Prozentpatrioten.In Essen a. d. R. wird gegenwärtig ein Vorfall eiftigkommentiert, der unsere Rllsiungshetzer in ihrem nacktesten Egoismuszeigt. Aus dem Bureau des RoheisensyndilatS einem, Syndikat, indem Herr von Bodenhausen, ein Kruppscher Direktor, Vorsitzenderist, in dem Thyssen, Haniel und andere die große Geige spielen,das heißt alle jene, die an unserem Militarismus ungeheure Summenverdienen, hat man einen der unteren Angestellten zu einer sechs-wöchigen Pflichtübung als Unteroffizier nach Chemnitz eingezogen.Im Gegensatz zu sehr vielen Unternehmern, die während solcheUebungszeiten da§ Gehalt fortzahlen, hat das Roheisensyndikat dasGehalt gesperrt.— Man ist hier allgemein der Meinung, wäre derMann Offizier und hätte Aufträge zu vergeben, würde er seinGehalt sicher bekommen.Diese unfaire Handlungsweise wirkt um so erbitternder, alsgerade die Mitglieder des Roheisensyndikats die tollsten RüstungS«Hetzer find, die dem Volke ungeheure Kosten aufladen, an denen sieriefige Summen verdienen. Selbst jedoch drücken sie sich in dieserschoflen Weise an den allergeringsten Ausgaben vorbei. Das zeigtwieder einmal, was diese Leute in Wirklichkeit für Patrioten sind.Akademische„Freiheit" in Preußen.Die sozialwissenschaftliche Abteilung der KönigsbergerFreien Studentenschast, die sich bemüht, in ihren Ver-anstaltungen möglichst Vertreter aller Richtungen zu Wortkommen zu lassen, hatte den Genossen Stadtverordneten See-mann- Königsberg ersucht, einen Vortrag über die steien Ge-werkschasten zu halten. Der Prorektor der Universität, Pro-fessor Dr. Gerlach, ein konservativer Nationalökonom, hataber den Vortrag verboten. Dagegen erhebt selbst die„Hart.Zeitung" Protest, in dem sie darauf hinweist, daß das schwer-lich mit dem Wesen der vielberufenen akademischen Freiheitvereinbar sei, und daß eine so weit getriebene Bevormundungder studierenden Jugend der Erziehung zur geistigen Selbst-ständigkeit nicht förderlich sein könne.Die deutsch-asiatischen Interessen.Eine Anstage deS Abg. Bassermann im Reichstage hat derStaatssekretär des Auswärtigen v. I a g o w schriftlich wie folgtbeantwortet:»Die Meldung, daß die deutsche Regierung bei dendeutsch-englisch-türkischen Verhandlungen über K o w e i t und dieEndstrecke der Bagdadbahn für immer auf jede deutsche Beteiligungan der Schiffahrt auf dem Tigris verzichtet habe, ist un-richtig. Die Verhandlung mit England und der Türkei überdie Endstrecke der Bagdadbahn sind bisher nicht zum Abschluß ge-langt. Die durch diese Verhandlungen berührten Schiffahrtsfragenwerden im Einvernehmen mit den interessierten deutschen SchiffahrtS-kreisen gelöst werden."_Oeftermcb.Nach preußischem Muster.Einer Interpellation des Abg. Gen. Palme, Vorsitzendendes Porzellanarbeiterverbandes, ist zu entnehmen, daß reichs-deutschen Porzellanarbeitern, die sich einem gesetzwidrigen Streik-posteiwerbot der städtischen(tschechisch-nationalistischen) Polizei-Verwaltung von Laun in Böhmen nicht fügten, mit der Aus-Weisung gedroht wurde. In Preußen wird freilich nicht erstgedroht und nicht erst beim Streikpostenstehen ausgewiesen.franhrdcb.Ein Gewaltstreich gegen die Arbeiterschaft.Pari?, ,l. Juli.