliedschaft durchzufechten habe. Beschwer- den unbedeutender Natur werden dann noch von Schwei   n e S- b e i n- Bremen, Erb- Karlsruhe und M a i e r- Augsburg vorge- bracht, während von mehreren anderen Seiten sowohl die p r i n- z i p i e l l e Haltung desKorrespondent" als auch sein taktisches Verhalten in schwierigen Situationen rückhaltlos anerkannt werden. Nach Beendigung der Aussprache werden die drei Redakteure per Akklamation mit allen gegen eine Stimme(Steinhardt) wieder« gewählt. Döblin   referiert nunmehr über einige Anträge und Be- schwerden, die bei einer bestimmten Rubrik keine Unterkunft ge- stmden haben. Erwähnenswert ist ein Antrag, der zum Ausbau derTypographischen Mitteilungen" für die beiden folgenden Jahre eine Unterstützung von je 3000 M. fordert. Der Antrag findet Annahme, nachdem er von Döblin   befürwortet ist. Ein Antrag der Diätenkommission, in Anbetracht der teuren Woh- nungs- und Lebensmittelpreise in Danzig   an Diäten pro Tag 13 M. zu gewähren, wurde einstimmig gutgeheißen. Die Aufnahme einer Ueberstundenstatistik wird von mehreren Seiten mit dem Hinweise auf das Ueberhand- nehmen der Ueberstundenarbeit empfohlen. Döblin  -nacht zwar auf die Schwierigkeit der Aufnahme einer solchen Statistik aufmerk- kam, die Versammlung ist jedoch trotzdem der Meinung, daß man die Aufnahme der Statistik beschließen solle. Es gelangt deshalb ein Antrag zur Annahme, der die Aufnahme einer solchen Statistik für ein volles Jahr fordert und den einzelnen Gauen die Verpflichtung auferlegt, unter Benutzung einheitlicher Formu- lare die einzelnen Berufszweige gesondert in der Statistik zu führen. Es werde sich dann zeigen, daß von der 9 stündigen Ar- bcitszeit nicht mehr viel übrig geblieben sei. Ein Antrag des Bezirks Frankfurt a. M., die Schrift- s ch n e i d e r als eine besondere Sparte anzuerkennen, wird ab- gelehnt, weil die Generalversammlung ein Bedürfnis hierfür nicht anerkennt. Auf Antrag O s i e k a- Bremen werden die 4 Vor- standSmitglieder per Akklamation einstimmig wiedergewählt. Auf Vorschlag DöblinS beschlieht der Verbandstag weiter, für die An- gestellten des Verbandes durch die Gauvorstchcr einen den Grund- sähen deS Vereins Arbeiterpresse entsprechenden Vertrag ausarbeiten zu lassen und ferner, daß dem Verbandskassiercr Eifler eine Hilfskraft zur Seite gestellt werden soll. Die Stellung soll ausgeschrieben werden. Als Tagungsort des nächsten Verbands- tages wird Leipzig   bestimmt. II. Gtllttalvttsantlnlllng der Deutschen Uetallurbeiter. Breslau  , den 21. Juni 1913. Sechster Tag. Wir teilten schon in unsrem jüngsten Berichte mit, daß die Generalversammlung eine Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung in den Fällen der Arbeitslosigkeit beschlossen habe und schrieben dann weiter:Bei Erwerbslosigkeit durch Krankheit wollen wir die alten Sätze nicht än- dern." Bei der Einzelberatung der Statuten und der Beschluß- fassung über die einzelnen Paragraphen ist dann die neue Fest- lcgung der Unterstützungssätze bei Arbeitslosigkeit genau aufgeführt. Darunter befindet sich der Satz:Im Falle von Krankheit gilt das gleiche." Das muß heißen: Im Falle von Krankheit gilt das Alte wie auch aus der weiter oben stehenden Bemerkung schon ersichtlich ist. Einen zweiten Fehler bitten wir dahin zu berichtigen, daß dem Verbandsausschuß nicht eine Entschädigung in Höhe von 5000 M., sondern in Höhe von 5 00 M. bewilligt ist. » Die Verhandlungen beginnen morgenS 8 Uhr, diesmal wieder Mit etlichen Urlaubsgenehmigungen.. ES wird ein Antrag gestellt, den Teil des Statuts, der bis jetzt noch nicht erledigt ist, im ganzen anzunehmen. Schlicke schlägt vor, daß durch den Berichterstatter der Statutenberatungs- kommission