Nr. 202. 30. Jahrgang.
Die Arbeitslosigkeit.
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Freitag, 8. Auguft 1913.
Der Oberlehrer
Die Jungdeutschlandbündler sind mit dieser Entwickelung falles, dem drei Berliner zum Opfer fielen. natürlich unzufrieden. Mehr Volt! Mehr Volt! ertönt der Wassermann, dessen Sohn und der Lehrer Sommer Ruf in allen bürgerlichen Zeitungen, damit der Hurra- stürzten bei einer Bootspartie ins Wasser und ertranken, während Die Mitgliederzahl der Krantentassen fann in patriotismus in die große Masse kommt. Sportliche eine Berlinerin und vier mitfahrende Kinder gerettet wurden. Ueber ihrem wechselnden Auf und Ab ein Hilfsmittel zur Beurteilung ,, Kanonen" aus aller Herren Länder werden angefündigt, um das Unglück werden folgende Einzelheiten gemeldet: Der Oberab- oder zunehmenden Umfanges der Arbeitslosigkeit sein. In Berlin hatte die Gesamtzahl der Mitglieder aller der zu locken und wenigstens die Indifferenten einzufangen. In lehrer Wassermann aus Berlin , der mit dem Lehrer Sommer in leider auch in manchen Verkehrslokalen der Ferch zur Erholung weilte, unternahm mit diesem und ihren Aufsicht des Magistrats unterstellten Krankenkassen, d. H. der Orts, allen Lokalen der Betriebs-, der Innungs- Krankenkassen samt der Gemeinde- Arbeiter prangt der breitgespreizte, prahlerische Jung- beiden Söhnen eine Bootsfahrt auf dem Schwielowsee , der sich vier Schulkinder aus Krantenversicherung, gegen Ende des Jahres 1912 die alljährlich deutschlandbündler auf den Plakaten und kündigt an, daß eine Berlinerin, Frau Fabian, und um diese Zeit wiederkehrende starte Abwärtsbewegung durch- wieder einmal große, allergrößte Attraktionen des Sports und Berlin , darunter die Geschwister Kurt und Grete Hartwig, au= gemacht, so daß sie von Anfang Dezember 1912 bis Anfang sensationelle Ueberraschungen zu sehen sein werden. schlossen. Gegen 11 Uhr, als sich das Boot zwischen Mittelbusch und Januar 1913 von 894 110 plöglich auf 867 762 fiel. Sie stieg dann Da die Jungdeutschlandbündler es bei ihrer Reflame mit Bezow, ungefähr auf der Höhe der Ziegelei Ledniß, befand, tenterte langsam bis März auf 878 233, ermäßigte sich bis April auf 874 647, stieg wieder bis Mai auf 878 670 und fant erneut von da bis Juli den internationalen Kanonen" manchmal mit der Wahrheit das Boot infolge der böigen Winde und des starken Wellenganges um 20 084 auf nur noch 858 586( immer am Monatsanfang). Auch nicht genau nehmen und nicht nur das Publikum, sondern und alle acht Insassen stürzten ins Wasser. Auf die das vorige Jahr hatte im Sommer einen Rückgang gebracht, aber sogar die Presse mit direkten unwahrheiten bedient wird, gellenden Hilferufe der mit den Wellen Kämpfenden eilten Ruderer von Mai 1912 bis Juli ermäßigte die Mitgliederzahl sich um nur so könnte es wenn es sich nicht um Jungdeutschland- an die Unglücksstätte. Ehe sie jedoch dort eintrafen, waren Wasser10 531, bon 868 951 auf 858 420, nachdem sie von Januar( mit bündler handeln würde sonderbar erscheinen, daß die Be- mann und Sommer mit dem jungen Wassermann schon unterdamais 835 356) bis Mai sich um 33 595 gesteigert hatte. In 1913 hörde nicht gegen diesen Unfug einschreitet. Ein besonders gegangen und ertrunken. Dagegen gelang es, den Sohn des Lehrers war die Mitgliederzahl zu