«Privattelegramm des„Vorwärt S".)In der durch Haussuchungen bei den Gewerkschaftsführerneingeleiteten Aktion gegen die Gewerkschaften und Arbeitersyndikatcist jetzt auf Denunziation des GeschästSpatrioten Tardieux imJuliheft der„Revue deux mondes" die Verhaftung derleitenden Personen erfolgt. Gegen die Verhafteten wirddie Untersuchung wegen Aufreizung der Soldaten zumUngehorsam und zur Desertion eingeleitet, mit der ein-gestandenen Tendenz, die Verfolgung auf die Organisationen selbstauszudehnen. Von den zwölf in Paris Verhafteten sind zehnGcwerkschaftsbeamte, zumeist dem Baugewerbe angehärig, fernerder Konföderationskassierer Marck und ein anarchistischer Redakteur.Auch in den Provinzorten sind mehrere Verhaftungen vorgenommenworden. Die Arbeiterschaft ist sehr erregt, aber entschlossen, ihreGewerkschaftsrechte zu verteidigen.Jaures kündigte an, daß er am nächsten Freitag an den Mi-nisterpräftdenten eine Anfrage über die vorgenommenenVerhaftungen der Shndikalistenführer richtenwerde. Er will namentlich darüber Aufklärung verlangen, warumdie Verfolgungen der an den jüngsten Militärkundgebungen be-teiligten Soldaten von der aus demselben Anlaß gegen die Zivi-listen eingeleiteten strafrechtlichen Verfolgungen losgelöst wurden.Seiner Ansicht nach seien die Soldaten als Mitschuldige der ver-hasteten Syndikalisten anzusehen.Der Kampf um die dreijährige Dienstzeit.Paris, 1. Juli. D e p u t i e r t e n k a m m e r. Bei der heutefortgesetzten Beratung der Heeresvorlage verteidigte P a S-yual(Sozialistisch-Radikaler) feinen Gegcnentwurf, welcher diezweijährige Dienstzeit aufrecht erhält und eine obligatorische Vor-bereitung für den Militärdienst für die Achtzehn- bis Zwanzig-jährigen einführt. Dieser Vorbereitungsdienst, der jetzt nur vonkatholischen Gemeinschaften gepflegt werde, müsse auf das ganzeVolk ausgedehnt werden� Berichterstatter Patö erklärte, der Gesetz-entwurf sehe ja eine derartige Organisation für das ganze Volkbinnen drei Jahren vor. lBeisall.) Andre L e f e v r e wiederholteleidenschaftlich, daß die kaiserliche Regierung seinerzeit an dem Un-glück von t87l) schuld gewesen fei, da sie bjz �nm Vorabend desKrieges immer nur Vertrauen gepredigt hätte. Es würde unent-schuldbar sein, wenn man heute der Regierung ihre Forderungenabschlüge.(Beifall im Zentrum und auf verschiedenen anderenBanken.)Als nun B r h a n t(Deputierter von Ranch) von d e m u n z u-reichenden Widerstand der deutschen Sozialdemo.kraten gjtgen die deutsche H e e r e S v o r l a g e sprach.protestierte Jaures mit der Behauptung, daß man zu beidenSeiten der Grenze denselben Kunstgriff gebraucht habe, indem maneinen Ge-g�nsatz zwischen der Haltung de r S o z i a l i-sten beide rLänder konstruiert habe. Er habe aber inseiner Rede einen Beweis für den fanatischen Patriotismus derfranzösischen Sozialisten gegeben. Wenn auch die deutschen Sozial-demokraten trotz ihrer Anstrengungen besiegt worden seien, sowäre es ihnen doch wenigstens gelungen, in die Steuerordnung eineBewegung zur Demokratie hineinzubringen.(Beifall auf der außer-sten Linken.) Die Sozialisten hofften noch immer, die dreiiährigev'U?'U bringen.(Zwischenruf im Zentrum: Nachder Niederlage der deutschen Sozialisten haben Sie dazu lern Rechtwehr! Beifall im Zentrum.) Er sehe die dreijährige Dlenstzeit5 e'" Schwachemoment für die Landesverteidigung an. Wurdedas abscheuliche und unheilvolle Gesetz trotzdem angenommen, sowurde die.Rcyorität hoffentlich nicht auseinandergehen, ohne seinesamtlicheri Lasten den wohlhabenden Klassen auferlegt zu haben.Die deilffchrn und die französischen Sozialisten seien gleicherweiseentschlossen, ihr Land zu verteidigen, aber aus demokratische Weise,durch Vorbereitung des Weltfriedens.