im ganzen über die wichtigsten noch ausstehenden Aende- rungen gesprochen werden solle. Dies wird durch die General- Versammlung genehmigt. Die§8 15 bis 22, die Streik- und Maßregelungsunterstützung, Rechtsschutz. Rechtsansprüche an den Verband, persönliche Streitig- keiten, Schiedsgericht, Beendigung der Mitgliedschaft und Ausschluß behandeln, bleiben die alten, Tie Abstimmungen erfolgen ohne Diskussion. Der Z 23 erhält eine Anzahl kleinerer Korrekturen. Die 24 bis 34 bleiben unverändert die des alten Statut?. Zu 8 35 liegt folgender Antrag vor: Die Generalversammlung wird ersucht, an Stelle des heute bestehenden Wahlsystems ein mehr zeitgemäßes Wahlsystem für die Delegiertenwahl setzen zu wollen. Der Beschluß der Kommission lautet dahin, den Antrag dem Vorstande als Material zur Prüfung und eventueller Ausarbeitung einer Vorlage oder Berichterstattung an die nächste Gencralver- sammlung zu überweisen. Die Gründe dazu sind, daß die Kom- Mission der Ansicht ist, daß das Wahlsystem zu den Generalver- sammlungen reformbedürftig ist. Die Kommission konnte jedoch zu einem praktischen Abänderungsvorschlag nicht kommen, da ihr zur Ausarbeitung eines solchen alle Grundlagen fehlten. Die Generalversammlung beschließt, sich den Beschlüssen an- zuschließen. Die 88 36 bis 38 bleiben unverändert. Der 8 39, der be- stimmt, daß das neue Statut am 1. Juli dieses Jahres in Kraft zu treten hat, wird angenommen. Die Abstimmung über das Gesamtstatut ergibt die Annahme gegen eine Stimme. Es folgen die Berichte der zwei Beschwerdekommifsionen. L i e b m a n n- Leipzig hat sich bei der Generalversammlung über eine Rüge beschwert, die er in Leipzig   bekommen hat. Seine Beschwerde wird abgelehnt. Er hat sich weiter darüber beschwert, daß die Rüge in derMetallarbeiterzeitung" abgedruckt worden ist, ehe die höchste Instanz, die Generalversammlung, gesprochen habe. Auch diese Beschwerde wird abgelehnt. Eine weitere Leipziger   Beschwerde beim Ausschuß wehrt sich dagegen, daß der Hauptvorstand einen Beschluß inhibiert habe, auf Kosten der Leipziger Lokalkasse einen Kollegen zur Parteischule zu schicken. Der Leipziger   Standpunkt, der die Haltung des Vorstandes als Eingriff in das lokale Selbstverwaltungsrecht betrachtet und das als eine Maßnahme ansieht, die eine gewisse RichtungSbeein- flussung darstelle, wird von S a a g e r- Essen verteidigt. Die Generalversammlung schließt sich dem Vorschlage des Be- richterstatters der ersten Kommission, Sauer- Karlsruhe, an und lehnt die Beschwerde mit. Mehrheit ab. Verschiedene Berliner   Kollegen sind ausgeschlossen worden, weil sie zu gleicher Zeit im gelben Verein organisiert waren und nach Aufforderung nicht ausgetreten sind. Der Ausschluß wird be- stätigt. TaS Urteil eines Schiedsgerichts, das dem Kollegen Dies- n e r- Berlin eine Rüge erteilt hat, wird angegriffen, es müsse Ausschluß erfolgen. Es bleibt bei dem Rügebeschluß. Börger- Hamburg   wurde aus einem Betriebe entlassen, man nahm Maßregelung an, konnte dann aber nicht für ihn eintreten, weil seine Arbeitsweise verschiedene allgemeine Lohnkürzungen zur Folge hatte. Börgers weiteres Verhalten führte zum Ausschluß. Dieser wird bestätigt. In Göppingen   wurde dem Mitglied Resch durch ein Schieds- gericht eine Rüge erteilt. Der Zentralvorstvnd trat dem Beschlüsse nicht bei, die Schuld sei nicht klar genug erwiesen. Dagegen erhebt die Göppinger   Verwaltung Beschwerde. Diese wird abgelehnt. Etliche andere Berliner   Beschwerden werden ebenfalls durch die Generalversammlung nach dem Vorschlage des Berichterstatters der Beschwerdekommission abgelehnt. Nur in einem Falle, dem des Mitgliedes Meier- Berlin, wird das Urteil korrigiert und