Anfang Januar um 32 406 höher, Mai drastischer Fall der„ Unwahrhaftigkeit" sei hier registriert, Sommer und die beiden Kinder Kurt und Grete Hartwig in das nur noch um 9719 höher, Juli gar nur noch um 166 höher als zu Stürzlich fand ein internationaler" Wettkampf statt, wo Boot zu ziehen, während Frau Fabian mit ihrem Kinde das nicht denselben Zeitpunkten in 1912. Alle diese Zahlen schließen die freiwillig weiterversicherten Mit- Engländer, die kürzlich in London Berliner Sportler besiegt fehr weit entfernte Ufer schwimmend erreichte. Die Leiche des Oberglieder in fich, deren Zahl ja bei zunehmender Arbeitslosigkeit zu hatten, auftreten sollten, um nochmals gegen die unter- lehrers Waffermann wurde furz nach dem Unfall bei der Ziegelei Trogdem bekannt war, daß Ledniz ans Land getrieben und von dort nach Ferch übergeführt. fteigen pflegt und sich z. B. im Juli dieses Jahres auf 68 705 legenen Berliner zu kämpfen. ließ man Die Suche nach den beiden anderen Verunglückten blieb bisher er( männlich 20 048, weiblich 48 657), im Juli vorigen Jahres erst die„ Kanonen" gar nicht erschienen waren, dem auf 64 401( männlich 18 834, weiblich 45 567) belief. Sondert Publikum und Presse in entgegengesetzten folglos. man die freiwilligen Mitglieder aus, so bleiben als verpflichtete Glauben. In der Presse wurde am nächsten Tage über die Der lekte Zwangserziehungszögling Berlins ist erst fürzlich aus Mitglieder für Juli dieses Jahres 789 881( nämlich 487 618, großen Siege der Berliner berichtet, bis sich herausstellte, weiblich 302 263), für Juli vorigen Jahres noch 794 019 forgeerziehungsgefeß in Kraft trat, das eine Verbesserung des alten ( männlich 491 934, weiblich 302 085). Anfang Juli war die Baht daß hier eine ganz gewöhnliche Schwindelei vorlag und der Fürsorge der Stadt ausgeschieden. Als im April 1901 das FürSiegers Zwangserziehungsgesetzes sein sollte, hatte Berlin einen beträchtlichen der männlichen Mitglieder in diesem Jahre um 4316 niedriger als daß der minderwertige Läufer York statt des Ebenso sollte der berühmte Bestand an Zwangserziehungszöglingen. Sie wurden mit zur Für im vorigen, die der weiblichen um 178 höher als im vorigen Jahre. Gerringe gelaufen war. Bei den weiblichen Mitgliedern sind aber in der letzten Zeit die Latu Kolchemainen aus Helsingfors zugesagt haben, jett forgeerziehung überwiesen, und ihre Zahl minderte sich dann im Schwankungen der Zahl bedeutender als bei den männlichen ge- erläßt aber der betreffende ausländische Klub eine öffentliche Laufe der Jahre nach Maßgabe der nach und nach erfolgenden Bei Ablauf des ersten Jahrfünfts waren wejen, und an der in den letzten Monaten beobachteten raschen Ab- Erklärung, daß er ausdrücklich telegraphiert hat, daß Latu Entlassungen. wärtsbewegung ist das weibliche Geschlecht sehr start beteiligt. Die Kolchemainen nicht kommt. aber immer noch 369 Zwangserziehungszöglinge vorhanden, das
Die
