Juli der Jahre 1909, 1912 und 1913(aus Nr. 37 der„StatistischenKorrespondenz") zusammen zu stellen, um ihr Leugnen der Fleisch-teuerung selbst Lügen zu strafen.„Liebknecht als Erzieher."Unter dieser Ueberschrist hat die„Tägliche Rundschau" eineRäubergeschichte erzählt, die den Genosten Karl Liebknecht, der inOberwiesenthal seine Ferien verlebt, zum Gegenstand hat. GenosseLiebknecht soll da einen seiner Knaben auf offenem Felde mißhandelt,mit der Faust ins Genick gepackt, zu Boden geworfen und mit denFäusten traktiert und den Kopf des Knaben zur Erde gestoßenhaben. Ein böhmischer Bauer sei dazu gekommen und habe Lieb-knecht, entrüstet über den Vorgang, ein paar kräftige Ohrfeigen ge-geben. Die begeisterte Anhängerin der Prügelstrafe, die„DeutscheTageszeitung", druckt mit Behagen dieses Geschwafel ab, natürlichnicht in der Absicht, Liebknecht als einen der ihren zu reklamieren,sondern um der durchsichtigen Verleumdung weitere Verbreitung zugeben. Genosse Karl Liebknecht hat der„Deutschen Tageszeitung"nun die folgende Berichtigung geschickt:Oberwiesenthal, 19. August 1913.An die Redaktion der„Deutschen Tageszeitung",Berlin.Unter Berufung auf das Preßgesetz ersuche ich Sie um Auf-nähme folgender Berichtigung in Ihrer nächsten Nummer:In Ihrer Nr. 398 geben Sie eine Notiz aus einer mir bishernicht erreichbaren Nummer der„Täglichen Rundschau" unter derStichmarke„Liebknecht als Erzieher' wieder. Diese Notiz enthältdurchweg Unrichtigkeiten.Unwahr ist insbesondere, daß ich meinen Sohn irgendwiemißhandelt hätte. Unwahr ist. daß mich ein böhmischer odersonstiger Bauer von meinem Sohn weggerissen hätte. Unwahr istschließlich, daß dieser mißhandlungsfeindliche Bauer oder sonstjemand mich mißhandelt hätte. Tatsache ist, daß ich meine Knabenaus einem bestimmten Anlaß, ausnahmsweise, auf einer Wiese,durch einige Schläge mit der flachen Hand auf den nach alterTradition für solche Zwecke geeigneten Körperteil gezüchtigt, unddaß ich ihnen außer diesen Schlägen keinerlei Züchtigung der-abfolgt habe.Tatsache ist, daß diese Schläge nicht die geringste auch nuroberflächliche oder vorübergehende Spur hinterlassen und auchkeine nennenswerten Schmerzen verursacht haben. Tatsache ist, daßich nach Erledigung der„Züchtigung" von zwei auf einem weitentfernten Felde gewesenen Leuten beschimpft wordenbin. Tatsache ist, daß zwischen den Fenstern desDresdener Heims und dem Orte des Vorganges,von einer Anzahl Bäumen abgesehen, ein großes, massives,also für gewöhnliche Sterbliche undurchsichtiges Scheunengebäudesteht, so daß jede Beobachtung aus diesen Fenstern unmöglich ist.Tatsache ist, daß ich angesichts der gegen mich gerichteten Be-schimpfungen, um für die Zukunft jeder meinen politischenFeinden erwünschten Unklarheit vorzubeugen, meinerseits von demVorgefallenen der Gendarmerie Anzeige erstattet und ihr allesMaterial unterbreitet habe. Tatsache ist schließlich, daß ich auf Jnter-vention dritter Personen zunächst Rücksicht geübt und die an der unlieb-famen Szene und den daran geknüpften Ausstreuungen Schuldigen mitder Anzeige verschont hatte, daß ich aber nunmehr jede Schonungbeiseite setzen muß und die erforderlichen Schritte zur Verfolgungder Schuldigen unternommen habe.ErgebenstDr. Karl Liebknecht.Die„Deutsche Tageszeitung" hat bis Montagabend diese Be-richttgung nicht abgedruckt.Oeltoreicb.Die Diktatur in Böhmen.Prag, 11. August. Wie