chcem EohlverLienkel« Ai<seHeri nichts einSüßen w ird." QtTT B. Gottberg hat den rechten Krupp -Glauben. Or läßt ihn sich nicht rauben. Er ist auch gegen alle Zweifel gefeit. Denn das Eigentümliche deS Glaubens ist ja, daß er sich nicht be- weisen läßt! Ein Panama , eine Blamage sondergleichen, eine moralische Niederlage hat nur die— Sozialdemokratie erlitten. Gegen sie muß mm die Strafe vollstreckt werden. In den Latten. arrest, in die Sielen mit dieser„Spottgeburt". Her mit Aus- nahmegesehen gegen diese Niederträchtigen! Man höre: „Nachdem die Sozialdemokratie wieder einmal nackt in ihrer verleumdenden Verlogenheit vor dem Volk steht, find die beamteten Führer der Nation zu fragen, ob sie dieser politischen Spottgeburt immer noch Einfluh auf die Leitung der Staatsgeschäfte gewähren wollen. Die Leute, die Staat und Gesellschaft doch nur zer» stören wollen, durften die Heeresverwaltung und die erste Ber- treterin des deutschen Kaufmannsstandes, de? deutschen Ge- Werbefleißes vor den Untersuchungsrichter zitieren. Diese Leute ohne eigenes Ehrgefühl, die mit schamlos er Niedertracht den guten Namen der Armee zu be» sudeln versuchen, sollen nun fich rühmen dürfen, daß eS bereit» in ihrer Macht liegt, dieses Heeres Gesehe zu ändern!" Niederknüttelung der Umsturzpartei verlangt also der Scherl-Krupp-Mann, damit nicht„dem Umsturz die Gasse zum Sieg« gebahnt" werde. Schade, jammerschade, daß dieser V. Gottberg zu den Abge» halfterten in der Armee gehört. Den Mann könnte die Sozial- ' demokratte als Kriegsminister gebrauchen. Sturmlauf gegen die deutsche Sozialpolitik. Von allem Anfang an war die Sozialpolitik den In- dustriefeudalen ein Greuel. Wurde doch damit der bis dahin so eifrig genährte Glaube zerstört, daß der Unternehmer der sorgsamste„Vater seiner Arbeiter" sei, die in allen Wirrnissen des Lebens auf seine durchgreifende Hilfe rechnen könnten. Allerdings steht heute auch fest, daß es der Regierung des Fürsten Bismarck, als sie mit der Sozialpolitik einsetzte, weniger darum zu tun war, der schwer kämpfenden Arbeiter- schaft wirksam unter die Arme zu greifen, als vielmehr darum, die Arbeiterschaft von dem Anschluß an die Sozial- demokratte fernzuhalten. Daß dies ein Versuch mit untaug- lichen Mitteln am ungeeigneten Objekt war, hat der Zeiten Lauf klärlich erwiesen. In dem gleichen Maße, wie die Sozialdemokratie wuchs— trotz alledem— verschärfte sich auch der Widerstand des sich immer mehr konzentrierenden Großkapitals gegen den weiteren Ausbau der Sozialgesetze. Die Versicherung des einsttgen Staatssekretärs v. Bötttcher: „M eine Herren, wir arbeiten ja nur für Sie". hatte die erwünschte Wirkung nicht, die Hetze ging weiter, nahm an Schärfe in einer Weise zu» daß selbst der spätere Staatssekretär Graf Posadowsky in einer Abwehr gegen die Freikonservativen dazu kam,.zu konstatieren, daß die Bei- träge der Unternehmer zu den Sozialgesetzen von ihnen lediglich verauslagt, nicht aber aus eigenen Mitteln bestritten werden. Mittlerweile hat sich die deutsche Industrie riesenhaft ent- -wickelt, sie dominiert auf dem Weltmarkt, sie ist zum Staat im Staate geworden, ihre Organe haben es sich angewöhnt, die Minister als untergeordnete Werkzeuge zu bettachten und demgemäß zu behandeln; die Profite sind enorm gestiegen— von der angeblich ruinösen Wirkung der Sozial- Politik auf Handel und Jndusttie keine