verpflichteten männlichen Mitglieder mehrten sich von März Aus vorstehendem ist zu ersehen, mit welchen Mitteln gegen hatte nach weiteren fünf Jahren bis 31. März 1911 ihre Zahl bis Mai bon 487 192 auf 494 655 und minderten sich Zwangserziehungszöglinge sich weiter bis auf 6, Ende März 1913 von da bis Juli auf 487 618, dagegen minderten sich die ver- gearbeitet wird, um die große Masse des Publikums heran- sich auf 51 verringert. Bis Ende März 1912 verminderten die pflichteten weiblichen Mitglieder schon von März bis Mai von zuziehen. Um die Sensationsluft zu befriedigen, scheut man waren es noch 4, und Ende Mai blieb nur noch einer übrig. In326 488 auf 317 969 und von da bis Juli weiter auf nur noch selbst vor unwahrheiten nicht zurück. Für die Arbeiterschaft zwischen ist auch dieser letzte ausgeschieden, so daß die Stadt 302 263. An dieser Minderung der weiblichen Mitglieder ist die sollte dies ein Grund mehr sein, dem Jungdeutschlandbund Berlin jest teinen Zwangserziehungszögling mehr hat. Bekleidungsindustrie allein mit 16 166 beteiligt. Von März bis und seinen Vereinen jede Unterstützung zu versagen. Wer Bahl der Fürsorgezöglinge Berlins beläuft sich gegenwärtig auf Juli fant hier der Bestand verpflichteter Mitglieder weiblichen Ge- ein Freund des Sports ist und sich auf vernünftiger Grund- faft 4000, wenn die widerruflich entlassenen noch mitgezählt werden. schlechts von 105 659 auf 89 493. lage aufgebaute Leibesübungen und Wettkämpfe ansehen will, wird auch in den Veranstaltungen seiner Klassengenossen volle Befriedigung finden, die sich das Leitmotiv gestellt haben: Dem Volfe gilt's,
Wieviel Sorge und Kummer, wieviel Entbehrung und Not birgt sich hinter diesen Zahlen!
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Wenn wir zu spielen scheinen!
Australische Hammel in Berlin .
Unter dieser Spigmarke verbreitete am Mittwoch die Deutsche Fleischerzeitung" folgende Notiz:
Eine wichtige Verbesserung des Neuköllner Verkehrswesens
wird demnächst ins Leben treten. Durch das Polizeipräsidium zu Berlin ist nunmehr die Verlängerung der Autoomnibuslinie 11 vom Hermannplatz zu Neukölln durch die Kaiser- Friedrich- Straße bis zur Anzengruberstraße genehmigt worden. Der Kraftomnibus verbindet iezt Moabit mit dem Ende von Neukölln, was besonders von den Bewohnern Neuköllns begrüßt wird. Die Inbetriebnahme der Strede ist in Kürze zu erwarten.
Sonntag, den 10. August, vormittags 10 Uhr, findet im * Café Bellevue am Bahnhof Stralau- Rummelsburg eine KreisGeneralversammlung statt. Tagesordnung: 1. Der poli- Die Fleischerinnung Wilmersdorf hat beschlossen, einen tische Massenstreit. Referentin; Genossin Rosa Versuch mit gefrorenem australischen Hammelfleisch zu machen. Betriebsstörung auf der Stadtbahn. Gestern früh gab es auf Luremburg. 2. Diskussion. 3. Der Jenaer Partei- Die gestrige Innungsversammlung hat den Vorstand beauf der Stadtbahn eine halbstündige Betriebsstörung, die durch einen ta g. Referent: Genosse Emil Lehmann. 4. Gingegangene tragt, mit einer Hamburger Firma in Unterhandlung zu Schienenbruch zwischen den Bahnhöfen Bellevue und Tiergarten verAnträge und Wahl der Delegierten. treten und eventuell nach Bedarf der Innungsmitglieder Be- ursacht wurde. Von den fahrplanmäßigen Bügen mußten einige stellungen zu machen. Man glaubt, das Pfund Hammelfleisch ausfallen, die übrigen wurden zum Teil über die Ferngleife_ge mit 70 Pf. an die Konsumenten abgeben zu können. Die leitet. Die schadhafte Stelle an der Schiene wurde ausgebessert. städtische Fleischhalle zahlt füe dasselbe Fleisch 72 Pf. im wodurch der Schienenbruch herbeigeführt wurde, steht noch nicht fest. Einkauf und verkauft es mit 80 bezw. 85 Pf.
