Die„Tagl. Rundschau' weiß bereits über den Etat derMarineverwaltung für daS Jahr 1914, der soeben demReichsschatzamt zugegangen ist, zu melden:.ES werden programmgemäß zwei Großkampfschiffegefordert. Die von vielen Seiten aufgestellte Forderung, sofortzum Dreischiffbautempo überzugehen, hat also keine Be-rücksichtigung gefunden. Allerding» läßt sich im gegenwärtigenÄugenblick noch nicht vorausbestimmen, welche Entschließungenin einem späteren Zeitpunkt sich als not«wendig herausstellen werden. England baut drei Schiffemehr, die ursprünglich Kanada bauen sollte, nun selbst, und damitist zweifellos eine erhebliche Machivcrschiebung zu unseren Ungunstenin der Nordsee bevorstehend. Welche Maßnahmen deutscherseitsdie außerordentlich große englische Mehrrüslung im Gefolge habenwird, steht vorläufig noch dahin."Der zweite 5krupp-Prozeß.Wie die„Braunschw. Landeszeitung" erfährt, wird derzweite Krupp- Prozeß in der ersten Septembcrwoche vor derStrafkammer in Moabit stattfinden. Die Zeugenvorladungensind bereits ergangen. Es sind 23 Zeugen und 5 Sachverständige geladen. Die Anklage richtete sich gegensämtliche Mitglieder des Direktoriums der Firma Ktuppund gegen deren früheren Berliner Vertreter Brandt.Für die Verhandlung sind vier Tage vorgesehen.— DieseNachricht bedarf noch der Bestätigung, denn aus Bemerkungen.die der Anklagevertreter des Kriegsgerichts machte, mußteman schließen, daß das Hauptverfahren gegen Brandt und dieKrupp-Direlroren noch nicht eröffnet ist.Natioualliberale Wirtschaftspolitik.Aus den Kreisen der nationalliberalen Reichstagsfraktion wirdder.Nationalliberalen Correspondenz" geschrieben:„Der Ablauf der bestehenden Handelsverträge wirft seineSchatten voraus. Die erste Frage, welche sich aufwirft, ist die,ob ein neuer Zolltarif seitens der Berbündeten Regierungen vor-gelegt werden wird. Diese Frage ist zu verneinen.Nach allem, was bisher seitens der Regierung verlautet ist, wirdman sich darauf beschränken, eine Novelle zum besteheirdenZolltarif vorzulegen, welche einzelne Abänderungen, die sich alsnotwendig erwiesen haben, vorschlägt, aber an den bewährtenGrundlagen unseres Wirtschaftssystems nicht rüttelt und sichtunlichste Beschränkung auferlegt. Die Kämpfe um den letztenZolltarif, die in den Dezembernächten des Jahres läOö auS-klangen, stehen noch in frischer Erinnerung. Ein Bedürfnis,dieselben zu erneuern, liegt um so weniger vor, als mit den Er-gebnissen dieser in der Aera Bülow inaugurierten und befestigtenWirtschaftspolitik Landwirtschaft und Industrie wohl zufriedensein konnten und auch waren. Es ist damals vor allem auch ge-lungen, der Landwirtschaft bessere Produktionsbedingungen zuschaffen. Für diese Wirtschaftspolitik tritt die nationalliberalePartei geschlossen ein. Darüber kann nach den einstim-migen Entschließungen ihrer Parteitage und ihres Zentralvor-standes und nach den wiederholten Erklärungen, welche von demVorsitzenden der ReichstagSfraktion, Bassermann, und vonanderen im Reichstag und Landtag abgegeben worden sind, nichtder geringste Zweifel obwalten."Dieses Bekenntnis zur Wucherzollpolitik kann nicht über-paschen, auch nicht der Wunsch, den Reichstag keine Neuauflage derZolltarifkämpfe erleben zu lassen. Um Zolltarifkämpfe kommt manaber trotzdem nicht herum, denn wenn auch nur eine Novelle zumZolltarifgesetz eingebracht wird, dann hindert das keine Partei,Anträge einzubringen, die eine Erweiterung und Ergänzung dieserNovelle bezwecken. Einer gründlichen Stäupung werden die Zoll-Wucherer also nicht entgehen.Ter Fluch des Kapitalismus.Auf dem Gebiete der Ärebsbehandlung ist in letzter Zeit einneues Heilmittel entdeckt worden: das Mesothorium. Dieseschemische Produkt, das