Spur. Trotzdem erstarkt in kapitalistischen Kreisen der Widerstand gegen die Sozialpolitik und er hat seinen Höhepuntt bis jetzt erreicht in einem Pronunziamento. das die„Post" in ihrer Morgenausgabe vom Dienstag sich leistet. Was die„Post" schreibt, wäre an sich recht gleichgültig, wenn man nicht wüßte, daß es sich bei diesem Pronunziamento in der Tat um eine Willensäußerung der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie handelt. Das offizielle Organ dieser ungemein einflußreichen Gruppe ist allerdings die „Rheinisch-Westsälische Zeitung", ein Organ, das bei aller sonstigen R n p p i g k e i t doch noch etwas auf Reputation halten muß. Bei der„Post" fällt diese Notwendigkeit weg, denn über den Charakter dieses Blattes herrscht in polittsch Senkenden Kreisen keinerlei Meinungsverschiedenheit. Was die Schwerindustrie aus dem angedeuteten Grund in der„Rheinisch- * Westfälischen Zeitung" nicht sagen will, das verkündet sie durch den Mund der„Post", deren Leiter aus der Redaktton der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" nach Berlin versetzt wurde. Was der Angestellte Brandt für die Firma Krupp war, das ist, nur wenig modifiziert, die„Post" für das rheinisch- westfälische Industriekapital und die ihm dienstbare„Rheinisch- Westfälischen Zeitung". Es gibt keine Perfidie gegen die Regierung und keine Erbärmlichkeit gegen die Arbeiter- klasse, die in der„Post" nicht zum beredten Ausdruck gebracht werden könnten. Ist es nötig, dann wird das Blatt einfach desavouiert und die Schwerindustrie gibt zum Schein dem ekelhaften Köter auch noch ein paar Fußtritte, bis der Tanz von neuem beginnt. Nur wenn man diesen Zusammenhang kennt, kann man den Sturmlauf voll würdigen, der in der Post" gegen die Sozialpolittk im allgemeinen und gegen die Arbeiterklasse im besonderen eingesetzt hat. Die Hetze setzt mit einem Angriff auf das Neichstagswahlrecht ein, daS der Arbeiterschaft einen ihre g e i st i g e und sittliche Bedeutung weit überragenden Einfluß im öffentlichen Leben verschafft habe. Aller nationalen Gesinnung vielfach gänzlich bar, zum größten Teil staatsgegnerisch und heeresfemdlich, stelle die Arbetter- schaft einen höchst unsicheren Bestandteil unseres Volkes dar, -und daraus ergebe sich aber auch, daß. wir mit unserer Sozialpolittk auf falschem Wege seien. Und nun folgen die Angriffe hageldicht auf das wahrlich nicht übermäßig festfundierte Gebäude unserer Sozialpolitik. Die Selbst- Verwaltung der Krankenkassen hätten diese zu Stützpunkten der sozialistischen Bewegung gemacht. Durch die zu weit sehende Fürsorge der Arbeiterschaft auf Kosten des Unternehmertums habe man ihr die Möglichkeit gegeben,„sich auszuleben", d. h. es an eigener Fürsorge für sich, für die Familie fehlen zu lassen, da das Gemein- wesen bezw. das Unternehmertum für alles sorgen müsse. Man habe ferner der Arbeiterschaft die Mittel ge- liefert zu den großen Abgaben an die Gewerkschaften, aus denen die Wcrbckosten für die letzteren, die Mittel für Streiks, für die Presse usw. gewonnen wurden. Die Sozialpolittk habe dazu geführt, die Ansprüche der Arbeiterschaft an die Gesamtheit tn daS Ungemesiene zu steigern und sie habe zur Verrohung dieser Kretse ganz außerordentlich bcigettaaen, indem sie deren sittlich es Pflichtbewußtsein gegen sich, ihre Angehörigen, gegen Mitmenschen und namentlich gegen die besser