Verpflichtet zur Teilnahme sind außer den gewählten Delegierten die Mitglieder des Kreisvorstandes, die Reichs- und Landtagsabgeordneten des Kreises, der Beirat, ein Mitglied Straßenbahnunfall. Vor dem Hause Drontheimer Str. 21 geriet jeder Bezirksleitung und die Mitglieder des GemeindevertreterAusschusses. Als Gäste werden die Parteigenossen gegen VorFür diejenigen, die aus dem Schlußsaß der Notiz den gestern nachmittag der neunjährige Bruno Hirte beim Spielen in zeigung ihres Mitgliedsbuches zugelassen. richtigen Sinn zu lesen verstehen, ist der Grund des Vor einen in der Richtung nach dem Kreuzberg fahrenden Straßenbahnwagen der Linie 36. Der Knabe fiel unter den Vorderperron und Der Kreisvorstand. gehens der Wilmersdorfer Fleischerinnung ganz klar: wurde mit einem Arm unter den Schußrahmen geklemmt. Der Die Wilmersdorfer Schlächter beginnen jest systematisch Schüler erlitt Bluterguß im rechten Ellenbogen und Hautabschür Wannsee . Sonnabend, den 9. August, abends 8%, Ubr, im den Stampf gegen die dortige städtische Fleischhalle. Nachdem fungen an beiden Knien, am linken Arm und rechten Fußknöchel. Fürstenhof"( D. Ackermann): Wahlvereinsversammlung. Wichtige ihnen infolge der städtischen Teuerungsmaßnahme zugleich mit Der Berunglückte wurde nach der nahen elterlichen Wohnung gebracht Tagesordnung. ihrem Patriotismus auch alle Besinnung abhanden gekommen und erhielt dort von einem hinzugerufenen Arzt die erforderliche Schenkendorf bei Königswusterhausen . Am Sonnabend, den war, erlebt man Schildbürgerstreiche der furiofesten Art. Hilfe. 9. August, abends 8 Uhr, bei Otto Poetsch: Mitgliederversammlung Man feierte aus Rache den Geburtstag des Kaisers ohne Ein Zusammenstoß zweier Straßenbahnwagen, bei dem eine des Wahlvereins. Tagesordnung: u. a. Bericht von der Verbands- Staiserbüste.(!) Nur echte Patrioten werden die Ungeheuerlich- Frau erheblich verlegt wurde, ereignete sich gestern gegen 10 Uhr Generalversammlung Groß- Berlins , Wahl der Delegierten zur Streis feit dieser Maßnahme verstehen. Man nahm an dem vormittags in Lichtenberg . An der Ecke der Frankfurter Chaussee Generalversammlung, sowie Stellungnahme zum Parteitag, dazu Jubiläumsrummel nicht teil und der pampige Schlächter- und der Hubertusstraße entgleiste in der Kurve der Beiwagen eines gesteute Anträge, unser diesjähriges Sommerfest. meister, der im Schmollwinkel saß und dem Patriotismus den Zuges der Linie 69 und stieß gegen den aus entgegengesetter Rosenthal. Am Sonntag, den 10. August, veranstaltet der Wahl- Teil des Rückens zeigte, der aufhört dessen anständigen Richtung kommenden Motorwagen 183 der Linie 68. Der Anprall verein im Lokal von Gustav Milbrodt, Kronprinzenstraße 15, ein Namen zu führen, war ein recht lustiges Bild. Auf der andern war so heftig, daß an den beiden Bahnwagen die Berrons stark Sommerfest in Form eines Volksfestes. Außer Konzert finden Seite schimpfte man in allen Oktaven und Tonarten auf die beschädigt wurden. Eine auf dem Vorderperron des Beiwagens der Kinderbelustigungen aller Art statt, für Damen Verlosung, für Herren Preisschießen. zu Boden geschleudert und erlitt eine Beckenquetschung und starte Mitglieder des Arbeiter- Turnvereins veranstalten jämmerliche" Fleischhalle, machte nach allen Regeln der Linie 69 stehende Frau Zobel aus der Frankfurter Chauffee wurde turnerische Aufführungen. Um 9 Uhr: Kinder- Fadelzug bei benga- Kunst das verkaufte Fleisch schlecht, prophezeite Unterleibsblutung. Die Verunglückte erhielt auf der nächsten Unfall lischer Beleuchtung des Gartens. Jedes Kind erhält eine Stod- dem Magistrat ungeheure Defizits. Die„ Allgemeine Fleischer- station die erste ärztliche Hilfe und wurde auf ihren Wunsch nach laterne gratis. Um recht rege Beteiligung wird gebeten. zeitung" leistete darin das bestmöglichste, indem sie vom Ab- der Wohnung gebracht.