die Blätter melden, sind von derPrager Statthalterei an die Bezirkshauptmannschasten imZusammenhang mit der Einsetzung der kaiserlichen Verwaltungs-kommission drei Erlasse herausgegeben worden, durch diestrengste Preßzensur, scharfe Handhabung desVereins- und Versammlungsgesetzes und rück-sichtsloses Vorgehen gegen unerlaubteStraßendemonstrationen, gegebenenfalls Waffen-g e w a l t, vorgeschrieben wird. Auf die Tätigkeit von Agi-tatoren soll ein besonderes Augenmerk gerichtet werden. DieseErlasse sind in der vergangenen Woche nochmals in Erinnerunggebracht worden.franhmcb.Neue französische Marinepläne.Der„Matin" erklärt, das Marincministerium werde nachZusammentritt der Kammer die nötigen Kredite fordern, umim Jahre 1916 mit dem Bau eines fünften Drcad-noughts mit 25 000 Tonnen Inhalt und 12 Ka-nonen von 360 Millimeter Durchmesser, welche in drei Türmenuntergebracht werden sollen, beginnen zu können. Anfangs1916 würde also Frankreich 10 Dreadnougths im Bau haben.Ebenso soll der Bau von Aufklärungsschiffen, welcher für 1919vorgesehen war, bereits im nächsten Jahre beginnen. DieseAufklärungsschiffe sind von einem ganz neuen Typ, habeneinen Inhalt von 6500 Tonnen, eine Länge von 163 Meterund eine Geschwindigkeit von 28 Knoten. Für die Marine-aeronautik will der Minister 13 696 WO Fr. fordern. DerMinister will zwei Flugzentren errichten, das eine in Bizert,das andere an der Küste der Azoren. Diese Zentren sollenmit allem Material für die Acroplane und außerdem für dreiLenkballons starren Systems ausgerüstet werden. Endlich sollein weiterer Kredit von 65 300 000 F r. verlangtwerden, welcher auf die Jahre 1913 bis 1920 verteilt undfür die Ausrüstung des Arsenales in Loricnt verwendetwerden soll.Nach den Riesenanstrengungen Deutschlands auf dem Ge-biete des Flotten- und Luftflottenwesens will sich also auchFrankreich nicht allzu sehr in den Hintergrund drängen lassen.Natürlich wird das nun wieder ein Vorlvand für deutscheNeuforderungen sein._Das Ergebnis der Generalratswahlen.Paris, 11. August. Mit dem gestrigen zweiten Wahlgange sinddie Generalratswahlen nunmehr vollständig beendet. Nach einervon dem Ministerium des Innern veröffentlichten Zusammen-stellung verlieren die Konservativen und Nationalisten 52, die gemäßigten Republikaner(Progressisten) 25 Mandate; die Linksrepublikaner g e w i n n en 12, die Radikalen und Sozialistisch-Radikalen 49, die sozialistischen Republikaner 3 und die g e e i n i g-ten Sozialisten 13 Asandate.ßclgtcn.Ei« Wahlrcchtsfonds.Aus Brüssel wird uns berichtet:Das nationale Wahlrechtskomitce der Arbeiterpartei, dassich diese Woche versammelte, hat die Vorbereitung einerMassenpetition für das allgemeine Wahlrecht beschlossen. �Für die materielle Fundierung des Wahlrechtskampfes wirdein eigener Wahlrechtsfonds geschaffen; die Ab-geordneten, die Parteiangestellten und die Angestellten derGenossenschaften sind verpflichtet, einen bestimmten Teil ihresVerdienstes oder Einkommens diesem Fonds zuzuführen.Belohnte Verräter.Man schreibt uns aus Brüssel: Die Tausende, die währenddes Generalstreiks gekämpft, ihre Existenz aufs Spiel gesetzt, ihrenLebensunterhalt auf das allernotwendigste beschränkt, kurz durch ihrenprächtigen Mut der schlaffen und ideallosen Welt der Geschäfts-Politiker ein Beispiel, von Heroismus gaben, haben sich mit dem ein-fachen Bewußtsein genügt, ihre Pflicht im Kampf für ihr