gestellten Staats- bürger erheblich verringerte. Von der alten deutschen Treue des Arbeiters gegen seine Arbeitgeber kenne der Industriearbeiter kaum mehr etwas. Er wisse nur von Ausbeutung durch letztere und Kon dessen B e- reicherung durch die Leistungen stes Arbeiters. Der Jugend raube man jede harmlose Freude am Dasein; alle Ideale würden ihr genommen und dafür Haß, Neid, Verachttma gegen die übrigen Angehörigen des Volkes ein- geimpft. Ueberhaupt sei die ganze Arbeiterbewegung auf der üblichen Neigung der Menschen zur Unzufriedenheit gegründet als auf einen Charakterzug, der oft in Schlechtigkeiten aus- artet. Wer möchte wohl behaupten, daß die Arbeiterschaft durch die soziale Gesetzgebung liebenswürdiger, gesitteter, menschenfreundlicher, nationaler, überhaupt besser geworden sei? Dennoch aber ttage die Gesetzgebung keine Bedenken, fortwährend noch Aufwendungen der Gesamtheit und des Unternehmertums zugunsten der Arbeiterschaft zu machen. Schließlich werden die„Hamburger Nachrichten" zitiert— auch eine Quelle, über deren„Lauterkeit" kein Zweifel bestehen kann—, die jüngst nachgewiesen habe, wie den Unternehmern durch die sozialen gesetzlichen Vorschriften die Werkstätten verteuert würden, welch ungehörige Schreibarbeit ihnen entstehe, dcß die Einstellung eines einzigen Mannes 25 bis 35 Ein- tragungen erfordere— vermutlich sind dabei die Mntragungen in die schwarze Liste mitgezählt— und endlich wird das Hamburger Scharstnacherblatt als Kronzeuge dafür angerufen, daß die Sozialpolittk nicht veredelnd auf die Arbeiter ge- wirkt hat. Warum nun diese infernalische Hetze? Mitten in dem Arttkel, ziemlich versteckt, streift die„Post" die Frage der Arbeitslosenversicherung und das Problem der Arbeitslosenfürsorge, das heute ein so brennendes geworden ist, daß sich Staat und Gesellschaft seiner Lösung nicht mehr entziehen können. Wir verweisen auf die Auslassungen des Prinzregenten Ludwig von Bayern, die von der Zentrums- presse allerdings unterdrückt werden. Erinnert sei daran, daß auch bürgerliche Gelehrte die Fürsorge für die Arbeitslosen als zwingende Notwendigkeit bezeichnet haben. Die rheinisch-west- fälische Schwerindusttie befürchtet, daß das seinen Nieder- schlag finden könnte in einer Gesetzesvorlage über die Für- sorge für die Arbeitslosen. Eine solche Fürsorge will aber die Großindustrie unter allen Umständen der- mieden wissen, denn sie braucht das Heer der hungernden Arbeitslosen, um auf die Löhne der Arbeitenden drücken zu können. Daher die Wut, die sich auslöst, wenn dieses Thema zur öffentlichen Erörterung gestellt wird, und die Schwerindustrie ist offenbar der Meinung, daß es höchste Zeit sei, der Regierung in den Weg zu tteten, um zu verhüten, daß Staat und Gesell- schaft ihrer Pflicht gegen die Arbeitslosen sich bewußt werden. Man kann aus diesen Anzeichen schließen, welch schwere Kämpfe im kommenden Winter im Reichstag sich entfalten werden. Denn es scheint uns ganz selbstverständlich, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktton nach der Richtung hin erneut einen Vorstoß unternehmen wird, wenn die Regierung sich nicht selbst auf ihre Pflicht besinnen sollte. Bereits zu Beginn der Reichstagssession 1912 hat die Fraktton die reichs- gesetzliche Regelung der Arbeitslosenversicherung durch Zu- schüffe aus öffentlichen Mitteln an die Arbeitslosenkaffen der Gewerkschaften verlangt. Bilhelm; Ii.