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dort
Mühlenbeck ( Bezirk Nieder- Schönhausen). Sonntag, den 10. August, decker und Polizeibeamten faselte, die völlig verdorbenes Vom eigenen Wagen überfahren und tödlich verfekt worden ist nachmittags 4 Uhr, im Lokale von A. Bärsch: Mitgliederversamm Fleisch beschlagnahmt hätten. Nun, die Fleischhalle gedieh gestern in Marzahn der Kutscher August Bayer. Als er einen hoch lung. Tagesordnung: 1. Was wollen die Sozialdemokraten." prächtig, hatte feine Defizits, dafür aber Ueberschüsse, so daß mit Getreide beladenen Wagen nach Hause fahren wollte, rutschte er Referent: Genosse J. Kiühs- Neukölln. 2. Bericht aus der Gemeinde- man es wagen konnte, den Verkauf auch den Sommer hin- von seinem Size auf der Ladung aus und stürzte topfüber herab. vertretung. 3. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Die Mit- durch aufrechtzuerhalten. Auf die Art ging's nicht, das fah Er fiel vor den Wagen, dessen Vorderräder über ihn hinweggingen. glieder der Orte Schönfließ, Schildow und Blankenfelde sind zu der Obermeister Haller, die treibende Kraft bei den Stänkereien, B. erlitt so schwere äußere und innere Verlegungen, daß er furz dieser Versammlung besonders eingeladen. ein. Wenn man die städtische Fleischhalle loswerden wollte, nach seiner Aufnahme in das Krankenhaus Friedrichshain verstarb. mußte man systematisch zu Werke gehen, und vor allem hieß Große Aufregung rief gestern ein Handtaschendiebstahl und die es schlau sein, damit niemand merkte, daß Verhaftung des Täters auf dem Hamburg - Lehrter Güterbahnhof die Geschichte gegen war. die Fleischhalle gerichtet hervor. Die Frau eines Bäckermeisters G. aus Wilmersdorf wollte Man wird nun das Pfund australisches Hammelfleisch mit im Borraum der Güterhinterlegungsstelle einen Schein ausfüllen, Wie das Publikum durch die„ vaterländischen" Aktionen 70 Pf. abgeben, während die städtische Fleischhalle mit 72 Pf. als sich ein junger Mann an sie heranmachte, der ein Gespräch mit gerupft wird. ein- und 80 Pf. verkauft. Die Absicht ist klar: Man will die ihr anknüpfte und sich erbot, ihr Auskunft zu geben. Die Frau Draußen im Grunewald. wo einst noch das Groß- Fleischhalle durch Unterbieten tot machen und dann den Ver- ging auf sein freundliches Entgegenkommen ein und wollte, Berliner Publikum sich im stillen Walde von der Unruhe der kauf wieder einstellen. Doch die Sache ist zu ungeschickt ein- nachdem sie den Schein ausgefüllt hatte, diefen auf Geheiß Großstadt erholen fonnte; ist bekanntlich mitten in der Renn- gefädelt, als daß die Absicht in diesem Umfange erreicht ihres Beraters einem Beamten zeigen, bevor sie damit zur Kaffe bahn des Unionklubs das mit großem vatärländisch werden könnte. Ebensowenig wie man die Fleischhalle ver- ging. Während sie zu dem nur wenige Schritte entfernt stehenden ber- Beamten ging, ließ sie ihre Handtasche, die 532 M. enthielt, auf byzantinischem Pomp eingeweihte Stadion entstanden. Eigent nichten konnte, indem man ihr alle guten Teile des russischen dem Schreibtisch liegen. Damit hatte der junge Mann gerechnet. lich ist es ein Stulturwert, jenes riesige Amphitheater, das Fleisches wegkaufen wollte, ebensowenig wird es auf Er nahm die Tasche an sich und flüchtete damit auf die Straße. 