(Beifall auf der äußerstenLinken, mehrfach Bewegung.)' Der Gegenentwurf Pasqual wurdedarauf mit 431 gegen 129 Stimmen abgelehnt.Bei Beratung des Gegenentwurfs L e f o l, welechr mit dem-jenigen von Painleve übereinstimmt, gestand der Sozialist Brackedie Aufrechterhaltung der zweijährigen Dienstzeit im schlimmstenFalle zu. Er rühmte die Bemühungen der internationalen Sozial-demokratie, versicherte, die deutschen Sozialdemokraten wären nurSchritt für Schritt im Kampfe gegen die Heeresvorlage zurück-gewichen.(Widerspruch.) Er werde Beweise dafür beibringen.In der heutigen Nachmittagssitzung fetzte der AbgeordneteBracke seine Rede gegen die dreijährige Dienstzeit fort, er er-klärte: Viele Offiziere feien Anhänger der zweijährigenDienstzeit, der Kriegsminister habe eine Verordnung erlassen,diese Offiziere zu überwachen; es sei geradezu ein Polizei-dienst eingerichtet worden. Kriegsminister Etienne rief: DerText der Verordnung sei nicht der vom Abgeordneten Bracke ange-gebene. Der Gegenantrag Lefol wurde schließlich zurück-gezogen. Die Kammer ging sodann zur Beratung eines Gegen-entwurfs Thalamas über, nach welcher der Dienst zweiJahre dauern soll; nur bei der Artillerie und Kavallerie solle dieDienstzeit dreißig Monate betragen. Die Einstellung solle im Altervon 19 Jahren zweimal im Jahre erfolgen.Thalamas erblickte in den neuen deutschen Rüstungen nureine Vorsichtsmaßregel, die durch die Balkanereignisse veranlaßtwerde. Thalamas zog schließlich seinen Gegenantrag zurück.Hierauf trat Paul B o n c o u r für den Gegenantrag ein, den erzusammen mit Messimy eingebracht hatte. Dieser Antrag siehteine zweijährige Dienstzeit vor, verlangt aber, daß dieReservisten solange unter den Fahnen bleiben sollen, bis die Ok-toberrekruten mobilisierungsfähig seien. Boncour erklärte, seitvierzig Jahren sei es daS Bestreben der Republikaner, die Armeezu verstärken, nicht durch eine Verlängerung der Dienstzeit, son-dern durch eine bessere Ausbildung der aktiven Mann-schaften und der Reserven. Frankreich könne seinen Gegnern indem Kampfe um die Effektivstärke nicht bis zum letzten Ende folgenund würde nach Verschwendung von Menschen undG e l d zu der Methode zurückkehren, die er in feinem Gegenantragvorschlage.foißlaticl.Aus der Schlüsselburger Bastille.Die sozialdemokratische Dumafraktion hat folgende Mitteilungüber die Zustände in der bereits mehrfach erwähnten Schlüssel-burger Festung erhalten: In der Festung sind zurzeit ca. 909 Ge-fangene interniert. Das Essen ist elend, die gesundheitlichen Zu-stände furchtbar, an ärztlicher Hilfe mangelt es gänzlich. DieBehandlung der Gefangenen ist unerträglich. Für jede Kleinigkeit(Fütterung der Tauben, ungerade Haltung beim Appell usw.) wirdman auf 29 bis 39 Tage in den Karzer gesperrt. 4S politische und12 Kriminalgefangene haben int Jahre 1912 insgesamt 3213Tageint Karzer zugebracht! Kurze Zeit nach der Befreiung ausdem Karzer starben: A. Saposchnikow(dem erst vor derTodesagonie die Fesseln abgenommen wurden), A. Timofejew,Titomirow, Kuraschow, Jefimow, Budanow, Si»korSky, Andersen und P. S k o r o d u m o lv. In den Karzerwerden auch Kranke gesperrt, wobei es nicht ohne Mißhandlungenzugeht. In den letzten 2 bis 3 Monaten sind Wahnsinns-fälle häufiger geworden. Es würden wahnsinnig:Neumann, JSrail, Zedilin, Rudkowskh, Kort-schewsky, Altunow und M i ch a i l o W S k y. Der GefangeneKondratenko wurde durchgepeitscht, weil er einem Aufseherein GlaS Tee angeboten hatte.verhet?