„moralische istobeninzen" In florwegen. Die bürgerliche Presse weiß von der außerordentlichen Sym» pathie, die Wilhelm II. in Norwegen genießt, so viel zu erzählen und hat bei der Enthüllung der von Wilhelm geschenkten Frithjof» statue bei Balholm am Sognefford neuerlich dieses Lied gesungen. .Und ganz sicher ist: die Hoteliers in den Westfjorden und alle am Touristenverkehr Interessierten sehen diesen Besuch gerne, da ihm deutsche Bourgeois wie Mückenschwärme folgen. Aber das nor- wegische Volk und auch das offizielle Norwegen würden herzlich gerne auf diesen Besuch verzichten, weil eine Begleiterscheinung desselben den tiefften Unwillen erregt: nämlich die deutsche Flotteninvasion. Schon vor zwei Jahren hat die norwegische Presse wegen dieser alljährlich wiederkehrenden deutschen Flottenbesuche und der von Wilhelm in norwegischen Gewässern vorgenommenen Paraden ge- waltigen Lärm geschlagen. Der Grund ist der: die Kriegsschiffe nehmen Lotungen vor, besuchen die befestigten Küstenplätze, kurz sie betreiben das, was in«nderen Ländern unter das Spionage- gesetz fällt. In Norwegen ist man aber der Ansicht, daß, wenn es einmal zu einem deutsch -englischen Kriege kommt, die Entschei- dungsschlacht in der Nordsee stattfinden und die geschlagene Flotte leicht auf den Gedanken kommen kann, sich in den nahen norwegi- schen Fjorden zu sammeln— wenn man sie genau kennt. Diese Befürchtung ist auch von offizieller norwegischer Seite ausgesprochen worden. Da man diese norwegischen Stimmungen kennt, unter- lassen eS England und Frankreich jetzt, eine größere Eskadre zu Uebungszwecken nach Norwegen zu senden; auch Deutschland hat im vorigen Jahre Norwegen verschont und Schweden besucht. Die Einhüllung der Frithjofftatue ist aber der Vorwand gewesen, fünfzig deutsche Kriegsschiffe„zur Feier' nach den norwegischen Fjorden zu entsenden! Diese Schiffe veranstalteten nun in der vorigen Woche im äußeren Schärenhof von Bergen ttiegsgcmäße Seemanöcker mit scharfer Munition. Eine— aller- dings unbewohnt«— Insel wurde scharf beschossen und angegriffen. In fremden Gewässern, im befestigten Einfahrtsgebiete der zweit- größten Stadt des Landes! Man kann sich denken, wie derlei er- bittert hat, aber man schwieg: denn dies geschah zwei Tage vor der Begegnung Wilhelms mit Haakon und der Uebergabe der Statue. Wer am selben Wend ankerten einige deutsche Kriegsschiff« im Bevgener Hafen und zwangen den schon lange vorher dort verankerten englischen Touristendampfer„Mantua ". seinen Platz zu verlassen, d. h.„ sie rückten ihm so dicht an den Leib, daß er, um bei den Wanövrierungen ein Unglück zu vermeiden, tatsächlich vom Platze wich. Dem Admiral scheint allerdings später auf. gedämmert zu sein, was das heißt: im fremden Hafen einen Touristendampfer widerrechtlich aus dem Hafen zu treiben. Er wollte sich durch Funkenspruch bei dem Kapitän der„Mantua " entschuldigen, aber dieser lehnte jeden Verkehr mit dem deutschen Admiral ab. In Bergen ist man über diesen Borfall wütend, denn die„Mantua " ist das größte und luxuriöste Touristenschiff der Welt, das 1000 der reichsten Engländer und Amerikaner mit sich führt. Um den Besuch dieses Schiffes werben eifrig alle flandinavi- schen Städte— die„Mantua " wird aber jetzt Bergen boykottieren, weil sie von den Hafenbehärden— die einen Skandal vermeiden wollten— nicht genügend geschützt wurde. Vor dem Hafen kriegsgemäße Seegefechte— im Hafen Ver- treibung gleichberechtigter Touristenschiffe, das hat dem Faß den Boden ausgeschlagen! Das sehr deutschfreundliche Blatt„Nida- r o s" in D r o n t h e i m veröffentlicht einen längeren Artikel, in dem es ganz energisch fordert, daß mit den deutschen Moth'u» besuchen und ihrem Treiben Schluß gemacht wird.