V!e Balfeatifragc. Adrianopel . Wie«, 22. August. Die„Neue Freie Presse" meldet aus Petersburg : Die Adrianopelfrage steht, nachdem die Pforte infolge des energischen Schrittes Rußlands den Be- fehl erteilt hat. das rechte Maritzufer zu räumen, auf dem alten Punkt. Frankreich ist gegen einen finanziellen Boykott der Türkei . Wie man hier versichert, will Rußland kein Sondermandat zu einem militärischen Vorgehen gegen die Türkei annehmen; konservative Kreise hätten sich dagegen ausgesprochen. Die Kriegskosten Griechenlands . Athen , 22. August. Nack verläßlichen Berechnungen belaufen sich die Ausgaben Griechenlands für die beiden letzten Kriege auf wenigstens 41k) Millionen Drachmen. Vom 80. September 1S1L, dem Tage der griechischen Mobilmachung bis Mitte April 1313 betrugen die Ausgaben gegen die Türkei 275 Millionen. Zu diesen 275 Millionen treten ferner 20 Millionen als Ausgabe der Flotte und 75 Millionen zur Unterhaltung der Armee von Mitte April bis zum Juni. Dazu kommen noch andere Ausgaben in Höhe von 43 Millionen Drachmen, so daß die Gesamtsumme 410 Millionen Drachmen erreicht. Die großen Schäden, welche die grichische Bevölkerung durch den Krieg erlitten hat, sind noch nicht ab- geschätzt. Ei» Dementi. Petersiurg, 22. August. Zu der Meldung des Konstantinopeler Korrespondenten des Dmlh Telegraph, ein russischer Beamter habe seiner Regierung einen Bericht über die Greuel der Bulgaren während der Besetzung Adrianopels unterbreitet, erfährt die Petersburger Telegraphenagentur von zuständiger Seite, daß dem Ministerium des Äeußern ein derartiger Bericht von keinem ihm unterstellten Beamten zugegangen ist. Bnlgarisch-türkische Verhandlunge«. Konstautinopel, 22. August. In informierten politischen Kreisen verlautet, daß zwischen der Türkei und B u l g a- r i e n auf Regelung der Adrianoplerfrage bezügliche vertrauliche Vorbesprechungen stattfinden. Oeftcrrdcb. Die Heimkehr der Reservisten. Wien , 21. August.(Eig. Ber.) Unter großem hurrapatriotischen Mumpitz sind ein paar hundert Wiener Reservisten, die bis zu zehn Monaten in den Karstwüsten Bosniens Exerzierübungen gemacht haben, zurückgebracht und entlasten worden. Ein Erzherzog— wenn auch ein ganz junger—, ein paar Generale und der Bürgermeister waren auf dem Südbahnhof, und die Gaffer auf den Straßen schrien Hoch und Hurra. Aber die„Arbeiter-Zeitung * wird nicht unrecht haben, wenn sie ihren BegrüßungSartikel schließt: .Nun kehren sie endlich, endlich heim, die Langersehnten. Mögen die anderen, die sich, als sie litten, um ihr Leid nicht kümmern wollten, sie mit leeren Worten grüßen, die Arbeiterklasse, die die Brüder und Söhne in Uniform nie vergessen, die mit ihnen gelitten und für sie gestritten hat, grüßt sie aus vollem Herzen. Sie kehren zurück aus dem Heere, in das daS Zwangs- gebot der Staatsgewalt sie gereiht, um sich freiwillig einzureihen in daS Heer, das kein Zwang, das freie Willensgemeinschaft zu- sammenschließt. Sie kehren zurück aus dem Heer, dem sie mit nutzlosen Exerzieren gedient, um einzutreten in das Heer, daS täglich seine Schlachten für das Recht der Arbeit schlägt. Die Reservisten des Heeres des KlassenstaateS grüßen wir als wieder» gewonnene aktive Soldaten im Heere der Arbeiter» Hasse!