Bürger-recht erfüllt zu haben. Ein anderes ists mit jenen, die eine andereSorte von Mut aufbrachten und an die Arbeit gingen, während ihreBrüder kämpften. Sie bedürfen der Belohnung: der Verrat brauchtklingende Anerkennung in dieser Welt. Und er erhält sie auch. EinLütticher Unternehmer hat 3990 Frank ausgesetzt, um jeneArbeiter zu belohnen, die während des General-streiks gearbeitet haben. Man kann ruhig sagen: diesePrämiierten verdienen ihre Belohnung.Rußland.Sieg der Sozialdemokratie in Finnland.H e l s i n g f o r s, 11. August.(Privattelegrammdes„Vorwärt§".)Das Ergebnis der Landtagswahlen übertrifft unsere Er-Wartungen. Unsere Partei hat fünf Mandate ge-Wonnen, eins verloren unb besitzt nun mit ihren 90 Man-baten 15 Prozent aller Sitze im Landtage. Die für dieSozialdemokratie abgegebene Stimmenzahl ist von 41,1 Proz.im Jahre 1911 auf 42,9 Proz. gestiegen. Seit Einführungdes neuen Wahlgesetzes vom Jahre 1906 hat die sozialdemo-kratische Mandatszahl bei den fast jährlich stattfindenden Neu-wählen ununterbrochen zugenommen. Niemals aber war dieSteigerung so stark wie bei den diesjährigen Wahlen— einBeweis für die Radikalisierung der Volksmassen und die festeStellung der finnischen Sozialdemokratie. Der Gewinn unsererPartei geht hauptsächlich auf Kosten der konservativen Alt-sinnen, deren Mandatszahl von 43 auf 38 gesunken ist. Diebürgerlichen Mittelparteicn, Schweden und Jungfinnen, habennur eine geringe Verschiebung untereinander aufzuweisen.Dagegen ist der radikale Kleinbauernbund von 16 auf 18 Man-date gestiegen, während der Vertreter der Christlichen Arbeiteraus dem Landtag herausgewählt worden ist.CKina.Neue Kämpfe.Hankau, lt. August. Zwischen Jotschou und Hunan hat eineSchlacht zwischen Regierungstruppen und Aufftändischen begonnen.Schanghai, 11. August.(Meldung des Reuterschen Bureaus.)Die Regierung beförderte am Sonnabend 2599 Mann und ein an-dercs starkes Kontingent flußabwärts. Sie wurden nördlich vonden Fremdenniederlassungen gelandet. Eine Abteilung von 1999Mann trieb die Rebellen auf die Forts von Wusung zurück.Die Rebellen in den Forts von Wusung dehnen ihre Verteidigungs-werke aus. Die Regierungstruppen rücken von vier Seiten, über-all unter dem Schutze der Flotte, vor. Kriegsdschunken bei Wusungversuchten, zur Regierungspartei überzugehen, doch entkam nur einSchiff, die übrigen wurden von den Rebellen verbrannt. In denForts von Wusung soll Mangel an Munition herrschen. Es heißtzwar, Munitwn sei in größerem Ilmfange- in die Forts ge-schmuggelt worden, doch soll sie für die Geschütze nicht brauchbarsein. Tschungking hat seine Unabhängigkeit erklärt, doch glaubtman, daß Szetschuan im großen und ganzen loyal ist.Futfcha«, 11. August. Die Provinz Fukien hat ihre Unab-hänPigkeitSerklärung vom 29. Juli widerrufen.So2iaies.Endlich hört die Prämienjustiz auf.Endlich scheint sich bei den Gerichten die Erkenntnis Bahn ge-brachen zu haben, daß die exorbitant niedrigen Strafen gegenKassenbeitragshinterzieher geradezu Prämien für Kastenbetrüger sind-Kr a nk e n k a ss e n b e i t r ä g e inHöhe von 222 Markhatte eine Zeit lang die Firma Lindenblatt u. Co. inTempelhof ihren Arbeitern abgezogen, aber nicht abgeliefert, sondernin ihrem Nutzen verwendet. Alle Mahnungen der Ortskrankenkassein Tempelhof blieben erfolglos und deshalb wurde gegen den In-haber der Firma, Architekten Kulle, gerichtlich vorgegangen.Die