50 000 Personen Raum bietet und angeblich wenn wir den diesem Wege gelingen. Die Fleischer irren wissentlich, wenn Die Frau nahm den Diebstahl jedoch noch rechtzeitig wahr, schlug Worten des früheren Agrarierministers Podbielski glauben sie vorgeben, billiger einkaufen zu können als die Fleischhalle. Lärm und jetzt machten sich mehrere Leute an die Verfolgung des fönnten dem ganzen Volfe dienen sollte. Aber in Wirk- Sie verkaufen höchstens, wenn sie wesentlich billiger verkaufen Handtaschendiebes. Diesen gelang es auch bald, den Flüchtenden zu lichkeit ist es ein mit dem größten Raffinement ausgeflügeltes als die Fleischhalle, unter dem Einkaufspreis, d. h. mit Verlust. stellen. Die Handtasche mit dem Gelde wurde ihm abgenommen H. Werkzeug der Reaktion. Wer nämlich hier seinen Das aber können sie nur tun in der Absicht, die Fleischhalle und er der Polizei übergeben. Diese stellte fest, daß es sich um Körper stählen will, muß politisch stubenrein" sein. Alles, durch Unterbieten ruinieren zu wollen. Glüdlicherweise ver- einen 23 Jahre alten Bureauvorsteher Sch. aus der Invalidenstraße was irgendwie nur nach Sozialdemokratie riecht, be- kauft die Fleischhalle ja nicht nur australische Hammel, sondern handelt. Der Verhaftete gab an, daß er die Tat aus bitterer Not kommt die Tür vor der Nase zugeworfen. Hat doch Bod- auch ausländisches( dänisches) Rind-, Schweine- und Kalbfleisch. begangen habe. Er habe schon seit längerer Zeit feine Stellung mehr und sei völlig mittellos. bielsti selbst betont, daß hier eine Stätte geschaffen sei, wo So tann man also auch diesem Konkurrenzkrieg der Fleischer die ganze deutsche vaterländische Jugend, treu zu ruhig entgegensehen, wenn die Gefahr rechtzeitig erkannt wird und Maßnahmen zur Abwehr getroffen werden. Diese Aktion, Aber gleich hinter dieser Phrase heißt es:" Non olet" die übrigens ihre finanzielle Unterstützung in GroßschlächterGeld riecht nicht. Für die 50 000 Eintrittskarten werden freisen haben soll, zeichnet deutlich die Stellung dieser Streife Preise erhoben, die die Masse einfach nicht bestreiten kann. in der Teuerungsfrage, mit der man gern glänzende Geschäfte Daher kommt es, daß das Stadion fast stets einen leeren machen möchte. Eindruck macht. Außerdem scheint die Arbeiterschaft aber auch
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Kaiser und Reich, ihren dealen leben könnte.
einzusehen, daß sie wirklich zu schade dazu ist, hier lediglich Schweres Bootsunglück auf dem Schwielowsee . als Hurrapublikum sich einzufinden. Das vaterländische" Der Schwielowsee , der während der Sommerferien das Ziel Bublifum ist also meist hübsch unter sich. Und das ist gut so. vieler Berliner ist, war gestern der Schauplatz eines tragischen Un
69 Jahre alten Arbiters Otto Br. aus der Alexandrinenstraße. Der
Aus dem Urbanhafen gelandet wurde gestern die Leiche des alte Mann war schon seit Jahren leidend und konnte deshalb auch teine Arbeit finden. Sein Zustand trieb ihn zur Verzweiflung. Vor acht Tagen entfernte er sich von seiner Wirtin, bei der er in Schlafstelle wohnte, und kehrte nicht wieder zurück. Er hatte seine Aeußerung, daß er seinem Leben freiwillig ein Ende machen werde, wahrgemacht, indem er ins Wasser gegangen war.
Feuer in einer Parfümeriefabrif. Gestern nacht wurde die Feuerwehr nach der Schönhauser Allee 6/7 gerufen, wo in der Parfümeriefabrit von Hans Schwarzkopf, G. m. b. H., Feuer ausgebrochen war.