früher im Abfall der Glüh st rümpf-Fabrikation als wertlos fortgeworfen wurde,sendet die gleichen Strahlen aus wie Radium. Eine ganze Anzahlvon Aerzlen, die mit dem Mittel experimentiert haben, sagen ihmein« beiipielslose Heilwirkung nach. Der Vorstand der Abteilungfür Frauenkrankheiten an der Kgl. Poliklinik in München sagt überdas Mesothorium:„Mit einer Dosis von IVO bis 200 Milligramm,noch besser natürlich mit einer noch größeren Menge, konnten dieseAutoren Unterleibskrebse bei Frauen zum Zerfall und zur Auf.saugung bringen. Es bildete sich neues gesundes Gewebe, dieFrauen blühten auf, und von der Erkrankung ist in manchen Fällennichts mehr nachzuweisen."Um dieses Mittel für die Krankenhäuser München? beschaffenzu können, bewilligte der Magistrat der Stadt München 200 000 M.Bei dieser Gelegenheit erfährt die Oesfentlichkeit. daß das Heil-mittel zurzeit nur durch die Auersche Gasglühlicht-Elesellschaft inBerlin hergestellt werden kann, und daß der Preis für das auswertlosen Abfall gewonnene Prodult von SS M. am Anfang diesesJahres jetzt auf die Höh« von 200 M.. nach anderenMeldungen auf 400 M., für das Milligramm ge-stiegen i st!Hier klafft offenbar eine Lücke im Gesetz. Einige Aktionär«haben es— sofern das Mittel so erfolgreich ist— völlig in derHand, zu bestimmen, ob Tausends von Menschen zugrunde aebenmüssen oder nicht. Wie viele Krebskranke können das teure Mittelbezahlen? Und wer will der Gesellschaft Verwebren, den jetzl schonunerschwinglichen Preis auf das Doppelte zu erhöhen? Der Kavi-talismus zeigt sich hier wieder von seiner gefährlichsten SeiteGesetzesparagraphen nützen hiergegen selbstverständlich nur wenig'nur die Beseitigung des Kapitalismus kann helfen.Maurenbrecher als Schuldirektor.In bürgerlichen Blättern lesen, wir:-Dr. Max Maurenbrecher, der mit seiner Gattin Hulda kürz.lich der Sozialdemokratie den Rücken gekehrt hat. scheint rasch«inyCuef, 3tel seiner Wirksamkeit gefunden zu haben. Ein west.beut, che» Blatt bringt ein großes Inserat, in dem Kapitalisten füreine Ächulgründung unter der Leitung des Ehepaares Mauren-vrecher gesucht werden. Die geplante Reformschule, natürlich mitbei�Darmüadt'» Landerziehungsheim auf der Martenhöhekeit werden, wo bekanntlich durch dl- freigebig.mögUcht worden.st,verständlichen Förderungfür Schönheit in erster Linie do,n!!.- r•„ mündliche3U»p«bew Sowohl. n d« Methodesich nidhi öeÄeversuchen, den Kindern nur diejenigen bnid-n. S- w ügegenwärtigen Kultur wirklich lebe�ig«� bunten, d.e.nd�sie will d--se Stoffe in e.ncr KonÄt�un?� LenfÄgeben, die einzig durch die Rücksicht auf die Entwickelungsgesetze de?kindlichen Bewußtseins bestimmt sind."Zwei Urteile der Militärjustiz.Eine drakonische Strafe wegen einiger unüberlegterHandlungen verhängte daS Dresdener Kriegsgericht gegenden Ulan Heidemann vom Ulanen-Regiment Nr. 17 m Oschatz,der sich wegen Achtungsverletzung, Ungehorsams, Be-Harrens im Ungehorsam und ausdrücklicher Ge-horsamsverweigerung vor versammelter Mannschaft ver-antworten mußte. Bis zum Tiensteintritt völlig unbestraft, erhielter beim Militär wegen einiger Lappalien Disziplinarstrafen.� Des-halb wird H. als ein„Element" bezeichnet, das sich der militärischenZucht und Ordnung nicht unterordnen kann; dabei ist in dienstlicherBeziehung nichts an ihm auszusetzen. Am 29. Juni_ hörte derAngeklagte, wie der diensttuende Unteroffizier im Stalle denMannschaften befahl, sie sollten im Stalle bleiben. Diese Maß-nähme hielt H. für ungerecht und erklärte:„Es ist nicht nötig,daß die ganze Wache im Stalle bleibt, das will der Wachtmeistergar nicht haben, es genügt auch, wenn einer im Stalle bleibt!"Bei dieser Aeußerung soll er ein freck>es und