Strafkammer iies Landgerichts H verurteilte jetztK. zu drei Monaten Gefängnis und 159 MarkG e l dfft r a f e._Die Selbstherrlichkeit des Direktoriums der Angestelltenversicherung.Das Direktorium der Reichsversicherungsanstalt für Angestelliehat den Vertrauensmännern der Angestelltenversicherung den Wunschausgedrückt, die Vertrauensmänner mögen zu Ortsausschüssenzusammentreten, damit der Verkehr zwischen Direktorium und denVertrauensmännern der einzelnen Bezirke nur mit einer Stelle zuerfolgen brauche. ES ist ohne weiteres zuzugeben, daß diese Ein-richlung den schwerfälligen Vertrauensmannerapparat für diePraxis der Angestelltenversicherung dienstbar machen kann. Daaber diese Ortsausschüsse im Gesetz nicht vorgesehen sind, kann essich immer nur um eine freiwillige Vereinbarung der Vertrauens-männer untereinander handeln. Das Direktorium hat auch, um dieBildung der Ortsausschüsse zu erleichtern, den Entwurf einerGeschäftsordnung für die Ortsausschüsse hergestellt, verlangt nunaber, daß sich die OrtsauSschüste sklavisch an den Wortlaut diesesEntwurfes halten. Diese bureaukratischc Bevormundung ist um sounerträglicher, als alle Versuche der Angestelltenvertreter, durch Ab-änderungen der Geschäftsordnung die Ortsausschüsse arbeitsfähig zugestalten, von dem Direktorium rundweg abgelehnt werden. In derletzten Sitzung des Verwaltungsrates der Angestelltenversicherunghat das Direktorium erklärt, daß den Wünschen derVertrauensmänner auf Aenderung der Geschäftsordnung einst-weilen nicht entsprochen werden kann. Das Direktoriumwerde diese Wünsche nach einiger Zeit prüfen und,sofern sie aus Grund der Erfahrungen berechtigt erscheinen, einerAenderung der Geschäftsordnung nähertreten. Diesem Überbureau-krattschen Standpunkt stimmte der VerwaltungSrat zu. Diese Zu-stimmung ist vielleicht daS peinlichste an der ganzen Angelegenheit.In den Verwaltungsrat sind Aiigestclltenvertrclsr gewählt worden,damit sie die Interessen der Angestellten gegenüber der Bureaukratievertreten sollen, statt dessen stimmen diese Angestelltenvertreter derBrüskierung ihrer unmittelbaren Wähler, der Vertrauensmänner, zu.Man kann sich diesen Luxus ja auch gestatten, da durch die seltsameWahlkreisgeometrie die Vertreter der Freien Vereinigung trotz ihrergroßen Stimmenzahl ausgeschaltet sind.Da« Verhalten des Verwaltungsrates und des Direktorium«'ordert den schärfsten Widerspruch heraus. Die Vertrauensmänner.deren Zusammenarbeit doch freiwillig ist, werden bevormundet wieunmündige Kinder. Wo bleibt da die Selbstverwaltung, die denAngestellren versprochen worden ist? Entweder werden die Befugnisseder OrtsauSschüste im Gesetz festgelegt, oder die Vertrauensmännergeben sich eine Geschäftsordnung, wie sie ihren Anschauungen entspricht.Die Verwaltungswillkür des Direktoriums aber ist unerträglich undmuh schleunigst beseitigt»verde«.Eine glückliche Gemeinde.Das bayerische Städtchen Klingenberg a. Main in Unter-franken bietet seinen Bürgern seltene Annehmlichkeiten. Der etwa2999 Einwohner zählende Ort hat außer einer größeren Gemeinde-Waldung und anderen Grundstücken ein Tonwerk in gemeindlichemBetrieb. Der Ertrag dieses Tonwerkes stellte sich im abgelaufenenRechnungsjahr auf 659 999 M., hiervon waren 69 Proz. reinerGewinn. Das Städtchen ist mit allen kommunalen Annehmlich-leiten ausgestattet, trotzdem brauchen die Klingenberger Bürgerkeinerlei gemeindliche