der Ausschluß zurückgenommen. Es folgt der Bericht der zweiten Beschwerdekommission. Berichterstatter ist Haas- Köln. Verschiedene Beschwerden, die Verwaltungsgeschäfte betreffen, werden nach dem Vorschlage der Kommission abgelehnt. Eine Beschwerde aus Pforzheim   wird nach Vorschlag der Be- schwerdekommission im Sinne von Vorstand und Ausschuß ent- schieden. Eine Stuttgarter   Beschwerde gegen dieMetallarbeiter- zeitung" wegen eines Pressewaschzettels, den sie bei einer Stutt- garter Streitigkeit auf Redaktionskosten versandt habe, wird ab- gelehnt. H e i d i n g e r- Stuttgart erhebt den Vorwurf, daß ein Stutt- garter bürgerliches'Blatt auffallend rasch die gleiche Information gehabt habe. Schlicke weist den darin liegenden Vorwurf zurück. Die Tatsachen hätten schon beim Schiedsgericht SchermS ergeben, daß diese Behauptung auf einem Irrtum beruhe. Richter- Berlin, der Berichterstatter der Rechnungskommis- sion, beantragt, für die Kassenführung des Ausschusses Entlastung zu erteilen. ES wird dementsprechend beschlossen. Zum internationalen Metallarbeitcrkongreß in Berlin   sollen diesmal mehr Delegierte entsandt werden als sonst. Es wird beschlossen, auf den internationalen� Arbeiterkongreß drei Delegierte zu entsenden; gewählt werden S ch l i ck e- Stutt- gart, Cohen- Berlin und Brandes- Magdeburg. In die Staffelbeitragskommission werden gewählt vom Be- zirk 1: S e e m a n n- Königsberg, 2: Ostheim er-Görlitz, 3: Pawlowitsch- Berlin  , 4: H l r t h e- Aue, 5. Striefler- Hannover  , 6: Garbe-Kiel, 7: I ä k e r- Düsseldorf, 8: Metz- Frankfurt   a. M., 9: S a u e r- Karlsruhe, 10: Umrath-Nürn-.. berg und S i e r i n g- Berlin  . Zwei Anträge, die verlangen, daß der Metallarbeiterverband iich mit der Frage der Einführung der Jnvalidcnuntrrstühung beschäftigen soll, werden abgelehnt. Als Ort der nächsten Generalversammlung wird Köln  gewählt. Die alte Verbandsleitung wird wiedergewählt, Schlicke als erster Vorsitzender, Reichel als zweiter Vorsitzender, Werner als Kassierer und M a s s a t s ch als Sekretär. Der Sitz des Ausschusses bleibt Frankfurt   a. M., die Kommis- sion bleibt die alte. Die Redaktion bleibt in den Händen von S ch e r m und O u i st. Die folgende Resolution wird ohne Diskussion angenommen. In Uebereinstimmung mit dem von der Generalversamm- lung in Mannheim   beschlossenen Antrag an den Gewerkschafts- kongreß in Dresden   betrachtet die elfte ordentliche Generalver- sammlung das Umlegeverfahren zur Aufbringung von Mitteln zur Unterstützung von Streiks und Aussperrungen für den besten Ausweg und erwartet vom Vorstand, daß er in den Vorständekonferenzen der der Generalkommission angeschlossenen Zentralverbände für seine Einführung wirkt. Um bei etwaiger Anwendung des Umlagcvcrfahrens einer zu großen Inanspruchnahme der eigenen Verbandsmiitel vor- zubeugen, ist der Vorstand zur Erhebung eines Extrabeitrages nach 8 0 Abs. 6 des Verbandsstatutes berechtigt. Schlicke, der Berbandsvorsitzende, schließt die Verhandlungen: Ich darf wohl sagen, ohne zu übertreiben, unsere Verhandlungen ind von großer Eintracht geleitet gewesen, trotz aller sachlichen Auseinandersetzungen. Es ist uns recht schwer geworden, einen Teil unserer Kollegen von der Generalversammlung auszuschließen. Ich hoffe, daß die, die es angeht, unsere Haltung als freundschaft- lichen Rat auffassen werden. Wir haben hier gearbeitet, jetzt gehen wir hinaus, draußen steht der Feind! Die Versammlung wird mit einem dreifachen Hoch auf die Organisation geschlossen. IZ. Dttbandstag der Suchbinder. Stuttgart  , den 20. Juni 1913. Fünfter Verhandlungsiag.