dreistes Gesicht ge-macht und mit den Händen herumgefuchtelt haben. Auf � Vorhaltdes Unteroffiziers sagte Heidemann, es ginge ihm gar nichts an,aber es wird immer mehr gemacht, als sein soll. Unmittelbardanach erhielt der Angeklagte vom Sergeanten Nietzsche den Befehl,Fenster zu waschen. Nach Ansicht des Vorgesetzten soll er daraufgemurrt und schließlich gesagt haben:„Ich wasche keine Fenster!"H. wurde zum Schweigen ermahnt, aber er soll immer wieder ge-murmelt haben. Da er im Stande mit einem Kameraden ge-sprachen hatte und gar nicht wußte, was der Vorgesetzte von ihmwollte, fragte er auf Vorhalt:„Was will denn der Herr Sergeantvon mir, ich habe doch nichts getan!" Auch dabei soll er eine..unmilitärische Stellung" eingenommen und in„achtungsverletzen-der Weise" mit den Händen herumgefuchtelt haben. Als ihmdann der Vorgesetzte drohte, ihn noch dahin zu bringen, wohin ergehöre, erwiderte Heidemann:„Bitte derartige Aeutzerungen zuunterlassen, ich bin doch kein dummer Junge!"Vor Gericht gab Heidemann alles zu, bestritt aber, gesagt zuhaben,„ich putze keine Fenster". Es habe ihm ferngelegen, sichaufzulehnen oder gegen die Disziplin zu�verstoßen. Im übrigenmachte der Angeklagte geltend, daß der Sergeant Nietzscheihn mehrfach Verbrecher, Verbrechcrgesicht, Rotz-junge genannt und es nur auf ihn abgesehen habe.Auch hetze Nietzsche andere Unteroffiziere auf,recht scharf gegen die Soldaten vorzugehen. Wiezur Sprache kam, schwebt bereits eine Untersuchung gegen den Ser-geanten und die Erledigung der Angelegenheit bleibt einem be.sonderen Verfahren vorbehalten. Das Gericht hielt den Ange-klagten in allen Punkten der Anklage gemäß für überführt underkannte auf-- 4 Monate 2 Wochen Gefängnis! und soforti-ger Inhaftnahme! Es führte aus, daß aus dem V e r h a l-t e n und der Verteidigung des Angeklagten eingrenzenloser Mangel an Disziplin spreche, dem dasGericht mit einer empfindlichen Strafe entgegen-treten zu müssen glaubte!Ein anderes Bild. Wegen einer rohen Handlungs-weise gegen einen wehrlosen Untergebenen verhängte dasDresdener Oberkriegsgericht gegen den SergeantenDill von der 2. Esk. des Ulanen-Regimenits Nr. 17, der wegenMißhandlung und vorschriftswidriger Behand-lung eines Untergebenen angeklagt war, 14 Tage mittle-ren Arrest. Am 7. Mai stand der Angeklagte am Treppenaufgangder Kaserne und sah, daß der dienstfreie Ulan Wehner sehr langsamdie Treppe heraufkam. Er schickte den Soldaten zurück und alsdieser nicht schneller lief, erhielt er vom Angeklagten einenkräftigen Schlag mit der Faust ins Genick, daß erzurücktaumelte. Dann wurde der Soldat in die Unter-offizierstube bestellt, wo iVrfd ch'�« tfiSch'l ä g e h i n t er dieOhren und einen Fußtritt erhielt. Das Kriegsgericht nahmeinen minderschweren Fall an, berücksichtigte die„gerin-gen Folgen" der Mißhandlung und die„Erregung", in der sich derAngeklagte befunden haben soll und warf ganze--- 14 Tagemittleren Arrest aus!! Auf die eingelegte Berufungänderte das Oberkriegsgericht das erstinstanzliche Urteil nur inrechtlicher Beziehung ab, erachtete aber die«träfe selbst als derStraftat durchaus angemessen!Marmejustiz.Was alles imstande ist, einen Matrosen auf die Anklagebankund vor das Kriegsgericht zu bringen, ergab eine Verhandlung desKriegsgerichts der II. Marineinspektion in Wilhelmshaven amMittwoch. Am 18. Juni 1913 sollte dem Matrosen Reinert zwecksFeststellung seiner Krankheit im Lazarett eine Probe Blut abge-zapft werden. R. war nun der Meinung und zwar aus Furcht vorSchmerzen, daß zu der seiner Ansicht nach einer Operation gleich-kommenden Maßnahme seine Zustimmung notwendig sei. die erverweigern könne. Er tat das auch. Statt den Mann nun davonzu