*__ Ungarische Wahlkosten. Ueber die Wahlkorruption in Ungarn schreibt„Magyarorszag *: Die Steigerung des Stimmenpreises ist allgemein seit der Re- gierung T i S z a s. Heute ist der Preis einer Stimme 100 Kronen, aber eS gibt auch Stimmen, die 1000 und gar 2000 Kronen kosten. In jedem größeren Ort zeigt man sich Leute, die ihr rasches Ber- mögenswachstum diesem Wahlsystem verdanken. Bei dem allge- meinen Elend sind diese Beispiele sehr verlockend; eben diese Wähler find es, die im letzten Augenblick den Regierungssieg entscheiden. Und da die Opposition keine Buden für den Stimmenkauf auf- machen kann, bleibt sie oft in der Minderheit, trotzdem sie die Mehrheit der Wähler zu Anhängern hat. Die Wahlkorruption zieht die Korruption im ganzen Regierungssystem nach sich, und die Skandale häufen sich. Man braucht Geld und immer wieder Geld, um zu siegen, und man verschafft es sich: Man fetzt Ehren, Adelstitel, Orden zum Verkauf, und alles wird gekauft. Eine andere Einnahmequelle der Regierung besteht im Ankauf von Grundbesitz, Bauplätzen, der Vergebung von Lieferungen durch Mittelspersonen; die Zahlung erfolgt an Strohmänner und in 5— 6 fachet Höhe des Wertes. Graf Tisza ist sicher der kostbarste Ministerpräsident Europas . Seine erste Wahl in Arad , 1310, kostete 570 000 Kronen. Bei seiner Wiederwahl am 27. Juni stieg der Preis: sie kostete 710 000 Kronen. So kommt allein sein Ab- geordnetenmandat auf 1280 000 Kronen. Was seine Politik das Volk kostet, wird man erst später sehen. Bei dieser letzten Wahl wurden alle geheimen Summen an den Schaltern der Filiale der Oesterreichisch-Ungarischen Bank(Staatsbank) in Arad ausbezahlt. Ebenso schon bei der ersten Wahl Tiszas. Nun, man erinnert sich, daß vor jener Wahl Tisza für die Verpflichtung der Bank zur Bareinlösung ihrer Noten kämpfte, daß er aber nach der Wahl für die Aufrechterhaltung des Zwangskurses der Bank» noten eintrat. Italien . Die Kämpfe in Tripolis . Benghafi, 22. August. Die Truppen des Generals d'Alessandro rückten gestern von Guarcia nach Suluk vor. Der Marsch erfolgte in zwei Abteilungen, deren eine sich auf Gabre Abdalla und deren andere sich auf Elduesia zu bewegte. Gegen S Uhr 30 Minuten wurde die erste Abteilung bei Gabre Abdalla durch 500 A u f st ä n d i s ch e zu Pferde heftig angegriffen. Die Angreifer wurden in die F l u ch t geschlagen und erlitten bedeutende Verluste. Auf italienischer Seite wurden zwei weiße Soldaten verwundet, zwei AskariS getötet und vier verwundet. Heute nahmen die Truppen des Generals d'Alessandro den Marsch in der Richtung auf Suluk wieder auf. Eine starke Abteilung der Gebellen versuchte bei Giardina Widerstand zu leisten, wurde jedoch sehr schnell zerstreut und durch Kavallerie verfolgt. Die erste Abteilung rückte, nachdem noch verschiedene kleinere Gruppen des Feindes ge- schlagen worden waren, in Suluk ein und pflanzte dort die italienische Flagge auf. Die zweite Abteilung blieb bei Giardina zurück. Die Italiener hatten keine Verluste. ßolland. Ein Gewaltstreich. Die koloniale Regierung in Niederländisch-Jnbien hat einen Ge» waltstreich begangen, der seinesgleichen sucht. Sie hat den Redak- teur des am meisten gelesenen Oppositionsblattes in Indien , des .