Abgaben zu leisten. Alle Gemeindebedürf-nisse und gemeindlichen Ausgaben werden durch die Einnahmendes Tonwerkes gedeckt. Obwohl man bereits einen Reservefondsvon 2 Millionen Mark angesammelt hat, kann jedem Bürger ei«Betrag von 499 M. in bar auS der Stadtkasse ausbezahlt werden.Natürlich haben die glücklichen Klingenberger dafür gesorgt, daßes nicht so leicht ist, dort Bürger, d. h. nutzungsberechtigter Bürgerzu werden. Eingesessene werden erst dann nutzungsberechtigteBürger, wenn sie 25 Jahre alt sind und 299 M. zahlen. AuS-wältige, d. h. Zugezogene, müssen, wenn sie nutzungsberechtigteBürger werden wollen, 1699 M. berappen. Solche Fremdlinge habenindessen dann einen Vorteil, wenn sie sich eine Klingenbergerin zurFrau erküren. In diesem Falle können sie schon für 1399 M.glücklicher Bürger von Klingenberg werden.Bauunternehmer.Bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit versichernunsere Unternehmer, daß sie gerne und freudig die Lasten dersozialen Gesetzgebung tragen würden, was leider von den Ver-sicherten gar so wenig erkannt würde.' Ein Blick rn die Be-richte der Berufsgenossenschaften zeigt uns aber, welche-Freudedie Herren am Zahlen haben. Der Bericht der Rhemisch-West-fälischen Baugewerks-Berufsgenossenschaft klagt z. B. sehr beweg-lich, daß wieder 72 138,51 M. oder 2,1 Prozent der Gesamtbeitrage„nicht einziehbar" gewesen sei. Trotz aller Mühe der Organehaben sich die Unternehmer als unpfandbar erklart, den Offen-barungseid geleistet und sicher auch zahlreiche Arbeiter um ihrensauer verdienten Lohn geprellt. Es wird deshalb an alle Arbeit-geber öffentlich die Bitte gerichtet, doch ja bekannt zu geben,„woein fauler Zahler eine Arbeit übernimmt", damit die Pfändungdes Guthabens erfolgen könne. Große Hoffnungen habe man auchauf die neuen Bestimmungen des§ 772 usw. der R.V.O. gesetzt,wonach eine Sicherung der Beiträge erfolgen könne. Das Reichs-versicherungsamt habe aber am 17. Junt 1913 erklärt, daß dieLandeszentralbehörden sich dahin ausgesprochen haben, den Berufs-genosscnschaften zu überlassen, sich in geeigneten Fallen an diezuständige Behörde zu wenden. Die Einführung der Slcherungs-Pflicht empfehle sich nur für Großstädte mit mehr als 199 999Einwohner, in denen erfahrungsgemäß die Bauspekulation ihrenHauptsitz habe usw. Die Berufsgenostenschaft ist aber der Ansicht,daß gerade in„den in der Entwicklung begriffenen mittlerenStädten sich die Bau- und Bodenspekulation recht aufdringlichbemerkbar macht", und daß gerade diese Orte solche Sicherheitendringend nötig machten. An zahlreichen Beispielen wird diesdann auch gezeigt, welche Schiebungen im Baugewerbe auch inmittleren Orten schon vorkommen, wie viele Strohmänner vomKapital vorgeschoben worden sind usw. Einzelne Beispiele zeigenaber deutlich, daß die Berufsgenossenschaften eigentlich doch mehrgegen solche Fälle geschützt sind, als z. B. die Krankenkassen.Sie können sehr oft die Vcrsicherungspflicht eines solchen„Be-triebes" bestreiten und alle vorgenommenen Arbeiten als Regie-arbeiten erklären und dann einfach den kapitalkräftigen Bauherrnfasten. Das kann aber eine Krankenkasse nicht, denn das Kranken-Versicherungsgesetz kennt keine Regiearbeiten, und sind solche„Unternehmer" immer anmeldepflichtig. Der Bericht bringt auchZahlen auS Berlin, in welchen die Behörden seit einiger Zeit Er-Hebungen angestellt haben und bemerkt: Es stellte sich leiderheraus, daß die Zahl der Schädlinge im Baugewerbe sich rÄchhöher stellte, als man früher angenommen hatte. Nicht wenigerals 997 unzuverlässige Firmen und Unternehmer sind jetzt amt-lich ermittelt. Diese Zahl schließt 49 Firmen em, denen dipAusübung des Gewerbebetriebes als Bauunternehmer und Bau-leiter durch rechtskräftiges Urteil des Verwaltungsgerichts unter-sagt wurde.