überzeugen, daß seine Befürchtungen vor der Gefährlichkeit desBlutabzapfens und den Schmerzen dabei unbegründet sei, erhielter einfach den Befehl, sich der Maßnahm« zu unterziehen. DerBefehl vermochte den Matrosen jedoch trotz der Schneidigkeit, in derer gegeben wurde, von seinen Befürchtungen nicht zu befreien under verweigerte daher weiter das Abzapfen von Blut. DaS Endeder«ach« war ein kriegsgerichtliches Verfahren. Weil R. keinenEingriff an seinem Körper vornehmen lassen wollte, konstruierteman das Vorliegen einer Gehorsamsverweigerung, einer Achtungs-Verletzung und Beharrens im Ungehorsam vor versammelter Mann-schaft und schickte den Mann auf zwei Monate ins Gefängnis.frankreicd.Annahme des Treijahrgesctzes durch den Senat.Paris,?. Sugnst. Der Senat hat das Gesetz über die drei-jährige Dienstzeit mit 2ö4 gegen 37 Stimmen angenommen.ftollaticl.Die Ministerkrise.Amsterdam, 6. August.(Eig. 33er.) Tie am 3. Augustabgehaltene Parteikonferenz war nicht einstimmig in derFrage, ob, da die Liberalen sich geweigert haben, ein eigenesKabinett zu bilden, die Zwangslage da ist, in der die Resolu-tion des Pariser Internationalen Kongresses den Eintrittvon Sozialisten in ein liberales Kabinett zur Sicherstellungdes Wahlrechts erlaubt. Es werden also dem Parteitag amSonnabend zwei Resolutionen unterbreitet werden, eine vonder Mehrheit, mit Troelstra und Vliegen an der Spitze, undeine von der Minorität, u. a. von Wibant und Van der Goesunterzeichnet.__Ein Mandat derloreu.Bei der Nachwahl im Kreise Hoogezent, die durchdie dreifache Wahl des Genossen Sviekmann notwendigwurde, ist unserer Partei das Mandat verloren gegangen.-r-er Liberale eroberte den Kreis mit 2369 Stimmen, währendunser Genosse Dr. Van der Weerden 2446 Stimmen erhielt.An der Wahl im Juni gemessen, verloren wir 4<X> Stimmen,wahrend der Liberale einen Zuwachs von 239 Stimmen er-hielt.RuBland.Die Landtagswahlen in Finnland.Hclsingfors, 7. August. Bei den Landtagswahlen er-hielten bis heute die Sozialdemokraten 217 778Stimmen, die Altfinnen 199 293, die Schweden 74 183,die Jungfinnen 79 133, die Agrarier 37 628 und die Christ,lichen Arbeiter 3459 Stimmen.Marokko.Französische Verluste.Paris, 7. August. Wie au« M e k i n e S gemeldet wird, wurde»die frauzösiicben Truppen im Lager von AmraS von neuem vonaufstchrdigen Marokkanern angegriffen. Ein Hauptmann, einUnteroffizier und zw ei Mann fielen in dem Kampfe-Die Marrokkaner wurden mit starken Verlusten zurückgeschlagen.Cklna.Die Kämpfe um Kanton.Kanton, 7. August.(Meldung des Reuterschen BureauS.) DieLage hier ist ernst. Es wird der Vorschlag gemacht, die gegen-wärtig in dem Fremdenviertel befindlichen englischen Truppen zuverstärken.Bei dem Kampfe um das Osttor von Kanton sollen 300 Manngetötet und verwundet worden sein.J*ctzU Nachrichten.Oesterreich-Ungarns Ansicht über den Friedensschluß.Wie», 7. August.(W. T. B.) Die„Wiener AllgemeineZeitung" schreibt: Jetzt, wo am Balkan die Waffen ruhenwerden, setzt eine Periode eifriger Arbeit für die europäischeDiplomatie ein. Der Bukarester Vorfriede steht, dies läßtsich schm heute konstatieren, mit den beiden von Oesterreich.Ungarn schon vor Beginn der Verhandlungen als für seineAnerkennung der Neuregelung maßgebend aufgestellten Prin-zipien in Widerspruch, daß Bulgarien nicht gedemütigt undnicht aus Zentralmazedonien verdrängt werden dürfe. Eswird nun Aufgabe Oesterreich-Ungarns und, soweit andereMächte auf gleichem Standpunkte stehen, auch dieser Mächtesein, den erwähnten Prinzipien Geltung zu verschaffen. Wennaus manchen europäischen Zentren Stimmen laut werden, dieeine Beeinflussung der Bukarester Resultate als überflüssigbezeichnen, so müssen wir darin eine