(Abendsitzung.) Die Beratung der allgemeinen Anträge wurde bei den zur Presse gestellten fortgesetzt. Beschlossen wurde dabei, daß die Abrechnungen der Verbandstasse in Zukunft nicht mehr in der Buchbinderzeitung, sondern auf Extrabeilagen, die zum Sam- mein bestimmt sind, veröffentlicht werden. Ein Antrag Berkt«, der die Veranstaltung einer Enquete über die Unfallgefahren in der PapierverarbeitungSiudustrt« verlangt, wurde dem Vorstand zur Berücksichtigung überwiesen. Die Gründung eines graphischen Jndustriever» bands wird in mehreren Anträgen gewünscht; der Verbandsvor- stand solle sich mit den anderen graphischen Verbänden deswegen in Verbindung setzen. W e i n l ä d e r- Nürnberg befürwortete die Be- strebungen, die die Verbände einander näher bringen. Herzog- Berlin ersuchte dagegen, sich nicht fortgesetzt den anderen Verbänden aufdrängen zu wollen. Verbandsvorsitzendcr Kloth verwies darauf, daß die Konzentration im graphischen Gewerbe immer mehr auf eine Verschmelzung hinarbeite. Er bittet aber, die An- träge abzulehnen, da bei den übrigen Verbänden noch nicht allzuviel Liebe für eine Verschmelzung vorhanden sei. Der Verbandstag beschloß demgemäß. Die Zustimmung des Verbandstages fand eine Vorlage de» Vorstandes über die Einführung einer allgemeinen Versicherung der Funktionäre gegen Unfälle bei der Tätigkeit für die Organisa­tion. Es wird Krankenuntcrstützung. Jnvalidenunterstützung, Sterbegeld und Witwenunterstützung gewährt. Der Punkt Gewerkschaften, Genossenschaften und Volkssürsorge wurde von der Tagesordnung abgesetzt und lediglich die vom Referenten Michaelis hierzu vorgelegte Resolution einstimmig angenommen. In dieser wird anerkannt, daß die Gewerkschaftsarbeit durch die Genossenschaften in beachtens- werter Weise unterstützt wird, es wird ferner die Erwartung auS- gesprochen, daß die Mitglieder dieVolksftirsorge" durch allseitigen Eintritt fördern. «« « Stuttgart  , den 21. Juni 1913. Am sechsten Verhandlungstage unterbreitete die Elferkommission ihre Vorschläge bezüglich der Un. terstütziingcn, die insgesamt en dloc angenommen wurden. Die bisherigen Sätze der Arbeitslosen- und der Krankenunterstützung bleiben im wesentlichsten bestehen. Nur die erste und die neueinge- schobene zweite Klasse bilden eine Veränderung. In der ersten Klasse beträgt die Arbeitslosenunterstützung pro Tag 50 Pf., bis zu 15 Mk. Höchstbetrag insgesamt, die Krankenunterstützung 30 Pf. lHöchstsumme 12 M.). In der zweiten Beitragsklasse beträgt die Arbeitslosenuntersttzung nach einjähriger Mitgliedschaft 75 Pf. (Höchstbetrag 22,50 M.), nach dreijähriger Mitgliedschaft 1 M. (Höchstbetrag 30 M.) und die Krankenuntcrstützung 40 Pf.(Höchst- betrag 16 M.) Während der Dauer von Krankheit oder Arbeitslosig. keit dürfen Beiträge nicht geleistet werden. Die Streik- und Gemaßregeltcnunterstützung wurde geändert. Sie beträgt nun je nach der Beitragsklasse, der Dauer der Mitgliedschaft und ob das Mitglied einen eigenen Hausstand hat, 4 16 M. wöchentlich. Außer­dem wird für jedes Kind unter 14 Jahren 20 Pf. pro Tag gewährt. Mitglieder mit weniger als 26 Wochenbciträgen können dreiviertel der Sätze erhalten. Im Falle der Maßregelung von Vertrauens- leuten kann die Unterstützung auf 12 Wochen»erlängevt werden. Die Bestimmungen für die Umzugsunterstübung werden dahin ergänzt, daß, wenn Mann ünd Frau Mitglied des Verbandes sind und beide zusammen umziehen, auch der Frau eine Unterstützung bewilligt werden kann. Die Ortsanteile aus den Verbandsbeiträgen werden auf Vorschlag der Kommission wie folgt festgesetzt: für Orte ohne Ange- stellte in der ersten Beitragsklassc pro Beitrag 2 Pf., zweite Klasse ebenfalls 2 Pf., dritte Klasse 3 Pf., vierte Klasse 5 Pf. und fünfte Klasse 7 Pf. Für Orte mit Angestellten beträgt der Anteil in der ersten Klasse 1 