«andanger Expreß*, Herrn Douwes D e k k e r. einen Neffen des Mannte« Dichter» und geistigen Revolutionärs Multatuli , nach der entfernten und einsam gelegenen kleinen Insel Timor ber- bannt. Natürlich ist Dekker außerstande, von dort aus sein Tageblatt zu redigieren und die von ihm geleitete Be- wegung der unteren Schichten der indischen Bevölkerung weiter- zuführen. Herr Douwes Dekker ist der Sohn eines europäischen Vaters und einer javanischen Mutter und rechnet sich selbst zu den Indern, deren Ausbeutung durch das europäische Kapital er mit scharfen Worten geißelte. Er ist kein Sozialist, aber sieht doch in der sozialistischen Partei die einzige Kämpferin für die Hebung der kolonialen arbeitenden Bevölkerung und für die Erhebung der Kolonie zur Selbständigkeit. Als ein Zeichen des TiefftandeS eines Teils des holländischen Liberalismus ist die Tatsache zu verzeichnen, daß das große Amster- damer liberale Tageblatt„Handelsblaad* die Verbannung Dekkers lebhaft applaudiert. China . Die Revolutionäre gegen ein deutsches Kriegsschiff. Nanking, 21. August. Ein Führer der Aufständischen richtete an daS d e u t s ch e K o n s u I a t ein Schreiben, worin er behauptete, der vor Nanking liegende deutsche Kreuzer Emden habe die Stellung der Aufständischen auf dem Löwenhügel be» schössen. Er drohte mit Beschießung des Kreuzers Emden und deS KonsulatsgebäudeS durch die Aufständischen. Der Konsul richtete im Einvernehmen mit dem Kommandanten des Kreuzers an den Rebellenführer ein Schreiben, worin er feststellte, daß die Behauptung einer Beschießung deS Löwenhügels durch den Kreuzer Emden unwahr sei und gegen die von den Aufftändischen angedrohten Feindseligkeiten protestierte. Der Kreuzer Scharn- Horst ist mit dem Chef deS Kreuzergeschwaders an Bord nach Nan- king abgefahren.__ Hus der Partei. Danksagung. Der Tod unseres lieben Vaters und Großvaters August Bebel hat eine solche Fülle von Kundgebungen wärmster Teil- nähme an uns veranlaßt, daß es uns unmöglich ist, jedem einzelnen unseren Dank besonders auszusprechen. Wir danken daher hier aufs herzlichste allen denen, die mit uns empfunden und auf eine so ergreifende und unvergeßliche Weise ihre Liebe und Verehrung für den teueren Toten zum Ausdruck gebracht und unS ihre Teilnahme bewiesen haben. Zürich , 20. August 1318. Frieda Simon-Bebel. Werner Simon. Aus den Organisationen. Der Wahlverein für den Reichstagswahlkreis Z a u ch- Belzig-Jüterbog-Luckenwalde hielt am Sonntag in Luckenwalde seine diesjährige Generalversammlung ab. Ver- treten waren 22 Ortsvereine durch 40 Delegierte. Dem vom Vor- stand gegebenen schriftlichen und mündlichen Bericht ist zu ent- nehmen, daß der Kreiswahlverein am Schlüsse des verflossenen Ge- schäftsjahres 3064 Mitglioder zählt«, 59 weniger als bei Beginn deS Geschäftsjahres. Ter Verlust an männlichen Mitgliedern be- trug 75, während die Zahl der weiblichen Mitglieder um 10 ge- stiegen ist. Ein Bildungsausschuß besteht lediglich in Luckenwalde , Jugendausschüsse in Luckenwald« und Treuenbrietzen . 1141,15 M. Strafen und Prozeßkoften hatte die Partei in der Berichtszeit zu zahlen. Nicht befriedigend ist der Abonnentenstand der„Branden- burger Zeitung", er belief sich im März d. I. im Kreise auf 2815 gegen 3083 im März vorigen Jahres. Die Einnahmen des Kreis- verein? beliefen sich auf 6332,73 M., die Ausgaben auf 5083,97 M. Die Kosten der Reichstagswahl, die mit dem Siege unseres Kandi- daten, Genossen Ewald endete, beliefen sich auf rund 15 000 M. Nach eingehender Diskussion über Mittel urid Wege, die Or- ganisation zu stärken und den Abonnentenstand der Arbeiterpresse zu heben, wurde«instimmig eine Resolution angenommen, welche es den Parteigenossen im Kreise zur Pflicht macht, sich der Er- ziehung der heranwachsenden Arbeiterjugend anzunehmen, überall, wo