von feiten der am iöalkanweniger interessierten Kreise nicht unbegreifliche Desinteresse-ments-Erklärung erblicken, die zumindest von dem Gesichts«punkte aus begrüßt werden könnte, daß eine geringere An-zahl von Teilnehmern nur der Vereinfachung der internatio-nalen Pourparlers zugute käme. Wenn aber von mancherSeite sogar die Auffassung vertreten wird, eine Einfluß-nähme der Signatarmächte auf die Bukarester Beschlüsse seiunmöglich, so hieße dies wohl, die Modifikation des BerlinerVertrages den Balkanstaaten überlassen, ein Vorgang, welcherwohl nicht bloß in Oesterreich-Ungarn Bedenken hervorrufenmüßte._Der Balkanbund zerstört?Sofia, 7. August.(P. E.) Der Führer der bulgarischen Tele-gation, Finanzminister Ton tschew, soll dem russischen Gesandtenin Bukarest v. Schebeko erklärt haben, daß der serbische Einbruchin Mazedonien, das ja allein bulgarisch sei, jeden Gedanken an ei»künftiges neues Bündnis zwischen Bulgarien und Serbien alsausgeschlossen erscheinen lassen müsse. In hiesigen diplomatischenKreisen ist man allgemein der Ansicht, daß der Friedensvertrag vonBukarest den vollständigen Zusammenbruch des Balkanbundcs be-deute. An eine Wiederaufrichtung des Bündnisses sei nicht mehrzu denken. Auch die hauptstädtische Presse spricht sich in diesemSinne aus. und sagt, kein Bulgare werde mehr einem Serben oderGriechen die Hand eines Freundes reichen.Straßcnkampf in Teheran.Teheran, 7. August.(Meldung des Reuterschen BureauS.)Heute nachmittag fand hier zwischen Bachtiaren und Gendarmen einmehr alS zweistündiger Straßenkampf statt, der um 5 Uhr beendetwar. Auf beiden Seiten gab es über 40 Tote und Verwundete.Ein schwedischer Offizier wurde leicht verwundet. Es wurde so-dann zwischen den Gendarmerieoffizieren und den Khans der Bach-tiaren eine Konferenz abgehalten, während der Gendarmen alleStraßen sperrten und Infanterie mit Maximgeschützen in der Nähedes Hauses, in dem die Konferenz stattfand, sich aufstellten. DieBachtiarenkhans willigten schließlich ein, ihre Leute zu entwaffnen.Die Stadt gewann darauf rasch ihr ruhiges Aussehen wieder.Swinemünde nach der Katastrophe.Twinemünde, 7. August.(P. E.) lieber die Anzahl der beidem Bootsunglück ums Leben Gekommenen ist noch immer keineGewißheit zu erlangen, da bisher nur 11 Personen als vermißtangemeldet worden sind und nur eine Leiche, die des Land-gerichtsrates Franke, geborgen ist. Gleich nach Bekanntwerdender Katastrophe bemächtigte sich eine ungeheure Erregung der Kur-gaste. Taufende eilten nach dem Strande, da sie ihre Angehörigenunter den Verunglückten vermuteten. Die Katastrophe war inwenigen Minuten in den benachbarten Badeorten Ahlbeck undHeringSdorf bekannt geworden, und da man zuerst nicht wußte.wohin das untergegangene Boot beheimatet war, entstand auchin Ahlbeck und Heringsdorf die größte Aufregung unter den Bade-gästen. Die Hotels wurden mit dringenden Anfragen aus Berlinbestürmt, da sich eine große Anzahl von Berlinern nach dem«chicksal ihrer an der Ostsee befindlichen Angehörigen erkundigten.lieber 2 Stunden konnten nur dringende Gespräche zur Ausführungkommen. Der Kaiser, der nach dem Bekanntwerden der Katastrophewieder nach Swinemünde zurückgekehrt war, ließ sich sofort Berichtüber die Katastrophe erstatten und ordnete an, daß die Pinassender im Hafen liegenden Kriegsschiffe mit Absuchung der Unfallstelle betraut wurden.Ein Eifersuchtsdrama.Düsseldorf, 7. August. iW. T. SU.) Der italienische Erdarbeiter Michael« Forü erschoß heute nachmittag die ArbeiterinLuise Ulrich, die seine Bewerbungen abgewiesen hatte, im Flora.park durch fünf Revolverschüsse. Den sechsten Schuß gab er aussich selbst ab. Er wurde sterbend ins Krankenhaus gebracht.