„Der deutsche Kaiser ist als Gast unseres Lande? immer willkommen, aber eüw Siegesallee am Sognefjord brauchen wir nicht und die stets wieder- kehrenden Flottenbesuche sind uns alles eher als angenehm." Die ungemein gemäßigte„T i d e n s T e g n" vom 31. Juli bringt einen sehr byzantinischen Fcstartikel zur Enthüllungsfeier, der aber doch diese Stelle enthält: „Es wäre unehrlich, zu verhehlen, daß die großen deutschen Flottenmanöver, die zurzeit längs unserer Küste von Molde bis Larvik abgehalten werden, große Mißstimmung im Lande weckten. Kaiser Wilhelm muß selbst verstehen, daß eine Nation, die auf daS äußerste entschlossen ist, ihre Neutralität zu wahren, sich nicht dem aussetzen kann, in Europa Mißdeutungen hervorzurufen." Wenn das Hofblatt sich zu solchen Bemerkungen im Fest- artikel aufschwingt und auf der nächsten Seite den Zwischenfall »n Bergen(mit der„Mantua ") ausführlich behandelt, ihn„eine peinliche Affäre" Nennt und von einem„bedauernSwerren Ver- halten der Hafenbehärden" spricht, so wird man begreifen, daß unser in Kristiania erscheinendes Parteiorgan die allgemeine Stimmung wiedergibt, wenn es schreibt: „Die Umstände, die den Kaiserbesuch und die Gabe(d. i. die FrichjofSstahie) begleiten, find derart, daß wir endlich etwas lernen müssen. Wir zielen damit nicht auf den schlechten Ein- fluß, den die Kaiserbesuche auf den moralischen Charakter eine» kleinen Teiles der Bourgeoisie ausübt(die zum Bvzantinismus verführt wird). Wir meinen die großen Flottenmanöver, die „friedlichen Kriegsoperationen".... Hier liegt eine solche Verachtung des gewöhnlichen internattonalen Taktes vor, die wirklich unerreicht und einzig ist." Das Blatt meint dann noch, daß die deutsche Flotte eine ganze Reihe gesetzlich verbotener Handlungen vornahm und dabei auch die allgemein gültigen internationalen Regeln verletzte. Es fordert die sofortige Schaffung internationaler Garantten gegen jedwede Verletzung der Neutralität, die von Deutschland ernstlich gefährdet wird. So macht unser SeemilitariSmuS im Auslande„morckNsche Eroberungen". Wie einfältig ist es, zu glauben, daß derlei Ein- drücke durch ein geschenktes Stückchen Siegesallec von Kaiser » Gnaden gemildert werden!_ Die Büiiarcitcr yriedensfconfercnz. Kein Fortschritt der Verhandlungen. Bukarest , 4. August. (Meldung des Wiener K. K. Tele- graphen-Korresp.-Bureaus.) In der Besprechung, die heute nachmittag zwischen Delegierten der Verbündeten und Ru- mäniens stattfand, beharrten die Verbündeten, wie aus Mit- teilungen von griechischer Seite hervorgeht, auf ihren letzten Vorschlägen, so daß vorläufig kein Fortschrttt zu verzeich» neu ist. Oesterreichische Quertrelbereun. Wie», 5. August. Die„Wiener Allgemeine Zeitung" hält die Nachrichten über die Bukarester Friedensverhandlungen für geeignet, gewisse Besorgnis in Oesterreich- Ungarn hervorzurufen. Die durch die maßlosen Forde- rungen Serbiens und Griechenlands geschaffene Sachlage rücke mit Rücksicht auf Rumänien sowie auS sonstigen