es irgend angängig ist, Jugendausschüsse zu errichten oder doch wenigstens einen Vertrauensmann einzu- setzen, der sich speziell der Jugend zu widmen hat. Die Stellung- nähme der Reichstagsfraktion zu den Deckungsvorlagen und die Massenstreikfrage waren Gegenstand einer Diskussion. Die Genossen S a i l e r- Luckenwalde und Aysche-Berlin ver- teidigten die Haltung der Fraktion und erklärten den politischen Massenstreik nur als Verteidigungswaffe verwendbar, wenigstens noch auf absehbare Zeit hinaus. Genosse Gärtner erklärte sich mit der Zustimmung der Fraktion zu den Deckungsvorlagen nicht einverstanden und hielt den Massenstreik auch als Angriffswaffe verwendbar. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Eingeleitet wurde die Generalversammlung durch einen warm- empfundenen Nachruf, den der Vorsitzende, Genosse Jahn, dem ver- storbenen Genoffen Bebel widmete. Soziales. Arbeitsleistung in der Pause. Der Arbeiter Galina klagte gestern vor dem Gewerbegericht gegen den Buchdruckereibesitzer Büttner auf Auszahlung einer Woche Lohn in Höhe von 28 M. wegen kündigungsloser Ent- lassung. Der Klage lag solgender Sachverhalt zugrunde: Eines Morgens zur Frühstückspause, also nachdem die Arbeiter schon einen Teil ihres Tagewerks hinter sich hotten, kam der Chef zum Bureau und ging durch den Arbeitssaal, wo ihm plötzlich ein Stapel Druck auffiel, der schon seit Wochen dort lagerte und natürlich nicht mehr ganz sauber war. Er riet den Kläger , der begreiflicherweise wenig über diese Kürzung seiner Frühstückspause erfteut war, und sagte zu ihm, es sei eine Schweinerei, den Druck solange dort liegen zu lassen. Kläger möge ihn schleunigst wegschaffen. Die unhöfliche Anrede reizte den betagten Arbeiter, der zu seiner Rechtfertigung dem Chef erwiderte, er sei kein Tagedieb und habe alle Hände voll zu tun, wenn die Pause zu Ende sei, wolle er die verlangte Arbeit verrichten. Er mag dabei lauter gesprochen haben, als sonst und so entspann sich ein erregter Wortwechsel, der schließlich mit der sofortigen Ent- lassung des Klägers endete. Unnötigerweise ging der Kläger auf einen Vergleich ein und erhielt 14 M. Er hätte die volle Summe zugesprochen erhalten müssen, denn beleidigende Aeußerungen konnte keiner der vier aufgebotenen Zeugen bekunden und deshalb lag auch kein Grund zur sofortigen Entlassung vor. Bertrag mit einem abgesetzten Geschäftsführer. Der Geschäfts» führer einer G m. b. G. Halle eine Kontoristin engagiert, dies Engagement wurde aber, als die junge Dame antreten wollte, von der Gesellschaft nicht anerkannt mit der Begründung, F. sei nicht mehr Geschäftsführer und somit zur Anstellung der Klägerin nicht befugt gewesen.— Das Berliner Kaufmannsgericht verurteilte die Gesellschaft zur Zahlung des beantragten GeHalls; F. sei gerade am Tage vorher seines Postens als Geschäftsführer enthoben worden, aber die Eintragung ins Handelsregister war noch nicht erfolgt. Klägerin habe auch von der erfolgten Absetzung des F. als Geschäftsführer keine Kenntnis gehabt. Hus Industrie und Kandel . Steaua Romana. Die Steaua Romana A.