«»»vir unfere Jugend?Es ist eine ebenso wohlfeile wie unverfrorene Behauptung derBerufshetzer, die Ursachen der modernen revolutionären Arbeiter-bewegung seien in der Verhetzung einer nach Millionen zählendenMenge durch eine Handvoll sozialdemokratischer Demagogen zusuchen. Seien diesc Hetzer beseitigt, so lautet die abgrundtiefeWeisheit dieser Schlaumeier, so wäre auch zugleich der ver-haßten revolutionären Arbeiterbewegung der Garaus gemacht.Diese miserablen Musikanten übersehen ganz, daß die moderneArbeiterbewegung ihre tiefen ökonomischen Ursachen hat, daß siedas Produkt der kapitalistischen Großindustrie ist, mit der unddurch die sie sich zu immer mächtigeren Formen entwickelt.Dieselbe Methode, die Ursachen einer gesellschaftlichen Er-scheinung in der Hetzarbeit einiger weniger Nörgler zu erblicken,wird auch auf die proletarische Jugendbewegung angewendet.Und doch brauchten die Jugendhetzer nur das Aeußerste ihrerNasenspitze in die amtlichen Statistiken zu stecken, um zu sehen,daß auch die proletarische Jugendbewegung mit der kapitalistischenEntwicklung ursächlich zusammenhängt. Die horrende Zunahmeder jugendlichen Arbeiter beiderlei Geschlechts müßte auch demStumpfsinnigsten die Augen darüber öffnen, daß man es tn derproletarischen Jugendbewegung mit einer historisch und ökono-misch bedingten Erscheinung zu tun hat. Von Anfang an wurdedie Jugend bis in das zarteste Alter mit in den kapitalistischenProduktionsprozeß gezerrt. Friedrich Engels gibt in feinemBuche über die Lage der arbeitenden Klasse in England herzzer-reißende Schilderungen von aufpeitschender Wucht über diegrenzenlose Ausbeutung der Jugendlichen und Kinder durch dieRaubgier des jungen Industriekapitals. Kein Land der Erde, indas die Maschine ihren Einzug hielt, stand hierin hinter Englandzurück. Zwar ist durch die Kinderschutzbestimmungcn der Aus-beutung der Kinder ein wenn auch nur schwacher Damm ent-gegengesetzt worden, aber die Zahl der jugendlichen Arbeiterinnenund Arbeiter wächst von Jabr zu Jahr. Nur ein paar zahlen-mäßige Beispiele: 1998 wurden in Deutschland nach den An-gaben der amtlichen Statistik 288 597 männliche und 159 658 weib-liche jugendliche Arbeiter im Alter von 14 bis 16 Jahren ge-zählt. 1999 stieg die Zahl der männlichen auf 299 277, die derweiblichen auf 156 263 und im Jahre 1919 betrug die Zahl dermännlichen jugendlichen Arbeiter 399 976 und die der weiblichen167 225. Zusammengenommen ergeben sich folgende Zahlen: für1998: 449 255, für 1999: 446 549, für 1919: 476 391 jugendlicheArbeiter im Alter von 14 bis 16 Jahren. Zieht man das Altervon 16 bis 21 Jahren in Betracht, so ergibt sich an beschäftigtenArbeiterinnen allein für 1998 die Zahl 459 887, für 1999 die Zahl462 976, für 1919 die Zahl 489 129. Nimmt man das Alter von14 bis 21 Jahren, so waren beschäftigt 1998: 891 142, 1999:999 516 und 1919: 965 421 Jugendliche. Dabei sind die Zahlender jugendlichen Arbeiter von 16 bis 21 Jahren noch nicht ein-mal mitgezählt! 