Grün- den die in Oesterreich-Ungarn wenig erwünschte Aufgabe einer Revision des gesamten FriedenSwer res in unerfreuliche Näh«. Das Blatt glaubt, Serbien und Griechenland schöpften eine Ermunterung zu ihren hochge- schraubten Prätentionen nicht zum geringsten Teil aus der Uebcrzeugung, daß Rußland das von ihm geforderte Existenz- minimuni für Bulgarien nicht in der Weise interpretiere, die einer wirksamen Zurückweisung zu hoch gehender Wünsche Serbiens und Griechenlands gleichkäme. Jnfolgedeffen scheine in Athen und Belgrad der Eindruck zu bestehen, daß Oesterreich-Ungarn allein den Standpunkt vertteten, der letzte Balkankrieg dürfe nicht in der Unterwerfung kompakter Massen der bulgarischen Bevölkerung unter fremde Herrschaft resultieren. Auch die Zunahme des türkischen Selostoewußt- seins, welches die gegenwärtige Lage noch mehr kompliziere. sei ein sehr ernstes Zeichen dafür, welche Folgen ein laues Auftteten einzelner Mächte in der mazedonischen Frage ander- wärts ausgelöst habe. Vom Einfall der Türken in Bulgarien . Berlin . S. August, Die Bulgarische Gesandtschaft in Berlin hat folgende offizielle Depesche erhalten: „Die Bulgarischen Behörden in Harmanli melden die folgende. von den Türken verursachten Schäden in den ganzen Bezirk: In Lubimetz 800 Wirtschaftsgebäude. Häuser, und ein größere? Quan- tum Getreide verbrannt, drei Personen getötet. Im Dorfe Sivareka 330 Häuser verbrannt, sechs Personen getötet, und daS ganze Vieh mitgenommen. DaS ganze Dorf Lozen und ein großes Quantum Getreide verbrannt. Im Dorfe Bilitza 06 Häuser. SS Scheunen. sechs Läden, großes Quantum Getteide verbrannt. Im Dorfe Biser 110 Häuser, große Quanten Getreide verbrannt Im Dorfe Tscherna-Mogila das ganze Vieh fortgetriebenv. Im Dorfe Mow- kovo 40 Wirtschaftsgebäude. 13 Häuser««rbrannt. Im Dorfe Orchovo 10 Häujer verbrannt. __: poIWche aefberfiebt. Sie haben nichts gelernt! Der Bericht de« Parteivorstandes für den bevorstehenden sozial- demokratischen Parteitag in Jena bat einer Reihe von bürgerlichen Blättern Anlaß gegeben, frohlockend den baldigen Zusammenbruch der sozialdemokrattschen Partei zu prophezeien und zwar frohlockten gerade die Blätter am meisten, die am wenigsten vom Wesen der sozialdemokratischen Partei und ihrer Organisation verstehen. Im Grund« genommen sind uns diese Urteile ziemlich gleich« gültig. Wie oft ist nicht schon unsere Partei totgesagt worden. Nach dem Wahlausfall im Jahre Igg? gab es ja fast kein liberales oder konservatives Blatt in Deutschland , das nicht mit größter Sicherheit die völlige Auflösung der Sozialdemokratte verlundet« und während sie noch orakelte wuchsen unsere Organisattonen, vermehrten sich dl« Abonnenten- Ziffern unserer Blätter und erhöhten sich die Koflenbestände, so daß bei den letzten ReichStagSwablen 110 rote Abgeordnete in den Reichs- tag einzogen.(Ü nach dem riefigen Wachstum der letzten Jahre wieder ein Riiaschlag eingetreten— ein verhältnismäßig kleiner Rückschlag, und wieder geht daS Orakeln der Weifen lo«. Daraus zu antworten lohnt sich nicht der Mühe; besser ist wir suchen durch verdoppelte SgitationSarbeit den kleinen Rückschlag zu überwinden. Bürgerliche Blätter, die, wenn st« au» die sozialdemokratische Arbeiterbewegung hassen, doch deren Geschichte etwas besser kennen, spotten denn auch sewst über die
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