-G. erhöht ihr Aktienkapital um 50 Millionen Lei, das heißt um 100 Proz. des jetzigen Kapitals. Sie wird also in Zukunft 100 Millionen Lei Aktienkapital haben und damit eine der größten Petroleumunter- nehmungen der Welt sein. Die Gesellschaft hat sich sehr schnell entwickelt. Sie wurde im Jahre 1895 mit einem Kapital von nur 2,4 Millionen Lei(1 Lei~ 1 Frank) gegründet. In Verhältnis- mäßig kurzer Zeit erreichte das Aktienkapital die Höhe von 30 Mil- lionen Lei. 1310 wurde dann die Heraufsetzung auf 50 Millionen Lei vorgenommen. Die jetzige Kapitalsverdoppelung bedeutet einen sehr weiten Schritt in der EntWickelung. Das Unternehmen gehört zum Petroleumkonzern der Deutschen Bank. Es ist einer der Hauptkonkurrenten der Standard Oil Company. Der Absatz der Steaua Romana hat sich in den letzten Jahren besonders da» durch gehoben, daß vielfach auf Schiffen und Bahnen statt der Kohlenfeuerung die Petroleumfeuerung eingeführt wird. Mit den meisten Marinen der Länder, bie zu Petroleumfeuerung auf ihren Kriegsschiffen übergegangen sind, hat die Gesellschaft langfristige Verträge geschlossen. Die Verbindung mit der Deutschen Bank kommt im Absatz des Unternehmens zum Beispiel dadurch zum Ausdruck, daß die Steaua Romana das Oel für die Lokomotiv - feuerung auf den anatolischen Bahnen liefert, die evenfalls zum Konzern der Deutschen Bank gehören. Die Kapitalserhöhung ist offenbar eine Folge de? Ausganges des Prozesses zwischen der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft(der Tochtergesell» schaft des amerikanischen Trusts) und der Deutschen Petra- leum A.-G., der Verkaufsgesellschaft für die Petroleumgesell- schaften der Deutschen Bank. Durch den Prozeß gewann die Deutsche Petroleum A.-G. ihre Freiheit gegenüber dem Trust wieder und damit die Möglichkeit, ihren Absatz in Deutschland zu er- weitern. Vielleicht drückt sich in der,Kapitalserhöhung auch noch die Erwartung aus, daß das Petroleum m o n o p o l zustande kommen wird, von dem die Deutsche Bank für ihre rumänischen Petroleumgesellschaften— die Steaua Romana gehört zu ihnen— eine wesentliche Mehrbeschäftigung erhofft. Die neue Kapitalstransaktion soll so vorgenommen werden, daß die Deutsche Petroleum A.-G. die vorläufig mit 25 Proz. ein- zuzahlenden Aktien übernimmt und dafür 15 Millionen Mark voll eingezahlte Aktien der Europäischen Petroleum-Union gibt. Auf diese Weise erhält die Steaua Romana eine enge Verbindung mit einer umfassenden Absatzorganisation. In der europäischen Pe- troleum-Union sind die Interessen der russischen, rumänischen und galizischen Produzenten zusammengefaßt. Letzte Nachrichten. Schon wieder eine Eifersuchtstragödie. Eine Eifersuchtstragödie, bei der zwei Menschen ihren Tod ge- fundrn und eine dritte Person schwer verletzt worden ist, hat sich gestern abend im Hause Möckcrnstraße 66, im Süden der Stadt, abgespielt. Hier wohnt« u. a. auch die 46 Jahre alte Portierfrau Elisabeth Gesch, die mit dem 56 Jahre alten Arbeiter Max Bock ein Liebesverhältnis unterhielt. Das gute Einvernehmen wurde aber gestört, als vor einiger Zeit der 50 Jahre alte Arbeiter Joseph Borg- selb zu Frau Gesch in Schlafstell« zog. Bock glaubte allen Grund zur Eifersucht zu haben, und heute abend, in ziemlich später Stunde, kam es zwischen den drei Personen zu einer erregten Aussprache. Plötzlich zog Bock einen mehrläufigen Revolver und schoß erst auf Borgfeld und dann auf Frau Gesch. Borgfeld brach sofort tot zusammen, während Frau Gesch durch einen Lungen- schuß schwer verletzt wurde. Dann legte Bock die Waffe auf sich selbst an und machte seinem Leben durch einen dritten Schuß ein Ende. Während man die beiden Leichen nach dem Schauhause transportierte, wurde die schwerverletzte Frau Gesch auf Veran- lassung des 31. Polizeireviers