1912 waren 3 Millionen männliche Jugendlicheim Alter von 14 bis 29 Jahren bereits erwerbstätig. Und wiesteht eS mit der Kinderarbeit? Nach der amtlichen Statistik nahmdie Zahl der in Fabriken und anderen gewerblichen Betriebenbeschäftigten Kinder trotz des KinderschutzgesctzeS in den Jahren19(18 bis 1919 noch um 6,7 Proz. zu. In Zahlen ausgedrücktwaren im Jahre 1998: 12 962 Kinder, 1999: 11545 Kinder undim Jahre 1919: 12 879 Kinder beschäftigt. Davon entfielen ausdie Textilindustrie 31,2 Proz.; auf die Bekleidungsindustrie 11,2Prozent; auf die Metallindustrie 19,8 Proz.; auf die Stetn- undErdenindustrie 9,2. Proz.; auf die Maschinenindustrie 8,7 Proz.und auf die Nahrungsmittelindustrie 8,4 Proz. Im Baugewerbewaren 239 und im Bergbau 159 Kinder tätig.In solchen Zahlen liegen die Ursachen der proletarischenJugendbewegung beschlossen. Sic reden eine gar deutliche Sprachevon der Ausbeutung der Jugendlichen, von ihrer sozialen Not, vonihrer Zusammenpfcrchung in großen Betrieben, von dem durch ihreZusammenarbeit mit ihresgleichen und mit den erwachsenenklassenbewußten Arbeitern geweckten Klasseninstinkt und Organi-sationssinn, von ihrer Sehnsucht nach einem besseren, menschen-würdigeren Leben, von ihrer Sehnsucht nach Bildung als Ersatzfür das geisttötende Einerlei der Fronarbeit. Angesichts solcherVerhältnisse hak die Sozialdemokratie eS wahrlich nicht nötig, dieJugend zu verhetzen. Diese Verhältnisse und die bürgerliche Ge-sellschaft, die sie durch eine reaktionäre Gese�gebung verewigenmöchte, wirken— auch auf die Jugend— aufreizend genug.Aber weil die Jugendlichen in immer größerer Zahl in denProduktionsprozeß hineingestoßen werden, weil die proletarischeJugendbewegung ihre Wurzeln in ökonomische Notwendigkeitensenkt, darum ist sie unausrottbar und mögen ihre Gegner dieteuflischsten Mittel zu ihrer Vernichtung ersinnen,—Letzte Nacbnchten.Tie Einstellung der Kämpfe widerrufen.Belgrad, 1. Juli.(W. T. B.) Von amtlicher Seitewird gemeldet, daß die Nachricht, die Feindseligkeiten feienheute morgen unterbrochen worden, auf einem Irrtumberuhe, die Kämpfe wurden im Gegenteil heute vormittag mitgroßer Heftigkeit fortgesetzt. Der Kampf wird auf der ganzenFront geführt, die serbischen Truppen, die von den angreifen-den Bulgaren aus der Defensive gedrängt wurden, rücken inder Richtung auf Jstip und Kotschana vor. Eine bulgarischeKompagnie wurde bei einem Angriff gegen die serbischenTruppen bei Trogerod von der serbischen Infanterie mit demBajonett zurückgeschlagen undumzinge.lt, worauffiejid) ergeben mußte.Die Skupschtina über die bulgarisch-serbischen Kämpfe.Belgrad, 1. Juli. Der Minister des Innern P r o t i t s ch gabim Namen der Regierung in der Skupschtina die Erklärung ab, daßauf Grund amtlicher Berichte die bulgarischen Angriffe sich auf oiegesamte serbische Front erstrecken und großen Umfang angenommenhaben. Es handle sich demnach nicht mehr um lokale Plänkeleien,sondern um die Eröffnung kriegerischer Feindseligkeiten seitensBulgariens ohne Kriegserklärung. Die weitere EntWickelung derEreignisse werde zeigen, ob diese der Auffassung der zivilisiertenWelt hohnsprechende Art und Weise ihnen größere Erfolge ein-bringe als den Serben, welche eine Politik verfolgen, die auf dieErhaltung des Friedens und der Sympathien der zivilisiertenMenschheit abzielt und sich auf Rechtsgründe stützt.(Beifall.) An-gesichts der ernstlichen Bedrohung serbischen Territoriums durch dieVulgaren habe die Regierung das Armeekommando beauftragt, mitaller Kraft für die Wahrung des serbischen Territoriums einzu-treten.(Stürmischer Beifall.) Die Skupschtina nahm schließlichmit 82 gegen 69 Stimmen eine Tagesordnung an. in der die gestrigeAntwort der Regierung gebilligt und der Ueberzeugung Ausdruckgegeben wird, die Regierung werde die vitalen Interessen Serbiensbis ans Ende verteidigen.Bulgarisch-griechischcr Zusammenstoß.Athen, 1. Juli.