„Weitere 37 Firmen würden weiter streng über-wacht usw." Dann sind nicht weniger als 439 Firmen vorhanden,deren Geschäftsbetriebe in moralischer, wirtschaftlicher und bautech-nischer Hinsicht zu Bedenken Veranlassung gaben und schließlichgibt es 391 Unternehmer, die sich ebenfalls in moralischer, Wirt-schaftlicher usw. Hinsicht als unzuverlässig zeigten und die gegen-wärtig das Gewerbe als Bauunternehmer nicht ausüben dürfen."Eine nette Gesellschaft. Das hindert aber den Vorstand derBerufsgenossenschaft nicht, recht hurrapatriotisch zum Schlüsse auf25 jährige Regicrungszeit Wilhelms II. hinzuweisen und-„alleDeutsche im Jnlande«auch die Bauschwindler?) und im Auslandehaben freudigen Herzens teilgenommen an dem Jubiläum". Washat dies mit einem Genossenschaftsbericht zu tun? Doch der Vor-sitzende ist ein„Politiker" ersten Ranges, denn er schreibt weiter,daß sich die Berufsgenossenschaft auch die Frage vorgelegt habe:„Wie wird es in Kricgszeiten?" Große Sorgen entstehen dann,weil sich die Arbeit verringert, damit die Arbeiterzahl und dieUmlagen, während die Lasten weiter steigen würden. Sehr richtig,wenn der gute Mann weiter anführt, daß„dieser knappe Hin-weis", wenn er auch gar nicht in einen Berufsgenossenschafts»bericht hineingehört— genügen möge,„um in den berufsgenoffen-schaftlichen Kreisen die Segnungen des Friedens zu erfassen".Dann aber schreit der brave Bauunternehmer aus Elberfeld Plötz-lich hell auf:„und uns zu freuen, daß Regierung und Boll ein-miitig(!) die Stärkung der Wehrkraft als sicherstes Mittel zur Er-Haltung des Friedens erkannt und für ihre Durchführung gesorgthaben". Sicher hat der gute Herr diesen Erguß in einer Krieger-Vereinszeitung gelesen und glaubte, daß er auch in einem un-parteiischen Bericht einer Genossenschaft, zu welcher doch bekannt-lich auch sozialdemokratische Bauunternehmer ihre Beiträge zuzahlen haben, unbedingt hineingehört.Hetzte Naebriebten.Rumänien demobilisiert ebenfalls.Bukarest, 11. August.(W. T. B.) Der König hat den Befehlzur Demobilisierung unterzeichnet, welche am 13. August beginnenwird.'".Die türkische Antwort de« Mächten übermittelt.Konstantinopel, 11. August.(W. T. B.) Der Großwesir hatden Botschaftern mündlich die Antwort der Pforte mitgeteilt.Kriegstreiber in Ainerika.Washington, 11. August.(W. T. B.) Präsident Wilson deutetean, er sei geneigt, zu glauben, es bestehe eine, wenn auch nicht aus-gedehnte Organisation, die den Wunsch habe, den Krieg mit Mexikoherbeizuführen. Besuchern erklärte er, Lind sei haupffächlich dahininstruiert worden, die amerikanische Regierung über die Zustände inMexiko und die Möglichkeiten für Dienste Amerika« im Interessedes Friedens zu unterrichten.Brandkatastrophc in einem Kinematographentheater.Madrid, 11. August.(W. T. B.) Die Blätter melden ausValencia: In Gandia brach in einem überfüllten Kinematographen-theater Feuer aus. Es entstand eine Panik. 49 Personen wurdenverletzt, davon 14 lebensgefährlich; zahlreiche Besucher erlittenOuetschungen.