nach dem Urbankrankenhause trans- portiert. Was wird aus Adrianopel ? London , 22. August. (W. T. B.) Wie. das Reutersche Bureau erfährt, ist in London über die Annahme eines endgültigen Vor- schlages betrefsend Adrianopel durch die Großmächte nichts bekannt. Demnach wird da? in Wien verbreitete Gerücht, daß die Ueber- reichung einer Kollektivnote der Mächte in Konstantinopel nahe be- vorstehe, als den Tatsachen vorauseilend angesehen. Man ist der Ansicht, daß durch die von der Kaiserlich Ottomanischen Regierung gegebenen Zusicherungen die brennende Frage hinsichtlich deS Ge- bietS am rechten Ufer der Maritza ausgeschaltet ist. Inzwischen gehen die Verhandlungen über Adrianopel weiter, und man hofft, daß sie demnächst zu einem festumrissenen Vorschlage führen werden. Tedeagatsch von den Griechen geräumt. Konstantinopel , 22. August. (W. T. B.) Der„Tanin* erfährt, daß Stadt und Hafen von Tedeagatsch von den Griechen geräumt, jedoch von den Bulgaren noch nicht wieder besetzt worden sind. Der Aufruhr in Spanisch-Marokko. Madrid , 22. August. (B. H. ) Ein Telegramm aus Tewan meldet, daß Eingeborene erklärt haben, daS ganze Gebiet werde gegen die Spanier kämpfen und kein Marokkaner werde sich den Spaniern unterwerfen. Während der Nacht umkreisen marokkanische Spione das spanische Lager. In der letzten Nacht töteten sie einen spanischen Posten und verwundeten einen anderen schwer. Raisuli hat seine Harka in drei Teile geteilt. Mit dem einen Teil mar- schiert er auf Garb, mit dem anderen will er Ceuta und. Tetuan zurückerobern. Drei Arbeiter von einem Eisengerüst erschlage«. Breslau , 22. August. (W. T. B.) Die„Schlesische Zeitung* meldet aus Schoppinitz in Oberschlesien : Ein schweres Unglück er- eignete sich heute mittag beim Bau der Rösthalle 2 in der neuen Zinkhütte der Gewerkschaft von Giesches Erben. Dort stürzte die aus 46 Trägern bestehende Eisenkonstruktion zusammen und er- schlug drei beim Bau beschäftigte Arbeiter. Verfolgung und Tod russischer Flüchtlinge. Lublin , 22. August. (P. C.) Ein hiesiges Blatt meldet, daß die russische Grenzwache an der galizischen Grenze bei Cotim sechs russische Untertanen, welche ohne Pässe nach Gglizien flüchten wollten, verfolgten und mehrere Revolverschüsse auf sie abfeuerten. Drei von den Flüchtlingen wurden erschossen, die übrigendrei ertranken beim Passieren de? Grenzflusses. Krieg im Frieden. Polo, 22. August. (W. T. B.) Vizeadmiral Graf L a n j u s» der bei der Geschützexplosion am Donnerstag schwer verletzt wurde, ist heute abend seinen Verletzungen erlegen. Kein Dhnamitanschlag gegen das New Aorker RathauS. New Aork, 22. August. (W. T. B.) Zu dem gemeldeten Dyna- mitfund wird berichtet, daß kein Beweis dafür vorl-age, daß ein Anschlag gegen daS New Dorker RathauS beabsichtigt gewesen sei. In einem Gange vor dem RathauS ist allerdings ein Paket mit vier Stangen Dynamit und einer angezündet gewesenen Zündschnur efunden worden. Man nimmt jedoch an, daß ein bei einem Tunnel- au beschäftigter Arbeiter das Dynamit gestohlen und dort versteckt habe. Ter Dynamitinspektor des Bureaus für Explosivstoffe hat die Ansicht geäußert, es handle sich nur um einen Bluff der italieni - schon„Schwarzen Hand" zur Einschüchterung der Polizei. Wenn wirklich eine Explosion stattgefunden hätte, so hätte der Schaden nach den örtlichen Verhältnissen nur gering sein können.
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