(P. C.) Der Kommandant des Torpedojägers„Leon" meldet, daß er sich zu Rekognoszierungszwecken Elevtheragenähert hätte. Er berichtet ferner, daß die Stadt von den Bul>garen besetzt und das Schiff von ihnen beschossen worden sei. DieGriechen hätten mit einem lebhaften Feuer geantwortet und dieBulgaren zerstreut.Ein griechisches Dementi.Athen, 1. Juli.(Meldung der Agence dÄthenes.) Die AgenceBulgare meldet, daß die Insel ThasoS in Brand gesteckt sei und daßdie Bedrückung de? bulgarischen Bevölkerungsteils in Vodena undFlorina fortgesetzt werde. Die systematische Verbreitung derartigerNachrichten hat nur das Ziel, die öffentliche Meinung Europas zutäuschen und die Metzeleien, Plünderungen, Vergewaltigungenund die anderen barbarischen Greueltaten zu verhüllen, deren Opferdie Griechen und Türken Mazedoniens und Thraziens sind.— DieMeldung von dem Brande in Thasos ist falsch. Eine griechischeInsel würde niemals von Griechen in Brand gesteckt werden. DieAgence d' Athenes ist ferner erneut gezwungen, die Verfolgung desbulgarischen Elements formell zu dementieren. Die Anzahl derverhafteten Bulgaren ist gering. Nur Komitatschis, Verbrecher,Strolche, Dynamitarden werden der Justiz überliefert,Oesterreichischer Optimismus.Wien, 1. Juli. Die offiziöse„Wiener Allgemeine Zeitung"'beurteilt die augenblicklche Lage auf dem Balkan folgendermaßen:Die Situation auf dem Balkan hat sich unleugbar sehr ernst ge»staltet. Wein noch ist nicht alle Aussicht geschwunden, daß eS trotzder sicherlich verschlechterten Lage gelingen werde, einen Kriegzu verhindern. Namentlich scheint in Sofia die Auffassungvorzuherrschen, daß der Ausbruch des Krieges nicht eine unbedingtnotwendige Folge der blutigen Kämpfe zwischen Bulgaren einer-seitS und Serben und Griechen andererseits fein müsse. Derbulgarische Ministerpräsident soll sogar morgen bereits nach Peters-bürg abreisen. Ob cs dazu kommt, ist allerdings noch sehr fraglich,da die Situation eher unsicher ist, und eigentlich niemand rechtsagen kann, ob auf dem Balkan Krieg oder Friedenherrscht. Die diplomatischen Beziehungen sind nicht abge-brachen, und sogar das Bundesverhältnis besteht weiter. Da eSaber bisher trotz der zahlreichen Kämpfe nicht zu einem Abbruchder diplomatischen Beziehungen gekommen ist, so beweist die?eigentlich, daß in den leitenden Kreisen der Balkanstaaten nochimmer an die Erhaltung des Friedens geglaubt wird. Die Sttua-tion erscheint also sehr gefährlich, aber keineswegs hoffnungslos.Von der Londoner Botschafterkonferenz.London, 1. Juli. Wie das Reuterfche Bureau erfährt, befchäf-tigte sich die heutige Botschaftervereinigung mit der serbisch-bulgarischen Krise und mit der Frage des serbischen Zu«gangS zur Adria. In dieser Frage unterbreiteten die Botschafterihren Regierungen einige Vorschläge, Eine Entscheidung wurdenicht getroffen._Arbeiterrisiko.Pilsen, 1. Juli.(W. T. B.) Im westböhmischen Kohlenrevierwerden infolge mangelnden Abrufes Feierschichten ein-gelegt.___".Drohender französischer Bergarbeiterstreik.Paris, 1. Juli. AuS St. Etienne wird gemeldet, der AuZ«fchuß des Bergarbeiterverbandes beschloß, den bor dreiJahren mit der Bergwerksgesellschaft abgeschlossenen Arbeitsvertragzu kündigen und die einzelnen Syndikate wegen der Mnßnahmenzu befragen, welche für den Fall eines für den 7. Juli geplantenAusstandrS ergriffen werden sollen.Stürme auf dem Schwarze» Meere.Sewastopol, 1. Juli.(W. T. B.) Durch heftige Stürme istder Dampfschiffverkehr mit den Häfen deS Schwarzen Meeresunterbrochen