Pf., zweiten Klasse l'A Pf., dritten Klasse 254 Pf., vierten Klasse 4 Pf. und fünften Klasse 6 Pf. Eine vorgeschlagene Neuregelung(Erhöhung) der Gehälter der Angestellten lehnte der Vcrbandstag mit 43 gegen 24 Stimmen bei 19 Enthaltungen ab. Der Verbandstag wählte dann eine Kommission von 11 Mit« gliedern, die in Gemeinschaft mit dem Verbandsvorstand vor dem nächsten Verbandstag die zum Statut eingehenden Anträge beraten soll. Der Verbandsvorstand bleibt in Berlin  . Die besoldeten Ver« bandsbeamten wurden wiedergewählt. Ausschutzvorsitzender bleibt Bergmann- Leipzig  . Damit waren die Arbeiten des Verbandstages beendet. Der nächste findet 1916 in Düsseldorf   statt. Schutzleute als Zuhälter. Vor der ersten Strafkammer des Landgerichts I   begann am gestrigen Tage die Verhandlung gegen die drei Ber» liner Sittenschutzleute und die Ehefrau des einen. Angeklagt sind die Kriminalschutzleute Paul Thiede, Hans Bachmann  , August Seegcbarth sowie die Ehefrau Thiede. Die Kriminalschutzleute sind beschuldigt, als Beamte von Prostituierten für an sich nicht pflichtwidrige Handlungen Geschenke und andere Vorteile angenommen und gefordert zu haben. Thiede wird außerdem angeklagt, von einer -Prostituierten unter Ausbeutung ihres unsittlichen Erwerbes teilweise den Lebensunterhalt bezogen, also Zuhälterei getrie- ben zu haben. Frau Thiede endlich steht unter der Anklage der schweren Kuppelei. Sie soll dem unsittlichen Verkehr ihres Mannes mit einer Prostituierten(Ortmeier) Vorschub geleistet haben. Den Stein ins Rollen brachte dieZeit am Montag" im! September 1911. Damals veröffentlichte sie den auch von uns wiedergegebenen Briefwechsel zwischen Kriminalbeamte« und Prostituierten. Dieser deutete darauf hin. daß Prosti» tuierte als Vigilantinnen und alkknts provocateurs Ver­wendung fanden und ferner geschichtlich und pekuniär von Schutzleuten ausgebeutet sind. Ein halbes Dutzend Schutzleute wurde damals vom Dienst suspendiert. Weshalb nur drei unter Anklage gestellt sind. ergab die bisherige Verhandlung nicht. Wiederholt haben wir auf die auffallende Länge der Untersuchung hingewiesen. Mit Spannung erwartete man die Verhandlungen, diu gestern begannen. Tie gestrigen Verhandlungen erstreckten sich nur auf die verantwortliche Vernehmung der Angeklagten. Die Verhandlungen dürsten mindestens drei Tage dauern. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Schmidt,' die Anklage vertritt Staatsanwaltschaftsrar Töpffer. Als Verteidiger fungieren die Rechtsanwälte Bahn, Werthauer, W. Jaffee und Schwind. Vernehmung des Angeklagten Thiede. Als erster Angeklagter wird der Kriminalschutzmann Thiede vernommen. Seiner Darstellung ist folgendes zu entney- men: Er ist 1873 geboren und steht seit 1898 in Polizcidiensien. Er bestritt, sich schuldig gemacht zu haben. 1906 wurde er der Sittenabteilung eingereiht und erhielt als Arbeitsfeld die Fnedrm,- straße. Es sind im ganzen 24 Mann tätig, die die Strecke von der Leipziger Straße   bis zum Bahnhof Friedrichstraße zu beobachten haben. Da sie unter den Prostituierten sehr bald bekannt Und, müssen sie sich(nach Annahme des Angeklagten) der H"ie von Vigilantinnen bedienen. Diese werden ihnen durch«hve vorge» setzten zugewiesen. Er habe als Gehilfin die Hauptzeugm m dem Prozesse, Frida Ortmeier, und noch eine andere Perion zuge» wiesen erhalten. Diese haben für die Polizei Beobachtungen ge- macht und sie dem Angeklagten und dessen Kollegen mitgeteilt. Die Unkosten für die Vigilanteudienste seien recht hohe, da zum Beispiel auch Autos benutzt werden müssen, um fliehenden Projtttuierten nachzujagen. Die Auslagen bekommen die Helferinnen von ihrem" Kriminalschutzniann erstattet, der sie seinerseits hei der